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1899
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ROBARTS
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GRAMMiVTTK
DER
ÄTHIOPISCHEN SPRACHE.
D^löG^
GRAMMATIK
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ÄTHIOPISCHEN SPIIACHE
VON
DR AUGUST DILLMANN
WEILAND OKI). PROFESSOR DER THEOLOGIE IN BERLIN.
ZWEITE VERBESSERTE UND VERMEHRTE AUFLAGE
VON
Dr. CARL BEZOLD
ORD. PROFESSOR DER ORIENTALISCHEN PHILOLOfilE IN HEIDELBERG.
ri)^!^
LEIPZIG
CHR. BCER.M:. TAXJCHNI^rZ
1899.
Das Recht der Uebersetziing in fremde Sprachen ist vorbehalten.
Die Verlagshandlung.
Akademische Buchdruckerei von P. Straub in München.
VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE.'
Da eine neue Bearbeitung der äthiopischen Grammatik längst
Bedürfnis war und, so viel mir bekannt wurde, keiner der dazu
befähigten älteren Gelehrten diese Lücke auszufüllen Miene machte,
so entsprach ich gerne einer Aufforderung, welche im Sommer 1855
von Seiten der Verlagsbuchhandlung an mich gerichtet wurde, zur
Uebernahme dieses ebenso mühevollen als lohnenden Geschäftes.
Zwar war ich mir bewusst, dass, wenn erst eine grössere Anzahl
von Texten genau festgestellt und durchforscht, auch die Ent-
zifferung der himjarischen Denkmäler weiter fortgeschritten sein
würde, manche Einzelheiten sich noch sicherer und vollständiger
erkennen lassen würden ; aber da die Lösung dieser Aufgaben noch
in weiter Ferne liegt, so glaubte ich darauf nicht warten zu dürfen;
und ein reiches Feld, zum Schneiden und Einsammeln reif, lag
auch so schon vor.
Durch meinen Vertrag mit dem Verleger war mir Arbeits-
zeit und Umfang des Buches etwas knapp zugemessen; gleichwohl
habe ich mich bestrebt, innerhalb der gegebenen Schranken den
Anforderungen unserer fortgeschrittenen Sprachwissenschaft an eine
grammatische Arbeit so viel möglich Genüge zu thun. Der Stoff
der Sprache wurde in allen seinen Teilen und nach jeder Seite
hin neu durchgearbeitet; viele neue Beobachtungen, von denen
LliDOLF noch keine Ahnung hatte, haben sich dabei ergeben, wie
das jeder einzelne Abschnitt des Buches ausweisen wird. In der
Erklärung der Spracherscheinungen und Einreihung derselben in
1 Nur am Schluss verkürzt. — Die erste Auflage war Heinrich Ewald
(t 4. Mai 1875) gewidmet.
VI Vorwort.
das System war ich noch mehr auf die eigene Forschung an-
gewiesen, da hier die Vorarbeiten noch viel spärlicher waren.
Hievon ist nun freilich manches Sache der sonstigen grammatischen
Theorie, sodass Andere, die sich zu einer andern Theorie bekennen,
eine andere Erklärung versuchen werden; manches (wie z. B. in
der Lehre von der Aussprache und Betonung) muss wohl auf immer
ungewiss und dunkel bleiben, weil die geschichtlichen Nachrichten,
die allein entscheiden könnten, fehlen ; manches auch musste, weil
der Raum eine Erörterung nicht erlaubte, ohne nähere Begründung
hingestellt werden. In den genannten Beziehungen kann es mir
darum nur erwünscht sein, wenn andere Gelehrte ihr Schweigen
jetzt brechen und solche schwierigeren oder noch dunkleren Fragen
zum Gegenstande einer Erörterung machen wollen. Die Wissen-
schaft, welcher allein auch mit diesem Buche gedient werden sollte,
wird dadurch nur gewinnen. Die Ueberzeugung aber wird sich,
hoffe ich, jedem, der mein Buch durchliest, aufdrängen, dass
die so lange vernachlässigte äthiopische Grammatik denen der an-
dern semitischen Sprachen ebensoviel Licht bringt, als sie von
ihnen empfängt.
Einer Rechtfertigung bedarf vielleicht die Weitläufigkeit, mit
welcher in der Lautlehre die Lautübergänge zwischen äthiopischen
und andern semitischen Wurzeln an Beispielen nachzuweisen ver-
sucht wurden. Ich weiss aus Erfahrung, wie fremdartig einen,
der von den andern semitischen Sprachen an das Aethiopische
herankommt, eine Menge Ausdrücke und Wurzeln anmuten; darum
wollte ich durch Besprechung mancher Etymologien und durch
Zergliederung der Lautveränderungen, welche dieser Erscheinung
zu Grund liegen, einer besseren Einsicht den Weg bahnen. Vieles
freilich ist hier vorerst nur Sache der Vermutung und wird es so
lange bleiben, bis der dialektische Lautwechsel von den semitischen
Sprachforschern genauer untersucht und auf feste Gesetze zurück-
geführt sein wird; aber selbst die Gefahr, im einzelnen hie
und da fehlzugreifen , konnte mich nicht abhalten , die Sache
anzufassen.
In der Satzlehre musste ich mich, da der Raum schon über-
schritten war, etwas kürzer fassen und konnte deswegen nur das
im Aethiopischen eigentümliche und merkwürdige noch eingehender
behandeln, das schon aus den andern Sprachen bekanntere aber
Vorwort. VII
nur berühren. Für die Anordnung der Satzlehre habe ich mich
fast ganz an die Ordnung der EwALD'schen hebräischen Sprach-
lehre, die mir die richtigste und passendste schien, angeschlossen.
Im ganzen macht dieser Teil, für welchen LuDOLF fast gar nichts
vorgearbeitet hatte, nur den Anspruch eines ersten Entwurfs, der
durch fernere Studien noch mehrfach ergänzt werden wird. Einzelne
Abschnittchen hätte ich gerne später anders gestellt, wenn das
iVIanuscript noch in meinen Händen gewesen wäre. — Auch die §§
sind an Umfang etwas ungleich ausgefallen : wegen der beständigen
Verweisungen auf vorwärts und rückwärts konnte aber hier nicht
leicht mehr eine Aenderung gemacht werden.
Die Belegstellen habe ich, so viel es möglich war, aus der
gedruckten Bibel genommen und dabei das Neue Testament nach
Platt's, die Psalmen nach Ludolf's, 4 Esra nach Laurence's, den
Octateuch und das Buch Henoch nach meiner Ausgabe zu Grund
gelegt. An handschriftlichen Quellen werden hie und da die andern
biblischen Bücher, ferner das Buch der Jubiläen, Vita Adami,
Liturgiae, Organon, Hymnologien der britischen Bibelgesellschaft,
abessinische Chroniken und Ssalöta Reqet angeführt.
Dass ich das Buch deutsch geschrieben habe, wird hoffentlich
jeder Deutsche billigen, jeder Ausländer aber gefälligst ent-
schuldigen : eine Grammatik lateinisch zu schreiben ist hemmend
und beengend, eine solche zu lesen ist Pein.
Ein Sach- und W^ortregister beizugeben schien mir an sich
nicht nötig, war aber auch durch die schon geschehene Ueber-
schreitung des vereinbarten Buchumfangs verboten.
Kiel, den 15. April 1857.
Der Verfasser.
VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE.
Das ehrenvolle Anerbieten, eine zv^eite Auflage des vor-
liegenden Werkes zu veranstalten, wurde mir nach vorherge-
gangener Vereinbarung mit den Erben des Verfassers von der
Verlagsbuchhandlung auf eine Anregung des Herrn Professor
NöLDEKE hin zu teil. Ein langjähriger Wunsch des uns ent-
rissenen Verfassers sollte damit erfüllt v^erden. Dillmann hatte
zum Zwecke einer Neubearbeitung seiner Grammatih in seinem
durchschossenen Handexemplar des Buches eine Fülle von Notizen
gesammelt und diese Sammlung bis kurz vor seinem Tode fort-
geführt. Damit war die Grundlage zur vorliegenden Ausgabe
geschaffen, die — auf den besonderen Wunsch der Erben —
im Ganzen eine Wiederholung des ursprünglichen Werkes
mit den sehr zahlreichen Zusätzen und den verhältnismässig wenigen
Berichtigungen des Verfassers bildet.
Durch die so gegebene Beschränkung in der Neubearbeitung
meinerseits ist der ursprüngliche Charakter des Werkes durchaus
gewahrt geblieben. Andererseits wurde es dadurch freilich auch
dem Neubearbeiter unmöglich, an einzelnen Stellen durchgreifende
Aenderungen vorzunehmen. DiLLMANN selbst würde zweifellos,
wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, eine viel stärkere Um- oder
ordentliche Neubearbeitung des Buches vorgenommen haben. Ab-
gesehn von kleinen stilistischen Aenderungen und stillschweigenden
Verbesserungen offenbarer Druckfehler habe ich nur Versehn be-
richtigt, die durch Thatsachen als solche erwiesen sind und heut-
zutage sicher auch von DiLLMANN anerkannt würden; die ganze
Verantwortung und das ganze Verdienst bleibt also auch bei
dieser zweiten Auflage dem Verfasser. Die von mir gegebenen
Verbesserungen des ursprünglichen Werkes sowie einige neu
Vorwüil. IX
hinzugefügte Litteraturangaben sind durch eckige Klammern ge-
kennzeichnet.
Grössere Freiheit glaubte ich mir in der Benützung der hand-
schriftliclien Zusätze des Verfassers nehmen zu dürfen. Nament-
lich sind statt der häufig wiederkehrenden längeren Auszüge aus
neueren Schriften, die DiLLMANN offenbar zur eigenen raschen
Orientirung in sein Handexemplar eingetragen hat, nur die Ver-
weisungen auf die betreffenden Werke gegeben worden , und
anderes, besonders alles, was über den Rahmen einer äthiopischen
Grammatik hinauszugehn schien, blieb unberücksichtigt. Dagegen
habe ich durchaus im Sinne des Verfassers zu handeln geglaubt,
wenn ich die von ihm häufig sehr kurz, in vielen Fällen nur mit
einem einzigen äthiopischen Wort angedeuteten Beispiele näher
auszuführen, zu belegen und dem Ganzen anzupassen suchte, eine
Arbeit, die durch Dillmann's Lexicon linguae Aethiopicae er-
leichtert, ja in vielen Fällen erst ermöglicht wurde. Gelegentlich
habe ich der Kürze halber statt einer längeren Reihe von Beleg-
stellen auf das Lexicon selbst verwiesen.
Die jetzt antiquirte zweite Tafel der ersten Auflage mit
den „älteren Formen der äthiopischen Schrift" ist aus verschiedenen
Gründen beseitigt worden.
Eine kleine Anzahl von mit „Nöldeke" gezeichneten Zusätzen
ist bei der Leetüre der Druckbogen entstanden, die Herr Professor
NöLDEKE auf meine Bitte auf die aus Dillmann's Handexemplar
stammenden Erweiterungen der neuen Auflage hin durchgesehn
hat. Selbstverständlich trägt damit der genannte Gelehrte in
keiner Weise irgend eine Verantwortung für meine Arbeit. Je-
doch haben, nächst dem redlichen Streben, das Werk eines treu-
verehrten Verstorbenen nach besten Kräften wiederzugeben, sein
reges Interesse für dieses Werk und sein dauernder Beistand mit
Rat und That mir allein den Mut gegeben, die Arbeit zu unter-
nehmen und zu Ende zu führen; möge er dafür auch an dieser
Stelle herzlichen Dank freundlich entgegennehmen !
Lugano, am 25. April 1899.
C. Bezold.
Inhaltsübersicht.
EINLEITUNG.
Feite
Von der äthiopischen Sprache überhaupt. §>; 1 — G 1
ERSTER TEIL.
Schrifi- und Lautlehre.
•
ERSTER ABSCHNITT.
Die Lehre vou der Schrift. §§ 7 — 16.
Consonautenschrift 15
Vocalschrift 23
Interpunctions- und Zahl-Zeichen 29
ZWEITER ABSCHNITT.
Lautlehre. §§ 17 — 00.
I. Die Laute der Sprache.
1. Die Vocale 31
2. Die Consonanten 38
IL Das Zusammentreffen der Laute in der Silbe und im Wort.
Allgemeine Silbengesetze 61
Veränderung der Laute in Folge der allgemeinen Silbengesetze
oder ihres Zusammentreffens mit andeni Lauten.
1. Die Vocale 64
2. Die Consonanten 92
m. Das Wort und der Wortton 99
ZWEITER TEIL.
Die Bildungslehre.
A. Die Wurzeln, ihre Arten und ihre Gestalt. §§ 61—73.
1. Interjectionen 103
2. Pronominal-Wurzeln 104
XII Inhalt.
3. Begriffswurzeln. Seite
Allgemeines 110
Dreiradicalige Wurzeln 113
Mehrlautige Wurzeln 118
B. Die Wortbildung. §§ 74—171.
ERSTE ABTEILUNG.
Die Verbalbildung.
I. Die Stammbildung der Verba. §§ 75 — 87.
1. Dreiradicalige Wurzeln 128
2. Mehrlautige Wurzeln 145
II. Die Bildung der Tempora und Modi. §§ 88 — 100.
Allgemeines 150
Dreiradicalige Wurzeln 159
Mehrlautige Wurzeln 177
III. Die Bildung der Personen, Genera und Numeri. §§ 101 — 103 . 180
ZWEITE ABTEILUNG.
Die Nominalbildung.
A. Die Bildung der Nomina im engeren Sinne.
I. Die Stammbildung der Nomina. §§ 104 — 125.
1. Einfache Nominalstämme 193
2. Durch Verdopplung von Wurzellauten oder von abgeleiteten
Verbalstämmen und mehrlautigen Wurzeln gebildete No-
minalstämme 207
3. Nominalstämme äusserer Bildung . 214
Participien und Infinitive 234
II. Die Bildung der Genera und Numeri. §§ 126 — 141.
1. Die Genera der Nominalstämme 242
Bildung der v^eiblichen Nominalstämme 244
2. Die Numeri der Nominalstämme 255
Gegensatz des Massenworts und Einzelworts .... 256
Gegensatz des Singular und Plural 257
a) Die äussere Pluralbildung 259
h) Die innere Pluralbildung 267
c) Plurale von Pluralen 279
III. Die Bildung der Casus. §§ 142—145.
Nominativ und Vocativ 282
Accusativ 285
Genitiv und Status constructus 288
Inhalt. XIII
\l. Pronomina nnd Numeralia. Seite
I. Pronomina. §§ 146 — 156.
1. Pronomina tlemonstrativa 292
2. Pronomina relativa und interrogativa 295
3. Pronomina personalia 299
Die Accnsativ- und Genitivbildung der persönlichen Für-
wörter 301
Die Anhängung der Verbalsuffixa 306
Die Anhängung der Nominalsuffixa 312
II. Pronominalia. § 157 319
III. Numeralia. §§ 158, 159 322
DRITTE ABTEILUNG.
Die Bildung der Verhältniswörter.
I. Adverbien. §§ 160—163.
1 . Von Pronominalv^^urzeln abgeleitete Adverbien .... 332
2. Von BegrifFswörtern abgeleitete Adverbien 339
II. Präpositionen. §§ 164—167 343
Anhängung der Suffixa an die Präpositionen 358
III. Conjunctionen. §§ 168—171 362
DRITTER TEIL.
Syntax.
A. Die Hauptwortgruppen des Satzes.
I. Die Umschreibung des Artikels. §§ 172, 173 375
IL Rection des Verbums. §§ 174—183.
1. Nomina und Pronomina in Unterordnung unter das
Verbum 380
a) Objectsausdruck durch den Accusativ 380
h) Unterordnung der Nomina und Pronomina durch
Präpositionen 393
2. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbum . . . 396
III. Verbindung der Nomina untereinander. §§ 184—191.
1. Die Unterordnung der Nomina.
a) Das Genitivverhältnis 406
b) Die Unterordnung durch den Accusativ oder durch
Präpositionen 416
2. Die Beiordnung der Nomina 420
Anhang: Verbindung der Numeralia und Nomina .... 429
B. Der Bau des einfachen Satzes. §§ 192—196.
1. Das Subject 432
2. Das Prädicat 437
3. Die Verbindung von Subject und Prädicat 438
XIV Inhalt.
C. Besondere Arien von Sätzen. §§ 197—206. g^j^^
1. Negativ-, Frage- und Ausrufe-Sätze 448
2. Angelehnte Sätze.
a) Copulativsätze 459
b) Attributive Relativsätze 464
c) Conjunctionale Relativsätze 472
3. Reciproke Sätze und Worte.
(i) Conditionalsätze 480
h) Wechselsätze und Wechselwörter 487
Tafeln.
Tafel
Schrifttafel des äthiopischen Alphabets I
Uebersicht über die Bildung der Verba II— V
Uebersicht über die Bildung der Pronomina VI
Uebersicht über die Anhängung der Verbalsuffixa VII
Uebersicht über die Genus- und Numerusbildung der Nominal-
stämme VIII— IX
Berichtigungen .
S. 16, Z. 18 1.: Nahäs.
S. 16, Z. 28 1.: Harm.
S. 160, Z. 41 1.: GGA.
S. 331, Zz. 31. 39. 40 bis und S. 332, Z. 9 1.: g.
S. 422, Z. 24 1 : OOß'i'' 1i^'9^''
EINLEITUNGI.
Von der äthiopischen Sprache überhaupt.
In dem grossen abessinischen Reiche, das mit seinen Anfängen
in ziemlich frühe, aber vorerst nicht genauer bestimmbare Zeiten
ziirückragt, sofort nach seiner Bekehrung zum Christentum im
dritten bis in's siebente Jahrhundert mehr und mehr auch in das
Licht der Geschichte eintrat und von da an durch das ganze Mittel-
alter hindurch bis zum Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts eine
bedeutende Stellung unter den angrenzenden Völkern Africa's und
Arabiens einnahm, blühte einst die gewöhnlich sogenannte äthio-
pische Sprache, deren Beschreibung dieses Buch gewidmet ist. Ur-
sprünglich nur eine der mannigfaltigen Mundarten, in welche die
arabisch - africanische Abzweigung der semitischen Zunge zerfiel,
aber der edelsten eine unter ihnen, errang sie durch den Stamm,
welcher sie redete, von dem Lande Tigre und dessen Hauptstadt
Axum aus, zugleich mit der Ausbildung des Reichs auch ihre
Stellung als Hauptsprache des Reichs , neben welcher die Mund-
arten anderer Stämme des Reichs nur als Volkssprachen fortlebten,
und wurde durch die in ihr rasch sich entwickelnden zahlreichen
Schriften, meist christlichen Inhalts, mit dem Leben der Kirche
und der ganzen Bildung des Volkes auf's innigste verknüpft. Sie
behauptete sich in dieser ihrer Stellung, so lange der Schwerpunkt
des Reichs in Tigre und Axum blieb. Als die südwestlichen Pro-
vinzen mehr an Bedeutunof gewannen und der Regierungssitz in
die Gegenden südlich vom Takazze, gegen den Sana-See hin, ver-
legt wurde, kam zwar bereits eine andere Mundart, das Amhari-
D i 1 1 m a u u , Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 1
1
2 § 1. Von der äthiopisclien Sprache überhaupt.
sclie, als Umgangssprache des Hofes und der Beamten des Reichs
in Aufnahme, aber als die Schriftsprache des Reichs, in welcher
alle Bücher und auch die amtlichen Ausfertigungen geschrieben
wurden, behielt das Aethiopische auch jetzt noch immer seine volle
Bedeutung, und die drei Jahrhunderte dieses Zeitraums können
sogar als die zweite Blütezeit der äthiopischen Sprache und Lite-
ratur betrachtet werden. Erst mit dem Eindringen der Galla-Völker
seit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts und der dadurch her-
beigeführten Erschütterung und Auflösung des ganzen Reichs erhielt
auch sie ihren Todesstoss. Das Reich wurde zerstückelt, die ein-
zelnen Glieder lösten sich vom Ganzen ab, die Bildung machte
einer schnellen Verwilderung Platz, das Christentum wurde vom
Islam bedrängt, zum Teil verdrängt, und entartete innerlich vol-
lends zu einem blossen Zerrbild christlichen Wesens. Mit der Macht,
Bildung und Literatur dieser Länder starb auch die altehrwürdige
Sprache aus; sie blieb freilich die heilige Sprache und Kirchen-
sprache bis auf den heutigen Tag, auch wurden noch bis in das
vorige Jahrhundert hinein Bücher, zumal die Landeschroniken, in
ihr abgefasst, aber sie wurde doch nur noch von den gelehrteren
Priestern und einigen edleren Männern verstanden, und auch diese
schrieben schon lieber amharisch; jetzt sind wohl selbst unter den
Priestern nur noch wenige zu finden, die ein dürftiges Verständnis
der äthiopischen Sprache besitzen.'^
Die Mundarten der einzelnen Stämme und Provinzen, die
meisten zwar semitischen Ursprungs, aber mit Bestandteilen an-
grenzender africanischer Sprachen stark gemischt, wuchern jetzt
dort in bunter Mannigfaltigkeit und üppiger Fülle: die weiteste
Verbreitung hat unter ihnen das Amharische*, das, in sehr man-
nigfaltigen Gestaltungen, in Schoa sowie in dem ganzen zwischen
Takazze und Abawi liegenden Gebiete gesprochen oder wenigstens
1 Zur äthiopischen Bibhographie vgl.: G. Fumagalli, Bihliografia
Etiopica, Catalogo descrittioo e ragionato degli scritti piihhlicati dalla in-
venzione della stampa fmo a tutto ü 1891 intorno alla Etiopia e regioni
liviitrofe, Milano 1893 [und L. Goldschmidt, Bibliotheca Äethiopica. voll-
staendiges Verzeichnis und ausfuehrliche beschreibung saemmtlicher Aethiopi-
scher drucJaverke, Leipzig 1893 sowie auch die ^Litteratura Äethiopica" in
Praetorius' Aethiopische Grammatik, Berlin 1886, p. 21 flf.].
2 Durch Isenberg's Dictionary of the Amharic language, London 1841
und Grammar of the Amharic language, London 1842 für uns Europäer
genauer bekannt gemacht. [S. jetzt auch Pkaetouius, Die Amharische
Sprache, Halle 1879; Guidi, Grammatica elementare della lingua amarina,
Roma 1889, und iVArbadie, Dictionnaire de la langue Amarinna, Paris 1881.]
§§ 1. 2. Von der äthiopischen Sprache überhaupt. 3
verstanden wird, wogegen die im Lande Tigre geredete Sprache
noch die meiste Aehnlichkeit mit dem Aethiopischen bewahrt hat.
Der Name äthiopische Sprache, den die alte Reichssprache
Abessiniens jetzt bei uns gewöhnKch führt, leitet sich von der
classischen Benennung der Bewohner dieser Länderstriche ab und
ist aus dem Griechischen auch zu den Abessiniern selbst über-
gegangen, welche daher ihr Reich h/['?*fcf' und die Reichs-
sprache A^V ' hj\*?'kf ' benannten. Der ursprüngliche einhei-
mische Name für das Volk und weiterhin für seine Sprache ist
aber ^lÖH'j eigentlich Wanderung^ dann als Volksname so viel
als die Gewanderten, Freien^ demnach A^V ' löli ' die Sprache
der Freien. ^
Seinem Ursprünge und Wesen nach ist das Aethiopische eine § 2
rein semitische Sprache, durch Einwanderer aus Jemen nach
Abessinien verpflanzt. In seinen Lauten und Lautgesetzen, in seinen
Wurzeln, Bildungsmitteln und Wortformen, in allem, was man
zum Bau und Wesen einer Sprache rechnet, trägt es durchaus ein
echtes und unverdorben erhaltenes semitisches Gepräge.* Seine
sämmtlichen Wurzeln lassen sich in den andern semitischen Sprachen,
zumal im Arabischen, wenn auch oft sehr abweichend gestaltet
oder nur noch in Trümmern erhalten, wieder nachweisen. Aus
den einheimischen Sprachen dieser africanischen Länder hat es
kaum einige wenige Pflanzen- und Thiernamen aufgenommen, wo-
creoren die Monatsnamen, von denen noch LuDOLF eine ähnliche
Abstammung vermutete, entschieden semitischen LTrsprungs zu sein
scheinen. Von den Griechen sodann, mit denen die Abessinier
schon in vorchristlichen Zeiten in Verkehr standen und bis zur
muhammedanischen Unterjochung Aegyptens in fortwährendem Ver-
kehr blieben , hat das Geez-Volk zwar für so äusserliche Dinge
wie die Schrift einzelnes gelernt und manche Namen und Kunst-
ausdrücke, die in Fleisch und Blut der Sprache übergegangen sind,
entlehnt , ähnlich wie darin auch manche rein aramäische oder
arabische Wörter schon frühe durch den Verkehr mit Arabern,
Juden und Aramäern eingebürgert wurden; aber alles dies geht
nicht über das gewöhnliche Maass von Entlehnung hinaus, wie es
sich auch in andern sonst rein erhaltenen Sprachen findet, und vor
einem so massenhaften Einströmen fremder Sprachteile, wie wir
^ S. LiTDoi.rr, Historia ÄetMopica, lib. T, cap. 1, 4 und cap. 15, 3.
2 Harn i tische Bestandteile im äthiopischen Lexicon sucht Praetorius
nachzuweisen: ZDMG XLIII, S. 317 ff.
1*
4 §§ 2. 3. Von der äthiopischen Sprache überhaupt.
es im Syrischen sehen, wurde das Aethiopische von Anfang an be-
wahrt durch einen grösseren Reichtum des Wortschatzes und durch
eine langezeit rege Bildungsfähigkeit der Sprache, die für Begriffe
aller Art, auch die abstractesten, den entsprechenden äthiopischen
Ausdruck noch zu schaffen vermochte. Dagegen hielt sich die
Sprache in ihrem Bau auch von griechischen Einflüssen durchaus
rein. Selbst von ihrem Satzbau, der durch seine Geschmeidigkeit,
Mannigfaltigkeit und bewundernswerte Fähigkeit, längere Redeteile
einander unterzuordnen und einzuordnen, dem giiechischen so auf-
fallend ähnlich ist, ergibt sich bei näherer Untersuchung, dass er
nur auf einer sehr reichen Entfaltung und geschickten Handhabung
ursprünglicher semitischer Sprachmittel und Bildungstriebe beruht.
Dabei kann man immerhin zugeben, dass diese eigentümliche An-
lage der äthiopischen Sprache für grossartigere Satzbildung und
freiere Wortstellung durch die stete Beschäftigung ihrer Schrift-
steller mit griechischen ^ Schriften gestärkt und zu mannigfaltigerer
Entwicklung ihrer einzelnen Triebe angeregt wurde.
§ 3 Unter den semitischen Sprachen selbst hat das Aethiopische
seine meisten verwandtschaftlichen Beziehungen zum Arabischen*,
wie sich das bei der Abstammung der abessinischen Semiten aus
Südarabien und bei dem regen Verkehr, in dem sie noch lange
mit diesem blieben, auch nicht anders erwarten lässt. Zeichen,
durch welche sich diese Verwandtschaft leicht und deutlich verrät,
sind z. B. im Lautsystem die Spaltung des altsemitischen PI und 2i
in je zwei Laute, in der Wort- und Formbildung die Häufigkeit
auslautender kurzer Vocale, die mannigfaltigere Stammbildung im
Verbum und die reichere Entwicklung vier- und mehrlautiger
Wurzeln, die innere Plural- oder Collectiv-Bildung im Nomen, die
regelmässige Unterscheidung eines Accusativs, sowie die des Indi-
cativs und Subjunctivs vom Imperfectum, die Fähigkeit, zwei Pro-
nominalsuffixe an ein Verbum zu hängen, und eine Menge anderer
mehr vereinzelter und untergeordneter Spracherscheinungen; im
Wortschatze eine unverkennbare Menge von Wurzeln, die nur im
Arabischen entwickelt oder erhalten sind, nicht in den nördlicheren
Sprachen.
Lidessen ist das Aethiopische doch wieder weit davon ent-
fernt, eine blosse Mundart des Arabischen zu sein, zumal wenn
^ S. aber Praetorius, Tigriha, S. 2, Anm.
2 S. dagecren Haupt, J. Am. Or. Soc, Vol, XIII, p. CCLII ff. , nach
dessen Ansicht das Aethiopische unter allen semitischen Sprachen dem As-
syrischen am nächsten steht.
i? 3. Von der äthiopischen Sprache überhaupt. ^
wir darunter das gewöhnliche Schriftarabisch oder Mittelarabisch
verstehen. Schon in seinem Wortvorrat stellt sich das Aethiopi-
sche gegen das Mittelarabische sehr eigentümlich dadurch, dass
es grade für die häufigsten Begriffe und Gegenstände des ge-
meinen Lebens ganz andere Wörter und Wurzeln im gewöhn-
lichen Gebrauch hat^ als das Arabische und umgekehrt die im
Arabischen gewöhnlichen im Aethiopischen nur noch zerstreut in
einzelnen Spuren erhalten sind. Ebenso sind mit Ausnahme einiger
weniger allgemein semitischer die meisten Präpositionen und Con-
junctionen ganz verschieden. Im Sylbenbau hat es sich noch nicht
zu dem grossen Vocah'eichtum des Arabischen entfaltet, oder da-
von wieder eingebüsst und nähert sich in dieser Hinsicht mehr
dem Hebräischen. In den Wurzeln hat es allen andern semiti-
schen Sprachen gegenüber sehr starke Lautwechsel und Lautver-
setzungen und steht unter jenen ganz einzig und eigentümlich da
durch die Entwicklung der w-haltigen Kehl- und Gaumenlaute,
Den üppigen Formenreichtum des Arabischen hat das Aethiopische
nie erreicht, obgleich gewiss ist, dass es in einer altern Zeit noch
mehr Formen hatte; namentlich fehlen ihm vollständig die Dimi-
nutiv-, die Elativbildung und der Modus emphaticus.* Auch ging
es in der Imperfectbildung , sowie in der Casusbildung (mit Aus-
nahme des Accusativs) einen vom Arabischen verschiedenen Weg.
In der Empfindlichkeit der Vocale für die Aussprache eines Hauch-
lautes^ stellt es sich mehr dem Hebräischen als dem Arabischen
zur Seite; in der Entwicklung der schwachen Wurzeln zu starken
ist es weiter gegangen als die übrigen semitischen Sprachen; in
der Verbalstammbildung hat es einige Richtungen noch consequenter
entfaltet als selbst das Arabische. In noch andern Dingen* end-
1 Man vergleiche die Wörter für: Gott, Mensch, Mann, Weih, Leih,
Gesicht, Erde, Land, Stadt, König, Thier, Sonne, Mond, Tag, Berg, Thal,
gut, schlecht, gross. Mein, viel, reich, arm, ührig ; ferner für: gehen, gelangen,
zurücM ehren, folgen, schichen, verlassen, fallen, sich setzen, wohnen, fliehen,
tragen, wollen, rufen, hefehlen, schreiben, suchen, vollenden, finden, loieder-
holen, siegen, sagen, erzählen, handeln, sich freuen, liehen, hrennen, hauenu.s.f.
2 Nach D. H, Müller, Epigraphische Denlcmäler aus Äbessinien, Wien
1894, S. 72 sind diese Verhältnisse aus dem Einflüsse der hamitischen Spra-
chen auf das Aethiopische zu erklären.
3 Vgl. König, Neue Studien iiher Schrift, Aussprache und allgemeine
Formenlehre des Äthiopischen, Leipzig 1877, S. 137.
* Dazu rechnet König a. a. 0. S. 87 f. die Imperfectform J&^*7Cj die
Endungen J|, ^, \\* im Yerbum und die Femininbildung der Adjectiva wie
rh-^ft, tMl\\ vgl. unten, §§92, 129, 135.
6 §8. Von der äthiopischen Sprache überhaupt.
lieh hat es sich auf einer altertümlicheren Stufe erhalten als die
übrigen semitischen Sprachen: der Artikel fehlt, und im Gebiet
der Pronomina hat das Aethiopische eine ürsprünglichkeit und
einen Reichtum bewahrt, dem es die andern nicht gleichtun können.
Es hat eine Menge von pronominalen Wörtchen, von denen im
Arabischen keine Spur mehr vorhanden ist, und in Ausbildung
von enklitischen Wörtern hat es einen ursprünglichen semitischen
Trieb mit einer Consequenz entfaltet, die sich sonst nirgends findet.
Im Satzbau und in der Construction hat es Mittel und Wendungen
zu vielseitiger Anwendung gebracht, die im Arabischen längst auf-
gegeben, aber noch im Hebräischen als ursemitisch angedeutet sind.
In der Behandlung des Geschlechts der Nomina versetzt es uns
gleichsam noch ganz in den Urzustand der Sprache, wo die Fest-
stellung des Geschlechts erst im Werden begriffen ist und Alles
schwankt; es hat auch in seiner spätesten Zeit in diesem Punkt
keine Festigkeit gew^onnen.
Und endlich auch im Wortschatz treffen wir viele Ausdrücke,
die im Arabischen, wenigstens in der betreffenden Bedeutung, ver-
loren gingen, aber doch ursprünglich semitisches Gemeingut waren. ^
Alles dies führt uns zu dem Schluss, dass das Aethiopische
nach seiner Abtrennung vom Nordsemitischen zwar allerdings noch
eine Zeit lang mit dem Arabischen gemeinsame Wege ging, sich
aber doch von diesem schon sehr frühe und zwar zu einer Zeit
trennte, da das Arabische noch nicht zu seiner jetzigen üppigen
Formenfülle, aber auch noch nicht zu seiner festgeregelten, unbeug-
samen, starren Monotonie gelangt war. Das Aethiopische rettete
darum noch vieles Altsemitische, was das Arabische verloren gehen
liess, und bildete manches ganz anders aus als dieses. Den besten
Teil seiner Sprachkraft aber verwandte es seit seiner Abtrennung
von den übrigen semitischen Sprachen auf die Ausbildung einer
der Mannigfaltigkeit möglicher Denk- und Redeweise entsprechen-
den Mannigfaltigkeit in der Verbindung und Stellung der Worte
D*np, /,fi,ö'' [^-^^1 ycn, ^^T^'-l^: pnp, ^-^Al^: b)ür\, </»'>fr-l-.'
HDD, afio t:, hftM-- T^*N> O^V-- Dr^n, rthn= 22\:\ 'WA--
* • ' V V TT — T
^M' nn9 ij^, riiP'f': r>)j ^13 u. m. a.
§ 4. Von ilcr äthiopischen Sprache überhaupt. 7
des Satzes und auf die Entwicklung des die feineren Beziehungen
und Denkverhältnisse hauptsäclilich tragenden pronominalen Teiles
der Sprach wurzeln.
Mit der in manchen Beziehungen wirklich auffallenden Alter- § 4
tum lieh keit des Aethiopischen steht nun aber in einem Gegensatz
eine grosse Zahl entschieden späterer Bildungs- und Aus-
drucksweisen, worin wir es mit weitentwickelten Sprachen, wie
dem Aramäischen, zusammentreffen sehn.
Wir legen hier kein besonderes Gewicht auf die Verweich-
lichung in der Aussprache einzelner semitischer Laute, namentlich
der Haucli- und Zischlaute, sofern diese doch erst im Verlaufe des
Mittelalters so stark überhand genommen zu haben scheint und
eine Erscheinung ist, die sich zur gleichen Zeit auch in andern
semitischen Volkssprachen zeigt, am weitesten aber im Amharischen
gediehen ist. Wohl aber gehört hierher, dass das Aethiophische
viele alte Formen und innere Bildungen, die es einst gehabt haben
muss, aufgegeben oder durch äussere Bildungen ersetzt hat, sowie
dass es auch neben den alten Formen und Bildungen, die es bei-
behielt, noch einige neue und mehr äusserliche in Aufnahme kommen
liess, hauptsächlich zu dem Zweck, dadurch eine grössere Frei-
heit des Satzbaus zu erzielen. Ganz aufgegeben hat es den Dual
im Verbum und Nomen, wie das Aramäische. Für die Bildung
der Nomina und inneren Plurale hat es offenbar einst mehr For-
men gehabt, aber vermöge einer gewissen Sparsamkeit des Haus-
halts, die sich auch sonst vielfach bemerklich macht, hat es da-
von viele als unnötig über Bord geworfen : sogar beim Verbum
zeigt sich diese Sparsamkeit darin, dass nur von wenigen Verben
mehr als vier Stämme im Gebrauche sind, von den meisten aber
nicht einmal so viele. Eine eigene Passivbildung findet sich nicht
mehr; das Reflexivum muss das mangelnde Passiv ersetzen, wie im
Syrischen. Das active Participium wenigstens vom einfachen Stamm
ist fast ganz verloren; von den abgeleiteten Stämmen ist es zwar
häufiger, aber doch nicht regelmässig gebildet, sehr oft auch noch
um eine äussere Adjectiv-Endung vermehrt: im Grossen und Ganzen
ist das Particip teils durch Umschreibung mit Conjunctionen, teils
durch andere Sprachmittel ersetzt. Die einfache Adjectivbildung
ist sehr stark in Abnahme begriffen. Dagegen hat die äussere
Wortbildung durch Vor- und Nachsätze und die Bildung abge-
leiteter Substantiva und Adjectiva an Boden gewonnen. Das Aethio-
pische, wie wir es kennen, hat die Kraft, von allen möglichen
Noraina durch äussere Nachsätze Adjectiva zu bilden , durch En-
o §§ 4. 5. Von der äthiopisclien Sprache überhaupt.
düngen viele Abstracta abzuleiten, Collectiva durch äussere Plural-
endungen zu Massenwörtern zu steigern; es leitet sehr häufig von
Nomina, auch wenn sie durch äussere Vermehrung gebildet sind,
unter Beibehaltung dieser Bildungszusätze neue Verba ab und hat
auch im Infinitiv die äussere Bildung schon stark einreissen lassen.
Für den Ausdruck des Genitiv- Verhältnisses hat es neben dem
alten Status constructus auch die Bezeichnung durch ein äusseres
Genitiv-Zeichen entwickelt, wie das Aramäische. Die Umschrei-
bung des Genitiv- und Accusativ-Verhältnisseb durch ein dem
regierenden Wort angehängtes Pronomen mit einer darauf bezüg-
lichen folgenden Präposition ist im Aethiopischen ebenso häufig
wie im Syrischen, dient aber zugleich meist zum Ersatz des Artikels.
Der Gebrauch eines dem Verbum angehängten Pronomens in der
Bedeutung eines Dativs ist schon sehr gewöhnlich geworden. Auch
hat neben der ursemitischen Art und Weise, die Wörter im Satze
zu verbinden, der Gebrauch der Präpositionen und Conjunctionen
für diesen Zweck reichliche Anwendung gefunden. Und um noch
einmal auf die Laute der Sprache zurückzukommen, so ist ja
auch das Verschwinden des kurzen i und u und das Zusammen-
schmelzen aller kurzen Vokale, ausser a, zu dem unbestimmtesten
und gleichgültigsten aller Vokale, dem kurzen e, eine zwar nicht
ursprüngliche, aber doch im Aethiopischen sehr alte Sprach-
erscheinung.
Es liegt somit hier viel Altes und Neues, zum Teil in sonder-
barer Mischung, beisammen: Dinge, die sich sonst auf die ver-
schiedenen Lebensalter einer Sprache oder auf ihre verschiedene
Mundarten verteilen, treffen wir im Aethiopischen neben einander
an. Wir können daraus schliessen, dass das Aethiopische, wie es
uns in den Schriften vorliegt, schon eine lange Entwicklungszeit
hinter sich hat , und dass das Volk , das es einst sprach , schon
frühe zu höherer Bildung gelangt ist. Auch muss das Volk, das
mit semitischen Sprachmitteln eine so schöne und grossartige Satz-
bildung erzeugt hat, mit starker Geistes- und Denkkraft ausgerüstet
gewesen sein.
§ 5 Sehr wünschenswert wäre es nun freilich für uns, wenn wir
die Sprache auch in dieser Zeit ihres Werdens noch genauer er-
kennen und durch ihre verschiedenen Entwicklungs-
stadien verfolgen könnten. Allein wie bei den meisten andern
Sprachen ist uns dies auch hier versagt. Die ältesten grösseren
Denkmäler, die wir vom Aethiopischen haben, nämlich die beiden
grossen axumitischen Inschriften, welche E. Rüppell bekannt ge-
i? 5. Voll der !itliio})isclien S[)raflu' ültci-luiiipt . 9
macht hat/ reichen wohl kaum bis an das Ende des fünften Jahr-
hunderts unserer Zeitrechnung zurück; andere kleinere Inschriften
von Axuni und andern Gegenden sind zwar sicher vorhanden, auch
in Reisewerken zum Teil schon erwähnt^ und ihren Schriftzügen
nach noch älter als jene; aber sie sind teils zu klein, teils zu
ungenau copiert, als dass wir viel daraus folgern könnten. End-
lich zeigen uns die minäo-sabäischen Denkmäler, welche in neue-
ster Zeit in grosser Menge aufgefunden wurden, trotz der Uni-
forniität der Schriftzüge, eine vom Aethiopischen stark abweichende
Sprache und liefern uns den Beweis, dass letzteres sich schon in
sehr früher Zeit von seinen südarabischen Schwestersprachen ge-
trennt hat. Es fehlen uns also die Mittel, den Zustand der
abessinischen Reichssprache in der Zeit vor der Bekehrung dieses
Reiches zum christlichen Glauben zu erkennen. Und nur aus zer-
streuten inneren Anzeichen, wie z. B. aus dem noch einigemal vor-
kommenden Suffix- Pronomen der 1. Pers. Sing, am Nomen i für
späteres (e)ja, aus dem in einigen Frage-Partikeln erhaltenen e
("•N*), oder verneinenden en (]^t^) und andern solchen Dingen können
wir schliessen, dass das Aethiopische in seiner ältesten Entwick-
lungsperiode mit dem Hebräischen noch viel nähere Verwandtschaft
hatte, als es uns nach der spätem Sprachgestaltung scheint, wes-
wegren wir uns auch nicht darüber wundern dürfen, dass bei der
Entzifferung der minäo-sabäischen Inschriften sich manche auf-
fällige Aehnlichkeiten dieser Mundart mit dem Hebräischen ergaben.
Im Ganzen steht das Aethiopische schon am Anfang des
letzten Jahrtausends seines Lebens als eine fertige und später nur
wenig veränderte Sprache vor uns. Die Hauptveränderungen, die
es innerhalb dieser Zeit erfahren hat, betreffen teils das Laut-
system , namentlich die Vocalaussprache , teils den Wortvorrat
und die Ueblichkeit oder das Veralten einzelner Wortformen. In
ersterer Beziehung behaupten wir, dass die Verweichlichung der
Aussprache mancher Consonanten erst in diesem Zeitraum so stark
und so allgemein geworden sein kann, dass manche Eigentümlich-
keiten des Verhältnisses der Hauchlaute zu den Vocalen erst spä-
1 In der Beilage zu seinem 1838-40 gedruckten Reisewerk; s. darüber
ZDMG VII, S. 338 ff. [S. jetzt D. H. Müller, Epigraphische Denlcmäler aus
Äbessinien, Wien 1894 = Denlcschr. d. Tc. Äkad. d. Wiss., iJhil.-hist. Classe
XLIII, III.J
2 S. die Reisewerke von Salt und Lord Valentia; eine der dort er-
wähnten Inschriften ist wieder veröffentlicht in Isenberg's Dictionary of the
Ämh. lang. p. 209.
10 §§5. 6. Von der äthiopischen Sprache überhaupt.
teren Ursprungs sind, und dass manche Wörter und Formen eine
ursprünglichere und vollere Vocalaussprache mit einer abgeblass-
teren vertauscht haben. Die Beweise dafür können wir zwar nicht
aus der Yergleichung der Inschriften mit der späteren Bücher-
sprache nehmen, weil diese Inschriften selbst nur mangelhafte und
zum Teil schwankende Vocalzeichen haben^ (§ 12 f.); aber die
ältesten Bücherhandschriften, die wir besitzen, vom 13. und 14.
Jahrhundert an, geben uns noch allerlei Beweismittel für jene
Sätze an die Hand, und wir können daraus folgern, dass, wenn
wir noch Handschriften aus den 6 — 7 früheren Jahrhunderten
fänden, diese uns noch reichlicher zuströmen würden. Was jedoch
im Einzelnen hieher gehört , kann erst in der Sprachlehre selbst
weiter erörtert werden.
Was aber den andern Punkt betrifft, so zeigt jede genauere
Untersuchung der alten und ältesten Texte und ihrer verschiedenen
Lesarten, dass viele früher noch gebräuchliche Formen und Wörter
oder Bedeutungen einzelner Wörter mit der Zeit ausser üebung
kamen und durch neue ersetzt wurden, namentlich auch dass in
den Zeiten lebhaften Verkehrs mit arabisch-redenden Völkern und
Stämmen oder in Büchern, die aus dem Arabischen übersetzt sind,
arabische Wörter, die in der Schriftsprache sonst nicht viel in Ge-
brauch, aber dem Volke wohl noch verständlich waren, wieder
reichlicher einströmten.*
§ 6 Für schriftstellerische Zwecke wurde die Sprache hauptsäch-
lich im Dienste der Religion und Kirche ausgebildet. Die in ihr
noch vorhandenen Schriften sind überwiegend kirchlicher Art. Die
Grundlage derselben bilden die Uebersetzungen der biblischen Bücher
des A. und N. Testaments im weitesten Umfange des Wortes,
denen sofort die Uebertragung oder auch selbständige Ausarbei-
tung einer Reihe von theologischen und liturgischen Schriften
^ [Durch die genauen Copien, die wir jetzt haben, wird jedoch diese
Ansicht nicht bestätigt: die aksumitischen Inschriften sind vollständig vo-
calisirt.]
^ In diesen beiden Beziehungen ist aber für die Erforschung des
Aethiopischen noch sehr wenig geschehn; Ludolf hat diese geschichtliche
Betrachtung der Sprache ganz ausser Acht gelassen und vieles altertümliche
und abweichende als blosse Abschreibefehler dargestellt; auch Tu. Platt
hat in seiner Ausgabe des N. T., die er für die englische Bibelgesellschaft
anfertigte, diesen Gesichtspunkt bei Seite gelassen. Ich selbst habe in meinen
bisherigen Textausgaben dieser Sache besondere Aufmerksamkeit gewidmet,
wie dort der Apparatus criticus zeigt, muss aber wünschen, dass auch An-
dere, die Texte herausgeben, dasselbe thun mögen.
i? C). Voll »k'i- iltliiopisclien Sprache überhaupt. 1 1
folgte; üliiie Frage sind auch alle einheimischen Schriftsteller in
ihrer Darstellungs- und Denkweise von den biblischen Mustern
mehr oder weniger abhängig geworden. Nach der muhammedani-
schen Eroberung Aegyptens, des Mutterlandes der abessinischen
Kirche, und nach der Ausbildung einer arabisch-christlichen Lite-
ratur daselbst waren es wieder diese arabischen Muster, von denen
sich die äthiopischen Schriftsteller beherrschen Hessen; die Sprache
kam damals für die Darstellung geschichtlicher, rechtlicher, chrono-
logischer und mathematischer Stoffe zu vielfacher Anwendung.
Viele selbstständige Werke verschiedenster Art wurden namentlich
in der letzten Blütezeit der Sprache und des Volkes, vom Jahre
1300 — IGOO, erzeugt; die bedeutendsten darunter sind unstreitig
die grossen einheimischen Chroniken. Auch muhammedanische
Zauberbücher, astrologische und medicinische Schriften fanden gegen
die Zeit der Verfinsterung und Verwilderung des Volkes hin Ein-
gang. Die Poesie wurde von den Aefcliiopen von jeher mit be-
sonderer Vorliebe gepflegt, aber doch, soviel wir bis jetzt wissen,
fast ausschliesslich im Dienste der Religion; die grossen gottes-
dienstlichen Hymnenbücher vom siebenten und den folgenden Jahr-
hunderten sind schöne poetische Erzeugnisse, aber sehr stark nach
dem Muster der Psalmen gearbeitet. Später artet die heilige Dich-
tung aus in eine Unzahl von Lobpreisungen heiliger Männer und
Frauen und sinkt in gleichem Maasse an innerem Wert. Leider
ist auch diese Art äthiopischer Schriften bis jetzt noch sehr wenig
untersucht worden; doch können wir schon jetzt so viel sehen,
dass sich hier eine kunstvolle Metrik nie entwickelt hat; das höchste,
was in formeller Beziehung erreicht wurde, ist die Gliederung
eines Gedichtes in gleichmässige Strophen mit, übrigens oft genug
noch sehr unvollkommenem, Reim.
Einheimische Grammatiker hat, so viel wir bis jetzt wissen,
die äthiopische Sprache nie gehabt, und es erklärt sich daraus zur
Genüge, dass einzelne Erscheinungen in ihr, wie z. B. die Stamm-
bildnng und Imperfectbildung mancher abgeleiteten Stämme oder
die Handhabung des Geschlechtes der Nomina, fortdauernd etwas
schwankend und ungeregelt bleiben konnten.
Versuche äthiopisch-amharischer Wörterbücher wurden zwar
gegen die Zeit des Aussterbens der Sprache hin vielfach gemacht,
aber sie sind alle noch sehr roh und beschäftigen sich nicht mit
dem grammatischen Teil der Sprache.
In Europa fing man im IG. Jahrhundert an, sich mit dem
Aethiopischen zu beschäftigen: ausser dem Abessinier Tesfa-Zion
12 § 6. Von der äthiopischen Sprache überhaupt.
und seinen Gehülfen, die 1548 das N. T. zu Rom herausgaben,
und zum Teil noch vor ihm waren es JOH. Potken aus Köln,
Marianus Victorius aus Reate, Jon. Scaliger, Th. Petraeus und
J. G. NisSELius, Jag. Wemmers zu Antwerpen, schliesslich auch
Edm. Castellus, die sich teils durch kleinere Textdrucke, teils
durch grammatische und lexikalische Versuche ein mehr oder
weniger grosses Verdienst um das Aethiopische erwarben^. Eine
umfassendere und genauere Kenntnis der Sprache aber verdanken
wir erst den unsterblichen, über alles Lob erhabenen Verdiensten
HiOß Ludolf's, der 16G1 in 4^ die erste, 1702 in fol. die zweite,
noch allein brauchbare Ausgabe seiner Grammatica Äethiopica
herausgab, wozu als zweites unentbehrliches Hilfsmittel sein Lexicon
Aethiopico- Latinum hinzukommt, das in zweiter Ausgabe fol. 1699
zu Frankfurt a. M. gedruckt wurde. Insofern als LuDOLF für seine
Arbeiten den Unterricht eines eingeborenen Aethiopen, des Gregor,
aus einer Zeit, in welcher man in Abessinien noch leidlich Aethio-
pisch verstehen konnte, benützt hat, müssen wir seine Angaben
Allem, was die Aussprache anbelangt, zu Grund legen; es ist aber
wohl zu beachten, dass sie nur über die in späterer Zeit gewöhn-
liche Aussprache des Aethiopischen Aufschluss geben und nicht
durchwegs sicher sind. In allen anderen Stücken aber hat sich
die LuDOLF'sche Arbeit längst überlebt und kann nach dem heutigen
Stand der Sprachwissenschaft in keinem einzigen ihrer Teile mehr
als genügend betrachtet werden. In den 150 Jahren seit Ludolf
ist die Förderung der äthiopischen Sprachkenntnisse in Deutschland
wie im übrigen Europa fast ganz vernachlässigt worden. Kaum
wurden einige gedruckte Texte neu durchgearbeitet oder auch
wiederholt herausgegeben , und nur gelegentlich wurde hie und
da in hebräischen Grammatiken und Wörterbüchern auf das
Aethiopische Bezug genommen.^ Einen Anstoss zur Wiederauf-
nahme grammatischer Arbeiten auf dem Gebiete unserer Sprache
^ Vgl. auch: Chaldaeae seu Äethiopicae linguae Institutiones : nun-
quam antea a Latinis visae, opus utile ac eruditum. Item. Omnium Aethio-
piae reguni qui ah inundato terrarum orhe usque ad nostra tempora inipe-
rarunt Libellus: hactenus tarn Graecis quam Latinis ignoratus, nuper ex
Äethiopica translatus lingua. Am Ende : Impressit omnia quae in hoc libro
continentur , ex primatuni licentia Vai.ekius Doricus Bkixien. opera Angeli
DE Oluradis. Bomae. Anno natali Christi MD.L.II. 4P.
2 Die Grammatica Äethiopica conscripta a Jo. Phil. Hartmanno. Francf.
a. M. 1707, 4^ ist ein dürftiger Auszug aus Ludolf's Werk; auch Jh. G. Hasse,
Handbuch der arabischen und äthiopischen Sprache, Jena 1793 hat die Wissen-
schaft nicht gefördert.
§ G. Von der äthiopischen Sprache überhanjit. l3
gab H. HuPFELP^ anno 1825, ohne dass indessen er selbst oder
Andere diese Anfänge weiter verfolgt hätten. F. Tuch gab einige
wertvolle Beiträge zur äthiopischen Lautlehre.'-^ Viele treffliche
Winke über einzelne Erscheinungen der äthiopischen Sprache finden
sich in den neuesten Auflagen des ausführlichen Lehrbuchs der
hebräischen Sprache von H. Ewald. ^
* In einer Jugendschrift JExercitationes Aethiopicae Lips. 1825, 4^.
Das Haupt verdienst dieser Schrift besteht in dem Nachweis des wahren
Unterschieds zwischen dem ersten und zweiten Stamm des Verbums, den
LuDOLP gänzlich verkannt hatte. — Auch was Hupfeld in der Abhandlung
Semitische Demonstrativhildimg im 2. Bande der Zeitschr. f. d. K. d. Morg.,
1839 über die äthiopischen Pronomina aufgestellt hat, erscheint mir vielfach
unhaltbar. — Die Arbeit Drechsler's De Aethiopicae linguae conjugationihiis,
Lipsiae 1825 hat die Lehre Ludolf's von der Stammbildung eher verwirrt
als verbessert; sie hat nur den Wert einer Sammlung von Belegstellen
für eine Reihe von Verbalformen.
2 I. Commentatio de Aethiopicae linguae sonorum proprietatibus quibus-
dam, Lips. 1854; ü. De Aethiopicae linguae sonorum sibilantium natura et
usu, Lips. 1854.
^ [Siehe jetzt besonders noch A. Dillmann, Lexicon linguae Aethio-
picae cum indice Latino, Lips. 1865 sowie auch F. Prätorius, Aethiopische
Grammatik mit Paradigmen, Litteratur, Chrestomathie und Glossar = Porta
linguarum Orientalium inchoavit J. H. Petermann continuavit Herm. L. Strack,
Pars VII, Leipz. 1886.]
14
ERSTER TEIL.
SCHRIFT- UND LAUTLEHRE,
Da die äthiopische Schrift in ihrer Form und in ihrer Art
von der der übrigen bekannten semitischen Sprachen völlig ab-
weicht, so ist es durch die Sache selbst geboten, mit der Beschrei-
bung der Schrift zu beginnen.
ERSTER ABSCHNITT.
Die Lehre von der Schrift.
§ 7 Die äthiopische Schrift ist durch eine Reihe mehr oder minder
bedeutender Veränderungen aus der minäo-sabäischen oder einer
dieser ähnlichen Schrift herausgebildet und stellt mit ihr zusam-
men den südlichen Zweig der Schriftarten dar, in welche sich das
semitische Uralphabet sehr frühe gespalten hat. Die Meinung
der früheren Gelehrten, dass die äthiopische Schrift griechischen
Ursprungs sei^, ist jetzt als völlig beseitigt zu betrachten; die
Schriftzeichen der abessinischen Inschriften (s. Tafel II) sind mit
den minäo-sabäischen teils identisch, teils ihnen so ähnlich, dass
über ihre Abstammung kein Zweifel mehr sein kann.'^ Die Aende-
^ S. darüber Hupfei.d, JExercitationes Äeth. p. 1 — 4 und Kopp, Bilder
und Schriften der Vorzeit. Auch schon Ludolp neigte sich dieser Ansicht
zu, doch meinte er, dass der „Erfinder" auch das samaritanische Aljjhabet
berücksichtigt habe, und zeigt darin eine richtige Ahnung von dem semiti-
schen Ursprung dieser Schrift [Hist. IV, 1. Commcnt. p. 60. 555).
'^ An Literatur vgl. E. König, Neue Studien über Schrift, Aussprache
§§ 7. 8. Consonantenschrift. 15
runsren selbst, welche die minäo-sabäische Schrift in Abessinien
erfahren hat, sind mannigfach und werden sogleich weiter be-
schrieben werden; aber sie sind nicht so gross, dass man nicht,
auch ohne Vermittlung der äthiopischen Inschriften , in den ge-
wöhnlichen äthiopischen Zeichen leicht die alten minäo-sabäischen
wiederzuerkennen vermöchte. Wie die Sprache selbst, hat sich
vielmehr auch die Schrift auf einer sehr altertümlichen Stufe er-
halten; sie wird, wie in den Drucken, so in der Kegel auch in
den Handschriften mit grossen stark ausgeprägten Zügen ge-
schrieben, und zwar desto mehr, je älter die Handschriften sind,
I. Wie alle andern semitischen ist die äthiopische Schrift § 8
ursprünglich Consonantenschrift. Die Zahl und die Ordnung der
Consonanten ist aber hier eine andere als in den übrigen Sprachen;
auch die Benennung ist zum Teil eigentümlich.
1) Die Anzahl der äthiopischen Consonanten ist 26, also vier
mehr als in den nordsemitischen Sprachen. Von diesen vieren sind
zwei durch Spaltung eines einst einheitlichen Lautes in zweierlei
Aussprachen entstanden. Der starke Gutturalis Fl teilte sich, wie
bei den Arabern, in die beiden Laute rfi --j und 'Ti -^; ebenso
der Zischlaut li in Ä lt^ und 0 \jc. Andere den Arabern eigen-
tümliche Teilungen von ursprünglich einheitlichen Lauten in zwei,
also des n in cy und ^, des 1 in t> und <^j des 20 in is und ib
kennen die Aethiopen nicht, wohl aber die Minäo-Sabäer. Da-
gegen haben die Abessinier noch zwei andere Laute, welche im
Arabischen keinen Eingang fanden, nämlich einen harten, eigen-
tümlich gearteten Lippenlaut (§ 28) Ä = 2^, und einen mehr dem
gewöhnlichen p entsprechenden, meist in Fremdwörtern ange-
wandten,, nämhch T- Ausser diesen 26 kommen nun zwar in
äthiopischen Büchern, wenn Fremdwörter oder einheimische Eigen-
namen aus den verschiedenen abessinischen Mundarten genauer ge-
und allgemeine Formenlehre des Aethiopischen , aus den Quellen geschöpft,
comparativ und physiologisch erläutert. Leipzig 1877 [im Folgenden citirt
als „König"]. — Ferner Schlottmann in Rieiim's HWB S, 1420 ff. ; Deuenuourg,
Journ. as. VII, 19, p. 375ff. ; D. H, Müller, Über den Ursprung der him-
j arisch-äthiopischen Schrift, Wien 1869. — lieber den früher behaupteten
Zusammenhang des äthiopischen Alphabets mit dem indischen vgl, Salt,
Voyage to Ahyssinia (1814), p. 415; Lepsius, Zicei sprachvergleichende Ab-
handlungen (1836), S, 76 f. und Deeke, ZDMG XXXI, S, 598; dagegen Dowson,
J. Roy. As. Soc. XIII (1881), pt, 1, — Völlig unzutreffend ist die Darstel-
lung J. Bird's Sur Vorigine de Valphabet Himiarite et de Valphabet Ethiopien
in NoHvelles annales des voyages, Paris 1845, t. 11, jd. 196 ff.
lo §§8. 9. Consonantenschrift.
schrieben werden sollen, amliarische Lautzeichen vor, doch gehören
diese nicht hieher.
§9 2) Die Namen dieser Buchstaben und Laute sind im wesent-
lichen dieselben wie bei den übrigen Semiten und offenbar mit
dem Alphabet selbst überkommen.^ Teilweise sind sie gemäss dem
äthiopischen Sprachgebrauch oder gemäss der äthiopischen Wort-
bildung verändert, ohne dass aber der ursprüngliche Sinn des Na-
mens gelitten hätte; einige andere sind nur in verderbter Aus-
sprache vorhanden und somit ohne deutlichen Sinn; die für die
4 neueren Laute sind neu. Es stimmen nämlich Alfy Bet, Geml,
Kaff Am unmittelbar mit den alten Namen überein; Qäf für Qof
ist nach § 18 zu verstehen; Tait und Sadai beruhen auf der Auf-
lösung des Diphthongs e zu ai; Bees ist das gewöhnliche äthiopi-
sche Wort für Kopf, Mai für Wasser; der alte Name Jod war
unbrauchbar, weil im Aethiopischen Hand vielmehr "h^' lautete,
und wurde daher passend durch Jaman {rechte Hand) ersetzt; aus
einem ähnlichen Grund ist Nun (Fisch), das im Aethiopischen nicht
in Gebrauch ist, mit einem Wort ähnlicher Bedeutung Nahas
(Schlange) vertauscht, und so wurde in diesen beiden letzten Fällen
passend der Anlaut j und n beibehalten. Wenn dagegen die
Aethiopen Pe (Mund) mit dem bei ihnen gebräuchlichen Af ver-
tauschten, so ist dadurch das allgemeine Gesetz, dass der Anlaut
des Namens dem Laute des Zeichens gleich sein soll, gestört, zu-
gleich ein deutlicher Beweis für die Nichtursprünglichkeit des
äthiopischen Namens. Für Waw und Taw sprechen die Aethiopen
nach § 38 Wawe, Tawe. Für Chet sagen sie mehr arabisch, aber
mit gleicher Bedeutung, Haut {^y^) und haben seinem Schwester-
laute einen neuen Namen ähnlicher Bedeutung, Harm ((•r=^ Qüö)
Zaun creirt. Dagegen scheinen Zai aus Zain,^ Dent aus Balt
(s. Gesenius, Thes. p. 727 und unten, § 32) und noch stärker
Lawe, eigentlich Law, aus Lamed verderbt zu sein; diese drei
Namen haben im Aethiopischen keinen Sinn mehr. Hol ist so
dunkel wie der Name He, mit dem es gleich zu sein scheint. Am
dunkelsten aber sind bis jetzt noch die Namen Saut und Sat statt
^ lieber die Benennung der äthiopisclien Consonanten bei den heutisfen
Abessiniern mit je einem äthiopischen Wort, das mit dem betreäenden Con-
sonanten anlautete, z.B. J V/**/^? 1 l'fl^) 0 Oihß> ^'»h Praetorius,
Amhnr. Spr. § Ib und ZDMG XLI, S. 687.
^ Obwohl zu beachten ist, dass auch die Griechen in ihrem C'j^a keinen
Nasenlaut haben (s. Hupf. S. 2).
§§ 9. 10. Consoiiiuitenschrift. 17
Shin und SamecJi^ wohl am ehesten als äussere Nachbildungen von
Haut und Bet zu erklären, mit deren Zeichen die ihrigen Aehn-
G es -
liclikeit haben. Sappa^ (ursprünglich Dappa) stelle ich mit x.^.^
Riegel zusammen, was zu der alten Form des Zeichens gut passt.
Paif ist dem Taif nachgebildet, neben dem es im Alphabet seine
Stelle hat, und Pä ist das griechische Pe. Uebrigens nannte man
letzteres, mit leichter Anzischung, einst Psa.
3) Bedeutender als in den Namen der Buchstaben weicht aber § 10
das äthiopische Alphabet in seiner Anordnung von dem nord-
semitischen Alphabet ab. Die hebräische Ordnung der Buchstaben
ist, wie wir wissen, sehr alt; wie alt die äthiopische Ordnung sei,
wissen wir nicht, ja nicht einmal, ob die Minäo-Sabäer dieselbe
Ordnung hatten. An sich sind wir nicht zu der Behauptung be-
rechtigt, dass die hebräische Ordnung die ursprüngliche, die äthio-
pische die abgeleitete sei; vielmehr Hesse sich sehr wohl denken,
dass seit der Erfindung und Verbreitung des Alphabets verschiedene
Anordnungen in Umlauf kamen, die in verschiedenen Gegenden
auf verschiedene Weise bestimmter gestaltet wurden. Und in der
That scheint sich bei näherer Untersuchung der Ordnung des äthio-
pischen Alphabets wenigstens von einer Eigentümlichkeit derselben
zu ergeben, dass sie leicht sehr alt sein kann, wogegen andere
sich entschieden als Neuerungen darstellen*.
Das nordsemitische Alphabet zerfällt bekanntlich nach dem
Atbasch in 2 Reihen von je 11 Buchstaben^; ganz ebenso teilt
sich auch das äthiopische Alphabet, nach Abzug der neuen Laute
Ä und Tj in zweimal 12 Buchstaben, Hoi bis Nahas^ Alf bis Af.
Die Zahl 12 kommt daher, dass in jeder dieser 2 Reihen ein neuer,
arabisch-äthiopischer Laut steckt, in der ersten 'V, in der zweiten
0- Es zeigt sich nun sofort die merkwürdige Erscheinung, dass
im wesentlichen die zweite äthiopische Reihe der ersten hebräischen,
die erste äthiopische der zweiten hebräischen entspricht, und hierin
finden wir eine Spur* davon, dass man in ältester Zeit das Alphabet
mit der einen oder andern Reihe beginnen konnte.
1 Sicher keine Nachbildung von Kappa, wie Gesenius in Ersch und
Gruber's EncycJopädie meint.
2 Vgl. Böhmer, ZDMG XVI, S. 570.
3 S. Hitzig, Die Erfindung des Alphabets, 1840, S. 12f. — Die An-
ordnung des ilthiopischen Alphabets hat weder Hitzig, noch andere Gelehrte,
die über diesen Gegenstand geschrieben haben, zu erläutern versucht.
* Eine andere Spur läge in dem lateinischen Ausdruck elementa nach
A. F. Wolf's Deutung vor {^'oh)-
1) i 1 1 in a u n , Aethiop. Spraclie, 2. Aufl. 2
18 § 10. Consonantenschrift.
Innerhalb der beiden Reiben ist nun aber die Folge der
einzelnen Laute bei den Aethiopen von der hebräischen stark ver-
schieden, zum Teil sicher erst durch Neuerungen, zum Teil aber
vielleicht von alter Zeit her. Im Allgemeinen nämlich finden wir
dieselben Grundsätze der Anordnung, die für das hebräische Alpha-
bet massgebend wurden, und die auch noch in der Gestaltung des
arabischen Alphabets nachwirkten, im Aethiopischen wieder; dort
wie hier wirkten die Rücksichten teils auf die Art der Laute, teils
auf die Gestalt und Aehnlichkeit der Zeichen und Namen zusammen.
1) Die Aehnlichkeit der Zeichen, die in der ältesten Schrift noch
auffallender war, bewirkte die Zusammenstellung von (D und 0,
P und ft, h und h? endlich auch die von '\ und ^, Ä und Ä-
2) Diese Zusammenstellung von 0 zu (D hatte die Versetzung von
V in die erste Reihe zur Folge, auch wurde dieses, als der dem
Alf entsprechende unter den Hauchlauten, an den Anfang der
ersten Reihe gestellt, wie ti die zweite beginnt. Dies zog nun
aber auch die Versetzung von ih in die erste und von Ä in die
zweite Reihe nach sich, wodurch die Zusammenstellung der Hauch-
laute in derselben Reihe erzielt wurde; dagegen kann Ä seine
Stelle mit 0 erst in einer Zeit vertauscht haben, als man T dem
äthiopischen Alphabet anzuhängen genötigt war. 3) Als man von
der Zweiteiligkeit des Alphabets noch ein klares Bewusstsein hatte,
wurden die beiden südsemitischen Laute "If und 0 je einer Reibe
angehängt, und zwar am Ende. Infolge davon kam auch Ä un-
mittelbar vor seinen Schwesterlaut am Ende zu stehen, und V wurde
nach dem ersten der angegebenen Gesichtspunkte zu 'Tf gerückt
und zwar diesem nachgestellt, um 'Tr von ti zu trennen. 4) Als
ein letzter massgebender Gesichtspunkt endlich wirkte die Rücksicht
auf die Aehnlichkeit der Laute. Aehnliche Laute wollte man mög-
lichst nahe beisammen haben und trennte sie nur, damit sie nicht
unmittelbar zusammenstossen sollten, durch je einen fremden Laut;
so wird th zu Ü gerückt, aber durch A getrennt; ü zu i*» durch
d getrennt, Ä zu m durch 1 getrennt, wogegen K und 0 einst
weniger ähnlich lauteten als später.
So enthält nun die erste Reihe, ursprünglich mit A begin-
nend und i' schliessend, noch die Liquidae A<^V und ^ sammt
den beiden Zischlauten A und i*» nebst den drei Hauchlauten
Ihh'h und den drei Mutae ^ü'l^ (0 für ursprüngliches d,), und
die ganze Reihe beginnt mit einem dem Alf entsprechenden Hauch-
laut; sie zeigt noch am meisten Spuren sinnvoller Anordnung.
In der zweiten Reihe dagegen sind gegenüber der entsprechenden
§§ 10. 11. Consönantenschrift. lö'
hebräischen fast noch stärkere Umstellungen wahrzunehmen; nur
ha^ll? bieten einige Aehnlichkeit mit der hebräischen Folge. In
IrilÄ finden wir aber auch wieder drei Mutae zusammengestellt,
in (Ut^^O vier Explosivlaute.
Abweichungen von der hier entwickelten Ordnung habe ich
bis jetzt nicht gefunden^; doch ist zu bemerken, dass Potken die
Stellen des 5. und 7. Lautes, IP und A, vertauscht hat, was, falls
es auf einem geschichtlichen Grunde beruht, sich leicht als die
bessere Anordnung erweisen Hesse.
II. Was die Form der äthiopischen Schrift betrifft, so ist §11
scbon oben erwähnt worden, dass alle Buchstaben aus Formen, die
die minäo-sabäische Schrift bietet, herausgebildet sind; nur das
Zeichen T scheint, wie sein Laut, aus dem W (oder 77?) entlehnt.
Der Buchstabe 'If war einst dem 0 sehr ähnlich und scheint auch
im Minäo-Sabäischen nur durch eine leichte Aenderung aus jenem
entstanden. Für das Zai haben die JVbessinier das minäo-sabäische
Zeichen für Dsal angenommen. Die Entstehung des Zeichens Ä
ist noch dunkel; am nächsten läge es, darin eine Neubildung aus
n oder d* (in seiner alten Form) zu erkennen.
Mit der alten Schrift ging nun aber bei den Abessiniern zu-
nächst die wichtige Aenderung vor, dass man sieb allmählig
von links nach rechts zu schreiben gewöhnte. Bei den
Minäo-Sabäern wurde in der Regel von rechts nach links ge-
schrieben, wie bei den übrigen Semiten mit Ausnahme der Baby-
lonier- Assyrer; teilweise wurde auch ßovorQoq)i]d6v geschrieben.
Dass man auch bei den Abessiniern einst die Richtung von rechts
nach links kannte, zeigen noch einige der altern äthiopischen In-
schriften; es scheint aber, dass das Beispiel der griechischen Schrift,
welche schon in vorchristlicher, hauptsächlich aber in christlicher
Zeit den Abessiniern bekannt wurde, zur allmähligen Festsetzung
der Richtung von links nach rechts mitwirkte^. Im Zeitalter der
beiden grossen RüPPELL'schen Inschriften war die Sitte, nach rechts
zu schreiben, schon durchgedrungen, und in den Büchern herrscht
sie ausschliesslich.
1 Ein äthiopisches Alphabet findet sich in Cod. LXXI der äthiopischen
Handschriften des British Museum.
2 Die gewöhnliche Ansicht, dass die Richtung der äthiopischen Schrift
nach rechts eine reine Neuerung der griechischen Glauhensboten sei, lässt
sich nicht halten. Wäre vor der Einwirkung der Griechen die entgegen-
gesetzte Schreibweise allein bekannt und möglich gewesen, so Hesse sich
gar nicht denken, wie und warum man zu dieser gänzlichen Verkehrung
der alten Art gelangt wäre.
2*
20 § 11. Consoiiantenschrift.
Auf die Gestaltung der Zeichen selbst hatte, wie es scheint,
diese allmählige Aenderung der Richtung keinen weitern Einfluss;
die meisten passten für beide Richtungen; die Zeichen "jVh lassen
sich bei der neuen Richtung fast noch bequemer schreiben als bei
der alten, nur das ^ erhielt statt seiner ursprünglichen Biegung
von rechts nach links die entgegengesetzte. Dagegen wurde schon
frühe, als man die Schrift häufiger anwandte, zur Erhöhung der
Gefälligkeit und Gleichmässigkeit einigen Zeichen eine andere
Stellung zur Grundlinie gegeben, nämlich dem A? <^j l**; "t*: Ä? d^i
auch das Zeichen für d\ wurde umgekehrt; ausserdem wurden die
wesentlichen und unterscheidenden Züge einzelner Buchstaben deut-
licher hervorgehoben (so namentlich beim ? und 4*)? bei andern
unwesentlichere Züge aufgegeben ('V und ^), und endlich wurden
alle gleich hoch gemacht. Während in der minäo-sabäischen und
alten äthiopischen Schrift die scharfen Ecken fast noch bei allen
Buchstaben vorherrschen, führte das Vielschreiben und das dadurch
bedingte Streben, schneller zu schreiben, von selbst darauf, sie
abzurunden, so dass man mit einem Federzuge 2, 3 und mehr der
früher nötigen Züge ausführen konnte (so bei li rh <^ IM 4* fl K h 0
PRlrtlÄO)^; nur bei Zeichen, die gebrochene Linien haben (V'Tl):
blieben die schärferen Ecken, sowie bei A und rt, weil deren Ab-
rundung leicht zur Verwechslung mit fl und h geführt hätte.
Schon in den RüPPELL'schen Inschriften finden wir diese Abrundung
der Züge zum Teil durchgeführt, obwohl die eckige Schreibart auf
Stein leichter gewesen wäre.
Zu einer Verbindung einzelner Buchstaben zu Buchstaben-
gruppen wurden kaum einige Ar fange gemacht; in der RüPPELL'schen
Inschrift II, 38 scheint sich eine solche Gruppe zu finden^; sonst
findet man in Handschriften in dem äthiopischen Gottesnamen
die Zusammenziehung von *7 und H zu *•/!, oder die Gruppe ^
für 4»1^S) oder 1^ für Tlfs u. a. Aber solche Verschlingungen
sind äusserst selten und haben ofi'enbar zugleich den Sinn von
Abkürzungen; einem Ueberhandnehmen derselben musste sich schon
die eigentümliche Vocalschrift (§13 ff.) entgegenstellen. Es ist
also von den ältesten Zeiten her fast ausnahmslos Regel geblieben,
dass die einzelnen Buchstaben des Wortes selbständig und un-
^ Der Gedanke Hupfeld's (p. 2), dass auf diese Gestaltung der Buch-
stabenform die Art des abessinischen Häuserbaus Einfluss gehabt habe, ist
mehr geistreich als wahr und lässt sich bei ^ W tP» 0 ^ ^1 0 nicht in
Anwendung bringen.
2 [Diese Annahme wird durch die genaue Copie Bent's nicht bestätigt. |
i}i? 11. 12. Consoniintoii.sclirit't. 21
verbunden, wie in andern alten Schriften, neben einander gestellt
werden.
Um so nielir mussten die einzelnen Worte, wenn nicht Un-
deutlichkeit entstehen sollte, auf irgend eine Weise von einander
getrennt werden. In der minäo-sabäischen und älteren äthiopischen
Schrift war als Wortteiler ein senkrechter Strich gebräuchlich ge-
worden (I), der in den RüPPELL'schen Inschriften noch beständig
angewandt ist. Später wurde dieser in zwei über einander stehende
Punkte ( • ) verwandelt, die bei den Aethiopen den Namen i4*^T '
führen; sie werden ganz regelmässig und ausnahmslos jedem selb-
ständigen Worte nachgesetzt. Und diese Art der Wortteilung, die
alles Zusammenfliessen verschiedener Wörter verhinderte, hat es
auch ermöglicht, am Ende einer Zeile, wenn der Raum nicht mehr
reicht, ein Wort abzubrechen und den Rest in die folgende Zeile
zu schreiben. Die Einführung sogenannter dehnbarer Buchstaben
ist dadurch überflüssig geworden^.
III. Diese von den Aethiopen überkommene und in der be- § 12
zeichneten Art weiter gebildete Schrift war ursprünglich Con-
sonantenschrift wie alle andern semitischen Schriften mit Aus-
nahme des Babylonisch- Assyrischen. Die Vocale sind in der semi-
tischen Wortbildung stark wechselnd und beweglich; die Consonanten
sind der feste unveränderliche Teil des Wortes; es war darum eine
feine, dem Wesen der semitischen Sprache angemessene Auffassungs-
weise, wenn nur der feste, gleichsam sichtbare oder körperliche
Teil des Wortes geschrieben wurde, der seelenhafte und bewegliche
Teil aber unbezeichnet blieb.
Indessen ist bekannt, dass keine der semitischen Schriften sich
auf dieser ihrer ersten und einfachsten Stufe gehalten hat. In vielen
Fällen entstand infolge des Mangels jeder Vocalbezeichnung Un-
deutlichkeit, und diesem Mangel versuchte man auf einer zweiten
Entwicklungsstufe abzuhelfen durch die Anwendung der Halbvocale
(und feineren Hauchlaute) als Vocalzeichen für gewisse lange Vocale
und Diphthonge, worauf dann auf einer dritten und letzten Stufe
alle Vocale durch Beisetzung von Punkten und Strichen über oder
unter der Linie bezeichnet wurden. Auch bei den Aethiopen wurde
allniählig dieser Fortschritt von der Mangelhaftigkeit zur grösseren
Deutlichkeit der Schrift gemacht, aber es hat sich bei ihnen alles
hierher gehörige ganz selbständig und darum auch ganz eigen-
^ lieber die abessinische Vocalschrift s. jetzt auch Halevy, Journ. as.
VIII, 6, pp. 248 suivv., 273 und D. H. Müller, Epigr. DenJcm., S. 69 ff.
22 § 12. Consonantensclirift.
tümlich entwickelt, und so entstand schliesslich eine sehr vollständige
und genaue Vocalbezeichnung, welche von der übrigen semitischen
völlig abweicht und eher der indischen einigermassen ähnlich ist.
Zwar war die Anwendung der Zeichen für die Halbvocale, um
langes t und w, oder mit i und u zusammengesetzte Diphthonge
zu ersetzen, auch bei den südsemitischen Stämmen nicht unbekannt,
aber sie war hier, im Vergleich zu den nordsemitischen Schriften,
noch seltener; nur die Schreibung der Diphthonge durch v und j
war regelmässiger, dagegen für ü t gewöhnlich nur im Auslaute
im Gebrauch^. So in den minäo-sabäischen Inschriften sowie in
den paar Worten der ältesten äthiopischen Inschriften, die man
nach den vorhandenen Abdrücken lesen kann. Dass auch die feineren
Hauchlaute als Vocalzeichen hier im Süden je zur Anwendung
kamen, lässt sich bis jetzt nicht erweisen und ist für die äthiopische
Schrift insbesondere ganz unwahrscheinlich.
Zu einer häufigeren Anwendung von (D und f , um ü und %
zu bezeichnen, scheinen nun die Aethiopen nie fortgeschritten zu
sein; in den RüPPELL'schen Inschriften, die freilich schon viele
andere Vocalzeichen haben, finden wir sie für diesen Zweck nirgends
gebraucht, nicht einmal da, wo 1 und Ti wurzelhaft sind; Ai. wird
K ?^9^' ^^5 l^h'' ^K HH^'P- H^i* geschrieben u. s. f.* Nur
die eigentlichen Diphthonge wurden fortwährend durch (D und f
geschrieben ; auch nach der Einführung der neuen Vocalzeichen
blieb diese Schreibweise in starkem Gebrauch, jedoch so, dass man
dann genauer fl>* und ^ für das allgemeinere (D und f setzte.
In allen andern Fällen aber verliessen sie diesen von den
übrigen Semiten ihnen gewiesenen Weg, der auch bei weitester
Verfolgung doch nicht zum Ziele geführt hätte, gänzlich und gaben,
indem sie einen andern, lohnenderen einschlugen, einen schönen Be-
weis ihrer eigentümlichen Sinnigkeit. Ausgehend von dem Grund-
gedanken semitischer Schrift, wornach der geschriebene Consonant
ein Körper ist, in welchem unsichtbar eine Seele, ein Vocal, durch
den er erst lautbar wird, steckt, unternahmen sie es, durch An-
fügung kleiner Striche oder Ringe an das Consonantenzeichen die
1 S. schon Ewald in Höfkr's Zeitschrift für die Wissenschaft der
Sprache I, S. 302, und Osiander, ZDMG X, S. 35 f.
2 [Aus den neuen Copien dieser Inschriften ergiebt sich jetloch, dass
sie die gewöhnliche Vocalisation durchführen; vgl. oben, S. 10, Aiini. 1.] —
Wenn sich 1, 1. II, 2 'OTlfl?' für späteres '(\Yifi»s findet, so folgt daraus
nichts für die Vocalschreibung, wohl aber sieht man, dass der stat. c. von
'iiTl/i^' einst voller lautete.
i? 12. CoiisonantcuiHchrift, — § 13. Yocalschrift. 23
Art des darin enthaltenen Vocals anzudeuten. Dieses Mittel war
treffend und ausreichend, und durch genauere Regelung seiner An-
wendung entwickelte sich die ursprüngliche Consonantenschrift zu
einer sehr ausgebildeten Silbenschrift, die an Vollkommenheit und
Zweckmässigkeit nur wenig zu wünschen übrig lässt. Es gibt kleine
äthiopische Inschriften, in welchen von dieser neuen Vocalbezeich-
nung noch keine Spur wahrzunehmen ist; in den RüPPELL'schen
Inschriften liegt sie schon halb^ ausgebildet vor, ihre Anfänge fallen
also sicher schon in das fünfte Jahrhundert n. Chr., vielleicht noch
früher. An fremde Einflüsse ist dabei nicht zu denken*; ihre Er-
findung ist eine That des abessinischen Volks.
Im Einzelnen gestaltete sich diese neue Vocalbe- § 13
Zeichnung wie folgt. - Der Grundvocal, nämlich das kurze a,
herrscht wie in den alten Sprachen überhaupt so auch im Aethio-
pischen vor; er ist überall, wo nicht ausdrücklich ein anderer an-
gedeutet wird, zu sprechen; es bedurfte darum für ihn keines be-
sondern Zeichens. Die Grundform des Consonanten wird als den
Vocal ä enthaltend gedacht und ist darum immer mit ä zu sprechen ;
genau wie in der Sanskritschrift.
Um so mehr aber mussten sowohl die Vocallosigkeit eines
Consonanten als auch alle andern Vocale ausser ä bezeichnet werden.
Diese Vocale, welche die äthiopische Sprache ausser ä hat, sind
aber nach § 17 an langen: ä t ü e ö^ an kurzen ein e, das ur-
sprünglich bald mehr zu ^, bald mehr zu u hinneigte. Unter
diesen galten die fünf langen für so wichtig und wesentlich, dass
jeder von ihnen mit einem besonderen Zeichen angedeutet werden
zu müssen schien. Dagegen erschien der kurze Vocal e an Wert
und Gewicht unter ä stehend und einer eigenen Bezeichnung
nicht würdig; es wurde also sowohl wo e, als auch wo gar kein
1 [Vgl. jedoch oben, S. 10, Anm. 1 ; S. 22, Anm. 2.]
2 De Sacy dachte sonderbarer Weise an die griechischen Vocalzeichen,
die als Muster vorgeschwebt hätten. Auch das syrische neue Vocalisations-
system kann nicht hierher gezogen werden, da es nicht nur in seiner Art
ganz verschieden ist, sondern auch in dieser frühen Zeit nur erst in seinen
Anfängen ausgebildet war. W, Jones, Kopp, Lepsius vermuten indische Ein-
wirkung, und letzterer will zugleich auch die Richtung der Schrift nach
rechts von dorther ableiten : aber auch die indische Yocalschrift ist doch nur
in der Auffassung des a ähnlich, in allem übrigen aber ganz anders aus-
gebildet. Auch Weber's Aufsatz über den semitischen Ursprung des indischen
Alphabets (in Indische Studien) kann ich bezüglich dessen, was er über die
Entlehnung des Princips der äthiopischen Vocalbezeichnung von Indien her
ausführt, nicht beipflichten.
24 § 13. Vocalsclirift.
Vocal gesprochen werden sollte, nur durch ein Zeichen angedeutet,
dass hier nicht a zu sprechen sei; ob aber e oder gar kein Vocal,
muss der Leser selbst wissen. Dieses System, ausgebildet von
solchen und für solche, welche der Sprache kundig waren, mochte
für abessinische Leser ziemlich genügend sein, und gewiss konnten
für sie nur in wenigen Fällen Zweifel darüber entstehen, wie zu
lesen sei. Für Fremde dagegen, die der Sprache nicht mächtig
sind und sie erst aus dieser Schrift erlernen wollen, liegt hierin
ein grosser Mangel. Es ist aus der hebräischen Schrift bekannt,
wie unbequem das Zusammenfallen des Zeichens für die Vocallosig-
keit und für einen Vocalanstoss im Schwa ist; in der äthiopischen
Schrift findet sich dieselbe Unbequemlichkeit. Hier kommt aber
noch folgendes hinzu: In keiner Sprache kann der Mangel eines t
und u etwas ursprüngliches sein, und man wird daher leicht auf
die Vermutung gebracht, dass auch die Abessinier t und u wohl
in der Aussprache, nicht aber in der Schrift unterschieden, sondern
sie als die geringeren Vocale- neben ä in der Schrift mit der Vocal-
losigkeit zusammenwarfen. Wäre dem so, so wäre diese Schrift
auch dadurch unbequem, dass sie diesen Unterschied der Aussprache
verwischte, und bei dem Mangel an anderweitigen Nachrichten ent-
spränge daraus für uns Spätlebende der grosse Uebelstand, dass wir
in den einzelnen Fällen nicht mehr angeben könnten, wo t oder ü
oder e gesprochen wurde. Lidessen ist Folgendes zu erwägen.
Wenn in der äthiopischen Sprache die Unterscheidung von u (o)
^ (e) zur Zeit der Ausbildung dieser Vocalschrift noch so lebendig
und für den Sinn und die Bedeutung des Wortes wichtig gewesen
wäre wie etwa im Arabischen oder auch im Hebräischen, so liesse
sich kaum denken, wie man in der Schrift diese Unterscheidung
hätte unangedeutet lassen können. Anders aber verhält sich die
Sache, wenn schon die damalige Sprache, also das alte Aethiopisch
überhaupt diese feinere Unterscheidung der kurzen Vocale für die
Wort- und Formbildung nicht weiter ausgebeutet hat; denn dann
war es in den einzelnen Fällen nicht sehr wesentlich, ob man i
oder u sprach. Damit fiel aber auch von selbst jede Nötigung,
über den Unterschied dieser kurzen Vocale in der Aussprache zu
wachen, und dem allmähligen Zusammenfallen aller kurzen Vocale
in ein unbestimmtes e, das bald mehr zu «', bald mehr zu ?*, bald
mehr zu a hinneigte, stand kein Hindernis mehr im Wege. Wir
wissen nicht, wie weit diese Verderbnis der Aussprache kurzer Vocale
schon zur Zeit der Ausbildung der Vocalschrift vorgedrungen war,
sicher aber griff sie in späterer Zeit immer mehr um sich, und im
§ 11. Vocalschrift. 25
16. und 17. Jahrhundert sprach man den kurzen Vocal ziemlich
allgemein als ein unbestimmtes c.
Bei der Vocalbezeichnung selbst kam es darauf an, die sechs § 14
verschiedenen Fälle auseinander zu halten.
a) Das Zeichen für ä besteht in der Stützung des Buch-
stabens durch einen kleinen senkrechten Strich, welcher gleichsam
dem im Buchstaben enthaltenen a Halt und Dauer geben soll.^
Diese Stütze wird (zum Unterschied von o) gewöhnlich auf der
rechten Seite des Buchstabens angebracht. 1) Wenn der Buch-
stabe oben geschlossen , unten in zwei oder drei unverbundene
Schenkel ausläuft, so schliesst sich die Stütze an den rechten Schenkel
als Verlängerung an; damit aber der Buchstabe nicht über die Grund-
linie hinausreiche, gestaltet man ihn kleiner, sodass es den Anschein
gewinnt, als wäre nicht der rechte Schenkel verlängert, sondern der
linke oder die linken verkürzt^ also A'^^flÄhH-^^ÄH- 2) Wenn
der Buchstabe nur einen Fuss hat, so müsste dieser eigentlich
verlängert werden; um indessen die Grundlinie nicht zu über-
schreiten, wird diese Verlängerung in einem rechten Winkel nach
links (zum Unterschied von 1) gebrochen, ^ ^C^^f P ^-^ 3) Wenn
der Buchstabe unten abgerundet ist, so wird er rechts unten ge-
stützt y*^«^*}?, nur flJ in der Mitte <P. 4) Von den beiden
Buchstaben, die unten eine wagrechte Linie haben, bildet d* sein
Zeichen für langes ä durch senkrechtere Stellung und Verlängerung
seines mittleren Strichs 4«? ^ aber bricht seine wagrechte Linie
nach aufwärts, und setzt daran die Stütze ^- 5) V endlich lässt
den unteren Teil seiner gebrochenen Linie als Stütze gelten und
nimmt zur Ergänzung oben eine neue Linie an, ^'
b) Die Zeichen für ü und 1 bestehn in einem dem Buch-
staben auf seiner rechten Seite angesetzten wagrechten Strich; damit
soll ein Abseitsgehen der Aussprache, die Ausbiegung von dem
graden offenen a-Laut weg, angedeutet werden. Die Unterscheidung
beider unter sich selbst wird dann dadurch hervorgebracht, dass
zur Bezeichnung von % der Strich am untern Ende des Buchstabens,
zur Bezeichnung von ü in dessen Mitte angebracht wird*. 1) Das
^ Zu vergleichen ist, wie im Devanägari das lange ä, gleichsam die
doppelte mora, durch Beifügung eine« Strichs T ausgedrückt wird. Ent-
ferntere Aehnlichkeit bietet das griechische Zeichen für den Acut.
2 Wie auch Ludolp unrichtig die Sache aufgefasst hat.
3 Das daran angebrachte Häkchen ist unwesentlich und blosse Ver-
zierung, sowohl hier als in den andern ähnlichen Fällen; s. Tafel IL
* Naturgemässer wäre indessen das umgekehrte Verhältnis, weil u
der tiefere, i der höhere Laut ist.
26 § 14. Vocalsclirift.
Zeichen für ü hängt sich überall ohne weitere Schwierigkeit an;
nur bei ^ ist wieder die untere Linie vorher zu brechen, und zwar
diesmal abwärts, damit die Vocallinie als von jener unterschieden
in die Augen falle, 4-)^ und ganz ebenso ist 4* zu verstehn. 2) Auch
das Zeichen für t hängt sich an die meisten Buchstaben leicht an;
nur in *L'^'*L^V\%') deren Grundformen unten rund sind, ist
zur Anhängung eine kleine Hülfslinie verwandt; bei <5 und <t wird
die Ausbiegung der Aussprache durch eine Biegung der unteren
Linie nach aufwärts ausgedrückt; und bei f ist, wohl um einer
Verwechslung mit A vorzubeugen, das t-Zeichen vermittelst einer
Hülfslinie in der Mitte des Buchstabens angebracht, P-..
c) Das Zeichen für e ist eine Weiterbildung des t-Zeichens.^
Die wagrechte Linie, welche t ausdrückt, wird nämlich aufwärts
in den Buchstaben zurückgebogen, somit zu einem Ringchen ge-
formt, um e = a-\-i = i-\-a (§ 40) auszudrücken. Die Art der
Anfügung ist ganz dieselbe wie bei dem Strich für t, nur in d»
und do einfacher als dort^.
d) Das Zeichen für ö ist zweifach. Entweder wurde es als
ein Ablaut des a aufgefasst und demnach anfangs wie ä bezeichnet,
wobei aber doch sofort der Unterschied eingeführt ward, dass man
für ö die Stütze auf der linken Seite (ihti[lh\t?* PHP-ß^t^^P)
oder doch in der Mitte (T* /*) anfügte; bei T soll dasselbe durch
schiefe Stellung des Fusses y* ausgedrückt werden. Nach einer
andern Auffassungsweise aber, die wir auch schon auf den Inschriften
finden, ist ö, weil aus u und w hervorgegangen, durch einen kleinen,
oben am Buchstaben angebrachten Ring, also ein kleines m, be-
zeichnet worden IT (? ^ "i^ 'T f C^ ; bei A" ist es in der Mitte an-
gefügt (auf den Inschriften noch oben). Nur bei P schien, um
nicht 2 Ringe aneinanderfügen zu müssen, ein einfacher Strich am
Kopf (gleichsam ein höher gestelltes w-Zeichen) zu genügen {?'),
und bei 1 ein auf seine obere Linie senkrecht aufgestellter Strich
(")), der wohl ursprünglich zum Träger des Ringchens bestimmt
war. Offenbar schwankten einst die Schreiber zwischen der einen
und andern Bezeichnungsweise des ö; die erste Auffassung scheint
die Oberhand gewonnen zu haben, und nur wo diese nicht gut
anwendbar war, setzte sich die zweite fest.
1 Sehr bemerkenswert ist aber h = rü in den Inschriften.
2 Man könnte übrigens diesen Ring auch als abgekürztes | = f
erkhlren, zumal da der Ring auf den Inschriften auch einige Male zur Be-
zeichnung des i steht.
3 Laurence's Jesaija-Handschrift bietet neben *^ öfters Hr, z. B.
Capp. 22,20. 27,4. 37,35.
§ 14. Voealscbrift. 27
e) Die Zeichen für kurzen Vocal ausser a und für
die Vocallosigkeit fallen, wie schon oben gesagt ist, zusammen
in ein Zeichen^. Auch dieses, wie das des ö, ist bei den verschie-
denen Buchstaben verschieden und aus verschiedenen Auffassungs-
weisen hervorgegangen, was hier um so weniger zu verwundern
ist, da es in verschiedenen Fällen einen verschiedenen Sinn hat.
In einem Teil der Buchstaben finden wir eine senkrechte Linie des
Buchstabens entweder gebrochen oder, sei es unten sei es oben,
eingebogen (UAC^h*7T^T) oder schief gestellt (ft), wodurch
die völlige Brechung der graden Aussprache, d. h. wohl die Ab-
wesenheit des Vocals angezeigt wird. Bei andern dagegen hat sich
ein ähnliches Zeichen, wie das für ü und i, nämlich ein wagrechter
Strich an der Seite des Buchstabens festgesetzt ; dieser muss darum
ursprünglich auch eine ähnliche Bedeutung wie jener gehabt haben
und sollte gewiss eine Ausbiegung vom a-Laut weg anzeigen. Zum
Unterschied von den Zeichen für U und t wurde er aber in der
Regel auf der linken Seite des Buchstabens, oben oder in der
Mitte (rh ^ 't' 'i h 11 ^ 9^ "(l)) bei andern dagegen rechts oben
(fl>*Ä'Ä'K') angehängt; bei tf, Ö und /** verwandelte er sich Raum-
ersparnis halber in einen senkrechten Strich, bei J& wurde er grade
unterhalb des Buchstabens gezogen. In diese beiden Bezeichnungs-
weisen teilte sich das Alphabet; es waren zum Teil nur zufällige
Gründe, aus denen sich bei dem einen Buchstaben diese, bei dem
andern die andere Bezeichnung festsetzte, denn z. B. bei H liesse
sich dieselbe Bezeichnung wie bei h denken. Die Bedeutung war
aber nach Feststellung der Voealscbrift ganz die gleiche, mochte
das Zeichen nun aus dieser oder jener Auffassungsweise hervor-
gegangen sein.
Auf diese Weise entwickelten sich aus sehr ungeregelten und
schwankenden Anfängen heraus allmählig für jeden der 26 Buch-
staben sieben feste Formen. Für die alphabetische üebersicht haben
die Abessinier selbst diese siebenerlei Formen in eine bestimmte Folge
gebracht, wie sie auf Tafel I dargestellt ist. Voran stellten sie richtig
die Grundform, die mit ä zu sprechen ist, und nannten sie *7ÄTt'
d. h. die Natur oder die Anlage der übrigen, aus der die übrigen
sich entwickelten. Die übrigen sechs Formen werden mit Zahlen
benannt, hÖ'ü' zweite (Form), **i^tl' dritte u. s. f. Die Reihen-
folge, die sie auf diese Weise angeordnet haben, ist freilich wenig
zu billigen, und es erscheint sehr unpassend, dass die Form, welche
1 Die Ansicht, dass dieses Zeichen zunächst den Vocalanstoss und erst
in zweiter Linie die Vocallosigkeit bedeutet habe, vertritt König a. a. 0. S. 58.
28 §§ 14. 15. Yocalschrift.
e und die Vocallosigkeit ausdrückt, als die sechste und vor der
ö-Form liiu gestellt ist. Wahrscheinlich aber erhielten die sechste
und die siebente Form ihren Platz am Ende aus geschichtlichen
Gründen, weil man nämlicli noch wusste, dass diese beiden Formen
jede aus verschiedenen Bezeichnungsweisen zusammengewachsen
waren und von allen zuletzt genauer geregelt wurden.
§ 15 f) Neben diesen siebenerlei Formen der 26 Buchstaben kamen
aber bei 4 Buchstaben noch je 5 neue Formen auf. Wie
unten § 26 erklärt werden wird, hat sich nämlich bei den Lauten
'^ 4* h *? eine eigentümliche Aussprache ausgebildet, wonach sich,
wenn sie mit einem a- oder 2-e-Laut zu sprechen sind, in gewissen
Fällen ein ii zwischen den Consonanten und den Hauptvocal eindrängt.
Für diese ?(-haltige Aussprache der Gutturale erforderte die Voll-
ständigkeit der Schrift besondere Zeichen. Diese entwickelten sich
aus der gewöhnlichen Bezeichnung des ii (durch einen wagrechten
Seitenstrich) in der Weise, dass diesem die Zeichen des Hauptvocals
auf eigentümliche Weise angehängt wurden. Für ne wird ein senk-
rechter Strich auf das ?(-Zeichen gesetzt (4^ 'Y' Vf" 7^); für nl das
T-Zeichen unten angefügt (4*** 'V^ h^ 7*-) : mit den Zeichen für ä
und e zusammengesetzt wird es dagegen an den Fuss des Buchstabens
herabgerückt S quä^ ^ que u. s. w.; um uä auszudrücken, wird das
^(-Zeichen an seinem Ende zu einem Ring geschlossen (*fe u. s. f.)^.
In späterer Zeit wurde das für diese vier Laute ausgebildete
?<(7-Zeichen hie und da auch anderen Buchstaben , nämlich fl "t" A
<^ rt ^ <(. in der Bedeutung von wä angehängt und z. B. für «ll^P
geschrieben: f JL ^ u. s. f. So entsteht durch Zusammenziehung
zweier Schriftzeichen in eines eine neue Art von Lautgruppen in
der Schrift (vgl. oben S. 20).
Die Unterschiede der siebenerlei Vocalzeichen von einander
sind bei den meisten Buchstaben augenfällig und deutlich ; doch
werden einzelne Formen durch Anhängung einzelner Vocalzeichen
einander sehr ähnlich und daher beim Schreiben und Lesen leicht
verwechselt, nämlich 4« und ^, d und di C und C, "h und 'V?
ay- und fll., ^ P- f^. R ^ ^, ^ und f , d. und ^. 9^ und ^,
A und A, n und 1. h und >-.. <P und 9*\
^ Für V|^, '\ etc. wird in den Handschi-iften oft Y|,, "^ geschrieben,
z. B. r/oVt'J'J-V.
^ Siehe die auf diese Weise entstehenden Zeichen in Catalogus codicum
Acthiopkorum JMusei Brifannici unter Cod. LXXI und bei Isesberg, Gram-
mar of the Ämh. lang., p. 4.
3 ;£■ für "C findet sich in Abb. 55 bei Hez. 1,26. 10,1; M. Faus
i? 15. Vocalschrift. 29
Diese verhältnismässig frühe Entwicklung einer vollständigen
Vocalschrift, welche bald auch allgemein in den Büchern angewandt
wurde, verleiht dem Aethiopischen gegenüber den andern semitischen
Sprachen und Schriften einen grossen Vorzug, und das Erlernen
der Sprache aus den Schriften sowie das Verständnis der Bücher
selbst wird dadurch sehr erleichtert. Gleichwohl müssen wir immer
im Auge behalten, dass auch bei den Abessiniern diese Vocal-
schreibung nicht mit einem Schlage fertig und gleichmässig durch-
gebildet dastand, sondern sich erst im Laufe längerer Zeit fest
ausbildete. Wir können dies noch beweisen aus mannigfachen
Irrtümern in der Vocalisation einzehier Wörter, namentlich der
Eigennamen, welche sich in den Bibeltexten von alter Zeit her fest-
gesetzt und fortgeerbt haben^. Solche Irrtümer erklären sich nur,
wenn in den ältesten Handschriften bei einzelnen Wörtern die Vocal-
schreibung noch gänzlich fehlte oder aber in der Verwendung der ein-
zelnen Vocalzeichen noch etwas schwankend und unregelmässig war.
IV. Ausser der Consonanten- und Vocalschrift haben die § 16
Abessinier keine eigentümlichen Schriftzeichen mehr ent-
wickelt. Den Unterschied der aspirirten und nicht-aspirirten Aus-
sprache gewisser Mutae scheinen sie nicht gekannt zu haben. Auch
die Consonantenverdopplung deuten sie nie durch ein besonderes
Zeichen an, obgleich sie, wie die meisten andern Semiten, jeden
Doppelconsonanten, wenn er nicht durch einen Vocal getrennt ist,
nur einmal schreiben. Hier ist also ein kleiner Mangel in der
Schrift; wir können jetzt nur noch aus den Bildungsgesetzen oder
aus der Ueberlieferung wissen, wo ein Laut doppelt gesprochen
werden muss, und diese Mittel reichen nicht überall aus.
Als Zeichen des Satzendes haben sie ", die Verdopplung des
gewöhnlichen Wortteilers. Soll dieses Zeichen zugleich als Ab-
schnittszeichen dienen, so wird es gerne zu -^'l'' erweitert oder ver-
doppelt: !5 = ", worauf dann oft eine neue Zeile begonnen wird.
Kleinere Unterscheidungszeichen wenden sie in der Regel nicht an;
nur I dient öfters dazu; am liebsten wird | bei Aufzählungen
zwischen die einzelnen Wörter gesetzt (z. B. Hen. 10, 20. 15, 11).
In späteren Handschriften werden : " -iU- häufiger verwandt, aber
infolge der Unwissenheit der Schreiber meist am unrechten Platze.
(ms XI, letzte Seite ft'7;C); Herma 0D'/^^i. — Eigentümliche und alter-
tümliche Vocalzeichen und Consonantenformen weist der Cod. Laur. der
zwölf kl. Pro])heten in der Bibliotheca Bodleiana auf.
^ Ich habe in meinen Ausgaben biblischer Texte an vielen Stellen auf
solche alte Irrtümer aufmerksam sremacht.
^0 § 16. Tnterpunctions- und Zahl-Zeichen.
Ihre Zahlzeichen haben die Abessinier von den Griechen
entlehnt. Ob sie je eigene gehabt, namentlich ob sie ihre Buch-
staben als Zahlzeichen gebraucht haben, wissen wir nicht. Die
griechischen Zahlzeichen kommen schon auf den Inschriften vor;
man suchte aber, wo nur immer möglich, das fremde Zeichen so
zu gestalten, dass es einem äthiopischen Buchstaben- oder Silben-
Zeichen ähnlich wurde; so soll ^ dem Zeichen für sä, 9 dem
Zeichen für hä, § dem alten Zeichen für rü gleichen u. s. f. So
entwickelten sich schliesslich die auf Tafel I gegebenen Ziffern.
Damit sie als Zahlzeichen leichter erkennbar seien und nicht mit
den Buchstaben verwechselt wurden, fügte man über und unter
ihnen einen kleinen wagrechten Strich bei. Nach den Ziffern
werden in den Handschriften die Worttrennungspunkte gewöhnlich
nicht gesetzt. Vielfach verwechselt werden in den Handschriften
A und ö, % und %^.
Schriftabkürzungszeichen haben die Abessinier nicht.
In Texten, wo sich ein Wort sehr häufig wiederholt, wird ein
solches zwar oft abgekürzt geschrieben, aber diese Abkürzung be-
steht nur darin, dass man nur den Anfangsbuchstaben oder die
zwei ersten Buchstaben des Wortes setzt und, mit Weglassung der
übrigen, den Wortteiler anfügt, z. B. 4*' für 4*'S-ft '. Stehende
Abkürzungen finden sich nicht (doch vgl. § 11). Nur Ktl^'h»^'
Israel wird in vielen Handschriften, als wäre es aus bf^lt* ' zwanzig
und h>A= zusammengesetzt ^h>A: geschrieben. Ebenso werden
die Zahlwörter, auch wo sie nicht in ihrer reinen Grundform er-
scheinen, gerne in Ziffern geschrieben, eine der Grundform etwa
angehängte Silbe aber in Buchstaben beigefügt , z. B. ^Xf^^^ '
d. i. hA^bir<^-s. In Genzat fol. 13 (Cod. Tub. M. a. IX. 14) liest
man für dreimaliges Hallelujah : VA» ' A*^ ' *A« ' A*^ ' ""A»^ •• 5
vgl. eb. fol. 20. 36. 37 etc.*
1 Für T «10" hat Abb. 55 das Zeichen ho Jer. 48, 1.2.8. Ebenso
findet sich IbOie für Taig MS. Tub. M. a. IX. 14 (Genzat), foll. 30. 110;
MS. Berol. Peterm. II, Nachtr. XXVIII {Gadla Äbha Garimä), foll. 39. Gl.
63. 64 etc. — Ueber die sabäo-minäischen Zahlzeichen vgl. ZDMG XXVI,
S. 748 ff. und Journ. as. VII, 1, p. 511 ff.
2 [In Cod. Mon. 11 wird der Gottesname häufig abgekürzt: ?i*7H,^'flrll»
oder 'hlW^h'ü oder }\'^\]^j\ oder "hlU, oder Ji«^, dann meist mit roter
Schrift und ohne die Schlusspunkte (:) geschrieben, ehenso YlCtl'f'' A** •
oder /t*-^, •■ für üf^^jf s Laodicea und ^ : für 0/^(\^ : findet sich Brit.
Mus. Or. 2263, fol. 6.1
§ 17. Die Laute der Sprache. 31
ZWEITER ABSCHNITT.
Lautlehre.
L Die Laute der Sprache.
1. Die Vocale.
Ueberblickt man den Vocalbestand der äthiopischen Sprache, § 17
wie er in der Vocalschrift ausgedrückt ist, an kurzen Vocalen ä e,
an langen ä t ü^ an Mischlauten e ö, so fällt als eine eigen-
tümliche Erscheinung auf, dass i und w, neben a die beiden Haupt-
vocale aller alten Sprachen, zwar durch je eine Länge vertreten
sind, aber ihre Kürzen fehlen und statt ihrer ein Laut zweiter
Bildungsstufe, e, auftritt. Dies kann unmöglich ursprünglich sein;
die reinen Laute ü t müssen einst in der Sprache vorhanden ge-
wesen sein, und es kann nur als ein Zeichen früh eingetretener
Verderbnis der Vocalaussprache angesehen werden, wenn sie beide
dem allgemeineren und unbestimmteren Laut e Platz machten.
Ueber das Alter dieser Verderbnis haben wir freilich keine äusseren
Nachrichten mehr. Nur aus der Art der Vocalschrift, welche kein
kurzes u und * mehr unterscheidet, haben wir schon oben S. 24 f.
geschlossen, dass bereits in der Zeit der Ausbildung der Vocalschrift
die Unterscheidung des ü und t nicht mehr sehr lebendig gewesen
sein kann, wenn sie überhaupt noch vorhanden war. Dasselbe
lässt sich auch aus anderen Anzeichen folgern. Nirgends in der
Sprache knüpft sich an eine verschiedene Aussprache des Vocals
der sechsten Vocalschriftform eine verschiedene Bedeutung des Worts
oder der Form. Dagegen treffen w^ir Fälle, wo ein ursprünglich
kurzes i m, weil es für die Bedeutung von grösserem Wert war,
sich zu einem langen i u dehnte, um sich so halten zu können.
Ferner sind Bildungen, in welchen durch alle semitischen Sprachen
hindurch das u sehr wesentlich ist, wie das Passiv oder das Im-
perfect des ersten Stamms und dessen Infinitiv, schon im ältesten
uns bekannten Aethiopisch entweder ganz aufgegeben worden
oder Neubildungen gewichen, in welchen der mangelnde kurze
ii-hsLut durch andere Mittel und Laute ersetzt ward. Alles dies
scheint zu dem Schlüsse zu berechtigen, dass schon in sehr frühen
Zeiten nicht bloss das kurze i bereits wie e gesprochen wurde,
sondern auch, was noch merkwürdiger ist, das kurze u in völligem
32 §§ 17. 18. Vocale.
Verschwinden begriffen war und überall, wo es sich nicht mit
Hülfe des Worttones dehnen konnte, zu ü oder v und weiterhin
zu e entartete^, sodass schliesslich beide Laute sich zu dem unbe-
stimmten e vermischten. Es mag sein, dass man dieses e in einigen
Worten einst noch mehr wie i, in andern mehr wie ii sprach^,
aber bedeutend kann dieser Unterschied nicht mehr gewesen sein
und hob sich endlich ganz auf. Indessen hat sich von ursprüng-
lichem kurzem u öfters wenigstens noch ein Rest erhalten, nämlich
nach den 4 w-haltigen Consonanten, sodass z. B. ]|1D auch äthiopisch
noch 4^Cfl7' querbän lautete (s. darüber § 26).
§18 1. Der Grundvocal a herrscht auch im Aethiopischen noch
stark vor und ist in Kürze und Länge für die Wortbildung überaus
häufig angewandt. Das kurze a wurde gewiss einst noch rein
und unvermischt gesprochen und musste in den meisten Fällen
schon darum um so reiner erhalten werden, weil es sonst mit den
beiden andern kurzen Yocalen zusammengefallen und der Sprache
damit ein Hauptbildungsmittel verloren gegangen wäre. Ueberaus
häufig ist es im Unterschiede von e der Träger einer eigentüm-
lichen Wortbedeutung (vergl. z. B. l'flC- Knecht und *7'flC' Ge-
schäft). Gleichwohl zeigt es schon frühe auch eine Neigung, sich
zu dem unreineren e zu trüben^, seltener in offener Silbe z. B.
fi'19" ' und tll9^ ' Gerste^ häufiger wenn es durch zwei silben-
schliessende Consonanten zusammengedrängt wird, sodass in Formen
wie d9^^'' Lame a öfters mit e wechselt C9^!l\' (s. § 105).
Besonders stark wurde dieser Uebergang in e durch den Einfluss
der Hauchlaute (§ 45). Ausserdem wird a, wo es zum Ersatz der
Verdoppelung eines Consonanten gedehnt wird, zu e getrübt (§ 56 a. E.).
In Fremdwörtern steht es ohnedies häufig für t] e, z. B. Ä,f frfl'
Uf]oovg. Die Erweichung der Aussprache des a nahm aber im
Laufe des Mittelalters bedeutend zu ; zu Ludolf's Zeiten wurde es
allgemein als ä gesprochen*, ausser da wo es mit einem folgenden
iO* einen Diphthong bildete oder nach einem der fünf Hauchlaute
oder ^ oder 4*? rtl? Äj Ä^ zu sprechen war, in welchem Fall es
^ Man vergleiche z. B. hebr. QriJ^ oder Q^ aus attüm, Mim.
' Vgl hA*^: = ^iL\
^ Vgl. die älmliche Erscheinung in andern semitischen Sprachen,
z. B. im Assyrischen; Zimmern, Zeitschr. f. Ässyr. V, S. 39G. Siehe auch
König, S. 59.
* Sonus liujus vocalis tarn dbsciirus est, ut panim a murmure absit.
haud aliter, ac si quis obscure loquens infantes terrere velit. Lubolf.
5 Vgl. TiiuMiM«, ZDMG XXVIIL S. 519.
§§ 18. 19. Vociile. 33
durch den Hauchlaut reiner erhalten wurde (ü ha^ nicht hä)- Glück-
licherweise ist diese Verderbnis nicht in die Schrift eingedrungen, und
wir sprechen darum überall, wo a geschrieben ist, besser auch a aus.
Das lange ä dagegen hielt sich auch in der Volkssprache
fortwährend mehr als reines a, und daraus, dass in manchen Fremd-
wörtern das ä für ?/ e steht, z. B. a/PC?'tl ' Liberius, lässt sich
nicht schliessen, dass ä wie e gesprochen wurde, sondern vielmehr,
dass man im Aethiopischen noch gerne den unreinen c-Laut durch
das reinere ä ersetzte^, ä entsteht meist aus ä durch Dehnung
im Tone und durch den Einfluss eines folgenden vocallosen Hauch-
lauts (§ 46) oder durch Zusammenziehung zweier zusammentref-
fender ä (§ 39); noch häufiger aber ist es ursprünglich und trägt
den Sinn und die Bedeutung einer bestimmten Wortbildung (z. B.
hihH'Ü ' Völker^ von fhli'ü • Volk). Ausserdem steht es, wie im
Arabischen, häufig für den Mischlaut ö, namentlich in mehreren
ursemitischen Wörtern, wie j^ A s ^1p^ ^C'- Tn^ 'iti^^ ' D^iy.
s. unten § 105 und vgl. König, S. 67; so auch in Fremdwörtern
^C • ^r^ 1 yj&'^'f'V • ]lalha^r^. Aus der einheimischen äthio-
pischen Wortbildung gehört hieher die Bildung des dritten Stamms
P'üh' iür^'üh' verglichen mit T-flh.' Versammlung, und einiger
Quadrilittera z. B. 'nM'- für ^rti-", im Particip Passiv an-fl^'}:.
2. Das kurze unbestimmte e ist überaus häufig. Als der § 19
farbloseste und kürzeste Vocal tritt es ein 1) da, wo bloss zur
Erleichterung der Aussprache ein Vocal oder Vocalanstoss zu Hülfe
genommen werden muss, z. B. ^IdC', h9^V'; 2) in der Senkung
des Vor- und Nachtons vor oder nach einem langen betonten Vocal,
z. B. ^(\^'' Morgen, Tf^^b- Altar, ^Vth.' Auferstehung,
^TK ' Sünder, 'fe'TK'A -' Füchse. Als die Kürze zu ü und 1 geht
es aus diesen hervor, wenn sie eine Verkürzung erleiden, z. B.
*7fl*C«" gemacht, im Femin. '^'ÜC^'^ #w>j&^: majjet (und mait)
für <wif..^:, und wird in der Wortbildung überall da angewandt,
wo in den verwandten Sprachen t ü oder tongedehntes e ö stehen:
h9°^ ' er glaubte ^/of, h'üd ' er war geehrt va> , ^*7'flC ' v^:?>
^nOn- JfLi', ^mC' J^^?. rin^:, hl-t-^"- ihr ^^1, rM-
Ge^et2 pn, hll'i ' Ohr ]J>*, A-flA -" Kleidung o^i.^
1 S. dagegen König, S. 62.
^ Ueber eine ähnliche Schwächung des a zu i im Dialect der Banü
Tamim s. Rüdiger, ZDMG XIV, S. 488; vgl. Fleischer, Beitr. St. 2, SS. 275,
317; Stade, Morgenl. Forsch. S. 212 [und Huber, Meisir, S. 18f.J.
D i 1 1 m a 11 n , Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 3
34 §'19. Vocale.
In manchen Formen ist e ans a erweicht (§ 18), seltener
aus ursprünglichem e verkürzt Itxi^i ivie? rlS^N', hlfü? ' ich mag
nicht ^3 ]^K.
In Fremdwörtern kann es für alle kurzen und, nach ein-
getretener Verkürzung, auch für lange Vocale jeder Art stehen :
jjLvoTrjQiov 9^/^mX'^ oivdcov tl'iF^'i', MavaooYJ 9^^i\.i und a^^h.-,
Beviajuiv 'ül^'^h onoyyog (l^ll '-, XcoMq hi^C ••, Geodcogog
'b^^^ail'', Lucia^Yiy:, BaaUju sowohl n^A^s als fl'JA.l^"
u. s. f.
Die Aussprache dieses Vocals glich, wie es scheint, am meisten
unserem flüchtigen oder auch dumpfen e, doch bald mehr einem i,
bald mehr einem o sich nähernd^. Die älteren Grammatiker
stimmen über seine Aussprache nicht völlig überein. Potken drückt
es durch o aus, was aber nach der Aussage von Ludolf's Lehrer
falsch sein soll; Wsmmers lehrte, der Laut sei sehr kurz, zwischen
e und 0 in der Mitte schwebend ; LuDOLF gab es in der ersten Auf-
lage seiner Grammatik durch ^, in der zweiten durch s und e
wieder; ebenso schon MARIANUS ViCTORius.
Sehr merkwürdig ist, dass, nachdem kurz i und u schon sehr
frühe verloren gegangen waren, im Laufe der Zeit bei weiterer Um-
wandlung der Aussprache von anderer Seite her dieselben wieder
zum Vorschein kamen. Wo nämlich fl>* und J& im Anlaut eine
Silbe für sich ausmachen, wurden sie von den späteren Abessiniern
wie u und i gesprochen*, also z. B. (D*t^^' ulüd^ ^l'üC' igdher.
Diese Aussprache ist jetzt allgemein verbreitet und scheint schon
ziemlich früh aufgekommen zu sein^; sie kann aber doch nicht
ursprünglich sein* und wurde wohl auch immer wieder aufgegeben,
wenn eine enger verbundene Praeposition oder Conjunction dem
Worte vortrat, z. B. Afl>*A-J^' = ) Aj&*fe$^'sl Wir werden darum
1 In MS. Berol., Cod. B, Peterm. II Nachtr. 55 wird ^(hf,: ge-
wöhnlich ffl'O'^ ' geschrieben, offenbar wegen des |f|.
2 LuDOLF, Gramm. Lib. I, 5; ähnlich wie die Hebräer 1 und hie und
da ••) und die Syrer Jüdh im Anlaut i sprechen. Consequent scheinen die
Abessinier aber in der Aussprache dieser beiden Halb vocale nicht zu sein;
vgl. Trumpf, a. a. 0. S. 520.
3 Ich schliesse dies daraus, dass sich selbst in älteren Handschriften
fälschlich hie und da eine Negation vor die III p. m. Imperf. eingedrängt
hat (z.B. Ai.J&l'flC für ^l'dC'), welcher Irrtum nur erklärbar ist,
wenn man ß, als i sprach.
^ Anders Haupt, Beitr. z. Ass. I, S. 17.
^ Wo man nicht la-idüd oder lauliid sprach.
§§20.21. Vocale. 35
für fl>- und f» überall ive und je transscribieren. Auch am Ende
eines Wortes werden nach Trumpf, ZDMG XXVIIf, S. 519 f. (B-
und j?* 11 und i gesprochen, wenn ä vorausgeht oder U vor ß» steht,
oder wenn e vorangeht, das dann den Ton tragen muss. Folgt (D*
auf einen vocallosen Consonanten, so wird es wie u gesprochen.
Auch in der Mitte eines Wortes werden fli« und J&, wenn e vorher-
geht, e-w, e-i gesprochen, wobei jedoch e nur dann den Ton hat,
wenn dies in der Bildung begründet ist. Mit vorangehendem a
bilden (O* und J& regelmässig die Diphthonge an und ai.
3. Die langen Vocale i, ü kommen hauptsächlich vor 1) § 20
in den Bildungen von Wurzeln, deren einer Radical ein Vocal ist,
2) im Pronomen und in Bildungssilben pronominalen Ursprungs,
3) in verschiedenen innern Nominalbildungen, meist aus ursprüng-
lich kurzem Vocal durch den Ton gedehnt: lüjl' '\%'i' AVL^*'
-hauM' *7n-c- ^;ih*A: u. a.
Sonst erscheint % hie und da für ein in der Bildung be-
gründetes kurzes i, nur darum, damit sich der i-Laut reiner halten
sollte, z. B. i^^iX^' Walker (für <^yTA-"), ^1X1^ '- Bethaus
tX^s\AAA/o, übrigens ein Fremdwort. Selten ist es aus volleren Lauten
e ä verdünnt, z. B. /i, s niclit aus ]\S* \S*, ^'% was? aus n^ np;
regelmässig aber geht es, in der Bildung, aus e als der einfachere
Laut hervor, wo e verkürzt wird, z. B. l/hß»' schuldig von 1,1^ -j
%^^ ' Gefangenschaft von ^(D(D:. Wo t verkürzt wird, wird
es zu e (§ 19). In manchen Wörtern verfärbt es sich zu dem
ehwas längeren e (§ 21). In Fremdwörtern findet es sich häufig
nicht bloss für kurzes und langes «, sondern auch für v, ü^fitl '
Bysstis, X\,Cy^' KvQiaxog, für r] (sofern dieses i gesprochen wurde)
'b'h'i' Tijyavov, J^/^rtl.C' juvoTiJQiov, ja sogar für die Diphthonge
ai und Ol in Folge der Monophthongisierung dieser Laute, Yxjlr^k f '
Ai^ioma, VU(^'7CAP-fts xoiQoyQvUiog. Vgl. KÖNIG, S. 64 fi*.
Der Vocal ü ist schon in starkem Uebergang in 5 begriffen
(§ 21). In der Bildung erscheint er, wo ursprüngliches ö oder ein
aus ö entstandenes ä (§18) verkürzt wird : 'Ulttlx'l*' Mischung
von "f-tlih', ^h(\»' Beischlaf Yon ^hÜ'. Wo ü verkürzt wird,
geht es in e über (§ 19). In Fremdwörtern entspricht es, ausser
u «, auch V, z. B. V'fi^' (und U^Ä-') vooconog.
Ausserdem verhärten sich t und ü in ihre Halbvocale f»
und (O* (§ 40).
4. Die Vocale e, ö sind ihrem Ursprung nach Mischlaute, § 21
durch Monophthongisierung aus ai, au entstanden. Im Aethiopischen
3*
36 § 21. Vocale.
ist ihr Ursprung noch sehr deutlich, denn weitaus am häufigsten
entstehen sie hier durch Verschmelzung von einem mit a zusammen-
treffenden i und u (§ 39 f.), und sind, so entstanden, in den meisten
Fällen auch wieder einer Auflösung in ihre Bestandteile, somit des
Uebergangs in aj, aw fähig. Seltener entstehen sie durch Dehnung
kürzerer Laute oder durch Trübung und Dehnung aus i, u.
Nämlich e kann durch Einfluss eines folgenden weichen Hauch-
lautes sich zu e dehnen ^d>K' für f^Ch^', f>ü»ti'' für J&'flüA--"
(§ 46); auch entsteht e ohne solche zureichende Gründe durch
blosse Dehnung der Aussprache aus e, z. B. 9"^^»' (Sir. 27, 20)
für 9^^^s doQKdg, thfi' Hüfte für th^'- In andern Fällen ist
e aus a, ä getrübt; so aus ä zugleich zum Ersatz der Verdopplung
im Iniperfect der Steigerungsstämme ^d„^9"- jeßsem für jefdssem^
aus ä in einzelnen Fällen, ^{i>: Tafel neben Ä'A'j fi'^'i' Süden
'It^^^Pi. In manchen Wörtern hat sich e an Stelle eines in der
Bildung begründeten t festgesetzt, als ein etwas vollerer Laut, z. B.
^dC' und J^dC' n^n^, V>,VLA-" und Wt^' Nichtigkeit, n*A-"
Bohne ^i*Lj ^. In Fremdwörtern entspricht es am häufigsten s, yj
und EL^: 'tfPA-'Jft- ^eoUyog, ü,%PTfS hyecov, 'T.hh.A-' Mixa/]l
Ä"ftT*A= moTLKqg, 9r»•i\^^' AeßXaM, Ö^^^ftl'- ledeKiag, doch
auch V 'üd»^' BrjQvllog, ^d' juvqov, und at ghl»' 'Ayyaiog.
Der Laut ö entsteht in gewissen Bildungen sehr regelmässig
durch Zerdrückung aus ü, so in den weiblichen Endungen öt und
ö aus üt und ü (z B. l-flCT-" lüX^^' äA/I-' tr^üYl^'- u. s. w),
wahrscheinlich auch in (th'h'f'O^'s und im pron. suö". V^^*') ferner
sehr gewöhnlich in Wörtern ausländischer Bildung: V^^^'t'
U^jiA^^, ;^^^"-■ Kasten s^Aj, h-f''}-- Ofen ^y>1 jmx, M\C'-
Zucher v^.»^, HJ&'P'^' Olivenpflanzung (j^^^S? iLh^' Todtenreich
^q1^ h)m^ F*(^\' Sarg jLiso?, 9.^ö' Fels a^^ oder £^^. In
Fremdwörtern steht es für o und co; die griechische Endung fog
lautet daher ?'f\'; oder es entspricht ov CTOiA: Tovßi]k, ^^C^
d*9*h' Mercurius, oderv ^Ä'irft" KvjiQog, oder av T'Th^^' vavxt^g.
Wo ö und e verkürzt werden, gehen sie in w ^ über (§ 20).
^ Etwas anderes ist es, wenn Abschreiber e und l verwechseln, was
sehr häufig vorkommt.
2 Vgl. König, S. 68, der aber für £i die Aussprache ^ und dann die
ZerdrückunsT des * zu e annimmt.
i
§ 22. Vocalo. 37
Alle diese Vocale erhalten sieb, wenn sie einmal in einer § 22
Bilduno- erscheinen, in der Regel sehr fest und zähe und begleiten
ein Wort unverändert durch alle Neubildungen und Vermehrungen
hindurch. Namentlich von den mannigfachen Lautwechseln in
Folge der Aenderung der Tonverhältnisse, wie sie das Hebräische
der Masora zeigt, findet sich hier keine Spur; das Aethiopische
stellt sich in Beziehung auf Zähigkeit und Beharrlichkeit der Vocale
eines Wortes vielmehr dem Arabischen an die Seite.
Ob das Aethiopische ausser den sieben Vocalen auch noch
sogenannte flüchtige Vocale, Halbvocale oder Vocalanstösse habe,
ist eine Frage, die man immerhin aufwerfen kann. Die Antwort
darauf ist schwierig, teils weil über die alte Aussprache der Worte
zu wenig bekannt ist, teils weil die Frage, was Halbvocal und
was kurzer Vocal sei, nicht so leicht zu beantworten ist. Das
Arabische hat bekanntlich in allen den Fällen, wo das Hebräische
nur einen Vocalanstoss hat, einen kurzen Vocal. Andere weniger
vocalreiche Sprachen, wie das Aramäische, dulden auch Consonanten-
gruppen und lassen da, wo nicht gut verträgliche Consonanten
zusammenstossen, nur einen flüchtigen Vocalanstoss hören. Im
Ganzen genommen steht das Aethiopische an Vocalreichtum etwa
dem Hebräischen gleich und hat in seinem kurzen unbestimmten e
in Fällen wie h^i^"^-", ^d.', IdO, hh'VI'üd' allerdings einen
dem hebräischen Scli^wa mobile ganz ähnlichen Laut, und immer-
hin kann man diese kürzeste und flüchtigste Art des e mit dem
ScJiHva zusammenstellen. Andere Fälle, in denen ein solcher ganz
flüchtiger Vocal für die Aussprache zu Hülfe genommen werden
muss, werden unten besprochen werden. Dafür dass hier das e
kaum mehr als Vocal, sondern nur noch als Halbvocal gesprochen
wurde, scheint auch zu zeugen, dass die noch spätere Aussprache
in den genannten Fällen, wo es nur immer um der Natur der
zusammentreffenden Consonanten willen anging, sich gewöhnte,
gar keinen Zwischenlaut mehr hören zu lassen, wie kremt (s. da-
rüber § 34): zwischen dem gänzlichen Verschwinden des Vocals
an dieser Stelle und dem Hörenlassen eines vollen Vocals, wie im
Arabischen, muss aber eben das Lautwerden eines blossen Halb-
vocals als Zwischenstufe in der Mitte liegen. Auf die Lautlehre
und Bildungslehre ist indessen diese ganze Frage von keinem Ein-
fluss; es wird genügen, wenn wir immer betreffenden Orts anmerken,
wo ein e ganz kurz und flüchtig zu sprechen ist.
38 § 23. Consonanten.
2. Die Consonanten.
23 Welche Consonanten das Aetbiopische habe, ist im Allge-
meinen schon oben in der Lehre von der Schrift deutlich geworden.
Es sind mit Ausnahme des dumpfen ^-Lautes dieselben, die den
Bestand des nordsemitischen Alphabets ausmachen, vermehrt um
zwei neue arabische Laute. Hiernach könnte es scheinen, als ob
sich in Beziehung auf die Mitlaute der Sprache in den abessinischen
Wohnsitzen der Semiten nicht viel Eigentümliches entwickelt habe.
Doch ergiebt sich aus der Vergleichung der Wurzeln des Aethio-
pischen mit denen der übrigen semitischen Sprachen, dass jenes
zwar oft weichere und gelindere Laute erhalten oder aus härteren
entwickelt hat, noch häufiger aber härtere und dumpfere Laute
für die weicheren der andern Sprachen zeigt. Besonders in der
Umschreibung der Fremdwörter giebt sich diese Vorliebe für rauhere
Laute kund. Noch wichtiger ist, dass das Aetbiopische einige ihm
eigentümliche Arten von rauheren Lauten neu erzeugt hat. Dahin
gehört einmal das dumpfe p Ä? welches in einzelnen Wurzeln, auch
in Fremdwörtern, an die Stelle eines ursprünglichen h oder p ge-
treten ist. Ferner haben die Abessinier die vier semitischen Kehl-
laute 'Tf 7 h 4* auf eine ihnen eigentümliche Weise dadurch zu
rauhen gurgelnden Lauten umgestaltet, dass sie sie tiefer aus der
Kehle hervorhauchten und damit einen dunkeln w-Laut sich ver-
binden Hessen, der eben in dieser Verbindung seiner vocalischen
Natur verlustig geht, im consonan tischen Laut erstarrt. Diese
rauhere Aussprache der vier Kehllaute ist zwar keineswegs in dem
Sinn allgemein geworden, dass sie die gewöhnliche Aussprache der-
selben verdrängt hätte; im Gegenteil, letztere blieb in weitaus den
meisten Wurzeln ; aber die rauhere Aussprache ist doch schon sehr
stark verbreitet. Während sich nun in diesen Erscheinungen ein
Drang der Sprache nach Entwicklung rauherer Laute bekundet,
wie er zu der Gebirgsnatur des Landes wohl passt, so deutet da-
gegen eine andere Reihe von Eigentümlichkeiten in der Aussprache
der Mitlaute ein gewisses Streben nach Vereinfachung der mannig-
faltigen Laute (das wir auch im Vocalsystem fanden), zugleich
aber auch eine gewisse Verweichlichung und Entartung an. Wir
finden nämlich, dass die drei härteren der fünf Hauchlaute sich
in der Aussprache allmählig erweichten, das 0 dem }\j das 'Tf dem
ih und beide letztere zusammen dem Ü sich verähnlichten, und
dass unter den Zischlauten das ip dem fy {s dem 5), das 0 d
§ 23. Consonanton. — § 24. TTanchlaiite. 39
dem K s gleich wurden^. Hienach haben die Abessinier zunächst
die in Arabien entwickelten und von dorther mitgebrachten Laute
'V und 0 nach und nach wieder aufgegeben, wie sie schon in viel
früherer Zeit die lispelnden Uebergangslaute ^ O ib aufgegeben
hatten. In Beziehung auf die Zischlaute im besondern ergiebt sich,
dass das Aethiopische entschiedene Stummlaute oder noch lieber
entschiedene Zischlaute den Uebergangslauten vorzieht, und eben
darum ging auch 0 wieder in Ä zurück. In den Hauchlauten
konnte es, nachdem es aus 'V ^ das rauhere 'Y" erzeugt, um so
eher 'Tf und th wieder zusammenfallen lassen. Auch in dem Auf-
geben des s gegen s zeigt sich dieses selbe Streben nach Verein-
fachung. Dagegen ist die allmählige Abschwächung von 0 zu h
und von rh '1f zu V entschieden zugleich eine Verweichlichung
und führte, da einmal die Sprache diese Laute in ihrer Bildung
vielfach verwandt hatte, zu manchen Unbequemlichkeiten, wie sie
denn auch erst gegen die Zeit des Aussterbens der Sprache so all-
gemein geworden sein kann. Sie ist bei dem sonstigen Streben
des Aethiopischen nach rauheren Lauten um so auffallender, hat
aber doch, mit den andern genannten Vereinfachungen zusammen,
ihre Analogie in der Lautentwicklung anderer, auch ausser-
semitischer, Sprachen. Namentlich in Volksmundarten reisst oft
eine gev^isse Bequemlichkeit der Aussprache ein, die alles Schwie-
rigere aufgibt und sich mit den nötigsten und wesentlichsten Lauten
behilft. In den andern abessinischen Mundarten, namentlich im
Amharischen, sind alle diese Erscheinungen noch viel stärker
entwickelt.
Nach diesen Vorbemerkungen besprechen wir die einzelnen
Consonanten, ihren Lautwert, ihre Bedeutung und ihre Wechsel
untereinander. Wir gruppieren sie nach den Sprachwerkzeugen,
mit denen sie hervorgebracht werden, sowie nach ihren in der
Sprache zur Erscheinung kommenden Eigentümlichkeiten.
1. Hauchlaute (Gutturales) giebt es im Ganzen fünf, § 24
i\0 0 tl\'%. Unter ihnen sind h und Ü die ältesten*, einfachsten
und dem Semitischen mit andern Sprachen gemeinsamen Laute;
0 und fh sind verhältnismässig jüngeren, "If jüngsten Ursprungs.
h ist eigentlich nur der leise Hauch, der jedem alleingesprochenen
Vocal vorhergehen und im Grunde auch einem auslautenden langen
^ Nach Haupt's [Zeitschr. f. Assyr. II, S. 264) Behauptung sprechen
die Abessinier 0 als Affricata [ts], während 5\ eine Affricata mit festem
Absatz ist.
2 Ewald, Ausf. Lehrbuch der hehr. Sprache, G. Aufl., S. 74.
40 § 24. Hauchlaute.
Vocal nachfolgen muss, also entsprechend dem Spiritus lenis der
Griechen. Das Ü, schon stärker und körperlicher, ist unser /^,
der griechische Spiritus asper. An h reiht sich 0 als ein Hauch
ähnlicher Art, der notwendig einen Vocal vor oder nach sich er-
fordert, um lautbar zu werden; er ist aber härter als h und wird
durch stärkere Zusammenpressung der Kehlraündung gebildet. An
0 schliesst sich zunächst rh? dem ^ entsprechend, als ein stärkeres,
tiefer' aus der Kehle gesprochenes h (h), und sodann 'Tf, ^^, durch
Reibung des Kehldeckels hervorgebracht, daher mehr zu Je hin-
neigend, ch oder kh. h und V sind die schwächsten und weichsten
Gutturale; sie können sich unter Umständen in einen ihnen un-
mittelbar vorhergehenden Vocal völlig auflösen (vgl. unten § 47).
Die Hauchlaute stellen eine doppelte Stufenleiter von stärkeren
und schwächeren Hauchen dar, deren eines Ende mit h und Ü an
die.Vocale, das andere mit 0 und 'V an die Consonanten, zunächst
die Gaumen-Kehllaute, angrenzt. Aus dieser ihrer Mittelstellung
zwischen Vocalen und Consonanten erklärt sich auch ihre weite
Verbreitung in den semitischen Sprachen. Sie treten in der Wurzel-
bildung oft genug da ein, wo Wurzeln, deren einer Radical ein
Vocal ist, einen dritten consonantischen Laut zu gewinnen streben,
und die in diesem Fall immer zunächst eintretenden schwächeren
Laute verdichten sich, meist durch den Einfluss der beiden andern
Wurzellaute, zu den härteren Hauchen; namentlich in den äthio-
pischen AVurzeln ist dies noch sehr deutlich, und darum w^echseln
solche, die Gutturale enthalten, mit solchen, an denen an den
betr. Stellen Vocale auftreten^. Andererseits entstehen diese Hauche
aus festeren Consonanten, namentlich aus den Gaumen-Kehllauten
und Stummlauten, indem diese ihren festen consonantischen Be-
standteil aufgeben und nur den Hauch als Rest davon behalten.
So steht im Aethiopischen h als erster Wurzellaut gerne für Kaf:
hd^C' alte Frau neben v>^A3, während die Aussprache h'fl^' im
Aethiopischen mehr einen geistigen Sinn trägt, hdl' alt sein
neben «^r^, hh^' sammeln neben tXi.5 y-l5 ; hinwiederum wechselt
^ Dass 'Tf dem • entspreche, hat schon Ludolf gesehen. — Heut-
zutage werden U rh 'If ^^^^^ ^^^ h gesprochen; s. TRUMrp, a. a. 0. S. 518.
2 Dass ursprünglich härtere Laute in weichere übergehen und um-
gekehrt, wegen eines in der Wurzel befindlichen weicheren oder härteren
Consonanten, z. B. in rflfffl- neben i-hf^n* (wegen des fl), ist allgemein
anerkannt.
§ 24. Ilauclilautc. 41
il\ '1i in manchen iithiopischen Wörtern noch sehr gewöhnlich
mit h, /. B. tl\a)fi' und hö^rt-' hcwegcn, /Mdx' und /M'fl'' un-
rein sein, Vr7r>Ji= und >h>h-" schütteln, llhC-- und If'VC-" Dew/c-
mal, rtA/*i''V-' und rtA.h*' ca5sia, i'hll,-" Fluss gehört zu a>-/KiM-",
t\WM*' Wochenbett halten zu hC/*'-", rhrtöö: /«^^en zu I^tr ^lX5^
(ij^Lä.). Seltener entspricht th '\ einem Geml: AxO^^i' Schnee
zu cV^Ä. (wogegen lUo^^' Asche zu lX^-ä- gehört), ^l'hü'd'V'
Kufe zu 21, vl^i, rlh'J'nC'l'-" iVa&e? zu s^^J, hxl'üC'üd^' Krätze
zu Iin:i Vr^- Noch häufiger ist der Wechsel der rauheren Hauch-
laute mit Qäf, z. B. 'TiÄ^i hur^ sein ll^p >^i' (r^^), tUd^W' zu-
sammenraffen J^IJp f>£p (aber schon im Arabischen «^), Ä'rhl^'
JBör^ Ip]; 'i9^'i9^: Sumpf {•Uli', OmV' räuchern iLOp iny ^Äi*
wk^. Dagegen ist die A'^ereinfachung eines Zischlautes zu einem
blossen Hauch im Aethiopischen seltener; vielleicht ist i*»^! gehen
_-. A«i, ^'tQi gerade sein zu ,^z^ zustellen; sonst be-
hauptet das Aethiopische eher Ä und ITI, auch wo andere Sprachen
dafür y eintreten lassen. Unter sich selbst sind aber die Hauch-
laute ebenfalls in starkem Wechsel begriffen, wie in den andern
semitischen Sprachen, und im Ganzen ist hier nicht zu verkennen,
dass die härteren die weicheren zu verdrängen suchen. Zwar hält
das Aethiopische in manchen Fällen h Ü selbst da fest, wo es in
andern Sprachen in härtere Laute übergegangen ist: JiOA' Glied
zu ^A5ö ii^j^sa), M-tx^y' Bing zu r\^ri ^il, ^,CÜ'' fürchten ^^,
ÄI^A' sich zitrüchsiehen ^nn J^^, wie es auch in den Bildungs-
silben der.Causativa kein Ü, sondern K hat; häufiger aber steht
der härtere Laut für den weichen anderer Sprachen : (/TA walken
Jof und Jj;, [/7C-' Stadt wahrscheinlich zu -1^N^ OÄÄ"! Eof
cX^f und cVas^ , und so in manchen mit 0 anfangenden Wurzeln
(§ 70 a. E.), -Trf As Hirsch h\^_ Jt^t, ^wT" ' Schuld D^^i^ j*l3l
(jvXc^ä), ^'Hfh' iviichern N^jn ,^^y und 't^lx' treiben kommt auch
liärter als 'i^th' vor; *^tl\0^' entweichen J^^^) Afhd*' belmmmert
sein ^^^ rh T^A" m Grunde gehen T|!2n ^^1^; i^/linn- schimmeln
1 Ewald S. 74.
2 Umgekehrt ist wohl Od^d** Ulstern mit nnn verwandt.
3 Ewald S. 347.
42 § 24. Hauclilaute.
v_A^; 't»'^(Di eifersüchtig sein ^5-^ ^-^^ h^^'^C't'' I^etimonde
j-^M4 ]95Uü (nnt!^ w^x^). Auch entspricht öfters 0 einem n anderer
Sprachen: 0<^?: Unrecht D?2n, Hfl>-||: 5/?2?2e?i n^t\ W^'O'- nn-
ersäiÜich sein (^^^) gehört schliesslich zu der Wurzel ni^*^
(jX:^^ ; umgekehrt hat das Aethiopische oft th "h für y der andern
Sprachen: dfO" hungrig sein l]^^'^ v^)' 3\'fl'V eintauchen '^yi
1;::L: >a-o, KMh,^-: Ceäer jJi^, Ä^rh- ?«?(frw ^., flTrh-' ?n f?/e
Hallt einschneiden ^-^^^ f^^^^^tWl'' BacJte nlyri^D >>^. Beide
Wechsel zeigen, dass verschiedene Sprachen auf verschiedene Weise
weicbere Hauche in härtere verwandelten.
Wie sehr im Aethiopischen eine Zeit lang die stärkeren Laute
die schwächeren zu verdrängen suchten , kann man am besten
daraus abnehmen, dass hier 0 "It di sogar in einige pronominale
Wörtchen eingedrungen sind (§ 62, 1 b), während in den andern
Sprachen wenigstens dieses Gebiet sich von ihnen rein erhalten hat.
Selbst der griechische Spiritus lenis und asper wird nicht bloss mit
h und Ü ausgedrückt (hfl^AbA : h^4' tC^^flX' h(i>X'
h^^Cy ' X^^?*ftv)j sondern auch mit 0'*lthj sodass das Aethio-
pische öfters bei ursprünglich hebräischen Namen wieder mit der
hebräischen Aussprache zusammentrifft [Ö'Ü^'V' ih^lrf' tht^lF'
'\&>X} Irene)', vgl. König, Ss. 64, ^^.
Es versteht sich von selbst, dass solange die Sprache in
diesem Streben nach Entwicklung härterer Hauchlaute begriffen
war, eine Erweichung der härteren zwar nicht unmöglich, aber doch
seltener war: so scheint z. B. Y\^)\' Icfehlcn^ herrschen schon sehr
frühe aus OHH-" stark sein »y vä gebildet zu sein, indem für die
häufiger angewandte Bedeutung befehlen das 0 sich allmählig zu h
abschleifen liess. Aber sehr merkwürdig nimmt nun später, als die
Sprache schon längst ausgebildet vorlag, aus noch nicht gehörig
aufgeklärten Gründen eine der bisherigen ganz entgegengesetzte
Strömung in der Aussprache der Hauchlaute überhand (§ 23);
die harten Laute wurden allmähh'g erweicht; "^ glich sich mit
dl und beide zusammen mit il, und 0 mit h aus^, und der
ganze bisher zurückgelegte Weg wurde wieder zurückgegangen, bis
man bei dem Ausgangspunkt angelangt war, wo die semitische
^ Wie iin Samaritanisclieu und Mandäischeu.
§ 24. Hauclilaiite. — § 25. Kohllautc. 43
Sprache nur h 0 hatte. Möglich ist, dass zu dieser Abschleifung
der harten Laute ausser dem Einfluss des Amharischen auch der
häufige Verkehr mit nichtsemitisch redenden Völkern mitwirkte.
Dieser rückgängige Weg wurde zunächst nur in der Aussprache
gemacht, nicht in der Schrift; allmählig drang aber die Verderbnis
auch in die Schrift ein, und es wurden nun in vielen Fällen einer-
seits ho, andererseits gh'll, weniger th''l und (i, ganz unter-
schiedslos mit einander vertauscht. Die spätesten Handschriften
gehen darin noch viel weiter als die älteren, aber so allgemein
wurde die Verderbnis nie, dass man in jedem einzelnen Worte die
härtern und weichern Laute beliebig für einander setzen konnte. Zum
Beispiel wird das h der Causativstämme oder der Pronomina Ji^'f"!
hti"' oder der Wurzeln und Wörter ^/^h', fi'üh', '(\}\fl.', hl'^V-",
'%'rh', h''l\i', hM', hhü'- u. s. f. in bessern Handschriften
nie als 0 geschrieben; das 0 in AOA-", 9^00', nAO-", OOP-'j
Ü^O', hO(D: O't'ü': Oß'l' u. s. w. nie als ^i; häufiger werden
"h und lii verwechselt, doch sind sie in einigen Wörtern, z. B.
fllf'V'j J^'^'l') fl^'ih' u. s. f. fester geblieben ; die Schreibung von
fh '*l für Ü ist eigentlich nur in den spätesten Handschriften zu
finden, aber in gewissen Wörtern wie hVTr', 'i\*L^', hUAv ÜiiiO:
auch da nicht, wogegen Ü schon häufiger für th "h angewendet
wird^ Ganz allgemein also konnte die Verschlechterung der Aus-
sprache nie werden, und in der Schrift hat sich das Richtige oft
noch zäher behauptet. In Gedichten reimen aber t\ auf 0, und
Ü ih'h unter einander.
2. Die festeren Kehllaute (Gaumenlaute), zu denen man § 25
auch f rechnet, schliessen sich zunächst an die Kehlhauchlaute an.
Es sind deren drei, der weiche 1? immer als «7, nie als dsch^ ge-
sprochen , der harte h ä:, der dumpfe 4* q. Die beiden ersten
kann man mit dem gleichen Recht auch Gaumenlaute nennen, da
sie auf der Grenze zwischen Gaumen und Kehle gebildet werden,
der letztere aber ist entschieden mehr Kehllaut, mit Zusammen-
pressung des Organs und mit schnell abgebrochener Luftströmung
(explosiv) gesprochen * und eigentümlich semitisch. In Fremd-
wörtern wenden die Aethiopen den dumpfen Laut in der Regel
für k an, z. B. *S"^: 'i^^ClX' ^l{a\la\^Tt\' 4'C:'}-f-tl'' , und
1 Das Genauere darüber gehört in das Wörterbuch. — Wer die Sprache
erlernen will, muss sich von Anfang an sowohl beim Gebrauch des Wörter-
buchs als beim Lesen der Schriften an diese möglichen Lautwechsel ge-
wöhnen,
2 IsENBERG, Gramm. Amh. S. 6 und Wallin, ZDMG IX, S. 10 ff.
44 § 25. Kehllaute.
9
beweisen dadurch wiederum ihre Neigung zu rauher Aussprache;
nur in einer Minderzahl von Fällen sprechen sie Je als h, z. B.
h'T.T' ' xvjiuvov, oder gar 'Ir 'h'i^Yh ' Kavddxi]. Häufiger ge-
brauchen sie h für ^ (^'gl- König, S. 64), als wäre h? im Gegen-
satz zu dem reinen Stummlaut +, mehr angehaucht zu sprechen,
z. B. a^'iXih' "lMh>^' A.^h- hh\h'^' h^A.JP'J.- (obwohl auch
hie und da 'V ft'>.'}-" oyjvog), oder hfl für | l\l\\flO hC'f'P^)l^'R''
ftÄAhft'j oder für 7, indem sie dieses nach ihrer Art verhärten:
hAHi'J' galhamim.
Im Aethiopischen selbst wechseln in einigen Wörtern die
härteren mit den weicheren Lauten: ^^rth" und (0(i^i spannen
(den Bogen), iWiXi- und dil^*^' ängstlich sein, 0Ü\' und 0^^'
Freundschaft halten, und in diesen Fällen scheint h der ursprüng-
liche Laut zu sein ; V\y?,! und ^Ö' Bähe. Dagegen ist h hie und
da zu 1 erweicht, z. B. in K"?^-' und rth»-Th-" Gasse (pir ^y^)\
sogar 4» findet sich im Wechsel mit 1 in l^i = ,^^s Halsschmuck.
Stärkere Wechsel zeigen sich, wenn man die äthiopischen
Wurzeln mit den entsprechenden der andern Sprachen vergleicht^.
Oft hat das Aethiopische die härtere Aussprache : 4'^C ' Säulen-
hnauf n^r ^Äf yAL, ^^fi'- schläfrig sein (j^li^i>, Ö^lf' Sahne
^Xä s^^ä, AU4*5 ivachsen, alt werden n!25 J^, '^'l'd' ver-
schliessen "inj iDp y3, ^4*" warm sein :i1^ Tjö ^; oder ^Vf'rt
unrein sein ij*^^^ und ^j^^^; oder *feA*feA' hinahrollen b:h^; aber
wenigstens ebenso häufig bewahrt es die weichere Aussprache;
nämlich h zu p z. B. in dlf}' Leerheit p13 pp| ,jL\ Y}fi!^: Hals
t>^^i*, i}dti3' 3Iist j^*i*; Ahfl^« stumpf iverden (vom Auge) ^'^5
Ahf ! zanken ^ und Läj, h"rtf ' einen Beinamen führen <^y,
Vf-T^"-' neben ^'^'l' : Stachel, Spitze POp slü, «ThhJ Geseufze
p^ij n^N* pKi, llChf* verläumden, neidisch sein i^;); 1 zu r, z. B.
t\\l''^' TjSn ^-U; J7.^-- Stamm "iri, 7",^7"Ä-- Z:/öj;/b» tX<J<.?;
^ Ueber die Natur und Aussprache von 4* (X^ Hl) ^S'^- Trumpf, S. 518;
Haupt, Beitr. z. Assyr. I, S. 15; Edgar Allen, Proc. Am. Or. Soc. 1888,
p. CVIIIff.; über das Verhältnis von 4" zu c Pkätorius, Amh. Gr. § 45. c;
Tigrinagramm. Ss. 18, 100; ZDMG XLI, S. 68G; s. auch ebend. XXXVII,
p. 440, und Reinisch, Bilinsprache, S. 12, No. 6.
§ 25. Kelillaute. — § 2G. U-luiltiov Kehllaute. 45
1 zu p, z. B. Ihl' Gesetz pH (dagegen nach Nölpeke = 'i^^j,
f^lfil'' mager sein p'H, l'ü^^' Aegyi^en i^AJ, hl'-C?:' Lauch
Icjl ^'1^5^; ^l"-: Gasse pir ^y^-
Deutlich aber bekundet sich das Streben des Aethiopischen
nach stärkeren Lauten darin, dass es Hauchlaute anderer Sprachen
zu diesen Kehllauten verdichtet. So 1 für N in OJ^^^' linke Hand
^Li, für n in M(D ^ gnädig (freundhch) sein und Ä7?' blühen
bös, für n in THTs Leibschmerzen i^^Ä, JP'7-niJi • Ochsen-
stachel t:;:n iz\.:^, i\19^: und tlt'h^^' Pfeil (Vita Adami), für y in
K*7n-" satt sein Hit* ^^, ftl^'- Strauss ^y»^i 'hf^V verlassen
£tXi=. (-^J^), äT^C Haar neben /^|JC'> (König, S. 65 f.), und
besonders häufig für j: it^ld' schnell laufen v*^, H'J'?'*^'*'' ver-
höhnen ^yS-'^ pn^, 1.^! JVe&eZ (V^i:, itWg: leriinr einigen ^-»-^j
"irt-" /"rw/i aw/" sein IlXä, ^^f •' sündigen ^^^ n^]), IIA t'or ^??/75^
zittern ü^i: u. a. Sodann }l für n in J^lrf"^-'fls Tempel *->U^\^,
^.f^ff^: 52;27^ß [wLi^, Vih^'l'-" tvarme Bäder x^a*.::^, hT-i^" ^im-
50?2S^ n^n, IriAAs schwindeln JL^ ^in. Endlich + für n in iP^«['."
aufgehen (vom Gestirn) HjT i^y-^j ^,^' Finsterniss PID r^iöl^^ic,
für j in fl<PA! Maidesel JJu, 4*^^4*^i: em I/zsecif (auch Motte)
von ^j^ summen^ für c in oofn^i {'^i die Höhe heben ,^^ {^j^)^
^M' bauen yDl
3. Aber als wäre es an dem rauhen Kehl-Hauchlaut '\ und § 2G
dem dumpfen Kehllaut + noch nicht genug, hat das Aethiopische
die Rauheit dieser beiden sowie der beiden andern Kehllaute 1 h
noch dadurch gesteigert, dass es ihnen ein dunkles u-o nachklingen
Hess, jedoch so, dass dieses sich nicht zu einem vollen Vocal ge-
staltet, sondern mitten in seiner Gestaltung unterbrochen nur zur
Verrauherung des Consonanten dienen muss (§ 23)^. Sie müssen
sich somit, um gesprochen zu werden, erst durch einen Vocal er-
gänzen, gleich andern Consonanten ; wie die einzelnen Vocale sich
1 Aehnlich, nur weniger rauli, sind lingua qiiaero u. s. w. im La-
teinischen.
46 § 26. U-haltige Kehllaute.
nach ihnen gestalten, s. § 41. Wir nennen sie die t^-haltigen
Kehllaute^. Diese eigentümlich rauhe Aussprache kommt ledig-
lich bei den Gaumen-Kehllauten vor; das 'If nimmt nur Teil daran
als der stärkste Kehl-Hauchlaut, sie ist aber bei ihm bei weitem
nicht so häufig, wie bei den drei andern. Die Fälle, in denen die
M-haltige Aussprache der Kehllaute sich entwickelt hat, lassen sich
noch einigermassen überblicken, und es ergeben sich daraus fol-
gende Sätze\
1) In den allermeisten Fällen ist diese rauhere Aussprache
veranlasst durch einen «*-Laut, der in der Grundform des Wortes
einst nach dem Kehllaut gesprochen wurde, aber sofort, entweder
weil er bei weiterer Umbildung des Wortes einem anderen Vocale
Platz machen musste, oder auch ohne solchen Anlass sich in den
Consonanten hinein flüchtete, um ihm unaustilgbar als ein verrauh-
ernder Zusatz anzuhaften, a) So dringt in Fremdwörtern ein nach
"ll *? h *!• lautendes u o v in den Consonanten ein : Ä^ni*feft't '
jzevTfjxooTi] , h^'t'lrtKflM' dvayvcaoTrjg , ^T'^'i ' EJiayojuev}],
\tCy^' KvQiaxög, l^^-lr' ein Eigenname; *feftm'>m.TA= Con-
> ) " j
stantin; 4^A'H1^5 f*)"^^' ^'^^''^' ^^^c^/m und eine Menge an-
derer, b) In vielen äthiopischen Wörtern hat ein in der Bildung
begründetes u o, das in den entsprechenden Formen anderer Wörter
ohne Kehllaut verloren gegangen ist, sich durch Eindringen in den
Kehllaut zu retten gesucht (§ 17), z. B. 4*^Cfl'}- Opfergabe ]2ip^,
T-Ci' Tenne ]15, T-'i^' Baumstamm nb-i, «l^flT costus (s. unten
§ 105), dti^C' Erstgehurt 1)^2. ?iAW"fr«" jene (neben JiAh'tO
von JiAVh'j ^t'ü/t"- Niere '^^'^. Oefters ist so auch ein wurzel-
haftes u oder (D* in den vorhergehenden Kehllaut eingedrun-
gen: h'h'' Bruder und MOhs, ^h^ : Hüfte y'kc^ , fiCV"-
Schmuck von rtClöJ-"; Ä'T^-" Gasse von KlöJ (plttO, h»Vf-/h-'
Fels (für h"rihW"/hO von m^ «^i.5 hart sein. Einige andere
Wörter wechseln noch beliebig den vollen w-Laut mit dem
rauheren und kürzeren ue, z. B. ^Yi^lr' und ii'lr' für J&Vb'}' und
1 Ueber die Natur und Aussprache dieser Laute vgl. Trumpf, S. 520;
König, S. 41 ff., über ihre Herkunft aus dem Kuschitischen Reiniscii, Die
■Bedauyc-Sprache (Wien 1893), Bd. II, S. 26 ff. Maltzan hat diese Laute auch
imMehri gehört; s. ZDMG XXVII, S. 261 f.
2 Ueber diesen Gegenstand handelt auch Tuch in der ersten der
beiden oben S. 13, Note 1 angeführten Commentationen. Seine Ergebnisse
treffen mit den meinigen meistens zusammen.
§ 2(). U-baltIgo Kehlliiute. 47
1fh'>-v hVlH:' Städte und hm-O, 'n'l''-X"-' und -n*^!"-' zusammen-
gescharrt^ und in noch andern ist ü schon durchwegs so umge-
lautet, namentlich in ursprünglichen Part. Pass., die allmählig zu
Substantiven geworden sind: tUy-C' Zibebe für thl'C', i'l'^T-"
Piwkt für 1)p2 u. a. Ja selbst wenn in der Grundform ein u
nicht unmittelbar nach dem Kehllaut, sondern nach einem anderen
vorhergehenden oder nachfolgenden Wurzellaut zu hören war, hat
der Kehllaut es angezogen : (l\^' Ccdernhoh aus (3->^ durch Er-
es '
weichung des b zu iv, M"^' Abgrund ii-f^i ; 'f"Vf"A-" Schakal ^)^^'Ü
.xJLij, ati^o^i Mark Jl^/o nt:, so wohl auch A^9"s Zaum, aus
einem ursprünglichen f»Ls:vJ, K">^J^ -" und K"VÄ' -* Ce^Zer tXx^.
c) Auf ähnliche Weise ist es auch in die Verba und Wurzeln ein-
gedrungen. Entweder rettete sich, indem ursprüngliche Wurzeln
mit mittlerem u weitergebildet wurden, das u in den Kehllaut:
*feTO-' Ekel empfinden tOlp, ebenso ^«(nax-) O'kd' eimvickeln
^U, O'k^s einzäunen von ^L^ pii:, 'kiüd' kalt sein np nnp, rt'fe'fes
Gelüste haben nach fremdem Eigentum piC^, (l'h'ü''!''' faulen ^b
y^ Läj, rthof •' irren ^"i^!/ ^2^ Hj^, h»VV* richten (feststellen)
(M3, i^Jibni^s danken v«A^und o^a5^ (mit Erweichung von b zu tt;),
7^rh*fe 5«c/i krümmen i^^r*? wo w in beide Kehllaute eingedrungen
ist, u. a. Odm- aber sie sind von Nomina, die ein u in der Bil-
dung hatten, abgeleitet: AT^^'^ -• zügeln, •feAH •" abhauen, 'feflA-'
Wunde empfangen, >*fe^-' einäugig sein (lipj), ^/,d.', Ä'^?"^-",
Ä'fe^n!, hofil-^:, 7-^Re-, -l-O^', ^^hoA-, f-^/^'W-O-,
•^rlhAfl^s u. a.; vergleiche auch fl^P^Os nützen mit u.»^s.
2) In wenigen Wörtern und Wurzeln ist ua, ue schallnach-
ahmend: ^ö' und y\y\'' Babe, -h^-" und l-P'' Nachtrabe, 'feOV'J'Th!
Frosch, T^CV.! Ze/«/e, Gurgel, h'il*'Cl''d' murmeln, vielleicht in
'hP'O' eructavit, wenn nicht eher, weil von J^y^?- abgeleitet, und
in h'i^Ö' juchhe!
3) In einer Reihe von anderen Wörtern scheint diese Ver-
rauherung eingetreten zu sein, weil der Kehllaut gegen seine ur-
sprüngliche Aussprache um eine Stufe erweicht ist, also gleichsam
um eine andere Härte zu ersetzen. So scheint in rhT^A" l^^n'
>^>^' 1 aus h, in ft7"Ä- KT^C" 1 aus 0, in AH-T^^ MT-Ö'
48 § 26. U-haltige Kehllaute,
1 aus 4», in Afhh"-' h»rtf s W-T^s h aus 4», in J^W-^-fl-- Vf-rTirt'
h aus ih'h entstanden. Aehnliches lässt sich auch sonst nach-
weisen ; so hat sich z. B. in ?i^As ?i7"A'ihs u. s. w. das d zu K
erweicht und die Härte ist durch den ^^-Laut bei 1 ersetzt.
4) Sofort ist aber diese i^-haltige Aussprache auch in manche
Wörter und Wurzeln eingedrungen nur aus einer allgemeinen Vor-
liebe der Sprache für solche Laute, ohne dass wir jetzt im Stande
wären, besondere Veranlassungen dazu nachzuweisen, wie umgekehrt
die bis jetzt entwickelten Veranlassungen keineswegs überall, wo
es äusserlich möglich war, diese Folge nach sich gezogen haben.
Doch scheinen dabei immer die übrigen Lautverhältnisse des Wortes
mit in Betracht zu kommen. Ganz schwache Wurzeln suchen sich
durch dieselbe mehr Lautfülle zu erwerben, z. B. 7"f?" fliehen^
l'^t'h' eilen ('>^)\ in Fällen wie W'rihrt' ist diese Aussprache
offenbar leichter als Ylthfi'. Besonders häufig und beliebt ist sie
vor einem ^ (gegen 30 mal in äthiopischen Wörtern), weniger vor
Hauchlauten, dann vor A (gegen 15 mal) und ^ (gegen 20), vor
fi W (etwa 15) und Ä0 (etwa 10), mehr vereinzelt auch vor allen
andern Lauten, ausser vor wurzelhaftem (D und (\ (doch im Ver-
dopplungsstamme fl'y^'fl'V"S; vor d, nur in it'i'C'); auch findet
sie nie statt vor einem der drei andern Kehllaute, wogegen aller-
dings da, wo der w-haltige Kehllaut selbst verdoppelt und der
Doppellaut durch einen Vocal auseinander gehalten wird, beide-
male die rauhere Aussprache eintritt. Ferner scheint sich in einigen
Wurzeln diese Aussprache festgesetzt zu haben, um sie von andern
sonst gleichlautenden ganz verschiedener Bedeutung zu unterscheiden,
vergl. 'V^A'fej mit '1[A4'--, i^'feA'feA-- mit h'}4*^^^'', fl'feAs mit
n4*Av rth»?s mit rthP'- Endlich hat, wenn in einem Wort zwei
Kehllaute (übrigens durch einen andern Laut getrennt) vorkommen,
oft die Festsetzung der w-haltigen Aussprache bei dem einen die-
selbe auch beim andern nach sich gezogen : "Tr^Ali" T^rh^fe'? ferner
Ä"Clnf"W"^-" Thürangel (Fem. von J^'Ch-h-"; das worin die Thüre
hin und her geht).
Schliesslich ist noch zu bemerken^, dass manche Wörter und
Wurzeln zwischen der «i-haltigen und gewöhnlichen Aussprache
des Kehllauts schwanken oder jene nicht durch alle einzelnen Bil-
dungen durchführen (vergl. 'k^O' und ^dO', ^/.^J und ^^dj,
die Wurzeln to^l--, A^^'- und Uli"!»''); auch suchen sich häufig
gebrauchte Wörter wie TfW'ii-' ?iAlrf"[-= allmählig durch Ab-
schüttelung jener Aussprache zu vereinfachen IlM'' "h^il'P'-
1 S. Tuen, Comment. 1, S. 18—22.
I
1
§ 27. Zahn- niid Zungen-Stimimlaute. 49
4. Die Zahn- und Zungen-Stummlaute ft'l'ril. Durch § 27
Zusammenwirken der Zunge und der Zähne werden ausser den
flüssigen Lauten, von denen wir hier absehn, gebildet der weiche
Laut ft f?, der harte '[' t; an sie reiht sich wie zu den Gaumen-
Kehllauten das *l*j ein dritter, dem Semitischen eigentümlicher dumpfer
explosiver Laut rtl t, durch Zusammenwirken der Zunge und des
Gaumens, „mit Erhebung der Zungenwurzel gegen den hintern
Teil des harten Gaumens" gebildet^. Ganz wie in der Classe der
Kehllaute + für x^ und h für % der Fremdwörter gebraucht wird,
so wird auch hier das griechische r gewöhnlich durch m> z. B.
t^^au'}', ATC--, 9^/^m.C', '^T^--, dagegen das griechische {)
oder T^ durch 1' wiedergegeben, z. B. A.'f'ftT^v ^'bPtl', '^'l"
In den äthiopischen Wurzeln sind diese drei Laute ziemlich
scharf getrennt, und sehr selten wechselt 'f' und (ti^ wie V't'V "
und VniV^ ^^'l'O und VTO- in etwas verschiedenen Bedeutungen,
so auch 'V'ÜO • männlich sein und (fl'ÜO ' standhaft sein i^'^)-
Im Anlaut hat sich 't* öfters schon zu R erweicht (§ 73).
Aber gegenüber den andern semitischen Sprachen zeigt das
Aethiopische mehrere Wechsel dieser Laute. Seltener hat es das
weichere R für n in hftV» bedecken ]n| Dn3 [V^^ e^<^^^ für ^
in VR'I' = hauen ^DJ , ft<^ J = verdunkelt sein ]n^ ^^.^^ R-flC •'
^er(7 niD "113^, Rl^rtfls löschen, tilgen u^Jc (j^x)t>, 'V-^T' M^emr/
iaxkÄ, und i* für 10 in •J'^'A' tödten ^Dj^ J^^**, 4';^^s Eauch-
werJc nnlDp ^Lki>, 't'^fTr^' Mücken zu jj.i?. Häufiger zeigt es die
stärkeren und härteren Laute für die weicheren, so wahrscheinlich
i* für 1 in rhi"i'5 untersuchen tX^-, vielleicht in hM*^' Ge-
schenk zu "init% m für "I in ir^a\^' messen l'l'O tU>, ^i^^: Tunkt
11p3 iaÄJ, mfl+s ankleben pD^ (J-^-S^, <OAm' ändern, tauschen
1 Vgl. Trumpf, S. 518. — lieber die emphatische Consonantenaus-
sprache im Aethiopischen giebt es verschiedene Angaben und Theorien, die
aber nicht mit einander übereinstimmen; vgl. Moore, Proc. Am. Or. Soc. 1888.
p. XXX ff.
2 [Vgl. GüiDi, Le traduzioni degli EvangeUi in Ärabo e in Etiopico,
Roma, 1888, p. 34, Note.]
^ Vgl. assyr. nadänu gehen "?n2 (zwischen zwei n), Haupt, Siim. Fam.-
Ges., S. 43.
* S. Haupt, a. a. 0., S. 74.
Dillnianu, AetLiop. Sprache, 2. Aufl. 4
50 § 27. Zahn- und Zungen-Stummlaute. — § 28. Lippenstummlaute.
JcXj, OdüV ZU Frohndienst zwingen H^JiJ ^'^^•) iiO\^' zerreissen
^i^, mV^- genau untersuchen bt> 11, T^' Genauigkeit, ril'>4'4"
genau sein, rtlf ^^ genau erkunden zu p'^ j^t> p'^'^, obwohl in der
Bedeutung Mein sein auch Ä4*4* • noch häufig ist, sodann für H
in OD(i\^: in die Höhe heben ^ ^-^^j jP^p^l* : SüssigJceit
pn^ und ^^üiix», fl^av verführen, täuschen zu HH^, mTO- stossen
(Hörn blasen) VDJ!)' In vielen dieser Wurzeln nat das Aethiopische
das ITI mit dem Arabischen gemein gegenüber den nordsemi-
tischen Mundarten.
Weiterhin entspricht R öfters 6, und m ^ und ^, z. B.
in htl'i'^f^^' anMagen ^i>y niA^^ ' unrecht, treulos handeln
[V-l^Jö >a^, a\li*(0*' Plejaden bvJ, AiT^fs erwerben M, m^'fls
nähen ^äj und oiÄj und iw>LX-w^. obgleich diese angezischten Laute
des Arabischen sonst im Aethiopischen auch in volle Zischlaute
übergeh n (§ 30). Dem \jo entspricht häufig rtl : flTr/i" Schnitte
in die Haut machen /«^dj, h(l\^' knebeln p1^ o^"^' TCft' und
ÖCll' Backensahn ^y^i rtl*70« sich anhängen ^^^, nXiLC'
</ -'
Geivölbe vA^.
Endlich ist gegenüber andern Sprachen auch ein starker
Wechsel der Zahn -Zungen -Stummlaute mit den entsprechenden
Zischlauten wahrzunehmen. So spricht man Ä"rhh' lahm sein,
hinken ^^'^, f^^b' Geflüster für yo^, ft<i.V' verbergen, zurück-
legen für ]£^ ^•^^; ferner 'IhAfl»' Flachs wahrscheinlich = Vr-^?
0^-^' Bett i!nj[^ l^jjl 0*7^' endlich a\Ct\' schreien (neben T^Cth')
L.O -^^^ nn^, 4*T4*m-' und 4*ä'4'ä! zermalmen, OX^C- Buss
zu jÄau und vÄ^, T^P- gesund sein L:s\^ = K'rhfl*:. lieber die
andere Seite dieses Wechsels s. § 30.
§ 28 5. Lippenstummlaute fl <i. Ä T. Die übrigen semitischen
Sprachen haben nur zwei mit den Lippen gebildete Stummlaute,
den weichen (1 und den harten d*. Bei den Nordsemiten wird
jeder von beiden bald angehaucht, bald härter ohne Anhauch ge-
sprochen; die Südsemiten kennen diese Unterscheidung einer dop-
pelten Aussprache nicht, sondern sprechen fl b (oder auch noch
weicher, dem v ähnlich), d^ aber aspiriert, doch nicht ^j/i, sondern /",
§ 28. Li])pcnstnmmlaute. Ol
und dem arabischen Mund wenigstens ist die Aussprache des p
niclit möglich^. Bei den Abessiniern jedoch hat sich auch der
härtere unaspirierte Laut, nämlich p ausgebildet, aber als wären
auch sie wenigstens ursprünglich unfähig gewesen, ein reines p zu
sprechen, in eigentümlicher Lautweise. Entweder wird das p mit
grosser Anstrengung des Sprach Werkzeugs stark und plötzlich hervor-
gestossen, und es entsteht so in der Lippenlautclasse ein dem em-
phatischen 4* und (l\ der beiden andern Organe ähnlicher empha-
tischer Laut p^ Ä, oder es wird leicht angezischt p^ T, wie in
dem griechischen yj. Diese Auffassung von T scheint wenigstens
aus dem alten Namen Psa hervorzugehen; dabei ist aber zu be-
achten, dass LuDOLF und Isenberg die Aussprache von T ausdrück-
lich als die unseres p bezeichnen^; es muss demnach wenigstens
später als p gesprochen worden sein. Von diesen beiden Lauten
hat sich der erstere, Ä, sicher unabhängig vom Griechischen ent-
wickelt*, denn weder das Zeichen noch der Name des Buchstabens
weisen auf griechischen Ursprung, und er kommt keineswegs bloss
in Fremdwörtern, sondern in acht äthiopischen Wurzeln „und Wör-
tern vor. In diesen ist er in der Regel aus einem h verhärtet
und verdumpft: XÄ' werfen^ treffen (schiessen) gehört zu ^s^,
4*AÄs etwas Zugeworfenes mit dem Munde fassen zu 1175 {^"^S)^
1 Wallin S. 23.
2 Die beste Beschreibung desselben gibt Isenberg S. 8: the explosive
letter of this dass; the hreath puffs off from hetween the Ups, hefore the
voivel is heard. S. dazu Walltn S. 10: „um eine solche Explosion hervor-
zubringen, muss ein Organ sich gegen ein anderes anstemmen und so einen
Verschluss bilden, durch dessen plötzliche Oeffnung die hinter demselben
eingeschlossene Luft zur Articulation des explosiven Buchstabens ausge-
stossen wird". S. auch König, S. 45 f. — Man vergleiche die emphatische
Aussprache des ^ bei gewissen Juden, Journ. as. VI, 16, p. 517, und bei den
Syrern, Journ. as. VI, 13, p. 476 ff.; Nöldeke, ZDMG XXXIV, S. 572.
3 Isenberg nennt ihn auch bloss Pa, nicht Psa.
* Gegen Ludolf. Die ganze Darstellung Ludolf's von diesen Lauten
ist nicht zu billigen. Er meint, ursprünglich sei n durch fl und ^ wieder-
gegeben worden, später habe man versucht, den i)-Laut als ^ einheimisch
zu machen, es sei aber daraus ein novus und mirabilis sonus entstanden.
Noch später habe man die richtige Aussprache des Jt gelernt und X bei-
gefügt, und dieses gebrauche man jetzt häufig. Die Wörter, in denen ^
und T vorkommen, hält er fälschlich für lauter Fremdwörter. An dieser
Darstellung ist nur wahr, dass T später in häufigeren Gebrauch bei Fremd-
wörtern kommt; aber oft genug werden auch später noch die drei andern
Laute für p angewendet, zumal in ausländischen Wörtern, die durch Ver-
mittelung des Arabischen Eingang fanden.
4*
ö^ § 28. Lippenstummlaute.
9^T'lr^'' Köcher zu xaa^^, ^^T-: Stiefel v^\ l^^A-' verkehren,
umstürzen vw^^i* '^DPI. Indessen auch aus £ kann er hervorgehen:
Ä'JÄfl's (?ie Glieder auseinanderrenJcen, brechen i-aÄ^; HÄ.' (^^)j
.... ^ , ,. AÄ». Unbekannter Ableitung sind die Namen
4*8 Ä, 5 Chamäleon^ h'^Ä'JÄ.' Name einer Krankheit. Auch in
andern Wörtern scheint sich das h schon frühe zu einem härteren,
aber weniger dumpfen p-Laut gestaltet zu haben; aber erst nachdem
von den Griechen ein neues Zeichen für p eingeführt war, konnte
man diese härtere Aussprache auch in der Schrift ausdrücken:
ÜTti' ivalken J:?! lSjj, und ^^' Hinterhalt^ Nachstellung HS'n
^5*3 V^- — ^^^ griechische n wird nun bald durch fl, bald durch
<{., bald durch Ä und T ausgedrückt: o^'VdtiJi', ^^P-^f-,
aViü' yCY}', tWil' ö7i6yyog, htli-^^'- OTivglda, n-A^J^'C^ft",
rt^Ä-p-'}-" und rt^^f-^s, tl^'E'- oivam; für q? dagegen wird <f.,
aber wenn kein voller Vocal vorhergeht, auch Ä und T gebraucht:
t\K,C' o(paTQa, fi'i'UC' odTKpeiQog.
Die beiden andern Laute fl und d* zeigen öfters Lautwechsel
untereinander, wenn wir das Aethiopische mit den andern Sprachen
vergleichen. Einem äthiopischen fl steht in andern ein £ entgegen,
z. B. in folgenden Wörtern: fl4^(|! u^s, J^-fl^Ü s Blasebalg
niO nSi aX^ z^-^^? 'ÜÖH' eine Antilopenart (j^-^äUj p^flH' erschöpft
sein wahrscheinlich o^j ; in Vmfl* träufeln f]D3 und 'i(f\dJ seihen
haben sich beide Laute für verschiedene Bedeutungen erhalten.
Einem äthiopischen d* entspricht ^1 in llid,' dicht sein v^^-ycc^s*
^^j^hs^ VV-^j fh^d*' umarmen pisn ^aä. i^L^, 'iKd*' ver-
siegen :3^^ v^^ v^-^Jj hö^dj einen Ansfoss bereiten :ip}) oiÄ^c,
iid,^' kneten (wenn nicht bestreichen) neben A^rt' kneten zu ^^
und jaJ.
Diese Stummlaute grenzen aber auch durch fl an den Halb-
vocal (D an, und wie in andern Sprachen zeigen sich in dieser
Beziehung auch im Aethiopischen sowohl innerhalb der Sprache
selbst als auch gegenüber andern Mundarten nicht selten Wechsel;
so sagt man Oto/is schwachgliedrig sein und 0'üfi' schwach sein,
^Imü' und ^'imiD' (iJ^iJ) stechen, durchbohren; (D entspricht
einem 2 ^ in ihfKDs lügen 2]:^ V<^^ ItiOJs überziehen ^^,
§§ 28. 2*J. Li[ipeii.stuunuliiatc. — § 30. Zischlaute. 53
0)fii(Di{i unschlüssig sein J^^j oder fl einem ^ 'VlVi'ü' Sintse,
Stachel J^y>r^'. Auch in Eigennamen zeigen sich diese Wechsel:
ftA'f.'JP-n-" Sylvanius, ii^^C?'tl'' und A.nCP"fts Liherius.
Ebenso kommt ein Wechsel zwischen Stummlauten und
dem Nasal dieser Classe vor^; OArh: hcrausreissen ^-^-«j flC'Tf"
kahl sein nno (vgl. Dnpi), thCdf^' sich im Kot ivähen Jwo*.ä.,
WH' schmieden (^^, und "i^C' Tiger wird amharisch V'flC=-
Andererseits entspricht O'i^tros zornig sein v»^^, und W7^^' Ge-
fallen haben geht schliesslich auf j-a^, va^w (v*^) zurück.
Ueberblicken wir nochmals die drei Classen von Stummlauten, § 29
so ist daran zu erinnern, dass der Unterschied der aspirierten
und nichtaspirierten Aussprache im Aethiopischen ebensowenig
Eingang gefunden hat wie im Arabischen. Zwar haben wir ge-
sehn, dass h oft dem x ^^^ "^ ^^^ ^ entspricht, und können
daher vermuten, dass in Fremdwörtern h "t" und vielleicht auch
andere harte und weiche Laute mit einer Anhauchung gesprochen
werden können. Aber für die einheimischen Wörter folgt daraus
nichts. Wohl aber steht fest, dass die dumpfen Laute nie für eine
ausländische Aspirata stehen können, es müsste denn die Aspiration
zugleich verloren gehn.
Wechsel von Stummlauten der verschiedenen Classen unter-
einander sind äusserst selten und scheinen ausschliesslich der frühesten
Sprachbildungszeit anzugehören. Verhältnismässig am häufigsten
ist noch der Wechsel von ^h und <<., lOrth* hinzufügen ist f]D^
(l^-^;)? 'PCd,' übrig sein ^>->' nnn; gh^^ ' Ufer ^-^ xA^.
Ein uralter Wechsel von 't und h zeigt sich im Pronomen der
Isten und 2ten Pers. (§ 65).
6. Die Zischlaute, im ganzen fünf, gehören zur Classe der § 30
Zahn- und Zungenlaute. Unter ihnen entspricht H dem Ä, als der
helle und weiche Laut {z der Franzosen und Engländer), das härtere
rt dem 't (das starke s) ; Ä der emphatische explosive Zischlaut
dem fli. Und wenigstens diese drei Hauptlaute hat auch das
Aethiopische immer genau unterschieden. Gegenüber dem Arabischen
ist H nicht nur \, sondern auch ^ (wie auch das Zeichen M aus dem
minäo-sabäischen Zeichen für <3 hervorgegangen ist § 11, vgl. auch
1 Eine analoge Erscheinung findet sich im Sabäo-Minäischen; s. ZDMG
XXIX, S. 606f.; XXX, S. 704f.
54 ' § 30. Zischlaute.
HoMMEL, ZDMG XLYI, S. 536), wenn anders ^ nicht vielmehr in
R zurücksinkt (§ 27); und K ist nicht bloss \jc^ sondern vertritt
auch die Stelle des io (mit der gleichen Einschränkung § 27).
Neben diesen drei Lauten haben alle Semiten noch einen Schwester-
laut zu rt, etwas rauher und zischender als dieser, nämlich das s
(ti^ \^) entwickelt, und dieser findet sich auch im Aethiopischen
als IP ^. Die Südsemiten allein erzeugten ausserdem durch Zurück-
biegung des {jo zu den Stummlauten \j6 d^ das die Aethiopen
ebenfalls mit nach Abessinien nahmen als 0. Insofern gehörte
dieser Laut eigentlich nicht unter diese Reihe; warum er doch
hierher gestellt ist, darüber s. unten.
In griechischen Wörtern entspricht meist H dem t, (HJ^ '
Ccojuog, n^'h'i' Zeno)^ doch auch fl z. ß. fifl/^* Zosima; dem s
rt und I*», aber hie und da auch ä und 0 und dann oft merk-
würdig in ursprünglich hebräischen Wörtern mit dem Hebräischen
zusammentreffend (K'P"T'! 0(\h't'); auch für griechisches ri haben
die Aethiopen öfters Ä z. B. liTrK' Ievtlov, IxiMlf' Äntiochia^
häufiger jedoch Tf und ^-f z. B. h'JT^lnft-" ÄntiochuSy M^
^'t*?^'}' indictio.
Nach aussen hin grenzen diese fünf Laute an die Stummlaute
der Zahn- und Lippenclasse. Das Gefühl von dieser ihrer Ver-
wandtschaft hat sich im Aethiopischen noch äusserst lebendig er-
1 Dass rt dem D uo (jw, und |P dem tt^ ^4, »CO entspreche, hatte
LuDOLF verkannt, indem er das Verhältnis umkehrte, aber schon Hupfeld
S. 5 hat auf das Richtige aufmerksam gemacht und Tuch in der zweiten
der S. 13 angeführten Commentationen dies weiter erwiesen. Ich betrachte
die Sache damit als erledigt und verweise nur auf diese zwei Schriften.
Was LuDOLF hauptsächlich irre führte, war die Nichtbeachtung der eigen-
tümlichen Lautverschiebung zwischen li^ />w, tt^ D (Jw bei Nord- und Süd-
semiten. Dem nordsemitischen s entspricht nämlich oft genug im Arabischen
s, und dem s der Nordsemiten s; das Aethiopische folgte hierin meist dem
Arabischen J^t ^^ fj^- Zahn, t^nj^ (j^tXi* 4*^^ s? y^^ ^«4-w {i^^Qi^
hC/**' u. s. w. (Tuch S, 5). Sonst aber, wo diese Lautverschiebung nicht
eintrat, entspricht ^ meist nicht bloss dem (lw, sondern auch dem D t^,
woraus wiederum erhellt, dass fl nicht = tJf ist, z. B. 'Ifft^: www^i». IQH- —
Wegen dieses Irrtums darf auch die in Ludolf's Wörterbuch befolgte Recht-
schreibung der Zischlaute nicht ohne weitere Prüfung als richtig ange-
nommen werden ; sie bedarf vielfach der Nachbesserung. — Ueber die Scala
der semitischen Zischlaute im Allgemeinen vgl. Haupt , ZDMG XXXIV,
S. 759 ff. [und D. H. Müller, Verh. VII. Or.-Gongr., Semit. Sect, S. 229 ff.].
I
i?ij öO. ol. Zisclihiidc. 55
halten, indem ein solcher Stummlaut, wenn vocallos auf einen
Zischlaut stossend, in diesen übergeht § 54. Auch in den Wurzeln
und ^Vörtern ist ein vielfacher Wechsel zwischen Stumm- und
Zischlauten bemerkbar. Wie dieser sich im Pron. demonstr. ge-
stalte, s. § G2. Dass das Aethiopische für Zischlaute anderer Sprachen
hie und da die Stummlaute zeige, ist oben § 27 nachgewiesen.
Aber viel häufiger tritt der umgekehrte Fall ein. Nicht nur hat
es in den Fällen, wo das Aramäische den Stummlaut, das Arabische
den lispelnden Stummlaut, das Hebräische den Zischlaut hat, eben-
falls den Zischlaut ^ z. B. ]lol sy^ "ll:!^ i^C'i ^^-» v^; '211}^ (DI\{\',
,_v^ ^^ ]y]^ = lyD ÄOJsj und lässt so meist Zischlaute für die
arabischen angezischten Stummlaute hören, nämlich für ^ meist w
z. B. thwC'' Stroh J^Uä^ (^L^x^is»), >/^Vi*»: sprengen Uj K-J nti,
auch rt z. ß. thdti' pflügen vi^v^ ti^nn, für ^ entweder H z. B.
Hfh4's die Haut abgehen (^^^^ z^*-^^ (andere Beispiele s. oben),
oder rt z. B. Otl^' Buntes i^cXä, '^thtlTti' junger Bock £<^^
^tX^ n]i, oder Ä z. B. OK'^'! Äst o^X^? <^Ä'A<»-" we?/^ew J<j3 3^,
für iö Ä (s. oben), sondern es hat nicht sehr selten den Zischlaut
auch da, wo selbst das gewöhnliche Arabische keinen Uebergang
zeigt, und zwar dann meist den nächsten und allgemeinsten Zisch-
laut rt, für 1 z. B. in hMl' bis (aus "ly § 64), /i*kd' durchbohren
Iß'Ji dM' glühen ;jt>> (in Ableitungen), l,fi' früh auf sein l<Xt,
für n z. B. fi'^lfs Süden ]0^n ^j^, fih^fi' abnehmen, zu Ende
gehen n.D o^^^« und Dp^ iaü^; in den dumpfen Zischlaut K (ö)
geht zunächst tO io häufig über: *7'flK*s ^i' Aegypten^ flÄCO' eiw-
schlafen Uaj, Cl^<<.: f?en Mantel anziehen f]DJ) ^.jmÄ VIII, selten
T i>5 z. B. HAO^Ö' Wunderzeichen zu £tX^-
Diese Zischlaute sind aber auch unter sich selbst sehr § 31
fliessend, und in keiner Lautclasse sind die Wechsel zwischen den
einzelnen Lauten so stark wie in dieser*. Wir sehen hier noch
ab von dem eigentümlichen Verhältnis zwischen 0> und d einer-
seits, K und 0 andererseits (wovon später) und fassen nur die drei
1 Tuch S. 8 ff.
2 Hierin gleicht das Aethiopische ganz dem Arabischen.
56 ' § 31. Zischlaute.
Stufen H) rt i*»? K 0 in's Auge, a) Den weichsten Laut H treffen
wir oft neben rt (lA») und Ä, oder statt dieser; ihfkd' denken, ver-
muten spricht man auch rhHfl'} AH^' zerbrechen auch Hd^' in
^'HOCs, tnil^aDQi Zeile auch 0^119^0''] J^'HC •• J5ier auch
S'^ftCs; andere Fälle s. § 57; und so kommt die Wurzel 0<w>ft:
verbinden {lJ2)L tX^-o) in wenig verschiedener Bedeutung auch als
Uatif^s vor. Häufiger sind die Fälle, wo das Aethiopische nur H
für s oder s anderer Sprachen hat; z. B. für 5 und s: ffOni'
schlagen DQ^!^, ll(O*0s sinnen n^^, nlrlO- schwatzen ^^^ und
^-^^ ll'ü^' Fell cXaa*;, H<{.C= Eanc? >ä^, lUdn' dicht sein v-a^ä^j
7"'M7**1i 5 Unterteppich x^^^ , iW^^aon .- streichen, reiben ^m
jil^ cy.x) yxjyx), seltener für s: H*?^«' e^M^as Gelbes 'vA^, fljlfs
Morgenstern zu u^b (jaj^ rh^^li' ö^^/"i^ }^0n (jo^ä-^^^. b) Der
mittlere Laut rt i** entspricht oft dem weicheren T t> der andern
Sprachen: d^h' alt werdest HP !s> c^> (^^5i V/*'Vi^' sprengen
nti IvJ L^, CDrtJ: bestimmen, abgrenzen ,j\^, ^rhflrh^ /im wwc? her
bewegen yiT nm ,^S f 7^)' 'i'^^' iveggehen hl^, Jf), rtCi^s c?ie
i^2w^ mit dem arabischen j* >*« gegen hebr. D H t (vergl. auch in § 30
die Fälle, wo A einem t> O 1 entspricht). Aber sonst hat sich
auch A W erhalten, wo andere Sprachen schon )l \jd haben: Wih^'
lachen vil^x.^ pnii und pPIti^ thd^w- zusammenraffen J^£p u^^aä.,
iL^^ih- sich freuen n^S u^^s, htliLC' Gelbsucht Jua (s. H^^s
oben), A<(.CD: 7^o/fen HS^, 4^AA! Wunde J^^5 '\^, M^nAnA:
schimmern o^.^ (ja.AAaJ, und in andern Wörtern wechselt es im
Aethiopischen selbst mit 0 : d^th' und Ö^rih' Breite j^a^ nsii,
CrhA ' >2ass 5em und CthO - schwitzen yni u^^\ und z^'^^-
c) Noch häufiger allerdings erscheint im Aethiopischen der härteste
Laut Ä 0 für weichere in andern Sprachen vorhandene. Einige
Fälle, in denen ä dem <3 und t> entspricht, s. § 30. Einem \ ent-
spricht es in Wörtern wie ^'h\9^' Bart ]'^\, ^l(Ds und Alf •" (§ 25)
^^)) ^K'^fel" Eidechse cJ-^y? A<^K-" (A-'A-O v^-^, VKVh^ rein sein
^,o.j zu T|I ^^. Noch häufiger steht es einem (jj- (ji* gegenüber:
Ä'/^Ä^ stechen ^^k^ y}ri j^xo, Ä*Ad-' Geschivür, Wunde ä*-Lw
§ 31. Zischlaute. 57
über -^— ^, 1^^ÖT'' Felsen^ Felsenhöhlen p5P ^T^ ^"^ c jV^, äH'!'"
schivimmen >^'^^'^\ äT^C- neben f^bCÄ*' Ilaare zu 1)711;* v*^,
Ä*7ns sa^^ 5em ^^^ ynr, ?xGi*0' rufen '^W ^Lo, hlrd.CO^''
S}yrinijen zu U*yn9, 2\AJi = hassen L^^ K2t:% fll*'"^ = zusammen'
schüren (Feuer) C*[p3 ^^^^ f^'tiD' riechen D"'QD [V^Cw. Im Aethio-
pischen selbst kommt neben K noch rt vor in rth"'^! und K"/^s
Gasse (pIC*)^; und § 73 wird an einem Beispiele gezeigt, wie sogar
das fi der Causativ- Stämme sich zu Ä verdumpfte. Aehnlich ist
auch 0 oft aus (jli und (j^ hervorgegangen : *l»0^' (*feÄ^) einengen^
verstrichen 1^|J y'^^') 0P9^' linlce Hand [♦t-ci, Qff^O anheften "IDD
^♦^, 1,a)(Ds gefangen nehmen n^^ Laaw, ö^s TFwn?^ tT)^ ^^aä, 97.'
Jfo^^e Dp (j^^'W, 7"?7^d' rauher Weg J^=^'
Schon aus der hier gegebenen Uebersicht der vielgestaltigen
Lautwechsel in dieser Classe erhellt in Beziehung auf das Ver-
hältnis von rt zu IM und Ä zu 0*, dass rt und K die Haupt-
laute der zweiten und dritten Stufe sind. Sie herrschen in der
Sprache durchaus vor, und IP und 0 erscheinen viel seltener. Der
Laut I*» entspricht da, wo er erscheint, meist einem u^ oder ^5
doch auch hier ist er oft schon von dem einfacheren ü verdrängt;
vergl. rtCfls trinken Vr*^' rt^A* wägen ck^-^ J-äj ^ptr, fk^^s
zerfleischen inil^ y^j l^fl' grau werden 2^t^ V*"*^? ^^^ so auch
y 9
^fhdÜ' schimmeln v'-^-^i (v*^)' i^ä ' Zunder g^-V«^, ferner
rtj&^^: 4'f^C-' 4*1^^11= ^'ft^-* flrt^s und viele andere, die entweder
nur oder fast immer mit rt geschrieben werden. In dieser Richtung
ging nun die Sprache immer weiter, der Laut 5 nahm so sehr
überhand, dass s allmählig verschwand und statt seiner vielmehr
s gesprochen wurde ^. In Gedichten reimt sich A und IP, und
als man das Amharische zu schreiben anfing, war das Bewusstsein
von dem ursprünglichen Lautwert des Zeichens IP so gänzlich ver-
loren, dass man für amharisches s das neue Zeichen ft erfand.
1 Zweifelhafter ist dies in fi^^Qi und Y\b9^h''
2 Nach König, S. 47 sind J\ und 0 Affricationen ursprünglicher Ver-
schlusslaute, ty, dz.
3 Vgl. ScHRADER, Mouatsher. d. K. Preuss. Äkad. d. Wiss. 1877, S. 79 ff.
und Haupt, Sum. Fam.-Ges., S. 68.
S8 ' § 31. Zischlaute. — § 32. Nasale.
Leider hat sich diese Verderbnis der Aussprache in den Hand-
schriften, auch in den älteren, so geltend gemacht, dass man be-
liebig rt und IP verwechselte, sodass wir jetzt bei manchen,
namentlich den selteneren Wörtern im Zweifel sind, welches die
richtigere Schreibweise sei. Jedoch, sei es weil doch in manchen
Wörtern im noch etwas anders als Ü ausgesprochen wurde, oder weil
die Macht der Ueberlieferung in der Schrift zu stark wirkte, ganz
durchdringen konnte eine solche willkührliche Verwechslung nie.
Wurzeln wie ^/^h- WÜh'- ^a^i ^«7«*»: \\w\i (D/^h'- u. a. trifft
man in besseren Handschriften nie mit rt, und umgekehrt Wurzeln
wie A-flrt- Wti' ^rtA" 'IM' dfi?' ^Rrt- -üMj /i9^0' fi^?-
fi'ÜO' rtÄÄ' u. a. nie mit lA» geschrieben. Wie von IP, so ver-
loren aber die Abessinier bald auch von 0 die ursprüngliche Aus-
sprache als einer Muta und Hessen es wieder in den Laut Ä, aus
dem es hervorgegangen, zurückgehn : Ä und 0 wurden schon vor
Jahrhunderten ganz gleich ausgesprochen, und in Gedichten reimen
sie. Aus dem Vorkommen des 0 in den einzelnen Wörtern können
wir indessen nicht mehr sehn, wann etwa diese Zurücklenkung
der Aussprache angefangen hat; wir treffen (s. oben) noch ziemlich
viele Wurzeln, wo das Aethiopische für einen einfacheren Zischlaut
anderer Sprachen 0 hat, umgekehrt auch manche, wo tjo bereits
immer Ä lautet, z. B. Ä^ifl^ Vr*^' ÄHfls ^^, ^'?' xkj^-ö,
?\^' ^A^j ?\^0' aaac. Auch drang die Verwechslung beider
Zeichen in der Schrift nie so stark durch, da 0 und K in einigen
sonst gleichlautenden Wurzeln auch ganz verschiedene Bedeutungen
begründen. Nur in einzelnen Wörtern werden die Schriftzeichen
häufiger verwechselt. Merkwürdig ist es zu sehn, wie das Aethio-
pische nach und nach durch Zusammenwerfen von *![ und rh? 0
und ?i, w und rt? 0 und Ä allmählig wieder auf den Urzustand
semitischer Sprachlaute zurückzukehren suchte, insofern nämlich
zweifellos "^01^0 verhältnismässig jüngere Laute sind.
§ 32 7. Die flüssigen und weicheren Laute, nämlich die
Nasale oo ^^ die Zungenlaute ^ A? die Halbvocale (O f.
Unter den Nasalen ist der der Lippenlautclasse tw (Jer
bestimmtere und darum auch festere, der der Zahnlautclasse V der
allgemeinere und, weil zugleich an die Zungenlaute grenzend, mit
diesen wechselnd; beide Nasale aber zeigen auch unter sich selbst
nicht selten Uebergänge.
Wie tro ^aii den Lippenstummlauten wechsle, ist § 28 gezeigt
worden. Ebenso wechselt es mit dem Halbvocal <D; einerseits sagt
§ 32. Flüssig-e Ziin^^-enlante. 59
man «tatt <"*rtlp den Bogen spannen auch fl'rt'l»', andererseits
verfestigt sich anlautendes fll zu ff^ in c^^iC' Honig l};!, o^Of*'
ermahnen J^y^ ^s-^ cXä^ IV "ty\ mehr amharisch f^Wi' wägen
(äthiopisch <DrtV' § 31) i^)^^. Dass das bestimmtere ff^ aus dem
allgemeinen Nasal hervorgehe, ist nicht häufig: in ^Of^Oi' Imren
(neben Tfi'Th-") H^J b^ und in ÄVThi'"«" -Bar«^ Ijjt ^äS zeigen aller-
dings alle andern semitischen Sprachen n\ in t\*^9^'V0' den Äcker
^volühestellen scheint es durch Einfluss von (V\ aus n entstanden.
Dagegen wird häufiger m zu n (§ 57).
Der andere Nasal, V ist flüssiger und schlüpfriger. Er kann
sich deshalb, namentlich im Auslaut, ganz verlieren § 58, anderer-
seits zur Stärkung einer betonten kurzen Silbe leicht eindringen
§ 58 oder den ersten Laut jedes beliebigen Doppelconsonanten er-
setzen § 58. Auch geht er in einheimischen und fremden Wörtern
vor einem Zahn- und Lippenstummlaut leicht aus T* hervor § 57.
So wechselt er auch in den Wurzeln öfters mit dem bestimmteren
o^'' 'l'flüVV' entgeheuj sich entziehen ^^^ IV u. V, ä,^<D! riechen
D*^D f^5 AV"/lh' kahlköpfig ^^.^^^.^ W.%\ aber auch iA.^1 ^>-Laa.I,
*^VÄ5 springen {jo.4^ und ijcXs. Andererseits gehen mundartlich i
und der flüssige Zungenlaut A ineinander über, dfM' hinhreiten
J*Ä.x, J^'^V' entkommen^ sich retten hu^ (J.ä*4> J.ä.\, flTrti^' Kette
b
nSir^i^ (j^j^^ und äT'KA«" Cymhel U^h)t?t J<Aa-L^*, umgekehrt
KAK- hassen ^W \j^^^. Nicht so nahe liegt der Wechsel von V
und ^ und ist, wo er vorkommt, durch A vermittelt zu denken,
so wohl in OmV- räuchern (neben ^^*d>') aus HDP y^i r^-^i "^^
vielleicht in h^^lll^' wiedererstatten l^t^ yS^M und ^^^ (vergl.
auch 'V'i'^Y' wanken y^V) und H^^^i Regen DlT (vergl. auch rtCl^')-
Von den beiden flüssigen Zungenlauten neigt sich zwar
^ mehr den Hauch-Kehllauten zu; es teilt aber keineswegs, wie
zum Teil im Hebräischen, die übrigen Eigentümlichkeiten der Hauch-
^ Häufiger ist im Amharischen (f) zu iW geworden; Isenberg S. 33.
2 Vielleicht auch Dent, der Name des 19ten Buchstabens aus Dalt.
3 Ueber den Wechsel von am und al (vermittelt durch an) im jeme-
nischen Arabisch s. Mufassal'^, p. (öl**, 1. 8, über die moderne arab. Volks-
ausspräche nLuiI embäreh gestern (für —Xj^Ü) Trumpf, Sitzber. d. philos.-
philol. u. h. Ol. d. Je. b. Ak. d. Wiss. 1877, Hft. II, S. 119.
60 § 32. Halbvocale.
laute, doch bewirkt es oft die gurgelnde w-haltige Aussprache bei
ihm vorausgehenden Kehllauten § 26, worin ihm freilich auch das
A folgt (ebendas.). Unter sich selbst sind ^ und A in häufigem
Uebergang begriffen, doch nur in der Wurzelbildung. Im Auslaut
nämlich ist äthiopisch A beliebter als ^, daher i^Oti- analen ^yc
{y\1 ^t) J^-^j fl4'A-" strafen jl^ n1p3, }\(\^' Glied ^^, thMi'
anbrennen neben rh^^' heiss sein vä. nng J.^ lnä.? 'feK'As Laub
y-^^ und J»-ö,Ä. XP. Im Inlaut findet man diesen Wechsel in
rt^CAJP! Hammer von der Wurzel y\B "119, ^CflT" Linsen ^^Xy^
das härtere *lCld' findet sich neben galgala auch im Syrischen.
Mit V teilt A die Schwäche, dass es im Auslaut sich ganz ver-
lieren kann § 58, wie es auch die Fähigkeit zeigt, ein vorher-
gehendes m n in seinen Laut übergehn zu lassen § 54. — Dass
ausserdem r in 5 übergehn kann*, scheint aus "^fi' es ist besser
neben '%C^ gut v-^ zu folgen, vergl. auch Rj^Art^ ^j^^ö und vX)0.
Endlich sind die beiden Halbvocale CD und f neben At
die flüssigsten und weichsten aller Laute und in beständigem
Wechsel mit den ihnen entsprechenden Vocalen, s. unten § 49 fi*.
und vgl. über 10* und J& oben, S. 34 f. Dagegen sind sie gegen
einander viel fester abgegrenzt als in den andern semitischen Sprachen
und erhalten sich, wo sie einmal Wurzel gefasst haben, zähe, ohne
dass ID z. B. durch den Einfluss eines i in f, oder f durch den
Einfluss eines «^ in fli übergienge. — Wie fl> sich aus andern
Lippenbuchstaben erweiche, oder sich in sie verhärte, ist oben § 28
und § 32 gezeigt Avorden; als erster Laut einer Wurzel steht es
öfters einem n anderer Sprachen gegenüber (§ 68), aber diese Er-
scheinung ist nicht als Erweichung eines n zu j w^ sondern aus
Verschiedenheit der Wurzelbildung zu erklären. — Als Gaumenlaut
grenzt f an ihj und wenigstens Ä'h'jjj^! verwaist scheint mit
Dn^ zusammenzuhängen (vergl. auch 0P9": neben |*Iaw).
^ So wechselt auch in Fremdwörtern, meist übrigens nach dem Vor-
gang der LXX, A mit r und n, z. B. <WCnhA-" für OOQf^Qi^ CTttiAs,
fr^A,A-", h.4-n.A:, ;^f A-- u s. w.
2 Worauf Eavald, Hcbr. Spr. S. 66 aufmerksam gemacht hat. Indessen
hat Vi^rts '^^ß^*^ sein an ..^irnj (j*/wäj \m.j seine Anknüpfung. Das Wort ^«'VC^:
und ai'^C' >t-««.io ist von TOfxaQiov abgeleitet.
§ 33. Allgemeine Silbengesetze. ^^1
IL Das Zusammentreffen der Laute in der Silbe
und im W^ort.
Allgemeine Silbengesetze.
Die beiden Arten von Lauten, welche bis jetzt getrennt dar- § 33
gestellt wurden, kommen in der Sprache nur in Verbindung mit
einander vor; weder ein einzelner Vocal noch ein einzelner Con-
sonant kann für sich ein Wort oder einen selbständigen Sprachteil
bilden; erst durch ihr Zusammenlauten entstehn Wörter und Wort-
teile. Bei diesem Zusammenlauten ist es immer der Vocal, welcher
einen oder einige Consonanten um sich her versammelt und sie zu
einem Ganzen verbindet. Ein solches einfaches durch einen Vocal
zusammengehaltenes Lautganzes ist die Silbe; jede Silbe muss
einen Vocal haben, aber mehr als einen Vocal kann sie nicht haben,
es müssten denn zwei Vocale sein, welche leicht zu einem einfachen
Vocallaut zusammenfliessen (Diphthonge). Eine Silbe kann schon
an sich allein den vollen Sinn eines Wortes geben, also ein Wort
ausmachen, wie 11' dieser, ^^' Wort, und die Sprache hat eine
Menge einsilbiger Wörter; weitaus die meisten Wörter aber ent-
halten mehrere solche einfache Lautgruppen, unter welchen wieder
eine die andern um sich her zusammenhält und den Ton des Wortes
trägt. In der Art dieser einfachen Lautgruppen zeigen die ver-
schiedenen Sprachen verschiedene Anlagen und Fähigkeiten, je
nachdem sie mehr oder weniger Consonanten um einen Vocal herum
sich anlagern lassen können. Die semitischen Sprachen vermögen
im Allgemeinen die Häufung von Consonanten in einer Silbe nicht
zu ertragen, sie sind vocalreicher. Jedoch existieren in dieser Be-
ziehung Gradunterschiede unter ihnen: das Arabische hat diesen
semitischen Trieb am folgerichtigsten entfaltet, die nordsemitischen
Sprachen sind weniger vocalreich, das Aethiopische steht auch hier,
wie in so vielen andern Dingen, in der Mitte zwischen beiden.
Namentlich hat es, wie das Arabische, die Fähigkeit, in offenen,
d. i. vocalisch auslautenden Silben einen kurzen Vocal lauten zu
lassen, auch ohne dass dieser durch den Wortton gehalten ist,
andererseits teilt es mit den nordsemitischen Sprachen die Fähig-
keit, in geschlossenen, d. i. consonantisch auslautenden Silben auch
lange Vocale zu ertragen, ja sogar ein Wort mit einer Doppel-
consonanz zu scbliessen. Im Allgemeinen überwiegen aber an Zahl
die offenen Silben über die geschlossenen. Auch durch seinen ganz
kurzen e-Laut, der oft die Stelle eines vollen arabischen Vocals
^2 §§ 33. 34. Allgemeine Silbengesetze.
einnimmt, neigt sich das Aethiopische auf eigentümliche Weise zu
den nordsemitischen Sprachen hin. Im Einzelnen sind die Gesetze
der Silbe die folgenden ^
§34 1. Jede Silbe muss mit einem Consonanten anlauten. Ein
Vocal kann nie ein Wort oder eine Silbe anfangen, da nach der
semitischen Auffassung der Lautverhältnisse jedem für sich laut-
werdenden Vocal wenigstens ein Hauch, sei er mehr oder minder
stark, vorhergehen muss. Darum haben alle ursprünglich vocalisch
anlautenden Wurzeln auch im Aethiopischen sich zu consonantisch
anlautenden verdichtet; dasselbe zeigt sich in Fremdwörtern, die
in das Aethiopische übertragen werden sollen: h^4*' äXcpa, %^
if'ft! Irenaeos, Ax^l^^ 'Avaviag, Ö'Ü^'V' 'Eß^alog, hOA^' oder
WOa»' Ex. 30, 13 (indem o zu an == ua = wa aufgelöst wird)
ößo?iog, Oh^f^h' oceanus, OhM^'^fi' Gen. 28, 19, J&O-^s 'lovdaia;
erst die spätere Aussprache erzeugte ein reines w, i im Anlaut des
W^ortes in Fällen wie CO-A-Ä": J&l'fl^s § 19. So wird auch, wenn
mitten im Worte nach den sonstigen Bildungsgesetzen zwei Vocale
zusammentreffen, d. h. (§ 33) zwei Silben entstehen, von denen die
erste vocalisch schliesst, die zweite vocalisch anlautet, dies nicht
ertragen, sondern es wird einem solchen Hiatus entweder durch
Zusammenziehung oder durch Verschmelzung zu einem Doppellaut
oder Mischlaut (§ 39) oder durch Einschiebung eines Trennungs-
lautes (§41) oder durch Verhärtung eines Vocals in seinen Halb-
vocal (§ 40) abgeholfen, und werden so die Lautverhältnisse auf
jenes obige Gesetz zurückgeführt; ebenso in Fremdwörtern, z. B.
Theodora entweder ^Yxf^li*' oder 'b^^F'^'-
Mit einer Doppelconsonanz kann ursprünglich keine Silbe an-
lauten, vielmehr muss in den Fällen, wo dem den Silbenvocal ein-
führenden Consonanten ein anderer, von Haus aus vocalloser Consonant
vorhergeht, dieser mit dem kürzesten Vocal e gesprochen werden,
z. B. *7flCs g^-här. Dieses e ist aber flüchtig, fast nur ein Halb-
vocal oder Vocalanstoss, und es ist dies einer von den Fällen, wo
der sogenannte Vocal der sechsten Ordnung einem hebräischen
SchHva mobile gleicht (§ 22). In der spätem Aussprache des Aethio-
l^ischen wurde aber, wenn es die Art der zusammentreffenden Con-
sonanten zuliess, z. B. wenn ein flüssiger Laut auf einen Stummlaut,
oder ein Stummlaut auf einen Zischlaut folgte, sogar dieser Vocal-
anstoss nicht mehr gehört, und man sprach ^f 'Th* fnöt^ 'flAd' hlä\
^ Zu den folgenden Ausführungen vgl. König, Ss. 54 ff., 92 f., 104, 118,
139 f. und 143 ff.
§§ 34. 35. AUj^-emoine Silbengesetze. ^3
h^i'"'!'-" Jcrdmf, und weiterhin sogar lnA^l>•' Jcle für Jcel-e (g 47)^
in Fremdwörtern also ft^7*7' sfeng für sefcng ojzoyyog, YlCtt
■f'tl- Chrestos.
Aber mehr als ein Consonant kann auf solche Weise einem
den Silbenvocal einführenden Consonanten nicht vorgeschlagen
werden, sondern wenn nach den Bildungsgesetzen mehrere vocal-
lose Consonanten vor ihm zusammentrefifen, so muss ein Hilfsvocal
eintreten, um ihre Aussprache zu ermöglichen. Dieser ist meist e^
aber nicht mehr so flüchtig wie im vorigen Fall, sondern ein
voller kurzer Vocal, z. B. J&'7flC' jeg-har, 'VJiJ^C'Ths te-mert.
Fremdwörter indessen, die mit drei Consonanten anlauten,
würden durch die Einschaltung eines Hilfsvocals in die Gruppe oft
zu sehr entstellt, und man bedient sich in diesem Fall eines auch
den übrigen semitischen Sprachen geläufigen Mittels, nämlich der
ganzen Gruppe einen kurzen Vocal, durch t\ eingeführt, vorzu-
schlagen, z. B. "hKil^Mli' esk^ren scrinium. Ja dieses Mittel zur
Erleichterung der Aussprache vocalloser Laute im Anfang des Wortes
wird selbst da gerne angewandt, wo dem den Silbenvocal einfüh-
renden Consonanten nur ein vocalloser Consonant vorhergeht. In
einheimischen Wörtern äthiopischer Bildung ist der vorgeschlagene
Vocal meist e, ?i9"5r: aus von l^>s |P, hll^^'^ denn, weil, ht\\V''
0 doch ! (in der Bitte), Ttx'Ü^'t'' Abwechslung von fl^f s, "hltljti'
Herr für llOi', vielleicht ^A;^'>-■ UnterMeid und ?il^rh.a>-."
Ahne (über KlflH' Fremdling s. § 137 a. E.), in äthiopischen
Wörtern früherer Bildung auch a h^QÖ't' Finger ^^1. In
Fremdwörtern erscheint häufiger a als e, zumal in solchen, die
durch das Arabische nach Abessinien gekommen sind : ItitKuA^^fl'
Stephamis, hYlii/'t.'i'f'tl' neben dem älteren ^a,9'^Tr(f^tl' Clemens,
Frocla, h'ü^lnfLtl' n^d^sig (arab.).
2. Auslauten kann die Silbe sowohl mit einem Vocal als § 35
mit einem Consonanten. Lautet sie vocalisch aus, so kann der
Vocal sowohl kurz als lang sein: 11 s 2e, 'Tlfl s häba, ^fx^^'
fässamaj ^iWi qöma, *^m-' me'tü. Schliesst sie mit einem Con-
sonanten, so kann der Silbenvocal kurz sein, wie in 7flClfl"' gahdrJcü,
ItiCi}^'^' gabarkemmü, oder auch lang, sei es, dass er den Ton
1 LuDOLF, Gramm, l, 5.
"^ In der späteren Aussprache wirft man dieses 3*1 wieder ab; man
spricht sma, slcu, und so auch Ti^h: bis (das anders entstanden ist) sTca^
LuDOLF I, 5.
64 § 36. Veränderung der Vocale.
hat, wie gewöhnlich, h9^^Yl' amlaJc, h^'^'i'P' emuntü, ^9^l\'
nomka, ^9^Ml' tamleh, oder auch nicht, z. B. '%f\\ao*i met-
Ummü, i&'T.Tfl^fPs, J&^Ä'^tf»-.- u. s. f.
Eine Silbe kann auch auf zwei Consonanten auslauten, doch
nur am Ende eines Wortes. Fälle wie Ji^'lhVh' jene machen hie-
von keine Ausnahme, da, selbst gesetzt, dass man ent-Jcü und nicht
vielmehr ent^kü spräche, dieses Wort als eine Zusammensetzung aus
zwei Wörtern anzusehn und somit wie 9^'}'lr'h' was? 00'}**}^
"IhSi^ auch das Reich u. s. w. zu beurteilen ist. x\m Schlüsse eines
Wortes kommt eine Doppelconsonanz hauptsächlich vor in weib-
lichen Nominalstämmen, welche durch das engangeschlossene t ge-
bildet sind. Der Vocal einer solchen Silbe muss, weil er durch
die zwei schliessenden Consonanten mehr zusammengedrängt ist,
notwendig kurz sein, also wenn er ursprünglich lang war, sich
verkürzen: ^TC-^-' feiert, ^9^\)C^'' temhert, h^\}'ü^' kawäJceht,
^ÜC't*' sahdrty Jirh^'A'ih' ahqelt. Nur wenn der erste dieser
zwei schliessenden Consonanten ein Halbvocal oder ein Hauchlaut
ist, kann der Silbenvocal auch lang sein, s. § 36. Ausserdem kom-
men auch noch andere Fälle vor, wo ein Wort auf zwei vocallose
Consonanten endigt; s. § 38.
Veränderung der Laute in Folge der allgemeinen Silbengesetze
oder ihres Zusammentreffens mit andern Lauten.
1. Die Vocale.
§ 36 Am meisten der Aenderung unterworfen sind, wie in allen
semitischen Sprachen, so auch im Aethiopischen die Vocale als der
beweglichere und feinere Teil der Sprachlaute. Doch ist hier ihr
Wechsel lange nicht so ausgedehnt wie im Hebräischen (§ 22);
nur in einigen wenigen Richtungen macht sich ein häufigerer Vocal-
wechsel geltend.
a) Einfluss des Silben- und Wortbaues auf die Vocale.
Die wichtigste Erscheinung in dieser Beziehung ist die Kür-
zung langer und die Dehnung kurzer Vocale. Zwar hat nach
§ 35 das Aethiopische die Fähigkeit, sowohl kurze als lange Vocale
sowohl in offener als in geschlossener Silbe, sei sie betont oder
unbetont, zu ertragen, und daher kommt es, dass der Wechsel von
langen und kurzen Vocalen hier lange nicht so ausgedehnt ist Avie
in andern Sprachen. Gleichwohl gibt es einzelne Fälle, wo dieser
§ 3(). Verilndeniiip^ der Vocale. 65
Wechsel eintritt. In einer mit zwei Consonanten schliessenden Silbe
kann nach § 35 kein langer Vocal vorkommen. Wo also einer
einfach geschlossenen Silbe sich ein zweiter vocalloser Consonant^
anfügt, muss ä zu a, ü und i zu e sich verkürzen. So bildet
IP^T« Händler im Fem. i*»eT-" (für iPi'T'l" § 54), W^h' fi^lX'
im Fem. wtiM" rt^^'J'Tl"; die sehr häufige Form "^n-C-" wird im
Fem. "^'flC'lh' (jehert^ und nur von CVl*ft" unrein und ähnlichen liest
man wohl auch C\vh^' für CVf-ft-Tf-: nach § 42^ 'h^Wjtx- und AY.4':
lauten im Fem. 'h''}'\l}\'\" und AU4"Th"- Nur wenn von den zwei
schliessenden Consonanten der erste ein Hauchlaut ist, kann eine solche
Silbe ä bewahren, oder muss sogar, wenn sie kurzes a hatte, dieses
verlängern, z. B. Wrlh'!"' 'feT'Hh'lh' (§ 46), wogegen andere lange
Vocale als ä auch vor Hauchlauten sich verkürzen müssen, z. B.
-flÖ-lJs Fem. 'übö'l"', doch findet man hie und da auch txlWjtx'l")
und selbst A.^*'!*' (von ii^^'i sofern ^ hie und da die Eigentüm-
lichkeiten von Hauchlauten teilt). Auch wenn der erste der beiden
schliessenden Consonanten ein Halbvocal ist, kann der lange Vocal
bewahrt werden; so sagt man nicht nur iP^^'l'', "V^ihA^'l'-j
weil hier J& wie i lautet, sondern auch rh^ö^"'!' ' j }\9^ih,(0*'l'i,
wo das (O* wenigstens zu u hinneigt § 39. Ausser diesem sehr
häufigen Fall kommt die Verkürzung eines langen Vocals in der
Bildung regelmässig nur dann vor, wenn das tonlose t weiblicher
Verbalpersonen durch Anhängung eines Suö". in den Inlaut kommt;
ferner durch Einfluss eines f und (D, welche von einem vorher-
gehenden oder folgenden t und ü ein j und w an sich ziehen und
es darum zu e schwächen § 52, oder auch in Folge des Lautgewichts
des Wortes, indem sich ö und aus ö entstandenes ä in gewissen
Fällen zu ^f, e zu t vereinfachen § 60; und hieher gehört es auch,
wenn ü hie und da zu ue wird, wie IfVh" TtiMl*' ^ekü elkü mit
hinzutretendem 'fj wegen dieser neuen Belastung am Ende zu
1/W"fi.- und ?iAVf"*s und noch weiter zu Tfhl:: und hAh*-'
verkürzt werden, s. § 26. — Die Dehnung eines kurzen Vocals
zu einem langen kommt mit einer gewissen Regelmässigkeit in der
Bildung nur vor unter dem Einflüsse eines folgenden Hauchlauts,
und ist auch da auf den a- und e-Laut beschränkt § 46; andere
Fälle, wo kurzes a e zu ätü^ oder gar e zu e wird , s. oben
1 Ein ursprünglich das Nomen auslautendes kurzes e, wovon § 38,
kommt hier nicht in Betracht.
2 Eine Ausnahme bildet auch 'JO'A'Tl*': -^*^^- J'^^^^-, P- 142, 1.3. ^—
Ueber Formen wie hliliY}^,' ^ hWliU. '\' X ^' unten, § 151,4.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 5
66 * §§ 36. 37. Veränderung der Vocale.
§§ 18, 20, 21. Ausserdem müssen wir, wenn wir andere semitische
Sprachen vergleichen , in dem ä t ü verschiedener Wortformen
ursprünglich kurze, nur durch den Ton allmählig gedehnte Vocale
erkennen; s. unten.
Erweichung und Zerdrückung der Vocale findet sich
zwar hie und da in einzelnen Wörtern, so namentlich die Erweichung
des a zu e § 18, die Zerdrückung des ü zu ö, und des t einerseits
und ä andererseits zu e § 21 und die Vereinfachung des ö zu ä
§ 18« als eine regelmässige Erscheinung in der Bildung kommt in-
dessen nur die Zerdrückung des a zw. e vor Hauchlauten § 45, und
die Zerdrückung und zugleich Dehnung des a zu (^ als Ersatz-
dehnung für eine Doppelconsonanz vor § 56.
§37 Abfallen können einzelne Vocale nur beim Zusammenstoss
mit andern Vocalen § 41. — Dagegen ist diesem Schicksal in Folge
der Aenderung der Silbenverhältnisse sehr häufig unterworfen das
kurze e, sofern es in manchen Bildungen, wo es nicht durch den
Ton oder durch eine geschlossene Silbe gehalten ist, schon äusserst
kurz, fast nur wie ein Halbvocal lautet und daher bei entsprechen-
der Veranlassung ganz abfällt. Im Einzelnen gehören hieher fol-
gende Fälle, a) Ein kurzes e in einer offenen Silbe ohne Ton,
welcher eine andere offene Silbe mit kurzem oder langem Vocal
vorhergeht, kann sich, wenigstens nach der späteren Aussprache,
meist nicht mehr halten, es lässt den es einleitenden Consonanten
sich der vorhergehenden Silbe anfügen und schwindet: so sagt man
f'l'M*' {\xvs^rm^^\\(ih. jegaberu) jegahrTi^ f*?Ch\i*' (ursi^r. jesehefü)
jesehfü, ^dCXh' jehärkü, ^^k"^' •• jefesmü, I^'J^^IO-^T' :
medräivjün, und so in der halbpassiven Aussprache des Verburas
für ursprüngliches l'ü/i' gäbera, 'l'l'üd' tagdhera vielmehr gähra
und tagdhra. Nur das e, welches den sogenannten Bindevocal der
Pronominalsuffixe ausmacht, erhält sich, sei es betont oder unbetont,
auch in der späteren Aussprache, also ÄJ^AhJ" amläkena^ ^Ah'
qcileka; auch findet diese kürzere Aussprache keine Anwendung,
wenn die der Silbe mit e vorangehende ofi*ene Silbe ein äusserlich
vorgesetztes Wörtchen (z. B. Praepos. oder Conjunct.) ist, z. B.
üll^ß'' ba-setäi (nicht bastäi)^ ii't'^9^' la-teqmn (nicht latqTim),
wohl aber bei eigentlichen Zusammensetzungen, die stets als solche
vorkommen wie 'h*lll^h'i\ih»C' eg^tahher, 'Mh'fJ-' ^eJctü. b) Ein
kurzes e in geschlossener Silbe, der eine offene Silbe vorhergeht,
erhält sich fester, so dass man J&7'flC" ^<^Ah s IrIC' jegdber
jämdleJc neger spricht, ähnlich ÄV^A' danägel, h^^^'' awäled^
und nur eine nachlässigere Aussprache kann hier aiväld jämalk
§§ 37. 38. Veränderung der Vocale. 67
hören lassen. Tritt aber eine vocalisch anlautende Bildungssilbe
an eine solche geschlossene Silbe mit e, so wird, indem der Schluss-
consonant zur Bildungssilbe hinübergezogen wird, das e sammt dem
einleitenden Consonanten vereinsamt und schwindet, indem sich
letzterer der vorangehenden Silbe anfügt: p,7'n<--' JP'^Ah-" 7*7^-'
negrt^ f^^lti' danägla^ (obwohl ursprünglich gewiss danägela)^
Ä.*7'>-' R>*7V"= degen^ aber degnü.
Eine ähnliche Einbusse eines kurzen und flüchtigen c hat das § 38
Aethiopische am Ende von Nominalstämmen erlitten. Es kann
nämlich kein Zweifel sein und lässt sich aus der Bildung einzelner
Nominalstämme im Singular und Plural sowie aus einigen andern
Anzeichen (s. unten) ziemlich sicher beweisen, dass das Aethiopische
einst die Grundform der Nominalstämme (im Unterschied vom
Status constructus und vom Accusativ) auf ein flüchtiges e aus-
lauten liess^, sodass man einst z. B. l'flC" Knecht gdbr\ R'i'*7As
danügeP sprach. Dieser vocalische Auslaut muss sich aber schon
sehr früh abgestumpft haben, und bei den meisten Nominalstäm-
men konnte dies ohne weitere Schwierigkeit für die Aussprache
geschehn, vor allem bei denjenigen, deren vorletzter Consonant
einen eigenen, wenn auch ganz kurzen Vocal hat, wie ^1^' 0^*'^'
Ä'i'*7As u. a.; aber auch bei solchen, deren vorletzter Consonant
vocallos ist, konnte der vocalische Auslaut des Wortes leicht ab-
geworfen werden, wenn die beiden so entstehenden vocallosen Con-
sonanten von der Art sind, dass sie sich leicht aneinander fügen,
z. B. wenn der letzte Consonant eine Muta oder ein Zischlaut ist,
wie aoQtqi d9^tl' 19^^' hCA^', oder wenn der vorletzte ein
weicher Hauchlaut ist wie Hh'Ü' u. s. f. In diesen Fällen ent-
standen durch die neue Aussprache eine Menge Wörter, die auf
eine Doppelconsonanz auslauten (s. § 35), indem man 7närg, rdnis
u. s. f. sprach. Aber in andern Fällen ergaben sich nach Einbusse
1 Aehnlich wie im Arabischen ein Nomen im Nominativ auf ti, im
Genitiv auf i auslautet. Im Aethiopischen sind diese zwei Fälle noch nicht
getrennt. Die obige Theorie, welche von Trumpf, S. 532 bestritten, von
König, S. 76 f. aber aufrecht erhalten worden ist, habe ich zu begründen
gesucht in meinem Aufsatze Bemerkungen zur Grammatik des Geez und zur
alten Geschichte Ahessiniens: Sitzher. d. K. Preuss. Ak. d. Wiss. 1890, S. 3 ff. —
Ueber die arabische Schriftsprache, die Nomina mit consonantischem Auslaut
nicht kennt, vgl. Fleischer, Beiträge, St. 2, S. 281 ff.; St. 5, S. 130 ff.; über
die Form des himjarischen Ortsnamens AaIo Wüstenfeld, al Bakrl II, p. 4G3;
Jäqüt III, p. .576; vgl. Olshattskn, Monatsher. d. K. Freuss. Ak. d. Wiss.
1881, S. 690.
ßo § 38. Veränderung der Vocale,
des auslautenden e Consonantengruppen, welche sich nicht so leicht
zusammenfügen wie lüC' 'h^l'- *feK'A-' 0^9^' u. s. f. Wenn
hier gleichwohl, wie es nach den Beschreibungen der äthiopischen
Aussprache der Fall zu sein scheint, das auslautende e aufgegeben
wurde, so musste sich notwendig ein flüchtiges e nach dem vor-
letzten Consonanten eindrängen, gd¥r, hef^n u. s. f. ^ Gleichwohl
gibt es eine Anzahl von Nominalbildungen, in welchen das aus-
lautende e sich nicht so leicht verdrängen Hess und auch in späterer
Zeit noch gesprochen worden zu sein scheint. Erstens musste sich,
wenn ein Wort auf einen w-h altigen Kehllaut schliesst, in Ver-
bindung mit diesem u das e zäher behaupten, z. B. wurde 'V^A4*^!
hÖ^^' sicher nicht bloss huelq und a'nüq ausgesprochen*, sondern
huelque^ dnaque^ sodass Ji'^iO*: und 'h')'^' Bruder sich in der
Aussprache allein nicht unterscheiden^. Zweitens wird, wenn der
schliessende Consonant der hieher gehörigen Nominalbildungen ein
Halbvocal ist, wie in nj^'a>-! ^C(D"' ^'hOh'- l^^ti^'- h^COh:
fl9ftfl>--' ffo^'l'ah: (D^^'(D*s l^Ö^', um eine Auflösung des
Halbvocals in den Vocal zu verhindern, das auslautende e immer
beibehalten werden müssen, also hädw^, serw% rä'j% dhretv^ ferner
sawäsw\ mahätw% walätw% gamaj^ für ursprüngliches sawäsew^ u. s. f.,
indem das flüchtige e der vorletzten Silbe verloren geht und der
es einführende Consonant sich der vorhergehenden offenen Silbe
anschliesst (s. oben). Wenigstens das (D erhält sich so am Ende
(wenn ihm nicht ä vorhergeht) immer als Halbvocal; P ist weniger
fest und löst sich in gewissen Wörtern und Bildungen, die unten
in der Lehre von der Nominalbildung besonders werden namhaft
gemacht werden, schon in t auf, z. B. <^hAJ&' und ^^hü^' d. i.
makalej^ wird entweder makülf oder makälej == mdkalt^ wie man
denn auch z. B. die oben genannte Form ^JiJ&s leicht rCi'i für
rWj^ sprechen kann. Ebenso hat sich aber auch in andern Nominal-
formen, wie ÜAfl>"! (aus ÜA*Ö>*0 rh^Ö>*' m^-fl>*"j das auslautende
e behauptet und die Auflösung des Halbvocals in einen Vocal ver-
hindert (s. darüber weiter § 51 f.); vergl. hierzu auch einige der
§ 9 erörterten Buchstabennamen. Drittens ist die Beibehaltung des
^ Sodass solche Wörter, die ursprünglich arabischen Wörtern wie
dlJlx) glichen, sich nun vielmehr hebräischen wie TjSp verähnlichten.
2 Wenn man auch das einzelne Wort O'^'l'*'}^' «>HP((iO aussprach,
wie LuDOLF sagt; denn man schreibt auch O'}'}'"}:.
^ Wie König, Ss. 70, 140 diesen Grund bestreiten konnte, ist nicht
ab zu sehn.
§ 38. VL'rändcniiio- der Voc^alo. 69
auslautenden c meist notwendig, wenn der schliessende Consoniint
einer der fünf Hauchlaute ist. Vor allem in Formen wie ^^Ö*
^^\): 4''fl?i= Tr^ri/Hi", wo der Hauchlaut ohne Vocal vor oder hinter
sich nicht gehört werden kann, die Aussprache ndqe" u. s. w. aber
ebenfalls schwierig ist; also ist hier (ähnlich dem Accusativ i^Ü'
und dem Fem. 'i^Ü'l'i) vielmehr näq^ nciqli^ qeU^ JcuesJf zu sprechen.
Aber auch Formen wie '^'T}\' h^lö' sind, obgleich in ihnen die
Aussprache hüte ahüge" in der Bildung begründet ist, doch wegen
der Anziehungskraft des ä auf den folgenden Consonanten, wodurch
das folgende flüchtige e vollends schwindet, besser mit Beibehaltung
des ursprünglichen Auslautes häf^ abäg^ zu sprechen. Ja selbst in
allen mit Hauchlauten schliessenden Nominalformen, die unmittel-
bar vor dem Hauchlaut einen andern Vocal als aäe lauten lassen,
wie 'i^hx' *7fl''?i'j scheint dieses auslautende e lautbar sein zu
müssen, wenn der Hauchlaut nicht (wie in der amharischen Aus-
sprache des Aethiopischen) seine ganze Kraft verlieren soll, also
nawtJf gebu^^.
Die spärlichen Bemerkungen, welche die früheren Gramn^atiker
über die Aussprache des Aethiopischen bei den Eingebornen ihrer
Zeit geben, reichen lange nicht aus, um darnach alles Einzelne
genauer feststellen zu können. Die Hauptgesetze ergeben sich in-
dessen aus der Beobachtung der Bildungsweisen und der geschicht-
lichen Entwicklung der Aussprache im Allgemeinen. Daraus, dass
in der spätesten Zeit, als die Aussprache der Hauchlaute und Vocale
in völliger Auflösung begriffen war, von einem das Nomen aus-
lautenden e nichts mehr gehört wurde, folgt noch nicht, dass es
nicht einst vorhanden war, und wir werden gut daran thun, es
auch bei der Erlernung des Aethiopischen wieder einzuführen, wenn
wir erkannt haben, dass es geschichtlichen Grund hat. Die ganze
Entwicklung der spätem Aussprache steuert nicht auf Bereicherung,
sondern auf Verarmung an Vocalen los, wie sowohl aus §§ 37. 38
als auch aus dem ähnlichen Fall § 34 abzunehmen ist.
b) Zusammentreffen von Vocalen.
Aus dem allgemeinen Gesetz, dass keine Silbe mit einem Vocal § 39
beginnen kann § 34, folgt, dass, wenn in der Bildung zwei Vocale
unmittelbar aufeinander stossen, sie sich nicht neben einander als
zwei getrennte Laute erhalten können, sondern dem dadurch ent-
stehenden Hiatus auf irgend eine Weise abgeholfen werden muss.
Die hiefür der Sprache zu Gebote stehenden Mittel sind:
^ Ebensowenig kann man im Hebräischen fl^ti^ oder r\)^^ sprechen.
70 § 39. Zusammenziehung und Verschmelzung der Vocale.
1. Zusammenziehung und Verschmelzung. Zwei zu-
sammentrejßpende Vocallaute gehn unter Umständen leicht in einen
einfachen oder in einen zusammengesetzten Laut über, sodass sie
nur eine Silbe bilden.
a) Stossen zwei gleiche Vocale, kurz oder lang, unmittelbar
aufeinander, so wird zwar nicht 1 -\-t und ü -\- ü zu 1 und ü zu-
sammengezogen , sondern einer von beiden muss sich zu einem
Halbvocal verhärten § 52, dagegen wird sehr häufig und regel-
mässig a-\- a m ä contrahirt, z. B. in iW?Cf' + ät (Plur.) rh*P
C^-1", l>7H>- 4- et (des St. c.) ö'in^l^h l-üd- + ä (für hä, Suff.)
l'D^-'j l)/^/J«« + äwt Ö^lt*^'^ sogar zwei selbständige Wörter
Itxtf^- wenn und Ml' nicht werden zu 'h^'M}'. Aehnlich wird c + a
und ö -\- a z. B. in der Accusativbildung der auf e ö auslautenden
Nominalstämme zu e und ö, während sich in anderen Fällen dieser
Art c und ö in ihre Bestandteile auflösen oder durch einen Tren-
nungslaut von dem folgenden fremden Vocal trennen.
b) Treffen ungleiche Vocale aufeinander, so gehen sie, wenn
sie von der Art sind, dass sie zu einem zusammengesetzten Laut
zusammenschmelzen können, in einen solchen über. Ein i fügt
sich auf diese Weise leicht zu einem vorhergehenden ä, ü^ ö, z. B.
f^^Ö' er soll kund thun, 'flhj^' das Weinen, 'UÖ^^' Vieh,
'f-'JJ&'j! Lager, ?ih-J&-" schlecht, rtV-J&-'^ der zweite, IfJ&s Buch-
stabenname; doch muss in diesem Fall die Zusammensetzung immer
mehr äusserlich bleiben, und äi oder äj darf z. B. nicht zu e
werden*. Dagegen fügt sich u schon schwerer sowohl an ä als
an c und wird darum nach beiden besser hart als Halbvocal ge-
sprochen äw ew: fü^Cß^' er lasse her abkommen jäwred, li^(D*'
Ton neqäw^ m^-fl^' Siebengestirn taräw% Ä.fl^' Sah sew% 11x9^
ih»(D*' Ahne emhew\ Zwar sagt Ludolf, dass man zu seiner Zeit
ft»Üi^- seu sprach, und Europa schreibt man jetzt h»fl^(?^") aber
daraus folgt für die ursprüngliche Aussprache nichts; in älterer
Zeit wurde ein sv z. B. in evayyeXiov, Eulogia, Eustathius ganz
anders ausgedrückt, und wie wenig äw jemals in äu ö contrahirt
werden könne, zeigt sich noch sehr deutlich in der Bildung ge-
wisser Nominalstämme. Dagegen fliessen ä -]- i und ä -\- u regel-
mässig in ai und au zusammen oder verschmelzen in sehr vielen
Fällen gleich noch weiter zu e ö; auch hierin unterscheidet sich
1 Eigentlich aber müssen diese Formen hekäj« , ekuj^ , ta'ajen^ oder
ta'äjen gesprochen werden, § 38.
'^ Allerdings findet man für iPVJ&'lh'' auch die Form IP^'J'!.
'4
§40. V'eiiulrtunj^- ilus Vociils in ciiu-ii Jlulltvociil. 71
das Aethiopisclie charakteristisch vom Arabischen und nähert sich
dem Hebräischen. Durchwegs tritt der Mischlaut e ö ein im
Perfectum der dreiradicaligen Verba mediae infirmae '^,trDs J^ao:
(es müssten denn besondere Lautverhältnisse die diphthongische
Aussprache herbeiführen § 94), in allen Bildungen der vierradi-
caligen Verba, die i, u als zweiten Radical haben, wie A>A?' 'f'llth'i
in Noniinalstämmen von Wurzeln tertiae (D f , die auf weibliches t
endigen, und beim Pron. suff. der 3ten p. Sg. m. am Accusativ
des Nomen; der Diphthong dagegen erhält sich am regelmäs-
sigsten in einigen Bildungen von vornvocaligen Wurzeln, wie
ha>'Vi\: '/•a>-OJr): h^dfi- u. s. w., im Subjunctiv der Verba
tertiae f und in den mit fl>«'lh'" und ^''Th' schliessenden Plural-
formen der Nominalstämme, z. B. VOIO^'T"'^ 0(lf*'t*'^ offenbar weil
in diesen Formen der a-Laut für sehr wesentlich gilt'^, endlich im
Inlaut in allen Formen, wo ein Diphthong ai au nur durch kürzere
Aussprache (§ 37) aus ursprünglichem äje äwe entstanden ist, z. B.
/i<^J&m** ^^Ohf^'-. Aber in der sonstigen Nominalbildung,
ferner in der Conjugation der Verba tertiae infirmae und derer mit
schliessendem ü im Subjunctiv, sowie in einzelnen Wörtern schwankt
die Sprache nach Verschiedenheit der Wurzeln, des Zeitalters, der
Schriftsteller, der Abschreiber zwischen dem Diphthong und dem
Mischlaut; dasselbe Wort kommt oft in beiderlei Aussprache vor;
und aus einem Gesammtüberblick ergiebt sich, dass die mischlautige
Aussprache mit der Zeit immer mehr Boden gewinnt und nur wenige
Sprachgebiete davon unberührt geblieben sind. Auch in Fremd-
wörtern wird all ai in der Regel durch ö e (t) ausgedrückt, und
doch findet sich umgekehrt auch wieder für ein ö der Fremd-
wörter aUj wie f CO-^s Jota. — Der Mischlaut e ö entsteht übri-
gens nicht- bloss aus ai au, sondern häufig auch aus ia ua, s. unten
§ 40. — Mit einem vorhergehenden e kann nur i in einen Diph-
thong ei zerfliessen, z. B. thj^Oi't'' Jieiwat^, obgleich dies selten ist;
dagegen muss u nach e zu w werden, s. § 49 ff.
2. Verhärtung des Vocals in einen Halbvocal. Diese § 40
ist nur möglich bei den Vocalen, welchen ein Halbvocal entspricht,
i und w, und bei den Mischlauten c und ö, indem sich diese wieder
in ihre Bestandteile auflösen. Im Anlaut eines Wortes muss
1 Doch ^a-»^: 7^ih:.
'^ Zugleich im Unterschied von weiblichen Singularformen.
3 In Cod. B des Sirach (Petekm. II, Nachtr. 55) ist statt il\ß,(D'l^ •
öfters rK.J^^fll'lh" geschrieben.
72 » § 40. Verhärtung des Vocals in einen Halbvocal.
diese Verhärtung von i und u überall eintreten, da kein Wort mit
einem Vocal anfangen kann § 34, z. B. Oh'h't^' für uetü, J&h't"
für iett; deshalb sind alle ursprünglich mit i u anlautenden Wurzeln
zu Wurzeln primae f (D verhärtet. Ferner muss sich m, da es
weder nach ä noch nach e vocalisch lauten kann § 39, hinter
solchen Yocalen am Ende einer Silbe durchwegs verhärten ^(D*C^i
jäwred^ ^(9**10*' jewgeü^ ebenso nach ?, z. B. '['({JD*'\ auch
verhärtet sich i nach t, u nach ü^ s. § 39 und unten § 52. Im In-
laut muss t ü überall, wo es zwischen zwei Silben zu stehn kommt,
deren letzte mit einem Vocal irgend welcher Art anfängt, mag die
erste Silbe offen oder geschlossen sein, zu J&fl>* werden. So vor
dem Vocal e : j^ooj^*^' f^^(D'9^' jemäjet jeqäwem aus jema-i-et
jeqa-u-em, -t'^^lt'' ta'äjen^ (DA^^V^s von a^rh.lf!, /^COh:
serw^ aus seru-% vor a z. B. ^Cf ' von '^d', "^ACDJ:' von -^A*-',
vor ä J&nA.e= von ^Üti.', J&H.J^°*PJ von J&H.«^:, {i'^^Ohfii
von fi^y^', vor t "ThnAf-.-" von ■^hfl/V.-'j <w>^^': für ma-ü-it,
vor ü J&nA^" von J^HA.', ^Hr'a}." von ^lUan*:, vor ö ^d>}i
^ao", von j&^Ä,:, J&i'A?'^»- -" von J&i'A-s, vor e z. B. th^*^-
Vor allen Vocalen ausser a ist diese Verhärtung notwendig*; da-
gegen geht t ü vor a zwar in einzelnen Bildungen notwendig in
ja wa über, in einigen andern aber kann der a-Laut sich jenen
auch vordrängen und so mit ihnen zu einem Mischlaut zerfliessen,
indem ia ua zu ai au und weiter zu e ö wird. Am regelmässigsten
kürzt sich so die dem arabischen iw -- entsprechende Nomiualendung
ab zu et und e, z. B. d^h^'t'' Hülfe, 1^<^A»' Gleichnis^, und der
Accusativ und der Status constructus vieler Nomina auf t lautet
e für ja, z. B. 'ühfU' 'flhrt.' ; ebenso ist der Bindelaut e zwischen
manchen Nomina und Pronom. suflP., z. B. "IhllM'j aus ia ent-
standen (§ 167). In andern Bildungen wechselt ja wa noch beliebig
mit e ö, so 4*7? '^•• und 4*^^'' Dienst, ^^fll'Tl": und ^-f-'t"' Lust,
während andere nur die contrahirte Form zulassen ^^'["s Weg,
ÄA-l'-" Gebet, IT'rt.l-: Ähend u. s. f.
Ebenso müssen die Mischlaute ö e, obgleich sie in gewissen
Fällen ein folgendes ä verschlingen § 39, in der Regel vor einem
1 Diese Wörter können dann freiUch in kürzerer Aussprache nach
§ 36 zu jemait, jeqaum, ta'äin werden.
2 S. jedoch unten § 49 flF.
^ Dieses auch von Schrader, De linguae Äethiopicae indole, etc., (Gott.
18G0), p. 11 angenommene Gesetz bestreitet König, p. 112 f., ohne dass ich
seine eigene Erklärung zu billigen vermöchte. Vgl. auch Prätorius, Äethiop.
Gramm. (Karlsruhe 1886), S. 22.
§ 41. Einschiebuiifif eines trennenden Consonanten. 73
unmittelbar an sie antretenden Vocal, welcher Art er auch sei,
sich in atv und aj auflösen, z. B. wird ^tl\{''' er lebe (= y>il\^(D'')
'1'i1\^'ll' y-il^^in.' fu'h^'P'' u. s. f., 70= Seite im Plural liW'V'-
Dagegen löst sich ein aus ia entstandenes e auch wieder leicht in
ja auf, z. B. l^^^A.' + ät iT'i^AJP'Th!.
Indessen gehen t ü und e nicht notwendig in reines j w und
aj über, sondern können sich vor j w an ihrer Stelle behaupten;
so findet man für laCYl^^?^' auch IdClßf^'P' aus inCh^--",
oder h(Dd»?'' Deut. 22, 1; am häufigsten und regelmässigsten findet
sich dies bei Nomina auf e, wenn sie einen äussern Plural bilden,
Ä'^-" Blume K'IJ?^"-', Trf->2i-" Gericht Yl-^^^-'t"', und wenn an das
Pron. suff. ^! noch ein anderes vocalisch anlautendes antritt, z. B.
0(ii,y ' gieh mir sie von liflj^s und ä (= */)j s. übrigens auch
§ 52. — Wir nennen dies die „halbe Verhärtung*.
In Fremd w^örtern, welche zwei unmittelbar auf einander fol-
gende Vocale enthalten, wird, wo es möglich ist, dem Hiatus ebenso
durch ganze oder halbe Verhärtung des einen vorgebeugt: ^Cy9^'
MaQidiLi, AJ^'^! Lydia, h^^thtl' 'Irjoovg, ^Oh'i^^fls Leontius.
3. Einschiebung eines trennenden Consonanten. Dieses § 41
Mittel, den Hiatus zu vermeiden, wird im ganzen selten angewandt^.
Am nächsten liegt in solchem Fall (wie in einem ähnlichen § 34)
die Einschaltung eines h oder eines noch stärkeren Hauchlautes,
z. B. V9* siehe aus V und einem Anhängsel ä; doch findet sich
ein Hauchlaut als Trennungslaut fast nur in Fremdwörtern, z. B.
^hP^lX^h' Theodosius, sogar ii(i»ii^9^' ^doodfj,. In eigentlich
äthiopischen Bildungen aber wird der Hauchlaut (der auch in
andern Fällen § 48 in einen Halbvocal übergehen kann) lieber
gleich zum Halbvocal, und zwar ist hierfür das unbestimmtere fl>'
beliebter als das spitze ^. Am gewöhnlichsten ist diese Einschal-
tung eines trennenden III* ^ in innern Pluralbildungen: ({'i\(D*C'\"
Länder von 'i[d\»C'i d^^iO^lr'l'' Aeltestenschaft von d^^lr' ; auch
die Adjectivendung äwl scheint auf diese Weise aus äi entstanden,
z. B. «f'i^'^'E ■■ neben ^^*^^'; an die Partikel J siehe hängen
sich die Pron. suffixa teils durch (D an, z. B. V*Ps, teils und noch
häufiger durch f, z. B. J^-" Vp-ö»*: § 160. (Dagegen sind Fälle
wie Ä"i! Blume, Plural Klf^' nach § 40 zu erklären.) Auch
bei der Transscription von Fremdwörtern in's Aethiopische kommt
die Einschaltung eines trennenden Halbvocals zur Anwendung: 't?^
1 Vgl. König, S. 126 ff.
2 Vgl. Ewald, Gramm. Ärab. § 50, und Hebr. Sprachlehre § 28, d.
74 * § 42. Zusammentreffen der u-lialtigen Kehllaute mit Vocalen.
J^^: Theodora neben ^'h^^^'-, 'i:?*t\r1^'' Theologie neben 'tft»
•7«7" u. s. f.i
4. Selten ist auch die Verdrängung eines Vocals durch
einen andern. An sich kann diese eigentlich nur kurze Vocale
treffen. Das flüchtige e im Auslaut der Nomina schwindet vor
dem ßindevocal e 1 der Pron. suff., z. B. lOCs l'üC?'., ^CO^-
/*'Cfl>"h*. In der Subjunctivbildung mitteWocaliger Wurzeln wird
ein e a von ü und t verschlungen, z. B. J&'fcjP'! für jeqüem oder
jeqTiam, J&'^T* für jemtet; andere ähnliche Fälle s. § 49 a. E.,
§ 51 und § 53. Auch wird im Accusativ des Nomens, z. B. bei
(DC*^:, vor dem Pron. suff. f (§ 154) a durch e (i) verdrängt:
(OC^^ ' warqeja. (Einige andere Fälle, wo m, w oder i, ; sich
ganz verliert, siehe § 52). Bei der Transscription von Fremdwörtern
in's Aethiopiscbe geschieht es häufiger, dass von zwei unmittelbar
aufeinanderfolgenden Vocalen der eine verschlungen wird; Beispiele
s. oben und in § 20.
§ 42 Eine besondere Beachtung verdient noch das Zusammen-
treffen des u der w-haltigen Kehllaute mit gewissen Vo-
calen. Dieses u nämlich kann, indem es sich zu einer Art Mitlaut
verhärtet, leicht einen unähnlichen Vocal nach sich hören lassen,
ohne dadurch in seinem eigenen Wesen beeinträchtigt zu werden:
man kann in qua que qut qua que den Hauptvocal vom ^t-Laut
deutlich unterschieden hören. Wo demnach in der Wort- und
Formbildung einer der fünf genannten Vocale nach einem ^«-hal-
tigen Kehllaut eintreten soll, kann dies ohne weitere Schwierigkeit
geschehn, und diese Vocale werden hier ebenso regelmässig durch-
gebildet wie nach andern gewöhnlichen Consonanten. So bildet
man z. B. '^"A*fe' er hat gewählt, 'V^AS' sie haben gewählt (Fem.),
■^-'^A*)*^.- du wählest (Fem.), J&'>.A4^3 er zählt, '>^'\.*-- Zählung.
Dabei versteht sich von selbst, dass ein solcher Kehllaut nie völlig
stumm sein kann, sondern immer, auch wo die entsprechenden
Formen gewöhnlicher Wurzeln einen vocallosen Consonanten haben,
ein flüchtiges e nachlauten lassen muss, um seinen w-Laut hörbar
zu machen, sowohl im Auslaut, z. B. J&',^»A4^* jehueleqiie (von der
Form ^do^9"- jefesem), und ebenso im Nomen § 38, als im In-
laut: J^'T^C' deguer, rhT^A^ hdguel, hwVf'/h^ JcuäJcueh. Nur in
einzelnen Wörtern wird in einem solchen Fall der w-Laut leicht
1 Anders König, S. 129. — Wie heutzutage in Abessinien Oh und J?,
zwischen zwei Vocalen in Wörtern wie ■^P»C) IS^C'l^tl'j rt^-^ ausge-
sprochen wird, lehrt d'Abbadie, Gatal. rais., p. 127, Geographie 1, p. 12 {preface):
§ 43. Kinlluss der llaürlilauic iiul' ilie Vocale. • o
ganz au%egebeii, 'Uil'U- und ?iAln-|."! § 20, 0'» 7^-" und Ü'il'1'
Eidechse^. Wo dagegen solche w-lialtige Kehllaute ein ü oder ö
aufnehmen sollen, zerfliesst regelmässig der ?^-Laut des Kehlbuch-
stabens mit diesem ü oder ö, sodass man für Ijualaqu-Ti^ Ijiialaqii-
ömTi 'V-Ai^: ''i»ti^(P»". spricht, oder 'Y''hh' nach der Form •^fl-C-"
von 7"7^Ai' u. s. w. Sobald jedoch ein solches ü wegen neu an-
tretender vocalisch anlautender Zusätze sich in einen Hall)vocal
verhärten muss, kommt die i<- haltige Aussprache des Kehllauts
wieder zum Vorschein, z. B. 'V*»A4J' mit Pron. suff, ömü wird
'^o/\<jH.jPai>-: hualaqiiewömii.
Die Vocale dieser w-haltigen Kehllaute sind nun aber immer
etwas schwerer und gewichtiger als die entsprechenden Vocale der
einfachen Consonanten. Dadurch erklärt es sich, dass in solchen
Wörtern von Haus aus kurze Vocale sich leicht dehnen, sodass
man z. B. das Verbum ili^s einäugig sein in einem Falle sogar
VS^s geschrieben findet. Auch steht ü einem ue^ ö einem uä
ziemlich nahe, und so geht ebensowohl ursprüngliches ue ua leicht
in ü ö über, z. B. 4>^frA! in ^frA-", CYl^ll^'' in CVbfl'Th.", fi\\«^'
Gasse in fk\\'1"', i'rtlit^fP- in 'lii*^?"'', 'V"A'fe: in TAto:,
als ursprüngliches ü ö in ue uä, z. B. \blf' sei in V/'T^s u. a. § 26,
hll^^d' in htl^d^- u. a. In genaueren Handschriften ist frei-
lich ein derartiger Wechsel nicht zu beobachten.
c) Vocale und Consonanten in ihrem Zusammentreffen oder in ilirem Wechsel
mit einander.
a) Einfluss der Hauchlaute auf die Vocale.
Unter den Consonanten stehn die Hauchlaute und die Halb-
vocale den Vocalen am nächsten, und diese ihre Verwandtschaft
mit den Vocalen hat sehr mannigfaltige Vocalwechsel zur Folge.
Die Hauchlaute stehn dadurch in einer besonders engen § 13
Beziehung zu den Vocalen, dass einerseits der Vocal, am meisten
a, immer einen Hauch in sich schliesst, der, auch wenn der Vocal
frei an- oder auslautet, deutlich hörbar wird, andererseits der Hauch,
ohne einen Vocal vor oder nach sich zu haben, nicht vernehmbar
werden kann. Dieses gegenseitige Verhältnis der Vocale und Hauch-
laute bedingt ihre Wechselwirkung auf einander. In so vocal-
reichen Sprachen wie das Arabische und in so vocalarmen wie das
Syrische haben sich diese Einwirkungen weniger geltend gemacht;
dagegen sind sie im Aethiopischen wie im Hebräischen sehr durch-
^ In andern Wörtern beruht dies mehrfach auf Fehlern der Abschreiber.
76 ' § 43. Einfluss der Hauchlaute auf die Vocale.
greifend und mannigfaltig geworden. Im Aethiopischen sind ausser-
dem in Folge der schon früh eingetretenen alhnähligen Verweich-
lichung in der Aussprache der härteren Hauchlaute (§ 24) einzelne
Erscheinungen, die sich im Hebräischen erst bei den weicheren
und schwächeren Hauchlauten finden, auch bei den einst stärkeren
Hauchlauten allgemeiner geworden.
1. Der Hauchlaut muss immer einen Vocal in seiner
unmittelbaren Nähe, sei es vor oder nach sich, haben.
Daber konnte weder im Anlaut eines Wortes, wenn ein Hauchlaut
nur als Vorschlagsconsonant zu einer vollen Silbe erscheint, noch
im Auslaut des Nomens, wenn ein Hauchlaut auf einen vocallosen
Consonanten folgt, die §§ 34 u. 38 beschriebene kürzere Aussprache
aufkommen, vielmehr musste man rh^ - oder ^ÄC" immer hese
und hesär^ und ^^ö' Quelle u. dergl. näq'^ sprechen. Auch bei
Nominalstämmen, die mit Hauchlauten schliessen, ist ein auslau-
tendes e besser selbst da beizubehalten, wo ihm ein anderer Vocal
als a ä e unmittelbar vorangeht, wie schon § 38 gezeigt ist, wo-
gegen im Inlaut ein in offener Silbe für sich stehender Hauchlaut
mit kurzem e, wenn eine offene Silbe mit kurzem Vocal ^ voraus-
geht, seinen e-Laut ebenso leicht aufgibt wie andere Consonanten
in dem § 37 a. E. beschriebenen Fall und sich der vorhergehenden
Silbe anschliesst, z. B. J&fl>*/lhlf*' je-weh-^ü von ^»(O'fhli' je-we-he^,
während es besser zu sein scheint, nach langen Vocalen ausser ü
den Hauchlaut mit e als selbständige Silbe zu bewahren, z. B.
JK.Ä,(i^^! je-se-e-ram. Da ferner ein Hauchlaut, zumal hOj
wenigstens mit gewissen Vocalen, leichter vor als nach dem Vocal
zu sprechen ist, so scheint sich in einzelnen Fällen der Vocal von
der Stelle vor dem Hauchlaut nach denselben zu drängen. Am
notwendigsten scheint dies zu sein, wenn auf eine offene Silbe eine
geschlossene mit einem h oder 0 schliessende und mit dem kurzen
e zu sprechende Silbe folgt, z. B, ^l'üh'^ eigentlich je-gä-be\ aber
gewiss besser ye^a6-'e zu sprechen, f^i\9^Ö'i wogegen II r/i'lf aller-
dings auch in diesem Fall leichter ein e vortreten lassen können,
wie /iVKVTh', ß'^.CV'" Nominalstämme wie ^^llh', Ä^PAd-",
Ä^CÜ ' u. s. f. sind ohnehin schon nach § 38 eher quanäz-e u. s. w.
auszusprechen. Ob aber auch in Fällen wie f»*!***!' nur jenüh und
nicht vielmehr jenü^h zu sprechen sei, müssen wir dahingestellt
sein lassen, da hierüber Nachrichten fehlen; aber wohl zu beachten
ist, dass in einigen Bildungen dieser Form die Aussprache mit ü
vermieden wird und dafür die mit ä eintritt: fr^lti' § 53.
^ Dieser ist nach § 45 e.
I
%
§ 44. Eiiifluss (Um- ITauchlanto auf (li(^ Vocale, 77
2. Die Hauchlaute haben eine starke Vorliebe für §44
den a-Laut^. Diese macht sich aber auf zwei einander ganz
entgegengesetzte Weisen geltend : sie lassen in ihrer Nähe entweder
einen «-Laut statt eines andern, in der Bildung begründeten, Lautes
hören, oder aber sie verdrängen, wenn sie um anderer Gründe willen
einen a-Laut nicht hören lassen können, das a einer vorhergehenden
offenen Silbe, nur um nicht von ihm angezogen zu werden. Der
erstere Fall ist seltener, der zweite häufiger.
a) Am gewöhnlichsten zeigt sich ein <x-Laut vor den Hauch-
lauten, wenn einem mit a zu sprechenden Hauchlaut ein anderer
Consonant als vorgeschlagene und somit eigentlich mit kurzem e
zu sprechende Silbe vorangeht: in diesem Fall tritt auch in der
Vorschlagsilbe a statt e ein : so sagt man ^^iUQi f^thd' u. s. w.
statt 9^thC' 9^A\6'^ i^fh^'- Lachen für /^gh^'- (sogar nDQ-l"'
für 9^0'l'' Zorn^ obgleich 0 eigentlich doppelt zu sprechen ist),
hihiO-C' für Tt\fh(0*O: ^O^'ü' für ß>0^'ü', und so haben die
Personalpräfixe des Imperf. oder Subjunctiv der Verba mit einem
Hauchlaut als erstem Radical immer a statt e (wenn der Hauch-
laut a hat); nur wo h^ nicht dem Personalpräfix J& vorgesetzt
wird, kann, weil der Laut je durch das vorhergehende t gehalten
wird, das J& statt f sich leichter behaupten, z. B. h^ß^O^'W und
K^^O^'Ü'- Indessen ist das hier vorgetragene Gesetz über den
Ersatz des e durch ä erst in verhältnismässig später Zeit ganz
durchgedrungen: in den älteren Handschriften und in den Drucken,
die ihnen folgen, findet man noch sehr häufig Formen* wie 9^ihC':
^thiO^^'j y'h9^'i' u. s. f., während immerhin möglich ist, dass
man auch schon in früherer Zeit in solchen Fällen einen a-Laut
sprach, wenn auch nicht schrieb^. Hat aber der Hauchlaut einen
andern Vocial als a, so bewahrt eine Vorschlagssilbe vor ihm ihr ^,
z. B. f>'\^l\'', K'^*-", 9^iKO u. s. w. — In anderer Weise zeigt
sich die Vorliebe des Hauchlauts für ä statt e in der Bildung des
Subjunctiv im I. St. von Wurzeln mit mittlerem und schliessendem
Hauchlaut (§ 92). — Dass durch den Einfluss eines Hauchlautes ein
vorhergehender stärkerer Vocal, als e, in a, ü übergeht, kommt
nur vereinzelt vor; so spricht man z. B. das häufig gebrauchte
Wort für Tag lieber ^^üA^'s als H^O^'l"^ wie es ursprünglich
1 Vgl. König, S. 148 ff.
'^ Und diese sind, grade weil die ältesten Denkmiller sie am häufigsten
haben, keineswegs mit Ludolf II, 7, 7 für Schveibfohlor zu halten.
^ Man vergl. das Verhältnis zwischen einem hebräischen Sch^iva
simpJex und compositum.
• o § 45, Einfluss der Hauchlaute auf die Vocale.
lautete; ähnlich zeigt sich dieser Einfluss im Subj. einiger mittel-
vocaliger Wurzeln, der darum ßt^h' j&fl?!' lautet gegen J^V-l^'
ß>^9^: u. s. w., und statt V'E'V' hoch sagt man wegen des Hauch-
lauts auch V'P''V5. Auch hat sich hie und da um des Hauchlauts
willen ein ursprüngliches a, das in ähnlichen Wörtern ohne Hauch-
laut zu e erweicht wird, erhalten, z. B. Ü'd'l'' Gäbe § 106 gegen
T'J'l---; MC^'- Topf neben ^CVC^'-
§ 45 })) Wenn ein Hauchlaut einen andern Vocal als a ä hat,
wird ä in einer ihm unmittelbar vorhergehenden ofiPenen Silbe fast
beständig zu e zerdrückt, weil der Hauchlaut durch ein ihm vorher-
gehendes a zu stark angezogen und einen Teil seiner Kraft an
dieses abzugeben gezwungen würde (s. unten § 46 f.) ^. Indem die
Sprache dieser Anziehung durch Zerdrückung des a zu e vorbeugt,
gewinnt dadurch die Deutlichkeit der Aussprache des Hauchlauts.
Am notwendigsten ist diese Zerdrückung des a zu e, wenn der
folgende Hauchlaut selbst ein e hat; aber auch wenn er einen
andern Vocal hat, tritt sie fast immer ein. Man bildet also von
Wurzeln mit mittlerem Hauchlaut Nomina der Form 7fl.CI' AVL^*'
olt, CtK'd' hreit (aber Fem. /i^'Ü'), von der P'orm Id'C' h'Th!^'
Sonntag, Infinitive der Form lH^C' ittji^'t'' u. s. w. ^'i^'i' sich
retten, 9"ih^G't' erbarmen^ 'VT^HXi' gelehrt werden u. s. w., aber
ebenso lautet das Imperfect der Form f/l'üC' ^l'üC' u. s. w. von
solchen Wurzeln immer ^9^!hC'' je-me-her, ß-J^^/hA-", f9^(t\C''
jä-me-hcr, ß^ilth' jek-ü iür je-Jce-ü (§ 37) für ^l\(h'' oder j&h
0(0*:, und nur wo der Hauchlaut doppelt zu sprechen ist, kann
sich a halten, z. B. in ^ff^VC' Subjunctiv von J&*^UC'5 obgleich
man auch dafür lieber ß>9^fhC ' je-mehher sagt. Sogar in den
Perfectbildungen dieser Wurzeln von der Form l'üd' und 't'l'üd',
welche ursprünglich gäbera tagäbera^ aber später nach § 37 gdbra
tagäbra lauteten, muss das a des ersten Radicals notwendig zu
e erweicht werden, teils weil der zweite Radical einst eine eigene
Silbe bildete, teils um der Dehnung des a nach dem ersten Radical
zu ä (nach §46) vorzubeugen, also fl>*/lhR' CM' (für IW/hÄ'
^?if 0 '\*1h\iP' 'VCh?- (für 'l"lt{\W' u. s. w.). Ebenso sagt man
'ihi't' tvir für ursprüngliches ^th^', um nicht nach § 46 TrlhV'
sagen zu müssen. Wurzeln mit einem Hauchlaut als drittem Radical
lassen in allen Bildungen, in denen der zweite Radical in offener
Silbe mit ä lauten sollte, dieses a in e übergehen, also im Perfect
sämmtlicher Stämme: 'i^'hh ii'dtU' sabbeha, flArh-", hl/^hh
1 Vgl. König, S. 135 f., der (S. 136) auch einige seltene Ausnalimsfillle ,
beobachtet hat.
§ 40. Einfliiss der TTauclihiuti» auf tlio Vocale. 7«'
'|'<<./*Vh' u. s. w., ebenso im Subjunctiv, Imperativ und Imperfect
crewisser Stämme wie J?/>/*'h.! (für P-'h^'h-:), 'ir'hj (^'r 'ii^'h^
'll"VV/*'/i,-' (für 'V'V'iwhS) u. s. w., oder in Nominalbildungen der
Form '/»"/n^-- und h'^H^! z.B. ^'>ÄVh.: lleiniger, i^'i^fr-
und ^i'}'^''/.! Erweclcer. Das auf diese Weise entstandene e dos
zweiten Kadicals kann nun aber, wenn eine offene Silbe vorher-
ofeht, vollends scb winden nach § 37, sodass man V/^K" nds'a^
'l"ThJ/'''Ai^'" tetnasl^ Ir^'h^' nest zu sprechen scheint^.
3. Der Hauchlaut kann einen ihm in derselben Silbe § 40
vorhergehenden Vocal dehnen, indem er von seinem Hauch
an den Vocal abgiebt, sich selbst aber dadurch schwächt. Im
Hebräischen, wo dieselbe Erscheinung vorkommt^, üben nur die
weicheren Hauchlaute diesen Einfluss aus, im Aethiopischen aber
alle fünf Hauchlaute gleichmässig, indem auch die drei härteren
in ihrer Aussprache nach § 24 immer mehr erweicht wurden. Vgl.
König, S. 131 f.
a) Am regelmässigsten macht sich dieser Einfluss geltend,
wenn der Silben vocal a ist, sowohl wenn der Hauchlaut die Silbe
schliesst, wie j&l^^?!.- für J&JT'J^K:, M^d^^lÜx' für M'd^whxh
h'^thOY' iüYhf^hxBY'i rt^dVh" für rt^dVh-', n*dVl-- für n'fedVi--,
A'^^-fllr»! für ni^-n'V«-", ^lt\\i^' für «^hhA:, als auch wenn
auf den Hauchlaut noch ein anderer entweder ursprünglich oder
in Folge späterer Aussprache vocalloser Consonant folgt, wie <^T
n/hl*-" Messer, in^Mix^' Geldstück, MlK^' Feinde, fihC'
Schlauch^ "/rh^*' Spott^. Wörter, in denen diese Dehnung des ä
öfter vermieden wird , sind sehr selten , z. B. lÜÜ ' Vollmond^
K'^lf ' Pfand; T^rhAö^' listig sein häufiger als ^il\i\(D. Doch ist
zu bemerken, dass in den ältesten Handschriften und Drucken
dieses Gesetz sehr häufig erst vereinzelt durchgeführt ist und man
1 HüPPELD S. 12 meint zwar, man habe fi9^0' ^^^h' ^'^«"'^^ mam,
und sogar j\tl'i*(\(D*fh' cistabaiva mit gänzlicher Verdrängung des Hauch-
lautes gesprochen; dies wird aber schon durch die Schrift widerlegt, da man
solche Formen nie #/»5\: oder O^Viltx' geschrieben findet. Ueberhaupt ist
die ganze Lehre Hupfelu's vom Verhältnis der Hauchlaute und Vocale falsch,
weil sie von dem Irrtum ausgeht, dass die amharische Aussprache derselben
etwas ursprüngliches sei.
2 Ewald, Hebr. Sprachl. § 54 f.
3 Die Aussprache der auf fem, t auslautenden Wörter hat in diesem
Fall keinerlei Schwierigkeit; aber auch die andern wie "//IhV- lassen sich,
wenn man den harten Hauchlaut weich spricht, leicht einsilbig aussprechen ;
will man aber die ältere Aussprache des Hauchlauts festhalten, so muss man
säh-qc sprechen.
80 " § 46. Einfluss der Hauchlaute auf die Vocale.
einst ebensowohl oder noch öfter z. B. ^^KhA^ ^9^^h.' u. s. f.
schrieb, woraus wir wohl mit Recht schliessen dürfen, dass sich
das Lautgesetz erst später entwickelt hat. Im Amharischen ging
man dann noch weiter und unterdrückte in einem solchen Falle
den Hauchlaut, sei er hart oder weich, vollständig, z. B. A9"' Stier
für äthiopisches ^V9"'^.
Selbstverständlich findet dieses Gesetz keine Anwendung auf
die Wortzusammensetzung, sodass man z. B. für Hhhj?'' ha-ekäje
nie n?ihj&' durch Schlechtigkeit sagen kann. Genau ebenso und
nur äusserlich hervortretend wird aber auch das kurze t\ der
Causativstämme und der CoUectivformen des Nomens behandelt,
z. B. hödd,' er ruhte^ h'^ti^' er brachte su Ende^ txhxH'iX' Völker^
i^rh^'A'Ths Felder^ wofür sich nie höd^' u. s. w. findet, wogegen
allerdings andere Nominalpräfixe wie <^ und 'l* vor Hauchlauten
dem allgemeinen Gesetz folgen. Ebenso hat die Dehnung des a
vor verdoppelten Hauchlauten besser zu unterbleiben, z. B. f^ÜC'l"
mahheröt. In den Reflexivstämmen der Form ■t"?'fl^* kommt es
zwar hie und da vor, dass der erste Wurzellaut sein a vor dem
stummgewordenen Hauchlaut verlängert, z. B. 'i*y\thii'^ in der
Regel aber wird hier wie sonsb, wo man eine Dehnung des ä ver-
meiden will, dieses a vielmehr zu e erweicht, wie in 'Pltlii^' für
i-IrThlP- § 45.
Wenn nun aber ein stummer Hauchlaut, der die Dehnung
des ä seiner Silbe veranlasst hat, in der Bildung und Flexion einen
Vocal annimmt, also aus seiner ursprünglichen Silbe ausscheidet,
so hört auch die Dehnung des ä auf, und dieses wird möglicherweise
nach § 45 zu e erweicht, z. B. ^9^^'h' er komme^ aber ^9^?kY\*'
sie sollen kommen für J&j^Äh«'. Nur im Subjunctiv und Imperativ
einiger Wurzeln I. oder II. infirmae erhält sich das lange ä auch
in der Flexion, weil es zugleich zum Ersatz eines ausgestossenen
Radicals dient, z. B. in g.^h' J&?K- -" (Ox- flÄ, = u. s. f. § 53.
Ebenso wird es in Nomina der Formen 'V^h ' Mangel, f ^PÜ *
Sanftmut u. s. w. als zum Stamme gehörig durch die ganze Flexion
hindurch beibehalten § 143 f.
b) Aber auch wenn der Silbenvocal e ist, kann es vorkommen,
dass er durch einen folgenden vocallosen Hauchlaut gedehnt wird.
In einigen sehr häufig gebrauchten Wörtern ist diese Dehnung
des e zu e sogar von Alters her in der Schrift ausgedrückt. Die
^ Die von König, S. 132 f. für die Behauptung, dass auch ein nicht
vocalloser Guttural vorhergehendes a dehnen könne, angeführten Beispiele
beruhen auf schlechten Lesarten aus Herrn, und 4. Ezra.
§ 47. Einflusa der Hauchlaute anf die Vocale. 81
schwache Wurzel CM' sehn bildet das Imperfect beständig y>d>h^'j
indem ursprüngliches ^Chf»' (für f»Ü\i^' nach § 45) je-re-e-i,
weil das i das e vor sich verdrängt und "h einen Einfluss auf die
vorhergehende Silbe übt, zu je-re'-t =je-re-t wird; analog findet
sich auch von der Wurzel CÖ^ ' weiden ^d>\'^ § 92. Ebenso
entstand J&fli/V-s sie sagten aus fß'üVt^' je-beh-lü durch Dehnung
des e und Ausstossung des Hauchlautes nach § 47. Anderwärts
wird eine solche Dehnung des e durch den Hauchlaut zwar nicht
in der Schrift ausgedrückt, scheint aber für die Aussprache gleich-
wohl oft angenommen werden zu müssen ; denn Wörter wie Clti^'
lauteten zwar vielleicht einst wie (T^Xl, wurden aber später gewiss
immer zu re'ja oder re'ja zusammengezogen, ähnlich O^ii'P'^
J&JiH..", ^ItilM"' tes-irt, 'Ir^^CV'-t"' tefreU. Auch die ent-
sprechenden Lautgruppen mit härteren Hauchlauten wurden später
gewiss durchwegs so gesprochen, z. B. Jt^df^s 'h^/^/hl"" afreht
tefseht; so 9^ÖC' meV für meV^, lÖH' ge'Sj sodass man hier
passend meer, geez schreiben kann*. Ja selbst in Fällen wie
f^r^vC' für ^^;hC- (§45), IT'/hChv, -M-rTil-hs (§ 102) ist
es fraglich, ob man nicht später für jemeher, meherka, tatehetlca
zusammengezogen jemehr, mehrJca, tatehtka gesprochen habe.
4. Der Hauchlaut kann, nachdem er seine Kraft §47
an einen Vocal abgegeben hat, ganz verschwinden. Im
Auslaut eines Wortes, welches auf einen Hauchlaut mit vorher-
gehendem, durch den Hauchlaut gedehntem ä schloss, geschah dies
in einigen Fällen ziemlich regelmässig, wie ^? •' Reisegabe für
r^h', Ä-J^Ä"^(r1h)-- Haupthaar, t^^(lJ)s Spitze, ^^ö) Tafel
u. a., in andern nur nach einzelnen Handschriften. In der Mitte
des Wortes findet es gewöhnlich bei einigen vorn oder hinten
antretenden Flexionssilben und sonstigen Anhängseln statt; ganz
regelmässig bei der Imperfect- und Subjunctivbildung der mit
Kj h'y, htl'i* anlautenden Verbalstämme, indem die Personal-
präfixe J&5 'Ih, K, If vor dem h zunächst zu f, "t*, h^ V werden
(§ 44) und sodann mit dem folgenden a von h unter Ausstossung
des Hauches zu f, ^, ^i, ^ zusammenfliessen^, wogegen in an-
1 Eine ähnliclie Form von fl'Mi nicht Tcönnen J&rt»?lV"' führt Ludolf
im Lex. p. 172 an.
2 Weitere Vermutungen s. bei Haupt, The Ässyrian E-voivel, in
Amer. Journ. of Philol., Vol. VIII, p. 281.
3 Dagegen werden Formen wie hh9^C' ^^^ weiss, 'M\a^'^i ich soll
glauben nicht weiter contrahiert; Tti^'W' Cant. 7, 9. Ps. 17, 41 ist nur
schlechte Schreibart für hltl'^ll''
D i 1 1 m a u n , Aethiop. Sprache, 2. Aufl. " .
o2 § 48. Einäuss der Hauchlaute auf die Vocale.
deren Bildungen von solclien Stämmen der Haucli spurlos abge-
worfen wird, wie in aof^OD^:, £WJfl'f'«^iJA-', ^^tl^T-tlh'. Ebenso
wird häufig das h der Pron. suiF. th' V' {ff*^"- V"}' ausgestossen,
§ 151. Andere Fälle der Ausstossung eines Hauchlauts sind mehr
vereinzelt und zufällig, aber auch hier, wie in den oben genannten,
verflüchtigen sich hauptsächlich nur "h und Ü- Wenn das h des
Vocativ einem Nomen angehängt wird, wird der Hauch aufgegeben:
hinh' von hinjti'' + h', -ühfL-f-' von -ühfuH"- § 142. Für
JihüA' jekehel spricht und schreibt man immer J&hAs jekel, für
P.'flÜA." jebehel JR-flAs jebel, für jK.-flUAs J&flA-- jebal, für -flOA:
flA- bal, für h-nOti' hriA- u. s. f. (s. auch je.fl,A-s § 46); AVL^s
Aeltester zieht man gewöhnlich zu ii^^' zusammen; ^d' Seher
entstand aus f^CKt'. Aehnlich ist wohl auch tlC^^' Waiden aus
t\äC^ß>- (haarigy vergl. Dlyti^)^ entstanden.
Die spätere Aussprache und danach auch die Handschriften
gehn aber in allem diesem weiter. Man sprach sogar Wörter
wie \\^h»' Me^ dh'i'f'' und Hh'JflA'j obgleich aus zwei Wörtchen
zusammengesetzt, mit Ausstossung des a und h. benta zenbala, für
<^AKh' Bote findet man hie und da tr^^i}', für hChtl^' Häupter
hCll'l*'. Von solchen Verderbnissen der Aussprache und Schrift
weiss die ältere Zeit noch nichts. Doch kommt es auch schon in
älteren Handschriften vor, dass man, wenn in einem Worte auf
eine geschlossene Silbe ein Hauchlaut mit ä a in offener Silbe folgt,
den a-Laut sich dem Hauche vordrängen lässt, z. B. hPÖlU' für
^i'^'JH,"? am häufigsten in den Zahlwörtern, wo sich, namentlich
in späteren Handschriften, oft rtfllJi^! und 't'^Ö't' für ursprüng-
liches rt'flO'JJ.' und 'ttlO'P'' § 158 findet. Auch in diesen Fällen
zeigt sich wieder die Neigung, den Hauchlaut immer mehr schwinden
zu lassen^).
§48 5. Eine letzte Eigentümlichkeit der Hauchlaute ist es, dass
sie, wenn mit folgendem a gesprochen, gerne den Wort-
ton auf sich ziehen^. Diese Erscheinung erklärt sich daraus,
dass ein Hauch dem ihm am meisten verwandten Vocal a von
seiner eigenen Kraft mitteilt und ihn dadurch stärker macht (§ 46).
So spricht man die Reflexiv- und Causativ-Reflexiv-Stämme des
Verbums, die sonst die drittletzte Silbe betonen, von Wurzeln mit
mittlerem Hauchlaut vielmehr 't'h'^H' ta-ähä^a, htl't9^th^'
1 Dagegen bleibt in tt^Mlt = "jfiOD -j- f^\i: § 39 das Ji bestehn.
2 Vgl. auch Platt, The Ethiopic Didascalia (London 1834), p. 17, 3 note.
3 Vgl. König, S. 140 f
§ 48. Kintluss dov Ilauchhuite auf die Vocale. "'"'
astamhara, htl'l'CM ' asiar^äja'^^ ferner Formen wie /*'C(J'1" =
nicht wie gewöhnlich serat^ sondern serdt K In Folge dieser stär-
keren Aussprache eines a nach einem Hauchlaut fingen die späteren
Schreiber an, in solchen Fällen langes ä zu schreiben, obgleich es
ganz und gar nicht in der Bildung begründet ist, z. B. 'f'A'JA'j
'l'ff^C'ifDs, P^CTfSj und umgekehrt wurde dann gelegentlich ein
in der Bildung begründetes langes ä als kurzes geschrieben, da
man sich gewöhnt hatte, auch kurzes a nach einem Hauchlaut
länger zu sprechen; vgl. z. B. hh9^C' für hh9^C'. Dies führte
schliesslich zu einer Verwirrung in den Handschriften, indem man,
namentlich bei "h und Ö^ langes ä und kurzes ä ganz beliebig
durch h 0 oder h *} wiedergab*. Auch in einem andern, aber
ähnlichen Fall trat später in ungenaueren Handschriften eine Ver-
schlechterung der Schreibweise ein : die Personalpräfixe des Imper-
fect (und Subjunctiv), welche in Causativstämmen ^s ^^ ^' lauten,
werden später, wenn der erste Radical ein Hauchlaut ist, von
manchen Schreibern fs "[*' h' ^' geschrieben, z.B. fOC^' für
yOC^'j da ja nach ihrer Meinung ein ä vor dem Hauchlaut
ohnehin etwas gedehnter gesprochen wird und sich deshalb fOC^*'
und ^OC^' in der Aussprache nicht unterscheiden.
6. Der weichste Hauchlaut, ^, geht in gewissen Fällen
in einen Halbvocal über. Im Arabischen und Syrischen findet dies
häufiger statt, im Aethiopischen aber ist die Erscheinung, abge-
sehn von gewissen Wurzelbildungen, auf einen einzigen Fall be-
schränkt: wenn K^' nicht einer ersten Person Sing. Imperf. oder
Subj. oder einem mit J% anfangenden Causativ- oder Reflexivstamm
vortritt, geht t\ mit Ausnahme der Verba primae gutturalis im
Imperfect des I. Stammes (vgl. König, S. 125 f.) regelmässig in f
über: Kf^^-üO = Khl-üCh hJhrO = KhhrO; h nach
h^' wird dann immer zu ^, indem der schwindende Hauchlaut den
Vocal dehnt: h^yiiU- = Ä.h'^n^", KHO^^O' = KhlrO^^O'^
(\K.^}\9^G' = ([h^h}i9^C''^. Vereinzelt entstehn durch diesen
Lautübergang Undeutlichkeiten. Im übrigen vergl. § 41.
lieber die Verdopplung der Hauchlaute s. § 56.
1 LuDOLF, Gramm. I, 7.
2 Am häufigsten findet diese Verwechslung bei dem }\ der ersten Pers.
Imperf. und Subjunctiv der Causativstämme statt. In gewissen Handschriften
liest man in diesem Falle fast immer }\i.
3 Nur äusserst selten findet sich ursprüngliches J|, 1f\ nach ^ er-
halten, z. B. in h^M'/^^i Num. 21, 35; hJhO"Ü'' Deut. 2, 5. 9. 19. 27,
6*
ö4 " § 49. Die Vocale i und u und die Halbvocale.
Yon den übrigen Consonanten nehmen nur 4* und ^ hie und
da an den Eigentümlichkeiten der Hauchlaute Teil, z. B. bezüglich
ihrer Vorliebe für den a-Laut, § 105 f., aber auch sonst, vgl. § 96
über (n^s sowie König, Ss. 134 f., 151.
ß) Die Vocale i und u und die Halbvocale.
§ 49 Dass die Vocale i und u (auch ai, au^ e, ö) sich beim Zu-
sammentreffen mit andern Vocalen oft in ihre entsprechenden Halb-
vocale verhärten, ist schon § 40 gezeigt worden. Die dort darge-
legten allgemeinen Gesetze, nach denen die Verhärtung eintreten
muss, erleiden aber verschiedene Einschränkungen und nähere Be-
stimmungen je nach den besondern Eigentümlichkeiten der ver-
schiedenen Arten von Wurzeln. Ausserdem treten eigentümliche
Laut Wechsel ein, wenn ein i mit i oder j, u mit u oder w zusam-
mentrifft. Endlich ist wenigstens u oder tv in gewissen Fällen
einer völligen Verdrängung ausgesetzt^.
1. Die Verhärtung von i und u zu Halbvocalen.
a) Alle Wurzeln, die einst mit i oder u anfingen, mussten nach
§§ 34 und 40 diese Vocale notwendig zu j und w verhärten. Sie
werden darum in der Grundform als Wurzeln mit anlautendem f
und (D gesprochen, und diese Aussprache erhält sich überall, wo
nach dem ersten Radical ein Vocal zu sprechen ist, z. B. in ^^0'
^'üh' jRd-fj! <öAÄ! a>-A-Ä"s*. Sobald aber diese Laute in Folge
vortretender Bildungspräfixe als Schluss einer Silbe in den Inlaut
kommen, suchen sie wieder vocalisch zu werden. Geht ihnen in
diesem Falle a vorher, so bilden sie mit diesem einen Diphthong
(§39), der ajj, a(B* geschrieben wird: hfl^AR* aulada^ Yxf^^O'^
i'ID-AT-' Tausch, '^a^'2i^•■ Spiel, o^a^ti^^' Hebamme, h(S^
S{'(i' Binge, und dieser Doppellaut geht zwar nicht in der Bildung
des Verbums, wohl aber ganz gewöhnlich in Nominalstämmen der
Formen ^^h- WecJiselgesang, ^rtCl*" Säge, hie und da auch in
Participialformen wie T'^ft" Erbe (neben <^fl>-A'^'ih' oben) in einen
Mischlaut über. Nach ä kann zwar i leicht vocalisch lauten z. B. ^f»
^Ö' jäide% aber u muss sich (§ 39) verhärten z. B. yo^^h'
jäwse\ Nach dem ihm unähnlichen kurzen e kann w, wenn es die
Silbe schliesst, Halbvocal werden, z. B. ^(0*10' ' jewgeTi (nicht
I
1 Vgl. König, S. 108 ff*.
2 Dass man übrigens für ein in offener Silbe mit e lautendes J&: (O*:
später wieder geradezu i u sprach, also ibüs, itlüd, ist schon § 19 gezeigt
worden.
§ 50. Die Vociile i und ii und die Halbvocale. 8^>
mge'u)^ doch ist eiv nicht behebt und wird in der Verbalbildung
in der Regel vereinfacht durch Ausstossung des ii (iv) § 53; in der
Nominalbildung dagegen verdrängt meist das u ein vorhergehendes
^, daher fast immer Formen erscheinen wie '''•"AÄ"'? ^^'^WW'")
seltener iP^O^'jAs neben tf^-^A-" vor dem Hauchlaut, -l-fl>-3nA'|--'
und '|jhA'l"\ ■^'fl^'AÄ's und 'I^AÄ*'. 1 nach ^ wird in diesem
Falle notwendig zu % contrahiert.
b) Die Wurzeln, welche i und u als zweiten Radical haben, § 50
halten am zähesten an der vocalischen Aussprache fest, so sehr,
dass sie sogar da, wo nach den allgemeinen Lautgesetzen eine Ver-
härtung erfolgen müsste, oft lieber einen i oder u folgenden Vocal
ausstossen, als das i und u verhärten. Natürlich können auf diese
Weise aber nur kurze Vocale, a, e, und auch diese nur dann, wenn
sie als für die Bildung minder wesentlich gelten, verdrängt werden,
also im Ferfect des einfachen Stammes und der von ihm abgeleiteten
Stämme das a oder e, das nach dem zweiten Radical stehen sollte,
z. B. ^'^! für ma-ue-ta^ ^nx' für ma-ia-ta oder ma-ie-ta^^
ebenso im Subjunctiv und Imperativ dieser Stämme, z. B. j&ff'^'TS
für jem-uH oder jem-uH^ Ji'^T' für jem-iH oder jem-iH (doch
wird hier ua bisweilen nach § 40 zu ö monophthongisirt: ß>t^C'
er gehe s. § 93), und nur wenn auch der dritte Radical ein Vocal
(Halbvocal) ist, muss der zweite sich notwendig zu einem Halb-
vocal verhärten ^0)?:, ^fllf : (vgl. § 94 a. E.), ^C(D^'' jerwai,
th^(0' Jiaiwa (für hafwa), ß^fh^d^'- Ebenso bewahren, wenn
sich in der Bildung ein kurzer Vocal nach dem ersten Radical ein-
drängt, die Wörter dieser Wurzeln die vocalische Aussprache des
zweiten Radicals, indem sie ihn mit einem vorhergehenden a zu
einem Diphthong oder zu einem Mischlaut zusaramenfliessen lassen,
z. B. von der Form ^'üC'- H^^' Tod, ^T' Preis oder fh^¥'
Üfer^ 0(O*^i Umkreis (und so nach einem Hauchlaut oft diph-
thongisch, da a nach dem Hauchlaut etwas stärker lautet § 48),
ein vorhergehendes e aber verdrängen, wenn es für die Bildung
nicht wesentlich ist, <fcj^: Rachsucht (Form l'üO), 'h'^' Länge,
tf^^' Rauh, tb*d^' Gang; dagegen heisst es von Wurzeln, die
zugleich HI. infirmae sind, notwendig (h^(D^' heiwat, Tfl>*f ^'
tewjat (selten rh,©^-' u. s. f.), s. oben. Selbst solche Wurzeln aber
1 Offenbar sind hier beide Ausspraclien tew und tu möglich; denn
hätte man immer tu gesprochen, so wäre auch immer so geschrieben.
2 Dass in diesen Fällen der Diphthong immer in den Mischlaut über-
geht, lehrt § 39.
86 » § 51. Die Vocale i und u und die Halbvocale.
müssen eine Verhärtung ihres vocalischen Radicals gestatten 1. bei
Verdoppelung des zweiten Radicals : Äfl^Ü' säivwea^ 'llf A' häjjala^
7"P- gudjja, f^d*(B*tl' mafdwwes; 2. wenn darauf ein langer oder
ein zwar kurzer, aber für die Bildung wesentlicher Vocal folgt :
Ö(DO Blindheit, 'Iff A-" Hirsch, 1^9^'- Schlaf, Ä'fl^K'.- Gemssen
von {[JK'i l^^T' gewendet^ aot^^i sterben (über t nach i, ü
nach ^l s. § 52); 3. wenn der betreffende Radical zwischen zwei
Vocale zu stehn kommt, von denen der erste lang ist, z. B. «i*^
flJÄ-", i'hfft-"; ^(O-Ö' Opferer, <^Hfl>-C-- Tragstangen, i'^i^'i'-
(eigentlich tdäjen, aber nach § 40 tdäin), oder der erste zwar kurz,
aber der zweite für die Bildung wesentlich und darum nicht ver-
drängbar ist: j&<w>||>-^: ^ao^^s eigentlich jemd-wet jemd-jet,
aber nach § 40 jemaut jemait (niemals jedoch J&T'l's J&'^TOj
4. wenn ihm zwei vocallose Consonanten folgen, da nach § 35 f.
in einer doppelt geschlossenen Silbe kein langer Vocal stehn kann,
also -^l) J&'Jl" : te-jent, 'l'Tffl^'h'l" tez-weft, hhf^^^- Schwerter
(doch IxXiM'^' neben Jihj&ft'l*-, weil sich Zischlaut und Stumm-
laut sehr eng an einander schliessen).
§ 51 c) Die Wurzeln, welche ursprünglich i oder u als letzten
Radical haben, zeigen im Aethiopischen eine starke Neigung zu
verhärteter Aussprache; auch halten sie ihren Auslaut zähe fest
und lassen ihn nicht leicht in andere Vocale verschwimmen. Aus
diesem Grunde sind auf i und u schliessende Wurzeln auch sehr
genau von einander geschieden und gehn in der Bildung nicht,
wie in andern Sprachen, in einander über. Die vocalische Aus-
sprache des letzten Radicals erscheint in Bildungen von solchen
Wurzeln nur da, wo er keinen Vocal oder höchstens ein kurzes,
leicht verdrängbares e nach sich und keinen langen Vocal vor sich
hat (§ 40), jedoch mit der Einschränkung, dass i auch nach ä
vocalisch lautet (§ 39). Dieses Gesetz findet überall in der Bildung
und Flexion des Verbums Anwendung, also zwar '['ti(D', C?if')
^rtfs, aber 'i'Afl>-h-" talduka und i'/t^hs, CKM'^ ^rtj&h-" rassdika;
ein vorhergehendes kurzes e fliesst immer mit ü und ^ zusammen,
also ^-tÜ"', ^d>fL' (selten f^f-^ah:, i&^ftj&.-, vgl. 'Mfjr»|0-:
Lev. 20,6; ^'^^0^'- Ex. 27,20; f-h^Ohs Ex. 27,21 (anders 38,13);
auch %(0*Ohi unten § 99, l). Auch in der Nominalbildung gilt
jenes Gesetz überall, wo das Nomen nicht mit i oder u schliesst, z. ß.
in Afl''i'' Verstand^ und Öd^' Gleichheit von der Form *7'flCT')
^ Doch wird hier auch cio ertragen, z.B. flC*7ö>*V' Schmiickumj,
vergl. § 49.
§ 51. Die Vocale i und u und die Halbvocale. 87
'l''>fl/Tl"-" rroj)hetie, 'l"/*'7"'l'-" Fleischwerdung von der Form '>*7
'nd'"- f'^\}^A" Spaten, c^'idA" Versuchung von der Form <w>«7
-flC'l-s; V(l£I>-'1|-s naäut Jäger PL, 'VAjK-'Tf's /ia^a«^ Sänger PL, r/of;
•^'l-.' Hecrde, (f^tlM*- Fenster von der Form ^f^ldC^"', und so
durchwegs in allen Femininformen, die durch engangeschlossenes
vocalloses l* gebildet sind, z. B. /hÄ.'^' Verlohte, öti''!'' Abtrünnige
von r1hK.ji-" und l^AOH: (§ 30), ^^^'Th-' fruchtbare von <^^f:j&:.
Wo aber das Nomen mit dem letzten Kadical schliesst, gehn ver-
schiedene Bildungen verschiedene Wege, je nachdem sie das flüchtige
^, auf welches nach § 38 der reine Nominalstamm einst auslautete,
erhalten oder aufgeben. Auslautendes u kann in solchen Bildungen
nur nach ä vocalisch sein, indem es mit letzterem entweder einen
Diphthong oder Mischlaut bildet: <^0a>* s Frühling, /*'^fl>-:
Wurzeln, h(\(0"' Väter, Vd'- Thau, W- Seite, '^ö^- Thürschloss;
in allen andern Fällen wird das auslautende e festgehalten und der
Vocal u zu tv verhärtet: ihf(0*' hejäw^ 9^\\'i(D'' me¥äiü^, i'A«fl>*s
taltw', ^C0y"' serw% (\ß:iO"' bädw% aotb^ay"- mahätw' für
mahätetv' (§ 37), <^ftAfl>-s maddllew', </»K'7fl>--' masäggew', o^^
^(th: mätlew^; sonst wird u hie und da nach langem ä auch ab-
geworfen § 53. Dagegen neigt i vielmehr der vocalischen Aus-
sprache zu und behauptet sich als i nach langem ä und ü § 39,
thP^>'', -üU^' T^J&=, J^CJJK-", -n/V-je.-S bildet mit a einen
Diphthong oder Mischlaut öd^', ^"l'> üd»', f^/^'k'-: und mit
vorhergehendem e in der Regel i, z. B. f^^Cß»' oOi^C^' wahr-
scheinlich nicht mafrej^ und masarrej^ sondern mdfrt und masdrrt,
da man für diese Formen ebenso häufig ^f^^d' und o^it^d' ge-
schrieben findet, ebenso flrlhC)^' Ferle = (\h\d' bahrt oder bährje;
notwendig wird es also im Nomen nur dann zu J& verhärtet
und e nachgeschlagen, wenn ihm ein vocalloser Consonant voraus-
geht, wie ^}\^' rä'je von der Form l'üC-j und nach Belieben
kann es vocalisch oder je gesprochen werden, wenn der voraus-
gehende Consonant der Silbe eigentlich ein kurzes e haben soll,
die vorhergehende Silbe aber mit einem langen Vocal schliesst,
z. B. tf^h^f'' Talente entweder onakälf (§ 37) oder maJcält, wie
denn auch <^hA«' geschrieben werden kann, ebenso f'^lX'f'^^f^'
Ankläger und '^ft^'^PS^s Schauspieler, und desgleichen ArhJ^-
schön, zu sprechen lähj^ oder läJii^.
^ Obwohl man hier aucli helüj^ bekäj^ u. s. w. sprechen kann.
2 Mit diesen Ausführungen vergl. man die zum Teil abweichenden
bei König, S. 111 fF,
88 § 52. Die Vocale i und u und die Halbvocale.
Immer aber, sowohl im Verbum als im Nomen muss sich u
und i verhärten, wenn nach ihm ein festerer Vocal als das flüchtige
e gesprochen werden soll § 40. Wenn man zu Ludolf's Zeit
Wörter wie d^^Of : |)00l : fännaua esaua sprach, so dürfen wir
dies nicht für ursprünglich und nachahmenswert halten.
52 2. Trifft ein Bildungsvocal i, ü mit einem wurzel-
haften t^ ü zusammen, so fliessen sie ursprünglich nie in einen
Laut {t ü) zusammen, sondern das wurzelhafte t und ü muss sich
sowohl vor als nach dem Bildungsvocal zu ß» und 10* verhärten^.
Entsteht auf diese Weise jt und wü^ so bleibt dies meist unver-
ändert, z. B. ^-t-^OKi l-nAP.: 'TlAP-.: ^^COK'" Nur die Wur-
zeln mediae infirmae, die auch sonst eigentümliche Lautverhältnisse
haben § 50, streben in einem solchen Falle eine kürzere Aussprache
an, indem sie den langen Vocal verkürzen und dafür den Halb-
vocal verdoppeln (insofern ji =ju ^jjii wü = wuü = wwu)^ so-
dass nach § 19 daraus jje ivwe wird^ Demgemäss können In-
finitive und Adjective der Form lfl,C' von Wurzeln mit mittlerem i
zwar i^'f-.jT'! setzen^ iwp.^: wenden^ ^^'^h\' rot lauten, und na-
mentlich in älteren Handschriften findet man diese Form noch
häufig, aber gewöhnlich wird iPjijr": ao^f*: «fj&rh' geschrieben.
Und diese Formen sind dann zunächst sajjem majjet qojjeh zu
sprechen ; sie können sich aber weiterhin zu saim mait qaih ver-
einfachen ^. Ebenso finden sich Participia passiva der Form *7fl*C'
von Wurzeln mit mittlerem ü noch sehr häufig in der Aussprache
^aXri'i mewüt, ^OKf^' dewüj (dewüf) und so im Plur. 9**OK
^'i' u. s. w., aber namentlich in späteren Handschriften findet man
dafür ^0>''t'' C(0*^:, was zunächst mewwet, verkürzt mewwt und
müt lautet, daher der Plural sowohl 9^(0*^'}' mewwHän als a^'^^s.
Dabei ist zu bemerken, dass allerdings im Singular die Schreibart
O^^'l'' 4-Ä'' nicht vorkommt und auch im Plural selten ist. Dagegen
bildet man von Wurzeln, deren dritter Radical ebenfalls schwach ist,
lieber J^ai.jR: COh^'-, aber im Plural z. B. ^^fV (neben J^fll.^^0
aus dewwejan. Entsteht dagegen durch das Zusammentreffen jener
Laute die Gruppe tj üw^ so kann diese nur ertragen werden, wenn
sich ihre Bestandteile auf zwei Silben verteilen, wie z. B. in Vft,.?'!''
(daneben auch V'fl^'ih') Propheten; ausserdem werden diese etwas
1 Anders König, S. 152 ff.
2 Vergl. Ewald, Gramm. Arab. §§ 387, 108.
^ Wie v:>.ajo aus o^iä für oo*./o.
§ 52. Die VcK'iile i und u und die Halbvocale. 89
schwer zu sprechenden Laute dadurch vereinfacht, dass 1 und ü
sich halb verhärten, wodurch tj, üw zu ejjy ewiv^ werden § 19.
Nur tj hat sich und zwar nur in einer einzigen Form erhalten,
nämlich in Adjectiven der Bildung ifl.C'j als wäre hier der Bil-
dungslaut i gewichtiger: dadurch entstanden Wörter wie dfl^J^s
Vfl,J&' u. 3. f., welche gewiss einst ^ahtf nahtf gesprochen wurden;
später aber, als man das flüchtige e aufgab, wurde ^ahtj nahtj
geradezu zu ^ahi naht zusammengezogen, daher auch das Fem.
Vfl.J&'l" nabtt, und obgleich man in den meisten Fällen das J&
noch beständig schrieb, so ist es doch in einzelnen, mehr sub-
stantivisch gebrauchten Wörtern dieser Bildung auch schon regel-
mässig abgeworfen: thü,' Bürge, (UÜJ Ziege, und VQ^J^'V' z. B.
schreibt man auch Vfl.'lh''- So flössen schliesslich t und t zu %
zusammen, was sonst nicht leicht vorkommt. In den übrigen
Bildungen aber drang durchwegs die erleichterte Aussprache durch.
Daher lauten die Participia passiva der Wurzeln mit schliessendem u
(mit wenigen Abweichungen in einzelnen Handschriften) ClfÖ^'
reheww% A'fllO-s lebeww^^^ Plur. Ch^l!' A'fl'P'}'! reheivwän, Fem.
Sing. C'^'t'' An^'l'- für rehewivf § 51 ; und ebenso finden sich für
den Infinitiv der Form ifl.C ' von Wurzeln mit schliessendem i
zwar auch noch hie und da Bildungen wie C/i,J&*j die dann retj^
zu lesen sind, doch sind diese durchaus als veraltet zu betrachten;
die gewöhnliche Bildung ist vielmehr ftAj&s rt'hji ' Ch^' (nie
flA*" rtt« Ch^'), welche Worte demnach baJejj^ satejf reejf zu
sprechen sind. Dabei versteht sich von selbst, dass in geeigneten
Fällen die Aussprache sich mehr zusammenziehen kann, z. B. re'jf
für reejj% und flAP"'''*"' halejjömü, rt-^p-tf»- : kann wenigstens
missbräuchlich zu haljömM satjömü werden. — Dieselbe Scheu vor
den Lauten tj üw, selbst wenn sie sich auf zwei Silben verteilen,
lässt sich aber auch ausserhalb der Bildungen von Wurzeln mit
einem Vocal als mittlerem oder letztem Radical in einigen andern
Erscheinungen nachweisen. Der Bindevocal i des Stat. constr. geht
vor dem Pron. suif. f gewöhnlich in e über (s. § 153 f.): man
findet also zwar wohl noch Formen wie h9^^tK?' amläklja, aber
1 Vergl. Ewald, Gramm. Ardb. § 108.
2 Nie findet man dafür C^*' AO*'; ^^^^ ^^ i^t darum falsch, wenn
HüPFELD S. 16 lehrt, man spreche rehü lebü. Aber auch die Aussprache
U A(0*s helluw, die Ludolf empfiehlt, ist gewiss nicht richtig, da man sonst
nicht einsehn könnte, warum man nicht bei der ursprünglichen Schreib-
weise Vti*(0*s blieb. — Nach Trumpf, S. 534 wird heUu {= ursprünglichem
heUiv) gesprochen. Am Ende eines Wortes wird die Verdoppelung nicht
mehr jrehört.
90 ^ § 53. Die Vocale i und u und die Halbvocale.
in der Regel lauten sie h9^^i}?' amläkeja^. Sogar d^h^i Helfer
kann mit dem Suff, f MM' radä'eja werden. Aus demselben
Grunde sind Formen wie ItlCilf^P- f (i'flhtf»'<p! zwar möglich
(§ 40 a. E.), aber auch hier ist die vollständige Verhärtung des ü
häufiger als die halbe, also l(\Ci}9"P' u. s. f.
53 3. Ausstossung eines u (und iy. Unter den beiden Halb-
vocalen gilt im Aethiopischen iv als der unbestimmtere und zugleich
dem sanftesten Hauch h. am nächsten stehende; wie er aus diesem
Grund nach § 41 zur Trennung zweier zusammentreffender Vocale
eingeschoben werden kann, ganz besonders wenn der erste ein
a-Laut ist, so kann andererseits auch, wurzelhaftes, aus u ver-
härtetes w nötigenfalls einem a- oder e-Laut weichen. Am häufigsten
geschieht dies, wenn u am Schluss einer Silbe nach e oder ä zu w
verhärtet werden und die wenig beliebte Lautgruppe ew äw bilden
müsste. Im Subjunctiv des einfachen Stammes von Wurzeln mit
anlautendem u wird so in der Regel die Gruppe J&fl>*! ^Ohs u. s. w.
(obwohl sie in einzelnen Verben sich gehalten hat, z. B. ß>Oihpl\i)
zu J&s 't"' u. s. w. vereinfacht, also J&^Ä's von flJ^Rs, JiR^*-" von
fllj^^s. Während nach § 49 in Nominalbildungen ew leicht zu ü
werden kann, gilt dagegen hier beim Verbum das e des Personal-
präfixes für so wesentlich, dass ein w-Laut niemals zugelassen wird,
und während im Hebräischen, wo ebenfalls *1T für ih)) steht, das
ausfallende w wenigstens durch einen langen Vocal ersetzt wird,
fällt es im Aethiopischen wie im Arabischen spurlos aus, sodass
dann auch im Imperativ und in den vom Imperf. (Subj.) abge-
leiteten Nominalformen die Wurzel um ihren ersten Laut ver-
stümmelt erscheint. Ebenso wird in Nominalstämmen von Wurzeln
mit (D als letztem Radical, wenn sie vor dem letzten Radical lang ä
haben, das zu w verhärtete u öfters abgeworfen^, um die nicht
sehr beliebte Gruppe äw zu vermeiden, selten in Wörtern mit
Adjectivbedeutung ^ÖH' oder ÄO-S* weiss PL Ä'JÄ'fl^''; aber häufig
in Abstracten, von denen nur die wenigsten einen Plural zulassen,
z. B. /^P'- Fleisch, ^^'' Weg, 7,P' Gnade u. s. f. (§ 107) und
fast durchwegs in der Form '^A4-5 Hoffnung, ^h^' Verwandtschaft,
i'Ä'A' Vergnügen u. s. w. (§ 111), dagegen noch 'tfi^po^s Esth.
9,22 neben 'th^V^'^'', ähnlich wird es bisweilen vor dem sich
enganschliessenden t des Fem. (obgleich nicht gan'z ersatzlos) aus-
^ S. dagegen König, S. 153.
2 Zum Folgenden vgl. König, S. 105 ff.
^ Wie im Arabischen ^-L^^w.
§53. Die Vocale i und u und die Halbvocale. ^1
gestossen, z.B. OO^F'I'' WchJdage (YQoy'^a}:), tr^CM" Braut
(l^dfl^O' ih^l'l"' Schwiegermutter u.a. (§ 128)^. Seltener kommt
es vor, dass im Anlaut einer Silbe, der eine geschlossene Silbe
vorhergeht, 2i vor einem a oder ä, das sich aus irgend einem Grunde
nicht verdrängen lassen will, ausgestossen wird*. So bildet man
von Wurzeln mediae CD statt des schwerer lautenden Causativ-
stammes h^'l"' einen einfacheren mit leichteren Lauten ti^o^i
für h^(Dtnii, hilX't'' von (n^z (vgl. KÖNIG, S. 116), namentlich
von solchen, die einen Hauchlaut als dritten Radical haben, z. B.
hl-^' nach § 45 für h^-h- für h'iiD'^' (s. darüber weiter § 96).
Auch in diesem Falle schwindet das w, w spurlos; doch vgl. § 96,1.
In der Nominalbildung ist dies selten, doch gehört hieher ihM*'
Lüge von rhrt^D: für A\tl(D't'^. Sodann lassen einige Wurzeln
mediae (D und mit einem Hauchlaut als drittem Radical im
Subjunctiv ö in ä übergehn und so den vocalischen Wurzellaut
schwinden; doch ist dieses ä dann wenigstens unveränderlich (§ 46):
J&nh-- je.'^hs für jRnh-" ^Thi (s. § 93). Aehnliches zeigt sich
in Fällen wie ^A' Wort für ^A-"* nach § 18.
Viel fester als u, w ist ^, j. Der hauptsächlichste Fall,
in dem wurzelhaftes t schwindet oder vielmehr mit einem andern t
zusammengeht, ist schon oben S. 89, § 52 besprochen worden, z. B.
niA«"- Sonst kommt eine Ausstossung von i, j nur ganz vereinzelt
vor ^. 0/^^"'!*' der Zehnte scheint aus O^^'^'t'' entstanden, wie
OO^j^'l"' aus 0(D*fa^']r' ; des Reims wegen findet sich •fld^.s Vieh
für 'üd^f^''^; /^'i't'' Urin (Y^^:) scheint aus einer männ-
lichen Form '*i/i' gebildet, deren t sich nach § 36 in der doppelt
geschlossenen Silbe zu e verkürzen musste.
Ein Wechsel von w und j, der in andern semitischen
Sprachen so häufig ist, ist im x4ethiopischen äusserst selten. Zwar
sind, wie es scheint, viele ursprünglich mit i anlautende Wurzeln
in Wurzeln mit anlautendem (D übergegangen, § 68, aber nachdem
sich die Wurzeln einmal fest ausgebildet hatten, blieben die mit
u und i als erstem, zweitem, drittem oder viertem Radical immer
1 Ganz verschieden davon ist, wenn in den vielgebrauchten uralten
Wörtern t\'i\i Öfy' u. s. w. der letzte Radical verloren ging; vgl. § 105 a. E.
2 Wie oft im Arabischen Ewald, Gr. Ärab. § 109 und Hebräischen
Ewald § 35, a.
3 Im Arabischen häufiger, Ewald, Gr. Ärab. § 410.
* Vergl. aus dem Arabischen Ewald, Gr. Ärab. §§ 73 u. 387.
5 Vgl. König, S. 107.
ß LuDOLF, Lex. Äeth. p. 247.
92 ^ § 54. Verdopplung der Consonanten.
streng geschieden und gehn in der Bildung nie mehr in einander
über. Ganz vereinzelt stehn demnach Fälle wie der Plur. o^lt*
b^' von ^CJ^-s für ^C9a>*^:. Vgl. auch KÖNIG, S. 107.
Dass nach einem 1 der Hauchlaut K hie und da in P über-
geht, ist schon oben § 48 erklärt vrorden.
2. Die Consonanten.
Die Consonanten sind der festere, unveränderlichere Teil der
Sprachlaute. Sie behaupten sich im Allgemeinen in der Gestalt
und Folge, in welcher die ausgebildete Wurzel sie an die Hand
gibt, durch die ganze Wortbildung hindurch. Die einzige durch-
greifende Veränderung, welche die Radicale durch die Bildung zu
Wörtern erfahren, ist ihre Verdopplung, im semitischen Sprach-
gebiet eines der hauptsächlichsten Bildungsmittel. Indessen auch
abgesehn hievon können durch die Bildung Lautgruppen entstehn,
die etwas schwer zu sprechen sind und darum fast mit Notwendig-
keit Lautübergänge unter den Consonanten nach sich ziehen. Auch
können sich unter gewissen Lautverhältnissen einzelne, namentlich
weichere Consonanten allmählig abschwächen und entweder ganz
verloren gehn oder vocalisch werden. Und wie Consonanten unter
Umständen in Vocale übergehn können, so können auch wieder
Vocale zu ihrer Stärkung Consonanten zu Hülfe nehmen und in
ein Wort eindringen lassen.
§ 54 L Die Verdopplung eines Consonanten ist zum Teil
schon durch die Wurzel an die Hand gegeben, sofern nämlich die
Sprache eine Anzahl von Wurzeln hat, in welchen der eine ihrer
Laute doppelt gesprochen wird; das Genauere hierüber ist in der
Lehre von den Wurzeln zu geben. Andernteils dient die Ver-
dopplung als ein Mittel der Wortbildung; auch davon wird erst
weiter unten die Rede sein. Zum Teil endlich entsteht Verdopplung
eines Consonanten dadurch, dass ein anderer Consonant sich ihm
assimiliert, und dies ist der Fall, der hier nähere Besprechung
verdient.
a) Treffen nämlich in einem Worte Consonanten zusammen,
die infolge dieses Zusammenstosses schwer zu sprechen sind, so ist
eines der Mittel, die die Sprache zur Herbeiführung einer er-
leichterten Aussprache anwendet, dass sie den einen der beiden
Laute in den andern übergehn lässt: die Verdopplung eines
Consonanten in Folge der Verähnlichung des andern
(Assimilation). In der Wurzelbildung kommt eine solche Ver-
§ 54. Verdopplung der Consonanten. 93
ähnlichung zweier Laute öfter vor, namentlich sind es weichere
Laute, z. B. Hauchlaute oder flüssige Laute, die leicht in einen
stärkeren Consonanten übergehn, z. B. ^"HA' mahhala Gewalt
üben aus <^'fl(lA") rtrtA" sich entfernen (sassala) aus A AAA- u. s. f.
(s. unten § 71) ^ Im übrigen ist diese Erscheinung auf einige
bestimmte Fälle beschränkt. Wenn nämlich zwei Consonanten auf
einander stossen, ohne durch einen Vocal getrennt zu sein, so geht
in gewissen Fällen der eine in den andern über. Nämlich L wo
in der Conjugation* der Kehllaut 1 oder 4* als Radical mit dem h
der Personalendung zusammentrifft, geht letzteres in den vorher-
gehenden Radical über (vgl. König, S. 97 f.): O^/l' arägga für
O^'^h-, Ä'U42s seheqqü für ^V^Yl"'. Gehört aber der vorher-
gehende Kehllaut zu den w-haltigen (§ 26), so wird, eben weil
eine Art Vocal beide Laute trennt, lieber nicht assimiliert, z. B.
ArhVf-h-", H'>7"T^Vh-', 'V«A'l*^hö»-s ; nur hie und da findet Assi-
milation statt, z. B. Arhh«-" für ArJiVf"hs, i"V«A*s für '/"V«A4*'-Vl-"
Ps. 87, 4. 2. Das ^ der Bildungssilben des Femininums und des
Reflexivstammes assimiliert sich wurzelhaftem rtl und R: J&RA"'
jeddalö für J&^RA*-", J&m'^'fc-" für J&'l"m'^'fc-"j iPfT-' für iPf
T^v ^h\^" für ^;hÄ'1-.-, ^fllAÄ"! für ^a)AÄ-Th", 'l"Ö>-AJ^':
für l'flh'AJ^'Th--, *m-: für^lJ^'^s; nur in den Worten ^ hth-t-
eine für hth^-t- und CöA^s Tochter für fllAÄ'l'-" (König, S. 97)
ist der Radical dem Bildungslaut gewichen (wie in nriK für riTHi^).
Sofern aber die Zahnstummlaute und die Zischlaute demselben
Organ angehören, ist es nicht weiter auffallend, dass die auch in
andern Sprachen für unerträglich geltende Lautgruppe ts^ ds u.s. w.*
sich durch den Üebergang des Stummlauts in den Zischlaut er-
leichtert. Demnach ffeht 'Th und Ä* vor einem Zischlaut in diesen
1 Wie aD{\(^', will Prätorius, Beitr. z. Assyr. I, S. 30 ff. auch QO^O')
W KW
O^f •', -f'hH-" verstehn. In den Wörtern 'Y,ni-', ft,K'-'; (\\M'i '^m-%
fu^Oii, J\,rh: sieht er (a. a. 0. S. 28 ff.) eine Ersatzdehnung für den Ausfall
einer (durch Assimilation von )\, Q etc. entstandenen) Verdopplung.
2 Anderwärts tritt dieser Fall selten ein. Zwar findet sich bei An-
hängung eines Pron. suff. der IL P. an ein auf einen Kehllaut schliessendes
Nomen scheinbar das Gleiche; aber in der That sind hier die beiden Laute
immer durch den Bindevocal getrennt, und es ist keine Assimilation möglich.
Ueber ähnliche Erscheinungen bei Anhängung von enklitischen Wörtchen
an das Verbum vgl. unten, §§ 169 und 152.
^ (D*li'f'' scheint nicht von fll^AT'!''? sondern von fll*AT' abge-
leitet, indem 1* zu -Y" wurde. [Vgl. aber assyr. iHu {ultu) ?].
* Andere Sprachen weichen ihr durch Umsetzung zu st, sd aus.
94 , § 55. Verdopplung der Consonanten.
über und zwar das "ih des Reflexivstammes regelmässig in jeden
Zischlaut: KiPfllT-- für h^i^XD^i, j&rt.<{.fll, : für f^^h^d^OK',
J&H.hC" für je.1-H.hC:, fs?,ih^i für J?.lÄrh^", ^0^^' für
^^00D^:; (^ geht in ft über in ftfr: für ftj^fr-', M'- für tl^fl^,
obgleich beide Laute zur Wurzel gehören. Ausser diesen Fällen
ist der Uebergang eines Consonanten in einen andern äusserst selten.
Ein Nasal hat sich einem l assimiliert in KA' aber, sondern aus
hr- (h^-- JjP und As {% b^by-
§ 55 b) Die Verkürzung eines langen Vocals und die Ersetzung
der Länge durch Verdopplung des folgenden Consonanten ist ausser
dem in § 52 beschriebenen Falle äusserst selten. Hierher gehört
jf|<ii>-: liemmü (Pron. suflP. der IL p. PL), dessen erster Vocal ur-
sprünglich lang war, obwohl im Arabischen ^S entspricht und somit
die Verdopplung des m nur zur Stärkung des kurzen Vocals in
offener Silbe herbeigeführt zu sein scheinen könnte. Dagegen scheint
in txi^' diese, JiAs welche {ellü ella) die Verdopplung anders ent-
standen zu sein; s. § 146.
c) Wie nun aber auch die Verdopplung eines Consonanten
entstanden sein mag, immer wird ein doppelter Consonant in der
äthiopischen Schrift nur einmal geschrieben. Und in diesem Grund-
satz ist sich die Schrift so getreu geblieben, dass auch da, wo zwei
gleiche Consonanten, ohne durch einen Vocal getrennt zu sein, in
der Bildung oder Wortzusammensetzung zusammentreffen, nur einer
geschrieben wird, z. B. fL'^sdi^' für j&l^'fcrh^-', KM- für HMY-,
hl\^\i'' für hlX^Wa*', 9^(D-^'' für 9^(9*^^:, h^tl^' für
h^h't'l"', hr^' für hJP: r^-', ;l'^ftV-: für ^-^til'h',
^/KiÄ-s fem. von «P/hJ^s für ^/hÄ'lhS; sogar OJa^'J'! für (D(D*
a>-^! (dagegen h9^^\\\i' amlükeka, ^(Dlr^'' sawanena, J&VÄ'«^-"
jenadedü u. s. w.); vgl. König, S. 94 ff. Auch in Fremdwörtern
wird von dieser Schreibweise nicht abgewichen, z. B. A-^s Lydda,
^ü^' Bahhi, il^lY^tl' Symmaclms. Schwankungen kommen nur
da vor, wo zwischen vocalloser und vocalischer Aussprache eines
Consonanten geschwankt wird. Es gibt nämlich nach § 37 Fälle,
in denen nach einer offenen Silbe ein mit flüchtigem e in offener
Silbe zu sprechender Consonant sein e leicht aufgibt und sich,
vocallos geworden, an die vorhergehende Silbe fügt. Ist ein solcher
^ Die von König, S. 98 gesammelten Fälle der Art sind mit Ausnahme
von h'flrh.^-' füi' ?il^'flrh»4-' in den RüppELL'schen Inschriften 1,28; 2,51
(vgl. D. H. MüT.LEu, ZDMG XXX, S. 704 [und Epigr. Benhn., S. 52]) zweifelhaft.
§ 56. Aufgabe der Consonauten- Verdopplung. 95
Consonant der erste eines consonantischen Doppellauts, was in Bil-
dungen von Wurzeln mediae geminatae oft vorkommt, so sind
beiderlei Schreibarten möglich. Für VJ^'R-' '['rtÄ'Rs schreibt man
zwar, da hier die vocallose Aussprache des mittleren Lauts allgemein
durchgedrungen ist, gewöhnlich VÄ= 'l'rtft' und so auch 'i'9^0i
tarne' -a für '1^9^ ÖO'; doch kommt die andere Schreibweise gleich-
falls vor. Für ^'iK'^r. y^ad' 'V/^'^" If/^/^JP.- schreibt man
ebenso häufig J&V-S-: ^Vfl-' 'V'^-' '^^P- u. s. w. Da sich nun
nach § 16 zur Andeutung der Verdopplung auch niemals ein Schrift-
zeichen ausgebildet hat, so kann nur aus dem Verständnis der Wort-
form selbst erkannt werden, wo ein Consonant doppelt zu lesen sei,
ein für den Anfänger in der Sprache empfindlicher Mangel der
äthiopischen Schrift. Schlimmer noch ist es, dass wir auf diese
Weise ein altes äusseres Zeugnis über die Fälle, wo ein Con-
sonant doppelt zu sprechen ist, entbehren^ und darum wenn auch
nicht über einzelne Formen, so doch über einzelne Wörter, die zu
dieser oder jener Form gehören können, ratlos bleiben.
d) Aufgabe der Verdopplung. 1. Die Verdopplung eines § 56
Consonanten ist nur dann hörbar, wenn ein Vocal folgt; am Ende
von Wörtern, die nicht vocalisch auslauten, ist sie nicht vernehm-
bar. Das Aethiopische hat nun zwar ursprünglich keine Wörter,
welche am Ende einen zu verdoppelnden Consonanten ohne voca-
lischen Auslaut enthielten, denn die Nominalstämme, die allein
hieher gehören, lauteten einst auf e aus, § 38, sodass z. B. A'fl'
leb¥ gesprochen wurde. Aber dieses e wurde früh aufgegeben, und
dann entstanden allerdings Fälle genug, in denen ein schliessender
Doppellaut nur als einfacher gehört werden konnte, z. B. A'fl' leh^
ihl' heg, aber mit Vocal AH^ Uhha, thlll' heggeJca. 2. Im Inlaut
kann die Verdopplung, namentlich der Halbvocale und Hauchlaute,
unter Umständen leichter schwinden. Ueber dietlalbvocale* vgl. oben,
S. 88 f., § 52; hieher gehören Fälle wie #/»/&T' mait, eigentlich
mojjet, ä^^'i: für ^"Ohjh'i: mewwHän-, auch sonst kann z.B. wohl
f rhfl>*Ä-" (von Pr/ifl^-K'') jahawivesü in nachlässigerer Aussprache
zu jahaws'ü jahausü werden. Auch die Hauchlaute werfen hie und
^ Die spätere Aussprache, wie sie Ludolf gehört hat, hat keineswegs
immer das Richtige; auch hat Ludolf über diesen Punkt manches entschieden
Falsche, wie es scheint nur nach seiner eigenen grammatischen Ansicht,
vorgetragen, wie weiterhin bewiesen werden wird. — Nach Trumpf, S, 522,
N. 1 wird (mit Ausnahme der Hauchlaute) die Consonanten- Verdopplung in
der Mitte eines Wortes im Geez noch etwas gehört, am Ende aber immer
aufgegeben. Vgl. auch König, S. 117 f.
2 Vergl. Ewald, Hehr. Spr. § 64, a.
^^ » § 5G. Aufgabe der Consonanten-Verdopplung.
da die lästige Verdopplung ab. So kommt es vor, dass betontes d
vor einem verdoppelten Hauchlaut, der kurzes e in geschlossener
Silbe nach sich hat, wie in J&<^ÜC" jemähher (er lehre), zu e ge-
trübt wird ^9^VC' — ein Zeichen dafür, dass die Verdopplung nicht
mehr stark gehört wird (§ 45) — und dass dieses jemehher weiterhin
zu jemehr zusammensinkt (§ 46). Nur aus einer gewissen Scheu
vor Verdopplung der Hauchlaute kann es ferner erklärt werden,
dass einige Verba mit mittlerem Hauchlaut im Causativum des
Steigerungsstammes in allen denjenigen Formen, in welchen eine Ver-
dopplung des zweiten Radicals hörbar werden müsste (Perf., Subj.,
Imper., Infin.), in das Causativ des einfachen Stammes zurückfallen,
z. B. W^rdi'f'-, h^Oii' neben htiOti' (vgl. § 96). Ebenso nimmt
eine noch grössere Zahl von Verben mittleren Hauchlauts im Perfect
(und zum Teil im Infinitiv) des Refiexivstammes statt der Form 'f"f*
rh'^s lieber die Form 'V'tih't'' tatehta, d. h. statt Refl. 2 vielmehr
die Form von Refl. 1 an oder lässt wenigstens beide Formen neben
einander zu (s. § 97). Weiter aber als bis zu solchen vereinzelten
Wahrnehmungen können wir diese Frage über die Verdopplung
der Hauchlaute nicht verfolgen, da die Mittel zur Erkenntnis der
alten Aussprache fehlen. 3. Geht in den bisher genannten Fällen
die Verdopplung ersatzlos unter, so wird sie dagegen in andern
Fällen auf irgend eine Weise ersetzt. Vereinzelt steht, wie es bis
jetzt scheint, der Fall, dass die Verdopplung eines Radicals in einer
doppellautigen Wurzel in den ersten Radical zurückgeschoben wird,
in dem Wort -^9^0' 't'^Öh' für '19^00' 't^'iöh' u. s. w., § 97.
Kaum häufiger wird^ die Verdopplung ersetzt durch Dehnung des
vorhergehenden Vocals (König, S. 146), z. B. ^Ifi' Täuschung für
9^y^'' mejjäne, •^;r: Hinterhalt m'l, i-fl^H: =^^aj, in Fremd-
wörtern z. B. f^C'bti**tl' Marcellus^; eher löst sich der erste Laut
eines Doppellauts zu einem Halbvocal auf, der dann mit einem
vorhergehenden a zu einem Mischlaut zerfliesst, so in einigen mehr-
lautigen Wurzeln (s. § 78). Regelmässig wird nur in den Imper-
fecten von allen Steigerungsstämmen in Folge der Dehnung des
unmittelbar vorhergehenden Vocals ä zu ä die Verdopplung des
mittleren Radicals aufgegeben und zum Ersatz dafür dem ü ein
i-Laui beigemischt, z. B. fßdt»?C9^' jefesem aus f>4L^9^' jefdssem
(§ 95). Eine dritte sehr häufig vorkommende Art, die Verdopplung
^ Wie im Hebräischen und noch häufiger im Syrischen.
"^ Verba wie il^^' H^h' halte ich nicht für Steigerungsstämme
(etwa wie Ttl^)' sondern stelle sie vielmehr zu Stamm 3.
§ 57. Vertauschnng und Versetzung der Consonanten. 97
zu ersetzen, bestellt in der Einschiebung eines flüssigen Lautes;
vgl. § 72.
2. Um schwer zu sprechende Lautgruppen leichter lautbar zu § 57
machen, stehn der Sprache ausser der Assimilation zweier Con-
sonanten auch noch andere Mittel zu Gebote, nämlich ihre Ver-
tauschung mit andern und ihre Versetzung.
Die Vertauschung eines Consonanten mit einem an-
deren ist im ganzen selten; vgl. König, S. 100 f. Ein mit ■!• un-
mittelbar zusammentreffendes 11 kann leicht an tt anlauten und
ist, obgleich es in der Regel beibehalten wird, z. B. in (D'h^ll'l"
Flüsse, in einigen vielgebrauchten Wörtern schon in A überge-
gangen, so immer in 'i'üil^' Brod für '^'fllf'hs, fast immer in
hPlKM" Herren für und neben hPlt\l\'{''- Auch ist wahrschein-
lich T nach li in 'Ih abgeschliffen in dem häufigen V\^ort (D^M*'-^
9^ geht bei unmittelbarem Zusammentreffen mit Lippenstummlauten
öfters in den dentalen Nasal über: Ji^AjÜ' wegen für hi^flJKiV'j
M^ti' ausser für hl^flA' (obwohl man immer ?iJ^'flrh.C=j "h^^
-ÜC^' u. s. f. sagt), Mhh' lafinaq, A'JÄ.^s laixnrivr], ^^Ird^'-
MajußQTJ Gen. 14, 24; ebenso mehrmals, wenn es mit einem Zahn-
stummlaut zusammenstösst : 1^'i^' Stamm aus "ID5, tlTf^tU' oejui-
daXig, und so wohl auch in 0o'}^: Zivülinge für ao^^t von DNip*.
Die Versetzung von Consonanten kommt im Aethiopischen
in der Wortbildung nicht vor, denn ts wird nicht zu st^ sondern
zu 55, s. § 54*. Wohl aber bieten die äthiopischen Wurzeln im
Vergleich mit den entsprechenden der verwandten Sprachen viele
Beispiele von Lautversetzungen. Z. B. a^'^\\^']^' Schulter für
ODYi-f-^^i (r^n^), hCt^hf^ii' für ÄlT^A^rt s von t^Cilii-
trrro, int^^ii: aus ^^, MlM' i= hlFl^üV) für h'ilM^'y
1 [Vgl. aber oben, S. 93, Anm. 3].
^ )\tl^^(^t\' für aoTTaXadog erklärt sich aus der griecliisclien üncial-
schrift (A als A gelesen).
3 Vgl. jedoch h9^C^^' und ^i^rThC^v h^C^'t"' und h^'^C^'i
^dflA: und ao^dO^i, tro^Öi\'>'' und OD^^Ö^'-, 't9^TnP'1"' für
-ir^hl^^' und I-Srhh^! für ^9°hl[}'>'', Ciixtll"' und Qtllh^:,
f^llhC't' für ^hilC'l"', '^l>fl^C^■ für ^OhÖC^', -l-Ol-'li^'Th-" für
^IKD-^'I"', h'lM^' und hlÖ^^'^ h'nnjv' und hPhli^',
f^'l'ODO'f:: für J&-l-#/»^•|^: Gadla Adäni (ed. Trumpf), S. 79, Z. 24. —
Ob der Vorsatz des Causativ-Reflexivs titl't*' ^^us h't'fl* versetzt sei, da-
rüber s. § 83.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. •
98 § 58. Einschiebung, Abwerfuiig, Erweichung der Consonanten.
AOA-" la-a-Ia für OAOA', ih^d.' pi^n ^^r^, Ä'7fl- V^ ^•
Namentlich sind es die flüssigeren Laute und die Hauchlaute, die
in der äthiopischen Wurzel bildung gerne von einer Stelle zur andern
schlüpfen; Beispiele für A: WÜA' nhö J^^^, ^rHiAs HH^^, (DfiaV
JlVj, rh^'A! phn ^pn ö<^:^, H9"^' u^^ und {jaLo; für C'
(DdJ^: Breite llt<, ^Ir-üC-n^' ^D-J <^y^, dAö ^f (j-^i); für
*} • Avi^v' [J"^=^ (On ; für Hauchlaute ausserdem : tllrh' ]^^ X^^
^M}'- Blei Tjl^l ^Jlj ^hi}' Geseuße p:^ pt^D, d.fh'P' Tj^H vilil,
Afl'^s y-^s:^-^? thfiti' J^^^-w. In einzelnen Wurzeln sind sämmtliclie
Laute versetzt: 9"rh^s ÜHI (V^; \ AÜ^s H^:? ck^^, vielleicht
hlC'- Fuss aus A'^Cs^ h^ J^^;' <^C*7«' p^l^;. Im Einzelnen
sei hierüber auf das Wörterbuch verwiesen.
.§ 58 3. Einschiebung oder Abwerfung einzelner Conso-
nanten und Erweichung von Consonanten zu Vocalen.
Zunächst kann ein kurzer betonter Vocal in offener Silbe sich
durch Einfügung eines Nasals verstärken: so steht Tf^'l^s 0cntü
{dieser) für li'fc', V^'i'i'' hejänia {anstatt) für ÜPi's, das daneben
noch vorkommt, M'M^'- für W-A;^'-", hli([' für ÄO", A^nAl':,
A^fLAs neben A-nA-" (König, S. 102), ^l^^Zufdl für ^-^=\"\
vgl. auch ff^lrm'ini,!' windig von der V^^mJj AW-^'}'Th-' /eÄ"!/e-
/e;7^ XrjKV&og^ £/»'J7'J: firj^arij ^. Wie aber in solchem Falle ein
kurzer Vocal sich auch durch Verdopplung des folgenden Consonan-
ten verstärken kann*, § 55, so kann auch wiederum ein Nasal zum
Ersatz der aufgegebenen Consonanten-Verdopplung in ein Wort
eindringen (§ 56). Diese Erscheinung, bekanntlich im Aramäischen
sehr gewöhnlich, zeigt sich im Aethiopischen, wie im Arabischen ^,
hauptsächlich nur in der Wurzelbildung, hier aber auch sehr häufig,
indem ein Tr nach dem ersten Radical eindringt, wahrscheinlich zum
Ersatz einer Verdopplung des zweiten (die Beispiele s. § 72). In
dem Wort 9^Yl"^' Deut. 32, 15 kommt neben dieser ursprünglichen
Form auch 9^'i\l''^- vor; von Fremdwörtern ist z. B. fiTr'UC'
o ^
1 S. aber Prätorius, Beitr. z. Ass., I, S. 21. — Vgl. arab. Jkiö. aus
griecla. XlxQa.
2 Ewald, Ilebr.Spr. S. 91; Sciirader, T>e inäole, p. 24; König, S. 144.
3 Amharisch z. B. ^^^J^'" ^"^^'* füi' ti^' aus Yxdl^''
* Vergl. Ewald, Hehr. Spr. § 9 f.
5 Ewald, Gr. Arah. §§ 1G3. 191.
§ 59. Das Wort und der Wortton. 99
odjKfFiQog zu vergleichen. Seltener ist zu gleichem Zwecke in der
Wurzelbildiing ein C eingeschoben: ICAP^tl' Gallus, a\C{[»lt\h'
Tobcmicsis; vgl. König, S. 103 und unten, § 72; im Syrischen und
Arabischen ist dies häufiger.
Die ersatzlose Abwerfung eines Consonanten ist im Aethio-
pischen ebenfalls selten (König, Ss. 101, 103); am ehesten wird der
Nasal '} davon betroffen, z. B. Olröf- für 01019' vor dem Halb-
vocal, oder im Auslaut nach langem Vocal in den Zahlen von
20 — 90 (§ 158) und in Pronominalendungen (z. B. § 146); eine
ganze Silbe, \ sammt Vocal, wird von 7x9^*1' von abgeworfen, wenn
es eng mit dem Nomen verbunden werden soll. Wie 1 wird auch
das flüssige A nach langem Vocal beständig abgeworfen in dem
ausserordentlich häufig gebrauchten Wort J&Hi' er sagte für ^'fl
ÜA^j vgl. Gesenius, Thesaurus, p. 600 und oben, § 46. Das Fem.-'lh
schwindet, wie im Aramäischen, in den Endungen ö e (für öt et)
§ 120 f. lieber die Ausstossung von Hauchlauten und Halbvocalen
vgl. §§ 47 und 53. Hie und da wird auch in Bildungen mit Wieder-
holung mehrerer Radicale der Kürze wegen ein Laut fallen gelassen.
Die Erweichung eines festeren Lautes zu einem Vocal ist
noch seltener und meist nur in uralten Wörtern überkommen, wne
Y^h'ü'' Stern aus h-nh-fl-'. Vgl. auch § 28 über fl.
III. Das Wort und der ^Vortton.
Das Wort, welches aus mehreren Silben besteht, wird zu einer § 59
Einheit zusammengehalten durch den Wortton, der eine Silbe als
die das ganze beherrschende hervorhebt. Nach dieser Hauptsilbe
richtet sich dann die Aussprache der übrigen Silben in Beziehung
auf Kürze und Länge, Höhe und Tiefe der Stimme, und unter Um-
ständen sogar auch die Wahl der Vocale für diese Silben. Obwohl
dieser Einfluss des Worttones auf die Vocalisation des Wortes im
Aethiopischen lange nicht so mannigfaltig zur Erscheinung kommt
wie z. B. im Hebräischen, so macht er sich doch dann und wann
geltend und muss deshalb hier in Kürze besprochen werden.
1. Die Art der Wortbetonung^ kann zwar in einer aus-
gestorbenen Sprache, von welcher grammatische Beschreibungen
aus der Zeit ihres Lebens fehlen, und die auch in ihrer Schrift
1 Vgl. hierüber jetzt besonders die öfter citirte Abhandlung von
Trumpf, lieber den Äccent im Aethiopischen, ZDMG XXVIIT, S. 515 ff.; s. auch
König, S. 154 ff. — Ueber das starke Schwanken des Tons im jetzigen
Abessinisch, z. B. im Tigrina s. Prätoiuus, ZDMG XLl, S. G88.
7*
100 § 59. Das Wort und der Wortton.
keine Tonzeichen zur Anwendung kommen liess^, bis in Einzel-
heiten hinein nicht mehr genau bestimmt werden; aber die allge-
meinen Grundsätze ergeben sich teils aus den Gesetzen der Wort-
bildung, teils aus den späteren Nachrichten über die Betonung*
und aus der Vergleichung des Aethiopischen mit dem Arabischen
und Amharischen. Hienach ist der Ton an keine bestimmte Silbe
gebunden, wie im Hebräischen, sodass er etwa in der Regel auf
der letzten, möglicherweise auch auf der vorletzten Silbe wäre;
vielmehr kann er in einem vielsilbigen Worte, der reinen Möglich-
keit nach, auf irgend einer der drei letzten ruhen, ja wie es scheint
hie und da sogar noch weiter zurück liegen, z. B. fl^h'f'' härakata^
fl.^h'l'h' bäraJcätaJca. Die Betonung richtet sich nach ganz andern
Gesichtspunkten. In erster Linie kommt es auf die Art der Silben
und ihre Vocale an : Silben mit langen Vocalen oder (was pro-
sodisch das gleiche ist) geschlossene Silben mit kurzen Vocalen
machen sich von selbst im Worte mehr geltend und ziehen den
Ton notwendig auf sich gegenüber offenen Silben mit kurzen Vo-
calen, z. B. 'Ir^T' hedatj ViCV' nagärna. Das zweite Grundgesetz,
das übrigens schon mit der Bildungsgeschichte der Worte zusammen-
hängt, besteht darin, dass auslautende kurze Vocale (die immer der
Bildung angehören) und auslautende einfach geschlossene Silben
mit kurzen Vocalen, welche durch Abwerfung eines auslautenden
Vocals in der Aussprache entstanden sind (z. B. ÜIQ' hdgar für
hdgar^) nicht betont werden, aber auch lange auslautende Vocale
den Ton an die vorletzte abgeben, wenn die vorletzte einen langen
Vocal hat (also zwar j&fl/V.' jebalt\ ^'['dJf' jetfannö\ hl^' na-
garu, aber J&QjA-s jehelü, ^i^i motu, j&'^m-" jemttü, f^&.'h^'
jere'jü, ^rt«Cs jesefö, d*^d' fotar't, 9^^^^: wedrawt u. s. w.),
und schon hieraus ist klar, dass der Ton in den meisten Fällen
nicht auf der letzten Silbe ruht. Viel häufiger ruht er auf der
drittletzten, am häufigsten aber auf der vorletzten. Im übrigen
ist für die Betonung des Wortes die Art seiner Bildung maass-
gebend, indem nur hieraus ersichtlich wird, welche Vocale und
Silben die wichtigsten des Wortes sind, welche Bildungszusätze sich
betont anfügen und welche ihren Ton aufgegeben haben, warum
man also z. B. spricht *?flC= gehär {handle), aber ÜlQ' hdgar
(Stadt), warum ffofi^'y^: masafent (Fürsten), aber ^TCl" feiert
^ Die in den äthiopischen Hymnologien über die einzelnen Wörter
aufgeschriebenen Zeichen sind sicher nicht Tonzeichen , sondern Gesang-
zeichen und zwar, wie es scheint, den griechischen Gesangnoten nachgebildet.
2 LuDOLF, Gramm. I, 7.
§ GO. Das Wort niul der Wortton. 101
((jeschaff'cne)^ (D'Yx'X*' iveHü {er) und l'H^" gahrü {sie handelten)
u. s. w. Es wird darum auch geratener sein, statt hier eine Reihe
von Gesetzen über die Betonung aufzuzählen, vielmehr bei der Be-
schreibung der einzehien Bildungen ihre Betonung anzugeben. Doch
sei hier noch einmal auf § 48 zurückgewiesen, wornach die Hauch-
laute eigentümliche Tonverhältnisse herbeiführen.
Das Aethiopische hat eine grosse Zahl kleiner einsilbiger
Wörtchen, welche zu schwach sind, um für sich eine Stelle im Satz
einzunehmen; sie hängen sich darum an stärkere Wörter vorn oder
hinten an, sind aber dann, wie die Enklitica anderer Sprachen,
tonlos oder nur soweit betont, um sie als lose verbundene Anhängsel,
die nicht zum Worte selbst gehören, hörbar zu unterscheiden. An
der Hauptbetonung des Wortes ändern sie nichts; doch soll nach
LuDOLF in Wörtern, die auf langen Vocal enden, vor einem hinten
angelehnten Anhängsel der Ton notwendig auf diesen langen Vocal
kommen, auch wenn er im selbständigen Wort nicht darauf war:
ifo*t"' mänüi aber <^y-<^! manuma, ?*%' jö'gt, Siher ^'ijn,' jögtlce.
Verschieden von diesen Anhängseln ist H' dieser, H' diese^ welche
zwar in der Schrift meist mit dem ihnen folgenden Wort zusam-
mengeschrieben werden, aber ihren selbständigen Ton behaupten.
Von einer besondern Aussprache eines Wortes am Satzende
oder am Ende eines Satzabschnitts, also von einem Einfluss des
Satztons auf den Wortton (Pausa) ist im Aethiopischen nichts
bekannt. LuDOLF bemerkt ausdrücklich, dass die Abessinier beim
Lesen die Stimme sehr wenig moduliren.
2. Die Vocalisation eines Wortes hängt in der Hauptsache § 60
allerdings nicht von den Lautverhältnissen, sondern von dem Sinn
und der Bedeutung seiner Bildung ab, sofern verschiedene Bedeu-
tungen an verschiedenen Vocalen haften, wie sich weiterhin zeigen
wird. Gleichwohl wirken auch die Lautverhältnisse dabei mit:
denn gewöhnlich trägt in einem Worte nur ein, höchstens zwei
Vocale den Sinn der Bildung; die Wahl der übrigen hängt von
den Lautverhältnissen ab, und sie werden so gewählt, dass alle
einzelnen Silben des Wortes wohl zusammenklingen und die nicht-
betonten sich den betonten nach Maassgabe ihrer Stellung zu
ihnen unterordnen. Was zunächst die langen Vocale betrifft, so
erscheinen sie im Aethiopischen (mit wenigen Ausnahmen) in der
Bildung als für die Wortbedeutung wesentlich; die kurzen Vocale
a und e, namentlich a, erscheinen zwar in vielen Bildungen in
derselben Eigenschaft, sind aber häufig auch blosse Hilfsvocale, um
die vom Bildungsvocal oder von den Bildungsvocalen nicht um-
102 ^ § 60. Das Wort und der Wortton.
spannten Consonanten aussprechbar zu machen. Unter ihnen beiden
ist e der gleichgültigere und farblosere; a ist schon gewichtiger
und bedeutungsvoller und hat daher als blosser Hilfsvocal nament-
lich im Nomen seine Anwendung. Weiterhin zeigt sich, dass wo
einmal a oder e in einer Bildung Wurzel gefasst haben, die andern
Silben den betreffenden Vocal leicht als Nachhall^ wieder hören
lassen; so geht, wie im Perfect der Verba, auch in vier- oder mehr-
lautigen Nomina das a oft durch mehrere Silben durch: V7"Ä''^Ä''
V^AJ^As ^1^*7:, oder e in ^1?:^' Ä'A^f'A*." Ä-^-fllrfA:
Vor ü erscheint lieber e '^{{'O hli^'l'Ü'ltxh vor 1 lieber a mfl.'fls.
Ist aber ein langes ä, als der schwerste aller Vocale, in den Stamm
neu eingedrungen, so muss die Silbe vor ihm oder nach ihm sich
möglichst kürzen und senken, es erscheint daher in ihr nicht a,
sondern ^: d^*= h\l(\^' 9" /Ih^C ■ ^CPÖ' rfltU', '>'?it\''
OD^^^s rt«7ftAs '^'^hC'Th-'; muss ja doch in gewissen Fällen
selbst ein ä ö e sich vor einem solchen ä wenigstens zu w i er-
leichtern T'flh.s %V^'- Das gleiche Gesetz gilt auch, wenn ein
betontes ä oder eine Bildungssilbe mit ä, als Hauptsilbe des Wortes,
sich an den Stamm hängt: ^/^^v' C/^hTr' '(i'd'C^'- Ja selbst
ein blosses stark betontes a, das sich als Träger der Bedeutung
neu in den Stamm eindrängt, fordert ein gesenktes e vor oder nach
sich ^l'üC' TiH'i' hü'}'- Umgekehrt muss ein e hie und da
unter dem Einfluss des Tones in ä übergehn ; beständig dann, wenn
im Perfect der Form l'ü^' und 'i'l'fl^' die mit dem zweiten
Radical beginnende Silbe den Ton erhält; denn obgleich man wohl
l'flCh' gaherJca aussprechen könnte, gilt hier e doch für zu schwach,
um in der durch den Ton hervorgehobenen Hauptsilbe zu bleiben,
und wird vielmehr durch das stärkere ä ersetzt. Ebenso geht
langes t einer betonten Silbe, die aus einer einfach geschlossenen
zur doppelt geschlossenen wird, sodass nach § 35 f. das t sich ver-
kürzen muss, nicht immer in e, sondern auch in d über, wie
vielleicht in rt'Jfl.A^ rt'JflA'Th«'? obgleich in ähnhchen Fällen
ein aus ü verkürztes e sich regelmässig hält, wie ^TC'l's aus
^ Ein anderes Beispiel dafür, dass durch Nachhall in der nächsten
Silbe der vorhergehende Vocal wiederkehrt, s. § 20, 4.
2 Eine von der obigen abvs^eichende Darstellung dieser Verhältnisse
s. bei König, S. 121 ff.
103
ZAVEITER TEIL.
DIE BILDUNGSLEHRE.
A. Die Wurzeln, ihre Arten und ihre Gestalt.
Die Wurzeln sind der Stoff, aus dem die Sprache die Wörter § 61
bildet. Die Art ihrer Entstehung und ihre Bedeutungen im Ein-
zelnen zu erklären, ist Aufgabe des Wörterbuchs; die Grammatik
nimmt sie als gegebene auf, muss aber, weil die Bildungsweise der
den Wurzeln entstammenden Wörter durch die Gestalt der Wurzeln
bestimmt ist, von den verschiedenen Arten der Wurzeln und ihrer
Gestaltung eine Uebersicht geben. Ihrer Bedeutung nach zerfallen
die Wurzeln in drei an Menge sehr ungleiche Arten.
1. Die unteiste Stufe der Wurzeln bilden diejenigen Inter-
jectionen, welche .nicht aus Pronomina oder Begriffswurzeln ab-
geleitet, sondern als unmittelbarer Ausdruck der Empfindung her-
vorgestossene, gleichsam tierische Laute des Menschen sind, meist
kurz und starr; der Unterschied von Wurzel und Bildung aus der
Wurzel fällt bei ihnen weg. Es sind ihrer aber in jeder Sprache
nur sehr wenige. Der allgemeinste dieser Rufe ist AiS o/^, um
Affect, namentlich Verwunderung auszudrücken, z. B. hU^^'yYlC'
0 tvas für ein Wunder !\ sodann häufig gebraucht in der Anrede
an Jemand im Vocativ, § 142, Yxl'iXCi' o Mann!. Es scheint auch
in hW' 0 ja! zu stecken, s. § 62. Als Wehe- und Schmerzens-
rufe kommen vor: h'^i in der Zusammensetzung mit }\' als hK'
öj 0) Num. 24, 23; h\)'^ ach!; f«: und P--"* o weh! In häufigerem
Gebrauch ist (Dß,i^ vaeh^ immer mit folgendem A des Dativ,
^ ^
^ oh ^ ^ >^^j n. ^ I, n^n.
3 S. LuDOLF, Comm. Ilist. Aeili. p. 41.
* S. LuDOLF, Lex. Actli. p. 484; arabiscli Lj in anderer Bedeutung.
O "
^ ^;j ^;) ^:?5J ^°' ^^'; 'IN*-
104 » § 62. Pronominal- Wurzeln.
z. B. IDJ&: A.'l's ivehe mir!^ und in gleichem Sinne das längere
AiA»!^, ebenfalls mit folgendem Dativ, endlich rtj&A' oder ii>^'
mit folgendem Pron. suff., ach, wehe! (s. über diese drei letzten
miten, § 199). Eine Nebenform fllJ&As zu IDJis, und ^iA>A: zu
JiA»' anzunehmen, ist nach § 167 nicht nötig; doch ist, wie sich
im Arabischen aus \^^ Jj^ gebildet bat, so auch im Aethiopischen
aus CDJ&: und dem ihm immer folgenden A ein Nomen (Df^d»'
Geheul entstanden. Ausserdem findet sich noch W\- wohlan!
(Ex. 4, 19; var. V?:), fl/h', (\d\'i {{th- mit folgendem Pron. sufi*.
als Begrüssungspartikel, arab. -^i -^i und KT' als Beschwich-
tigungsausruf. ^ V
§ 62 2. um eine Stufe höher stehn die Pronominal-Wurzeln.
Sie gehören nicht mehr dem Gebiete der Empfindung, sondern dem
des Verstandes an; sie bezeichnen aber nicht die Gegenstände des
Vorstellens und Denkens selbst, sondern weisen nur auf die Gegen-
stände im Raum und in der Zeit hin (Deutewörter) und sind von
da aus weiter zur Bezeichnung aller möglichen Denkverhältnisse
angewandt. Sie sind ein eben so wichtiger Teil der Sprache als
die Begriffswurzeln : wenn letztere die Stoffe der Sprache enthalten,
so geben erstere die Form dazu; fast alle Bildungszusätze der Wörter
und die meisten zum Ausdruck der Satzverhältnisse dienenden
Wörtchen sind pronominalen Ursprungs. Das Aethiopische hat
grade diesen Teil der Sprache sehr reich und mannigfaltig aus-
gebildet und vieles in den andern semitischen Sprachen verlorene
erhalten.
1) Die verbreitetsten und mannigfaltigst angewendeten unter
diesen Pronominalwurzeln sind die hinweisenden im engeren Sinn
(Demonstrativa). Wir unterscheiden hier vier Reihen von Wurzeln,
a) Das ürdeutewort ta'^ hat sich erweicht zu da und hat
durch Umwandlung des Sturamlautes in den Zischlaut noch die
beiden weiteren Aussprachen sa und za entwickelt. Sämmtliche
vier Formen sind im Aethiopischen vertreten. Das ursprüngliche ta
hat sich ausser in der Fem.-Endung ^ noch erhalten in dem per-
sönlichen i^^ und "fc der, die (nur noch in Zusammensetzungen,
z. B. fl^KI:: je-h-fc:, Tf}*: »ft^ /t^i^' ^'kh ?itf^7*")j sowie
in dem Fragewort /^J&'t" wo?. Die weichere Aussprache c?«, die
3 Vgl. Trumpp, S. 546, N. 2[; Bezolu, Die grosse Dariicsinschrift, S. 25flF.;
Barth, ZDMG XL VI, S. 685 ff.]
§ G2. Pronominal- Wurzeln. 105
im Aramäischen herrschend geworden ist, ist im Aethiopischen nur
in der Praepos. -^0' auf (§ 1G5) zu belegen. Als Aj in den här-
teren Zischlaut übergegangen*, hat es eine Reihe von Verhältnis-
und Ausrufe- Wörtchen hervorgebracht, nämlich rt-' öe, htl^"^' äcnn^
^(1= als^ tvann, fi' und hil^l'' o doch!. In der weichen zischenden
Aussprache ist es, wie im Hebräischen und Arabischen, herrschend
geworden für das gewöhnliche Pron. demonstr. Tfs dieser, für das
Pron. relat. H' ivelcher, § 64, sowie in den Wörtcheii Iff s hier,
^hlU' ivami?^ J&hH.' jet^t, vielleicht auch in T.!!.-' ZeitinmJcf, Stunde.
b) Die Wurzel 'f", R ist durch weitere Verflüchtigung der
Muta zu einem blossen Hauch, zu Ü geworden^. Als solche er-
scheint sie aus dem zu einem persönlichen Pron. (§ 65) ausgebil-
deten 'ps abgekürzt im Pron. suff. 0; '/, If "^ •", Ü"}'', sonst nur
in der Ausbildung zu Adverbien, nämlich '/ s als Accusativzeichen
(§ 143), U-! als Fragewort, t- hin (§ 160), VL-" re, auch, Uf: da,
lifj-f«: anstatt, wohl auch in hlf' oja! (eigentlich o so! vergl.
§ 61). Und merkwürdig genug (§ 24) hat sich dieser Hauch Ü
im Aethiopischen sogar in rfi, "If verhärtet in "hü' hei und wo
(§ 161) und hrh"" dorthin, \\d\\\' dort', und zu 0 vielleicht in ^^'
siehe (doch s. § 41),
c) Wie die stummen oder zischenden Dentale, so dienen zur
Bildung von Demonstrativpronomina auch die beiden Liquidae n
und l, mit vor- oder nachlautendem Vocal, also na, an^. Ja, al,
und sind in der ' äthiopischen Sprache noch vielfach angewendet.
Der erste Zweig, und zwar zunächst in der Aussprache V?
ist im Semitischen überhaupt, und so auch im Aethiopischen,
hauptsächlich zur Bildung feiner, sinnliche oder geistige Bezieh-
ungen ausdrückender Verhältniswörtchen verwendet*. Von ihm
stammen teils die Wörtchen für siehe da^ ^th' 'i^' J^"> § 160,
und für wohlan^ iO ' ? teils einige enklitische Partikeln, welche
den von der Wurzel Ü entsprungenen an Bedeutung und Bildung
sehr ähnlich sind, nämlich ^s als Fragewort, Jis hin (§ 160), V'
hin (§ 160) und X' auch [himviederum). In der Aussprache hlr
dient dieser Zweig teils zur Bildung persönlicher Pronomina in
den Femininen hinweisender und bezüorlicher Fürwörter K'JtVI* '
1 Vergl. d:^. "^ Vergl. Is^, KH-
^ Diese beiden sind auch im Sanskrit sehr verbreitet.
* Vgl. Trumpf, Sitzber. d. philos.-philol. Cl. d. hayer. ÄJcad. zu München
vom 5. Mai 1877, Heft 2, S. 117 ff.
106 , § 62. Pronominal-Wurzeln.
und M^lnil s jene^ M't' - ivelche (§ 64) und als erster Bestand-
teil im Pron. der 1 sten und 2 ten Pers. (§ 65), teils zur Bildung
verschiedener Partikeln, wie Ti*? s dd^ siehe (in YxiYXf'^^'^ Itx'i^Ö')
Tx'iXl') 'hlrP')^ h'i'f*' in Beziehung auf\ hlrlt' indem. Als
Demonstrativum scheint sich dieses an^ im Gegensatz zu ta und
ha^ ursprünglich auf das Fernere zu beziehn , also jener zu be-
deuten; da es von dem Näheren, Daseienden wegweist, konnten
sich aus ihm zugleich Verneinungswörter ^ ableiten: wie schliess-
lich das hebräische ]^K, ]^K so geht auch das äthiopische 'h'i' nicht
in Zusammensetzungen wie 'hlr^'\' vielleicht (§ 163), 'h'i'Ü^s ich
mag nicht auf diese Wurzel zurück; auch das gewöhnliche äthio-
pische Wort für nicht hj (vgl. assyr. \}\j ai) ist aus einer Form
wie J'^K verkürzt.
Auch der andere Zweig, la, al^ hatte ursprünglich die
Kraft, auf das Entferntere hinzuweisen, obgleich er nicht in allen
seinen Ausbildungen diesen bestimmteren Sinn bewahrt hat. Im
Aethiopischen kommt A noch persönlich vor, nämlich wiederholt
titi' er er, eben er, er seihst, selbst, § 150^, und ebenso h^' in
der Zusammensetzung ?iAVl*" l'iAVf'"!^' jene (Plur.); und al und la
zusammengesetzt zu alla in dem durch alle semitischen Sprachen
gehenden Pluralstamm des Pron. demonstr. Ji/V*" ?iA' diese sowie
des Pron. relat. Ttiti' ivelche. Und wie von dem Zweig an so leiten
sich auch von dem Zweig la, al Negationen ab, nämlich i^A^*
nicht in Y\^{\' es gibt nicht., und A^^ nicht in Y\f{' sondern.
d) Da die ursprüngliche Bedeutung der mit l und n gebil-
deten Wurzeln sich allmählig abgeschwächt hat, so hat sich für
die Hinweisung auf das Entferntere die neue Demonstrativwurzel
h gebildet. In der Aussprache li:a ist sie enthalten in den Ad-
verbien hrfi* dorthin, hrhh* dort; zur Bildung persönlicher Deute-
wörter wird sie in der Aussprache Vh an andere Deutewurzeln
angehängt, um ihnen die Kraft der Hinweisung auf das Entferntere
zu geben: ^\\*i jener, 'h'i't'Xh' jene (Fem.), 7\M)r' jene (PI.)-
Diese Deutewurzel darf man schwerlich für eine aus der Interrogativ-
Relativ- Wurzel (§ 63) entsprungene halten, sondern sie scheint S
1 Wie »T nicht, '^'^ anderer.
/ - .... T : |T '1
3 Vgl. Trumpf, ZDMG XXVIII, S. 550, N. 2 (gegen Prätorius, abend.
XXVII, S. 639). 4 Lj^. 5 ^l^^ Nl^ ^.
6 Vgl. ÄJI5; diS, 7]^, T|:n, i?,^'
§ 63. Pronominal-Wurzeln. 107
ähnlich wie das h der 2ten Pers. (§ 65), aus ursprünglichem /«,
tiva entstanden zu sein.
Ein letztes Deutewort endlich s. § 65 unter den persönlichen
Fürwörtern.
2) Fragewörter können zwar durch die Kraft des Tones § 63
aus Deutewurzeln entspringen wie li- und V" (§ 62). Da aber die
Kraft des Tones für die Bildung aller Fragewörter nicht ausreicht,
so haben die Sprachen besondere Fragewurzeln erzeugt.
a) Im Semitischen, also auch im Aethiopischen ist die ge-
wöhnlichste Fragewurzel ma (wahrscheinlich aus iva verhärtet)^.
Sie ist in dieser kurzen Aussprache noch vielfach erhalten (ob-
gleich in der Bedeutung nicht mehr immer fragend, sondern zu
einem Indefinitum und Relativum herabgesunken), in dem Anhängsel
tf^ (§ 162), als zweites Glied von Zusammensetzungen in ^^o^i
oder ctiva? h<^s hewaJie^^ h^^' ivie^^ als erstes Glied in ^hlL'
wann?^. Um ma zum persönlichen Fragewort zu machen, wurde
es mit dem Demonstrativstamm na zusammengesetzt: #wj^-: ivasder?
wer?^ und davon das Neutrum ^7"^' ivas?. Eine neutrale und
adverbiale Form ^T,' ivas? ivie! scheint aus einer im Aethiopischen
nicht mehr erhaltenen Form wie ^ HtD HD verderbt zu sein. Ausser-
dem sind von diesem f^ noch einige andere Wörtchen relativen
Sinnes abgeleitet, s.- § 64.
b) Die andere der gewöhnlichsten Fragewurzeln ist h^'^,
wahrscheinlich aus ursprünglichem hai (oi^^^) abgeschwächt. Sie
wird im Aethiopischen wie im Arabischen als fragendes Adjectivum
gebraucht in der Bedeutung noTog, qiialis, von ivelcher Art? und
ist in der kurzen Aussprache e oder in der vollen ai einigen hin-
weisenden Wörtchen und sogar einem BegrifFsworte vorgesetzt, um
ihnen Fragekraft zu geben: hß^'U' wo? h^' wie?'^ Jift'h^'lss
tvas Maass davon? wie viel?.
c) Diese beiden Fragewurzeln des gewöhnlichen Gebrauchs
weisen auf eine Urwurzel hiva^ kai hin. Und wirklich scheint auch
im Aethiopischen von dieser noch ein Rest übrig zu sein in der
Interjection ti'i^Ö' ei!^ eigentlich: siehe was!^ wo das k zugleich
in den stärksten Kehllaut übergegangen ist. Sonst aber hat, wie
^ Als Rest von ursprünglichem ktva Wf, quis (s. Ewald, Hehr.Spr. § 104).
2 r\J22- ^ los, U^ * ^no, ^icJo, ^^j. ^ ,j^^ ^^^ ^'j^^
^ ^^ ]:^ 'T.t<' uJ U^h ii^ ^?} u^^^ u- s- w. '^ rlD^K.
108 , § 64. Bezügliche Fürwörter.
in den andern semitischen Sprachen, die Fragewurzel schon in
dieser ursprünglichen Aussprache durchwegs Relativbedeutung an-
genommen.
§ 64: 3) Die bezüglichen Fürwörter sind, wie, in andern Sprachen,
aus den hinweisenden und fragenden abgeleitet.
a) Von Demonstrativ- Wurzeln sind die gewöhnlichen Relativ-
pronomina entlehnt, nämlich H ' welcher, Itxi'f' ' welche (Fem.),
"hti • ivelche (Plur.), sowie die Conjunctionen H ' qiiod, ut, YiTrll s
indem (da dass), und die Präpositionen KT'i'' in Beziehung anf\
KMi't'' wegen. Auch in der Aussprache rt wird diese Demonstrativ-
Wurzel relativ gebraucht in flfls wann, als (mit angehängtem fl,
während ^ etwa dem '^^j \c>\^ entspricht).
b) Aus der Fragewurzel ma entstanden durch einen vorge-
setzten Hauch ^ die Conjunctionen ?i<^! wann^ Itx^^' wenn^ und
daraus verkürzt 1x9"' äv im Nachsatze einer Bedingung, § 170;
mit vorgesetztem hinweisendem rt nach § 34 litl^^ • (für tl^^ '
das was) dieweil, tveil, denn. Aus der Fragewurzel kwa (§ 63, c)
ist durch Vereinfachung zu Jca ein unpersönlicher Relativstamm in
der Bedeutung dass (eigentlich: ivas) entsprungen^; er kommt vor
in den Zusammensetzungen hMl'^ bis dass, bis, Ji'Jh' nun denn,
also (eigentlich : siehe dass, da dass, daher). Hauptsächlich aber
wird dieser Stamm zur Vergleichung in der Bedeutung wie an-
gewandt^, zunächst in h<^ s beinahe (wie was)^, l\^^' (Praepos.
und Conjunct.) wie, gleichwie dass'^, ferner mit Demonstrativen
zusammengesetzt in \h' also^ nun (wahrscheinlich verkürzt aus ]!D =
jH^)^, und \\' so (aus kähü, wie es), zwar nicht mehr für sich ge-
bräuchlich (wie n^ K!D \1)^ ^^^'■' wahrscheinlich noch enthalten in
hlf^' Jceineswegs, nicht^. Aus \\' scheint durch Lautübergang C'^^
entstanden in dem fragenden Itx^' wie?. Dasselbe kö, zu Im
erleichtert, scheint mir auch in dem in Aufforderungen gebräuch-
lichen JiftYb' (für flVb' § 34) roivvv, quaeso, o doch! (eigentlich
1 Etwa wie in "l^K-
2 QX; vergl. über dessen Ableitung Ewald S. 225 Anm. 1.
3 Vergl. hebr. i^, Ewald S. 230. * ?|f|: = '•]\J nach § 30.
^- - y
5 g_ Ewald § 105, b. 6 Vgl. tO^D^. "^ Uj l^b!^- ^ ^S^- '^"^'^ ^'
^ Sodass dem }\, vielleiclit verkürzt aus ^"Js (§ 62) oder /^Av schon
an und für sich verneinende Kraft zukommt. Vgl. Trumpf, a. a. 0. S. 559, N. 1
10 Ewald S. 232.
§ G5. PersÖnliclie Fürwörter. 109
da min) zu stecken. Der Laut 7c konnte sich nun aber weiterhin
zu g erweichen, und hieraus erklärt sich das von K'Jh' etwas ver-
schiedene h'iJ^' nun wohl (eigentlich siehe ivas!)^ vielleicht auch
7,H.' ÄugenhlicJc^ Stunde, Zeit^ wenn dieses überhaupt pronominaler
Herkunft ist (für h + J&?iH.O und das ganz dunkle ?"%' viel-
leicht, da SS nicht.
lieber den Rest eines andern Relativums ia s. § 65.
4) Die rein persönlichen Fürwörter für die drei Personen ich § 65
du er sind als die stärksten Fürwörter im Aethiopischen durchwegs
zusammengesetzt. Die eigentümliche Wurzel für die dritte Person
ist rein vocalisch, nämlich u und i, nicht aber a; denn obgleich
einst auch a, wie sich noch deutlich im Sanskrit zeigt, hinweisende
Kraft hatte, so ging es doch auf das Entferntere, ii und i dagegen
auf das Nähere und Innerlichere^, und im Aethiopischen wenigstens
sind u, i überall da angewendet, wo eine Deutewurzel persönlich
ausgebildet werden sollte (vergl. 'U, t' Vh, ^'•)- Selbst für die Be-
zeichnung einer von ich und du verschiedenen Person schlechthin
genügte einst u und i; mit auslautendem e wurde daraus äthiopisch
u' i' d. i. (O^h und J&?i (§ 40)*. Die beiden Stämme Ohtii und
J&?i' galten aber auch den Aethiopen bald für zu schwach und
wurden nun am Ende durch die Deutewurzel 'fcs 'fcs^ verstärkt;
und indem zugleich zwischen u und i in der Sprache sich der
Unterschied festsetzte, dass u für das männliche, i für das weibliche
gebraucht wurde, entstanden die Fürwörter (D'Tti'l^' er und J&h'fc'
sie^. Beide sind ursprünglich Substantiva, werden aber weiterhin,
wie N*in u. s. w., auch adjectivisch gebraucht und sinken damit zu
blossen persönlichen Deutewörtern herab. Sogar zu Bildung eines
Adverbiums wurde ^}i verwandt in J&hHt ' jet^t. Die zweite
Person hlf'i'' ist aus der Wurzel tu oder twa für du und dem
1 Ewald § 103, a. 2 Ebenso wie Tf • ^^, dieser.
^ Die dem i^^n o<7i 5^ und im Aethiopisclien selbst dem |i« : y s
Ifao^s (/"}: zu Grunde liegt.
* Da 'fj und 'f^ sonst noch überall im Aethiopisclien voll erhalten
ist, so kann ich die Erklärung, dass (0*l\i und ß,}i u^ i^ aus hu^ /w« und
dieses aus tu^ ti^ abgeschwächt sei, nicht billigen, Dass es Urpronomina
u, i gab, ist aus der Declination von '^Wt und "^RI^ und lat. is, aus dem
Zend und Litthauischen, sowie aus den Guna-Formen T^'T T^? atrög und
auch aus den von diesen Demonstrativen abgeleiteten Relativen "'^ und "^
(z. B. in "^cf^ "Q^ u. s. f.) noch deutlich genug ersichtlich. Auch im Semitischen
gibt es ein von jenem i abgeleitetes Relativ ia, dessen Spuren sich im Binde-
vocal des Stat. constr. und in der Adjectivendung i äthiopisch noch erhalten
haben, und man sieht nicht ein, warum dieses ia erst aus tia verkürzt sein soll.
110 § 66. BegrifFswurzeln.
Deutewort an zusammengesetzt^; mit dem aus twa verstümmelten
ta wechselt aber in gewissen Formen h (§ 29), wie in allen semi-
tischen Sprachen. Die erste Person ist zwar im Aethiopischen
sehr stark verstümmelt und lautet M', indem sogar das im Schrift-
Arabischen noch erhaltene lange ä, aus ursprünglichem ö, (Li!) sich
verkürzt hat, aber teils der Plural "JrliV'j teils das als Verbalendung
der ersten Person noch vorkommende Vh- zeigt, dass ana aus anöku
oder anöJci^ wie es im Hebräischen erhalten ist, abgekürzt ist, zu-
sammengesetzt aus dem Deutewort an und öJci = ich.
Aus dem Jca^ Jci^ ku^ das in der 2ten und Isten Person
erscheint und nach § 62, d auch als allgemeineres Deutewort
vorkommt, wurde endlich ein Abstractum Jcijät^ abgekürzt Xl^jf s
Selhstheit, welches mit angehängten Suffixen zum Ausdruck des
Begriffs seihst dient (s. § 150)* und dem arab. b[ und hebr. HlN
entspricht^. Ein anderes Wort zur Bezeichnung des Begriffs eben
er, er seihst s. § 62*.
G6 3. Die dritte und höchste Stufe der Wurzeln bilden die Be-
griffswurzeln. Sie sind die in Lauten ausgedrückten Bezeich-
nungen für alle die einfachen Begriffe, welche der Geist eines
Volks aus der in seinem Anschauungskreise liegenden Erfahrung ab-
strahirt und durch seine Denkthätigkeit entwickelt hat, ausserordent-
lich mannigfaltig und zahlreich, doch übersehbar und nicht uner-
schöpflich. Sofern aber jeder einfache Begriff im wirklichen Denken
und daher auch in der wirklichen Sprache nie rein sondern immer
nur in einem gewissen Denkverhältnis gedacht erscheint, gibt es
in der wirklichen Sprache keine reine Begriffswurzel, sondern nur
Wörter, welche aus den Wurzeln gebildet sind. Die Wurzel, welche
verborgen einer Anzahl aus ihr abgeleiteter Wörter zu Grunde
liegt, wird erst durch wissenschaftliche Abstraction aus den wirk-
lichen Wörtern gewonnen. Bei dieser Zurückführung der Wörter
auf Wurzeln ergibt sich als erstes dem ganzen semitischen Sprach-
stamm gemeinschaftliches Grundgesetz, dass die meisten Vocale und
' Ewald S. 234.
2 Vgl. Trumpf, S. 549, N. 1 (gegen Prätorius, ZDMG XXVII, S. 640).
^ Ewald § 105, f.; Nöldeke, Aland. Gramm , S. 390, N. 2; Syr. Gramm.,
S. 199, N. 1; Lagarde, Mitteilungen, I, S. 226; Haupt, Beitr. z. Ass., I, S. 20.
* Ueber die semitisclien Pronomina im Allgemeinen vgl. 0. Vogel,
Die Bildung des persönlichen Fürivorts im Semitischen, 1866; Cii. Enehkrg,
De pronominibus Arabicis dissertatio etymölogica , Helsingforsiae , I 1872,
11 1874, und H. Almkvist, Den semitisica sprakstammens pronomen,UpsAln,\875.
§ 66. Begriffswurzeln. 111
namentlich alle kurzen Voeale immer schon der Bildung, nicht der
Wurzel angehören, dass somit die Wurzel nur aus festeren Lauten
besteht. Hieran reiht sich als zweites ebenso allgemein gültiges
Gesetz, dass jede Begriffswurzel mindestens drei feste Laute um-
fasst^ Weniger als drei hat keine; mehr als drei sind möglich,
es gibt vier- und mehrlautige Wurzeln, aber diese geben sich leicht
als aus einfacheren Wurzeln abgeleitete, später gebildete zu er-
kennen. Auch hat innerhalb des Gebietes dieser mehrlautigen das
Gesetz der Triliteralität bei manchen wieder eine Abkürzung zu
dreilautigen bewirkt. Und im Allgemeinen lässt sich bemerken,
dass in den ältesten semitischen Sprachen das Gesetz der Triliteralität
am unbedingtesten geherrscht hat, dagegen in den Sprachen, in
welchen der Wurzelbildungstrieb noch länger lebendig blieb — und
zu diesen gehört das Aethiopische — sich mehr und mehr auch vier-
lautige Wurzeln ausbildeten ; mehr als vierlautige aber sind über-
haupt selten. Gewöhnlich besteht hienach auch im Aethiopischen die
Wurzel aus drei festen Lauten (Radicalen). Als feste Laute
gelten Consonanten oder lange Voeale, doch sind es aus einem be-
sondern, erst unten § 67 f. zu erörternden Grunde nur die Voeale
t nnd w, welche als Radicale vorkommen. Die meisten Wurzeln
sind rein consonantisch. Unter den Wurzeln sind nur die, welche
einen Vocal zum zweiten Laut haben, wie inüt^ leicht aussprech-
bar; fast alle andern wären, weil der nötigen Voeale ermangelnd,
nicht auszusprechen, daher hat man sich gewöhnt, die Wurzel in
der Gestalt einer der einfachsten wirklichen Wortformen, welche
die Sprache hat, nämlich in der 3ten Pers. masc. sing, perfecti des
einfachen Stammes darzustellen, und dieser Sitte werden wir durch-
aus folgen, also für ngr nagara schreiben u. s. f.*.
Je nachdem nun eine Wurzel aus drei und mehr Consonanten
besteht oder aber an irgend einer Stelle statt eines Consonanten
einen langen Vocal enthält, entstehn verschiedene Arten von Wur-
zeln, und sofern die allgemeinen Gesetze der Bildung von Wörtern
aus der Wurzel je durch die besondere Art der Wurzel besondere
Einschränkungen oder Veränderungen erleiden, müssen hier die
verschiedenen möglichen Arten von Wurzeln festgestellt und be-
1 Ueber biliterale Nomina s. D. H. Müller, Actes du Vl^e congr. d.
Orient., II, 1, p. 415 ff.; dagegen Barth, ZDMG XLI, S. COS ff.
2 LuDOLF hat die mittelvocaligen Wurzeln oft in der Gestalt des
Infinitiv dargestellt, wie oo^^ : ; eine solche Darstellung hat aber im
Aethiopischen keinen zureichenden Grund. Wir werden auch hier ^'f' s
schreiben.
112 § 66. Begriffs wurzeln.
besclirieben werden. Die Art und Ordnung der Consonanten, aus
denen sich die Wurzeln zusammensetzen, ist im Allgemeinen völlig
frei und ungebunden; denn da die semitischen Sprachen überhaupt
vocalreich sind und die meisten Wörter mindestens zwei Vocale
haben, so können in einer Wurzel unbeschadet der daraus abzu-
leitenden Bildungen auch Consonanten zusammen bestehn, die in
einer Lautgruppe nicht leicht zusammengesprochen werden könnten.
Gleichwohl hat auch hier teils die Bildungsgeschichte der Wurzeln,
teils die Rücksicht auf Bequemlichkeit der Aussprache und auf
Wohlklang einige Einschränkungen der allgemeinen Freiheit be-
wirkt. Wir reden hier nur von Wurzeln mit drei Radicalen, da
die mehrlautigen wieder besondern Gesetzen folgen. Dass in der
Wurzel ein und derselbe Consonant zweimal vorkomme, ist erlaubt
und sogar häufig, wenn er die zweite und dritte Stelle hat; dass
der erste und zweite Radical identisch sind, kommt im Aethio-
pischen zwar häufiger als in andern semitischen Sprachen vor, aber
alle derartigen Wurzeln sind secundäre Bildungen und geben sich
als aus vierlautigen verkürzt zu erkennen, s. § 71. Auch die Wur-
zeln, welche den ersten und dritten Radical gleich haben, wie
(D^(Ds, sind selten und haben meist erst durch Umbildung aus
andern Wurzeln diese Gestalt angenommen, wie V't'V- und VrtlV'
aus natala, rth^rt ■ aus saJcata^ 'f'ih'i'' aus tüh, AOA- aus al,
1A1 • aus gal u. s. f., und namentlich sind auch mittelvocalige
Wurzeln, welche den gleichen Consonanten an erster und dritter
Stelle haben ^, im Aethiopischen meist durch andere Wurzeln er-
setzt und nur noch in wenigen Nominalstämmen, wie hYl' 9%'>
vertreten. Ferner werden innerhalb der Wurzel nicht geduldet
zwei verschiedene Hauchlaute (mit Ausnahme des sanftesten, tn
der sich innerhalb der Wurzeln auch mit andern Hauchlauten ver-
trägt und sogar unmittelbar vor oder nach Ai und 'If, nicht aber
unmittelbar vor oder nach andern stehn kann, z. B. V^K' thA^ti'
ti^'^s hß'thh' h'hd' h'Ml' u. s. w.), auch nicht leicht zwei
verschiedene Gaumen-Kehllaute (doch T"^*fe -' ^Itl't''), Lippen-
stummlaute oder Zahnzungenstummlaute*; wohl aber vertragen sich
verschiedene Zischlaute in derselben Wurzel oder sogar neben
einander (z. B. Wß^s tiHd' rtHf • Ii^äO- Als schwer zu sprechende,
daher gewöhnlich vermiedene Lautverbindungen gelten auch tidy
1 In andern semitischen Sprachen noch häufiger, Ewald § 118, a.
2 In 'V'^T« i«t fi erst aus (i\ erweicht, ^'}'l*'l" eine Bildung aus
ÄVV'j '^4*'^' scheint ausländisch (HiXÄj) zusein; über R'fl'f'^-s s. § 73.
§67. Dreinidicalige Wurzeln. DoppoUautige Wurzeln. 113
VA^ mhj Äh, hÄ, hm, '/•4*\ aucli steht neben ^ eher 0 als K
((j4»r/D: (l'fc^:) und eher X als rtlP^; '/"rn vor A ist selten (z.B.
'ttlÜ' rilrtf 0- Viele der oben §§ 24 — 32 beschriebenen Lautver-
schiebungen lassen sich schliesslich auf diese und ähnliche Gesetze
zurückführen.
1. Die dem semitischen Wurzelbildungstrieb am meisten ent- § 67
sprechenden sind die dreiradicaligen Wurzeln mit drei Con-
sonanten. Viele von ihnen mögen als dreiconsonantische uralt und
schon vor der Zeit der Lostrennung des semitischen Sprachstamms
von einer Ursprache vorhanden gewesen sein: die meisten aber sind
gewiss erst durch Umbildung aus kürzeren oder längeren Urwurzeln
und durch Verhärtung ursprünglich vocalischer Wurzelbestandteile
entstanden. Aber neben ihnen kommt nun eine grosse Zahl von
andern Wurzeln vor, welche diese vollkommene Wurzelgestalt noch
nicht erreicht haben oder aus einem vollkommeneren Zustand wieder
in den unvollkommeneren zurückgesunken sind: die unvollkom-
menen und schwachen Wurzeln.
a) Eine ganze Reihe von Wurzeln hat nur zwei Consonanten,
welche ursprünglich um einen kurzen Vocal (also a, der am
nächsten liegt) vereinigt zu denken sind, wie nah. Um sie auf das
durch das semitische Grundgesetz § 6ß gebotene Maass zu bringen,
hat die Sprache sie entweder beide wiederholt und so zu vier-
lautigen ausgebildet, wie gdsgasa (vgl. § 71) oder nur den zweiten
Laut verdoppelt und sie zu dreilautigen entwickelt, wie nahaba.
Wir nennen sie mit Ewald die doppellautigen (genauer: hinten-
doppellautigen), lat. radices media e geminatae^.
Manche dieser Wurzeln hat das Aethiopiscbe mit anderen
semitischen Sprachen gemeinsam, andere sind ihm eigentümlich
und die übrigen Sprachen haben die zu Grunde liegenden kurzen
Urwurzeln auf andere Weise zu dreilautigen fortgebildet, z. B. <^iV'
.y« 7KD 1.:^ ViD /*^- Einzelne dieser Wurzeln sind im Aethio-
pischen erst denominative Neubildungen, wie dill' ^l"!"' *I*W'-
In dieser ihrer Erweiterung zu dreiradicaligen Wurzeln be-
haupten sie sich durch die ganze Bildung hindurch; sie folgen also
1 Darauf beruht z.B. «Wni4*' rtlTl4* ' rtl4'0 ' Hl^fl '•
2 Daher zwar 4»|P<J,:, aber 'kßd' fl4*^Ä -' ("l^jj tTjP^).
3 Nach A. Müller, ZDMG XXXIII, S. 698 fF. (vgl. Nöldeke, ebend.
XL VI, S. 776) sind sowohl diese als die Wurzeln mediae w ursprünglich
zweiradicalig, und bei ihrer Flexion wurde bei den ersteren der Consonant,
bei den letzteren der Vocal verstärkt.
Dillmauu, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 8
114 ^ § 67. Mittelvocalige Wurzeln.
durchaus der Weise der Bildungen aus starken Wurzeln und lassen
den Doppellaut nirgends verloren gelin, obgleicli nach § 56 Fälle
eintreten können, in denen die Verdopplung in der Aussprache nicht
hörbar ist. Und nur darin zeigen sie noch eine Spur ihrer Entstehung,
dass sie, wenn der erste der beiden Doppellaute nur durch ein
flüchtiges e vom zweiten getrennt ist, dieses e leicht aufgeben, damit
sich die letzteren einander mehr nähern, ohne aber darum auf-
zuhören, als doppelte gesprochen zu werden, wie das in § 55 näher
beschrieben ist. Selten tritt die Verdopplung vom zweiten in den
ersten Wurzellaut zurück oder schwindet ganz (s. schon § 56).
b) Eine zweite Art unvollkommener Wurzeln sind die mittel-
vocaligen\ d. h. solche, welche als zweiten Radical einen langen
Vocal, bestimmter ein ü oder t haben (radices mediae infirniae).
Langes ä als zweiter Radical kommt nicht vor; denn wenn es auch
ursprünglich Wurzeln mit mittlerem ä gab, so mussten diese doch,
wenn sie den a-Laut erhalten wollten, bei der Bildung von Wör-
tern aus ihnen einen festeren Laut, näher einen Hauchlaut, zu
Hülfe nehmen, und die meisten scheinen in Wurzeln mit mittlerem
Hauchlaut oder mit mittlerem ¥ und ü übergegangen zu sein. Da-
gegen sind Wurzeln mit t oder ü als zweitem Radical häufig.
Auch sie können sich zwar, wie die hintendoppellautigen, durch
Verhärtung ihres mittleren Vocals zu einem Halb vocal zu der Ge-
stalt starker Wurzeln entwickeln, aber sie thun dies doch nicht
überall, wo man es nach den sonstigen Bildungs- und Lautgesetzen
erwarten sollte, vielmehr bleiben sie darin ihrem Ursprünge getreu,
dass sie, wo nur irgend möglich, die vocalische Aussprache des
mittleren Lautes bewahren, wie das schon § 50 beschrieben ist.
Unter diesen Wurzeln gibt es ungefähr ebensoviele mit mittlerem t
als mit mittlerem ü. Jeder dieser Vocale erhält sich in der Wurzel,
in der er einmal Sitz gefasst hat, zähe durch die ganze Bildung
hindurch, und von einem Uebergang des ü in i oder des t in w
ist fast nichts zu bemerken. Auch sind nur selten für die gleiche
oder eine ähnliche Bedeutung beide Aussprachen, mit t und w,
ausgebildet (wie rlifllj^-" und d\??k', C9t- und ^eO-", -J^: und le^s);
öfter haftet an der Aussprache mit ü eine ganz andere Bedeutung
als an der mit 1 (z. B. ^*l(\\' und '/'m'j X^'i- und h,> 0- Den
hintendoppellautigen stelin zwar die mittelvocaligen ihrem Ur-
sprünge nach ziemlich nahe, wie namentlich die Vergleichung
beider Arten von Wurzeln innerhalb der verschiedenen semitischen
Sprachen ergibt: oft ist, was die eine Sprache zu einer mittel-
^ S. dagegen König, S. 108.
§ G8. Seiten vocalige Wurzeln. 11^
vocaligen Wurzel ausgebildet hat, in der andern eine doppellautige
und umgekehrt; vgl. z. B. h.R-" = tX.^ Ä.rh' = ^- Aber inner-
halb des Aethiopischen selbst sind beide Arten streng geschieden:
sie gehn nicht, wie z. B. im Hebräischen, in der Bildung in einander
über. Auch sind verhältnismässig selten für den gleichen oder
einen ähnlichen Begriff beide Wurzelarten ausgebildet, wie lihh-
und \rh'
c) Die dritte Art schwacher Wurzeln sind die seitenvoca- § G8
ligen, d. h. solche, welche zum ersten oder dritten Wurzellaut
einen Vocal haben (radices primae (D et ^ und radices tertiae
infirmae). Sie zerfallen von selbst wieder in zwei Unterarten:
a) Die vornvocaligen. Wurzeln mit a als erstem Laut
gibt es nicht ; sie mussten, da kein Wort mit einem Vocal beginnen
kann, das a durch einen Hauch einführen (§ 34), und wir können
uns denken, dass (wie in dem ähnlichen Fall § 67, b) viele ursprüng-
lich mit a anlautende Wurzeln sich zu solchen mit einem Hauch-
laut als erstem Kadical verdichteten. Dagegen mussten zwar auch
mit i und u anlautende Wurzeln überall, wo ein aus ihnen ge-
bildetes Wort mit dem ersten Radical rein anfängt, diesen in den
betr. Halb vocal verhärten (§ 49), aber wo ein Vorsatz davor tritt,
lassen sie leicht wieder den Vocal als ersten Radical erscheinen
und bekunden damit ihren Ursprung (s. § 49). Nach Vergleichung
der mittel- und hintenvocaligen Wurzeln sollte man erwarten, dass
ungefähr gleich viele Wurzeln mit ü und mit t anfangen, in Wahr-
heit ist aber dem nicht so. Wenn das Nordsemitische fast alle
Wurzeln mit anlautendem u in solche mit anlautendem i übergehn
Hess, so hat dagegen das Aethiopische, hierin dem Arabischen gleich,
nur noch in sehr wenigen Wurzeln das ursprüngliche i bewahrt,
und dann aus ganz besondern Gründen. Die Wurzel f J^O' wissen
behielt i zur Unterscheidung von (D^tii, das eine ganz andere
Bedeutung hat; in ^'üfl' Pflfl' ^(9*1)' wurde durch die lautliche
Natur des zweiten Radicals (Lippenlaut) der Uebergang von i in u
verhindert; p-JP's und fVJs sind uralte semitische Wörter. Alle
andern Wurzeln mit anlautendem i sind, wenn solche ursprüng-
lich vorhanden waren, teils durch Wurzeln mit anlautendem u,
teils durch mittel- und hintenvocalige, teils durch noch andere er-
setzt. Dagegen sind die Wurzeln mit anlautendem u sehr zahl-
reich ausgebildet. Beide Arten von Wurzeln halten sich aber durch
die ganze Bildung hindurch von einander getrennt, ohne je in
einander überzugehn. Eher findet, wenn auch selten, in der Bil-
8*
116 ^ §69. Mehrfacli scli wache Wurzeln.
dung ein Wechsel zwischen den Wurzeln mit vorderem und denen
mit mittlerem u statt; so sagt man 9^^^' Speichel^ wahrschein-
lich von (^^', nicht vom gewöhnlichen (D^^s gebildet § 116, und
(DÜfi' hat im Imperfect ^V"(l' § 93; umgekehrt steht <^-fl?i:
Eingang von (D'f\J\i für (ih- § 115. Dagegen zeigt die Ver-
gleichung der andern semitischen Sprachen, dass äthiopischen Wur-
zeln mit anlautendem u in andern Sprachen oft mittel- und hinten-
vocalige oder doppellautige entsprechen, oder dass diese Sprachen
noch stärkere Laute wie n und b dafür haben, z. B. fl^Ani' J^^j
flJ^f : |„üj Läj yp\ (D*^0' /*^^- Andere scheinen denominative
Neubildungen zu sein, wie fl^hi^* von f)^, (D^^' von 19.
ß) Die hintenvocaligen. Diejenigen Wurzeln, welche
etwa ursprünglich ein a als letzten Radical hatten, haben dies meist
in einen Hauchlaut verhärtet. Dagegen haben die ursprünglich
auf i und u schliessenden Wurzeln zwar eine sehr entschiedene
Neigung zu starker Aussprache d. i. zur Verhärtung ihres Vocals
in einen Halbvocal, viel mehr als die entsprechenden Wurzeln in
den verwandten Sprachen, doch lassen auch sie geeigneten Falls
noch oft genug die ursprüngliche vocalische Aussprache wieder
hervortreten; das Einzelne darüber s. § 51. Die auf i auslautenden
Wurzeln sind aber häufiger als die auf u. In der Bildung bleiben
diese Wurzeln (mit wenigen Ausnahmen in der Nominalbildung)
streng geschieden; nur selten sind in der Sprache für den gleichen
Sinn beiderlei Wurzelaussprachen entwickelt, wie ^rtps und ^rtCö')
ndOii und H^ps; sonst sind, wo aus einer Urwurzel beide Aus-
sprachen herausgebildet wurden, auch die Bedeutungen mehr oder
minder stark verschieden, z. B. Älfl^s gnädig sein und Alf- blühen^
äAcD: horchen und äAP" beten (eigentlich: neigen^ Ohr, Leib,
Knie), rfiAö*- wachen und rhAP' denken (vgl. ^^^)- Unter allen
schwachen Wurzelarten ist diese im Aethiopischen die beliebteste;
sie tritt sehr häufig für mittelvocalige und doppellautige der andern
Sprachen ein. Selten wechselt sie im Aethiopischen selbst mit
doppellautigen Wurzeln, wie tidd' und hd^* in etwas verschie-
denem Sinn. Indessen trägt diese ganze Wurzelart überwiegend
transitiven Sinn und wird daher zur Ableitung neuer Wurzeln aus
kurzen Nominalstämmen dienlich, um auszudrücken: das, was im
Nomen ausgesagt ist, machen, treiben, zu eigen haben u. s. f., z. B.
M(Di von A-fls, lÄfl^s von 7K'-', (n(\(Di von T'fl-".
§ 69 d) In einer und derselben Wurzel können mehrere schwache
Radicale zusammentrefi*en : solche Wurzeln nennt man mehrfach
schwache. Unter ihnen sind im Aethiopischen am zahlreichsten
§ 70. Uobergänoe der verschiedenen Wurzelarten in einander. 117
vertreten die, welche zugleich vorn- und hintenvocalig sind und
nur einen Consonanten in der Mitte haben: solche die vorn ^l,
hinten i haben, kommen nicht selten vor, z., B. Wf^^s, fl^'Ö^sJ
mit II vorn und hinten ist bis jetzt nur die eine Wurzel (D/i(D,
mit vorderem i und hinterem i oder ti keine einzige bekannt. In
der Biklung folgt jeder dieser beiden schwachen Laute seiner
sonstigen Art. Weniger zahlreich sind die zugleich mitten- und
hintenvocaligen Wurzehi ; sei es, dass sie wie doppellautige Wur-
zeln an zweiter und dritter Stelle den gleichen Laut haben {ü^^'
Off"' '?"ff O5 oder verschiedene, wie fl\ß>(Ds einerseits, ^flOf :
RcDf •' mö^f •' fi(D^s andererseits, immer muss in der Bildung der
zweite (vocalische) Laut sich zu einem Halbvocal verhärten (§ 50),
während der dritte nach der sonstigen Weise der hintenvocaligen
behandelt wird. Die noch übrigen möglichen Verbindungen, näm-
lich dass der erste und zweite Radical vocalisch sind, wie (D(D*0'
^(P^V', oder der erste vocalisch, der zweite und dritte aber identisch,
wie f flfl! fl^ÄRs Ö>hh"5 bieten für die Bildung nichts eigentüm-
liches dar, da sie nur in Stämmen und Ableitungen vorkommen,
in denen die vocalische Aussprache sich gar nicht oder nur den
sonst geltenden Gesetzen gemäss entwickeln kann.
Andere schwache Wurzeln gibt es nicht. Alle mit J an-
lautenden werden durchaus als starke Wurzeln behandelt. Sonst
hat nur die vielgebrauchte Wurzel 'flÜA' etwas eigentümliches, da
sie in einer Form ihr A am Ende schwinden lässt, § 58. Dagegen
haben die Wurzeln, welche einen Hauchlaut an erster, zweiter oder
dritter Stelle enthalten, in der Bildung ihre eigene Weise, sofern
sich die §§ 43 — 47 dargestellten Gesetze bei ihnen geltend machen.
Und wenn solche, Hauchlaute enthaltende, Wurzeln zugleich der
einen oder andern Art schwacher Wurzeln angehören, so entstehn
allerdings zum Teil sehr eigentümliche Bildungen.
Schon diese in der Sprache noch vorhandenen verschiedenen § 70
Arten schwacher Wurzeln geben mannigfache Aufschlüsse über das
Wesen der ältesten Wurzelbildung. Aber auch die Wurzeln, welche
im Aethiopischen zu starken ausgebildet sind, lassen unter Ver-
gleichung der entsprechenden Wurzeln der verwandten Sprachen
die Art ihrer Entstehung noch vielfach näher erkennen. Am meisten
trifft dies zu bei den einen Hauchlaut enthaltenden Wurzeln nach
§ 67 f. : Wurzeln mit Hauchlauten w^echseln in den verschiedenen
semitischen Sprachen sehr häufig mit vorn-, mitten- oder hinten-
vocaligen oder doppellautigen. So stellt sich z. B. OTA-" zu J^jI
118 §71. Mehrlautige Wurzeln.
und J.^^, im Aethiopischen selbst hängen Üß^h' und (D^j\t zu-
sammen. Von mittelhauchlautigen sind z. B. zusammenzustellen :
V^j (wie umgekehrt z. B. flf Ä-" U^*j)? l^dC-" »^^ (;-»^)j 9^Ö\l' y>'
Aethiopische Wurzeln mit einem Hauchlaut als letztem Radical
entsprechen oft hinten- oder mittelvocaligen anderer Sprachen, wie
ih^h' nm ^^, Vö-Ti«- m^ L^j, 'kTO- to^p, d.'lO'' J^; für
das umgekehrte Verhältnis vergleiche man z. B. 04*0^' ^DJ /^
(3^' WhP' /«^^« Die Wurzelbildung durch vortretendes ^ vor eine
Urwurzel ist im Aethiopischen wenig lebendig; fast alle äthiopischen
Wurzeln mit anlautendem i sind in den andern Sprachen ebenso
ausgebildet^; dagegen zeigen manche in den verwandten Sprachen
mit n gebildete im Aethiopischen eine andere Bildung {Yg\. z. B.
4>p#w: Dp2 jVÄJ). Manchmal hat das Aethiopische dafür <^, z. B.
in C^ilth' /^^J und ^^f, 0^01(0: Lki III Uiä IV. Auch er-
scheint in eigentümlich äthiopischen Wurzeln V als dritter Radical
neu hinzugetreten zu sein, z. B. <^m^' l^p tX^? 0*fei' O^**^ p1^
(nicht j^Ä^ "I^d). Manche dreiradicaligen Wurzeln sind eigent-
lich verkürzte Causativstämme aus schwachen Wurzeln, gebildet
durch vorgesetztes ^5 das sich dann unter dem Einfluss des fol-
genden Radicals auch zu 0 verhärten kann, z. B. Kni4*s von
ijjLo, Mfo'f*: oa.a5 ^^f (in der Bedeutung: Jcrümmen, beugen)^
hnn- n^t ^? v^), 0^^' Dip ,*u, (i*fe^: ^u V. VII, (i^<{.!
nonn U^, oder durch vorgesetztes rt (§ 73) rtlf^-" von nn.t, fi^Ol'
^l^B^ fid*^' D"'i9, oder durch nachgesetztes "f*, wie noch häufiger
in den vierlautigen Wurzeln § 73, Äfli*-" und Äflf = (Hen. 89, 6)
schwimmen, üdi'l'' Vollmacht haben von [\(0*th'j Ol't' ^Lr ^JLä,
hf^'i'' aufdecken aus HDD decken, Ueber dreiradicalige Wurzeln,
die aus mehrlautigen verkürzt sind, s. unten, S. 120.
§71 2. Neben den dreiradicaligen hat sich im Aethiopischen eine
grosse Menge von mehrlautigen Wurzeln ausgebildet, die
^ Gegen Prätorius, Beitr.z. Assyr., I, S. 36 f., der äthiopische Wurzeln
mit anlautendem (O mit Wurzeln primae nun der verwandten Sprachen
zusammenstellen will (cDÄ'rh ' = j^-*^ J j hiO'J^'h' = ^^^^ N*Ü*3,
§71. Mehrlautige Wurzeln. HO
spracbgescliiclitlich sehr verschieden zu beurteilen sind. Ihrem Ur-
sprünge nach unterscheiden wir drei Hauptarten.
a) Viele mehrlautige Wurzeln entstehn durch Wiederholung
einzelner lladicale oder der ganzen Wurzel nach einem
gemeinsemitischen Bildungsmittel, das sich durch die ganze Wort-
bildung hindurch noch sehr lebendig zeigt, § 74 ff. Man könnte
desshalb alle hierher gehörigen Wurzeln auch erst bei der Stamm-
bildung besprechen, und wenigstens diejenigen durch stärkere Wieder-
holung der Kadicale entstandenen Gebilde, deren einfachere Wurzel-
form in der Sprache noch erhalten ist, werden wir am besten auch
dorthin ziehn. Aber die meisten dieser stärkeren Gebilde kommen
in ihrer einfacheren Gestalt gar nicht mehr vor, sondern haben
nur diese längere Bildung, und umgekehrt lassen die gewöhnlichen
dreiradicaligen Wurzeln Starambildungen durch solche stärkere
Wiederholung der Wurzellaute gar nicht oder doch nur höchst
selten (meist in Nominalstämmen) zu. Darum scheint es geratener,
nach dem Vorgange der arabischen Grammatiker solche längere
Bildungen zu den mehrlautigen Wurzeln zu ziehn.
a) Eine grosse Anzahl dieser Gebilde entstand aus noch un-
entwickelten zweilautigen oder aus schwachen dreilautigen Wurzeln
durch Wiederholung der ganzen Wurzel oder ihrer beiden
Hauptlaute. Sehr malerisch wird dadurch die innere Bewegung
oder Wiederholung des -Begriffs ausgedrückt, und diese Wurzelform
erscheint darum besonders bei solchen Begriffen, in welchen es auf
Bewegung, Mischung, Gewohnheit, Wiederholung, Sonderung, All-
mähligkeit des Werdens oder Stetigkeit der Dauer, Doppelheit,
Mannigfaltigkeit oder üebermass der Teile oder Acte ankommt;
demnach für die Begriffe des Wankens und Schwankens, Zitterns
und Rollens, Hin- und Hergehens {^thtlth- 4'^^h'' ^ihlnh'
'iMii' i^'i-i-'i' (D^(Dh: eie^i' ak-aä^; yi-ch«^: ^AliA--
iCld'] fi(0*ti(D i) , der zitternden schimmernden Bewegung des
Lichtes (Afl>-Afl^- nftflA.- ^'^(O-'Tr: Hen. 108, 13. 14), des durch
wiederholte Töne hervorgebrachten Geräusches ((Ith'üih' l^Cl^d.'
vergl. auch blr^f ' § 58), des Tröpfeins, Quellens, Sprudeins,
Sprengens {'i^hd.' mAmA-' d^^d^ü' ^ÖliO' 'l^'liP'\ des Klo-
pfens, Peitschens, Schiagens (>Ä*7"Ä-- m-nnifl = ä'JäAOj des
Streicheins, Schabens {a^')\aD\[i Itllfi'), des Trennens, Leerens,
Zerbröckeins, Zerstreuens (Aj&Af -• (\Cf[/L' +T4»m -• 4*K'4»Ä •"
d,Cd,d ' HCHd 0 5 des Wachsens, des Uebermasses, des Nährens
und umgekehrt des Abzehrens, Verfaulens (Al'^A^''* ' d.^d,R. '
H'hll'h' flß>fi^' f^l^V 'fe'>'feV= n ^-n''!«.-)' <3es Hemmens, Zu-
120 ^ § 71. Mehrlautige Wurzeln.
rückhaltens (PVIÜi hAhA-' neben h^h- 4'J&4»f 0^ Zubereitens
(.^TtiTti'Jj auch für seelisch-leibliche Zustände und Gewohnheiten
(wie Iß»!?' sündigen, ^'VCÜ' zart, sanft sein)' Ausser den hier
aufgezählten gibt es noch eine Reihe anderer nur in Nominal-
stämmen erhaltener Doppel wurzeln, worüber § 112 handelt. Sehr
vielen dieser Wurzeln entsprechen auch im Arabischen ähnliche
Doppel wurzeln, anderen stehn in den übrigen semitischen Sprachen
schwache Wurzeln gegenüber, z. B. <w>l|#7Djf: ^^xi und J^y ^V
Cü" :in, i^VÄ- f]ij, Ä^Ä<<." f)i2^, 1/z.if -' nip ^ys- u. s. f.
Indessen hat das Aethiopische manche ursprüngliche Doppel-
wurzel durch Verkürzung auf das Mass der Dreilautigkeit zurück-
geführt, und es entstanden so mehrere ganz eigentümlich gebildete
dreiradicalige Wurzeln. Namentlich wurde durch Assimilation des
zweiten Radicals einer Doppelwurzel mit dem dritten eine Anzahl
von dreiradicaligen Wurzeln hervorgebracht, deren erster und zweiter
Laut identisch sind : der zweite ist aber immer verdoppelt, sodass
solche Wurzeln äusserlich einem Steigerungsstamme gleichen. Dies
sind: IP/^O-" (aus WÖ^O'i ntT^ und yti^"») unersättlich sein, rtrtA'
(StK Jl)) sich entfernen, 4*4»? ' geizig sein (neben 4'J&4*P05 ^"^9^0'
zaghaft sein, ÄR4*' accidit (von fllft4»! fallen), 03(0*0' ein Ge-
schrei erheben {^^ ^^^^)' T^^" ängstlich sein, l^'t'h' eilig, eifrig
sein v^^^ ^0* ^^f ^^r gleichen Wurzelbildung beruhen auch
Nominalstämme wie hoVf'^s, M'i': Äfth" u. a. Seltener wurden
ursprüngliche Doppelwurzeln durch Umstellung und Zusammen-
ziehung einzelner Laute (wie iiOti' = MOti' = dAOAv lAl' ==
lAAl* = 'IA7A') oder durch Abwerfung des letzten Lautes (wie
hiih' = hAhA'j Afl>*A = yy) zu dreiradicaligen verkürzt.
ß) Manche mehrlautige Wurzeln sind aus schon ausgebildeten
dreiradicaligen Wurzeln durch Wiederholung des letzten oder
der zwei letzten Radicale entwickelt. Beiderlei Bildungs weisen
sind auch zur Ableitung von Steigerungsstämmen aus noch erhal-
tenen dreiradicaligen Wurzeln angewandt, vgl. unten § 77. Hier
soll nur von denjenigen Wurzeln gesprochen werden, die lediglich
in dieser mehrlautigen Gestalt vorkommen. Durch Wiederholung
der zwei letzten Laute ist gebildet RA4'A4* ' erschüttert werden
(wahrscheinlich denominativ), /^^ÄAÄA' zucken und 0(O*^(D'
heulen, aus (ICDJ&CDp: (^^ä)^ abgekürzt. Häufiger als diese fünf-
1 ScUiesslich geht aber diese Wurzel auf (Dßgi ivehe § Gl zurück,
und Q aus }% ist causativ.
§72. Mehrlautige Wurzeln. 121
sind vierradicalige Wurzeln, die aus dreiradicaligen durch Wieder-
holung- des letzten Radicals gebildet sind; und wie die stärkere
WiederhüluniT der glänzen Wurzel ist auch diese schwächere des
letzten Radicals hauptsächlich bei solchen Begriffen angewandt,
in welchen es auf die AUmähligkeit, Dauer, Fortsetzung, Stetig-
keit der einzelnen Acte oder die Heftigkeit und Gänzlichkeit der
Handlung ankommt, oder welche eine anhaftende Beschaffenheit
ausdrücken. Hieher gehören hfl>"AA'' schwindeln (S^n), rri'flAAs
wickeln ('^'^to), li(D''(\\(ti' in Gemütsverwirriing, Schrecken geraten
(icLw vergl. rtmf 0? flÖ^^'" erschrecken (^n| oder y^i)^ rh74'4'-'
ängstlich sein (pDn pDX), i^rlhnO ^ schimmeln (v-^-*^ ^^^ rtfflO?
iLCUH' aufbrechen (von der Knospe), d^Cll' heilen (von der Wunde,
eigentlich aufbrechen ir-y^)-. nifl>*AA' schlaff sein, hängen, HÜAA^
Vossen treiben, r[rfl4"l'' sich beschmutzen, ^l)M{' sanft, gnädig
mit einem, umgehn (d^^), flÜii' sich entsiehn, entgehn, ^T*illi'
vertilgen, zerstören (^^fwoJ>), J^C-^Ä"" hartnäckig von d.y^^Cftft^;
ausserdem die Wurzeln verschiedener mehrlautiger Nominalstämrae,
s. § 112. Besonders merkwürdig sind die Wurzeln A'^rtA* leise
murmeln (ArhA^ ^vh) und h^rtrt- etivas ernst sein (von ^y^),
weil sie von dem Nomen, von dem sie stammen, noch den langen
Vocal bewahrt haben.
b) Während aber diese ganze erste Classe von mehrlautigen § 72
Wurzeln auf einem ursprünglichen und allgemeinen Bildungstrieb
der semitischen Sprachen beruht, und das Aethiopische nur etwa
darin etwas Eigentümliches hat, dass es meist neben solchen län-
geren Bildungen die dreilautige nicht mehr erhalten oder gar
nie entwickelt hat, so ist dagegen das Vorkommen oder Ueber-
handnehmen der zweiten Classe schon ein Zeichen sinkender Sprach-
bildung. Zu dieser zweiten Classe rechnen wir diejenigen mehr-
lautigen Wurzeln, welche durch Eindringen eines festeren
Lautes nach dem ersten Radical entstanden sind. Weniger
auffallend ist das Eindringen der Mischvocale e oder ö, was als
eine Abart der Bildung des dritten Verbalstammes (§ 78) anzusehn
ist; es ist im Aethiopischen äusserst selten^. Ebenfalls sehr selten
kommt es vor, dass ein Hauch nach dem ersten Radical eindringt,
wie in {K)^h\W^' übersehn, vergessen (nti^J cs"^^)- Sehr häufig
1 Häufiger im Syrischen: Hoffmann, Syr. Gr. S. 186.
122 ^ § 73. Mehrlautige Wurzeln.
dringt ein flüssiger Laut ein, teils um der Wurzel mehr Lautfülle
zu geben, § 58, teils um die durch die Bildung geforderte Ver-
dopplung des zweiten Radicals zu ersetzen, § 56 a. E. Insofern
könnten die meisten dieser Gebilde auch erst in der Lehre von
der Wortbildung besprochen werden, aber der äusseren Uebersicht-
lichkeit wegen scheint es besser, sie hier zusammenzustellen. Meist
erweitert der Nasal V eins dreilautige Wurzel zu einer vier-
lautigen. Am häufigsten findet sich dieses Ir vor Lippenstumm-
lauten (vgl. König, S. 99): iiia^' n|;t^ ^Ir^M- niep, O'^M'
Löwe ((j^A-*^ von (j^->e^), *7'3'4-A= Ziegel (S-^^ fiTrü.^' n^Str»
/h^flAs Kameelsattel hxlfiW:^" Nabel, hxl-nC'üd»' Krätze (§ 57),
h'JflAs Haarflechtenspange (<J<"^05 Md^O Lipjje, rh'Jfl'fl' Beere,
r/i'Ji^rtl' Jcratzen, TJÄA" das unterste su oherst kehren; sodann
auch häufig vor den stummen Kehl-Gaumenlauten: di'illl' Brauen-
haare, Ä''J*7A! Jungfrau, dx'iXxtl' lahm sein, (\\lf^^' genau sein^
tt'i^O ' schwatzen^ WY!**!" ' spotten, f^lf^iD : taub, schwerhörig
sein (w?); Olr*lO' auf die Seite liegen (wovon 9^fylrPÖ' neben
9^bPÖ')\ etwas seltener vor Hauchlauten, Zischlauten und 'f's dV''
KlAx^i Ganzopfer (2-^ ^^), Ü'iM' vcn rt^A-", 'kTrHlti'' Locle
(xÄ^jj), a^Olfh'a' Wahrsager {'2'^n), d.'}^^' eine Krankheit,
<^'>HH! schelten (iix» J^/o), -lilXÄs Körner ausMauben, ^'i^'B'
nagender Hunger (ll^ij)? 4*'}mfl' durchbohren (HDp), wahrschein-
lich auch in h'i'f'ii ' ungeduldig sein. Vor rtl ist dieser Nasal
einmal in <^^ übergegangen *^9^T0' den Aclcer wohlbestellen', in
^C'iÖ't' Krätze {r\)Tl'^) ist er hinter das flüssige r geschlüpft.
Statt n findet sich, aber nur in wenigen W^örtern, r"^: <^Crtrt •
tasten (Wü) , rhCH^ ' sich im Kot wälzen (tXx)^Ä>) , d^CO^ '
springen (^^^i ti^pH^)? thCl^' Krokodil. Manche der hier auf-
gezählten Wörter und Wurzeln zeigen auch im Syrischen oder
Arabischen eine ähnliche Gestalt^.
§ 73 c) Die letzte überaus zahlreiche Classe von vierlautigen
Wurzeln ist aus dreiradicaligen Wurzeln und Wörtern
^ S. auch Hoffmann, Syr. Gr. S, 186.
2 Vergl. Ewald, Gr. Ar. § 191; Hoffmann a. a. 0.
3 Die Entstehung dei Wurzeln O^fllf: O'iUd' Öl^'^d^' 'MdJA'
ist mir bis jetzt noch unklar oder zweifelhaft; doch s. S. 123 Anm. I.
§ 73. Mohrlaiitige "Wurzeln. 123
durch äussere Vor- oder Nachsefczung von Bildungslauten
abgeleitet, und zwar in sehr mannigfaltiger Weise. Einige sind
ursprünglich nur wie abgeleitete Verbalstämme aus der drei-
radicaligen Wurzel gebildet, aber mit der Zeit aus ver6chiedenen
Gründen als Ableitungen unkenntlich geworden und in der Sprache
als selbständige Wurzeln behandelt worden. Ein vorgesetztes rt,
voller hil, das einst zu Bildung von Causativstämmen gebraucht
wurde (§ 79), ist, wie in einigen dreilautigen Wurzeln, § 70 a. E.,
so auch in einigen mehrlautigen noch deutlich zu erkennen, teils
in Nominalstämmen wie fldl^' Wagen (^jH, bplT)), flld'h' Lunge
{^^), ild^^f' Hammer (inE)), o^h\\d,9^' ein Monatsname (TFm-
ters- oder Jahres- Anfang)^ teils in Verbalwurzeln tiClOi' schmücken
(vgl. einige mit rag und raq anfangende Wurzeln der andern
semitischen Sprachen), rt'J4'fl^' Cither spielen und einige andere,
s. § 85 a. E.; in Äi^AT' triefäugig und Ä'fl^4'' Helle verbreiten
ist A sogar zu Ä verdumpft^. Ein ursprüngliches '[*, zur Reflexiv-
bildung dienend, ist zu ft erweicht und darum unkenntlich ge-
worden in M'üf' HeuschrecJcen (^n1,^), S^CI^' und f.C1^'
Lappen (jIjdo? '^^), Ä^hf = und RChTs Purpur (]Opt< ^^y^^)
und Äh'^<^ ' verivaist sein (DD"' >c^ [*.aj). Durch vorgesetztes
reflexives 'f^'J (§ 87) ist die Wurzel •i''3'flA- den Sprecher für Je-
mand machen (von -flüAO und das Wort 'l''i\\'i'9^' Brücke (Ueber-
deckung des Flusses, Dn^) gebildet.
Eine Reihe anderer mehrlautiger Wurzeln wurde aus drei-
radicaligen Wurzeln oder vielmehr Wörtern durch ein hinten an-
tretendes e ö, i ?^, gebildet, womit auch dreiradicalige hintenvocalige
Wurzeln von Nominalstämmen abgeleitet werden, § 68 a. E. Dieser
hinten antretende vocalische Bildungszusatz muss, wo er neu antrat
und nicht schon im Nominalstamm begründet war, ursprünglich
die Kraft gehabt haben, Transitiva und Causativa zu bilden, und
dient daher dazu, um neue Wurzeln mit der Bedeutung „das
machen oder treiben, was in der Grundwurzel oder in dem Grund-
wort ausgesagt ist", abzuleiten. Diese Bildung ist im Aethiopischen
1 Aehnlich wäre ein Y\ des Causativstamms zu Q verhärtet (s. § 70)
in d'^^flff* ^^id O'^H^'j wenn diese wirklich, wie ich vermute, zu OyJ und
n3ü ("l^r) gehören, und zu '^j in 'Tf'^^J.J^s, wenn dies mit y^^ zusammen-
gestellt werden darf. Auch das *[• in »f"flrh' inischen (flüssige Dinge) ist
wahrscheinlich causativ, s. Hoffmann S. 187; Ewald, Hehr. Spr. § 122, a.
124 ^ § 73. Mehrlautige Wurzeln.
äusserst beliebt geworden (noch mehr als im Syrischen)^. Hierher
gehören: th'ÜM ' durch List an sich bringen (/h'flAOj ÜCh?'
verläumden (ijn) und ^i))^ ÄCHf • schiessen^ ICO^' in die Kehle
stechen^ schlachten, l^'iM' sögern (T^'JÄ'Oj Äl^lif ' weihen, ver-
trocknen, hC(D^s vertieren (doch auch K^löö:), ^Uf f •', von ^^K"
*i't'7 und ^rhff ' von Unkraut reinigen, vielleicht auch fiYl'l'?'
und UPM'' Noch häufiger sind die mit (D gebildeten: A'JJiflJs
(tlTrh'), (D^-tO): (fllA;^.•), WCttOis {a)d>H'), f^'i^O): (§ 72),
^;h'^flJ■ (n;h'fcl'0. ^/hAfli- (T^rThA-ThO. j^Arhoi: (Ä-Arh.^0,
'Ik^CD- ('i4.1-')^ ih^O): (VU^), H.iai: (zu ]y^<), ^^(D' (Sm J^3),
9^aD(Oi, n.Hfl»«" ()b ^WX ^Öf^(D' {andächtig sein ^Lo), HdÄß»-',
Ä'JÄfl'*^. In vielen Fällen ist die Aussprache aja resp. awa schon
durch die Endung des zu Grunde liegenden Wortes nahe gelegt;
vgl. z. B. ICO?' von T-C^i, ^!h^(0'' von T^/h/V^-s. Seltener
dient zu gleichem Zwecke (statt e ö) ein Hauch, wie c^Q^Ü'
Steine werfen (von <^C*7 ')) Äj&Ahs von hß'ih'j mfl>-A(l =
(VlD JUo).
Während in der soeben behandelten Reihe äthiopische Nach-
sprösslinge eines ursprünglichen semitischen Bildungstriebes zu sehn
sind, der auch bei Ausbildung der dreiradicaligen Wurzeln einst
sehr mächtig wirkte, beruht dagegen die jetzt noch zu besprechende
dritte Reihe auf einer Afterbildung der späteren Sprachperiode.
Es ist nämlich im Aethiopischen mit der Zeit sehr gewöhnlich
geworden, von Nominalstämmen, die durch conson antische Bildungs-
zusätze gebildet sind, unter Beibehaltung dieser Bildungszusätze
neue Verbalwurzeln abzuleiten, welche dann notwendig mehrlautig
werden mussten. Diese Neubildung ist im Aethiopischen verhältnis-
mässig noch häufiger als im Arabischen^. Am häufigsten sind diese
Wurzeln von Nominalstämmen mit vorgesetztem <^ gebildet, wie ^^Tl
fl^s in Trümmern liegen, "lÜÜX* erheuten; unter etlichen 30
solcher Bildungen* sind besonders folgende von vornvocaligen ein-
facheren Wurzeln gebildete zu bemerken : "^ilh' verderben (intr.)
1 Hoffmann S. 186 und Ewald, Hebr. Spr. § 125, b.
^ In dem Vorhandensein mehrerer derartiger Wurzeln will Prätorius,
Beitr. z, Ass., I, S. 31 ff. den Beweis finden, „dass auch das Aethiopische
einst gleich dem Hebräischen und Arabischen bei Wurzeln med. gemin. den
Antritt der consonantisch anlautenden Flexionsendungen mittelst ö oder au
gekannt hat".
3 Ewald, Gr. Ar. § 191.
* Ich zähle diese hier nicht auf, da sie im Wörterbuch meist unter
dem Buchstaben OD leicht zu finden sind.
§ 74. Die Wortbildung. 125
von (j-^l ^-^; ]^^l^ ^^^ih' gefangennehmen von ^i^ ^S^ n^^
V*'Trh •■ verschleiern. Seltener werden consonantische Bildungs-
nachsätze der Nominalstämme beibehalten, nämlich !r in {K)i^
Ami-" von /*'A^']7-' (vgl. ^iaiA*AJ') und vielleicht in R,1j5 ver-
folgen, öfter i* wie r/i'fl^'l'-' glätten, {'V)oo^- t\x'\* i Scheingestalt
annehmen (Vita Ad.), ÄA^^'h-", a^^iD-i^z, Xiil-f"-, PÜd-J^' und
(Äj'^ft^'f's gründen (von ^WJ^^-lf-:, von der Vrt^^!, sodass f^
und "i* Bildungslaute sind). Und einigemale scheint dieses •j" vom
Ende sogar in die ürwurzel selbst eingedrungen zu sein, wie in
r/iC'h^^s im Elend sein (von fhd^"^') vgl. ^^>^^^), l^'th' von
Grund aus zerstören C^^ )j vielleicht auch in hofti"^'^.
Durch die gleiche Kraft der Neubildung werden von Fremd-
wörtern Verba abgeleitet, wie '^'Jhort' von juovaxog, <w>'}iJ: von
^t^XavY], dn^/ld*' von cpdooocpog u. s. f.
Zu den verschiedenen bisher beschriebenen Arten mehrlautiger
Wurzeln kommen noch einzelne andere unklarer oder seltener Bil-
dung, z. B. HAlrts; namentlich zu Nominalstäramen ausgebildete,
s. unten § 112. Aus Allem ergibt sich, dass im Aethiopischen
die mehrlautigen Wurzeln überaus stark vertreten sind; nach un-
gefährer Schätzung betragen sie den sechsten oder siebenten Teil
aller Wurzeln der Sprache.
B. Die Wortbildung.
Mit Ausnahme der laterjections- Wurzeln und einiger Pro- § 74
nominal- Wurzeln, die in ihrer nächsten unmittelbaren Gestalt die
Geltung selbständiger Wörtchen gewonnen haben , müssen alle
Wurzeln erst eine oder mehrere Stufen der Umbildung durchlaufen,
ehe sie als Wörter der lebendigen Sprache brauchbar werden. Je
nach den verschiedenen Bestimmtheiten und Denkverhältnissen,
unter welchen der menschliche Geist einen Begriff denken kann,
niuss auch die Wurzel verschiedene Formen annehmen, um der
entsprechende Ausdruck des gedachten Begriffs zu werden. Von
^ Als secundäre Verkürzungen von mehrradicaligen Wurzeln sind
zu betrachten VflA: Flamme von K'^nAHA- (Wurzel 'yrh AWfl«) und
^Vl-As wankend von ^i'J^AA' (Wurzel JflA'")'
126 ^ § 74. Die Wortbildung.
der Ausprägung der allgemeineren Bestimmungen wird fortge-
schritten zu den besonderen, und so fort, bis auch die feinsten
Unterschiede, deren ein Begriff fähig ist, ihren sprachlichen Aus-
druck gefunden haben. Die Bildungsmittel, die dafür in den semi-
tischen Sprachen, also auch im Aethiopischen zur Verwendung
kommen, sind dreierlei. 1. Kleinere, ursprünglich selbständige
Wörtchen meist pronominalen Ursprungs treten an die Wurzel oder
den Stamm an, um durch ihre Bedeutung seinen Begriff näher zu
bestimmen, und dabei zeigt die Sprache ein entschiedenes Streben,
diese äusseren Ansätze so innig als möglich mit der Wurzel oder
dem Stamme zu verknüpfen und damit verwachsen zu lassen. In
einzelnen Fällen dringen solche ursprünglich äussere Ansätze sogar
in die Wurzel oder den Stamm selbst ein. 2. Diesem Mittel gegenüber
steht ein anderes, nämlich die Wurzel aus sich selbst heraus weiter
zu entwickeln, indem einer oder mehrere Radicale verdoppelt werden.
Doch ist dieses Mittel, das in der Wurzelbildung sehr wichtig ge-
worden ist (§§ 67. 71), in der Wortbildung von beschränkterer An-
wendung; es erstreckt sich lediglich auf die Stammbildung der Verba
und Nomina. Doch werden auch in den weiteren Bildungsstufen ana-
loger Weise zwar nicht die Radicale, aber einzelne Bildungsvocale ge-
dehnt und verbreitert, um eine neue Bestimmung des Begriffs aus-
zudrücken. 3. Das dem Semitischen geläufigste und zugleich feinste
und geistigste Mittel ist der innere Vocalwechsel. Schon die Gestalt
der semitischen Wurzeln (§ 66) gibt Zeugnis von der durchgreifenden
Herrschaft dieses Bildungsmittels. Alle Vocale sind mit Ausnahme
der an gewissen schwachen Wurzeln von Natur haftenden beweg-
lich und dienen nach ihrer Art, Länge und Kürze, Zahl, Stellung
und Verhältnis zu einander für die Zwecke der Bildung und die
Bestimmung der Bedeutung. — Zur Hervorbringung der meisten
wirklichen Wörter aber haben zwei von diesen Bildungsmitteln
oder alle drei zusammengewirkt.
Die allgemeinste und nächste Unterscheidung der Wurzel-
begriffe ist der Gegensatz des Verbum und Nomen (Thatwort
und Nennwort). Alle Wörter der Sprache stehn auf der einen
oder andern Seite dieses Gegensatzes; die Begriffswurzeln sind meist
nach beiden Seiten hin ausgebildet, die Pronominal wurzeln nur
nach der Seite der Nomina. Zu den Nomina im weitesten Sinn
gehören ihrem Ursprung nach auch viele Partikeln und Präpo-
sitionen, die nur, um ihres häufigen Gebrauchs willen, hie und da
stark verstümmelt sind. Da aber grade im Aethiopischen unter
den Partikeln und Präpositionen sich die Mehrzahl (pronominalen
§ 76. Die Stammbildung der Verba. 127
Ursprungs) noch nicht zu eigentlichen Nomina ausgebildet hat.
und eigentümliche Bildungen und Bildungsgesetze aufweist, so wird
von diesen besonders zu handeln sein. Wir unterscheiden deshalb
1. Verba, 2. Nomina, 3. Partikeln.
ER8TE ABTEILUNG.
Die Verbalbildung.
Die Bildungsstufen, die das Verbum durchlaufen muss, sind
drei: 1. die Stammbildung, 2. Tempus- und Modusbildung, 3. die
Bildung der Personen, Genera und Numeri.
I. Die Stammbildung der Verba.
Die Wurzel wird durch eine bestimmte Vocalaussprache zum § 75
Verbum, durch eine andere zum Nomen gestaltet; tM z. B. ist in
der Aussprache 't'hA' Verbum, in der Aussprache •f'hAs Nomen ^.
Der Unterschied zwischen Verba und Nomina, die unmittelbar aus
der Wurzel hervorojeofanofen sind, besteht also zmiächst nur in der
Vocalaussprache. Genaueres hierüber kann erst bei der Beschrei-
bung der einzelnen Gebilde selbst gegeben werden, da die Vocali-
sation bei verschiedenen Bildungen verschieden ist: im Allgemeinen
lässt sich bemerken, dass das Verbum kürzere und beweglichere
Vocale hat als das Nomen. Wie aber aus einer Wurzel nicht
etwa nur ein einziges Nomen, sondern eine Fülle von solchen ent-
springen kann, so entspringt aus derselben auch eine Reihe von
Verben, deren jedes den Grundbegriff in einer neuen Bestimmtheit
ausprägt. Wir nennen nach dem Vorgang Anderer diese aus der
Wurzel mittelbar oder unmittelbar abgeleiteten Verba Verbal-
stämme. Im Aethiopischen giebt es deren zwölf oder, wenn man
einige nur bei vierradicaligen Wurzeln gebräuchliche Stämme mit-
rechnet, 13 — 14 verschiedene Stämme, die von einer Wurzel ge-
bildet werden können. Unter diesen Verbalstämmen traten einst
alle diejenigen, deren Bedeutung es nicht von vornherein unmög-
lich machte, vermittelst inneren Vocalwechsels in den Gegensatz
der activen und passiven Aussprache ein, wozu im ersten oder ein-
fachen Stamm noch die Unterscheidung einer halbpassiven oder
^ Ueber die Frage der Priorität in Bezug auf Nomen und Verbum
s. zuletzt A. Müller, ZDMG XLV, S. 237 f.
128 §76. Die Stammbild. der dreirad. Wurzeln. Die Grundstämme.
intransitiven Aussprache kam. Aber von dieser Passivbildung durch
inneren Yocalwechsel, wie sie das Hebräische und am folgerich-
tigsten durchgeführt das Arabische zeigt, hat das Aethiopische
kaum noch einige Spuren (im Participium) bewahrt, und nur die
halbpassive Aussprache wird auch im Aethiopischen im ersten Stamm
(und zum Teil im Refl. des einfachen St.) noch regelmässig unter-
schieden. Die eigentliche Passivbildung aber ist durch ein anderes
Mittel, die Reflexivbildung ersetzt, wie im Aramäischen. Aus diesem
Grunde werden wir auch die Lehre vom Unterschied des Activs
und Passivs mit der Darstellung der Stammbildung verbinden. Die
Stammbildung selbst gestaltet sich verschieden bei den drei- und
mehrlautigen Wurzeln, die getrennt zu behandeln sind.
1. Die Stammbildung der dreiradicaligen Wurzeln.
Gemäss einer Uebersicht der Stämme und ihres Verhältnisses
zu einander:
I. II. IIL IV.
ri 1 j." n L' i. x> £^ • i. C ausati vref le-
Grundstamme. Causativst. Keilexivst. • ...
xivstamme.
1. einfacher St.
2. Steigerungs-St. <{.Ä^" 2. hd^T^au- 2. -f-dJAO^' 2. htli-^^fi'
3. Einwirkungs-St. ({^M' 3. h^^^i' 3. 1'h<(.As 3. Äftl-h^A-
werden wir fortan die einzelnen Stämme durch I, 1. II, 1. II, 2 u.s. f.
bezeichnen.
I. Die Grundstämme.
§70 1. Im ersten oder einfachen Stamm, der unmittelbar aus
der Wurzel hervorgeht, unterscheidet sich das Verbum vom Nomen
der entsprechenden Bildung dadurch, dass der Hauptvocal auf den
zweiten Radical folgt. Dieser Vocal ist, wenn das Verbum active
Bedeutung hat, a\ er war späterhin, schwerlich aber ursprünglich
betont^. Der erste Wurzellaut, eigentlich vocallos, nimmt, wenn
für sich eine Silbe bildend, zu seiner Aussprache den nächsten
Vocal, also ebenfalls a (§ 60) zu Hülfe. Auch der letzte Wurzel-
1 Vgl. das Arabisclie, Amharische und Tigrina (Schreiber § 83). Auch
König bemerkt S. 161 richtig, dass die Betonung der zweiten Silbe nicht
ursprünglicb. war. Späterhin scheint allerdings wenigstens ä nach dem
zweiten Radical betont worden zu sein; s. Ludolf, Gramm. I, 7 und Trumpf,
S. 525, der jedoch selbst zugeben muss, dass genau genommen nähära, ägbara,
häräka zu accentuiren wäre, da „die Stimme die erste Silbe mit einem ge-
wissen Nachdruck hebt".
i? 70. Die (iiiindstilmme. 129
laut wird in der dritten Person Sing. Perf. immer mit a gesprochen
(wie im Arabischen), selbst bei allen Wurzeln III. infirmae (vgl.
unten § 91). Also lautet dieser Stamm in der activen Aussprache
V7^-" nagära, er hat geredet. Von dem activen Verbum des ersten
Stammes unterscheidet aber das Aethiopische, wie die andern se-
mitischen Sprachen, das intransitive oder halbpassive, welches nicht
eine rein thätige, sondern eine zuständliche und leidende Handlung
ausdrückt, durch eine andere Vocalaussprache: an Stelle des a nach
dem zweiten Radical im activen Verbum hat das intransitive Verbum
e ^, wie in l'(\^: er ivar thätig, und dieser Vocal schwand endlich
ganz, sodass man statt gahera gähra sprach (§ 37, vgl. König, S. 81).
So fällt die intransitive Aussprache des starken Verbums mit der
transitiven der hintenhauchlautigen Verba wie hAJi? nach § 92
äusserlich ganz zusammen. Diese Unterscheidung der intransitiven
Verba durch die Aussprache ist im Aethiopischen ganz lebendig
geblieben ; alle Verba, welche Eigenschaften, leibliche oder geistige
Bestimmtheiten, Leidenschaften, unfreie Thätigkeiten bezeichnen,
wie CrUin-' loeit sein, O'flf • gross sein, fth^w: nmde sein, Ä*7fl'
satt sein, ÄÄ*'!'' gerecht sein, h^^iP' König sein, herrschen, C^O«
hungern, CM' sehn, d(0*^ ' sich satt trinken, di^^^' leiden
(^= rhi^^^O? iWY'ti' SU Grunde gehn, oder auch solche, die re-
flexiven Sinn haben, wie Mili' sich anhleiden, ja vereinzelt selbst
solche, welche eine reine Thätigkeit ausdrücken, mit der Anstrengung,
Mühe verbunden ist, wie A7^^^' Bügeln, ti'i*^' verhauen, fl4*^Ä5
Kohlen zusammenscharren, werden mit e gesprochen. Die meisten
sind nicht im strengen Sinn intransitiv, sondern eher dem griechi-
schen Medium vergleichbar, da sie Objecte haben können. Viele
kommen in beiderlei Aussprachen vor, wie f^htV' und tiofif^:
gleichen, "^C?' und "Ir^f •' Gefallen haben und erwählen, 7'*^' und
1**??' fliehen, rthfls und Ül\(\- liegen und sich legen'^.
Intransitive Verba des einfachen Stammes können dann ge-
radezu auch für das Passivum ihrer Causativa stehn, wenigstens
da, wo die wirkende Ursache nicht angegeben wdrd, z. B. (D*ö^'
ivETiQrjo^i] Jos. 6, 24; ^'U- sie wurden getödet Jos. 8, 25; 'TiÄ^s
(in transitiver Aussprache) kurs tverden, auch: verhürzt tvcrdcn
Matth. 24, 22; lHh' äno>iaxeoxddr] Matth. 12, 13.
1 Statt ü und i (ö, e) der andern Sprachen nach §§ 17. 19.
2 Ebenso wQ^i -Y-fl^: 0,^^t (D^^^^i ^^''^' 'ICd.'- '\'i\0
h-n^: ocn- ocd.' ^.cf- rhid.- r:u\\' ruA*- tiii^m- hh^'
L)illmaiui, Aetbiop. Spraclie, 2. Aufl. 9
1^^ » § 77. Der Stcigerimgsstamm.
§ 77 2. Der Steigerungsstamm. Eine Steigerung des Begriffs,
sei es im Sinne einer mehrmaligen Wiederholung oder um die
Gewalt, den Eifer, die Völligkeit der Handlung auszudrücken, wird
durch Wiederholung von Radicalen ausgedrückt, und je nachdem
der eine oder andere oder mehrere zusammen wiederholt werden,
kann diese Bildung sehr verschiedene Formen erzeugen. Obgleich
nun aber nach § 71 durch dieses Bildungsmittel von in der Sprache
verlornen einfachen Urwurzeln sehr viele mehrlautige Wurzeln
entstanden, so sind doch im Bereich der gewöhnlichen dreiradi-
caligen Wurzeln die meisten der möglichen Wiederholungen von
Wurzellauten nicht gebräuchlich geworden. Verhältnismässig am
häufigsten ist die Bildung mit Wiederholung der zwei letzten
Radicale; sie drückt sehr malerisch das „hin und her", „fort und
fort", „immer wieder" aus in (tijC^^tl^^ii' (§ 57) tvie ein Blinder
tasten von «wi^rtA: (tr^n § 72), (Ai)^m'flmfl-" tröpfeln (von VmflO
und damit w^echselnd {h)lr^^^iL' tropfenweise ausgiessen^ {t\)'i(\
AHA-" flammen (von VAA-")? {t\)l\4'*^(D'' heulen (vgl. Ahf 0)
{h)Mh\t\d\' Vonvürfe machen (von ^flrhO? h'^iiCd^' ivieder-
holt schmähen (von 'hh^')^ und dient sonst noch bei Farbwörtern,
um das Schillern auszudrücken : ih^^fh^^Ai' ins rötliche schim-
mern (4'JRrhOj (W'lf^^A^^A-" grün werden ('IiJ^AO? vgl. § 110.
Seltener findet sich die Wiederholung des letzten Radicals in gleicher
Bedeutung wie § 71,/?: {{Cf^^- hageln (H^Ä-s Hagel), (W'^lJ^^:
versüssen {o^'iC' Honig), l-flAA ' gypsen (yvyjog)^ ^AHn^ ein-
hüllen (von lAM ' = lti(D ! über^iehi). In der Bildung werden
alle die hier genannten Stämme, ebenso wie die § 71 aufgezählten,
als mehrradicalige behandelt.
Statt aller dieser stärkeren und gewaltsameren Wiederholungen
ist ein feineres und leichteres Steigerungsmittel in der Sprache ge-
wöhnlich geworden, nämlich die Verdopplung (resp. Verstär-
kung) des zweiten Radicals, und zwar in der Weise, dass
dieser Doppellaut nicht einmal durch einen Vocal auseinander-
gehalten wird^, wie Vä^ ' nässara^ blichen, betrachten^ vgl. über
1 Die Verdopplung in der Weise, dass der Doppellaut durch einen
Vocal auseinandergehalten wird, ist zwar amharisch, aber nicht äthiopisch:
wo solche Stämme vorkommen, sind sie als aus dem Amharischen einge-
drungen zu betrachten, z. B. jKi'll"'^^^^: Gen. 3, 24 annot. — Nach Trumpf,
S. 522 wird auch bei der Verdopplung des zweiten Radicals immer die zweite
Silbe betont, auch wenn sie e hat: ^(\^ ' rassdja, it'Hrh* sabbeha (nur
Ot^ ' hallo, weil aus ÜtiOi ' halldwa contrahirt). Dagegen wird im Am-
harischen immer die erste Silbe betont und daher im Perfect immer, auch
i? 77. Der Steitreriingsstamm. 131
die Vocaliiussprache dieses und der folgenden Stämme das Genauere
unten, § 95 ff.
In diesem Steigerungsstamm werden gerne gebraucht 1. solche
Verbalbegriffe, welche in einzelnen Acten sich vollziehende oder
ihrer Natur nach länger andauernde Handhingen, Fertigkeiten und
Gewohnheiten ausdrücken, wie thii(D' wachen^ thM- hin und her
denken j nachdenken, Wo^^' spielen^ 'V^A'fe' zählen^ fljftrt' und
rt'flrfi-' lohpreisen, ^OhO' rufen, 7i*'Ä' süchtigen, fhtl(D: lügen,
\iao(D: huren, hflfl' sündigen, O^'^O' Unrecht thun, auch solche,
in welchen die Gewalt, Gänzlichkeit, Schnelligkeit, Anstrengung,
Pünktlichkeit hervortreten soll : 'Trf A- Kraft ausüben, (0^(D'' werfen,
o^^f^ ' heschleunigen , W\^ ' schnelle Schritte machen, ÄO^ '
Schmerlen haben, 'VhH' sehr trauern, wO^' spalten, R4'4'' Ver-
stössen, rnf4'' genau überlegen, dJfld' erklären u. s. w.; 2. dient
er gradezu, um das thätige Wirken und Schaffen mit dem Neben-
begriff der Sorgfalt und des Eifers auszudrücken, und berührt sich
daher oft mit dem Causativstamm, indem auch er bedeuten kann:
zu etwas machen durch die That oder bloss mit Worten und in
Gedanken, also: für etwas erklären oder halten; vgl. A\f^d*' leiten,
lenken, h»^^' richten, ^?xO^' vollenden, oo\)^i lehren, th?*{{' er-
neuern, ^f^i\' heiligen und für heilig erklären, h^^d' zeigen
{hoch, deutlich machen), (D^h' ein Ende machen, A4'rh' leihen
{nehmen lassen), AiHH " befehlen {Kraft ausüben). Und da im
Aethiopischen manche Begriffe als Thätigkeit angesehn werden,
die wir in unsern Sprachen mehr eigenschaftlich oder zuständlich
auszudrücken gewohnt sind, so erklärt sich hieraus der Gebrauch
des zweiten Stammes in Fällen wie wh^' schön sein {Gestalt ge-
winnen), KÄ^^s gefallen {befriedigen), th(Dlls angenehm sein {er-
götzen), Ü/{(Ds sein, werden {Dasein gewinnen) u. m. a. Es wird
daher 3. dieser Stamm vielfach zur Bildung von Denominativen^
gebraucht in der Bedeutung: das, was das Nomen aussagt, bewirken,
sich damit beschäftigen, es gebrauchen und besitzen: üHiDi ("j/^S)
Verstand haben, iP^OIs entwurzeln, h(DA' den Nachtrab bilden,
O^^Äs Säule aufrichten, <^Arfi' sahen, ^d,d' Nägel beschneiden,
0^^' ins Äuge fassen^ l?d' mit Kalk überziehn; namentlich
werden auf diese Weise von Zahlwörtern Verba abgeleitet: i^Art'
bei Nicht-Intensiven, der zweite Radical verdoppelt; s. Guidi, Gramm, elem.,
p. 21 und Sulla reduplicazione delle consonanti amariche in Supplemento
period. deir Ärchivio glottol. Ital. II, 1893, p. 1 segg.
1 Wozu hie und da auch einzelne stärkere Steigerungsstämme dienen,
vgl. oben z B. inftfi- ttCR^.:.
9
«
1<5^ , § 78. Der Einwirkungsstamm.
etwas sum dritten Mal thun, der dritte sein^ d'ÜO' vier machen^
OwO den Zehnten gehen.
Während nun aber in den andern semitischen Sprachen neben
diesem zweiten Stamm der erste in der Regel im Gebrauch der
Sprache erhalten blieb, hat das Aethiopische vermöge der § 4 er-
wähnten Sparsamkeit seines Formen - Haushaltes bei denjenigen
Verbalbegriifen , die es im zweiten Stamm ausbildete, den ersten
meist aufgegeben. In der That giebt es nur sehr wenige Wurzeln,
von denen der erste und zweite Stamm zugleich im Gebrauch ist,
wie tf^tlti' gleich sein, oodti' vergleichen, rh T^A' unter gehn,
rh7"A-'^ m Grunde richten (Gen. 35, 4. Num. 21,29), Ortfl -"
mieten, äT'O' fest sein, OC^' nackt sein, (D^^i 1 u. 2 werfen
und steinigen, und meist ist, wenn beide Stämme ausgebildet sind,
in der Bedeutung kein wesentlicher Unterschied mehr, wie f^V^
1 u. 2 lehren, h^tO' 1 u. 2 tönen, "^Af ^ 1 u. 2 singen, OA?
1 u. 2 vergelten, rh.rt ' und di^ti ' tadeln, ^öd ' und Äö^
Schmerlen haben u. s. w.
Wie Verba dieses zweiten Stammes werden in der Bildung
auch die § 71, a beschriebenen Wurzeln der Form W^O' be-
handelt, da ihr zweiter Radical doppelt zu sprechen ist. Dagegen
folgen die Wurzeln, welche die Verdopplung des zweiten Radicals
durch ein V oder ^ ersetzt haben, § 72, in der Bildung den mehr-
lautigen Verben.
78 3. Der Einwirkungsstamm wird durch das Eindringen
eines langen ton tragenden'^ ä nach dem ersten Radical gebildet
und entspricht genau dem arabischen St. III. Er ist im Aethio-
pischen nicht mehr sehr häufig und zum Teil durch III, 3 ersetzt
(s. § 82); auch ist von denjenigen Verben, welche ihn ausgeprägt
haben, der erste oder zweite Stamm entweder gar nicht mehr oder
doch nur in derselben Bedeutung wie der dritte im Gebrauch. In-
dessen zeigen doch verschiedene Spuren, namentlich in einzelnen
Nominalbildungen §§111 a. E. und 120, dass der Einwirkungsstamm
einst weiter verbreitet war, und da er zugleich den Stämmen III, 3
und IV, 3 als Grundstamm dient, so ist er in der Sprachlehre ohne
Zweifel als besonderer Stamm zu behandeln. Zu seiner Entstehung
scheinen zweierlei ßildungstriebe zusammengewirkt zu haben: teils
1 Diese Form ist aber veraltet und wird später immer durch II, 1
ersetzt.
2 Eine Ausnahme davon machen nach Ludolf die Verba mediae gut-
turalis, in denen die zweite Silbe betont wird. Nach Trumpp, S. 522 ruht
der Ton immer auf der zweiten Silbe.
§78. \)vv EinwirkiingBstaium. 133
wurde die Verdopplung des zweiten Kadicals durch einen Halb-
vocal ersetzt, der mit einem vorhergehenden a zu ö e zusammen-
ging, teils wurde eine ursprünglich äussere Causativbildung, welche
in der Vorsetzung von K besteht, innerlich, indem dieses }\ sich
als ä nach dem ersten Radical festsetzte. Der Einwirkungsstamm
ist darum schliesslich, sowohl in Beziehung auf Ursprung als auf
Bedeutung, eine Abart teils des Steigerungs- teils des Causativ-
stamms^ Am regelmässigsten wird er bekanntlich im Arabischen
gebildet und dort als der stärkste Activstamm namentlich da ge-
braucht, wo die Handlung als eine auf einen Andern einwirkende
und ihn zur Gegenhandlung herausfordernde dargestellt werden
soll, eine Bedeutung, welche auch im Aethiopischen zum Teil noch
in I, 3, besonders aber in den davon abgeleiteten Stämmen III, 3
und IV, 3 deutlich genug ist. Doch gehn andere Verba dieses
Stammes im Aethiopischen nicht über die Bedeutung des Steigerungs-
oder des gewöhnlichen Causativstammes hinaus. Im Grunde sind
hienach auch Verbalstämme mit einem Bildungs-e oder -ö nach
dem ersten Radical zu diesem Stamm zu ziehn^, also 1,0)(Ds ge-
fangen nehmen, ?ut(D ' duften^ «P^^ •" und /'HH •' (in htl^d^ •
hhPHH' § 73); in der weiteren Bildung aber folgen diese den
mehrlautigen Wurzeln. Die andern hierher gehörigen Stämme
haben alle ä nach dem ersten Radical, das in manchen gewiss
ursprünglich ist, in andern aber aus ö und e verfärbt zu sein
scheint. Dieses ä scheint jedoch in einer früheren Sprachperiode ö
gesprochen worden zu sein, wie im Hebräischen: denn es geht da,
wo die Bildungsgesetze seine Verkürzung fordern, in ü über (§ 18).
Die Verba dieses Stamms sind: ^fh(D ' betrauern (neben ArfiÖ^ :
trauern), (\^,\\' segnen (durch Kniebeugen), ^rhf s besuchen (^^^)?
'^i*^?' qiiälen (^^^^ unglücklich sein), HArh- einen herauszieJin^
erretten, ^0^ : (neben *fe0^ •') einem Stricke legen^ umstricken,
AÖf ! scheeren, rasiren^, (^'t*d*' einen Teil nehmen lassen wsia^),
fl^^' gründen, ^^d*' (neben 'Pdd.') entrinden, zerfleischen, ^d,4*'
zweifeln, heucheln (^^ilj), i^h"^s das Weite suchen, herumirren (zu
uh-'l*'), das sich auch wieder zum ersten Stamm vereinfacht, ^HH-
1 S. Ewald, Hehr. Spr. § 125, a.
2 Wie aram. Paitel und Paiel, Hoffmann S. 186.
3 Wenn hier nicht ^yo oder ijoJ die Wurzel und ^ nach § 73 zu
verstehn ist.
* Obgleich diese Wurzel mit Law! ^^^f jc^^ zusammenzuhängen
scheint, und sich daher das ä auch anders erklären Hesse.
134 , § 79. Causativstämme.
trösten, ^10' fest verbinden (Zach. 14, 13 var.), hM' bedecken
(Gen. 9, 23 var.), H(D1: gleich sein, ^f^^'- treffen, ^/^h'- iveg-
f Uhren (Jes. 57, 13 Cod. Laur.), V^A' in Besitz nehmen (ibidem).
Dagegen sind ^if^iDs Mühe und Not haben (von ^^s Not nach
§ 73 abgeleitet) und '^rtV' verderben (intr.), § 73, vierlautige
Wurzehi. Ausser den genannten Verben gebrauchte man einst im
Aethiopischen noch manche andere Wurzeln im dritten Stamm,
z. B. -fi4»<i.! umarmen, 'i^d*' umhüllen (vgl. die Bildungen § 120),
liess sie aber mit der Zeit wieder in den ersten Stamm zurück-
fallen, wie man überhaupt später so manche nicht durchaus not-
wendig scheinende Formen wieder aufgab.
§ 79 IL Causativstämme. Aus den drei genannten Grund-
stämmen leitet das Aethiopische durch ein und dasselbe Bildungs-
mittel , unter Belassung ihrer übrigen Eigentümlichkeiten , drei
Causativstämme ab und hat damit einen Trieb der Sprache noch
consequenter entfaltet als die andern semitischen Sprachen, selbst
das Arabische, die ein solches Causativum nur vom einfachen Stamme
bilden. Das Bildungsmittel ist ein dem Grundstamme vortretendes,
wie im Arabischen und Aramäischen durch den weichsten Hauch,
t\j eingeleitetes ä. Mit dem stärkeren Hauch h, durch den das
causative a im Hebräischen eingeleitet wird, kommt es im Aethio-
pischen nicht mehr vor^. Dagegen finden sich Spuren, die be-
weisen, dass auch dort einst noch ein stärkerer Vorsatz zur Bildung
von Causativen in Gebrauch war, nämlich •f' (§ 73 Anm.)^ und
häufiger ü (§ 70 a. E. und § 73 a. A.), wie denn dieses Ü in der
ursprünglichen Form htl auch zur Bildung der Causativstämme
IV, 1. 2. 3 noch ganz regelmässig angewendet wird. MögHch ist,
dass K, ursprünglich li, aus diesem rt oder 'l* erst abgeschwächt
ist^. Der Bedeutung nach sind die mit h gebildeten Stämme
immer causativ, d. h. es wird dadurch ausgedrückt: machen oder
veranlassen, dass einer die im Grundstamm ausgedrückte Handlung
vollziehe.
1. Der erste Causativstamm der Form hlUd'^ gehört zum
einfachen Grundstamm. Zwar kommt oft genug der einfache Stamm
zu 11, 1 im gewöhnlichen Gebrauch gar nicht vor, oder es ist da-
^ Üf^OD^i glauben ist ein Fremdwort: ^4"(^ —La^oi.
2 'l^d'Jif^i doUmetschen ist ein Fremdwort aus dem Aramäischen
(Hoffmann S. 187).
3 S. darüber Ewald, Hehr. Spr. § 122, a. Vgl. König, S. 77 f.
* Nach Trumpf, S. 522 agbcira zu betonen.
§ 79. Causativstämme. ' 3o
neben von den Grundstämnien nur noch der zweite erhalten; aber
ein solcher Mangel des einfachen Stamms beruht nur auf Zufällig-
keiten des Sprachgebrauchs, und II, 1 ist gleichwohl auch dann
als aus I, 1 abgeleitet zu denken. Ist der einfache Stamm ein
halbpassives Verbum, so bewirkt das Causativum das betr. Activum,
wie AiS^'Ä'Ä" bringen von f^'^^h' kommen, ht^^' gehn macJwn
von d*^' gehn, oder es bedeutet auch : durch das Wort oder in
Gedanken machen, dass etwas sei, z. B. hChofi' für unrein er-
Jdären und halten von ^^YhA' unrein sein. Ist der einfache Stamm
ein transitives Verbum, so bildet das Causativum daraus ein doppelt
transitives, wie htl'l'^' einen mit etwas tränken von rt'jhps trinken^
Ai/*'(lA ' einen etwas malen lassen. Nicht selten aber gibt das
Causativum dem WurzelbegrifF eine eigentümliche und öfters eine
unerwartete Wendung, z. B. /^'^ftO' (von Wlfl= reden) lesen (gleich-
sam die Schrift selbst reden lassen), h"}^"^- auf einem Instrument
blasen (von ^^"h' blasen)^ hC'üAi' Geld auf Wucher leihen (von
^Aid\' wuchern)^ Y\\\i\\f^' (von \\h\f^' läugnen) einen als Lügner
darstellen, h'^^h' aufnehmen^ aufwecken von ^/*'K' nehmen.
Nur scheinbar haben Verba dieses Stammes hie und da intransitive
Bedeutung, ursprünglich und in Wahrheit liegt auch diesen immer
ein causativer Sinn zu Grunde : hÖ^^J ruhen, ursprünglich schlaff
werden lassen^ hC^^^^' schweigen eigentlich Ruhe halten, /lÄ'Jif'
sich beugen, eigentlich eine Beugung machen. Wo der Stamm II, 1
neben I, 2 vorkommt, ist die Bedeutung beider zwar öfters ver-
schieden, wie in '^rtA' vergleiche)!, ähnlich machen, }\9^flti' für
ähnlich erklären, Gleichnis machen, h^^d. ' zeigen, txh^'^^ ' er-
kennen, wissen (etwas hoch, deutlich haben), ^^hd' einen Plan
machen, t\9^il^*' beraten; bei andern Verben fällt sie auch zu-
sammen, wie flih*ti' und hfi\l"ii' ^u Grunde richten, JK^' und
h'i^d.' blicken (II, 1 eigentlich: den Blick richten), ^4*^ = und
h^*^^' zermalmen. Seltener fällt II, 1 wieder in die Bedeutung
von I, 1 zurück, z. B. df^h' helfen, hC^h' Hülfe geben, helfen,
ii't'ffD: ^Y\d h^l"^^' zügeln, bändigen. Ein Beispiel von II, 1
als Causativum zu I, 3 ist ÄArhÖ^' trauern machen neben Arhö^'
betrauern. Beispiele von II, 1, wozu keiner der drei Grundstämme
mehr erhalten ist, sind YxC'SiD '- öffnen, t\(0*l\{i s heiraten (11^^),
hf»^0' zu wissen thun (yn^), hüt'/^h' antworten, h^^d- lieben,
hödd.' ruhen. Auch Denominativa werden durch II, 1 gebildet:
t\^?iü' Blätter treiben von *feÄ'A.", htllii' Wahrsagerei (rt7A0
treiben, h'ÜOti' ein Fest (09 A-') feiern, h9^M\' Gott verehren
von i\9^^t} ' u. m. a.
136 § 80. Reflexiv-Passiv-Stämme.
2. Das Causativum des Steigerungsstammes ist zwar
viel seltener als Stamm II, 1, aber doch noch hinreichend in der
Sprache vertreten. Steigerungsstämme, welche scheinbar intransitive
Bedeutung haben, werden im Causativum activ, z. B. KiPjf -^ schön
inachen, K'llfA' stärken, hii(\(D' verständig machen; andere, die
schon transitiv sind, werden doppelt transitiv, können sich aber
auch durch eine neue Wendung zu einfacheren BegrifiPen gestalten:
hd*^^^' vollenden lassen, hlfid' machen, dass einer etwas arbeitet,
ziüingen, YxCi^W' richten machen oder zum Richter machen, Y\?%ri\d\'
einen etwas steuern lassen, Steuer eintreiben, KrhAf • zu bedenken
geben. Selten kommt Stamm II, 2 schliesslich wieder auf die Be-
deutung von I, 2 zurück, wie Itro^: beflecken und hl^^^' beflecken
machen und beflecken, Od^ ' und hOd^ ' gleich machen, tm^Q ;
und h^^^O' abreisen, fortreisen. Neben Stamm II, 1 kommt
Stamm II, 2 allerdings hie und da vor und stellt dann in der
Regel eine andere Bedeutung dar, wie hlüd' ausführen lassen,
hld^' zwingen, h9*^hd.' beraten, h'^hd' prüfen; doch gibt es
auch Fälle, wo beide Stämme nur in Folge eines gewissen Schwankens
im Sprachgebrauche neben einander vorkommen. Die Wurzeln der
Form W^O' (§ 71, a) bilden ihr Causativ nach dieser Form II, 2,
z. B. hl'^l^h' ^ur Eile antreiben, hi^/^h' sättigen (Vita Ad.,
sofern iP/^0' zunächst unersättlich sein, dann auch viel essen u. dgl.
bedeutet). Auch dieser Stamm kann (vermittelt durch I, 2) de-
nominativ sein, z. B. h*k/i(\' das Abendmahl reichen von ^C^llf'-
3. Das Causativum vom Einwirkungsstamm ist sehr
selten, da schon der Grundstamm nur noch wenig in Gebrauch ist.
Die wenigen bis jetzt bekannten Verba, die hieher gehören, sind:
h^^fi- jemandem sein Beileid bezeugen (ijj^äJ betrübt sein, y^'^
geduldig tragen), h^ll^' etwas durch sein Licht erleuchten, h^
^/^i weissagen und, denominativ, tx^dif*' etwas mit einem andern
vereinigen, addiren (in der Rechenkunst). Dagegen gehören Yx^'l
{{'i' verderben und l\9^o^(D''^ einem Mühe machen (nach § 78) und
t\^0^ ' Götzen anbeten (abgeleitet von ^P'l' ' Götze) zu den
Causativen mehrradicaliger Wurzeln.
80 III. Die Reflexiv-Passiv-Stämme bilden den Gegensatz
zu den Causativstämmen ; sie führen die Handlung, welche der
Grundstamm ausdrückt, auf das handelnde Subject zurück, sodass
dieses Object und Subject zugleich wird. Wie aber in den indo-
1 Nach Trumpf, S. 522 asanndja zu betonen.
^ Nach TßUMPP, S. 522 asämäwa zu betonen.
§80. Reflexiv-Passiv-Stiimme. 1^7
eiiropiiischeii Sprachen aus dem ReÜexivum sich weiter das Passivum
entwickelt, so wurde auch im Aethiopischen (wie im Aramäischen
und zum Teil im Hebräischen) das Reflexivum mit der Zeit zu-
gleich als Passivum verwandt, und dieser Gebrauch hat dort so
sehr überhandgenommen, dass die andere semitische Passivbildung,
durch inneren Vocalwechsel, fast ganz aus der Sprache verschwunden
ist. Eine Hauptursache dieser Erscheinung liegt gewiss darin, dass
das kurze w, Ö, an welchem grade die innere Passivbildung haftete,
allmählig aus der Sprache verschwand; nur im Nomen (Part, pass.),
wo sich das passive ii, i zu lang w, t dehnte, hat sich noch ein
Rest der alten Passivbildung erhalten. Da somit das Reflexivum
zugleich als Passivum dient, so war um so mehr Grund vorhanden,
dieses Reflexivum von allen Grundstämmen gleichmässig auszubilden.
Von den beiden Präfixen, welche im Semitischen einst zur Bildung
des Reflexivums dienten, in (hin) und it (hit)^ ist für die dreiradicalige
Wurzel nur das letztere im Gebrauch geblieben , während das
erstere sich nur in der Stammbildung der mehrlautigen Wurzel
erhielt. Aber auch das Präfix it (ursprünglich wohl ein zu-
sammengesetztes Pronomen reflexiver Bedeutung) ist im Aethio-
pischen schon durchaus zu dem einfacheren 'f' erleichtert (wie im
arabischen Stamm V und VI).
1. Das Reflexiv-Passiv des einfachen Stamms, in der
doppelten Aussprache 't'l'üd' und 'tO^d' (vgl. unten § 97), ent-
spricht dem arabischen Stamm VHI und dem aramäischen Ethpeel.
Die meisten dieser Stämme sind reflexiv und passiv zugleich, z. B.
i'hJ^'V ' und 'i'hM ' ^ sich hedecJcen und bedeckt iverden^ doch
kommen viele auch nur in der einen oder andern Bedeutung vor.
Es hängt hier alles vom Sprachgebrauch und von der Grund-
bedeutung des einfachen Stamms ab. So können z. B. 'MlÜA '
(von hUA " können) und •f'fthV • (von fl3"iV = nicht können) nur
passiven Sinn haben: möglich sein und unmöglich' sein. Wo aber
die reflexive Bedeutung ausgebildet ist, ist die Rückbezüglichkeit
keineswegs immer so grade und unmittelbar wie in •f'A'flrt ' sich
ankleiden^ sondern der Reflexiv-Stamm kann auch ausdrücken : etwas
für sich und an sich selbst thun, wie 'l'M}^^' sich etivas auf die
Schulter laden (Jud. 16, 3), '\'(B\\d.' sich etwas einhändigen lassen
d. i. nehmen^ 'f'^Ä*? s zu eigenem Nutzen jemand drücken d. i.
wuchern. Das Reflexiv kann ferner auch bedeuten : sich so und
so zeigen, z. B. 'hrlifl^s sich zum Verwalter und Bürgen hergehen,
^ Nach TuuMPP, S. 523 takddna, takaddna zu betonen.
1^8 § 81. Reflexiv-Passiv-Stämme.
etwas besorgen^ 'f*Of^(D : sich als Uebertreter seigen^ übertreten.
Oft vereinigen sich mehrere solche Bedeutungen in demselben Wort,
z. B. '\*Y\^'^^' und 'i'h9^'t' sich glaubend verhalten d. i. vertrauen,
sich jemand anvertrauen d. i. bekennen, endlich gläubig tverden;
oder 't'IDCrt' sich als Erbe etwas nehmen^ aber auch geerbt werden.
Manche dieser Stämme kommen an Bedeutung dem einfachen Stamm
wieder sehr nahe, namentlich wenn dieser intransitive Bedeutung hat,
z. B. i'</»Ah'' sich füllen, voll werden = <^A?i'j 't^^^ß^m' sich
zurückwenden = ^a\') Ithi^' und 'tlfhi^' sich entfernen. Oft
aber ist der einfache Stamm neben dem Reflexivstamm nicht mehr
erhalten, und der letztere dient als Deponens für den ersteren, so
namentlich bei Wörtern der Gemütsbewegungen, z. B. 'i'9^00'
2Ürnen, 'f'rh/^'f ' frohlocken. Schon aus den bisher angeführten
Beispielen erhellt, dass manche Reflexivbegriffe durch eine neue
Wendung transitiv werden können ; so z. B. auch •f'O^'fl sich hüten,
aber auch beobachten, i'+'Jf ' sich unterwerfen d. i. dienen, '^A
"Mx- sich senden lassen d. i. einem Dienste thun, bedienen.
Da das Reflexiv zugleich die Stelle des Passivs vertritt, so
kann weiterhin St. III, 1 auch als Reflexiv und Passiv zu St. II, 1
dienen. So ist "t'fÄ'O" bekannt werden Passiv zu hf'^O'? 'td*
^^' geliebt werden zu h^^dh 'th9^d' erkannt werden zu h
Itxf^d') 'l'C\(D' sich öffnen und geöffnet werden zu hC'^tD:',
ferner ist "i^lf^h' aufstehn Reflexiv zu hlr^^h'^ und •f'^fl ^
heisst sowohl geredet werden (Vflfl")? als gelesen iverden {h'idfl')-
Seltener ist St. III, 1 Passiv und Reflexiv von St. I, 2 , z. B. in
'^<i.h^" erklärt werden von dAld' erklären, 'i'if^^^s gemessen
tverden neben 't'^^/TlV ' HI, 2 von <^niV ' I, 2. Auch dieser
Stamm wird denominativ gebraucht, z. B. in •t*AU4'' Presbyter
werden von AVL4*s, '/'flW'^' sich der Erstgeburt entledigen d. i.
zum ersten Mal gebären.
§ 81 2. Das Reflexiv-Passiv vom Steigerungsstamm, von
der Form '/'^J.Ä'^' tafassama, entspricht dem Hithpael und dem
arabischen St. V und ist ebenfalls sehr häufig. In Beziehung auf
die Bedeutung hat fast alles über III, 1 Gesagte auch für diesen
Stamm Geltung. Oft hat er nur reflexive Bedeutung, z. B. 'f'Yx
o^ö sich zeigen, •t'^^hrh' sich rühmen, 't^lfO' sich verhärten,
'l^ffDffiff): s^ßji einlas übergeben lassen d. i. in Empfang nehmen,
oft nur passive, wie 'f'<^rnV= gemessen werden, "t"V'*A*fe' gezählt
iverden, 'hrfiAf " gedacht werden, oft beide zugleich, wie •f'Ä
f^d' sich vermischen und vermischt werden. Er ist besonders ge-
bräuchlich von Verben, die eine Gemütsbewegung ausdrücken:
§82. Reflexiv-Passiv-Stilmme. 139
'l'fi^.(Oi^ hotfen, '[•^./*'rhs sich freuen, 'V(D\\ti' vertrauen, 'VO
7iA»s Geduld üben, '/•4»f <w>! sich rächen, '|"<WJjp: wünschen, sich
sehnen. Oft haben sich ganz einfache Begriffe wieder aus ihm rück-
entwickelt, wie in den zuletzt genannten Beispielen, ferner in '\*t\
HH s gehorchen {sich befehlen lassen), 'l'f^Üd' lernen, '^fl)Vf :
spielen, "i'^l^flA' entgegengeht, und er unterscheidet sich in der
Bedeutung bisweilen nicht viel von seinem Grundstamm, wie in
'l'O^Cih' und wCth' Glück haben, •i^^tlth' und ^tldi' Beiie em-
Xifmden, Od^' und i^O^f s gleichen. Durch Begriffsvereinfachung
kann er sogar, wie in mehreren der genannten Fälle, transitiven
Sinn annehmen. Seinem Ursprung aus I, 2 gemäss hat er ganz
besonders die Bedeutung: für etwas erklärt werden, oder sich für
den und den ausgeben, z. B. in 'IvhrtflO " sich als lügenhaft er-
weisen, 'f'^^fi' geheiligt und für heilig erklärt werden, 't'OOf^i
sich blind stellen (etwas nicht beachten), 'PO^d' sich als Scheiter
zeigen, 't'KÄ'l*' sich gerecht dünken, so auch 'tOd^' sich gross
machen (obgleich Oflf s I, 2 nicht gebräuchlich ist). Wo dieser
Stamm neben III, 1 ausgebildet ist, ist in der Regel beider Be-
deutung verschieden, z. B. •f'Hh^' sich erinnern '['Hh^' erivähnt
loerden, 'i'^tf'^ s sich verdunheln ■f'ftj'^is bedeckt werden, 'tl
d^' einen Handel oder ein Geschäft treiben 't'l'üd' geschehn;
seltener schwankt der Sprachgebrauch zwischen beiden Stämmen
mit gleicher Bedeutung, z. B. in 'f'^/öTV' und '^<^rll!^' (s. oben
und § 97, 2). Zu manchen dieser Stämme sind die einfachen nicht
mehr erhalten, wie zu i'4'nA-' i'lif f •" i^CD^f: 'f-IDilA-' '^0^A••
'Voo'i^i 'l^QliPt, Nicht selten ist auch dieser Stamm denominativ,
wie in •f'^Hf • den Propheten machen d. i. tveissagen, 'i'O^i' sich
eine Quelle suchen d. i. sich lagern, •f'mf ^' den Vogelflug beob-
achten {y^), '^f ORs = i'J&üRs jüdisch werden, u. m. a.^
3. Das Reflexiv vom Einwirkungsstamm, von der Form § 82
't'hi^A') entspricht dem arabischen St. VI. Dieser Stamm kann
zwar auch rein passiven Sinn haben, nämlich bei solchen Verben,
die nur in I, 3 gebräuchlich sind, wie 'l'flArh' gerettet werden.
r|.u^<f>^> gequält werden, oder rein reflexiven, wie in •f'AÖf ' (von
A0f') sich scheeren, 't'fl'^<^' sich einer Sache teilhaftig machen;
1 Nach Trumpf, S. 523 tasaffäica zu betonen.
2 Aus dem Amharischen (s. Isenberg, Grammar, p. 54, No. XIV) in
äthiopische Schriften eingedrungen sind die Stämme '1*0^^^ (\\i sich hin
und her ivenden, 'f'if'fiiifi : hin und her laufen, '['f^^^O^^ : sich ver-
mischen; 'f'^nOA" gastfrei sein.
140 § 82. Reflexiv-Passiv-Stämme.
aber diese Fälle sind nur selten^. Fast immer kommt vielmehr
bei St. III, 3 die eigentliche Bedeutung seines Gruudstamms: Ein-
wirkung auf einen andern durch eine Handlung zur Erscheinung;
er bedeutet entweder: sich auf andere einwirkend verhalten, oder,
wenn die Handlung mehreren zugeschrieben wird: gegenseitig auf
einander einwirken. Er ist somit teils gradezu an die Stelle des
allmählig verloren gehenden St. I, 3 getreten , teils dient er zur
Bezeichnung der gegenseitigen Handlung (Reciprocität)^, wird in
beiden Beziehungen überaus häufig gebraucht und kann von allen
Grundstämmen oder auch von abgeleiteten Stämmen abgeleitet
werden. Besonders werden in diesem Stamm gebraucht die Be-
griffe des Streitens, Kämpfens, Zankens, Tadeins, Rechtens u. dergl.,
wie 't'^'i^ii' im Plural sich gegenseitig beJcämpfen, oder im Sin-
gular einen bekämpfen mit Accusativ, wobei vorausgesetzt ist, dass
der Bekämpfte Gegenwirkung leistet, 'Jr^aJaos 'l^(\hfys irP^ti'
-l-?^^-' l-f'flhs 'f'4-'Thr/i5 i-^if rt: -i-A^tro^i i-Ah-fs i^A^aoaD:
'i*^ÖO-j ferner die Begriffe des Trennens, Teilens, Verbindens,
Versammelns, Zusammenhängens, und auch diese Verba können
teilweise sowohl im Singular als im Plural gebraucht werden, z. B.
•t'4'Artl'^ sich von einander trennen^ 't'P'üh' sich (gegenseitig)
versammeln, '^A5V4*s zusammenhängen, '/'^•hrt' sich gegenseitig
treffen d. i. 1. sich begegnen 2. zusammen sein. Ebenso wird
St. III, 3 von vielen andern Begriffen in dieser Bedeutung der
gegenseitigen Handlung abgeleitet, wie 'i'^l^O' sich gegenseitig
versieht {hören), 't^hd- sich beraten, 't'^^AA" sich unterein-
ander gleichen, 't^ld' und 'f'flWA ^ sich besprechen, 't'^ß.'h'
sich gegenseitig helfen. Demgemäss kann er ebensogut von in-
transitiven als von transitiven Begriffen gebildet werden, da auch
intransitive Handlungen mehreren in ihrem Verhältnis zu einander
zugeschrieben werden können, z.B. •f'^Ä'l' ' von einander ab-
fallen, "l'^fl^Ä' zusammenlaufen, 'tV^^' Wollust mit einander
treiben , •f'Olf'lf • sich gegenseitig vermehren , i'^P^R J sich auf
einen stürzen, wie umgekehrt, wenn er von transitiven Verben
abgeleitet ist, keineswegs die Handelnden zugleich die Leidenden
sein müssen, sondern der Stamm ein Object zu sich nehmen kann,
1 Fälle wie 'l'^lM ' verwüstet iverden (§ 78), '1*^^^ s den Wahr-
sager machen von "7^ ' gehören nicht hieher, da diese Stämme von mehr-
lautigen Wm-zeln kommen; s. unten § 86.
2 Oft vv^ird dann aber, wenn von mehreren die Rede ist, Ofl/tjV't
ipaO': oder ^rh-^-- 1^"AA" U^h*' ^^- '^- ^^och ausdrücklich zugesetzt.
3 Nach Trumpp, S. 523 tafäldta zu betonen.
§ 83. Causativ-Reflexiv-Stiimme. 141
z. B. 'l'U^^ti' nicht: sich teilen^ sondern: etivas unter sich ver-
teilen^ '['"/Pril ' nicht: sich verkaufen^ sondern: unter einander
verkaufen, Handel treiben, etwas von einem erhandeln^ 'Vlii(\V
sich über einen Baiib streiten oder mit einander rauben; dagegen
reflexiv z. B. in 'l*^ldJ sich losmachen (während "i^^fld*' passive
Bedeutung hat). In mehreren Fällen tritt indessen der Begriff"
der Gegenseitigkeit auch ganz zurück, und der Stamm kehrt dann
scheinbar zur Bedeutung von III, 1 u. 2 zurück; doch ist darin
dann meist eine Beziehung auf andere Personen, wenigstens still-
schweigend, enthalten, z. B. 'I'**t0ii' sich gnädig erzeigen, gnädig
sein gegen andere, '^flA4' ' spotten auf andere, i"ArhP ' sich
schmücken für andere. Oder die ausgedrückte Gegenseitigkeit braucht
sich nicht notwendig auf den Handelnden und einen Andern zu
beziehn, sondern kann auch auf die näheren oder entfernteren Ob-
jecte gehn, z. B. •t'4-4'A' nach einander abzählen, mustern^ 'f"^-
*IQ' mit beiden Füssen zappeln.
Auch dieser Stamm ist hie und da denominativ, z. B. in
't'^iOtD ! (mit verschiedenen Stäben) loosen , •f'^^^V •■ mit den
Hörnern aufeinander losgehn, 'tPfOd' nachbarlich beisammen-
ivohnen.
Um die Zeit des Aussterbens der Sprache fing man an,
diesen Stamm in III, 1 oder 2 zurück gehn zu lassen (so oft •f"'^
rhA" für '^^diti' sich verschtvören, verbünden, 'i'flhfi' sich be-
kämpfen für 't*(\hfi' u. s. f.), eine Erscheinung, die zumeist nur
bei Wurzeln mit vorderem oder mittlerem Hauchlaut vorkommt
und daher nicht nach Analogie des VIII. arabischen Stamms, der
hie und da auch die Bedeutung des VI. hat, sondern nach § 48
zu erklären ist. So findet man bei solchen Wurzeln umgekehrt
auch III, 1 als III, 3 geschrieben , z. B. i''J4'n ' für i^O^O •'.
Man lasse sich dadurch nicht täuschen!
III. Die Causativ-Reflexiv-Stämme. Von den Reflexiv- § 83
stammen werden noch einmal Causativstämme abgeleitet, und diese
neue Bildung ist eine eigentümliche Zierde des x4Lethiopischen,
wozu allein das Arabische in seinem St. X ein Analogon bietet.
Das Aethiopische ist aber auch hierin, wie in den Causativstäm-
men II, reicher und consequenter als das Arabische, sofern es
von sämtlichen 3 Reflexivstämmen neue Causativa ableitet. Diese
reichere Entwicklung von IV, 1. 2. 3 hatte zur Folge, dass von
vielen Wurzeln manche einfachere Stämme verloren gingen, weil
die durch sie hervorgebrachte Begriffsbestimmung durch die Bil-
dung IV noch treffender ausgedrückt schien. Das Bildungsmittel
142 , § 83. Caiisativ-Reflexiv-Stämme.
für diese Stämme ist die Silbe htl^ welche dem •f* des Reflexivs
vortritt. Zwar könnte man vermuten, der Vorsatz dieser Stämme IV,
Jifti'j sei nicht in t\h und '^, sondern in K"^ und rt aufzulösen,
indem nach altsemitischer Weise }\'t*fi' zu htl't'' (^^i) ge-
worden wäre. Indessen abgesehn davon, dass diese Lautversetzung
nicht äthiopisch ist (§57), spricht gegen diese Erklärung schon
die Bedeutung der Stämme IV, die fast alle Causativa vom Re-
flexiv, nicht Reflexiva vom Causativ sind. Dass as wirklich einst
zur Causativbildung gebraucht wurde, sieht man teils im Aethio-
pischen selbst noch aus den Bildungen htlPUH ' und htl^^^ '
(§ 73 a. A.), teils aus dem Amharischen, wo htl noch einfache
Causativa bildet^. Und titl erscheint so als die ursprüngliche
Form für späteres rt, ganz wie r^,n j'f die ursprüngliche Form für
'i* v;y ist^. Das neue Causativum bildet sich nun zwar, wie ge-
sagt, von allen 3 Reflexivstämmen, doch ist die Bildung IV, 3
weitaus die häufigste, off'enbar weil die Stämme III, 1 u. 2 den
Wurzelbegriff oft weniger eigentümlich modificieren als III, 3,
daher auch das Causativ von ihnen leichter durch das einfache
Causativ ersetzt werden kann als das Causativ von diesem. In Be-
ziehung auf ihre Bedeutung drücken alle 3 Stämme aus: machen,
dass das, was im Reflexivum bezeichnet ist, eintrete oder geschehe,
oder gradezu: das ausüben, was das Reflexivum besagt. Ein Re-
flexivum ist dabei immer vorauszusetzen, obgleich in der gewöhn-
lichen Sprache ein solches oft nicht mehr erhalten ist. Hie und
da springen auch die 3 Stämme in einander über, namentlich lässt
1 IsENBERG, Gramm. S. 53 u. 54, St. 8 u. 9[; Guidt, Gramm, p 21]. Auch
das Saho hat Ös der Wurzel nachgesetzt, um Causativa zu bilden, Journ.
asiat. 1843, tome 2, p. 116.
2 Obiger Auffassung schliesst sich Trumpf, S. 523, N. 2 an. Dagegen
treten für die Erklärung von ^tl'l* aus }\'\* und {^ ein Osiander, ZDMG
XIX, S. 240 ff.; XX, S. 206; Wright, Ar. Gr.^ p. 46, §65, rem. [vgl. Lectures
on the couipar. gr., p. 214f.]; König, S. 79 ff. und Nöldeke, der (in einer
Privatmitteilung vom 10. Februar 1887) bemerkt, dass auch das arab. (>*ÄIa«!
ganz überwiegend transitiv gebraucht wird. [In vielen Fällen ist es gradezu
causativ ; z. B. ist — . *..s\*w! oft ganz gleichbedeutend mit _, *-£>.! , wenn
auch ersteres ursprünglich einen feinen Nebensinn enthielt. Man könnte
höchstens fragen, ob nicht in ^f|'i"*7fl^- "^'or is noch das causale j\ ge-
treten sei. Doch ist dies a wohl durch die Analogie der andern Verbal -
classen hervorgerufen. — Nöldeke.]
§ 83. Causativ-Reflexiv-Stämme. 143
sich von IH, 2 statt oder neben IV, 2 auch IV, 1 bilden, wie
/. B tit\'l\iy''ih ' IV, 2 und htl'l'^A^ih • IV, 1 von Id.
/^'ilV III, 2.
1. In den Causativ-Reflexiv-Stämmen 1 und 2 tritt
die causative Bedeutung meist sehr bestimmt und klar zu Tage:
htl'l'l'tth' 1. erobern (machen, dass eine Stadt i^I'fl^i' sich er-
giebt), ^ifti"hJiR= 1. cmen 2iim Abfall vom Glauben beivege^i,
htl'l'ä^'^?*'' 1. einen sum Dienst gewöhnen (i'09"f.')^ hll't'ü
Ü\' 1. Kniebeugung machen^ nicht viel verschieden von d^h«?
Yxli'Vtid.O^' 2. machen, dass einer Hoffnung hegt (hiid*(Di hoffen
lasse)i)^ htl'l'lthi^' 1. entweichen lassen. Und nur scheinbar sind
sie hie und da intransitiv und reflexiv, z. B. in htl'tCM'^ 1. er-
scheinen machen d. i. offenbaren und sich sehn lassen, erscheinen^
hi\'l'Cl\i\'^ 1. sich selbst an etivas haften machen d. h. sich eifrig
damit beschäftigen^ hM^Oli**' 2. Geduld üben^ nicht viel ver-
schieden von 't'Oli*' ' gediddig sein (über sich ergehn lassen).
Auch werden diese Causativ-Reflexiv-Stämme viel gebraucht, um
dauernde Bestimmtheiten und Stimmungen der Seele auszudrücken*:
Y\h'f*9^ th^' 1. gerne und viel Mitleid üben, i\t\'\r(D\\ti' 2. ver-
trauensvoll sein u. m. a. Und da somit das Causativum der Re-
flexiva oft nur ausdrückt: das ausüben, was das Reflexiv besagt,
so kann das Participium von Stämmen IV, 1. 2 gradezu das
fehlende von Stämmen III, 1. 2 ersetzen, § 114. Besonders sind
unter den häufigeren Bedeutungen dieser Stämme noch folgende
zwei zu merken: a) für etwas halten, erklären, z. B. fxh't'lrYxti'
1. ^u gering für sich achten oder überhaupt für gering achten,
Jifti'flÖOs 1. selig preisen, ^lft'^^lflRs 2. einen als Toren ge-
ringschätzen, i\h't"*l^{\' 2. für vorzüglicher halten, vorziehn;
b) sich oder anderen etwas zu verschaffen suchen, z. B. }ih'i^9^
ih^' 1. Mitleid erflehen, fürbitten (eine andere Bedeutung dieses
Worts s. oben), hfl'l'lld?' 1. Verzeihung erbitten, htl'f'(\(0'fh'
1. um Erlaubnis bitten, l\t{'i''ÜOti' 1. sich bereichern ivollen, i\l\
'^¥^i'^s 1. um einen Bissen bitten. Aber auch sonst unter-
scheiden sich die Stämme dieser Bildung von den einfachen Activ-
stämmen stark genug, z. B. i\h'f*'id*{i' 1. einatmen und riechen
(aber auch aufatmen machen, erquicken wie txlid.ii')', Yih'V'hi^W'
1. erfinden {^ww ' suchen), hh'l'Öflfi' 1. ängstigen (hödfl'
1 Inwieweit eine Aussprache hh't'CYld ' ^ }\tl'i*CTt\^ ' j die sich
bisweilen in den Handschriften verzeichnet findet, aber in meinem Lexicon
absichtlich bei Seite gelassen ist, berechtigt sei, bleibt noch zu untersuchen.
2 S. darüber die lehrreiche Stelle 1. Cor. 13, 3-7.
144 ^ § 84. Causativ-Reflexiv-Stämme.
schwächen). Hie und da sind alle andern Stämme verloren, z. B.
von }\h'i'i\\l({' pissen.
§ 84 2. Der Stamm IV, 3 bildet im Allgemeinen Causativa aus
dem Gegenseitigkeitsstamm III, 3, mag dieser in der Sprache noch
erhalten sein oder nicht, z. B. tvM*^^^' gegenseitig Feindschaft
stiften^ einige mit einander verfeinden^ htl'l^P'Ütx' versammeln,
hll'i'^a^ • zusammenleimen , Jift'f'fl^f ' einen ablösen und ab-
wechselnd mit Andern ettvas thnn , ht\'P^h(D' der Reihe nach
auf einander folgen lassen, Aift't"fl'H'\«" sich etwas aus sich selbst
vermehren lassen, hil't'^ti^' fortpflanzungsfähig machen (sofern
dazu mehrere gehören), txll't't'hd*' (die Hände) über einander
gehn lassen, kreuzen. Oft drückt er nur eine stillschweigende
Beziehung auf Andere aus, z. B. hM^^ÖO' Groll hegen (gegen
Andere), hh't^d? ' (Andern) gerne verzeihen, htl't^^tih' der
Verachtung (Anderer) preisgeben, /ifl't'^iCDH" ettvas (für Andere
und so auch für sich) angenehm finden oder machen, Y\h'l*^V{['
zum Ersatz geben, l\ll'\*^'\d,' bis zuletzt aufbewahren (worin die
Vergleicliung mit anderem liegt), t\h't*'i\t\' zu sich (nach Hause)
führen. Wie ferner St. III, 3 (nach § 82) auch die Bestimmungen
„der Reihe nach", „nach und nach", „das Ganze in seinen ein-
zelnen Teilen" u. dgl. ausdrückt, wird der Causativ-Reflexiv-Stamm
IV, 3 besonders gerne gebraucht , um zu bezeichnen : der Reihe
nach etwas thun, nach und nach etwas werden lassen, also für
die Begriffe des Wiederherstellens, Zubereitens u. s. w. ; diese Be-
ojriffsbestimmunff wird aber nur durch die beiden Vorsätze Y\li
und 'i' zusammen hervorgebracht, und der Reflexivstamm III, 3
kommt neben solchen Stämmen IV, 3 meist gar nicht oder in
anderer Bedeutung vor. Beispiele: htl't'^öh' Ausgaben machen
(nach und nach), htl't'^^Ofi Wiederaufleben machen, htl'i"^^?'
iviederherstellen , htl't'^-'t'O' verbessern, i\M"^^^Y\' wiederauf-
richten, (dagegen 'i'^^^tx' sich gegen einen andern erheben), htfl*
^fi(Di zubereiten, hfl'i^^^di' rein machen (nach und nach), hi\
'j'^(D*t>i erwärmen, hl\i'4-(U^' beschleunigen, htl'l'^9^h' etwas
erhorchen, längere Zeit zuhören. So hat St. IV, 3 gegenüber IV,
1 u. 2 manche eigentümliche Bedeutungen, wogegen er die beiden
Bestimmungen „für etwas halten" und „etwas zu verschaffen suchen"
(§ 83) nicht oder nur selten^ ausdrückt; w^ohl aber wird er, wie
jene, auch zum Ausdruck dauernder Seelenstimmungen und Ge-
1 Z. B. in tiM'/i'^^/i' eiofentlich : verunreinigen, dann: für un-
rein halten.
4? 85. Die Starambiklung der niehrlautigen Wurzeln. l4o
mütsziistände gebraucht, wenn nämlich diese eine Beziehung auf
Andere enthalten (s. 1. Cor. 13, 4 tf.). Wo daher IV, 1 oder 2
und IV, 3 zugleich ausgebildet sind, ist die Bedeutung meist wohl
unterschieden, z. B. in hil'l'tl^.?' und htl'l'^d?' (s. oben), htl
'l'l'üh' und hM'P'üh- (s. oben), htl'l^'l'lrh' neidisch sein,
ebenso htl'l'^^'ih'^ aber letzteres auch: ^u gegenseitiger Eifersucht
rei2en\ kaum verschieden sind z.B. ixM^'l^ii^ ' : hM*^fi^ '
nach Zeichen wahrsagen, — Von einem Nomen ohne Vermittlung
von St. III, 3 abgeleitet ist htl'l^T-O' entmarken (hlfl^Ö' Mark).
Die im Vorstehenden beschriebenen zwölf Stämme können
unmittelbar von dreiradicaligen Wurzeln abgeleitet werden oder
denominativ sein. Sie werden aber nicht etwa alle zwölf von einer
und derselben Wurzel abgeleitet. Dieser Fall kommt auch in
andern Sprachen nicht vor, und zumal das Aethiopische hat ver-
möge der Sparsamkeit seines Haushalts immer nur ein paar der
nötigsten Stämme aus einer Wurzel entwickelt, die andern aber,
die wohl zum Teil einst vorhanden waren, wieder fallen lassen.
Das in dieser Hinsicht am reichsten entwickelte Verbum, 1'ü^' i
hat nur sechs Stämme im gewöhnlichen Gebrauch. Sonst haben
die reicher entwickelten Wurzeln von I, II, III, IV je nur einen
Stamm und dazu III, 3 als Gegenseitigkeitsstamm ausgebildet. Die
meisten haben nur einen activen, einen reflexiv-passiven und etwa
noch III, 3 oder einen Stamm IV erzeugt. Auch ergiebt sich schon
aus der gegebenen Uebersicht, dass Wurzeln, die in einem der drei
Grundstämme gebräuchlich sind, in II, III und IV leicht in einen
andern Grundstamm, z. B. von 1 in 2 oder von 2 in 1 überspringen
können : doch setzt sich, wo in einer Wurzel Stamm 2 Grund ge-
wonnen hat, dieser meist auch durch II, III, IV fort.
2. Die Stammbildung der mehrlautigen "Wurzeln.
Wie vier- und mehrlautige Wurzeln überhaupt entstehn, ist § 85
§§ 71 — 73, 77, 78 gezeigt worden. Zugleich ergiebt sich daraus,
dass fünflautige überhaupt seltener sind und sechslautige nur ver-
einzelt vorkommen. Bei der Stammbildung aus diesen Wurzeln
wiederholen sich zwar die vier Arten von Stämmen (1 — IV), die
zur Ausbildung der dreiradicaligen Wurzeln verwendet werden; da-
gegen fällt der Steigerungsstamm 2 durchaus und der Einwirkungs-
stamm 3 wenigstens in I und II weg. Jedoch hat sich in gewissen
Wurzeln ein für die dreiradicaligen verlorener Reflexivstamm, durch
1 Welches Ludolf deshalb zum Paradigma wählte.
D i 1 1 m a u n , Aetliiop. Sprache, 2. Aufl. 10
146 I 85. Grrundstamm. Causativurü.
vorgesetztes hlf gebildet, erhalten. Die Uebersicht der gebräuch-
lichsten Stämme für die mehrlautigen Wurzeln ist somit:
Grrundstamm I. Caus ativstamm IL Reflexivstämme III.
Causativ-Reflexivstämme IV. Zweiter Reflexivstamm V.
1. htl'ifi'ih^' hi>^>f.'
Zu diesen kommen noch einige seltenere Bildungen, welche
in der Uebersicht aufzuzählen unnötig scheint.
I. Im Grundstamm kommen nur vierlautige Wurzeln vor ^;
der zweite Laut ist in der Grundform immer vocallos, z. B. ft'}10s-
Die Stelle des zweiten Lautes vertritt oft ein langer Vocal, wie in
"iM ' Ä.^^ • 'f'tlih '. Transitive und intransitive Aussprache wird
hier nicht unterschieden. In der Bedeutung herrscht die grösste
Mannigfaltigkeit, entsprechend den mannigfaltigen Entstehungs-
arten dieser Wurzeln. In Beziehung auf letztere kann man unter-
scheiden: ^T4*ni' zermalmen mit Wiederholung der ganzen Wurzel;
rh'J4*4'' ängstlich sein mit Wiederholung des dritten Radicals;
rh'Jflfl' Beeren treiben, rhCfl^' sich im Kot wälzen, i(D(D: ge-
fangennehmen mit Einschiebung eines weichen Lautes nach dem
ersten Radical; 7"T'Rf ' zögern, (OCll(D' Jüngling werden mit An-
hängung eines schwachen Lautes; f^lrlO' verwirrt sein, Olrlld'
Cither spielen, ^tith' mischen mit Vorsetzung eines Bildungslautes;
"^DÜl' erheuten, tM\d^'\r' glätten^ diCi'f^ ' im Elend sein als
Ableitungen von äusserlich vermehrten Nominalstämmen; ^^'Jhört«'
Mönch werden als Beispiel für ein Fremdwort. Für die Bildung
macht dieser verschiedenartige Ursprung keinen Unterschied; von
Bedeutung für dieselbe ist nur das Vorkommen schwacher Laute
in solchen Wurzeln; vgl. § 99 f.
IL Das Causativum wird in der Regel gebildet durch vor-
gesetztes ?t, wie von der dreiradicaligen Wurzel. Es verwandelt
intransitive Begriffe in transitive und transitive in doppelt transitive,
z. B. '^Crtrts tasten, h^^^CM- tasten machen-, hliAC'h' he-
sänftigen; Ji<DA<DA ' und h(Df{(Dt{' verwirren; h^h^h- und
hdxh^h' ordnen; auch begründet es hie und da feinere Unter-
\
1 Eine Ausnahme scheint nur Äl^lIP?' oder K^V/hPf ' vertrochien
zu bilden, aus dem Quadriliterum ÄJ^OPs mit Wiederholung des vierten
Radicals.
§ 86. Passiv-Reüexiv-Stilinme. 147
schiede wie 9k,^(D ' duften als Geruch verbreiten^ ^iÄ.V<ö : riechen
als Geruch einatmen. Die Mehrzahl der vorkommenden Causativ-
stämme ist aber unmittelbar aus einem (äusserlich vermehrten)
Nominalstamm abgeleitet, um auszudrücken: das machen, thun,
treiben, was das Nomen aussagt u. s. w., wie h^^il^'l' ' Grund
legen, gründen, ix^hxQ't' in den Schutz von jemand gehen, an-
vertrauen, Ki^ArnV* Vollmacht gehen, Krt'Jfli'' den Sahhat halten,
htifM ' die Nacht zuhringen, ti^^'^'iiiO) ' in Versuchung führen,
h^nOOi: die Götzen verehren. Auch fün flautige Wurzeln kommen
in diesem Stamm vor, vor allem die durch Wiederholung der beiden
letzten Radicale entstandenen (§§ 71, 77): hC^ll^fi' durch Tasten
suchen {ertasten ivollen)^ h^ti^A^' erschüttern, hMihtlth' und
hCfiihhth ' (trübe machen) eines Vergehens üherweisen^ K'V'^A
oot\i grünen, h^?ih^th' und h^j^ch^th' rötlich werden (eigent-
lich: solche Farbe gewinnen, daher Caus.), auch h'i(l\'i\(l\(\'
tröpfeln und hlr^^^d*'^ tropfenweise ausgiessen, h'^fiCfl^'
wiederholt schmähen ; sodann einige, welche nur den letzten Radical
wiederholt, aber, weil sie denominativ sind, nach dem zweiten
Radical einen langen Vocal haben : h^'^tifi ' leise flüstern, M}
H^M' jemanden hart anfahren, schelten.
Als Trümmer einer veralteten Causativbildung durch vorge-
setztes htl (§§ 79, 83) haben sich noch erhalten htl^d^' Schauder
empfinden, verabscheuen^ htlPüH' Krampf oder Erstarrung hahen^.
lieber den ö-Laut dieser Wörter vgl. § 78. Nur äusserliche Aehn-
lichkeit damit hat Ärt^4*IDs heiäen^ wenn anders die § 77 ver-
mutete Ableitung richtig ist und nicht vielmehr eine Wurzel «pfl^"
^(Di zu Grrunde liegt.
IIL Ihre Passiv-Reflexiv-Stämme bilden die mehrlautigen § 86
Wurzeln durch vorgesetztes 'f'j wie die dreiradicaligen. An Be-
deutung sind manche passiv, manche reflexiv, manche beides zu-
gleich, und die Rückbeziehung auf das handelnde Subject ist bald
eine grade und unmittelbare, bald eine ungrade, wie bei den in
§ 80 beschriebenen Reflexiven: i'''7rtV' verderbt, verwüstet iverden^
'i'l^'t'h ' von Grund aus zerstört werden, '^T'Trh ' sich ver-
schleiern und Pass., •f'rt.rtf s sich von etwas nähren und essen mit
Acc, i'QiHfl^' sich loskaufen und für sich loskaufen und losgekauft
1 Wenigstens ihrem Ursprung nach gehören diese beiden hieher. In
der Conjugation können sie ebensowohl zu Stamm V gezogen werden.
2 [Wahrscheinlich ist aber dies ^f| eine Verkürzung aus }\l\'l* wie
bei den amharischen Verben mit }\fl. — Nöldeke.]
10*
148 ^ § 86. Causativ-Reflexiv-Stamm,
werden, '['?%9^Ü^' sich welk stellen d. i. ein saures Gesicht machen,
't^'^C'^' besänftigt iverden^ 't^lti^h' und 'J'itiKtK- geordnet
iverden. Dieser Stamm kommt häufig vor, da er zugleich zur Passiv-
bildung von den vierradicaligen Wurzeln activer Bedeutung dient.
Aber auch unmittelbar von Nominalstämmen wird er (wie das Caus.)
oft genug abgeleitet, z. B. 'P^^^hh' Fürst werden^ 't^^Cl^H
sich auf einen Stab stützen und sich stützen überhaupt, 'thCfD^
viehisch iverden, vertieren, •f'^^/^Irf'O ' wiederkäuen, 'f'^^tid*
philosophieren. Merkwürdig ist das Wort 'f'h^rt^" adlerähnlich
werden, weil es von einem Plur. h'JAC'lh' {lillC' Adler) abgeleitet
ist, sodass es in der Form dem Verbum '^hlriid ' vertieren (von
h'Jft^') gleicht, sowie auch das Wort "t'ÄÄrts Metropolit werden^
weil es von seinem Stammwort ÄÄfts ndjinag beide lange ä bei-
behalten hat, sodass es als fünfradicaliges Verbum gelten muss.
Andere fünfradicalige sind bis jetzt nicht bekannt. Auch ein sechs-
radicaliges Wort kommt in diesem Stamme vor : •f'Ä'J'f'A't'A '
ungeduldig und unwillig sein, von der vierradicaligen, noch gebräuch-
lichen Wurzel K^'/'A-" (§ 72) nach § 77 gebildet.
Der reciproke Stamm wird wenigstens von einigen mehr-
lautigen Wurzeln gebildet. Das lange ä, das zu seiner Bildung in
der dreiradicaligen Wurzel nach dem ersten Radical eindringt, setzt
sich in der vierlautigen folgerichtig erst nach dem zweiten Laut
fest, da der erste und zweite Radical in der vierlautigen Wurzel
immer näher zusammengehören und beide zusammen dem ersten
Laut der dreiradicaligen Wurzel entsprechen: 'l'ß^^^O): sich aus
Neid mit einem andern über etwas streiten, 'l'Ü^fiti' verkettet sein,
•j'rtV^iflJ' einträchtig beisammen sein, •f'rth't'f ^ sich verschwören,
'l'CDAö^A' mit sich selbst uneins seht, 'tnn^^^' genau vergleichend
^11 Werke gehn, 'f'liy^iOi einander erzählen (üVö^-)? 'f'^h^h'
verehren, '['O"!^"'^' sich ^u tief einlassen 7nit; •i'7'**i'ftf' zögern'^.
In der fünflautigen Wurzel dringt das lange ä erst nach dem dritten
Radical ein, damit die gewichtigste Silbe nicht zu weit nach vorn
falle: '^A'1l*Prtrts leise mit einander flüstern.
lY. Der Causativ-Reflexiv-Stamm von diesen Wurzeln ist
äusserst selten; da die ohnehin schon lange Wurzel hier vorn durch
zwei Silben vermehrt werden muss, so wird er so viel als möglich
vermieden. Bis jetzt kenne ich nur vier Beispiele von IV, 1 :
hh'lriilhti' Abschied oder Urlaub geben (i'fl'ihfi' A. oder U.
1 'h^/hAflJ^ gehört zu Stamm IIT, 1; 'f'^iflAf*; das Ludolf, Lex.
p. 42 aufführt, ist nach § 48 zu erklären.
§ 87. Zweiter lieflexivstamm. 149
nehmen), hll'l^hCO^^ • loild machen, txMuwK'Vh ' ordnen, hfl
'VdX'i'P'P' genau erklären, und ebensoviele von IV, 3: hil'l'fi^
ho^' zusammenstimmend machen, htl'Vl"^^^' (Vita Äd.) einen
zu spät gekommen glaiihen für etwas, htl'l*(Df{(Di{s verwirren,
^ift'l"niS'4*4' -■ aneifern.
V. Ausser diesen Stämmen, die sowohl von drei- als von § 87
mehrradicaligen Wurzeln gebildet werden, erscheint noch ein an-
derer ursprünglich reflexiver Stamm, durch vorgesetztes Ji'3'
gebildet. Man erkennt darin leicht das hebräische _ DH ^ und
*>.
arabische — Jf St. VIT, zur Bildung von Reflexiven und Passiven
gebraucht und ursprünglich etwas schwächerer Bedeutung als _nn
.. j'. Die Aussprache mit a ist dem Aethiopischen ebenso eigen-
tümlich wie die ähnliche von htl (§ 83). In Nomina, welche von
diesem Stamm abgeleitet werden, vereinfacht sich dieses an zu na,
wie as zu sa, und wie — nn — .J>i im Aethiopischen immer schon "l*
lautet. Dieser Stamm kann aber keineswegs von allen mehrradi-
caligen Wurzeln gebildet werden, sondern die Sprache hat ihn fast
ganz auf die § 71 beschriebenen Wurzeln beschränkt, genauer auf
Verdopplungsstämme von solchen Wurzeln, welche eine Hinundher-
bewegung irgend einer Art, auch des Lichtes und Schalles^, aus-
drücken, wie ?i'}7"*Ä'7"ft ■ donnern, h'iÖfiiOi hin und hergeht,
Ä'JV'AA' schwindeln, h'iliil' {angällaga) sich zusammenrotten^.
Von andern Wurzeln sind bis jetzt nur vier bekannt, welche diesen
Stamm bilden: h'i^'ü^^' durchschimmern (hell, durchsichtig sein),
h'id.CO^' springen, tanzen, iVi^Öf^O^' erheben (die Augen), Ixli
(TiAO' ausspannen, hinbreiten, und diese berühren sich wenigstens
in der Bedeutung sehr stark mit den erstgenannten Bildungen.
Manche dieser Stämme zeigen neben der reflexiven zugleich transi-
tive Bedeutung: h^hnCh»iis rollen (trs. u. intrs.), h'ilCl^J sich
wälzen und umhertreiben (trs. u. intrs.), K'}4*A^A' ivanken und
erschüttern, hlrfifiOis gehn und bewegen, h'i^ätlO' sprudeln, sie-
den, auch trs., hlffi(f\(I\' erschrecken (trs. u. intrs.), und nur
1 Vgl. Ewald, Hebr. Spr. § 123, a.
2 Schon LuDOLF lehrt, dass dieser Stamm ausdrücke inipetum quendam
vel moUim reciprocantem.
3 Die übrigen sind: ^^f: flfWth' ^ÖtlO- '^A'^A•■ nADA:
n/li-nrh! nriflrt: h-Ch«^: ich:' 1h:1'*/.' mAmA-; i^rnm-
rnAA- HÜAA-
150 , § 88. Bildung der Tempora und Modi.
transitive Bedeutung haben hlrfl^^O' ausdehnen^ hlrli^Hd** aus-
spannen (die Flügel) und hlr^Ö^O^- erheben (die Augen). Da h'}
überhaupt schwächere Reflexiva als 'f', fast reine Intransitiva bildet,
und da alle diese Wurzeln (ausser l,!^' und 7«'Ä'7"Ä0 nur in
St. V gebraucht und davon namentlich keine neuen Causativa ab-
geleitet werden, so könnte man diese Erscheinung unschwer aus
einem allmähligen üebergang des Intransitivums in das Transitivum
erklären, und bei den meisten reicht wohl diese Erklärung auch
aus. Nun kommt aber von einigen dieser Bildungen auch ein
Passiv-Reflexiv, durch "l* gebildet, vor: 'i'TfP^^O' ausgedehnt wer-
deuy sich ausdehnen^ '['li\\oC\\*'l^' (nach Ludolf) gewäUt werden
(vgl. die mit 't'Tr anfangenden Wörter § 73). Hieraus ergiebt sich,
dass das Sprachbewusstsein das h von tiTr in manchen dieser Ge-
bilde als J\ causativum aufgefasst hat, als wären sie causative Neu-
bildungen von mit V anfangenden Nominalstämmen (nach § 85, 11)^.
Hiernach ist der Hergang so zu denken : Ä'Jh"Ch»<!ls rollen intrs.,
'Jt\\»Cy\C' das Bollen, cans. h'Jh-Ch»^-" rollen trs., I^'^h-Cth»^-"
gerollt werden. Eine gewisse Unklarheit des Sprachbewusstseins ist
dabei unverkennbar'^. Nicht zu verwechseln mit solchen Passiv-
stämmen wie 'i'lrfl^^O ' sind die ohne Vermittlung eines Causa-
tivums (nach § 86, HI) von Nominalstämmen abgeleiteten Gebilde
'thlflß*' "thlMi; denn hier wird wie in -fhlftid' i'h'O'ti'
't'O'iÜfi' das h als wurzelhaft behandelt.
IL Die Bildung der Tempora und Modi.
§ 88 In der Tempusbildung geht das Aethiopische wie die übrigen
semitischen Sprachen von der Zweiteiligkeit, nicht von der Drei-
teiligkeit der Zeit aus und hat sich immer auf diesem ursprüng-
lichen Standpunkt erhalten. Jede Handlung oder jedes Ereignis
1 [Dass in diesen Nifal-Formen wirklich }\ vor in getreten ist, geht
auch daraus hervor, dass die betr. Stämme (vgl. oben) zum grössten Teil
transitive, resp. causative Bedeutung haben. Wörter wie donnern, scliim-
y y - -C.^
mern sind ebenso zu erklären wie ^J5j.^j ha\S\ n"^Nn ijr^' ^tc, eigentlich
„Licht hervorbringen^ u. s. w. Bei der positiv reflexiven, zum Passiv
neigenden (und im Hebräischen und jüngeren Arabisch wirklich jpassivisch
werdenden) Natur des in oder na .wäre es sehr seltsam, wenn die transitive
Bedeutung im Aethiopischen so ohne Weiteres um sich gegriffen hätte. —
NöLDEKE.]
2 Im Amharischcn findet sich dies alles ebenso, aber in häufigerem
Gebrauch als im Aethiopischen, vergl. Isknberg p. 54 Nr. XXIV, *p. 56
Nr. VII— X, p. 60 Nr. VII.
§88. Perfectum. 151
wird entweder als vollendet vorliegend und somit wirklich, oder
als unvollendet aufgefasst^, und gemäss diesem Gegensatz sind
nur zwei Tempora ausgebildet, das eine zum Ausdruck der vol-
lendeten Handlung, Perfectum, das andere zum Ausdruck der
unvollendeten Handlung, Im perfectum. Zu dem Unvollendeten
gehört aber nicht nur das gegenwärtig Geschehende und das künftig
erst zu Verwirklichende, sodass das äthiopische Imperfectum im
Allgemeinen zugleich dem Praesens und dem Futurum anderer
Sprachen entspricht, sondern auch das bloss Gedachte und Ge-
wollte, das was in Wirklichkeit treten kann oder soll, und dem-
gemäss wird hier das Imperfectum zugleich die Quelle für die Aus-
bildung der sogenannten Modi des Verbums, wodurch die Verhält-
nisse des Wollens und Sollens ausgedrückt werden. Auch im
Aethiopischen werden nur vom Imperfect aus Modi gebildet, das
Perfect hat keine besonderen Modi aus sich erzeugt; auch die aus
dem Imperfect gebildeten Modi sind nur zwei. Mit diesen wenigen
Zeit- und Verhältnisformen des Verbums vermag das Aethiopische
den Sinn aller der viel reicher entwickelten Tempora und Modi der
indoeuropäischen Sprachen auszudrücken.
Was die beiden Zeiten betrifft^, so dient 1. das Perfectum
zumeist und zunächst a) zum Ausdruck der Vergangenheit. Alle
Handlungen, die der Redende vom Zeitpunkt seines Redens aus als
geschehn oder vergangen betrachtet, drückt er in diesem Tempus
aus; es wird darum gewöhnlich in der Erzählung gebraucht. Soll
eine Handlung als in der Vergangenheit abgeschlossen bezeichnet
werden (wie im Perfect der Griechen), so muss auch hiefür das
Perfectum genügen; nur in einzelnen Fällen, wo auch wir Deutsche
schon oder bereits zum Perfect setzen, kann der Aethiope dem Per-
fect noch W^'h' er hat vollendet^ vorsetzen (und zw^ar nach § 180,
laa ohne CD), z. B. (OPtM' '^'tC^ ' ivir haben (bereits) zuge-
schlossen Luc. 11, 7. Ebenso hat aber die Sprache auch, um eine
Handlung als in einem gewissen Zeitpunkt der Vergangenheit schon
vergangen darzustellen (Plusqiiamperfectiim), nur das Perfectum,
1 S. darüber weiter Ewald, Hehr. Spr. § 134.
2 Ueber die Frage, ob das semitische Perfect erst eine später ent-
wickelte Form sei, vgl. Haupt, J. Am. Or. Soc, Vol. XIII, pp. LIV, LXIf.,
über Sinn und Bedeutung des Perfects im, Unterschied vom Imperfectum
die weitläufigen Auseinandersetzungen Knüdtzon's , Zeitschr. f. Assyr. VI,
S. 408 ff., VII, S. 33 ff.
'^ Aehnlich wird im Arabischen immer cXi* vorgesetzt; Ewald, Gr.Aräb.
§ 109 f. Aber im Aethiopiscben ist obige Wendung nicht so häufig. Uebrigens
kann (Df^t\i auch nachgesetzt werden, z. B. K A^^ ' (0^*Y\' Joh. 6, 17.
152 §88. Perfectum.
und es muss sich immer erst aus dem Zusammenhang und dem
Sinn der Sätze ergeben, ob eine Handlung hinter einer andern in
der Vergangenheit zurückliegt oder nicht. Am leichtesten kann
so das Perf. für das Plusqp. stehn in Nebensätzen, namentlich in
Zustandsätzen, z. B. Gen. 31, 34 (neben V. 33 u. 35), liY- JK-Q,! er
hatte gesagt Gadla Adam 90, 13, oder in Sätzen, die durch das
Fron, relat. (z. B. (DCM' Vf"/t"s Hl'fl^' und er sah alles, ivas er
gemacht hatte Gen. 1, 31, flM- h^^' den er aufgestellt hatte
Gadla A. 147, 20, XM- JK-rt^jK«! <^AWf|.' w^f^- der .guter Engel"
genannt worde^i ivar Hexaemeron (ed. Trumpf, München 1882)
36, 20 f.) oder durch bezügliche Conjunctionen wie ^fl', KJ^Ä*
'^^Sj "M^ho^- (auch h^^W' f^tid- /t^iJ« so wollte er ihm ver-
gehen Gadla A. 90, 18) eingeleitet sind, b) Zum Ausdruck der
Gegenwart dient das äthiopische Perfect seltener, zumeist nur in
folgenden zwei Hauptfällen. Wenn eine Handlung schon in der
Vergangenheit angefangen hat und sich in die Gegenwart fortsetzt,
so setzt man das Perfect, z. B. QÜlCli-f-h' i"1[Ä"? -" hh' 'Vm.K
•ihV' um Christi willen werden uns die Sünden vergehen^ und das
Perfect muss stehn, wenn dafür nicht ohne Aenderung des Sinnes
auch ein Futurum denkbar ist, z. B. ^0*' 4'Cn= ^fl'üYxX' siehe
der Verräter ist da Matth. 26, 46. Namentlich gewisse Handlungen
stehn, weil der Aethiope sie nicht zuständüch als ein Sein, sondern
als ein Thun und Werden auffasst, meist im Perfect, wo wir das
Praesens setzen, z. B. hh^^CXh"' ich weiss (habe erkannt), CAi.Tfh'
ich sehe, h^^d' er lieht; besonders steht Üti(D i sein im Sinne
von er ist da oder er ist vorhanden fast immer im Perfect, wo wir
im Deutschen das Praesens setzen. Der andere Fall ist der, dass
eine Handlung in den Augenblick der Gegenwart des Sprechens
hineinfällt: eine solche betrachtet der Aethiope als mit dem Aus-
sprechen des Wortes schon vollendet und setzt sie daher in das
Perfect, z. B. TU"' ^{.TVbh ' hiemit sende ich dich Jud. 6, 14;
^U«: tDÜ'üXl'h' hiemit gehe ich dir Gen. 23,11, ^0'' h'^Üxeif
Vhh' idov TtaQüii^J^ejuai ooi Tob. 10, 12. Dagegen steht in Sätzen,
in welchen allgemeine Wahrheiten, Erfahrungen, Gewohnheiten ge-
zeichnet werden, im Aethiopischen meist das Imperfect, seltener
das Perfect. c) Auch für zukünftige Handlungen wird das Per-
fect gebraucht, zunächst in Bedingungs- und diesen gleichgeltenden
Relativsätzen, wenn die künftige Handlung als einer andern noch
weiter in die Zukunft hinausgerückten vorausgehend dargestellt
werden soll, wofür andere Sprachen genauer das Futurum exactum
setzen : Vf-A- -' H^^hfl^. -" ß^'l'^'hy, •" jeder^ der mich finden wird,
§89. rmperfectiim. 1^3
tvird mich töäen Gen. 4, 14. Marc. 16, IG. Matth. 23, 12. Gen. 40, 14;
vgl. unten, § 205. Sodann kann vermöge lebhafter Einbildungskraft
der Sprechende sich so in die Zukunft hineinversetzen, dass sie ihm
als etwas erlebtes und vollkommen gewisses erscheint: darauf be-
ruht im Hebräischen das Fcrfechim propheticmn ^ das auch im
Aethiopischen in den biblischen Schriften vielfach ebenso vorkommt,
z. B. Hen. 48, 8. 99, 1 ; in mehr nachlässiger Redeweise z. B. Uf '
Üti**' 'fl^lj^' exei eorai x^.av'&jiiög Matth. 8, 12, wie auch wir sagen
können : dort ist Heulen für dort tvird H. sein. In Bedingungs-,
Wunsch- und diesen ähnlichen Sätzen entspricht das äthiopische
Perfectum auch den Modi der Praeterita anderer Sprachen, § 205.
2. Das Imperfect, als der Ausdruck für nichtvollendete § 89
Handlungen, dient a) vor allem zur Bezeichnung des Futurums.
Für das Künftige ist das Imperfect der nächstliegende und (mit
Ausnahme der § 88, 1, c angegebenen Fälle) der einzige Ausdruck,
sowohl für das absolut Künftige, wie ^\\iD*li' er tvird sein^ HJ&
^'^^h' 'JAl'"' die künftige Welt, als für das relativ Künftige, also
für das von einem gewissen Zeitpunkt der Vergangenheit aus
Künftige, z. B. er schwieg, um ^u sehn "h^^' ^**LCi^' ?i*7H,?i
'i\fh,C' ob Gott ihm Glück gehen iverde Gen. 24, 21, und für das
einer andern künftigen Handlung vorausgehende Künftige {Futurum
exacttim), z. B. /i.J&1'4*i'A •" lt\h\\ ' h^ ' ^^(0^9^ '- ^^ao :
QfO*^ ' er soll sticht getödet werden, bis er vor Gericht gestanden
haben wird Jos. 20, 6. Doch steht in letzterem Fall viel häufiger
das Perfect (§ 88). Auch wird, da die Modi nach § 90 nur zum
Ausdruck des Beabsichtigten dienen, das einfache Imperfect auch
zur Bezeichnung der zweifelhaften, ungewissen und bedingten Zu-
kunft verwendet, z. B. sorget nicht M'hflAO-' ri cpdyrjxe Matth. 6, 25;
bestimme mir deinen Lohn Ifhll'fth"^ den ich dir geben soll (nsich
deiner Meinung) Gen. 30, 28; er sonderte eine Gabe ab HJ&CDftJ^":
i{'^fl(D*' die er dem Esau schicken würde oder könnte Gen. 32, 14.
Ebenso wird es in Bedingungssätzen von etwas bloss als möglich
gesetztem Künftigem gebraucht, z. B. Matth. 11, 23 (§ 205). Ja
selbst das gewollte Künftige kann in das schlichte Imperfect gesetzt
werden, namentlich wenn ein entschiedener und dringender Befehl
gegeben werden soll, im Sinn von dti ivirst das thiin für du sollst
es thun. Für einige andere feinere Bestimmungen in der Aussage
über etwas Künftiges gebraucht aber die äthiopische Sprache Um-
schreibungen mit dem Hülfszeitwort ÜA(Oi sein. Wo nämlich eine
1 Wogegen UtiO'üll'j das auch stehn könnte, hiesse: den ich geben
soll (nach deinem Willen).
154 _ § 89. Imperfectum.
künftige Handlung als in der Zukunft dauernd dargestellt werden
soll, wird das Perfectum Vii^' oder Üii(Di mit dem Imperfectum
des Hauptverbums verbunden, etwa wie im lateinischen amaturus
est^ und zwar steht dann das Imperfect, als die Hauptbestimmung
enthaltend, voran, z. B. ^^th^' Uli*'' es wird forttvährend auf-
geschrieben werden Hen. 98,7. 104,7; f^'l'tWl^t^' ÜtiOK' unter-
gehend werden sie sein 52, 9; HJ&hö>*'3'' Ü/t^s was künftig sein
wird 52, 2. Doch kann es auch nachstehn, z. B. K^i's Vh(0'\*''
'^'^<CÄP"• fl^^*PdA«li'' die in seinen Tagen vollendet werden wird
Hen. 106, 18. 99, 2. Dieselbe Umschreibung kann aber naturgemass
auch den Sinn eines bald bevorstehenden Künftigen {Futurum
instans) haben, z. B. fßff^Ktx' Üt^' ersteht im Begriffe zu kommen
Hen. 10, 2; 'Ihrtml^s Vti(ß't- sie ist daran^ zu versinken 83, 7.
Indessen ist grade für diese letztere Art von Zukunftsbestimmung
die Umschreibung durch VtiOf' und Pron. suff. (im Sinne eines Dat.)
mit folgendem Subjunctiv des Hauptverbums gewöhnlicher geworden
und wird sehr häufig angewandt^, z. B. HWAP*' ^^^'^Tti' o fxsXXatv
EQxeo^ai Matth. 11, 14. 17, 10; l/A?* •" yi'ühP^ '- sie tverden ihn
(bald) überantworten 17, 22, ähnlich 2, 13. 17, 12. Hen. 104, 5.
100, 8; noch häufiger wird damit eine bestimmte Färbung der Zu-
kunft, die Begrifi^e wollen, sollen, müssen ausgedrückt, sofern Üfi(Di
mit Sufi'. bedeutet es liegt einem ob, z. B. 9^'i'i'i ^Id^' Üi{(D
iia^: was wollt ihr (dann) thunP Hen. 97,3. 101,2; Ü^a}^la1^':
'tCh^9^' ihr werdet ihn sehn müssen, ihr sollet ihn (dann) sehn
Hen. 55, 4. 98, 12. Matth. 16, 21. Gen. 15, 13. 18, 19. Ex. 16, 23;
ähnlich \i'f' J&fl*7'^-' sie mussten anbeten Gadla A. 147, 18 f.
Hie und da fehlt das Pron. suff. bei ÜA(D: wie Hen. 100, 8; und
Üti(Di steht auch, obwohl seltener, nach dem Subjunctiv, 104, 5.
b) Seinem Begriff nach drückt aber das Imperfectum auch das
Werdende, nämlich das schon im Werden Begriffene, aber noch
nicht Vollendete, aus. a) Daher ist es zur Bezeichnung des Ge-
genwärtigen (Prae5e??s) das nächstliegende und häufigst gebrauchte
Tempus, zumal wo die gegenwärtige Handlung nicht eine in einem
Augenblick vorübergehende ist, z. B. : saget dem Johannes H't'ii
9^(h' (Dn^d>h^' was ihr (jetzt eben) höret und sehet Matth. 11, 4.
Und so sehr ist es für diese Zeit in gewöhnlichem Gebrauch, dass
selbst das Particip. praes. gewöhnlich damit umschrieben wird:
nfßliCYi' ein säender, säend u. s. f., oder Chjf}9^' f rhfl>*C' ich sehe
ihn gehn (gehend). Und wo Gewohnheiten, Sitten, dauernde und
1 So wird auch das griechische fxsXXeiv ausgedrückt.
§89. Impei'foctum. 155
sich öfters wiederholende Handlungen geschildert werden, hat immer
das Imperfect zunächst seine Stelle, und nur seltener wechselt damit
das Perfect. ß) Ebenso häufig und gewöhnlich wird damit aber
auch das in der Vergangenheit Werdende bezeichnet, und
dann entspricht es ganz regelmässig dem lateinischen Imperfectum.
Wo in der Erzählung eine Handlung als dauernd oder als allmählig
sich vollziehend oder als sich wiederholend dargestellt werden soll,
steht durchaus das Imperfect: am Fest pflegte der Statthalter einen
freinigehen fh9^^' h^^P ' Matth. 27,15; hh'h' J&VÄ-ÄVs
A'fli: Hh^: i&V*7^V= Luc. 24, 32; HA^f.: M-üO 9^t\(i>il^''
(Dh^WC' fortwährend sass ich unter euch und lehrte Matth. 26, 55;
^j^o^a^y. f^^^^^i j^Ch-fl! ^'h't' von da an suchte er (fort-
während) eine Gelegenheit zu finden 26, 16; Gen. ^l^^iX, 25, 21;
in der Beschreibung der Sitten der Zeiten Noah's Matth. 24, 38 f.,
ähnhch 4, 23. Gen. 2, 6. Daher ist das Imperfect das Tempus für
Zustandssätze, in welchen die Haupthandlung begleitende Neben-
- umstände beschrieben werden, mögen sie mit ID:, ?i1kH' oder auf
irgend eine andere Weise eingeleitet sein, z. B. tx^Xi' J&flAd"'
j^Qi! während sie assen, sagte er Matth. 26, 21; Wah'h'Pfi' f^h
GhT' während er schlief 8, 24. Gen. 3, 8; WAöl.-' bl>*^X\ro^'
O^Y\S'*i^^' sie waren nacht und schämten sich nicht Gen. 2, 25.
Auch in eben fortlaufender Erzählung treten Handlungen, die etwas
Zuständliches ausdrücken, in das Imperfect, z. B. (DUii(Di 'üTtifU'
Jud. 19, 1. Soll indessen die Dauer in der Vergangenheit noch
genauer ausgedrückt werden, sei es um den BegriflP des Pflegens
oder das Zusammentreffen einer Handlung mit irgend einem Neben-
umstand genauer hervorzuheben, so steht der Sprache hiefür wie-
derum die Umschreibung durch Vii(Ds oder \i^' sein mit folgendem
Imperfect des betr. Verbums zu Gebote S z. B.: M- ^l'üC' l'ü^'
'flC'l's er pflegte eherne Werkzeuge zu verfertigen Gen. 4, 22;
(DÜti^i ?'th'itl' ym9^^' m-SJ'"-' Johannes war taufend, pflegte
zu taufen Marc. 1, 4; IDA^-TA •" Üü*"- ^'füC- O^Af' -• M^fC-
während Lot eben im Thore sass Gen. 19, 1. 18, 22; h'^Vh' h(\
Ch' tihlUji' (D^O*' ich pries eben Gott, siehe da riefen sie mich
Hen. 12, 3; Ji>' ß^'Vd^"^^' Gadla A. 95, 28; Vi>: J&RA-: es war
sich gebührend = es hätte sich gebührt Gadla A. 90, 21 ; aber auch
ViV--" '^M-' habitabant Gadla A. 103, 9 und sogar Vn4- ■■
f'fh'}^ • sie bauten Gadla A. 164, 1 ff. Im Gegensatz zu der
1 Wie im Arabischen: Ewald, Gr. Arab. § 208.
156 §90. Subjunctiv.
ähnlichen Umschreibung des Praesens in der Zukunft (s. oben) rauss
hier Vii(D s und W ' voranstehn. — Verschieden von den bisher
besprochenen Fällen ist es, wenn der Redende oder Erzählende sich
so lebhaft in die Vergangenheit hineinversetzt, dass er dieselbe wie
jetzt eben geschehend oder gegenwärtig sich und seinen Zuhörern
vorführt {Praesens Jiistoricum) : in diesem Fall können Handlungen,
die bei minder lebhafter Erzählung im Perfect ausgedrückt werden
müssten, im Imperfect stehn. Im Aethiopischen ist diese Wendung
nicht sehr häufig; doch beruht darauf z. B. der durchgehende Ge-
brauch von J&fliS er sagte (eigentlich: sagt er) in der Erzählung.
§ 00 Aus dem Imperfect als dem Ausdruck für die unvollendete
oder erst werdende Handlung leiten sich nach § 88 a. A. auch die
Modi ab. Das Aethiopische hat deren nur zwei ausgebildet. Soll
nämlich die erst werdende Handlung zugleich als eine gewollte
(sei es im Willen des handelnden Subjects oder im Willen eines
Andern begründete) dargestellt werden, so wird dieses Verhältnis
durch eine besondere Form des Imperfectums, die wir fortan den
Subjunctiv nennen werden, bezeichnet. Der Subjunctiv steht
überall nur, wo es sich um den Ausdruck einer Absicht, des Wil-
lens oder Wunsches handelt; er steht sowohl in einfacher und
directer Aussage als in abhängigen und untergeordneten Sätzen
und hat somit zugleich die Kraft eines Jussivs und eines Subjunctivs.
Demnach findet er seine Anwendung im einfachen Befehl (wenn
anders nicht nach § 89 das Imperfect vorgezogen wird), entweder
mit einer ihn einleitenden Conjunction, wie in Aj&Vh'J ' 'flCVi '
es iverde Licht! Gen. 1, 3, oder ohne solche, wie in foy'li'ii* er
soll heiraten Matth. 22, 24 (für die zweite Person steht aber dann
der Imperativ), ferner als Cohortativ wie in Irlr^^ ' ivir ivollen
hauen! Gen. 11,4, und beim Wunsch, z. B. 'h1\Uh'(\{h»C' f^Ö^
'flh' der Herr behüte dich! Ps. 120, 5. Sogar in Fragesätzen tritt
er immer da ein, wo die Handlung als eine von jemand gewollte
gedacht ist, z. B. h'h^'^^h- soll ich verlassen? Jud. 9, 9; ?iK s
?i*7fl(r- All'Ji^'" 'ilC' wie sollte ich so etwas thun (wie du mir
zumutest) Gen. 39, 9, und so in allen andern Sätzen irgend welcher
Art, z. B. hlti^^^C^' h<^- Ird'üi^' wir wissen, dass ivir ihn lohen
sollen Hen. 63, 4, wogegen \\o^- Trt.'flrH' dass wir ihn lohen tverden;
oder ^An* li^tl'^Ö' ^^V-VL* nicht ist irgendwer, der es hören soll
d. i. Niemand soll es hören! Jos. 6, 10. Ebenso häufige oder noch
häufigere Anwendung findet der Subjunctiv in abhängigen oder
untergeordneten Sätzen, welche zum Hauptsatz das beabsichtigte
Ziel oder nur eine beabsichtigte Folge hinzufügen, mag die beab-
§91. Tempusbildung. 1''''7
siclitigte Handlnng dor Ilaupthandlung unmittelbar untergeordnet
sein, wie in hUll- fl/fl"«* er befahl, sie sollen gehen Matth. 19,7;
'VJP,"*7 •" 'iCh^'' lass, dass wir sehn d. i. lass uns sehn 27, 49;
^^f{'h' ^/V/*V*'' er liam zu suchen 18, 11, oder vermittelst eines
Relativ-Pronomens, wie in sie suchteil falsche Zeugen HH ' fA*
'l'AF*5 um ihn durch sie zum Tode zu bringen 26, 59, oder einer
Conjunction, wie /i7nrr^''*"s YXf'^' f'dCl'' er nötigte sie hinauf-
zugehn 14, 22 u. s. f. Demgemäss muss er regelmässig stehn nach
gewissen finalen Conjunctionen, namentlich nach h^^' damit und
dieser ähnlichen, ferner nach denjenigen, welche den Begriff ehe,
noch nicht enthalten (§ 170), z. B. ?il^"4'J?/<yö: JK.'fl'fcA! ehe (das
Gras und Kraut) tvuchs Gen. 2, 5, weil in solchen Sätzen der Sinn
liegt, es sei etwas zu kommen oder zu werden bestimmt, nur sei
es noch nicht verwirklicht^. Vgl. über alle diese hier nur ange-
deuteten Fälle unten die Syntax.
Eine besondere Abzweigung des Subjunctivs und aus diesem
herausgebildet ist der Imperativ. Er lässt sich zwar von allen
Verbalstämmen bilden, wird aber nur in der zweiten Person ge-
braucht, und nie in Abhängigkeit, sondern nur in der directen Rede
bei Befehl, Wunsch, Bitte u. s. f. Er ersetzt die zweite Person
des Subjunctivs, soweit dieser Jussiv ist. Da er aber durchaus keine
Unterordnung unter einen andern Begriff erträgt, sondern nur wie
ein selbständiger Ausruf hingestellt werden kann, so wird er schon
bei einer vortretenden Negation wieder durch den Subjunctiv ersetzt.
Die Bildung dieser beiden Zeiten und Verhältnisse § 9^
des Verbums geschieht durch das Zusammenwirken zweier Bildungs-
mittel. Das eine besteht in der verschiedenartigen Ansetzung der
Personalbildungszusätze an den Stamm. Da nämlich ein Verbal-
stamm, wenn er in die Zeitbildung eingeht, zugleich auch die Unter-
scheidung der Personen an sich zur Erscheinung kommen lässt, so
giebt es in Wirklichkeit keine Zeitbildung ohne Personalbildung,
und so konnte das Semitische die Personalbildung zugleich als Mittel
zur Zeitbildung verwenden. Der Gegensatz des Perfects und Imper-
fects wird nämlich durch den Gegensatz zweier möglichen Stellungen
der Personalbildungszeichen ausgedrückt. Zur Bildung des Perfects
wird das Personalzeichen dem Stamme hinten angehängt, sodass z. B.
'^AÄ'll" heisst: voll (ist) sie', zur Bildung des Imperfects aber dem
Stamme vorgesetzt, sodass z. B. 'Th<^A?i' heisst: sie (ist im Begriff)
voll (zu sein). Im letzteren Fall wird die Handlung als etwas der
Person noch Bevorstehendes, in ersterem als etwas von ihr schon
1 Vgl. ähnliches im Arabischen : Ewald, Gr. Arab. § 210.
ISo . §91. Tempusbildung.
Zurückgelegtes ausgesagt, wodurch der wesentliche Unterschied der
beiden Zeiten sehr fein getroffen ist. Mit diesem Bildungsmittel
verbindet sich das andere: der innere Vocalwechsel. Dieser Wechsel
ist im Aethiopischen, so wie es jetzt vorliegt, sehr einfach : in allen
Stämmen activer Bedeutung geht der charakteristische Vocal nach
dem vorletzten Radical, wenn er im Perfect e ist, im Imperfect
in a, und wenn er im Perfect a ist, im Imperfect in e über. Nur
in den Reflexivstämmen, welche zugleich als Passiva dienen und
dem Passiv überhaupt sehr nahe stehn, ist dieser Wechsel nicht ^
oder nur teilweise durchgedrungen. Denn nach einem andern hier
einwirkenden Gesetz muss das Passiv im Imperfect an der Stelle,
wo das Activ e hat, a annehmen: dieses a herrscht in den stärkeren
Reflexivstämmen im Imperfect ausnahmslos, und nur dadurch, dass
einzelne im Perfect an der entscheidenden Stelle e statt a eintreten
Hessen, entstand ein weiterer teil weiser Wechsel zwischen Perfect
und Imperfect. Dagegen zeigt der schwächere Reflexivstamm V
(der mehrlautigen Wurzeln) denselben Wechsel wie die Activ-
stämme. Beide Zeitbildungen hatten ursprünglich in denjenigen
Personen, in denen hinten kein Bildungszusatz antrat, einen voca-
lischen Auslaut (wie im Arabischen), der nach dem Unterschied der
Zeiten zwischen a für das Perfect und e (u) für das Imperfect ge-
wechselt haben muss und, wie er für die Unterscheidung der beiden
Zeiten ein weiteres Kennzeichen bildete^ so auch hinwiederum im
Imperfectstamm durch verschiedene Aussprache zur Unterscheidung
der Modi diente. Aber das Aethiopische hat den vocalischen Aus-
laut wenigstens des Imperfects, e, bald wieder ganz aufgegeben
(ähnlich wie den Auslaut der Nominalstämme § 38), dagegen im
Perfect den Auslaut a regelmässig* bewahrt. Und so bildet dieser
Unterschied nun einen neuen Gegensatz zwischen beiden Zeiten:
das Perfect hat eine vollere Yocalaussprache, das Imperfect lautet
in den genannten Formen auf den letzten Radical aus.
Aus dem Imperfect werden in den übrigen semitischen Sprachen,
die überhaupt Modi haben, diese teils durch Abwandlung des aus-
lautenden Vocals und der Personalendungen, teils durch Verkürzung
gebildet; in den ältesten Zeiten scheint dies auch im Aethiopischen
^ Ebensowenig im arabischen Stamm V und VI.
2 Nur in dem einen Perfect Vt^' für Oi\(D: sein, das noch ebenso
häufig vorkommt, ist a abgeworfen oder in ö verschmolzen, sodass es der
Aussprache der Verba tertiae infirmae bei den Syrern gleichkommt. Dass
die Unterscheidung in der Bedeutung zwischen (//t**' ^^^d ÜtiOii, die Lupolf
im Lex. aufstellt, nicht richtig sei, hat schon Drechsler nachgewiesen.
^ 92. Einlacher Grimdstamm der dreiratlicaligen Wurzel. 159
der Fall gewesen zu sein. Aber schon früh müssen sich hier die
iiuslautenden Vocale verloren und die volleren Endungen, welche
im Arabischen noch erhalten sind, stark abgestumpft und verkürzt
haben, sodass sie unfähig wurden, durch eine noch weitere Ver-
kürzunof den Unterschied der Modi an sich erscheinen zu lassen.
Während nun aber das Hebräische, das bis hieher mit dem Aethio-
pischen so ziemlich den gleichen Weg ging, die Unterscheidung
der Modi teils ganz aufgab, teils durch Kürzung inlautender Bil-
dungs- oder Wurzelvocale und durch Abwerfung auslautender
Wurzelvocale zum Ausdruck brachte, schlug das Aethiopische einen
andern Weg ein: es behielt die hinten verkürzte alte Imperfect-
form für den Subjunctiv bei und bildete aus diesem eine neue
vollere Form für das Imperfect, indem es zum Ersatz der hinten
abgefallenen Vocale und Nasale ein ä in den Stamm selbst, hinter
den ersten (d. i. im mehrlautigen Verbum hinter den drittletzten)
Radical eindringen liess^. So entstand eine neue Modusunter-
scheidung und eine Form des Imperfects, die von den Imperfect-
formen aller andern semitischen Sprachen abweicht. Da somit das
Imperfect auf einer Neubildung beruht und die alte Bildung viel-
mehr im Subjunctiv dargestellt ist, so muss auch in der Bildungs-
lehre immer vom Subjunctiv als der Grundbildung ausgegangen
werden. — Der Imperativ geht aus dem Subjunctiv, mit welchem
er seiner Bedeutung nach innigst verwandt ist, hervor, indem das
Personalzeichen der 2. P. Subjunct. vorn abgeworfen wird. In allem
Uebrigen stimmt der Imperativ völlig mit dem Subjunctiv überein;
nur in einzelnen Verben des ersten Stamms zeigt er noch ander-
weitige stärkere Verkürzungen.
In den einzelnen Wurzeln und Stämmen kommen diese all-
gemeinen Bildungsgesetze auf folgende Weise zur Anwendung.
I. 1. Im einfachen Grundstamm der dreiradicaligen § 92
Wurzel wird nach § 76 die transitive und intransitive Aussprache
unterschieden ; in jener lautet das Perfect ^Id. ' (nagära) er hat
geredet, in dieser l'üd' (gäbra) er war thätig. Im Subjunctiv
setzt sich der charakteristische Vocal nach dem zweiten Radical
^ Aehnlich wie im Aethiopisclien in der innern Femininbildung ein-
zelner Adjectiva ursprünglich äusserlich antretende Bildungsvocale nach
innen drangen (s. § 129). — Ueber die entsprechenden Formen im Assyrischen
8. Barth, Zeitschr. f. Assyr. II, S. 383 f. und Hommel, ZDMG XLIV, S. 539;
über ähnliche im arab. Dialekt von Zanzibar Prätorius, ebend. XXXIV,
S. 225. — Vgl. auch König, S. 82; Philippi, Beitr. z. Ass. II, S. 383 f. und
Reinisch, Die Bedauye-Sprache, Bd. III, S. 136 fit.
160 -§92. Einfaclier Grundstamm der dreiradicaligen Wurzel.
fest; der erste und dritte sind vocallos. Das Personalzeichen für
die 3. P., ßß (nach § 101), vereinigt sich mit dem ersten Radical
zu einer Silbe mit dem Vocal e. Der Bildungslaut nach dem zweiten
Radical ist nach § 91 für transitive Verba e (worin i-e und u-o
anderer Sprachen zusammengefallen sind), für intransitive ä. Somit
lauten die entsprechenden Subjj. ß'i'^C' und ^1(\C' mit dem
Accent auf der ersten Silbe: jenger, jegbar^. Der Imperativ lautet
Ir^C- und IdC' neger (oder neger?)^ gebär. Das Imperfect lässt
nach dem ersten Radical ein a neu eindringen, wodurch das Per-
sonalzeichen vereinzelt und nun mit blossem Vocalanstoss ausge-
sprochen wird. Der neue Vocal trägt den Accent und beherrscht
das Wort so sehr, dass sich nach § 60 in der auf ihn folgenden
Silbe ä zu e senken muss, also J&V^C' ß»l'üC' jenäger^ jegdber.
Der Unterschied zwischen transitiver und intransitiver Aussprache
hört also hier auf. — Wie indessen in den andern semitischen
Sprachen, so gibt es auch im Aethiopischen viele Verba, welche
nur in einer der beiden Zeitbildungen der transitiven oder intransi-
tiven Aussprache folgen, und andrerseits wieder solche, welche im
Subjunctiv zwischen beiden Aussprachen schwanken, wie nach § 76
auch im Perfect manche Verba beide zulassen. Zwischen beiden
Aussprachen schwanken im Subj. z. B. 'l'Cfl' sich nähern Ji^^'fls
und J&4'C'fls, '1(A4'-' vergeht J&^A^»-" und j&'VA^': (s. Gen. 8, 3),
OCl' hinaufsteigen, 0'}ti' schwanger sein, ÄA^^s finster sein,
f^iliTD: müde sein. Das Verbum flYlü' und fth(\' sich legest bildet
sowohl i&flh'fl'' als J&flh'fl-', d,'\'(Di und d^^(Ds wünschen sowohl
J&^'f'fl^: (ßß^-f-i) als ß.^^'(D*i (ji^i::), wogegen von solchen
Verben, die im Perfect zwischen beiden Aussprachen wechseln,
einige im Subjunctiv ausschliesslich oder doch meistens die intransi-
tive Aussprache haben: Jil^rtA' er gleiche! ß>^(\C' er verbinde
sich! ß»hh^' er bitte! f»^/iß>' er sei fruchtbar !. Im Perfect nur
intransitive, im Subjunctiv nur transitive Aussprache haben J*7l^"
König sein J&'>*7/*'-"; THÄ-" dicht sein ß^lH^'-, ><PÄ-" sich davon-
machen J8»'}^Ä*'S dagegen im Perfect transitive und im Subjunctiv
intransitive z. B. dhd'- finden ßCh-ü', Vft^- sitzen J^'^flD, 0^(1'
bewahren^ (l*fe^s umhüllen, 0'\*f[' bekreuzen, \\003i giessen. Der
Imperativ folgt immer dem Subjunctiv.
Von den hauchlautigen Verben haben 1. die mit einem
1 Vgl. Trumpf, S. 530; König, S. 158 f. ~ Im Tigrai wird im Sub-
junctiv nacli dem ersten Radical ein kurzer Vocal eingeschoben (Prätorius,
Tigriha, S. 276 Anm. ; Schreiber, Manuel de la langue Tigrai, p. 37), was
NöLDEKE (GGN 1886, No. 26, S. 1014) für ursprünglich hält.
§92. Haucblaiitige Verba. 101
Hauchlaut beginnenden nur die Eigentümlichkeit, dass sie nach
§ 44 im Imperfect dem Personalzeichen statt eines flüchtigen e den
Vocal ä geben: ^OCI' ?'Y(\C'' ?0^'i\' u. s. w.^ 2. Die mit
einem Hauchlaut schliessenden haben, ob transitiv oder in-
transitiv, nach § 45 im Perfect alle die Aussprache '^AK ' voll
sem, i^CO' ordnen {mdVa, sära) und haben auch im Subjunctiv,
da der Hauchlaut hier statt e regelmässig ä vor sich fordert (§ 44),
indem dieses ä sich nach § 46 zu ä dehnt, nur einerlei Aussprache:
ß>9^^}i' J&/^^d- J?-'n*0-", Imperativ: 9^^Tti' /^/^Ö' 9^^h'
tl^lö'- Dagegen zeigen sie im Imperfect keine Eigentümlichkeit:
J?^<^Ah-" f^wCÖ' J&fl4^j>-". 3. Die Verba mit mittlerem
Hauchlaut lauten transitiv hY\\l' senden, Arhfl' ziehn^ intransitiv
aber nach § 45 AU4*' wachsen, h/hR' leugnen^ liTiti' Idein sein;
manche wechseln zwischen beiden Aussprachen § 76. Im Subjunctiv
haben auch diese Wurzeln statt e wegen des Hauchlauts a (§ 44),
sodass man von transitiven und intransitiven Verben gleichmässig
P-Arh-fl: J&hrhJ^: f^hOC' J&i^rhC: bildet. Im Imperativ aber
spricht man statt flrh'fl ' SflrhÄ's nach §44 regelmässig ilthrü'
hrhÄ's u. s. f. Das Imperfect wird nach § 45 statt Jirt/h'fl' viel-
mehr J&rirh'fl ' jeseheh gebildet*, ebenso J&K'rh^ ' er schreibt,
J&AÜ^*' er wächst, J&Ä"^'Js er rettet sich-, aber li^Ö^' neben
lahö^' Gen. 33, 14 var.
Eigentümliche Bildungen zeigen hier nur einige vielgebrauchte
Wurzeln mit schwachen Hauchlauten. Ch^' sehn bildet im Subj.
ß'Ch^'i dehnt aber nach § 46 im Imperf. ^Chf^' zu f^d>i\^'\
ebenso II, 1 f^h^^', Imper. Qh^' und ^tx^'- Ihm folgt hie und
da CÖ^' weiden, Imperfect J&^'^s; doch ist diese Bildung in der
Natur des 0 nicht begründet, und bessere Handschriften haben
dafür gewöhnlich J&CV.- (vgl. unten § 94). Auch litxt' unver-
mögend sein konnte, obgleich es in der Regel das Imperf. f^Mxi'
bildet, wie es nach Ludolf's Lex.^ p. 172 scheint, sein e dehnen:
f^Mx'i' ', vgl. mein Lex,^ col. 377. Ferner stösst die Wurzel 'flUA"
sagen (im Perfect wenig mehr gebräuchlich) ihr 0 im Subj. und
Imi3erf. aus, daher Subj. J&ftA' (für jR-flÜAs)? Imper. HA'; im
Imperfect wird zugleich nach Art der vorigen e zu e gedehnt,
also J&n>A- (§ 46), und A wird in allen Personen, wo es aus-
1 Hingegen stellt nach }\^ nicht in Folge von regressiver Assimilation j&,
z.B. Ai^J&rfiÄ'^«' **^ (f-) 'lohnen nicht-, s. König, S. 118 ff.
2 Sodass die Form den Schriftzeiclien nach mit dem Subjunctiv der
starken transitiven Verba zusammentrifft. In der Aussprache unterscheidet
sie sich davon wesentlich.
Dillmann, Aetbiop. Sprache, 2. Aufl. 11
162 § 93. flintendoppellautige und vornvocalige Wurzeln.
lauten würde, abgeworfen, § 58, daher ß^d»'- Dieses j&flj^ wird
nun aber nach § 89 a. E. immer im Sinne eines Praeteritums er
sagte gebraucht, daher bildete die Sprache ein neues Imperfect
J&'flA! für J&'flÜA' in der Bedeutung: er sagt und er tvird sagen.
Ebenso wird von YiVti' können zwar der Subj. voll JK-hliA", das
Imperfect aber meist verkürzt J&hA* (jekel) gesprochen; doch auch
J&hUA'j s. 1 Reg. 26, 25. — Wurzeln mit zwei zusammentreffenden
Hauchlauten sind nach § 66 selten: 'flfhh' sauer iverden, h'^ti'
fange)!, nehmen'^. Letzteres bildet Subj. J&h'^lf«', Tmper. Ä'VH';
Imperf. ß>Mlt'; der Subj. ?h'h1l', den LuDOLF in einer alten
Handschrift Ps. 15, 6. 34, 9 fand (vgl. auch Joh. 7, 30) und wofür
er f /i'lf'Hs drucken Hess (als Subj. von St. I, 2), erklärt sich wohl
daraus, dass man einmal f^Tti als i<^ gesprochen hat.
§ 93 Von hinten doppellautigen Wurzeln lautet das transitive
Perfect '\wu^' suchen^ Jflfl' reden, das intransitive th^^' (hämma
für ih9^^^' häm^ma § 55) kranJc sein, leiden; einige haben beide
Aussprachen : VÄÄ^ und Vfts brennen, th^^' und rliÄ' Jdein werden,
abnehmen, T»?? ' und 7"^' fliehen. Davon kommt der transitive
Subj. je.'^/^/^- ^l-n^' {ß^^\^H"' JiftÄ-J^'- ß>1t\tli), auch von
ÄHfl-" einengen und enge sein J^Ä'-fl-fl-", Imper. 'V/*'/*': "J-fi-fl:
ftÄ-Ä-:, aber intransitiv ^'if^ß:- ß^T-^ß^'^ ß^Ö^ß^', Imper. -JÄJ^'"
u. s. w. Das Imperfect lautet J&^Ä'Ä"-" jendded, J&if'fl'fl:, f'Ti
/*'/*'•■ (§ 92).
Von vornvocaligen Wurzeln ist in diesem Stamm bis
jetzt nur eine mit i anlautende belegt: ^'üli' (intr.) trocken
sein, Imperf. ß.^'dh', Subj. JZ-JZ-Ori.-, Imper. J&flft--. Häufig da-
gegen sind die mit u anlautenden. Im Perfect ist die transitive
und intransitive Aussprache ausgebildet, z. B. fliAA' zeugen, (D*lO
werfen und steinigen, flJ^fts hinahsteigen , (Dtiß.' ivegführen;
(Dß:^: (selten (Dß^^: Num. 14, 5) fallen; mit mittlerem Hauch-
laut: tO^ihH' fliessen, flJ-'Vfts wenig werden, (D^'haV (und (D'^m-)
schlucken, IDilfl ' geben; mit schliessendem Hauchlaut: (D*^}\'
stossen, Wfyh ' herausgehn. Von diesen hält im Subjunctiv nur
eine kleine Anzahl den anlautenden w-Laut zu einem Halbvocal
verhärtet in der Zusammensetzung JilO* fest (§ 49), daher trans.
ß>(D-1C' (Lev. 24, 16. Deut. 22, 24), ß^iD-C^'-, ß>(D-^C' ^0^
^O J&a>*T'>= ß>(0*^'', j&fl>-4»fls Act 19,33; von hauchlautigen:
1 l\'\^t Subj. 1, 2 'l'lti'^Ci nach einer vereinzelten Lesart in Ex. 22, 28,
in der Bedeutung verzögern; andere Handschriften haben II, 1.
2 Auch ß/Y'ß'^*' Num. 10,34.
§ 93. Wurzeln mediae infirmae. 163
f^iO'J^h'' Hen. 89, 43, f.(D'Pö' {säugen) Hebr. 5, 12. Bei den
meisten wird durch Ausstossung des (D*, § 53, der wenig beliebte
Laut j?.fl>- vereinfacht, dann aber, wenn sie transitiv sind, die zweite
Silbe verstärkt, indem sie a statt e annehmen. Zwar kommt auch
die Aussprache ß^tl^' (jesed) noch vor, z. B. Gen. 27, 10 ann.
Ps. 42, 3, aber gewöhnlich dringt a durch: J&AÄ-=^ f-lCs Joh. 8, 7
(neben obigem Jill>-'7C0? ^^»O ^'t'O ^(ixlr'j wie in intransitiven
J8.R4'-- je.^J^'-", von mittelhauchlautigen ^tl\1i' (§ 44), eOA^ Luc.
19, 5, f-^T-- Ps. 68, 18, fÜ-fl', von hintenhauchlautigen ß>^}\'.
Wo im Subjunctiv der erste Wurzellaut ausgefallen ist, kommt er
auch im Imperativ nicht mehr zum Vorschein, also AT' ^ß^'
AJ^'-" If'il' ^h'-, von Formen wie ^ftj^'s auch Imper. flÄ": Ex. 33, 12.
Gen. 42, 19 (obgleich man wie J&rtÄ"' hie und da auch AÄ's findet);
aber auch von ßßOh'QC' leitet sich, mit Abwerfung des ersten
Radicals, IC- Ex. 1, 22 (doch auch (9*1C' und nC' von ß^lC'
s. die annot. zu d. St.) ab, und ähnlich sagt man ^C' (von (D'p^i
behauen) Deut. 10, 1 neben ^C', (O'^C' und (D*^C'' Ex. 34, 1
annot. ^
Das Imperfect von allen diesen Verben lautet gleichmässig
JRfllJ^4»: ^(D^^s fsWCh' ^(Döti-, von mittelhauchlautigen
J&ö^rhlf! ^(0*ö^' u. s. f. Nur das vielgebrauchte Wort WÜH'-
bildet statt J&ID-U'fls jeweheb mit Versetzung des w-Lautes immer
Die Wurzeln mediae infirmae beider Arten (mit * und w)
verdrängen im Perfect nach § 50 das ä oder e, welches nach
dem zweiten Radical gehört werden sollte; daher fällt die Unter-
scheidung der transitiven und intransitiven Aussprache weg. Ihren
vocalischen Radical lassen sie mit dem Bildungs-a der ersten Silbe
beständig zu einem Mischlaut zusammenfliessen : ^^' tragen^ (Tä'
laufen^ th^s gehn^ "i#w>: setzen, ^ImOV ivenden, (U'l'' übernacJäen;
ebenso tertiae gutturalis : f*h' siegen, (\h' kommen, ^gh' bahnen^
ith' rot sein^. Nur diejenigen, welche zugleich hintenvocalig
1 Vgl. tXJLj 15;.; Philippt, ZDMG XL, S. 653.
2 Einige der hieher gehörigen Verba sind noch nicht in allen Formen
mit Beispielen belegt.
^ Man kann dies nach § 68 als einen Uebergang der vornvocaligen
in eine mittelvocalige Wurzel ansehn, muss aber dann zugleich annehmen,
dass hier die alte Imperfectbildung, die sonst die Bedeutung eines Subj.
annahm, erhalten blieb.
4 Vgl. die arab. Imäla; König, S. 67; Barth, ZDMG XLIV, S. 698.
11*
164 § 93. Wurzeln mediae infirmae.
sind, haben eine andere Aussprache, § 94. Wenn Ludolf in seinem
Lexicon Formen wie -f-fllj : '*i(Dw'' 6(0*}'- </»f rt : ^f0! ftf fl •*
MdJ ftPJs aufführt, so hat er ihnen diese Gestalt nur gegeben,
weil er ihre genauere Aussprache im Perfect noch nicht gelesen
hatte; die Perfectformen If^s d^^i*' 0(Dfii sind zwar belegbar,
aber sie scheinen den St. I, 2 darzustellen^. Der Subjunctiv
lautet von den Wurzeln mediae t nach § 50 durchwegs Ji'T.T'
je.'^J^: J&V1Ä-: je.«i.A- ß^OKÖ' J&rM" Matth. 11,20. Judae 9,
der Imperativ '^T-" "tl^-- ^^h- Jes. 40,2; auch die Wurzeln
mit mittlerem ü haben fast alle die § 50 beschriebene Bildung:
je-Ä-C- /i4.K's J&0-Ä-: ß^it^Ö' S^'h'h', Imper. Ä-D (h^' 1*^0'^
Auch Vlj! sein hat im Subjunctiv meist J&Vb^*, Imper. Vh^s, kann
sich aber nach §§ 26 und 36 noch weiter zu ^It^'i' und Yt'Tf' ver-
kürzen. Indessen lässt sich nicht verkennen, dass wenigstens in
den Wurzeln mediae ü einst im Subjunctiv und Imperativ auch
eine intransitive Aussprache vorhanden war, welche den nach dem
zweiten Kadical zu sprechenden intransitiven Vocal a noch durch-
hören liess^; am häufigsten ist sie noch erhalten in ^^C' t^C'j
namentlich in älteren Handschriften, während neuere meist ß»th*C'
rli-C- haben; ebenso J&^C- und J&K-C'^. Auch sonst findet sie
sich noch hie und da, z. B. in fi^ = fi*^'; s. mein Lexicon. Bei
Wurzeln mediae t ist eine solche Unterscheidung der intransitiven
Aussprache auch für die ältere Zeit bis jetzt nicht nachzuweisen.
Endlich lautete von den beiden Wurzeln Oh' kommen und H^h'
siegen der Subjunctiv vielleicht einst auch J&flJi ' J&^h'j aber
durch den Einfluss des schliessenden Hauchlauts ging nach § 44
ö in unveränderliches (§ 46) ü über, daher immer J&fl?i" ^''l'h'j
Imper. flK* ^li' *. Das Impe^fect wird von allen diesen Wurzeln
beider Arten, ob transitiv oder intransitiv, gleichmässig, wie im
starken Verbum gebildet: nach dem neueindringenden betonten d
muss der vocalische Radical sich zu einem Halbvocal verhärten,
also: ß^hah-}: fs^ahQi fA(0*'h'' ^0(D-^'' Prhfl^C-- ^HOhh'
f^wf.9^' ß.^ß>lh' POi&Ä-! f rhj&ft! Apoc. 2, 4. (üeber die Aus-
sprache s. § 50.)
1 Mit Sicherheit kann dies erst dann bestimmt werden, wenn man
die zugehörigen Imperfectformen findet.
2 Sie unterscheidet sich von der transitiven Aussprache wie t^'i^* von
D1P\ »Oli^^v^j von J..ÄJ.
I T •♦ J "
^ S. dagegen König, S. 151 f.
* Wenn nur (\j\' diese Bildung hätte, Hesse sie sich auch nach
§ G8, a erklären.
§ 94. Wurzeln tertiae infirmae. 165
Die Wurzeln tertiae infirmae beider Arten (mit t und ü) § 94
lassen im Perfect, in der 3ten p. Sing., das auslautende a wie
alle andern Wurzeln hören , verhärten also regelmässig ihren
vocalischen Radical (§§ 51, 68). Von Wurzeln tertiae ü liegt im
Perfect eine intransitive Aussprache nur in ein paar Fällen vor,
in denen der zweite Radical ein Hauchlaut oder Vocal und Halb-
vocal ist: 'l^ti(D: folgen, d,'V(Oi, seltner dJV(0' gelüsten^ auch
\\0(Di giessen, ÜfhO): sich ausdehnen, dagegen KVliÖ^' erwachen,
9^l)(Ds schmehen; und so auch die doppelt schwache Wurzel
rhj&fl^ ' leben (ursprünglich häjewa, kürzer häiiva), vgl. unten.
Dagegen ist bei den Wurzeln tertiae 1 die Unterscheidung der
transitiven und intransitiven Aussprache regelmässig durchgebildet:
rt^fs verleihen, rt^^^f' nennen, /iflf s veriveigern; 'hC^' und '^Cf «
erwählen, <{.^f-' und <<.Cf •' Frucht tragen, rt1"f ' trinken, O-flf •*
gross sein, flAf • veralten, Chf ^ sehn, Cd?' weiden, 'JÜ^s sich
erholen, 0>*b?' brennen. Im Subjunctiv wird das kurze e der
transitiven Bildung von dem dritten Radical verdrängt, § 51, daher
)2.^/V-- {im jetle-ü), J&?i+: J&*7A-: J&J^Ä- ^Ö-^' J^Tf^-' J&'J*-
(Matth. 26, 34) und andere; J&'flll«-" {weinen), ^Yld' {graben),
J&fth.! Deut. 4, 42; ß-C*-', JZ-TA.' Ex. 32, 10; J&lfA.' {singen),
f^}\d') ^ÖfU' Ps. 130, 4. Dagegen hält sich das a der intransi-
tiven Bildung und das ä der Wurzeln mit mittlerem Hauchlaut
und bildet mit dem folgenden Radical einen Diphthong; so immer
mit folgendem t: ß>tldß>' ß'tl'l*^' (hie und da trans. J&A'fcO
ß'V^Ji- JR-nAji: ^n^^: (von iJf:) J&TOji" ^10^' j^Chß^'
f>COS^'] auch mit folgendem ü, wobei allerdings der Diphthong
oft zum Mischlaut ö wird: ßß^-f'' Ex. 20,17; nur nach einem
Hauchlaut erhält er sich als Diphthong zäher, doch nicht immer:
ßK'rhfl>-«' ßtlfh(0*' J&h(lfl>*" Der Imperativ lautet hienach
teils '^A•• Ö^' K'A-- Ö^^' ötL' "VA.! C*", teils hOO^' (§ 44)
und auch 4"^.- Apoc. 3, 19 (alte Ausg.), -^J^s 'i\^ß' ft'^J&•■
(und trans. tl±'), ^0^' z. B. Job. 21, 15. 16. Aber Chf •• sehn
bildet, jobwohl es im Subj. immer ^Chß'^ nie ßChj hat, doch
immer die kürzere (trans.) Form des Imper. Ch^'; die Form ^hß»'
oder gar Ch^'j die man hie und da liest, ist nicht gut. Im
Im perfect wird das nach dem zweiten Radical zu sprechende e
regelmässig von dem folgenden Yocal verdrängt, also : J&i'A* •
f^d.'P' ^Iti"' ßn^' ß.>*! {tönen), f d^- f K+"; J&rt't" ^d^d-
f'ii^h ?'\d' fort.-" f Ort^s- Von Wurzein mit mittlerem Hauch-
laut (nach § 45) : J&hd-: f^iO-- f^^-h^' f^TCd^^h JZ-T'^." f^C\-
(und je.^'i.s § 92), je-Arh.: (Liturg., von Arlif 0; aber Chf-" hat
1^*^ , § 95. Steigerungs-Grundstamm.
immer f^d>h^') § 92, und in der Berl. Handschrift von Hen. steht
immer ^^%i für J&fl^'i.!, z. B. 93, 8. Obwohl nun diese Formen
des Imperfects von den mittelhauchlautigen Wurzeln mit den Sub-
junctivformen der nichtmittelhauchlautigen Verba zusammenfallen,
so ist doch keine Verwechslung möglich, da letzteren immer ein
Imperfect mit a in der ersten Silbe, ersteren immer ein Subjunctiv
mit a in der zweiten Silbe entspricht.
Was die doppelt schwachen Wurzeln (§ 69) betrifft, so
ist über *h*^^' und Offs schon in § 93 gehandelt worden. Von
vorn- und hintenvocaligen bildet CD^f: hineinlegen den Subj.
J&Äje.!, Imper. ftj&s, O^^s und Öl-Äje.s (Herm. p. 81 b, 1. 7),
Imperf. J&CD^:, a>-|)f .' brennen Subj. f (IJ&= (§ 44), Imperf. /iO^'i.!
(der Imper. ist noch nicht belegt), flörhf ' j^flJ'rK.' (s. mein Lex,^
col. 893). Die einzige Wurzel mit mittlerem i und schliessen-
dem u^ ih^(Oi zeigt keine Eigentümlichkeiten, die nicht aus dem
obigen verständlich wären: Snbj. ß^th?'' und J&#lfiffl^"j Imper.
rhf"' und rhffl^', Imperf. frhf^"- Die Wurzeln mit mittlerem le
und schliessendem i haben im Perfect transitive Aussprache:
AflJf :^ Jcrank sein^ fiOJ^s Äehren treiben^ ^ö^f * sich satt trinlcen^
Gen. 24, 22, mö^f = (oder mfl>'f '?) Windungen machen^ Imperf.
j&Ä^s J&rt^s j&^«-- ^aW', Subj. (nicht von allen belegt)
§ 95 2. Der Steigerungs-Grundstamm wird im Perfect mit
drei a gesprochen, von welchen das nach dem zweiten Badical das
wesentliche und entscheidende ist und daher (nach LuDOLF und
Trumpf) den Ton hat: d*^^^' fassdma vollenden. Da der zweite
Radical verdoppelt werden muss, so tritt auch bei doppellautigen
und mittelvocaligen Wurzeln immer die starke Bildung ein, also:
hUH ' azsä^a befehlen^ r/ifl'lf ' hawwd^a angenehm sein, mf 4* -
tajjäqa genau erkunden'^; von den übrigen ohnehin: (D^(Di iverfen^
rhAf ' denken, d*^(n : schichen. Nur die mit einem Hauchlaut
schliessenden Wurzeln haben nach § 45 A'flrh- sabbeha^ lobpreisen,
'h't'h' guagguea eilig, eifrig sein, TtO^O' sawwe'a rufen, ?0}*Ü'
jawweha Sanftmut üben. In der Bildung des Subj. tritt das Per-
sonalzeichen vereinzelt und daher mit Vocalanstoss gesprochen vor,
weil der erste Radical mit der ersten Hälfte des zweiten verdop-
pelten eine einzige unveränderliche geschlossene Silbe bildet; für a
^ Demgemäss auch ipfjs di^A') sofern sie zu St. I, 2 gehören,
nicht «^>: ^rt-"-
2 LuDOLF, Gr. Aetli. II, 2.
§ 95. Einwirkungs-Grundstamm. 167
des Perf. tritt im Subj. an der entscheidenden Stelle ein tonloses e
ein, das von einem schlicssenden Radical verdrängt wird, also:
jR<f-Ä'J^' jefdsscm, mit beginnendem Hauclilant PrliÄ'ft' (erneuern)
jahdddes, mit schliessendem Hauch /^rt'flrUi" ,&7*'1^?i'5 von schwachen
Wurzehi ?hini'' j&h»^7v j^enn- /z-öiat- j&öJJ^'ft-, ^^ahö-
fr/ifl^K": .('.ffl>-U- ^a}(n'ö' jnväivive (Jos. 6,5), f^(V\f>^'jetäjjeq,
<&<<.>.• J&Hö»-! eii/V-s ;aÄ6^7/^, JK-fll^-- (von fl>/.flJ:), J&ÄA." J&^rt."
frhA.-; Imperativ: d^f{'9^: fässein, hllli' fl>AT-- Äa>-(i: fflI-Ü.-
(DOhd' mj^4'5 <f,V-" 5VA«' ^rt.'. Nur infolge einer abgekürzten
und ungenauen Aussprache (§ 56) kann f»(T\^^' (f\ß'^' u. dergl.
jetaiq taiq lauten. Die mittelhauchlautigen Wurzeln müssten
eigentlich J&<^llC= jemähher er lehre bilden, und in der That hat
sich d in diesem Falle vor dem Doppelhauchlaut in alten Hand-
schriften und Drucken noch öfters erhalten (z. B. Deut. 4, 9. 36. 6,1);
allein nach § 45 spricht man auch hiefür lieber fj9^VC' jemehher,
Imper. 9^ÖC' mehher, z. B. Ps. 118,26. 64; solche Formen sinken
dann in späterer Aussprache, wo die Hauchlaute immer träger und
gleichgültiger gesprochen wurden, leicht zu jemehr mehr zusam-
men, § 56.
Sonst haben diese beiden Modi in ihrer Bildung nichts eigen-
tümliches : es soll indessen hier daran erinnert werden, dass einige
Wurzeln den St. I, 1 und I, 2 in gleicher Bedeutung zulassen,
namentlich (Dl^i troy^: ^Q^s und noch einige andere, s. § 77 a. E.
Indem zur Bildung des Imperfects nach dem ersten Radical noch
ein a eindringt (§ 91), wird nach dem so entstehenden langen
Vocal die Verdopplung unhörbar und durch Verfärbung des ä zu e
(aus ä + i) ersetzt. Demnach entsteht das Imperfect dieses Stammes
in allen Arten von Wurzeln gleichmässig durch ein nach dem
ersten Radical sich festsetzendes e, also: f^^?v9^' jefesem'^^ f^ih»
Ä-ft- /?.^UC- M-fl/h' f^^ll' f^^'ü'ü' J&'ßAT- ^'Bfl^d-
J&rh.fl^K' : J^^m-JR*- J&Ä.V •• J&X/V-- f!>H,X' J&Ä.A.-- J&rh.A.:.
Dieses e des Imperf. ist zugleich das sicherste äussere Erkennungs-
zeichen aller Steigerungsstämme.
3. Im Einwirkungs-Grundstamm trägt das die Kraft des
Stammes enthaltende ä durchaus den Ton ; nur wenn der zweite Radical
ein Hauchlaut ist, zieht er nach § 48 im Perfect den Ton an sich*,
also: *^*l*f s saqaja^ aber ^ghO^' lähdwa. Das Imperf. wird in
1 Nach PßÄTOKius, Beitr. z. Ass. I, S. 27 soll dieses jefesem durch Er-
satzdehnung aus ursprünglichem ^jefissini entstanden sein, worauf das Tigrina
fß^^^^i [mit hörbarer Verdopplung des J\] hinweise.
2 LuDOLF, Gr. Aeth. I, 7, 3.
168 § 96. Causativum des einfachen Grundstammes.
diesem Stamme vom Subj. nicht unterschieden, weil das sonst für
diesen Zweck angewandte Mittel (§ 91) nicht ausreicht, um hier eine
eigene Form zu schaffen. Demnach lauten die betr. Formen: Perf.
n^hs, Imperf. Subj. J&aCh-, Imper. (\C\}', ebenso *0^s f>^dO
^ÖC'; mit schliessendem Hauchlaut : flArh' erretten (baleha) J&fl
A/h-" flA^s; von schwachen Wurzeln: fl^d' ^hCC' flCC-,
"Pih?' i&'Prh.- "PiK-, «^^f ■ J^*^*" '^*^ ^ih(D" J?,Arli.- A/h-s.
§ 96 II. Im Causativum 1. des einfachen Grundstammes
hat der zweite Radical im Perfect a, ebenso der dritte in der 3ten
p. S. m.; der erste, ursprünglich vocallos, fügt sich dem Stamm-
bildungsvorsatz als Silbenschliesser an. Den Ton trägt die ge-
schlossene (erste) Silbe, und nur wenn der zweite Radical ein Hauch-
laut (mit a) ist, behauptet dieser den Ton. Das Causativum bildet
sich auf gleiche Weise von transitiven und intransitiven Wurzeln.
Also: h9^/iii' dmsala für ähnlich erJcläreUf h^^d' liehen, hYl
rliR' akhäda als Lügner überführen. Von Wurzeln mit schlies-
sendem Hauchlaut: h'i^h- änsea erheben^ hUCÜ- erleuchtest.
Unter allen starken und hauchlautigen Wurzeln hat nur 'üVii' die
besondere Eigentümlichkeit, dass es seinen Hauchlaut ausstösst
(§47): hdii' sagen machen ahäla^ für Jt'flyA'- Ausserdem soll
hier noch einmal daran erinnert werden, dass vornhauchlautige
Wurzeln ihr Stammbildungs-Jt vor dem stummen Hauchlaut nicht
dehnen (§46), also: h^^f^' hh^^' (nicht hhi^f^')- Von den
übrigen Wurzeln haben im Perfect in dieser 3ten p. S. m. die
doppellautigen und hintenvocaligen durchaus starke Bildung: t\li
flfls lesen, Kb??' fliehen machen, h^h(D'' folgen machen, htli*?'
tränken, hCh? ' sehn lassen. Besonders hervorzuheben ist h9^
ÖO' dm-e-a erzürnen. Die vornvocaligen lassen ihren ersten
Radical mit h zu einem Diphthong zusammengehn : Kfl>*Afi' äu-
lada Gehurtshilfe leisten, ho^'^h' antworten, h^flfi- trocken
machen, hß>!^0' kund thun. Die mittelvocaligen Wurzeln lassen
auch in diesem Stamm das a meist nicht nach dem zweiten Radical
eindringen, sondern bewahren die kürzere Aussprache von I, 1 :
das K des Causativ-Stammes wird dadurch vereinzelt. Der Ton ist
auf dem langen Wurzelvocal. Also : d\^ : ht^/* ' ahöra, (Tä '
JiC^K'j ih,fi' hib»tk' (woneben sich allerdings auch hth^fi' findet),
h>R' Mhß*'- Nur die zugleich hintenvocaligen Wurzeln müssen
nach § 69 wie in I, 1 notwendig die starke Bildung annehmen:
h(l\?(Di heieben, hC(D? ' tränken, h^'(0?'' KTCDP-". Indessen
giebt es doch einige Wurzeln mediae w, welche auch die starke
Bildunf]f zulassen: P^,i blind sein und P^' Acht haben können
§ 96. Causativum des einfachen Grundstammes. 169
t\P^*' und ixP^'i aber wegen des Hauchlautes auch aufgelöst
t\Ö(D^^' (und t\0^*') bilden; von in St. I, 1 ungebräuchlichen
Wurzeln führt Ludolf auf: h/^0^(l\' zurückführen und hlrO^/i'
beschimpfen, doch ohne Belege. Einige Wurzeln mediae w, zu-
mal solche, welche mit einem Hauchlaut oder Lippennasal schlies-
sen, zeigen eine ganz eigentümliche Bildung, indem sie ihr ö zu a
(ursprünglich ä) verkürzen und so die Gestalt einfacher dreilautiger
Stämme annehmen^: Oh' kommen, V'^' lang sein und die unge-
bräuchliche Wurzel Ofh' bilden beständig h'üh' M'h' tvOth'
erlauben (nach § 45 für h(\h': M'^'j was noch vorkommt: Jos.
24, 29 ann., h(\A\'), und ihnen folgt (nach § 48 a. E.) (n'ps hoi^'
einengen (Jos. 19, 47), doch auch h^O)^: Hen. 89, 15. Ebenso
bilden ^i/»: aufstehn, ^aoi schlafen Ma^'- und KV<^«" z. B.
Jud. 16, 14. 19, wofür übrigens die jüngeren Handschriften h^^"*'
haben; vgl. auch htr^-t' = Ji^l---, h9^h'' und h'Ph', hd^'
= hC^^' 2 Esr. 2, 30 var. Ueber hwm- (für Ji/^l»m-" oder
h^(U') s. den Imperativ (unten).
Im Subj. und Imperf. dieses und der andern Causativ-Stämme
geht der Personalbildungsvorsatz J& mit dem Causativ-^ zu f zu-
sammen, § 47*; dagegen kommt im Imper. nach Abwerfung des
Personal Vorsatzes das t\ wieder zum Vorschein. Bezüglich der
Vocale erscheint im Subj. nach § 91 nach dem zweiten Radical e;
der erste ist stumm, wie im Perf., und fügt sich der Vorsatzsilbe
als Schluss an, also ^^^C' jafqer, ^'ü^^' jabquel (von h'ü
*feAO; von hauchlautigen: ^?i9"C ' ja-mer, ff^^C' ja^nher,
yir/^Txi ^'ÜCV-, aber von hdti- ^'flAs; von doppellautigen:
f'i'ü'ü' yh't't'', von h9^Ö0' ^9^00- jam-e% von vornvocaligen
f^S^Ö' jaide z. B. Hen. 106, 12, ^fl>-AÄ-s jaivled\ ^(n-^-^h
fa^hxni' Demnach der Imper.: h^^C' äfqer, hh9^C', hlr
/^h-"j hlfü'd', h^^'Ö', h(0-^^'''äuled. Die mittelvocaligen
und hintenvocaligen Wurzeln lassen das e nach dem zweiten Radical
nicht aufkommen; also: ^ft.'lhv Imper. httjl'' von hdt'f''] fffC'
yO'^i, Imper. h^C'-; ebenso hoiM' Tob. 6,16. Aber die
^ König, S. 116. — Vielleicht wurde einst zum Ersatz des ausfallen-
den ü der erste Radical doppelt gesprochen, sodass solche Bildungen der
hebr. in l'^^;^ 11^3(1 entsprächen.
2 Nach Prätoriüs, a. a. 0. S. 41 soll das Tigrina f ^•'If'A' = ^^pl
'V^uaJ im Vorzug vor dem Aethiopischen und Amharischen die ursprüng-
licheren Formen bewahrt haben.
3 Nach Trumpf, S. 529 jauled zu sprechen.
1 ' ^ , § 96. Causativum des Steigerungsstammes.
Stämme mediae ü^ welche im Perfect die kurze Aussprache h
'üh' h^^"'' haben, bilden den Subj. in der Regel ebenso ^•flh"
y^^s y-yr*' y-üiti' (Jos. lO, 19)S daher Imper. h^^*' (z. B.
Jos. 6,3. Jud. 20,7), h'üh' älfe (für ä-be § 43), M')'^. Doch
ist zu beachten, dass in Beziehung auf die längere oder kürzere
Aussprache die PerfF. und Subj. -Imperative sich keineswegs immer
entsprechen ; wie vielmehr z. B. ti^tros im Imper. ausser h^9^'
auch die Form h^9^ ' (Liturg.) annehmen kann und hlr'h' im
Subj. auch die Form ^V«1f-'j so kann hP^' oder hÖ(D^s die
Form yö^' oder yöo^^'' und h/^(Da\'{^) den Imper. h/^"?'
Deut. 22, 1 bilden. Hintenvocalige : ^Ä"A*-" ja diu, ^'fl*-* J?<>'?-s,
yti±'' yöo.: ycK', Imper. h^tir- ädiü, h-n^' M^- hti±'
hC^u"• Doppeltschwache: yC^'- Imp. KC^-', y^h^'- Imp. htW',
yah^s Imp. hO^\'' Aus diesen Formen bildet sich das Imperf.
ganz einfach durch Eindringen des betonten Vocals d nach dem
ersten Radical, nur in mittelhauchlautigen Wurzeln erscheint statt
seiner e; also: yd.^O jäfdqer, yhT'O f^^h', aber fT'hxO
jämeher (durch die Aussprache vom Subj. ^J^/hC' jämher wohl
unterschieden), y'ü^' jähcl, ^J'fl'fl •• y9^ÖÖ' jä-me-e% f^^Ö'
^fl>AÄ"'5 aber yohfhil' jäwehe^ (gegen Subj. jäwhe^); von allen
mittelvocaligen (mögen sie im Subj. die kurze oder lange Aus-
sprache haben): ydiiO^C'- ^flfl>-hs ^nfl^rh-' ^^0^9°' ^00^^
y^Oh^: ymiO-^'- (Jos. 19, 47) yn^^' jfilß^y:' (eigentlich
jäkdjed^ dann leicht ^äHit^) ; von hinten vocaligen: ^'^A•' f'^'P
^ÄA-- y/i±', aber ycK'- (jdre-t d. i. jar-t), ydV- ^ö^*
y(D^%' jäwet.
2. Das Causativum des Steigerungsstammes unterscheidet
sich von dem Grundstamm 2 in der Bildung nur durch die vor-
tretende Stammbildungssilbe h- Diese tritt immer vereinzelt vor,
da der erste Radical mit der ersten Hälfte des Doppellauts eine
unveränderliche geschlossene Silbe bildet. Der Ton^ ist in der
Regel auf der drittletzten Silbe, und nur wenn der zweite Radical
ein Hauchlaut ist, im Perfect auf der vorletzten. Hienach ist das
Perfect: hlü/i- agdhhara nötigen^ htiOfi' ald^dla erhöhen (Jud.
7, 20), Äh"W5 ^um Richter machen, Ji^^W' verächtlich machen,
K'h^tSr stark machen, Ämf 4*= versichern^ Äi^Vf • schön machen^
' Auch y^^ : Lev. 25, 46.
2 Vgl. Philippi, Beitr. z. Ass. II, S. 380.
^ LuDOLF, Gr. Aeth. 1, 7. Dieses Gesetz stimmt aber nicht zu der
von LuDOLF gelehrten Betonung von St. I, 2 und III, 2. Vgl. auch oben,
S. 136, N. 1.
§ 96. Causativum des Einwirkungsstammes. 171
htifltt^' verständig machen. Dagegen von Wurzeln mit schlies-
sendem Hauchlaut: h^'üfh' Steuer salilen lassen^ hl^l^h' ^ur
Eile antreiben, ixW^'O' sättigen, Yx^^^O' weiter ziehn. Da nun
dieser Stamm im Perfect etwas lang und vielsilbig ist, so suchen
ihn manche Wurzeln, namentlich mittelhauchlautige (§ 56), we-
nigstens im Perfect, hie und da aber auch in den andern Bil-
dungen, durch St. IT, 1 zu ersetzen (vgl. § 97,2): so sagt man im
Perfect statt h^0^' Heber ^AOA-' z. B. Gen. 7, 17. 18, 2, statt hh
o^^' immer \\h^^*'i statt ^i'rh'f'' erniedrigen immer YvVAx'X"',
schwerlich aber hf^f^h' in Wolken hüllen^ für ÄÄ<^V"- Statt
hOd^' gleich machen findet sich im Perfect häufig l\%d,^'' Der
Subj. lautet yvnO jägdbher, fh^lrV ^mj&*' ^i**^- ^An«-,
Imper. hl'üC' agäbher, M\»'}lr' hoi^^' hwX^ ÄAn*-" Dagegen
von mittelhauchlautigen: Subj. ^AdA' (eigentlich: jäle'-el, was
zu jale^'l zusammengeht § 56), Imper. JiAl^A- z. B. Jos. 8, 18^.
Das Imperf, lautet von allen gleichmässig ^'i'flC' jäge'ber^ ^A»
(JA- ^-fc/h^- y^'i'}' ^'Y.J&A- ^"im-'J: JP'^5:: ^An-- u. s w.
Merkwürdig wegen seiner Schwankungen zwischen II, 1 und 2 ist
das Wort h/^ld' im Netze fangen.^ insofern sich nämlich Perf.
(Matth. 17,27), Subj. und Imper. (Joh. 21, 3. 1 Cor. 7, 35. Cant.
2, 18) nach St. H, 1, dagegen Imperf. (Marc. 1, 16. Luc. 5, 10)
nach St. II, 2 bilden. Auch hPd^' und hP^' bilden den Subj.
von St. II, 1, hingegen das Imperf. von St. II, 2; und ähnliche
Schwankungen wird eine genauere Erforschung des Sprachschatzes
wohl auch noch bei andern Wurzeln aufweisen.
3. Das Causativum des Einwirkungsstammes unterscheidet
sich von seinem Grundstamm ebenfalls nur durch den Stammbil-
dungsvorsatz. Perf. ?iA4*A" alaqasa^, Subj. y^^tl' Job. 11,19,
Imper. hf^^tl'-j Imperf. y^^il- Joh. 11,31. Schwach: ^9il.-"
Subj. und Imperf. (und von vierlautigen Wurzeln, die diesem St.
folgen: f^ao^i Marc. 5,35. Luc. 8, 49, f^ih' Act. 17, 16). Der
Ton soll bei mittelhauchlautigen Wurzeln im Perf. auch hier auf
der vorletzten Silbe liegen: Ji'PrhR- awahäda.
1 Wie LuDOLF, Lex., p. 496 hat. Sicher hat Ludolf selbst die Formen
Yx^fD'l' schäumen machen, }\'il\fl\i zur Heue antreiben, Y\(B*(V\'t' ^*^-
fangen machen, }\]^1^}\i (s. oben) falsch gebildet für j^lPfllV'; Mtlih'j
^fl^mV'j KT^T^K'- Wenigstens ist die andere Aussprache bis jetzt
nicht belegbar.
2 Ebenso h'l'rh'Th! Eph. 5, 21.
3 Vgl. aber oben, S. 136, N. 2.
172 ^ § 97. Reflexivstämme.
97 III. Die Reflexivstämme. Der Stammbilduügsvorsatz "f*
tritt der Wurzel im Perf. äusserlich und vereinzelt vor; im Subj.-
Imperf. fliesst er mit dem Personalbildungsvorsatz zu der Silbe JZ»T
zusammen, und nach § 54 assimilirt sich dies 'Ih einem folgenden
Zischlaut und stummen Zahn-Zungenlaut. In der Bildung der Zeiten
fehlt hier nach § 91 der Vocal Wechsel in St. III, 2. 3 immer und
in St. III, 1 wenigstens oft (s. unten). Auch die Unterscheidung
des Imperf. und Subj. ist nur in St. III, 2 durchgebildet; in St. III, 3
konnte sie aus dem § 95, 3 angegebenen Grunde ebensowenig wie
in St. I, 3 und II, 3 zur Erscheinung kommen. Aber auch in III, 1,
wo schon der Subj. nach dem ersten Radical a hat, reichte das
äthiopische Bildungsmittel für das Imperf. nicht aus, um eine be-
sondere Form zu schajßpen : eine Dehnung des a hätte diesen Stamm
in St. III, 3 hin übergeleitet ; sie unterblieb also, und Subj. und
Imperf. fallen zusammen. Möglich wäre allerdings, dass man in
älterer Zeit beide Formen wenigstens durch die Betonung unter-
schieden hätte, z. B. ßßH'lÜC' Subj. jetgahär^ Imperf. jetgabar
oder jetgahar.
1. Für das Reflexiv vom einfachen Grundstamm könnte
man, da im Perfect der erste Radical von Haus aus vocallos ist,
wie im Caus.-St. II, 1 MlM'j die Form 'Mr)Ä>s erwarten. Diese
kommt aber mit Ausnahme von 'l^'i^h' sich erheben, aiifstehn^
nicht mehr vor: dieses selbst war nur möglich, sofern es sich nicht
von St. I, 1, sondern unmittelbar von St. II, 1 hlr^h' erheben ab-
leitete, wogegen das Refl.-Pass. von ^/^h' nehmen immer '^J/^/%s
lautet. Bedenkt man, dass "t* selbst erst aus Ti't' oder ti't' verkürzt
ist (§ 80), die älteste Bildung also h'thf*^' sein musste, so er-
klärt sich, warum dieses 't nicht, wie das caus. hi mit dem ersten
Radical zu einer Silbe zusammenfliesst : aus ursprünglichem 'h'l*
hftV-" entstand durch Verkürzung '^hW^ In der That ist 'th
fi>s, mit Betonung des Hauptvocals in der vorletzten Silbe, die
nächste Aussprache dieses Stammes im Perfect. Sie ist aber nicht
die einzige geblieben. Vielmehr hat sich in diesem Refl.-Passiv-
stamm statt des activen Vocals a sehr häufig der intransitive oder
passive Vocal e (§ 75 f.) geltend gemacht: 'tl'üd' tagdbra (für
tagäbera)^ und dadurch wurde dann zugleich ein Vocalwechsel
zwischen Perf. und Imperf.-Subj. erzielt, sofern dem passiven e des
Perfects im Imperf.-Subj. ä entspricht. Welche von beiden mög-
1 Der Erklärung dieses Wortes durch König, S. 148 kann ich nicht
beipflichten. — Nach Nöldeke, GGN 1886, No. 26, S. 1016 ist i''i/^h'
von einem Substantivum, etwa 'tlr'^K' denominirt.
§97. Reflexivstämme. 173
liehen Aussprachen nun bei den einzelnen Wurzeln eintrete, kann
durcli allgemeine Gesetze nicht bestimmt werden; vielmehr war es
zuletzt nur der Sprachgebrauch^, der für die eine oder andere
Form entschied. In vielen Wurzeln wechseln beide Formen be-
liebig mit einander, und grundsätzlich mag allerdings der Unter-
schied zwischen beiden ursprünglich der gewesen sein, dass z. B.
'^0'^^= ausdrückte: sich Jiüten, 't'0^({' gehütet werden'^; aber
späterhin ist dieser Unterschied durchaus verwischt. Gleichwohl
werden wir die Aussprache mit e der Kürze wegen die „passive
Aussprache" nennen. Hienach hat man im starken Verbum für
das Perf. die doppelte Aussprache : 't'^^rtni' geraubt werden, 'tl
'fl^l ' geschehn. Vom mittelhauchlautigen Verbum (§ 45) meist
't'lthi**' tagehsa sich ent^iehn, 'l'lti'^ll' gefangen genommen iverdcn,
'l'hüA" möglich sein^^ seltener mit ä 'l'flhrt' (= 'l'(\hfi-) kämpfen;
mit schliessendem Hauchlaut immer 'f'^^AAi! sich füllen^ 't'fi9^0'
gehört werden. Von doppellautigen entweder 't"1iiPiP ' gesucht
werden oder häufiger mit passiver Aussprache 'f'^H' gelesen tverden,
•f'rtft' vertrieben iverden^ selten "t'rtÄ'R' geschrieben (§ 55); aber
't9^Ö0' zürnen ta-me-a kann nach § 56 mit Zurück werf img der
Verdopplung des zweiten Radicals auf den ersten sich zu '1*9^0'
tammea und weiter zu tärna vereinfachen. Vornvocalige und hinten-
vocalige Verba sind im Perfect immer stark gebildet: 'l'^^O' be-
kannt werden^ 't'flöAR' geboren werden, 'lr(0*V({' gegeben werden^
'hORcös übertreten, 'i'flJj^f s hineingelegt tverden, ■f'hdflJs ausge-
gossen werden^ 'PCM' gesehn werden. Die mittelvocaligen Wur-
zeln haben, wenn mit a gesprochen, die starke Bildung; wenn
mit e gesprochen, lassen sie nach Abwerfung des e (§ 50) einen
Diphthong entstehn : -Mifl)h-" Num. 22, 3 und 'W(D*l\' Matth. 2, 3
bestürmt werden, i'OJ&Äs Hen. 89, 58 geraubt werden, '^rit^^aoi
gesetzt werden; sehr selten wird der Diphthong zu einem Misch-
laut verschmolzen: "i^VO' geopfert iverden (Org.), 't"kh'{^) aus-
^ Dieser ist aber noch nicht genau genug erforscht, und viele von
LuDOLF im Wörterbuch und in der Grammatik daraufhin gemachte Angaben
bedürfen der Berichtigung.
2 Wie LuDOLF annahm. Ludolf hat aber, auf dieses von ihm ange-
nommene Gesetz zu viel vertrauend, oft genug in seinem Wörterbuch eine
Form wie 't'O^d' aufgestellt, ohne sie belegen zu können, selbst dann,
wenn er die andere Form •f'O^fl' i^^ Perfect öfters gefunden hatte (s.
Drechsler S. 34).
3 Nicht gut ist es, wenn Abschreiber vor einem stummen Hauchlaut
den Vocal des ersten Radicals dehnen: 'l'V^rhA' ^^^^ ^i^ Äugen schminken
für i-VfvhA-
174 § 97. Reflexivstämme.
gespieen iverden. — Der Subj. und das Imperf. bilden sich von
sämmtlichen Wurzeln stark und gleichmässig mit dem Hauptvocal a
nach dem zweiten Radical und mit a als nächstliegendem Vocal
für den ersten; die mittel vocaligen müssen ihren vocalischen Radical
verhärten, die hintenvocaligen lassen ihn mit dem vorhergehenden a
zu einem Diphthong zusammengehn, und nur die Wurzeln tertiae ü
können den Diphthong auch zu seinem Mischlaut zusammen-
schmelzen lassen (ganz wie im einfachen Grundstamm § 94); also:
JR^-inC- {jetgaharY Ji^-^rtT" i&^^'Trlf- ^ii'^Ö' (§46), f.^
-hw^' jz-^^nn^ ^^(Dü-a- ^^^^ö- f^-tü?^- ^y-uailn'
^W9Ö' ^>OÄfl>-- oder ß^^OF-' }^'^(Df^^: i&'^^Ai/^.^ Auch
das Perfect 't'Tr/'^h' bildet wie 'l'^^h' das Imperf. und den Subj.
J&^i'^h«; und ebenso 't9^Ö0' und '^9^0- gleichmässig J&'^^WJ
'iÖ'- Der Imperativ, weil vom Subj. abgeleitet, zeigt gleichfalls
immer a nach dem zweiten Radical: i'lflC^ 'bh'^H' 'td^^hx'
'l-iPfiT': 't'dA^ah: oder i^d.-^'- i'd.f^ß,' i-^h^' u. s. w. Doch
kehrt von 't'lrl^lx ' im Imper. die eigentümliche, dem Caus. 1
nachgebildete Aussprache "1*11 ^Yx' erhebe dich wieder; ebenso
lautet von 'f'9^00' der Imper. verkürzt 't*9^Ö' (Plur. auch 't9^
Ö(h')' Ausserdem bilden hie und da mittelhaiichlautige Wurzeln,
welche im Perf. die passive Aussprache 'P'^chW' haben, statt der
gesetzmässigen Form '^1rh/*' ' die kürzere 't'lfh^ ' (tag^häs)
Num. 16, 21. 26. 17, 10 (in Handschr. F, wogegen die andern Hand-
schriften die Form •f'lrh/*'' haben, die man z. B. auch Ps. 33,
15. 36, 28 liest) \
2. Das Reflexiv vom Steigerungsstamm soll nach Ludolf
im Perfect den Ton auf dem Vocal des zweiten Radicals haben;
in den andern Formen ruht er auf dem Vocal des ersten. Das
Perf. hat von allen Wurzeln die starke Bildung: 'f'^^ii' taqad-
ddsa geheiligt werden, "i^ho^V^ taJcuannäna gerichtet werden, "l*
(Ofill' hinzugefügt iverden, 'tfid,(Di hoffen, 'tO^^' sich gleich
werden, 'l^QOi^' tdawwdra übersehn, "i'O^d' schelten. Aber von
liintenhauchlautigen regelmässig: 'i^d^^Ai' sich freuen, 'f'^^Arh'
gesalzen werden, 't'?(O*0' sich besänftigen lassest. Ferner trat
hier, da nach § 56 die Hauchlaute nach der späteren Aussprache
für die Verdopplung leicht zu träge wurden, eine Erscheinung
ein, die sich auch in St. II, 2 (§ 96) bemerklich machte, nämlich
1 Nacli Trumpp; S. 527 jetgäbar zu betonen.
2 'T'Tf'fln^! in der äthiopischen Liturgie (ed. Bezold, in Svvainson's
The Greek Liturgies, London 1884), p. 384, 1. 11 ist wohl Fehler der Ab-
schreiber für '1**70 fl.'«
§ 98. Causativ-Reflexiv-Stämme. 175
dass im Perfect mittellianchlautis^e Wurzeln von Sfc. 111, 2 in 111, 1
zurücksanken. So wird 'l^^^Üd' tamalihdra zunächst, da (nach
§ 97 oben) statt a ein passives c wenigstens möglich ist, zu ta-
mahhcra und weiter nach § 45 zu tameJihcra, was vollends zu ta-
tnchra zusammensinkt. Demnach: 'l'^^Ü^' und '1'9^0/i' lernen,
'h'l'rfi'/'-' und 'MvTi'f" erniedrigt iverdcn , 'l'tiOti- und '['AdA^
erhöht iverden, 'VW^' und i'lfU^-" sich brüsten, i"Ä'V^-" (z. B.
Jud. 5, 28 F) und '\*i^:'^0 ziirücJcbleiben, zaudern, 'V^xö^- be-
steigen, 't'hhA' sich erkundigen, '/'äO^' und '1*^0^' gequält
werden, 't^hii' und '^K'^lA' geschmäht iverden , i'f'lifts und
'f'J&UR' Jude iverden. Im Subj. und Imper. haben sowohl diese
als alle anderen Wurzeln nach dem zweiten Radical a als Haupt-
vocal, ebenso a nach dem ersten; im Imperf. nach dem ersten Ra-
dical e, mit Verlust der Verdopplung des zweiten, also: ß»'l"k?*il'
J&'Th'l'ftft'" '/"l*Äft! jetqe'das, jetqdddas, taqäddas; ^'t'ti»0^
^l-AOA- i-AOA", ^^d^'Hh^' ^^^Jf.'h' 'l-^.'^f'h-, M'?»^W
i&'l-P'PÜ: l'f'PU-, ^H"La)C' ^'l'0(0O -f'OflJC-, MGs oder
ß,CLd.ah: J&rtc:- -hrte- oder tfi^Oh:, ß.t'^df,: ß>'>Odj^'
i'Od^' n. s. w.
3. Der Gegenseitigkeitsstamm lautet im Perfect •t'4-Artl"
sich gegenseitig trennen, mit dem Ton auf ä tafälata'^, aber in mit-
telhauchlautigen Verben mit Betonung der vorletzten Silbe 't'^Üti'
sich gegen einen gnädig erweisen tas'ähäla. Von Wurzeln mit
schliessendem Hauchlaut immer e (statt a) nach dem zweiten Ra-
dical: 't'P'Üh' tagabe^a und kürzer tagä'b'a. Von allen schwachen
Wurzeln wird dieser Stamm voll und stark gebildet: 'i*^^^' sich
gegenseitig befeinden, 't'^dO' tama'^e'^a und tamä"\i sich gegen-
seitig zürnen, •f'^O^'Ü: sich gegenseitig schmeicheln, '^^rtfl• unter
einander heiraten, 'i'^/^h' einen gelehrten Streit führen, 'f'^-
(D^i zusammenlaufen, '/'hfft' sich verbünden, •f'^Vf s mit ein-
ander spielen, •t'4-Vö'' von einander Abschied nehmen. Auch im
Subj. Imper. und Imperf. hat dieser Stamm a nach dem zweiten
Radical, und Subj. und Imperf. unterscheiden sich nicht von ein-
ander; also: P-H-AT" f^^Pdltx' M^O, ^^^PA-Ü' ^^/^'(D?x'
jz.V'PVje.-; i'4-AT- i';^nh- u. s. w.
IV. Die Causativ-Reflexiv-Stamme haben als activeVerba §98
im Perfect den activen Vocal a nach dem zweiten Radical und
lassen ihn wie die andern Activstämme im Imperf.-Subj. in e über-
gehn. Der Stammbildungsvorsatz t\h'\' wird mit dem Personal-
zeichen zu ^ft'^ (§ 47).
1 Vgl. aber oben, S. 140, N. 3.
176 § 98. Causativ-Reflexiv-Stämme.
1. Der erste dieser Stämme hat im Perfect zweierlei Aus-
sprache. In der nächstliegenden und gewöhnlichen Aussprache
fügt sich der erste Radical, der ursprünglich vocallos ist, dem Bil-
dungsvorsatz 't* als Silbenschliesser an (ganz wie in II, 1)^, also:
htl't'id^fli' einatmen^ mit schliessendem Hauch hM^I'üh' er-
obern (Num. 21,32), htl't''Ü^O' selig preisen und hli't'Ü^O'
Fürbitte leisten\ von schwachen Wurzeln: t\li'\*(0*^{\' entlehnen
(Ex. 12, 35), hli't'Ctx^' erscheinen und offenbaren, hM'tld?'
Verleihung verschaffen; von Wurzeln mit beginnendem Hauchlaut:
htl^fh^d' geringschätzig behandeln (Gen. 29, 25. Jud. 16. 10).
Der Ton ruht in diesen Fällen auf der drittletzten Silbe*, bei
mittelhauchlautigen Wurzeln auf der vorletzten. Neben dieser
gewöhnlichen iVussprache hat sich aber auch eine andere geltend
gemacht, welche den A^orsatz till'l* nach Art der Reflexivstämme
vereinzelt vortreten und nach dem ersten Radical ein ä hören
lässt. Der Ton muss hier ohne Zweifel auf der vorletzten Silbe
ruhen; vgl. Trumpf, S. 524. Diese Aussprache kommt am häu-
figsten vor von Wurzeln tertiae gutturalis, z. B. htl't'^'ih' eifer-
süchtig sein, htl't(\0>^th' um Erlaubnis bitten, und von Wurzeln
primae gutturalis^, z. B. htl't'hd^' als Toren behandeln, htl'l*
hil?' für schlecht erMären, htl'f"^iPU^i erfinden; doch auch sonst
hie und da, z. B. in htl't^di^' neben htli'Cih^' entfernen.
Bemerkenswert ist ausserdem, dass man von der ungebräuchlichen
Wurzel [\(D*ih': welche in St. II, 1 die kurze Form h'üdi' bildet
(§ 96), auch in diesem Stamm ht\'t*'(\ih' neben htl't'dO^Ax' um
Erlaubnis bitten bildet. Der Unterschied dieser beiden Aussprachen
ist aber für die Bildung der übrigen Tempora und Modi nicht von
Belang. Im Subj. fügt sich der erste Radical immer vocallos an
den Bildungsvorsatz 't als silbenschliessend : yil'i^'i^il' ^fti^'fl
^Ö' yM-Cil-Ü' ytl^f^i^C' ytl-tltd- yil-t-Ch^-, demnach
Imper.: hMCil-ü- htl-t-Ü^Ö'- hM^ihC'' htfttld'' hili-
Ch^'- Zur Bildung des Imperf. dringt das (wahrscheinlich auch
hier betonte) ä nach dem ersten Radical ein: ytl'i^Ül'ü' ytl'td
^Öi fh'\"\^l^' ^ft'^rt^••; in mittelhauchlautigen Verben trübt
es sich zu e: f li'f'9^ h\C.' jästameher (wogegen Subj. jästämher),
yil't'ÜÖ^') ytl'VCh^' {jästaret, daher in einzelnen Handschriften
hie und da ^fti'^/i,'* geschrieben, s. St. I, 1).
1 Vgl. König, S. 148.
2 S. dagegen Trumpf, S. 523.
^ Um die Delinung des a von 'f* zu vermeiden, weswegen man
neben hh^^ftl^^' auch hli'i'tM^' sagt.
4 Auch fll'lrdh^' Herm. p. 85 a, 1. 3; vgl. König, S. 119.
§ 99. Mehrlaiitige Verba. 177
2. Vom zweiten Grundstamm lautet dieser abgeleitete
Stamm im Perfeet htl'l'Oli*'' mit dem Ton auf der drittletzten
Silbe ^ (s. St. II, 2), also: astaäggasa^ Geduld üben. Er wird von
allen schwachen Wurzeln stark gebildet, z.B. l\l\'\*OM ' gross
thiin, f\l\'\*{id*(D ' einem Hoffnung machen, hl\'l"h^A ' vorziehn,
^ift'f'fllhA" gerne vertrauen-, von Wurzeln tertiae gutturalis: Kh
'l'd./^'fh' sich freuen (asfafdsseha). Im Subj. hält sich selbst-
verständlich das ä nach dem ersten Radical, das a nach dem
zweiten wird zu e: ytl'l'Ol/^: jästa'dgges, ftl'l^'^^ll'' flxi'fD
hA" .eri'l'Ofl.-- yiX'VM*' ,eft'^<{./^;h•■^ ebenso der Imperativ:
Yxh'VOl^'' u. s. w. Das Imperf. bildet sich (wie in allen Stei-
gerungsstämmen) durch e nach dem ersten Radical mit aufgeho-
bener Verdopplung: ^ftiA*?/^" ytl-t^^^'- yfl't'^d' ^ft'^
rt.^-5 U. S. f.
3. Vom dritten Grundstamm abgeleitet bildet dieser Stamm
das Perf. hM'^fiiy'' mit dem Ton auf der drittletzten Silbe ^
von W^urzeln tertiae gutturalis: hll't'P'üh'^ ebenso hll'i'^äO''
Andere Beispiele s. oben § 84. Subj. und Imperf. werden nicht
unterschieden; in beiden tritt für a nach dem zweiten Radical e
ein: ftli-^ltl^'- jästamasel, yh-tP'üh'- yfl-t^CC- S^MQ^'-
ytli'^^'' ytli^^ÖÖ'] hienach Imper.: htl't'^llA' hfl't-dd'
u. s. f.
Das mehrlautige Verbum folgt in der Bildung der Tem- § 99
pora und Modi im Allgemeinen denselben Gesetzen wie das drei-
radicalige. Auch im mehrlautigen Verbum kommt der innere
Vocalwechsel zwischen beiden Zeiten immer beim vorletzten Radical
zur Erscheinung; die beiden ersten fügen sich zu einer Silbe mit
a zusammen und behaupten sich in dieser Zusammensetzung fast
durch die ganze weitere Bildung hindurch: nur in den Imper-
fecten und in St. III, 3. IV, 3 muss sich diese Gruppe auflösen.
Auch gilt in dieser Gruppe der a-Laut für so wesentlich und ein
langer Vocal in der ersten Stammsilbe für so wohl erträglich,
dass dieses a vor stummen Hauchlauten nicht nach § 45 zu e ge-
trübt, sondern nach § 46 zu ä gedehnt wird. Im Gebiet der zwei
letzten Radicale dagegen gelten in Bezug auf die Behandlung der
Hauchlaute, Wurzelvocale und verdoppelten Radicale dieselben Ge-
setze wie beim dreiradicaligen Verbum.
I. Der Grundstamm unterscheidet im Perfeet keine tran-
sitive und intransitive Aussprache. Er lautet immer mit drei a,
^ In mittelhauchlautigen auf der vorletzten. S, jedoch Trumpf, S. 524.
2 Hingegen ein Mal yM'f^Ö'iP'> s- m. Lex., col. 1306.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 12
17" § 99. Causativstamm.
und den Ton trägt die erste (geschlossene oder langvocalige) Silbe ^.
Also: f^'ilO' dängasa bestürmt sein^ mit einem Hauchlaut als
zweitem Radical: "VU^h" mä'hraka erbeuten^ mit einem solchen
als letztem: l^'t'ti' zerstören, mit einem Hauchlaut an zweiter
und letzter Stelle: fl'y^'fl'V"2 verfaulen^ mit Verdopplung des dritten
Radicals: ftj^rtrts vertilgen^ zugleich schwach: Hilhff' von TJn-
Jcraut reinigen^ mit langem Vocal als zweitem Radical: "^Ai'
verderben^ Ä,U! verfolge)!^ -f-llfh' mischen^ mit einem Vocal als
letztem Radical: ÄCflf" schiessen^ fk'i^O): die Cither schlagen;
mehrfach schwach: 0(O*^(Ds heulen, %(D(D: gefangennehmen^ 7>*l^'
sündigen^ ^^(Ds duften^ AA^' entflammen. Der Subj. wird durch
die vortretenden Personalzeichen und durch Uebergang des a nach
dem vorletzten Radical in e gebildet: J&fi'J*7d' jeddnges, primae
gutturalis: ^O'iltC', ferner: J&<^ÜCh -, ^l^^h' jK.O'V-'fl^--
f^f.rhh' je-^/hf-.-, j&'^ftT- j&5^'7'j- ^^hhx' j&Rcn- j&A
*}*-■ ^OOh^'' ^%(0.: oder ^%(D-(D*' ^1%' jK-^V-' jZ-A-A--"
Hienach Imper.: Ä'>*7Ö •" (XY-'Ü'^' Rl^AA -■ Ä,'7'> -" 'LfO-Oh:
(Jud. 5, 12) u. s. w.* Zur Bildung des Imperf. dringt ein betontes
a nach dem dritten Radical ein , wodurch die vom ersten und
zweiten gebildete Silbe in zwei Silben auseinandergeht: ß^MlÖ'
jedandges, ^o^ÜCYl- ^1dJ\rlt\' /2.n''l"'n'^- S^f.^l\hh JE-rti**
(Apoc. 14, 2), JiR^fl^!, ^0(D^'" Nur diejenigen Wurzeln, welche
einen langen Vocal als zweiten Radical haben, wie ^M' ^1^'
'f'tlth' j können keine besondere Form des Imperf. bilden, weil
ein nach demselben eindringendes a mit dem langen Vocal ver-
schmilzt, und selbst Wurzeln wie "ilf s A^Aö*: sind zu träge, um
ihren Mischlaut aufzulösen, also: J&^A'Js ^^11'- f'-f-h^' ^ZX'
^A^A*' (Jac. 3, 6), ßrlOhi. Selten und nicht gut ist es, wenn
Wurzeln mit einem Vocal als letztem Radical die Durchbildung
des Imperf. unterlassen, wie z. B. Ludolf aus einer Handschrift
des Organ, anführt: h'i'l" ' Av.^'^K'A' • die nicht verwelkt für
IL Genau nach denselben Gesetzen werden auch die Tempora
und Modi des Causativstamm es von vierlautigen Wurzeln ge-
bildet. Perfect: h^^'if^ü' amändaba'^ in Drangsal bringen, tx"^
'höh' anvertrauen, MT^'VO' den Ader wohl bestellen, Yx^h'Th'
zubereiten, K^'^CAA" tasten machen, hfiClfD: schmücken, hl"
1 S. dagegen Trumpf, S. 524.
2 Unregelmässig sind: Subj. ß,9^ÜCi}' Kuf. p. 122, n. 4, p. 160, n. 11;
Impei. iTDOCi}' Jes. 8, 1.3 var.; — und J&ÄrhfJi-' von Ärllff •"•
§ 100. Reflexivstamm. 179
"JÄf • cine7i aufhalten^ ^i'ilf ' sandigen machen^ IxTu^ifi' riechen^
h^i^'^Ü): ]\Iiihc machen, hC''lC'h' hesünftigen^ ^Ä'J/hrfi«' opfern.
SubjuiiLtiv: jP^/»'}.e,'n : ^'l'Wi' ^'^T'VÖ' fmlt\'?h' JP'^C
hh' ytic-h' .e-KJ^,! yvh' j?ä.v-- .eH^»-: ^^^c^- j?ä'>
rluTh- üdei jPAWh'^rli-; Imperativ: hf^'iJ^'ü' h*^"lÖl' u. s. w ;
Iiupeifect: ^(i^'i^:'^' ft^'hö'i ' y*\*o^'?Ö' . jPni^Th -■ ^^Z-
hl\' yfidl"' .e-M^:, aber ^^^: .e^V-: ^Htf«-" Fünflauti^re
Wurzeln ziebn den ersten Kadical mit dem Stammbildungsvorsatz
in eine Silbe zusammen, den zv^^eiten und dritten in eine Silbe
mit a; der vorletzte Radical ist der Träger des Vocalwechsels. In
der Imperfectbildung setzt sich a nach dem dritten Radical fest,
und die Silbe des zweiten und dritten löst sich damit in zwei Silben
auf. Also: hC^^'^h^^ii' armdsmasa hin- und her-tasten, h^^
ihf^th' und h^^fh^th' rötlich werden, Mni'flnirt-" tröpfeln,
hroCO/j süss machen, Subj. ^C^ftS^A- y^y^h^Ih', y'HÖCC',
Imperf. yC^fi9^t\'' järmasämes, f^^(h^(t\' (Lev. 13, 24. Matth.
16,2.3), ^^ninT-fl! Ps. 71,6. Ebenso h?.9^Ü^^', h^f^O?^:,
?iÄ"^Uf f -• oder hK'^Uf P-- schlaff machen, h^Tflfi' leise flüs-
tern und die beiden durch htl gebildeten Causativa § 85, nur dass
hier Subj. und Imperf. nicht unterschieden werden können: ^A
-^tltl' yil^CC' ^A/'-Hlf-, auch ^A**!
III. Im Reflexivstamm zeigt der vorletzte Radical keinen § 100
Vocalwechsel zwischen den beiden Zeiten § 97; dagegen ist es hier
möglich geworden, durch Einschiebung des ä nach dem zweiten,
im Subj. vocallosen Radicals das Imperf. vom Subj. zu unterscheiden,
und nur in den Wurzeln mediae infirmae fällt (wie in St. I und II)
Imperf. und Subj. zusammen. Hienach Perfect: 'f'^^l'Rft! tamdn-
daha^; -f-Ri^Arts vertilgt iv er den, 'fr^'hdY' -f-l^^h'^ -i^^^hTCh'
anbeten, 'l^iro'}fia)s versucht werden, 't^9^Ü?'' i^'^M- i'H^^fh'
l-rt-rtf! -/-ßHai: (§86); Subjunctiv : ^l'^'JÄ'fl:, J&RiPrtfl ■
(Ps. 108,13), ^^'l^d-y- (Ps. 120,7), i&Th1^;l-?i:, ^^Mh-,
Hfl>-!; Imperativ: '\rf^9^{lh' i'^^O'}' u. s. w. Aber Imperfect:
f.^OD'if^^', jetmanddal, /Z-R^rtA', ^^^^'^0'}'-, ^^Id.^'h',
JRÄhHh-, ^^0^^fi(D*'', je.Ä^li/2.5, dagegen ^^'^fk'i' usf.
wie Subj. Der Reflexivstamm von sechsradicaligen Wurzeln (§ 86)
ist bis jetzt nur im Perfect gefunden. Ueber die Bildung des
Perfects des Gegenseitigkeitsstammes s. § 86. Besonders zu
bemerken ist, dass selbst die Wurzel H.^Ö'- ihr e, das sie durch
1 S. dagegen Trumpf, S. 524.
12*
loO § 101. Bildung der Personen, Genera und Numeri.
alle Bildungen von St. I und III behauptet, vor dem eindringen-
den ä zu aj auflöst. Selbstverständlich hat das lange ä, durch
welches dieser Stamm gebildet wird, den Ton. Das Imperf. unter-
scheidet sich vom Subj. nicht (vgl. §§ 95 — 97); auch ist zwischen
den beiden Tempusbildungen kein Vocalwechsel. Also: J&rtTrtA'
Ex. 26, 3; ^mV**-- Lev. 23, 22; ^M^Oh: ß>fi^h(0-' J&rtJ]
i*ß>:, Imperativ: -t/i^hiO*'' i'H^Vcö-s u. s. f.
IV. Der Causativ-Reflexiv-Stamm ist nach § 86 sehr
selten. Im Imperf. und Subj. muss er den Vocalwechsel aller
Activstämme zeigen, daher ytl'tfi^h*' Jac. 3, 17.
V. Der schwächere, durch vorgesetztes tilf gebildete Reflexiv-
stamm (§ 87) giebt sich insofern als den activen Stämmen näher
stehend zu erkennen, als er zwischen den beiden Zeitbildungen den
gewöhnlichen Vocalwechsel der activen Stämme zeigt. Vom Subj.
wird das Imperf. wie in den übrigen Stämmen der mehrlautigen
Wurzeln unterschieden. Das Personalzeichen im Subj. und Imperf.
verbindet sich mit tilr ebenso wie sonst mit hh und h- Daher
Perfect: h'}l"Cl''d' angudrgiiara^, Subj.: y'il''C't'C' ^ Imper.:
Ml^CbO, Imperf.: yi^^Jt^O- Mit Hauchlauten und wurzel-
haften Vocalen: Perf. Md^dAv hl.^Öf^O}! hlOi^O' hlf^
fio)' h'izi?', Subj nf\:h'ü,'h'' n^äa^' nt^M- y-iöfi"-
fllXh Imperf. ^^Arh-fl/h-" H^O^h die übrigen wie im Subj.^
III. Die Bildung der Personen, Genera und Numeri.
101 Es liegt im Begriff des Verbums (im Unterschied vom blossen
Aussagewort), dass es nicht nur die Aussage giebt, sondern auch
die Person, von der etwas ausgesagt wird, schon in sich enthält
oder doch andeutet. Daher ist der dritte Schritt, den das Verbum
zu seiner vollständigen Ausbildung macht, der, dass es seine Tempus-
und Modusstämme mit den Personalzeichen versieht. Um diesen
Schritt zu thun, greift es in das Gebiet der Pronomina hinüber,
sofern zum Ausdruck der verschiedenen Personen eben die persön-
lichen Fürwörter dienen. Die Personalzeichen am Verbum sind
entstanden aus der Zusammensetzung des Verbalstammes mit den
persönlichen Fürwörtern : diese sind in der Folge mit jenem zusam-
1 S. dagegen Trumpf, S. 525.
2 Ueber die eigentümliclien Formen von Y\i^^lii[\ ' sich regen
s. m. Lex., col. 327; über die mit 'f* gebildeten Fassiv-Reflexiva wie 'f*'}'
(t\^0' oben, S. 150.
§ 101. Personalzeichcn am Perfect. 181
mengewachsen , haben aber in dieser engeren Verbindung Ab-
kürzungen und zum Teil starke Verstümmlungen erlitten. Es
wiederholt sich also am Verbum zugleich der ganze Bestand der
Geschlechts- und Zahl-Unterscheidung der Personen, der im Gebiete
der persönlichen Fürwörter in der Sprache Geltung und Leben hat.
Wie nach § 148 am persönlichen Fürwort, so werden im Aethio-
pischen auch am Verbum zwei Numeri, Singular und Plural, und
in beiden von der zweiten und dritten Person zwei Genera, mascu-
linum und femininum unterschieden.
Schon in § 91 ist darauf hingewiesen worden, dass die Stellung,
welche das Personalzeichen gegenüber dem Verbalstamm einnimmt,
für die Bildung der beiden sich entgegenstehenden Tempora von
wesentlicher Bedeutung ist. Am Perfect treten die Personalzeichen
hinten an, am Imperfect und Subjunctiv vorn. Diese verschiedene
Art der Anfügung hat aber bewirkt, dass die Verstümmlung der
ursprünglich vollen Fürwörter am Perfect eine andere wurde als
am Imperfect, und hiernach teilen sich die in der Sprache wirk-
lich gebräuchlichen Personalzeichen in zwei Reihen.
1. Die Personalzeichen am Perfect^. Die dritte Per-
son Sing. masc. wird nicht durch ein besonderes Zeichen unter-
schieden : da alle andern Personen und Geschlechter in beiden
Numeri genau durch Endungen bezeichnet sind, so konnte, ohne
dass ündeutlichkeit entstand, kraft des Gegensatzes das Personal-
zeichen in diesem einen Fall entbehrt werden. Die dritte P. fem.
dagegen hat at^ das zu gleichem Zweck auch in Nominalstämmen
dient, s. § 126. Dieselbe Person wird im Plur. masc. durch w, im
fem. durch ä bezeichnet. Jenes ist* aus ümü^ wm, wn, dieses aus ön
[Ohtvf'li')') an verkürzt. — Das Zeichen für die zweite Person
Sing, ist im masc. h, im fem. tl.. Der Vocalwechsel zwischen
beiden Geschlechtern ist ganz derselbe wie im vollen Fürwort der
zweiten Person (§ 148); auch die andern semitischen Sprachen
haben ihn in den Personalzeichen noch ganz oder in Spuren.
h und In* selbst aber ist nichts anderes als der zweite Bestandteil
des zusammengesetzten vollen Fürworts h'i'b' und h'i'b' (§ 148),
insofern nach g 65 aus ursprünglichem twa, woraus 'f' entstanden
ist, auch h werden konnte und ausser in diesem Fall auch im
Pron. suff. der zweiten Person beider Numeri in allen semitischen
^ Vgl. dazu jetzt besonders Nöldeke, Untersuchungen zur semitischen
Grammatik, ZDMG XXXVIII, S. 407 ff.
2 Wie man noch deutlicher in den andern semitischen Sprachen sieht.
182 § 101. Personalzeichen am Imperfect.
Sprachen geworden ist^. Auch im Phiral hat das Aethiopische
dieselbe Umwandlung des ursprünglichen Lautes in k : raasc. h«"**!
Jcemmü^ fem. Tnlr' Tcen^ ganz entsprechend dem zweiten Bestandteil
in hlf^"^"' h'i^'i', § 148. — Für die erste Person lautet das
Zeichen im Sing, th, im Plural V. In kü ist das Jc^ wie es scheint,
ursprünglicher als das t, das säramtliche andern semitischen Sprachen
zeigen (§ 65), und gewiss hat der Einflass der Personalzeichen der
zweiten Person bewirkt^, dass sich dieses k hier zäher erhalten hat.
Um so mehr musste aber, damit nicht die erste P. und die zweite
P. fem. zusammenfallen, sich für die erste Person der Vocal w,
der nach § 65 ebenso nahe liegt als t, festsetzen. Das '^ des Plur.
ist ein Rest des vollen Pron. 'JrhV', § 148.
2. Für das Imperfect und den Subjunctiv sollen nach dem
ursprünglichen Sinn der Sprachbildung die Personalzeichen dem
Thema vorgesetzt werden. Da aber vorn auch die Zeichen der
Verbalstämme antreten, so mussten, wenn nicht einzelne Verbal-
formen vorn übermässig belastet werden sollten, die Personalzeichen
zu möglichster Kürze zusammenschrumpfen. Im Aethiopischen, wie
in den andern semitischen Sprachen, sind darum die vorn antreten-
den Personalzeichen entweder von Anfang an sehr kurz oder stark
verkürzt und bestehn aus einem einzigen stärkeren Laut. Da aber
dieser nur zur Bezeichnung der verschiedenen Personen ausreicht,
nicht aber zur Bezeichnung der Genera und Numeri, so wurde
durch hinten neu antretende Geschlechts- und Zahl-Zeichen nach-
geholfen. Die dritte Person, zunächst im Sing., hat vorn für
das Masc. J&, für das Fem. 't; hinten am Thema haben beide keine
weitere Bezeichnung mehr. Das 1* ist sicher dasselbe Feminin-
zeichen, das im Perfect und sonst sehr allgemein im Gebiet der
Nominalstämme erscheint (§ 126). Ebenso aber ist ßß nichts an-
deres als das ursprüngliche Fürwort der dritten Person (§ 65) und
1 Der Unterschied zwischen dem Aethiopischen und den andern
Sprachen ist nur der, dass diese in den Unterschied der Form ta und Tca
den Gegensatz des Fürworts als Subject und des Fürworts in der Unter-
ordnung hineinlegten, jenes dagegen die Form ta für das selbständige, die
Form ka für das (hinten) angehängte Fürwort gebrauchte.
2 Während in den andern Sprachen das t der zweiten Personen den
Uebergang von A; in i in der ersten veranlasste. — Erman, ZAS XXVII, S. 81,
weist das ku der 1. p. S. Perf. auch im Aegjptischen nach. Vgl. auch Halkvy,
Notes seniitiques in den Melanges JRenier (Paris 188G), p. 447 ff. üeber c)
statt i der 1. p. S. in Südarabien vgl. v. Maltzan, ZDMG XXV, S. 197 und
MoRDTMANN, cbcud. XLIV, S. 191.
§ 101. Personalzeichen am Imperfect. 183
bezeichnet zunächst nur im Gegensatz zu den andern Personal-
zeichen '1" "h If die dritte Person, ohne Unterschied des Geschlechts
(so noch im Plural)^: erst durch den Gegensatz von fem. I* be-
kommt es die Bedeutung eines masc* Im Plural wird ausserdem
hinten für das masc. ü^ für das fem. ä angehängt, offenbar die-
selben Pluralzeichen, die sich auch im Perf. finden; und zwar lauten
sie im Aethiopischen immer bloss w, ä, während bekanntlich die
andern Sprachen grade im Imperf. ihre ursprünglichere, vollere
Form noch mehr erhalten haben. Da ä im Unterschied von ü
schon an sich das Fem. bezeichnet, so unterbleibt im Plur. in dem
vorgesetzten Personalzeichen der Wechsel von J& und 'Ih; J& als
der allgemeine Ausdruck für die dritte Person genügt für beide
Genera. Zur Bezeichnung der zweiten Person tritt im Sing.
und Plur. in beiden Geschlechtern vorn das Zeichen 'ih an, eine
Abkürzung aus hVl" ÄT"!'*^-" (§ 148). Für den Ausdruck des
masc. Sing, muss dieses vorn antretende T genügen, und dem Uebel-
stand, dass auf diese Weise die 2. p. m. S. mit der ganz ebenso
gebildeten 3. p. f. S. zusammenfällt, wurde im Aethiopischen nicht
abgeholfen. Dagegen wird das Fem. und ebenso der Plur. m.
und f. wieder durch hinten antretende Zeichen besonders unter-
schieden : für das fem. Sing, dient dazu der Yocal i, der auch am
selbständigen Pronomen der 2. p. S. das weibliche Geschlecht aus-
drückt; für die Bezeichnung des Plur. dienen, da die Person als
zweite schon vorn bezeichnet ist, die allgemeinen Pluralzeichen, die
auch bei der dritten Person angewendet sind, ü im masc, ä im
fem. Die erste Person hat ein vorn antretendes h. im Sing.,
verkürzt aus h^' ich^ und Ir im Plur., verkürzt aus 'JrhV« tvir,
und beide reichen für sich schon aus, da in dieser Person keine
Genera unterschieden werden.
^ Im Assyrischen ist nach Haupt die Form jaqtulu für das Fem. viel
häufiger als taqtiihi; s. ZDMG XXXIV, S. 757.
2 Dieser Gebrauch des i für die dritte Person ohne Unterschied des
Geschlechts weist für die Bildung der Personalzeichen in eine Zeit zurück,
da ühYi und ^ji]ti noch nicht als masc. und fem. sich entgegengesetzt wur-
den, wie auch in JR,?if[,! jetzt dieser Gegensatz noch nicht erscheint. —
Dass ^, ^, j nicht erst aus ive umgelautet sei, wird jetzt wohl allgemein
zugestanden werden (s. Dietrich, Ähhandl. zur hehr. Gramm., 184G, S. 122 fF.;
Ewald, Hehr. Spr. S. 434 Anm.). Dass das Syrische dafür ne hat, beweist
noch nichts für eine Erweichung des je aus ne, sondern nur, dass dem
Syrischen die Deutewurzel j&^ überhaupt sehr frühe verloren gegangen ist
(wie auch aus dem Mangel des i zur Bildung des st. c. hervorgeht) und
dafür eine andere (§ 62) in Gebrauch kam.
184 § 102. Personalbildung des Perfects.
102 Für die Anfügung dieser Personalzeichen an den Stamm der
Tempora und Modi sind teils der vocalische und consonantische An-
laut der hinten anzufügenden Personalzeichen, teils die Tonverhält-
nisse maassgebend^.
1. Von den Personalzeichen des Perfects lauten drei vocalisch
an: at^ w, ä, die übrigen consonantisch. Betont waren sie gewiss
einst alle, aber die Mehrzahl derselben ist tonlos geworden. Nur
w, ä, Jccmmü^ heyi bewahren in der Regel ihren Ton und ziehn,
da das wirkliche Wort nur einen einzigen Hauptton haben kann,
zugleich den Wortton überhaupt auf sich. Die übrigen sind alle
tonlos geworden, aber die consonantisch anlautenden Hessen ihren
Ton nicht weiter als auf die unmittelbar vorhergehende Silbe
(welche immer entweder geschlossen oder mit einem langen Vocale
oder Diphthong versehn ist) zurückweichen, und nur das vocalisch
anlautende at, das keine geschlossene Silbe vor sich bildet, belässt
durchaus dem Perfectstamm den Ton, den er von Haus aus hat.
Aber auch die Personalzeichen ü und ä, die in der Regel den Ton
auf sich ziehn, geben ihn an die vorhergehende Silbe ab, wenn
diese einen stammlangen oder unveränderlich langen Vocal hat
(wie in '^rrb' ^^*')' Die Art der Anfügung dieser Personal-
zeichen ist im übrigen sehr einfach. Da der letzte Radical im
Perfectstamm ursprünglich vocallos ist (§ 91), hängen sich die
consonantisch anlautenden Zeichen so an ihn, dass vor ihnen eine
geschlossene Silbe entsteht, die vocalisch anlautenden aber so, dass
sie den vorhergehenden dritten Radical zu ihrer Silbe ziehn; ist
der dritte Radical ein Vocal, so fügen sich die consonantisch an-
lautenden einfach als eine neue Silbe daran an, vor den vocalisch
anlautenden aber muss sich der Vocal in seinen Halbvocal ver-
härten and sich zur Silbe der Personalzeichen fügen. Hienach ist
die Conjugation der meisten Perfectstämme verständlich; z. B. il^'
nagdrat, nagdrka, nagdrkt^ nagarhü, nagarii , nagarä , nagarJcemmü^
nagarhen, nagdrna. Oder von Jift'f'Chfl.* astdrkabat, astarJcäbJca,
astarkabü\ astarJcahkemmü. Doch ist hier noch einmal daran zu
erinnern, dass die vier Personalzeichen der zweiten Person und das
der ersten Person Sing, ihr h einem vorhergehenden wurzelhaften
1: +: assimiliren, z. B. OdX' 'ardggt für OdlK'^ VÄ^»«^-!
fiadaqqemmü für ^f^^Ylt*^" (§ 54), und dass zwei zusammentref-
fende h oder V in diesem Falle nur ein Mal geschrieben werden:
f^thh' mahdkka, llM' kaddnna, J^^iV-" Gadla A. 135,19; InV-"
^ Ueber die Accentverhältnisse vgl. Tkumpp, S. 525 und König, S. 160 ff.
§ 102. Personalbildung des Perfects. 185
1. Plur. ebend. 23, 9. 25, 10 (§ 55). Besondere Beachtung verdienen
die folgenden eigentümlichen Perfectstämme.
a) Die Perfecta, welche nach dem zweiten Radical den
halbpassiven Vocal e (statt«) haben, nämlich St. I, 1 in der
intransitiven Aussprache und St. III, 1 in der Aussprache 'i'l'd/i',
lassen in allen denjenigen Personen, wo es in geschlossener be-
tonter Silbe steht, ihr e in das stärkere d übergehn (§ 60)^, also
zwar l-n^'l--- oder -f'l'fl^-: 'M-fl^-", aber lUCh'- oder i"?flCh",
und behaupten dann dieses a auch in den beiden Formen der zweiten
Person Plur., wo der Ton auf dem Personalzeichen ruht, also nie
l'flCh^--- oder -M-nCh'J-, sondern immer lilCilf^' i^ldCil'}'',
oder von ^Iff-rt-*: iHh^llh' ^h«ft]ri^-'
b) Die Perfecta der Stämme I, 1. III, 1. 2 von Wurzeln
mediae gutturalis in der halbpassiven Aussprache 9^{h^' "l"!
Ö\l' 't'K'hA - können diese Aussprache mit e durch die ganze
Conjugation hindurchführen, also z. B. l^rThCh •" 'tlÖHh' i'K'
hAh' (s. Tafel III), und in der That müssen dies die Perfecta
derjenigen einfachen Stämme thun, welche in der Grundform nur
diese intransitive Bildung zulassen, wie z. B. AÜ*^!. Viele aber
lassen schon im ersten Stamm die Aussprache mit a ebensowohl
als die mit e zu (s. § 76 a. E.), und vollends im St. III, 1. 2 sind
bei allen beide Aussprachen möglich*; man kann daher ebensogut
ff^AiCh'- 'i'lOllili '^ÄÄAh-' u. s. f. sagen. Die verschiedenen
Handschriften schwanken bei solchen Wörtern sehr stark zwischen
beiden Aussprachen^. Zu sprechen aber sind solche Formen zu-
nächst meherka, ta-ge-ezlm oder kürzer tag-eska^ ta-se-elka^ aber
es wird kaum zu bezweifeln sein, dass die späteren Abessinier, die
sämmtliche Hauchlaute weich aussprachen, wie mehra, tagem^
taselay so auch mehrJca, tage'^ka^ taselka sprachen (s. § 46 a. E.). —
Die Wurzeln tertiae gutturalis lassen in allen Perfectstämmen
vor allen consonantisch anlautenden Endungen das a nach dem vor-
letzten Radical wieder hören, müssen es aber nach § 46 zu ä
dehnen: ^A^s ^AJ^h-", 'ihth' 'iflMl', nArfv" fl^rlhh-", hn-üh'
hn(\h\\h ÄÄ-flrh- hMhxXl', l^^h' ^^;^Ki|: u. s. w., wo-
gegen sie vor allen vocalisch anlautenden Endungen das e des vor-
letzten Radicals bewahren: 'l^^Yx^' 7^'Thh«-' 7^^^-" u. s. w.
c) Die dreiradicaligen Wurzeln mediae geminatae bilden
zwar in der halbpassiven Aussprache des Perfects von St. I, 1 und
1 Vgl. Philippi. Beitr. z. Ass. II, S. 378 f.
2 Nur 'hT'/h'i'- scheint immer die Aussprache mit t zu bewahren.
3 S. z. B. Gen. 16, 13 annot.
186 § 102. Personalbildung des Perfects.
III, 1 vor allen vocalisch anlautenden Endungen die contrahirte
Form >•?.: i'^fl-s '^Jfl•• u. s. f. für nadedü tanahebü u. s. w., da-
gegen wird vor allen consonantisch anlautenden Endungen, wo
für e vieiraehr a eintreten muss (s. oben), der Doppellaut durch
dies a stets auseinander gehalten, also •f'VQ'flVh^ i'Vfl'flh^''*'' u.s. w.
9^00'^ die einzige äthiopische Wurzel mit gleichem Guttural als
zweitem und drittem Radical, wird im Perfect von St. II, 1 regel-
mässig conjugirt, h9^Ö0' h9^'^idll' u. s. w., kann aber nach § 97
in St. III, 1 sowohl die volle Form 'i'9^dO' als auch die zusammen-
gezogene 't9^0' haben. Jene wird •i'^^^idU' 'l*9^d(hi u. s. f.
conjugirt, diese aber -wie ein Perf. des St. I, 2 einer Wurzel tertiae
gutturalis, also 'l^9^Ü' i^'^Öil'- 'i*9^(h''^ u. s. f.
d) Die Wurzeln mediae infirmae, mögen sie tertiae gut-
turalis sein oder nicht, bewahren in allen Perfectstämmen, welche
in der Grundform die mischlautige Aussprache haben, diese durch
alle andern Personen hindurch, wie r^^ s tt^Ch ' ? Oh ' Ohh ' )
h^'i^' hH^^il' hdi^' hiU^h'-, M' honna wir sind geworden
(Hen. 103, 11); wo sie aber in der Grundform ihren Wurzel vocal
zum Halbvocal verhärtet haben, wie in (Ti?^' Y\Ö(Dö "t'if.CDrt:,
oder diphthongische Aussprache haben, wie in 'f'rhö^ft' 'l^iP^ffo:
tahaiisa tasaima, führen sie die verhärtete Aussprache durch die
pfanze Bildung hindurch, also m^^f'^'' hÖOiCh' 'l'^(Dtlh',
i^ih(Dt\i\' i-iP^trh'- Verba, welche in St. II, 1 und IV, 1 die
verkürzte Form h^ifo: }\'(\th' htl'i''(\th' haben, werden wie Per-
fecta vom einfachen Stamm conjugirt: h^9^h' Mthh' Atfti'flrhh«"-
e) Die hintenvocaligen drei- und mehrradicaligen Wurzeln
müssen (s. oben) in allen Perfectstämmen vor den vocalisch an-
lautenden Endungen ihren letzton Radical zu einem Halbvocal ver-
härten, vor allen consonantisch anlautenden Endungen aber ihn als
Vocal hören lassen. Da zugleich der zweite Radical in diesem
Falle meist a hat, so vereinigt sich das u und i als dritter Radical
mit diesem a zunächst zu einem Diphthong: "i'Afl^h" iJj&h'j
nAj&h" von flA?-, «^t^h- '^Ärhf J&h- '^'^l^J&h• ^lA'^ft^J&h•
^Ije-h- %(Day'h'' '^H^5rfl^V^■• h'ifiÜa^X)'', und in der Regel
wird der Diphthong bewahrt. Doch können wenigstens die Wurzeln
mit schliessendem ü den Diphthong noch weiter in einen Mischlaut
verwandeln: i'/t^h", 'i'd.-f't}'', fh^^Yh', «^Ä'A^Vhs GadlaA. 21,21,
und namentlich das Verbum Üi{(Di sein thut dies sehr gewöhnlich
und lautet nicht nur Vti**l\' l/A^h*"*"' Vti**^' u. s. w., sondern
^ So nach Ludolf; doch kommt auch 'l'^^^^Yl' vor, z. B. Ex. 32, 12.
§ 103. Personalbildung des Subjuncfcivs und Imperfects. 187
sograr (M'"!"" für UAfl^'l'-'j sofern man nach § 91 für ViiiDs selbst
IM*'" sagen kann. Seltener erscheint der Mischlaiit bei den mit i
schliessenden Wurzeln, wie -Tf^h^- s Jos. 24, 22. Jud. 10, 14,
'M%h-! Jud. 16,17. Ex. 29, 17. Mehrlautige Wurzeln haben die
mischhiutige Aussprache häufiger als die dreiradicaligen, weil die
daraus gebildeten Stämme länger sind und darum so viel als mög-
lich verkürzt werden. — Eigentümlich conjugirt werden die drei-
radicahgen Wurzeln tertiae infirmae, die zugleich mediae gutturalis
sind und intransitive Aussprache haben, wie CYi?' sehn, CO?'
iveiden, Ohö?' brennen {TtV?'- TÖf-' 9^V(D: ÄVThö^O Wenn an
diese consonantisch anlautende Endungen treten , so entstünden
nach dem (oben unter b) Gesagten zunächst Formen wie re- e-t-Jca^
aber e wird nach § 51 regelmässig von dem Radical verdrängt,
also re-t-ha ChM' "• s- f-^ (s- Tafel III). Ob die auf u schlies-
senden (l^Ufll! 8'rhfl'O ebenfalls dieser Bildung folgen, also Ä'rh-h-"
bilden, ist noch nicht mit Sicherheit zu sagen, da sie in den be-
treffenden Personen noch nicht belegt sind ; möglich ist, dass sie
in diesen Personen in die Aussprache mit a übergehn (Ärhfl>*hO'
Auch Ch?' fällt in St. III, 1, obwohl man i'Chf-' -f^Ch?^' u. s. w.
sagt, vor den consonantisch anlautenden Endungen in die Aus-
sprache mit a zurück: 't'dh^h' u. s. f. — Die doppelt schwachen
Wurzeln wie th^tOi ^CDf : l^?s bieten nach dem § 69 Gesagten
nichts eigentümliches dar: rhPfl^-h-' ^(D^h- >ff,h-" u. s. f.
2. Die Anfügung der Personalzeichen an den Sub- § 103
junctiv und das Imperfect. Was zunächst die Personal-
vorsätze Ji'^?l'} betrifft, so ist über die Art, wie J& dem Stamme
vortritt, schon §§ 92 — 99 gehandelt worden; alles von ^ Gesägte
gilt aber auch von den drei andern, üeberall, wo der folgende
Radical einen eigenen Silbenvocal hat (also in den Imperfecten aller
Grundstämme, im Subj. von St. I, 2. 3 des dreiradicaligen und von
St. I des mehrläufigen Verbums, sowie im Subj. von St. I, 1 der
mittelvocaligen und vornvocaligen Wurzeln schwacher Bildung),
werden diese Vorsätze mit einem flüchtigen e gesprochen, und nur
wenn der folgende Radical ein Hauchlaut ist, nach § 44 mit a,
daher nicht nur ?0C1'' ^OlliC-, sondern auch ^'^H'- ?0^'
von (O'thU ' O^bti •• Wo sie aber mit dem ersten Radical eine
einzige (geschlossene) Silbe bilden, wie im Subj. I, 1 der meisten
dreiradicaligen Verba, werden sie mit dem vollen Vocal e ge-
sprochen. Ferner geht in allen durch "i' gebildeten Reflexiv-
^ C/ujK-Vhs Hab. 3, 2. 7 Cod. Laur.; Ch^^M?*' Am. 9, 1 Cod. Laur,
ioö § 103. Personalbildung des Subjunctivs und Imperfects.
stammen der Personal Vorsatz mit diesem '^, das sein a aufgiebt, in
J&'lh zusammen^, wobei die §§ 54, 55 erklärten Gesetze zu beachten
sind. Endlich vereinigen sich mit dem i\ der Causativstämme II
und IV sowie des Reflexivstammes V die Vorsätze nach § 47 zu
^j ^j Ä, ^. Die Personalnachsätze (welche am Subj., Imperat.
und Imperf. gleich sind) bestehn aus blossen Vocalen i, ü^ ä. Sie
ziehn durchaus den Ton des Wortes auf sich, also: J&7'fl4«' 'ihj
1d' J&i.Ä"'^' jegahrü\ tenagrt\ jefesema^. Als vocalische Nach-
sätze ziehn sie den Schlusslaut des Stammes zu ihrer Silbe, und
wenn er ein Vocal ist, wie in den Wurzeln tertiae infirmae, so
muss sich dieser in seinen Halbvocal verhärten. Obgleich nun
aber der Schlusslaut der letzten Stammsilbe zur Endungssilbe fort-
rückt und letztere auch den Ton an sich zieht, so wird doch der
Bildungs- oder Wurzelvocal der letzten Stammsilbe (der nun in
offener Silbe steht) unverändert bewahrt, wie in j^AOri' 'IhAftrtj,
ß>^9^' ^'to^h i&AÄ': ^A-^s, ^IIC' ^'i1<^', i&n A/h" m
Arh--, J&<CK"1^" l'iC.Ä'^-, ^'J'7C- ^'ild' u. s. f., und wo der
Bildungsvocal von einem Vocal als drittem Radical in der Grund-
form verschlungen war, wie in J&flh«' ^H'A'' f/L%'-) muss er,
nach Verhärtung des Wurzelvocals in einen Halbvocal, wieder ein-
treten: ^flSn^s J&^-Afll.-' '^^*7t^.•^ Jedoch finden sich in alten
Handschriften Formen wie jR-flll.^! für J&'flh^-" Abb. LV, 4 Esr.
6, 25, je.'^*f^! Am. 6, 15 Cod. Laur., f.i{±^' Am. 9, 14 Cod. Laur.^
Für die Aenderung der Silben Verhältnisse ist zu beachten: Wenn
die letzte Stammsilbe den Bildungsvocal e hat, wie in J&V*7C', oder
wenigstens hatte oder haben sollte, wie in j^^'A*': und dieser
letzten Stammsilbe eine offene Silbe mit kurzem Vocal, also ent-
weder mit a (^^10 jK-i-A-O oder mit e ('}*7D) vorhergeht, so
zieht dieses ä oder e den ersten Laut der letzten Stammsilbe, wenn
er mit seinem e vereinzelt wird, an sich, sodass er sein e aufgiebt
und sich als stummer Schlusslaut der vorhergehenden Silbe anfügt^:
^^1C- 't^^ld' jendger tenagri', IflC' 'il^' neger negru, ftl
't'dil'il' fM*dYli\'' jästaräkeh jästarakbu ; und wenn man For-
men wie J&<^A?is ^'i(0'9^i ^0Dß,^: nach §§ 43 und 50 wenigstens
missbräuchlich jemäl-e jenäum jemäit ausspricht, so lautet dagegen
1 Also anders als im Arabischen, das sich, auch hier als vocalreicher
bewährt. — Die Verkürzung von 'f* zu '][' kann uin so weniger auffallen,
als nach § 80 dieses »f* selbst in früherer Zeit it oder et gelautet haben muss.
2 Vgl. aber Trumpp, S. 526 ff.
3 In meiner Ghrest. Aeth., p. 147, str. 3, 1. 2 bietet das MS statt ^ftf-.s
vielmehr ^ftj&s.
§ 103. Personalbildung des Subjunctivs, Imperfects u. Imperativs. lo9
'V'^A^-" y.^a^'d^'s JP»<^JP*m-= notwendig temal-i' jenaumu
jemaitu.
Die Verba tertiae gutta ralis verlängern in ihrer Grund-
form in allen den Fällen, wo die letzte Stammsilbe den Bildungs-
vocal a haben sollte, diesen zu ü: f^iT^h' 9^S{Tti: yA'i^Mti''
.e-1-^"/rTK- fAd.^itx' ^rlPtMtiS tPd^i: ^Vl ^U^Ü" u. s. f.
Wenn nun eine Personalendung antritt und der Hauchlaut zur
folgenden Silbe gezogen wird, so fällt nicht nur der Grund zur
Dehnung des a weg, sondern nach § 45 muss dieses Bildungs-a
in e übergehn, worauf der dieses e einführende vorletzte Radical
in den geeigneten Fällen (die soeben genauer bestimmt wurden)
das e ganz verliert und sich einer vorhergehenden offenen Silbe
mit kurzem Vocal als stummer Silbenschliesser anfügt, also:
"l-J^K'/u-", 9^^h^' mes-u für me-se-ü\ J^.'^^A^.! jetmal- u für
jetma-le-u , ^^*^/^^\' ^H*d./^iK' tetfasseht u. s. f. Nur die
wenigen Subjunctive und Imperative von vorn- oder mittelvocaligen
Wurzeln schwacher Bildung, welche § 93 beschrieben sind, näm-
lich J&9h: und 9h: von (D^h' und ß^iVk- flhv jK-^h" von OK-"
^ti' bewahren das lange ä, sofern dieses zugleich zum Ersätze
eines ausgestossenen Wurzellautes dient, durch die ganze Conjugation
hindurch (s. Tafel III). JK-H?!-, ^'Hh'- und dh' sind Analogie-
bildungen nach ßf^lti' und ^h'-
Die hintendoppellautigen Verba lassen, wenn in ihrer
Grundform die beiden gleichen Laute nur durch den schwachen
Vocal 6 auseinandergehalten sind und dem ersten derselben eine
offene Silbe mit kurzem Vocal vorhergeht^, wie in ^^''fl'fl« 'J'fl'fl'
^J^Ä-s ^A^'lf/^/*'- j&ft^rtA- 9^^.t\h' (nicht aber in fM»
11' f\i«ll' h»^*}-- l\\\9ll', weil hier das erste 1 doppelt zu
sprechen ist), in den durch Personalendungen vermehrten Formen
(vgl. oben) ihre beiden gleichen Laute ohne trennenden Vocal auf-
einanderstossen, und man schreibt sie in diesem Falle lieber nur
einmal: ß-Vn--" ^fl--" fh^^- ^fti"Tlu^s J&R^fr: ^^^fr-", wohl
aber auch zweimal wie J&V'fln*' (s. § 55)^*. Die Imperfecta und
Subjunctive von h9^Ö0' und i'J^dO:, 99^00'- und ^^'ifo'iö''
(§§ 96, 97) sind noch nicht alle zu belegen, bieten aber in der Con-
jugation nichts, was nicht aus den allgemeinen Gesetzen zu ver-
stehn wäre, z. B. 99^ä(h' Num. 16, 30. Deut. 31, 20. 29. Hen. 69, 1,
1 Fälle wie J&'Vu^' für j&'V/*'!***' Cod. Pocok., Ps. 77, 9 beruhn
auf Irrtümern der Abschreiber. — Von einer mehrlautigen Wurzel beachte
den Subj. ^^flA'flA-' Fal. f. 51 {Lex., col. 1235).
2 S, dagegen König, S. 95.
190 § 104. Stammbildung der Nomina.
oder f^^a^Othi Joh. 7, 23; ebenso Tmper. -1*9^ ö' (§ 97), -{-9^%^
'^J^'£^: -f-ir»^:, oder -1*9^0%' -^rTÖth' -1*9^0^'
Die Conjugation der Verba tertiae infirmae hat keine
Schwierigkeit, da sowohl ?, ü als die Diphthonge und Mischlaute
aiy au, ß, ö sich leicht in ihre entsprechenden Halbvocale auf-
lösen lassen und nach § 52 alle hier vorkommenden Lautgruppen,
nämlich j1^ jü^ jä^ wt^ wü^ wä in der äthiopischen Sprache wohl
ertragen werden. Das als Aorist gebrauchte erste Imperfect von
-fluA" (§ 92), j&ß-, bildet j&n," ^n.' ^-ßA.- htt." j2.n./v-' f^{[»^''
■'Thn>/V'' 'hOiA' "JOiS ^ ; das zweite Imperfect /^-tl Av sowie der Sub-
junctiv J^flA- und der Imperativ flA', sammt dem Imperfect von
hüA'j i&hA' (§ 92) folgen den gewöhnlichen Gesetzen: ^flA*"
je.'flA-- j?.hA--" nA-: U.S. f.
ZWEITE ABTEILUI^G.
Die Nominalbildung.
§ 104 Dem Verbum steht gegenüber das Nomen (Nennwort), so-
wohl das von Begriffswurzeln abgeleitete Nomen im engeren Sinn
als das von Deutewurzeln abgeleitete Pronomen (Fürwort). Wie
die Bildung der Verba, durchläuft auch die der Nomina drei
Stufen : aus der Wurzel bildet sich der Nominalstamm, der Stamm
geht in die Unterscheidung der Genera und Numeri ein, die so
ausgebildeten Wörter nehmen je nach den besondern Verhältnissen,
in die sie im Satze eintreten, besondere Formen (Casus) an. Diese
Bildung ist aber bei den Pronomina zum Teil eine andere als bei
den eigentlichen Nomina, und unter diesen selbst haben wiederum
die Zahlwörter viel eigentümliches und nehmen zugleich in einigen
Stücken an den Besonderheiten der Fürwörter teil. Wir unter-
scheiden daher in der Darstellung diese drei Arten von Nomina.
A. Die Bildung der Nomina im engeren Sinne.
I. Die Stammbildung der Nomina.
Ihrer Bedeutung nach teilen sich die Nomina zunächst in
Begriffswörter (Abstracta), welche einen Begriff, eine Handlung
oder eine Eigenschaft rein für sich in Form eines Nomens aufstellen
I
1 Vgl. Trumpf, S. 526.
§ 104. Stammbildung clor Nomina. 191
(wie: Glaube, Töduntjj, Schnelligkeit) und in Aussage Wörter
(Concreta), welche den Begriff als in einem Wesen oder einer
Sache verkörpert, daran haftend aussagen. Die Concreta selbst
zerfallen wieder in selbständige (Substantiva), welche irgend eine
Person oder Sache nach einem Begriff, den der Geist als in ihr
zur Erscheinung gekommen wahrnimmt, benennen, d. i. Personen-
namen und Sachwörter, und unselbständige (Adjectiva), welche
einen Begriff als einer Person oder Sache zukommend aussagen
und daher immer eine Beziehung auf eine Person oder Sache, der
sie beigelegt werden wollen, in sich enthalten, d. i. Beschreibe-
wörter oder Eigenschaftswörter. Diese beiderlei Sinnunter-
scheidungen der Nomina sind zwar in sich selbst fliessend: ein
Begriffswort kann durch leichte Veränderung des Sinnes zu einem
Sachwort oder Personennamen werden (wie z. B. Kleidung zunächst
das Kleiden, dann aber auch das Kleid, Erstgeburt auch den Erst-
gebornen bedeuten kann) oder die Stelle eines Beschreibeworts ein-
nehmen (wie: Gott ist Wahrheit), und ein Beschreibewort kann
leicht ein Personen- oder Sachwort werden; gleichwohl muss in
der Bildungslehre jene Grundunterscheidung festgehalten werden,
da es für das Verständnis der Stammbildung immer darauf an-
kommt, was ein Wort ursprünglich, nicht was es abgeleiteterweise
bedeute. Besondere Arten der Nomina sind ferner die Infinitive
und Parti cipien; sie unterscheiden sich dadurch von andern Nenn-
wörtern, dass sie nicht unmittelbar aus der Wurzel, sondern aus
den Stämmen des Verbums hervorgehn. Sie stehn darum dem
Verbum näher als irgend ein anderes Nennwort (Nomina verbalia) ;
sie stellen den VerbalbegriflP in seiner Stammbestimmtheit ^ dar
entweder als reines BegrifiPswort (Infinitiv) oder als Beschreibewort
(Particip), und von jeder dieser beiden Arten gibt es in den se-
mitischen Sprachen, die noch ihren ganzen Bildungsreichtum er-
halten haben, so viele Bildungen als das Verbum Stämme hat.
Aber das Aethiopische hat wenigstens im Gebiete des Particips
eine starke Einbusse erlitten : es hat nicht mehr die Fähigkeit, von
jedem Verbum in jedem Stamm ein Particip zu bilden; nur von
einzelnen Verben hat es aus einzelnen Stämmen Participien gleich-
sam als zerstreute Beste einer früheren Bildungszeit erhalten, sonst
aber das Particip auf andere Weise ersetzt. Die Infinitive werden
regelmässiger gebildet; da sie aber eine besondere Art des Nomens
1 Aber weiter als bis zur Unterscheidung der Verbalstämme begleiten
im Semitischen bekanntlich das Particip und der Infinitiv das Verbum nicht;
die Unterscheidung der Tempora liegt nicht in ihnen.
192 § 104. Stammbildung der Nomina.
ausmachen, werden wir darüber erst am Schlüsse der Uebersicht
über die Nominalstamrabildung handeln. Dagegen ist die Be-
schreibung der noch zerstreut erhaltenen Participialbildungen in
die Darstellung der übrigen Nominalstämme aufgenommen, zumal
da diese zum Teil gradezu die Bedeutung gewöhnlicher Adjectiva
oder Substantiva angenommen haben.
Die Mittel zur Nominalstammbildung sind schon oben, § 74
aufgezählt worden : innerer Vocalwechsel, innere Vermehrung durch
Verdopplung einzelner Radicale, äussere Vermehrung durch an-
tretende Bildungslaute oder -Silben. Namentlich dient auch die
weibliche Nominalendung schon zur Ausbildung des Nominalstammes
selbst und zur Feststellung seiner Bedeutung, sofern die Begriffs-
wörter und stärkeren Abstracta leicht als weiblich aufgefasst werden.
Der innere Vocalwechsel ist unbeschränkt, aber in Bezug auf
Mannigfaltigkeit der durch inneren Vocalwechsel hervorgebrachten
Bildungen steht das Aethiopische schon darum dem Hebräischen
und Arabischen nach, weil es nur noch zwei kurze Vocale hat.
Nicht einmal alle bei seinem geringeren Vocalbestand möglichen
Bildungen, die in andern Sprachen noch lebendig sind, hat es er-
halten, sondern sich auch hier mit dem notwendigsten und wesent-
lichsten begnügt und das übrige, was einst da war, verloren gehn
lassen. So sind oft ältere oder allgemein semitische Bildungen nur
noch durch wenige Trümmer aus der alten Zeit oder durch neu
aus der Fremde eingeführte Wörter vertreten.
Die Nomina im engeren Sinne (ohne Partie, und Infin.) werden
entweder von der Wurzel (Nomina primitiva) oder von andern
Nomina (Nomina denominativa) abgeleitet; von letzteren hat das
Aethiopische eine grosse Zahl; namentlich Begriffswörter, Eigen-
schaftsbegriffe und bezügliche Beschreibewörter werden vielfach auf
diese Weise abgeleitet. Einzelne Nomina, ausser den eigentlichen
Infinitiven und Participien, werden auch aus abgeleiteten Verbal-
stämmen gebildet, zumal wenn der Verbalstamm einen einfachen
Begriff ausdrückt und somit einen fehlenden einfachen Stamm ersetzt.
In der Uebersicht über die Stammbildung der Nomina gehn
wir von den einfachen und ursprünglichen Bildungen aus und
schreiten von da zu den zusammengesetzten (bei welchen mehrere
Bildungsmittel zusammenwirken) und abgeleiteten fort. Die Bildung
durch inneren Vocalwechsel ist die einfachste und allgemeinste,
denn jede Nominalform hat bestimmte Bildungsvocale, welche Träger
ihrer Bedeutung sind. Die innere Vermehrung der Radicale bildet
die zweite, äussere Bildungsmittel die dritte Stufe. Auf allen drei
§ 105. Einfache NominalHtämmo. 1^«^
Stufen ist aber die Vocalisation von wesentlicher Bedeutung. Ihre
Art kann im Allgemeinen nicht zum voraus beschrieben werden;
doch ergiebt sich gegenüber der Vocalisation des Verbums die
Eigentümlichkeit des Nomons, dass es längere, schwerere und breitere
Vocale liebt. Ueber die Accentverhältnisse der Nomina s. Trumpf,
S. 531 ff. und König, S. 154 ff.
Wie die Tempora im Verbum lauteten einst im Aethiopischen
auch die Nominalstämme vocalisch aus, und dieser vocalische Aus-
laut diente zugleich dazu, durch den an ihm vorgehenden Wechsel
der Vocale die verschiedenen Verhältnisse des Nomens im Satze,
die Casus zu bezeichnen (s. § 142 ff.). Dieser vocalische Auslaut,
ohne dessen Annahme eine Reihe von Nominalformen nicht zu er-
klären wären, wurde aber nach § 38 wenigstens in der Grundform
des Nominalstammes frühe wieder aufgegeben.
1. Einfache Nominalstämme.
1. Die einfachste Nominalbildung besteht darin, dass § 105
sich ein kurzer, aber betonter Vocal nach dem ersten
Radical festsetzt; der zweite Radical ist vocallos, und der dritte
hatte einst den allgemeinen vocalischen Auslaut aller Nominal-
stämme, wurde aber später vocallos gesprochen (§ 38)^. Diese
Bildung steht in directem Gegensatz zu der Ausprägung der Wurzel
als Verbum (mit Vocal nach dem zweiten Radical); sie hat zunächst
immer den Sinn eines reinen Begriffs worts, wie 'fl'Thlls BisSj
tht"^' Verderben, (O*'^^' Wenigkeit^ (OC^t Breite. Vermöge
weiterer Umbildung des Sinnes (§ 104) wurden aber diese Begriffs-
wörter vielfach zur Benennung von Gegenständen und Wesen, in
denen der Begriff zur Erscheinung kommt, angewandt, sodass diese
Bildung weiterhin Sach Wörter, Personen-, Tier-, Pflanzennamen
u. dergl. ausdrückt, z. B. A-flA ' (Kleidung) Kleid, V^A s (Atem)
Seele, -flC^s (Schneiden) Er^, (D^ß;: (Geburt) Sohn, a^Ch' Mond,
hC/^5 Bauch, hA'fls Hund u. s. w. Namentlich viele uralte Wörter,
deren Wurzeln als Verba gar nicht mehr gebräuchlich sind, wie
O^lf' Äuge, werden so gebildet. Reine Adjectiva werden aber nicht
durch diese Bildung ausgedrückt*. Der Vocal, der sich vorn festsetzt.
1 Ygl. Trumpf, S. 532; König, S. 145. — Es entsprechen hebr. "n^p
120 ^Ipy arab. (JJ.s> J^'As (js/3, aram. ^1n^ ^c,m ^.a,©,.^.
2 Denn ^9^"}: ^*)C' 019^* bedeuten nie dexter, posterior, laevus,
wie LuDOLF meint, sondern die rechte, hintere, linke Seite, und '\,Qi gut
Di 11 manu, Aethiop, Si)raclie, 2, Aufl. 13
194^ § 105. Einfache Nominalstämme.
ist im Aethiopisclien entweder a oder e. In diesem e sind ü (o)
und ^ (e) der verwandten Sprachen zusammengefallen ; nur in einigen
mit Kehlhauchlauten anfangenden Wurzeln hat sich nach § 26 ein
ursprüngliches u noch dadurch zu retten gesucht, dass es sich zum
Kehl- oder Hauchlaut flüchtete, wie T^O« Tenne (]15), T^^Ä":
Stamm (*lb-i), W'rhAs Äugenschminke (Jä5 ), «f^^ftT' costus (ia^^ö),
4^C' Kälte (1p), Vf"A-" GesammtJieit 0^)^. Ein wesentlicher
Unterschied in der Bedeutung zwischen den Wörtern mit a und e
lässt sich im Allgemeinen nicht mehr erkennen. Wo eine und
dieselbe Wurzel diese Bildung in beiden Aussprachen erzeugt hat,
haften oft auch verschiedene Bedeutungen an ihnen, hie und da so,
dass das Wort mit a mehr activen oder persönlichen, mit e mehr
passiven oder sachlichen Sinn trägt, wie l'flC' Sklave, *7'flC' Ge-
schäft^ ^1^' Fremdling, '}*7Ä'" Heise-, aber auch in anderer
Weise: Ihh' Jugend, ^htl' Kleinheit, gh-il^' Seil, fh'ü^' List,
^H'ih' Gericht, dJ^h\' Lösung. Oft aber werden beide Aussprachen
gleichbedeutend gebraucht, wie Crh'fl- und ^•rh'fl' Weite, C9^h\'
und ^^h\' Lan^e, ÖC^ ' und OC^' Versöhnung, ^^C- und
^K'C-" Burg, ^'ih- und ^'ih- Eifersucht, W^' und "J^^» •'
Kiste, I^K'As und *feK"A! Blatt, -^-A*^-" und 1r«A4»^-" Zahl,
Ä Ah-" und K'ATi: Hass, f^'M- und J^lf^s wohl, Wohl ; denn da
einesteils nach § 18 a sich zu e erweichen kann, andrerseits Hauch-
laute und hauchlautähnliche Laute (wie in den angeführten Bei-
spielen 4*) eine Vorliebe für den a-Laut haben, so erklärt sich
dieser Wechsel zwischen a und e in gewissen Wörtern schon
hieraus, und man braucht nicht zweierlei ursprüngliche Bildungen
anzunehmen. Endlich ist nicht zu übersehn '^, dass manche dieser
Wörter mit ä aus ursprünglichen Participien der Form P'üC' erst
verstümmelt sind, so vielleicht l'flC' Sklave, ursprünglich ein
Thätiger, OCYl' Freund u. a. — lieber die Aussprache dieser Wörter
vgl. oben, § 38.
Ein mittlerer Hauchlaut äussert auf die Bildung mit e
keinen Einfluss: Üh-Ü' Wolf, 9^ÖC' Mal, 9^h^'' Hundert, in
wXä. ist doch wohl erst aus y^^^-^ verkürzt, gehört also ursprünglich einer
andern Bildung an.
1 Ferner ^QÖ - ^IK^' t^K-A" ^^^x' \tCÖ'' tf-ftA'
'V-^ A4^ : 5 auch 4^ jKiK' • Schenkel. — Die oben vorgetragene Ansicht wird
auch von Trumpf, S. 532 gebilligt, von König, Ss. 45, 52 aber mit Unrecht
bekämpft.
2 S. Ewald, Hehr. Spr. § 146, Anm.
§ 105. Einfache Nomincilstämme. 19^
der Bildung mit d aber dehnt er dieses zu ä (§ 46): PTxIl' Streif^
'^ihx^' Spott.
Die Wurzeln mediae geminatae lassen in beiden Bildungen
ihren Doppellaut unaufgelöst ^ : A'fl ' JTer^, /lfi*7' Gesetz^ /^'i'
Schönheit (iu^«), tl'is Zahn, 11^'- Schlauch (^)), l^'tl' Bär (v^)?
"hü' Grube (Z^^), ^'l" Stück und Gahe (Jud. 19, 5. Jac. 1, 17),
J^"'V: Ehemann (PI. h9^:^'1*:); Ai^"- Pfeil (yn), w^'- pit^ ^4»:
Blatt Papier^ Wfl' Leerheit, VÄ"' Flamme^ '^'}' s Dunst (jJ-Jz),
R^"." Kleiner, 0C' Feind, mA-' Thau, m^-" ^^ (in den abess.
Chroniken häufig gebraucht).
Von vornvocaligen Wurzeln ist diese Bildung immer stark:
f>9^1r'' rechte Seite, f 'flft -■ Festland, OhtiT: Inneres, lO-'VÄ'."
WenigJceit, CDAÄ"-" Sohn, (D'^O Sehne (ir\\). In der Bildung von
Wurzeln mediae infirmae wird nach § 50 der Vocal e durch
den Wurzel- Vocal verdrängt, also : rh.ft-" Tadel, ^Irs List, fl.K's
Genosse, *fej^-' Rachsucht, Xlji' Kunst, Oljti' Bauch (^ju.Ad^ ^l^io),
lUh\' Wassersucht, (f/.TZ.V X.?i! Schmutz {r\^)l), *h'h' Länge, 0-1'-
Schändlichheit, tbö' Zunder (c^^)*; dagegen bildet der Vocal d
mit dem Wurzel- Vocal einen Diphthong, der oft, namentlich in
Wörtern von Wurzeln primae oder tertia gutturalis erhalten bleibt,
oft aber auch zu einem Mischlaut zusammenschmilzt : ÜJK.Ä's Banh^
rtjK.^: Schwert, -TfJ&As Gewalt, di^^' Ufer, hf^'h' Flut, Ä^rTh
Strasse, W^V Wein, 0^^'i' Äuge {O^l- Rj&^- nß^'i'- l^-ü
iPjK-hO) OOJ-Ä": Umkreis, litO^I' Paar, HOhD'' Tafel, lliO-Ö
und HOhö' Possen, ^a>-As Dampf, rt£»-T ' Peitsche (4*fl>*d
hfO-O), oder «^T-* Preis, d^'- Haus, Ä,C-- Kloster (jlc>), ^(\:
Süsswein\ IrtJ^s ßdoig Sap. 13, 18, H^H"- Tod, H^^'- Wärme,
*J^.' Wuchs, p-9": /^e^f/fe, F^'- Vogel, P9"'' Baum, -JrYi-" Morgen-
röte {ri}'- fiC' -JA-- -Je-- >^J^! >^C! }iT- CTftO. Aber neben
diesen acht äthiopischen Bildungen findet sich auch noch eine Aus-
1 Demnacli ist auch in Ludolf's Wörterbuch S. 562 für ^'}'}s TT'*
zu lesen; 't^: Länge könnte aus '[*'}: erst gedehnt sein, kann aber auch
von einer Wurzel '^^ = I^D herkommen.
2 tlOh^s Cant. 7, 3 kann nicht Subst. sein, wie Lüdolf annimmt,
sondern ist Part, fem.; ^(0*ö' Einladung ist vom Steigerungsstamm des
Verbums abgeleitet.
3 Wohl auch f^fD*' Salz, Wurzel ^''li ^y^'
13*
196 ^ § 105. Einfache Nominalstämme.
spräche mit langem ä, namentlicli in einigen uralten Wörtern;
dieses ä ergiebt sich in den meisten Fällen als auf äthiopisch-arabische
Weise nach § 18 aus ö vereinfacht^: ^A^ Wort, ^iC' Geschlecht
(nicht F'C'), ^h' JBeitiMeid (vgl. ^^0^ öfters unter dem Einfluss
eines Hauchlauts: V^s Schweiss, Arh^ Trauer (wovon Üd^(Ds und
Arhfl*: erst abgeleitet zu sein scheinen), (\d' Spanne (plj f^^)?
9J^! Jahr, flö' Stunde (neben fl'i't"' xr^L^, eigentlich: Äugenblick,
n^^); dagegen scheint ^-A^ gutes Vorzeichen aus 4-?iA" (JLi)
und ^i&*' Krümmung aus einer Form wie \y^ und 'iys. verkürzt,
endlich -^ft' Hütte ursprünglich ein arab. Part. (jj-^4> (vgl. &*>j^o)
oder aus Äft' gedehnt zu sein.
Wurzeln tertiae infirmae werfen weder (wenn wir von
einigen uralten Wörtern unklarer Abkunft zunächst absehn) ihren
letzten Wurzel-Laut ab, noch lassen sie die vocalische Aussprache
eintreten, sondern verhärten ihn vielmehr immer zu einem Halb-
vocal und haben somit durchaus starke Bildung. Diese Bildung
erklärt sich aber überhaupt nur dann, wenn wir nach § 38 an-
nehmen, dass einst alle Nomina, und so auch diese, auf einen
kurzen Vocal auslauteten; und grade bei Wörtern dieser Bildung
muss man, um sie auszusprechen, diesen Vocal notwendig hören
lassen*. Die bis jetzt bekannten derartigen Bildungen sind: /*^Cfl^'
serw^ Wurzel, *7K'fl>"s Barstellung, Mo^i oder Tti'h' Bruder,
K'T'-" Gasse {= ^'lOhs p^tr), ^^T^: wohlriechendes Holz (vgl. iJ-a:^);
flUxOhi Ausdehnung, (i^ahs Wüste (;tXj), ^^^O}"' Wettkampf,
^'h^' Gesicht, ArllijZ«' Schönheit, 'iV^' Erholung: man sieht,
diese Bildung ist sehr selten geworden; ein Wort mit dem Vocal e
von einer mit t schliessenden Wurzel ist nicht darunter^. Die
Seltenheit solcher Wörter könnte auffallen ; aber sie erklärt sich zur
Genüge daraus, dass man, nachdem in der späteren Aussprache der
auslautende Vocal eingebüsst war, lieber diese ganze Bildung ver-
alten liess und, soweit damit reine Begriffswörter gebildet werden
sollten, durch eine andere, § 106, ersetzte. — Ausserdem kommen
nun aber einige uralte Wörter vor, welche nur zwei Radicale haben,
1 S. Ewald, Gr. Ar. §§ 73. 387. •
2 S. jedocli Trumpf, S. 532.
3 Denn CJtlj^' ist Infin. und ganz andern Ursprungs.
i
§ 106. Einfixche Nominalstiimme zweiter Reihe. 107
aber teils vor Pron. sufF. und im Plur., teils in Ableitungen in drei-
radicalige Wurzeln mit hinterem u übergebn: sie sind deshalb
hier aufzuzählen, wenn auch in einzelnen Fällen die dreiradicalige
Wurzel erst von ihnen abgeleitet ist, nicht etwa sie von ihr:
Ö^' Mann, t\9^^' Name, h,^"' Hand, ob' Baum, T'fl-' weihliche
Brust, M"', rt'V-' Papyrus, M^'- Blut^, IK"-" Gesichty h^'- Mund,
rhÄ'5 Pfeil, h'ü' Vater, diT^' Schwäher. Was ihre Bildung be-
trifft, so ist zwar nicht von allen gewiss, dass sie grade nach
dieser von uns angenommenen ersten Form gebildet sind; sie
gleichen aber in der Form am meisten den Wörtern dieser ersten
Bildung, und da sich ihre wahre Bildungsweise, weil uralt, mit
Sicherheit nicht mehr feststellen lässt und jedenfalls unter keine
der in der Sprache noch lebendigen Bildungsweisen untergeordnet
werden kann, so haben wir sie unter den Nomina einfachster Form
aufgeführt.
Ein onomatopoetisches Wort dieser Bildung ist ^ö' Rahe;
Fremdwörter, die nach dieser Bildung umgestaltet sind: Vlr^*'
Indien, ^Ch' Griechenland, ^^th- Passah, A'JK'" Uvtlov, i'J&s
oder 'hj^! Schivefel {d'eiov) u. a.
Einige dieser Gebilde, namentlich von solchen, die die Be-
deutung von Sach Wörtern angenommen haben, gingen in die weib-
liehe Form über, wie 'IfJ&rwi^s Zelt {^^4-t:=^\ Ä"7Vl's Fledermaus,
K-^V^: Reisetasche (ül^), n^^s Garten, ^'iht'' Galhanum,
r!i^'>: Galle (für d\9^a)^''l ÜYl^'- und rth»'!-: Gasse (zu K'T^:
s. oben), '^'lil': Türe (xi^^ia-), T^-" KalJc (»)^j) und manche
andere auf a endende (§ 127).
2. Die zweite Bildungsweise besteht darin, dass ein betonter § lOO
kurzer oder durch den Ton gedehnter langer Vocal sich
nach dem zweiten Radical festsetzt. Die Wörter dieser
Bildung sind Nomina verbalia. Sie bezeugen diese ihre Verwandt-
schaft mit dem Verbum schon durch den Sitz ihres Bildungsvocals
nach dem zweiten Radical, sofern das Verbum grade an dieser
Stelle seinen wesentlichen Vocal hat; ihrer Bedeutung nach sind
sie entweder infinitivartige Begriffswörter, vom alten Imperfect ab-
geleitet, oder Beschreibe Wörter, vom Perfect abgeleitet*. Sie zer-
fallen somit wieder in zwei Arten, je nachdem sie vom Imperfect
oder Perfect ausgehn.
1 Woher DIX erst abgeleitet zu sein scheint.
2 S. hierüber Ewald, Hebr. Spr. § 148, a.
19o § 106. Einfache Nominalstämme zweiter Reihe.
1) Vom Imperfect abgeleitete, den Infinitiven und in-
finitivartigen Substantiven anderer semitischer Sprachen ent-
sprechende Begriffswörter. Das alte Imperfect, d. i. der Sub-
junctiv (§ 91) hat im Aethiopischen die Vocale e und a, jenen für
das transitive, diesen für das intransitive Verbum. Diese beiden
Vocale müssen auch in den davon abgeleiteten Begriffswörtern
wiederkehren. Aber
a) Begriffswörter mit betontem e nach dem zweiten
Radical finden sich nicht mehr; sie sind, weil das e für zu schwach
galt, den Ton zu halten^, sämmtlich in die Feminin-Bildung
übergegangen (§ 104), z.B. statt A'flC' seher vielmehr Mi^/V'
Bruch^ und nur durch diese weibliche Endung, welche sie annahmen,
wurde verhindert, dass sie mit der ersten einfachen Bildung durch
e zusammenfielen. Diese Feminin-Endung at^ seltener ä (§ 127 b)
ist ausserordentlich häufig*. Der Bedeutung nach entstehn dadurch
fast immer Nomina actionis, wie 4-Ä'lh' Laufy Chfl'lhs Auffindung^
C*7H'ih! Durchbohrung, oder eigenschaftliche Begriffswörter wie
llild't'' Trunkenheit, CTfl'lh* Feuchtigkeit; selten Sach Wörter wie
tbÜh^' (Lager) Stall, 9^^V^'' (Erscheinung) Gespenst, il^d^'
(Höhlung) Loch, 4^A<(.'^! (Unbeschnittensein) Vorhaut, ih^^'t''
(Kreis) Bing, TÖ^*l*'ih' Bedrückung. Wo sie von einer Wurzel
neben den Nomina erster Bildung ausgebildet sind, bedeuten sie
immer die reine Handlung: VLR'Ths Beraubung {üf»^' Baub),
A-flrt-^-' das Ankleiden (A'flft! Kleid), 9^^h^' Anfülhmg, Voll-
sein (l^AK" Fülle) u. s. w. Sie werden auch von mittel- und
hintenhauchlautigen Wurzeln gebildet, obgleich diese im Subj. den
Vocal a haben, wie A/lh'^'^= Irrtum, 'üihh^- Säuerung, Oh^lh'l''
Stossen, 't'^h't' Schlagen, Schlag u. s. w., und ebenso von vielen
intransitiven Wurzeln. Von Wurzeln mediae geminatae lautet
diese Bildung immer ilOX't' settat Biss, lifJt' Fieber, '^ti't'
Berührung, T^P^s Flucht, ^dji^' Flug, Ih^^' Schwärze, ¥i"^:
Stück, Bruchteil, o^Q't'' Zorn (§ 44). Wurzeln mit anlauten-
dem w haben oft die starke Bildung, auch wenn der Subj. die
schwache hat, wie O^hxW't"' Fliessen, (O^'^^'t*: Werfen, Wurf,
(O^'^O'i'' Stossen, (th^'t' Anklage (s. unten), meist aber die
schwache: AR'l'-' Geburt, CAI*' Herabkunft, C^'t- das Speien,
1 Wie es auch im Subj. den Ton verlor, § 92.
2 Im Hebräischen entsprechen Bildungen wie niTV, nöm» Dw u.s.w.,
> t:^: t : t
Ewald, Hehr, Spr. § 150, im Arabischen »Xxi u. s. w. — lieber die Betonungs-
verhältnisse s. Trumpf, S. 533. — Nach König, S. 77 würden diese Feminin-
Formen zu Nomina der ersten Bildung gehören.
§ 107. Einfache Nominalstämme zweiter Jleihe. 199
l>A-1--- (Dauer) Tag, ,^''H-." Fall, OM*' (§ 44) Ausgang und
diesem analog flAi'!"' Eingang von flK' § 68; wo beide Formen
ausgebildet sind, haben sie verschiedene Bedeutung: Ö^'Y"' Brand-
mal (D'd^'l*' Brennen, *7H'Ths Bannfluch fl>-*7H'll'* Bannung. Einige
andere lauten mit engangeschlossener Feminin-Endung (§ 128):
T7-Th-" Anfang (|I>-T>-V-' das Anfangen)^ 4*/*'''lh-" Streit, •^-n'Th-"
plötzlicher Zufall, (hM*' Darlehn, li'fl'Ths 6ra&e, wo sich das a
von f(i'fls des Hauchlauts wegen behauptet hat.
Die Bildungen von Wurzeln mediae infirmae zeigen nach
§ 50 immer ^ die vocalische Aussprache des mittleren Radicals :
0^'i"1"' Sterben, di*^^' Gehn, ^#w>'>: Stehn, (hd^' Blindheit,
d^l^'- Schändlichkeit, '^m't'' Wendung, 'i^m^' Betrug, ^tro^:
(Einsetzung) Atnt, \A't'' Ausivanderung , 'fcrh'lh'' Böte-, und nur
die Wurzeln, die zugleich tertiae infirmae sind, bilden mit diph-
thongischer Aussprache fh^(D't' Leben, Tfl^^f'Th' Verdrehung.
Ueber dh't' s. oben.
Von Wurzeln tertiae infirmae ist diese Bildung um so
häufiger, als die erste einfache Bildung von ihnen stark im Ab-
nehmen begriffen ist (§ 105). Die Form lautet nach § 40 entweder
'VCf'^s Erwählung, C?if"^-" Gesicht, Anblick, tl^?^' Bewäs-
serung, ÖQ^^' Gleichung, 4'4'f'^! Geiz, ^^(D^'- Folge, dA
ID'lh: Abtrünnigkeit, hd<D-ih: Ausgiessung, HCO^'t'' Zerstreuung,
oder i^rt.^.' (neben 9^M^') Abend, ^S»^-' Armut, l)rt,^s Ver-
geltung, T%^' (Einsamkeit) Kloster, ^^'V-' (Schickung) Weg,
und von manchen Wörtern werden beide Formen promiscue ge-
braucht, wie 4»'Jf^! und 4»i'>! Dienst, CJ^f'Th-- und dA"-
Wurf, C^^^' und C*^-" Zauber, ^h^m^'- und ^'f-^'- Lust;
vgl. oben S. 72. Mit vorgeschlagenem h (§ 34): tvüd»^' Ab-
wechslung. Einige wenige mit beginnendem Hauchlaut (§ 44)
oder 4* (§ 48) zeigen statt e in der ersten Silbe a: /hJ^f"^- und
Ax*^^' Verläumdung, OXh'^T'- üeberdruss, A\'*L^' Freude, ^Irh^'
und ^Tfh't'' Eifer (Num. 25, 11 annot.), di^d'l'' Verachtung,
^d^^'- und ^d/t^' Dichtigkeit, Härte, ^-f-^' Wette. Mehr arab.
Bildung* ist dxivt- Lüge für rh^fl^l"' von der Wurzel d\{i(D',
die nach Prätorius, Beitr. s. Ass. I, S. 34 vielleicht von ^j^ä. aus-
geht. Vgl. auch unten, § 128.
b) Die Bildung mit intransitivem a ist noch in mannig- § 107
f acher Gestaltung erhalten.
1 LuDOLF, Lex. Äeth. p. 564 führt f^Ohiro^:, aber ohne Beleg, an.
'^ Ewald, Gr. Arab. § 410.
200 § 107. Einfache Nominalstämme zweiter Reihe.
a) Der zweite Radical wird mit a^, der erste mit
flüchtigem e gesprochen. Diese Form wird nur von intransi-
tiven oder halbpassiven Verben gebildet und ist darum nicht grade
sehr häufig. Hieher gehören Wörter wie ^^C- Kurse ^ {iod^s
Tiefßy ^(Tllf' Dünne. fhw9^' Hässlichkeit ; von Wurzeln mediae
gutturalis (§ 44): i^th^' Gelächter, Ärh^s Census, ^r/i-fl-" Weite,
hth^'' Verleugnung, ^'h'ü' Hunger-, von solchen tertiae gut-
turalis: 'h^Üs Wachsamkeit, h^th' Müdigkeit, '^^h' Mangel;
mediae geminatae immer aufgelöst: Tfl"!!- Weisheit, hO'fl' Run-
dung, 4*^niTs Dünne; tertiae infirmae: htlß'' Schlechtigkeit ,
Ö(\ß'' Grösse, oder, indem der Diphthong zu einem Mischlaut wird,
fti-JK.." und A-fe: Trinken, K'l-' Blüte, ^d>'' Frucht {ö^.- ^^ -■
rhÄ.')? vielleicht Üfls starker Thau (unklarer Herkunft)'^. W^urzeln
mit anlautendem u ersetzen diese Bildung gewöhnlich durch die
feminine (s. § 106); doch gehört hieher ^^' Speichel (dagegen
C4"'1h5 Speien) und ähnlich Ä'Ä's Grundlage (wahrscheinlich vSt)^-
Von einer Wurzel mit anlautendem i kommt, weil dieses im Subj.
nie abgeworfen wird, ß»(\tl s Trockenheit. Von Wurzeln mediae
infirmae ist diese Bildung äusserst selten iÖ(DC' Blindheit) und
wird teils ebenfalls durch die feminine, teils durch die erste ein-
fache Bildung ersetzt. Die Wörter dieser Bildung wechseln hie
und da mit der ersten einfachen Bildung in gleicher Bedeutung:
in^'' und 11i^: Dichtigkeit, hd^' und h-ü^' Torheit,
ß) Das a kann sich zu ä dehnen. Dadurch werden die
betreifenden Wörter von ihrer Verwandtschaft mit dem Verbum
mehr losgetrennt und von Infinitiven zu eigentlichen Substantiven
erhoben; sie drücken nicht sowohl die Handlung selbst, als viel-
mehr das Resultat der Handlung aus und sind meist Sachwörter.
Beispiele: "^^.^s Rest, tlhC' Trunkenheit, A'^Ä"! Gewohnheit,
hi^li' Kind, Tf^jT»: Regen, Yl^-Ü' Buch, MC- Stück, ^^-fl
Span; mediae gutturalis: /^^^: Spott; tertiae gutturalis: K'flrh
Morgen, COrlh" Gewinn, 't'4'h' Ausgespienes; mediae geminatae
h\19"'' Schmers, IrH!^'' Fieber, hx^O Hitze, ^'iö- Rauheit;
^ Wenigstens m-sprün glich betont; vgl. Trumpf, S. 533. Arabisch ent-
sprechen y^f^Z) u. dergl. (Ewald, Gr. Ar. § 240), hebräisch intransitive In-
finitive ersten Stammes.
2 Vgl. Barth, ZDMG XLII, S. 352 f.
3 Dass es ein Wort AÄ*' = fl'AJ^"' giebt, ist zwar nicht aus Gen.
17, 12, wohl aber aus Gen. 17,23; Jer. 2, 14; Kuf. pp. 54, 59 ersichtlich.
§ 107. Eiiifiiclie Noiuiiuilsiiliiime zweiter Koilie. 201
mediaeinfirmae: i1\'PO Halle (Gang), '^'P 9^' Schlaf, tlA^Ptl' Sinn,
<^^A= Füllen, tlfili' kostbares Gefäss, ^JPA-" Schale, 'V^h' das
Ausgespiene; tertiae infirmae: '(11}^'' Weinen, tl^'^' Trunk, /*'
*J&.- Qual, T^JR.= lind ni^J&-" Kolik, l^ß,' Gefäss, -n^fl>'"
Schlummer, ^;l'fll-s Verlangen, 'i^'(D'' Ton, und, mit Abwerfung
des fl>- (nacli § 53), *7A-' Einhüllung, ä^' Loos, ^-V-" Weg, ^P'-
Fleisch (l^Ls2Uw)S Ö^' Geldschuld, ^'^i'' Vergeltung^. Ein Wort
mit vorgesetztem "h (§ 34) ist ?iA;^"V = Kleid (l^nn^)* Spuren
von ursprünglichem u in der ersten Silbe zeigen sich in ')l^^^'
Ring, \i'4''C ' Elisen, 4*^''7A ' Laus. Hie und da kommt diese
Bildung neben der ersten einfachen vor: hA/h' und hArh- Ge-
schrei, h^^' und hT^As Junges (von Tieren und Menschen).
Einige Feminin-Enormen von a und ^ö s. in § 128.
Nun können aber diese Bildungen sich noch mehr verbreitern,
indem auch die erste Silbe mit dem bestimmteren Vocal a ge-
sprochen wird. Dies ist die gewöhnlichste Art, Sachwörter (auch
Begriffswörter) zu bilden.
/) Die Form mit ä in beiden Silben* ist teils als eine
Weiterbildung von a anzusehn, wie denn auch einzelne Wörter
noch beide Formen promiscue zulassen, z. B. fil9^' und ftll^'
Gerste, teils als Fortentwicklung der ersten einfachen Bildung^,
mit der sie noch viel häufiger wechselt, z. B. W^^' und ipC4*-
Aufgang, ii9^0 und Ütr^O Ergiebigkeit, H'^A' und O^'A-" Maid-
esel, i-^^v '^C^: und 'h^^* Rest (V7J^! und V'^Ä"", 0^1'
und O'il', Oft As und OÄ"A-', d^lf' und O^'i', IHT' und
IflT' Sir. 34, 20), wie ihr denn auch in andern Sprachen oft
Wörter der ersten Bildung entsprechen : <{.A*7' j^Bj O^'Ü' Iin]) •
Es kann daher auch nicht mehr in allen Fällen entschieden werden,
welche Silbe den Ton trägt: nach Ludolf immer die erste; vgl.
jedoch Trumpf, S. 534. Im Ganzen ist diese Bildung sehr häufig,
namentlich von starken Wurzeln: fl^J^s Hagel, d^^ll' Pferd,
^ao^t Kameel, flAft' Feige, ll'jt'ü' Schwann, ÜlO Stadt. Wörter
mit anlautendem 0 werden oft missbräuchlich mit 9 geschrieben:
"ihti' Spelt (o^i^), 9*|»'fl: und O^-ü' Steige (i^AÜr). Tertiae gut-
turalis: P^PÜs Aufrichtigkeit, 't'^iö' die kleine Brust, doch auch
1 Vgl. jedoch König, S. 116 f.
2 Arabisch (L.Ä v.>.s\ä; hebräisch n^'n entspricht zugleich unserer
• • TT
Form ß und y.
3 Vgl. Ewald, Gr. Ar. § 240.
^ S. aber auch Zimmern, Zeitschr. f. Ass. V, S. 385.
202 § 108. Einfache Nominalstämme zweiter Reihe.
IVV' Volllicht ; vornvocalig : WfiTr' Grenze ; mediae infirmae : 'V
f A-' Hirsch, RmAs GeUet, Ä«»'}-" Burg {MO Luft ist Fremd-
wort); tertiae infirmae: if^QOh' Frühling^ iLOOh' Viper'^, aber
auch mischlautig: "lO-" Seite, (wohl für llßs', vgl. DU j-i!), 0^1:
Hüfte (vielleicht für 0Vf"O; von Wurzeln mit schliessendem i immer
mischlautig: AA.' Seite, Udo' Naht, f^^i Kranhheit, 'hd»' Gesang.
Ein t^-haltiger Kehllaut als erster Radical kommt hier und in d
nicht vor. — Feminin-Formen von dieser Bildung sind seltener, § 127.
d) Die Form mit langem ä in der zweiten und kur-
zem a in der ersten Silbe ist nicht häufig*: fl^As Fest, th
^•fl! Rechnung, iif\9^'' Friede, ^^9^' Bonner, ^^^^ Wille,
1^9^s Feld^. Mediae geminatae: hfl'fl' Kreis, mediae infirmae:
rh*Pi&* Abendröte, tertiae infirmae: ^^ß»' Abgrund; aber auf u
schliessend mit Abwerfuug des Oh (§ 53): ^pi Gnade, fl^s Wüste^.
§ 108 2) Beschreibewörter, vom Perfect abgeleitet (Adjectiva
verbalia und Participia). Diese im Hebräischen und Arabischen
noch stark vertretene Wortgattung ist, mit Ausnahme der für
das Part. pass. gebrauchten Bildung, im Aethiopischen (wie im
Aramäischen) im Aussterben begriffen. Wie für das Part, act., so
nahm auch für das einfache Adjectiv die Umschreibung durch das
Imperfect des Verbums oder auf andere Weise immer mehr über-
hand, und die alten Adjectivformen wurden aufgegeben; andere
haben sich nur deshalb erhalten, weil sie Substantiva geworden
sind. — Die ursprünglichen Vocale des Perfects werden, um solche
Wörter als Nomina vom Verbum zu unterscheiden, durchwegs ge-
dehnt; deshalb haben sich hier, da zwar ^ und ü, niemals aber 1
und ü m e zusammenfallen, ausser a auch i und u geschieden
erhalten.
a) Die Bildung mit ä in der zweiten Silbe ist nur
noch schwach vertreten. Die erste Silbe hat im eigentlichen Ad-
jectiv e^. Diese Wörter haben zum Teil die Bedeutung von Parti-
cipien. Es kommen vor^: ttifiO*: lebendig, 'If^T" wenig (wenn
1 tx^Oh' Wohlgerüche und Wohlgeruch scheint ein Plural zu sein.
2 Arabisch *^aa^, hebräisch Uw^ "llD5.
I ' TT
3 Von Wurzeln tertiae gutturalis lässt sich diese Bildung von der
vorigen nicht unterscheiden.
* Anders König, S. 117.
^ Hebräisch "iti^^ und ti^llp, arabisch ^^m^^>. lJ^^ Jlj-^«
6 Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 534.
§ 108. Einfache Nominalstämme zweiter Reihe. 203
nicht iirsprün.irlich Wenigkeit, § 107), 11 A^--" (= IfA'^-O fort-
danernd, ÖA-^' nackt (wenn nicht Subst., vgl. § 15G), T^/Z,-*
(nD) roh, '},'i'V'' erwachend, 1f^*7-' verlassend, tf»-^VTfi = tf»"4j/h-"
gefesselt, ^.'^fC- «s'«?'^, h^J^'-" zertreten Jes. 18,2 var., T^^-" &e-
sitzend oder Besitzer (Hen. 14, 6)^. Aber auch diese wenigen
noch erhaltenen Adjectiva haben schon eine starke Neigung zu
substantivischem Gebrauch ; sie werden meist nicht als reine Ad-
jectiva einem Substantiv beigeordnet, sondern in mehr selbständiger
Stellung, wie ein Substantiv in Apposition gestellt und ordnen
sich zum Teil Nomina im st. c. unter oder ergänzen sich durch
Pron. suff. — Als Reste aus älterer Zeit haben sich auch einige
zu reinen Substantiven gewordene Wörter dieser Art erhalten, wie
ti'^fß' (hoch) Himmel, O^hß»' (glänzend) Sonne, ?CPf»' künstliche
Blume, wohl auch 4*AJ&' Abgrund. Auch einige der § 105 a. E.
genannten kurzen Wörter gehören im Grunde zu dieser Bildung.
b) Mit t in der zweiten Silbe werden einfache Adjectiva
verhältnismässig am häufigsten gebildet; manche davon sind Sub-
stantiva geworden. Diese Bildung kommt meist von Wurzeln in-
transitiver Bedeutung*; seltener haben die betr. Wörter rein pas-
siven Sinn, und dann fällt sie mit der Bildung durch ü zusammen^.
Der erste Radical wird, um sie als eigentliche Nomina von Parti-
cipien zu unterscheiden, mit a gesprochen ; bei Wurzeln mediae
gutturalis mit e (§ 45)*. Von starken Wurzeln : d\\h' neu, /ifl^Ö'
gottlos, ^m/ii dünn, '\?uC' kurz, ^XUl- fremd, h^9^' rot,
^ii^9^' schwarz, IHL^s dicht, d^fü/}' schnell, (\A^^- scharf;
mediae gutturalis: Cdwü' weit, AVL^*' alt; mediae geminatae:
^f^dO bitter, ^A^A-" leicht, OUJ^' stark, mtt^'ü' weise (d^^i
'kdC' Än-n- Ä**- § 136,1 'fem.T'); mediae infirmae: J^'^s
lang (und wegen des Hauchlauts auch ^^'h' § 44), 4*f'.rlh' (z. B.
Gen. 30, 35) und (§ 52) ^ß>fh'; von Wurzeln mit schliessendem t:
OÜ^ß»' gross; von solchen mit schliessendem ü kommt die Bildung
nicht vor. Substantiva: «l'rt.fl' Aeltester, di^^' Eisen (scharf),
/i'^C der erste Monatstag (oberer), ^d^' (dünn) Kuchen und
klei72e Münze, Olti^' (§ 52) Ziege (nt'D), AVL^"' und gewöhnlich
1 tl^^^^i heisst nicht gibhosus, wie Ludolf meint, sondern Höcker
((•Lll), § 107.
2 Dann entsprechen ihr hebräische Adjectiva wie ^y und )r^\
3 Wie nVB-
* Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 534.
204 § 108. Einfache Nominalstämme zweiter Reihe.
zusammengezogen (§47) A.^*' Aeltester, Greis, 'üthjti' Essig;
ferner ursprünglich mit der Bedeutung eines Part. act. oder den
Thäter ausdrückend^: V(Uj& ' Prophet (Sprecher), ghtt^' (§ 52)
Bürge^ Venvalter^ ^d9^' Erntereste , O^C' ausgepresster Saft^
"^^If' Eisen (schneidend); oder mit passivem Sinn: ?i'J',As Teig
(§ 45), ff^tl^hx' Christus. Die Bildungen mit vorgeschlagenem "K
(§ 34): Itx'^XOx' Herr und ÄhA^A: Kran^, Krone d^^.^^[ {^Y^ii)
kommen vielleicht von St. II, 1; Fremdwörter sind: IV^Ji* oxTvog,
Jfl'Ti'}' TiVfJLLVOV (aVO Jfl = Kv).
c) Die Bildung mit ü in der zweiten Silbe ist weitaus
die häufigste und in der Sprache noch so lebendig, dass sie von
den meisten Wurzeln abgeleitet werden kann*. Sie trägt zunächst
streng passiven Sinn und dient, von Verben activen Sinnes ab-
geleitet, als Part. pass. , z. B. ?Cth*^' geschrieben. Der erste
Radical, eigentlich vocallos, wird (mit Ausnahme von ^o^tl' dmikel)
immer mit e gesprochen (zum Teil nach § 60, zum Teil weil diese
Bildung, zum Ausdruck des Partie, dem Verbum näher steht) ^.
Sie kann auch von Wurzeln, die nur als Nomina ausgebildet sind,
abgeleitet werden, z. B. ^^(hC' grasig^ Afl*'fls besonnen^ und wird,
da eine andere Form zur Bildung von Part, passiva abgeleiteter
Stämme nicht vorhanden ist, auch von abgeleiteten Stämmen, mit
Aufgabe ihrer Stammeseigentümlichkeiten, wie von Verben des ein-
fachen Grundstammes gebildet, z. B. ¥Ä-J^' vollJwmmen (von fas-
säma), /^'-fcje.s geplagt (»^«^f Oj ^^O geliebt (h^^d-, pass. i*
d,^d')) ?lVb'^! gepriesen (von iiMl»i"')y ^i^^fti' erfreut (von
i'd^/^ih' St. III, 2); doch vergl. § 111. Von starken, hauch-
lautigen, doppellautigen, vornvocaligen Wurzeln und von solchen
1 Ewald, Hebr. Spr. § 149, e.
'^ Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 534.
3 Sie entspricht durchaus dem hebräischen Paul. Wenn Ludolf,
Gr. Äeth. I, 3 behauptet, dass der zweite Radical verdoppelt sei, so hat er
sich wohl geirrt, wie er auch sonst in seinen Angaben über die Verdopplung
nicht zuverlässig ist (er spricht z. B. Vl^' ^^IC' naggära, jenägger,
unterlässt aber zu bemerken, dass in Bildungen wie tl^ft' § 110 der zweite
Radical verdoppelt sei). Den Intensivbildungen ^1t3j2' ^liSp. ?^t2p u. s. f.
(Ewald, Hebr. Spr. § 155, d, Gr. Ar. § 248, Hoffmann, Syr. Gramm. S. 241)
entspricht im Aethiopischen vielmehr 7flC'« Die Art der Bildung des
Part. pass. von äusserlich vermehrten Verbalstämmen und mehrlautigen
Wurzeln (§ 111) spricht entschieden gegen eine Verdopplung des zweiten
Radicals, ebenso die eigentümliche Gestaltung dieses Gebildes von Wurzeln
mediae infirmae.
§ 100. Einfache Noniinalstämme dritter Reihe. 205
mit mittlerem und schliessendem 1 wird diese Form gleichmässig,
nämlich stark und voll gebildet: Aö**",^'' gelehrt^ JifrC = ge-
biinden, 'Kli-A' verstört, y^ti^lx' voll^ hfl^'i' gerichtet^ l'H'^' ver-
armt, 1^'t'T ' ahgewandt. Dagegen entsteht von Wurzeln mit
schliessendem ü nach § 52 immer die Form A-flCO*' lehetviv^ kundig,
Öt\(D*' ahtrimnig u. s. f.; von Wurzeln mit mittlerem ü ist zwar
die Form S^^flJ.'l"' mewTit (todt) möglich und kommt noch oft vor,
geht aber nach § 52, namentlich in späterer Zeit, gewöhnlich in
jT'fll-'Tl-: mewwet über: IT'fll-^»: tvarm, ^^dhltii besiegt u. s. w. Wie
schon aus einem Teil der angeführten Beispiele hervorgeht, wird
diese Form nicht nur von Verben activen Sinnes, sondern auch
von intransitiven gebildet und ist auch von diesen überaus häufig,
entweder im Sinne eines Participiums oder gradezu als Adjectiv:
Mh'ü' liegend, /*'4-C' fliegend (im Flug begriffen), C(f^^' laufend,
UAö>*! seiend, Cfl*'fl' schwebend, fl>-4-J^'" herabsteigend G. Ad.
129, 26, l^'d'h. ' auf einer Expedition begriffen, 9^M\ ' unter-
ivorfen, Tfl'Ös bereit (intr. und pass.), K'fll-C' beladen, ^1^*^*9^-
Icranh, h\Wl!' traurig', sie kann sogar, ähnlich wie die Reflexiv-
Passiv-Stämme, scheinbar activen Sinn gewinnen^, z. B. Ä'V-rh'
(von Ä7rh' warten) nicht erwartet, sondern im Warten begriffen,
wartend, CD-Ifl-As vertrauend, d4-¥' dem Lästern ergeben, Läs-
terer, ^'h^'i' icohlbehalten, aber auch: heilsam (Vit. Ad.), 'h'^hH''^
nicht nur gefangen gehalten, sondern auch angeJclammert an d. i.
etwas haltend c. Accus. (Hen. 56, 1). — Bei dem grossen Mangel
an einfachen Adjectiven muss sie auch Adjectiva ersetzen, wie
^^tt'ltx' voll (und erfüllend), 'ü)\"h' viel, ö^Ö' müssig, ^Y-Ö' stark,
^d'Ö' standhaft, •74-i^* schrecklich, J&fl'fts dürr, ä^'ü' vorsichtig,
*li*Ö' gewaltthätig, T^^' scharfsichtig u. s. f. Sehr selten sind
Substantiva dieser Bildung: 'fhV' wachsam und Wächter, Ir'h^'
König, ö^'Oh: Gegner (^iX£^), I^O Proselyte, 'Ü^O Silber (weiss),
'üfh-'h' Sauerteig, K"fl-C-" kotig und Kot, T-V-Ä": (von T^'JJ^O
Stock, OhflY''}' Anfänger (einige Feminina s. § 128).
3. Während in der zweiten einfachen Bildung die wesent- § 109
liehen Vocale (ä t ü), wie die verwandten Sprachen erweisen, aus
ursprünglich kurzen gedehnt sind, entsteht eine dritte Reihe
einfacher Bildungen dadurch, dass sich stärkere oder
ursprünglich lange Vocale im Stamme festsetzen. Zum
1 Vgl. Ewald, Hehr. Spr. §149, d; Hoffmann, Syr. Gramm. S. 177;
Ewald, Gr. Arab. § 244.
2 Wie \yr\^ Cant. 3, 8.
^t)b § 109. Einfache Nominalstämme dritter Reihe.
Teil können sie als aus Wörtern der zweiten Reihe abgeleitete
neue und stärkere Bildungen angesehn werden.
a) Indem sich nach dem ersten Radical ein langes ä
festsetzt, hinter welchem in der zweiten Silbe der kürzeste Vocal e
erscheint (§ 60), entsteht eine Wortform stark activen Sinnes, die
den Handelnden (das Agens) ausdrückt und daher in den übrigen
semitischen Sprachen als Part. act. vom ersten Verbalstamm ver-
wandt wird. Im Aethiopischen kann diese Form nicht mehr von
jedem Verbum abgeleitet werden, ist überhaupt fast ganz ausge-
storben und nur noch in wenigen Wörtern vertreten, welche ad-
jectivisch und substantivisch, aber nicht als Participia gebraucht
werden^. Als Adjectiva kommen noch vor: HÄ'^*' gerecht^ ^'tö'
grade^ aufrichtig^ ^'h'i- wohlbehalten, (\^Ö' nüt^Uch^ (\Ö^' an-
derer^ verschieden, ArlhJ&' schön ; als Substantiva : ^Th' Sünder,
hVi' Priester, ^(D^ö' (Opferer) Göt^enpriester, ^^h' Gehülfe,
'?Cl\' Erle, ^Oh^^i Einsteher, Schützer, (\ö^' Herr und reich,
AÜi^-- Ochse (vgl. cnb f^), <^Üfl>-: Glas, ^ß>'' Wasser (flüs-
siges V^''^d)i und nach § 105 wohl auch solche, deren langes ä ver-
kürzt ist, wie h'ü^' töricht, Tor^. Ganz gewöhnlich wird diese
Form zur Bildung der Zahladjectiva verwandt, § 159.
b) Im Gegensatz zu dieser Bildung activen Sinnes durch
langes ä entstehn neue und stärkere Bildungen von BegrifiPswörtern
durch ein von den passiven Vocalen u, i abgeleitetes langes ü und t,
das sich in der zweiten Silbe festsetzt, aber auch in erster Silbe
nicht das gleichgültige e, sondern den bestimmteren Vocal a vor
sich hat^ Auch diese Bildung ist im Aethiopischen sehr selten^,
mit ü: fh^C' Hitse (verschieden von rh4-C' und rh^CO' th^C'
Wall, Befestigungswerk, f^d^ü' Norden (Gegend des Ä'^flO; mit t:
'^d^' das laufende Jahr (eigentlich Herbst, Zeit, da gepflückt
wird), vielleicht 7^^' Net^ (womit man zusammenrafi't) und ^(\>C'j
mit langem ä, Hinterraum (des Tempels, n''Il'\l), und mit einem
aus i verfärbten e P^'i ' Gespenst , böser Geist , sowie einige
Feminin-Stämme, § 127. Das Wichtigste aber ist, dass diese Form
im Aethiopischen am gewöhnlichsten gebildet wird, um von den
einzelnen Verbalstämmen Handlungsabstracta oder Infinitive ab-
zuleiten, § 124, welche nur äusserst selten als Nomina substantiva
gebraucht werden, wie h^Tf' Glaube, tD*d\/ll' Fluss (einige
^ Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 535.
2 Auch /i(thfl\S sanft (s. Ludolf, Lex.), wenn die Lesart richtig ist.
3 Im Hebräischen häufiger, Ewald, Hehr. Sp7\ § 153.
§ 110. Bildungen durch Verdopplung des mittleren Radicals. 207
Feminina s. § 127). Als neue Ableitungen von Adjectiva verbalia
der Form 1(\'C' (§ 107) erscheinen einige Zahlwortgebilde mit
vorn eindringendem a; s. § 159.
Es giebt im Aethiopischen noch eine Anzahl von Wörtern
einfach scheinender Bildung, die sich aus keiner der sonst gewöhn-
lichen Wortformen erklären lassen und entweder auf veralteten
Bildungen oder auf verderbter Aussprache älterer oder aus der
Fremde aufgenommener Wörter beruhn. Fremdwörter sind z. B.:
9Ai^-' Welt, Ewigkeit ,viLi nSly, ^^1'- Gramtapfel ^Coj, fihO
Zucker v>-^, ^^0' Fels ^^ oder ^^^ il'^7-" Süden ^j-^'i
]D^n, A.AkA: ^.:l1». bm, h-f^V' Ofen ^^»1 ]int<, ■^O'?-" ^LIj^,
^t^C' ;Laj4> denarius, d^^C'- |^-^, h^lr' Jt2{j, ^'üö' &*Ii
^0-0, ^Ptl' racog (j^^tio, 0^4»-' und flA4» •" Marmor (J.ij;
Wörter unklarer Abkunft und Bildung: "Z.^-J&! kostbares Kleid,
l/'flj&s eine Geierart, ^ß-lr' Lade, Schrein, ^flC«' Finsternis, ^t^'i'
Schuh, ^AA: Buchstabe {o^d»'\*' Erde, 'Üdi^Ci' Land) und andere.
2. Durch Verdopplung von Wurzellauten oder von abgeleiteten Verbalstämmen und
mehrlautigen Wurzeln gebildete Nominalstämme.
1. Bildungen aus einfachen dreiradicaligen Wurzeln § no
und Verbalstämmen.
a) Aus einfachen dreiradicaligen Verbalstämmen wer-
den durch die Verdopplung des zweiten Radicals, welche
hier eine Steigerung des Begriffs ausdrückt, im übrigen aber nach
der § 108 beschriebenen Adjectivbildung, Aussagewörter ge-
bildet. Die erste (geschlossene) Silbe hat immer den Vocal a.
die zweite den betonten Hauptvocal ä (wie in § 108, a)^. Die
andern Vocale, die für die Adjectivbildung überhaupt möglich (§ 108)
und in den andern semitischen Sprachen auch vertreten sind^, fehlen
im Aethiopischen (es müssten denn unter den § 108, b. c ange-
führten Wörtern einzelne mit verdoppeltem mittlerem Radical ent-
halten sein). Dadurch werden zunächst Adjectiva gebildet, welche
mehr innerlich und fester anhaftende Beschaffenheiten oder Eigen-
schaften gesteigerten Maasses ausdrücken; von starken Wurzeln:
d*lfA}' furchtsam (der immer und leicht fürchtet), ^9^"' ängst-
lich (Vit. Ad.), Äy^" ' sehnsüchtig , i'flö ' männlich, mannhaft,
1 Ygl. Teümpp, S. 536.
2 Ewald, Hebr. Spr. § 155, Gr. Ar. § 248; Hofpmann, Syr. Gr. S. 241 f.
'^OcJ § 111. Bildungen von abgeleiteten Verbalstämmen.
nyj'"-' stumm, d^Hx' IcaJil, MT"' angenehm, iVß:' offenbar; de-
nominativ: MC' haarig, 'k^^' (die Vorhaut an sich tragend)
unheschnitten, *fe^As belaubt (Deut. 12,2); von Wurzeln mediae
infirmae: 'Tf^A' gewaltig, f^Püs sanftmütig, fl^'Ü' grauköpfig,
Ä^^s stammelnd, 0^^' abscheulich, hässlich; tertiae infirmae:
A*Pfl>*s bösartig, h*Pfl>*-" sehr kräftig, m^^' verdreht, Ül}^' faul,
\^ff>' arm, ti'hf^' (neben Arh/i-' § 109) schön, w^^' schön, gut.
Oder aber dient diese Bildung auch dazu, um den T hat er (der
etwas oft oder immer thut, es als sein Geschäft betreibt u. s. w.)
auszudrücken : IflC' Arbeiter, 0^*11' Taglöhner, d,f\h' Anwohner,
Beisasse, rt;^j&! Trinker, H^H' (§ 53) Hurer und Hure, von hlC'
Fuss Y\PQ' Fussgänger. Indessen nehmen die meisten Wörter
dieser Bedeutung noch die äussere Endung 1 (§ 117) an; manche
haben noch beide Formen: Ä^'fl' und K^-fl,' Zimmermann, d\
f{^' und di^dM- Steuermann, von rh4*As Feld rh^A' und rh
^a^' Landbewohner.
b) Mit noch stärkerer Wiederholung der zwei letz-
ten Radicale werden, wie Verbalstämme (§ 77), so auch Adjec-
tiva abgeleitet von Wurzeln, welche Farben und Geschmacksachen
bezeichnen, um damit das A eh nein auszudrücken^; die letzte und
Haupt-Silbe hat 1 (vielleicht auch a), die beiden andern a wie in
§ 108, b^: M^X^r- weisslich, odQCXC' (verkürzt auch ^"J
dC') honigähnlich d. i. süss, 'Tf^^A'^A-' grün, l^flj^'ft,J^" töricht,
^OD-y^-}: sehr dunkel, thli'itU'}' kläglich, ^TrOXlrmJf' Mein,
OÄ'flX.'fls sehr hart, ÄflCft.C' Rückwand; nur im Fem. bis jetzt
bekannt sind ^yHiß'ih^' rötlich (wohl von ^^M'-ch' § 36) und
f\^'thC(h^' schimmernd (von d^fhdfh' oder fl^-A^/jh")-
§ 111 2. Von abgeleiteten Verbalstämmen können unter Bei-
behaltung ihrer Stammeseigentümlichkeiten einige der §§ 105 — 109
beschriebenen Nominalformen gebildet werden. Zwar fehlt natür-
lich die erste einfache Bildungsweise (§ 105) bei diesen Ableitungen
vollständig; denn der eine Vocal nach dem ersten Radical genügte
nicht, diese längeren Stämme zu umspannen. Dagegen können
sich bei ihnen die Bildungen §§ 106 — 108 mehr oder weniger
wiederholen.
a) Begriffswörter von abgeleiteten Stämmen zeigen
je nach den Stämmen verschiedene Formen, a) Vom zweiten
Grundstamm (I, 2) werden durch a nach dem zweiten Radical
und die stark betonte* Feminin-Endung ä, die zugleich (meist) die
1 Ganz wie im Hebräischen; Ewald, Hehr. Spr. § 157, c.
2 Vgl. Trumpp, S. 536.
§ 111. Bildungen von abgeleiteten Verbalstiimmen. 209
Dehnnncr des vorhergehenden Bildungs-a verhindert, infinitivartige
Begriffs Wörter gebildet, deren erste (geschlossene) Silbe ebenfalls
mit a gesprochen wird^. Diese Form ist indessen nicht mehr sehr
häufig: o^\\/**' Versuchung j 4*fl'\' Begegnung, HA^-" Zuredd-
iveisung, hM' Vergehung, 0^^9" Unrecht, H^O- Not (Schwer-
machung), ff'OH' Geruch, und ebenso von einigen, als Verba in
St. I, 2 nicht gebräuchlichen Wurzeln : rfi"!'^'- gerichtliche Unter-
suchtmg, i\\W^^' Erforschung, ^l}^"' Verwunderung, Wunder; viel-
leicht auch einige Sachwörter wie *I*ÄA' Krone, Kranz, \\(Of\.^
und h^A s Nachtrab, hinterer Teil, 7RA" Aas (Hinstreckung),
f^i/o€^: Wolke (Verhüllung). Einige andere Steigerungsstämme
haben diese schwerfällige Bildung schon aufgegeben und zu der
§ 106 beschriebenen Bildung von Nomina actionis zurückgelenkt,
haben jedoch, gleichsam zur Unterscheidung von den Bildungen
aus dem einfachen Stamm, die schwere weibliche Endung ä an-
genommen : 'itl'h' Beue, ^/^'h' Freude, 4>^T9-' Unwille, ^l^i'-
Lust, rhAJ?* Benkvermögen, Geist, OhOh^' Geheul, T't'h' Eifer,
Hast, 9^^^ii Bestürzung; statt 9^^^\' GeschmacJc haben Deut.
32, 28 die meisten Handschriften schon J^A/h'« Ganz vereinzelt
steht ^(D*d' sewive Einladung und ^(D^Ü'Y"' jdwwehat Sanftmut^.
Auch von Causativstämmen war wohl die Abstractbildung mit a
nach dem vorletzten Radical und Feminin-Endung ä einst mehr
im Gebrauch, ist aber im gewöhnlichen Aethiopisch nur noch in
hChf' (sehn lassen) Beispiel, Gestalt (und vielleicht in htl't'i'
Schenkung) erhalten.
ß) Von reflexiv-passiven, durch vorgesetztes "f" gebildeten
Stämmen* konnte einst das Nomen actionis mit Beibehaltung der
Vocale des Subj. aus dem Subjunctiv gebildet werden*; aber diese
Bildung ist ausgestorben. Man kennt nur noch 'f'i^ÜC' tamdhhar
Studium und ähnlich, von mehrlautigen W^urzeln : 'f'^flAs (Unter-
handlung) Unterhändler, 't'^h't'J^s (üeberdeckung) Brücke. Da-
^ Ziemlich genau entsprechen diesen Bildungen die aramäischen In-
finitive des Pael und der andern Stämme (is't'tSp u. s. w.) sov^^ie hebräische
Wörter wie HIDS, Ewald § 156, d.
t|t-
[ ^ ÄA*"!*' Gehet, aus älterer Zeit überkommen, ist das arabische
»•Xo; im Aethiopischen spricht man ÄA?* leten, nicht JVAfl^'-
3 Nach Prätoriüs, Beitr. z. Ass. I, S. 38 ff. wären diese mit vorge-
setztem t gebildeten Nominalformen vielmehr zum Steigerungs- Stamm
zu stellen. Vgl. auch König, S. 81.
* Wie JuJui*.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 14
210 § 111. Bildungen von abgeleiteten Terbalstämmen.
gegen ist die Form mit langem ä.nacli dem zweiten Radical, vor
welchem 't' sein a behält und den ersten Radical in seine Silbe
zieht, sehr gewöhnlich, wird aber nur von St. III, 1 gebildet, in
den auch III, 2 übergehn muss. Es werden so passive Begriffs-
wörter, die auch Sachwörter werden können, ausgedrückt: "t"!!
ho Gedächtnis, 'f-'^flC- Gemachte (Werk, Thaten), 't'^^9^'' Vol-
lendung, 'i^tli'fh' Verzögerung, i^Ä'^rh' Stockwerk^ 't'/^^h'
drittes Stockwerk, ^'^''^tl' Verfünffachung ^ Fünf zahl; mediae
geminatae: 't^tl'ü' Änshlügehing, 'l'^(\'üi (ümkränzung) Zinne;
vornvocalig: '^a^'«^h•■ Zusatz, i-fl>*^T! Tausch, i^fl^-^fl« Lob-
preisung; mediae infirmae: 't9^y^' Aenderung, '1^9^^'^' Betrug^
»|«^<pj^: (Aufstellung) Gestell; von Wurzeln mit schliessendem u
zwar 'l^'Ü^Oh' das Klaffen, in der Regel aber mit Abwerfung
von fl>- ^ : ^Av^ ■ Verschiüägerung, ^"h^ ' Verbrüderung, Ver-
wandtschaft, 't'tl4-' Hoffnung, 't'Ä'A* Würdigkeit; von Wurzeln
mit schliessendem i ist bis jetzt nur die Feminin-Bildung 'l'ü^'^'t-
Spiel (für -^fl^■> J&'lf' : oder '^(I^'^^1' 0 bekannt. Bisweilen er-
höht sich* schon das a der ersten Silbe zu e, namentlich in
Sachwörtern: 't'hHH' Befehl, 'tChll' was zu Häupten liegt,
"l'CPÖ' was in der Fussgegend liegt (vielleicht 't'i4-1' Erdfeuchte,
;]|.^>|.(^. Feuerbrand), auch '^"'JflAs Vermittlung (von •f'^flAO* —
Von andern Verbalstämmen sind auf diese Weise mit langem ä in
der letzten Silbe gebildete Nomina actionis sehr selten : von St. III, 1
kommt hh^liA-h' Atemzug; von St. I, 3 (nach § 60) /^;^^:
Teilnahme, oder 4-h*'fl' (Ex. 36, 31) Zusammenheftung ^ (mit aus ä
verfärbtem e); meist aber haben solche Bildungen von St. I, 3, wie
auch von I, 2 (und III, 1), noch eine äussere Endung (s. § 120).
Wie man namentlich aus dem Hebräischen und Syrischen*
ersieht, waren aber in Gebilden von passiven Stämmen auch die
passiven Vocale ü und 1 möglich; im Aethiopischen wird dadurch
mehr der Gegenstand der passiven Handlung als die Handlung selbst
ausgedrückt, sodass diese Bildung fast mehr zu den Beschreibe-
wörtern gehört: 'h'flrt.A' und 'Ih'flrt^As Gekochtes, Gericht (Gen.
25, 29—34); i'A'^Ä's Schüler (wahrscheinlich Fremdwort). Ge-
wöhnlich aber vereinigt sich damit die engangeschlossene Feminin-
1 Wie i^ÜJJ Ewald, Gr. Ar. § 280.
^ Vgl. König, S. 123.
^ Ganz eigentümlich ist <Ph : Glanz (von ^hP') und \\\i Streit
(i-Ahof:).
* S. Ewald, Hebr. Spr. § 161, a; Hoffmann, S. 243.
§112. Bildungen von mehrlautigen Wurzeln. 211
Endung "1" S vor welcher nach § 36 t und ü zu e gekürzt wird ;
dadurch wird von den Passivstämmen eine neue Art von Abstracta
und Sachwörtern abgeleitet. In der ersten Silbe behauptete sich
ursprünglich noch a (z. B. in '|-<P/*V1i-l-: Gen. 31, 27 F, '/'Ol- AJ^'-"
Gen. Comm. p. 5, 'llüC^' Am. 8, 6 A, -f'lTai-h'Ths 4 Reg. 13, 17,
'l'(D*A.'l'i neben 'l'fll-i^.-lhs U eherlief er ung)^ das aber später vor
dem e der zweiten Silbe durchwegs zu e getrübt wurde. Die Bil-
dung ist ziemlich häufig, s. z. B. 'lh'7'nfl'l"- Erzeugnis (Vit. Ad.,
wie von '^*^fl•Cs Erzeugtes) tegbert^, ^(t\C9^'l'' Enthalt samlceit,
'ThJ^UC'Tl-s Lehre, -M^Ah'l's Regierungshezirk, 'Th^/*'/h 'I" ' Er-
freitung, 'Th'^ilh/*''!" •• Abweichung, ^'öl^'i'' Betrug, 't'lÖCH''
Seufsen^ 'VtX'ü'h'V' Menschwerdung, 'hTIl^J?," tezmed (§ 54) Ge-
schlecht, Stamm\ namentlich von Zahlwörtern, wie 'l'/^Aft'!" das
Breifache (Verdreifachung) u. a., § 159; vornvocalig: "ihflJ-hA'l"
und +hA'T[" Vertrauen, '|-fl>-AJ^'-- (§ 54) und ^AJ^^ (Gen. 15, 2 F)
Geschlecht {9,^y\q\\ teivled o^e^r tuledY -, mediae infirmae : 'f^d/Z-CT*"
Beschimpfung, ^-Tffl^^'Th-' Eigenlob, ^^^ß^lf-'h Ränke, H'dß»l'l"'
Lager; tertiae infirmae (nach § 51): 'tlrttji': Pro^^hetin, 'l"Crt/(''
Schmuck, ^hfUt"- Schlacke, ^'düjl*'- Stolz, ->/^7-'|-: Fleisch-
werdung.
b) Beschreibewörter von den abgeleiteten Stämmen sind
im Ganzen selten : die meisten Participien und deren Stellvertreter
werden durch äussere Vor- und Nachsätze abgeleitet (§§ 114 und
117). Doch ist die Bildung des Part. pass. mit ü nach dem zweiten
Radical (§ 108, c) ausser vom ersten auch von einigen andern
activen Stämmen wenigstens möglich und von St. I, 3 sogar sehr
gewöhnlich'^. Vom Stamm IV, 1 findet sich ?ifllhCVl*'fls vertieft
in eine Sache, von IV, 3 ?iftT7"fl*h' versammelt, wobei sich also
die vorhergehenden a des Perfectstammes zu e, und ä nach §§18
und 78 zu ü senkt. Nach letzterem Gesetz kommt von St. I, 3
fl"4-h' gesegnet, rt«4-C' gegründet, fr'fc^^ teilhaftig, drO^^^' rasirt,
T^a^h' versammelt, fh^H^C' gefärbt, h'^i*^' ungläubig, zweifelnd
(aber nach § 108, c auch ^^^f^'-). — Auch T'K''fl4-4's durchsichtig
VK fl^4*, vgl. oben S. 123 und unten S. 213) Hesse sich hierher stellen.
3. Die mehrlautigen Wurzeln sind meist nur als Sub- § 112
stantiva, selten als Beschreibewörter ausgebildet. Auch die Sub-
stantiva sind meist Sachwörter, selten Begriffs Wörter. Die weib-
1 Etwa wie in riti^2'!'ri ]Aaa^^./ u. a.
2 Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 536.
^ Obgleich Ludolf I, 5 lehrt, man spreche teweld.
14*
'^l^ § 112. Bildungen von meiirlautigen Wurzeln.
liehe Endung (ausser der Endung ä § 127) wird diesen ohnehin
längeren Gebilden selten angehängt. Ein grosser Teil der mehr-
lautigen Nomina ist aus der Fremde eingeführt oder noch dunkeln
Ursprungs.
a) Einfache Begriffs- und Sachwörter vierlautiger
Wurzeln werden meist in der Weise gebildet, dass je zwei Radicale
in eine Silbe zusammengehn, und ebenso von fünf lautigen, indem
der erste Radical wie ein Vorschlag vor die erste volle Silbe tritt.
Wo ein langer Bildungsvoeal eindringt, trägt dieser den Ton, wo
nur kurze Bildungsvocale sind, nach späterer Aussprache, die erste
geschlossene Silbe, a) Beide Silben haben kurzes e^ (sodass
etwa n-ÜO § 105 entspricht): -flJ^-nÄ--" Pest^, 'i^'i^' Staub-
regen, ^il^tl' Rausrat, *^T^K"A-- Fuchs, ^l^H: Igel,^'i
•7A' Jungfrau; ^tlillr' xQayeXacpog (Deut. 14, 15), 'flCft^s Linsen,
Ä'77^'3'' Kothaiifen. Ein BegrifFswort dieser Bildung ist CO*AlI>*As
Schwankung. Fünflautig: J^'4^T'Ä'4^: Beil, Ä'A^A^'-" Erschüt-
terung, Beten, Ä'-fldW-A-", R'fl<>lrf'A-- und ^'i'ÜÖ\t^' Käfig.
Fremdwort: ^C{}9^' Dirhem. ß) Beide Silben haben kurzes a:
th9^th9^' Kürbis, 0^0^'- Pflaster, 7«1f7«1f-" Teppich, ^A-I^A-"
Bergabsturz, thlithli' Sumpf, ^jf9^^9"' Sumpf (wahrscheinlich
nur missbräuchlich mit langem ä geschrieben, § 48), ÜChfidhi
Leiter, w^iP^'- Neiziverl, ^fl'kil' = ^tl^tl', flCftCs Beute,
rt'JrtA! Kette; 4'ARÄ's Äugenkreis; di'yiiC' Schwein (Hen. 89,
10), h^nA-' Haarkamm, rh^llfs Brauenhaare, 'k'TrHh' Locke,
\\ld.C' Lippe, O'idC- Seeungeheuer, i-lhC'- Topas; 4'O'fl-"
Wimper, ghCl^'' Krokodil, hChÖ'- Mandelnuss, rtOI-'hAs Wurf-
spiess, OMl' Kübel {sJil^J), (Dß>a\^' doQxag, y^hA-" b^'rj;
<^4^0A» Fett; Inh'fls Stern. Ein Begriffswort dieser Form ist
'^Ctitl' das Tasten. Auch gehören nach § 71 hieher: Mir' Geil-
heit, ÄRh-' Frost, 4*4"fl! Scheide, y) Die letzte Silbe hat ä,
die ersten entweder ä oder e: 0^^'ü' Scorpion, rt*7AT'
kostbares Kleid (io^Äw), fißM^^Tfi Satan, 'f'^'^s Schuhriemen,
i^Hx' Weissmehl; (i\l(\^' Kameelsattel, (hl({'ü' Beere, hC^Ä*-"
Unkraut (Matth. 13, 25), 'd'C^Ö' Ellenbogen, Ä-JQ-H! Tragbalken,
Ä">P*7-- Band, •7'>4-As Ziegelstein, ^Cl^hhi- Brandopfer; öt
1 In \^\t'ih' Stein, Fels scheint das a der ersten Silbe einen Hauch-
laut zu ersetzen {Yl'iMt'lh') > ^E^- ^ber Prätorius, Ämh. Spr., S. 152.
2 Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 536 f.
§112. Bildungen von mehrlautigen Wurzeln. 213
h:9'C'' Äbsf/M, y.-'ry:"!' (§47) Haupthaar, 'p-^tl^'il- =^ 'l^'-tl
'^••ft-^ hr:;i-ft.- Charta.
Wörter unklarer Bildung und Abstammung sind z. B. fl/h
<-ft: Schreibrohr, M^t.'P- Maus; ^.CU'-" Hahn, 9,^'^*'^'' Raute,
i\^.'l'i' Schleier, ^^'r?x^' Fmike; Fremdwörter: J^/*'m.C--
JLivoTrjQiov, •l'V'^.As candela, ^'i'^'^' navöo^eiov, O'il'l' oavQa
_%.cs\aä u. a.
h) Beschreibewörter und von solchen abgeleitete
Substantiva. Der vierlautige Verbalstamm wird in seiner nächsten
zweisilbigen Aussprache mit zwei kurzen a als Beschreibewort ge-
braucht, oder es setzt sich, wenn dieses genauer als ein Adjectiv
unterschieden werden soll, auch nach dem zweiten Radical ein a
fest, und das Wort wird dreisilbig^: iilr'h*'Y'' fest, massiv ((3-^))'
Ä*7M" und f.1^1' mager (Gen. 41, 4 ff.), h-iPh»/*'-- hunt (Gen.
30, 32—39. 31, 10—12, in jüngeren Handschriften \t«il\i^h')] >
97^0' holperig. Oder aber die letzte Silbe hat gedehntes ä, und
die erste wird dann entweder mit e gesprochen (w^ie § 108, a):
j^ Jl -|-jp>: verwaist (= jei'h+l^Oj oder häufiger mit a (wie § 11 0, 1 . a):
dxlihh' lahm, K?"AT-" triefäugig, f\l\\h' (st. c. ^h^h') stammelnd,
und mit abgeworfenem schliessendem u (§ 53) ^Ö^' oder ^0^'
iveiss. Schon durchaus Substantiv geworden ist "hlfh^' (mit ab-
geworfenem (D*, § 53) vierfüssiges Tier (gehend). Die häufigste
dieser Bildungen ist die des Part. pass. mit U in der letzten Silbe
(§§ 108 und 111, b), vor welchem die vorhergehenden Silben den
möglichst kürzesten Vocal erhalten : ^9^ti'9^' ^art, fhC'P9^' un-
glückselig, ;h'fl*4'-' befleckt, 9^1lü'C' und ^IffhC-" verstört
dh-ü^^' mxfhl' "l-ütbh' r-'i^'^' ^^hi^h- ^Afrq-"), a>-A
flJ,As unbeständig, Ülrl'l' verlacht (von H'3''7«'7"0; von Wurzeln
mit langem Vocal als zweitem Radical (§ 20) : f'^^tl*'} ' verderbt
(tfVrtV:), tfi>-<fc;ih-" gefangen {f^^A\'), 't^Ü^hx- gemischt {:^hth'),
T.T'J&s verschuldet (Mf*)? *fe'fcj&s gei^ig^ A.A*J&' getrennt; von
Wurzeln mit u als letztem Radical (§ 52) : (D^CIKf^i jung, 9^1
l\(D*' versucht, hlhiB*'' übereinstimmend (fl>-A^fl>*s 9^'i^(D's
MC(9*s), ^Öß^Oh' gebleicht, weiss; mit i: T-Ö't^^' getäuscht.
Auch vom Reflexivstamm V kann dieses Particip abgeleitet werden,
teils in der Form h'i^Cü'^i tankend, h'iiU't^rÖ' verschleiert,
Ttilr'hlüy'i irrend, 'hlr^Ö^(D*i andächtig, teils mit Abwerfung
des anlautenden h (§ 87) : 'i^'ü^^' durchsichtig, ^^'T^T-' (Vit.
^ Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 537.
214 § 113. Nominalstämme äusserer Bildung.
Ad.) fieberwahnsinnig ^ T'TfUA'As und ?i'>1fÜA"A5 liederlich, und
mit nocli stärkerer Verkürzung 'Jh-A^ schwindlig (von t\i\\tih')'
Bisweilen haben solche Bildungen Substantivbedeutung angenommen:
^C^C-' Krume, rt^fl'K* Lunge, hllPfi^' das Abirren-, fem.
Ä'CW"Vf"'h-" Türangel. — Die Bildung mit 1 (s. §110, b) ist
nur in einigen substantivisch gewordenen Aussagewörtern erhalten:
AÄ'/V.Ä'-* Zünglein der Wage, ^^\^' Staubregen, Wid*^' Grenze,
rt'Jft.As Narde'^^ VHI/A*As und Vlf(iA«As liederlich, Schlemmer
c) Stärkere Begriffswörter (Nomina actionis) entstehn
von mehrlautigen Wurzeln mit langem ä in der letzten Silbe (vgl.
§ lll,a,ß) und a in den vorhergehenden : T,Pß>' Sünde, fi'Qfi'ü-
Ehe (^/^^i, von der wiederholten Beiwohnung), W'fV^i'ü' Geflecht,
GitferwerJc, ^h^h- Beredtsamkeit {(DA^h'), ^Mh'' Sprösslinge
{(DÖh-, Ü^K^K^j, ^/hH/h: Geträufel, V'ÜÜ'Ü' Geschenh, \\a^f\h'
milder Ernst, h'flh'fl-" Hochzeitsfest, <<.Ä'4-Ä''' Uebermaass, A'^^ft«
leises Flüstern, ^Ä^^^' und Vm-fl^-fl-- Geträufel, 'Ij^A'^As
Grün, irtTOT' und *7'flTflT' Bauchgrimmen (Jubil.); von einigen
Causativstämmen (§ 85) mit abgeworfenem h- rt^^«C' Schauder,
fil'HIl' StarrJcrampf, ii^^Ohi Geheul, und häufig vom Reflexiv-
stamm V mit abgeworfenem Y\'- J7"Ä''^Ä'' Bonner^ Vh"CV^C*
Wirbel, ^l^C^C' Murren, 'id^C'i^' Ausgelassenheit, VÄ-fl^^*-"
Glanz, "i-iPOh: Schwanken (V^Öa>-: V* AJ^A : J^TJ^T-" Vfl
AOA-' Vlf^AA-" 'tlCPO iHüAAO; auch M'hPa^' das Abirren;
seltner in der Aussprache IfüMll' zitternde Bewegung, 'JTiÜAA'
Possenmachen, 'itlth^fh' Bewegung, wie auch vom einfachen Stamm
ll/l^' Nahrung, tiAf^' Trennung.
3. Nominalsiämme äusserer Bildung.
a) Durch Vorsätze gebildet.
§ 113 Die an das Imperfect sich anschliessende Bildung von Aus-
sagewörtern mit vorgesetztem je, ja, welche einst besonders im
Minäo-Sabäischen, aber auch in den andern semitischen Sprachen'^
verbreitet war, ist im Aethiopischen ganz ausgestorben und nur
noch in dem einen, von Alters her überkommenen Wort J&Cflrh"
oder yC'üfh' {ja durch den Ton gedehnt, für ja) Biese (Wurzel
1 9^M\^Tfi arm ist Fremdwort.
2 Ewald, Hehr. Spr. § 162, a; Gr. Ar. § 281. Dietrich, Abh. zur hehr.
Gramm. S. 140 ff.
§ 113. Nominalstämme äusserer Bildunt^. 215
n^"^? ^'flr/i") vertreten. Ebenso ist die, namentlich im Arabischen
sehr gebräuchlich gewordene^ Bildung von Adjectiven (im Sinne
von Intensiven und Elativen) durch vortretendes }\ im Aethio-
pischen, wie es scheint, zwar einst vorhanden gewesen, aber bis
auf wenige Trümmer ganz verschwunden. Es kommen noch vor^:
h'}'(\Ö' Thräne (fliessende), h'il^Ö' Mark (eigentlich: das beste,
reinste, vgl. ^^), hli^'ü' und hH'ü' (§ 40) Süden (4^jjl), h'U
o^C ' Purpur (^T), htld^O (Deut. 28, 22, jllsf) eine KranJc-
lieit^ wahrscheinlich der Leber ^ womit zu vergleichen ist H'P^-s
gelbe Farbe als Fem. von vA^i, und vielleicht ebenso H'fl^s Fell
(Wurzel cXa**»), weil der Plural HHÄ'fl^' lautet. Ausserdem gehört
dieser Bildung vielleicht noch K'J4*K'= Türe an (klafi'end, von (jdÄi,
wenn es nicht eher von ijds VII einen Riss, ein Loch bekommen
abzuleiten ist). Die Wörter hllU^' Traube (^5^K JL^j|) und
h^QÖ^' Finger (y|i:t< ^^^0 sind uralte Fremdwort ist hC
?"ü' Name eines Planeten; hlr^^' Laus wechselt nur mund-
artlich mit 4^<^A!; hCO-'t- Joch ist '^y^j^ ^•
Die Bildungen mit vorgesetztem 'f* sind nach § 111 durch-
wegs aus Reflexiv-Passiv-Stämmen abgeleitet.
Dagegen ist der in allen semitischen Sprachen vielgebrauchte
Vorsatz ma im Sinne von der, welcher oder das^ was (aus der Frage-
wurzel, § 63) auch im Aethiopi'schen überaus stark verbreitet, um
Aussage Wörter, näher Participia mit participähnlichen Adjectiven,
und Sach Wörter abzuleiten.
1. Vor allem wird dieses ma verwandt, um Participia zu
bilden, welche dann weiterhin (wie die § 109, a beschriebenen) zum
Teil auch als Adjectiva oder häufiger als Personenwörter gebraucht
werden. Derartige, mit ma gebildete Participien werden jedoch nie-
mals vom einfachen Grundstamme abgeleitet (bei dem nach § 108 f.
die innere Bildung genügt)*', sondern nur von den abgeleiteten
1 Ewald, Gr. Ar. § 251 f.
2 Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 537.
3 Vgl. darüber Ewald, Hebr. Spr. § 147, b.
* Vgl. Ewald, Gr. Ar. § 243.
^ Den von Prätgrius, Amh. Spr. S. 158 erhobenen Einwendungen
kann ich nicht beipflichten: t^Tfltltl* J^^W ist vielmehr Subst. := ^Kleines".
216 § 114:. Nominalstämme äusserer Bildung.
Stämmen und unter diesen wiederum nur von activen, nicht von
reflexiven oder passiven : die letztern bedienen sicli zur Participial-
bildung der § 117 beschriebenen Form. Von den activen Stämmen
selbst wird nur ein Part. act. abgeleitet, und zwar dieses noch
sehr häufig, Participia pass. dagegen selten. Indessen ist diese
Bildung keineswegs mehr so lebendig, dass sie von jedem activen
Verbalstamm vorkommt, sondern nur in einzelnen Stämmen be-
stimmter Verba haben sich auf diese Weise gebildete Aussagewörter
in der Sprache noch erhalten (ähnlich wie die Participien des ein-
fachen Grundstamms). Was die Bildungs weise betrifft, so wird der
Bildungsvorsatz immer mit a, also ma gesprochen, und dieses a
herrscht so ausnahmslos, dass selbst in Fremdwörtern, die aus dem
Arabischen stammen, das arabische ^ durch «^ ersetzt wird, wie
in Ä^rh^^Ä"-' Muhammad, i^^h^f^- Muslim, tr^U^'i' ^.'y^
(durch 9^ in ?iA?"d1"HA-" iiiyÄÄjl). od tritt immer ebenso vorn
an den Stamm wie das h. causativum; letzteres wird, wenn <^ vor-
treten soll, spurlos abgeworfen, und t"* tritt an seine Stelle. Die
letzte Silbe hat wie im Subj.-Imperf. dieser Stämme für das Part,
activum den Vocal e, für das passivum dagegen a. An solche
Participialbildungen kann übrigens ausserdem noch die Adjectiv-
endung t angehängt werden; vgl. unten § 118.
114 a) Von Stamm I, 2 kommen z. B.^: c^O^^b' (mdämmes)
der Unrecht thut, f^dJnC' ErMärer, ^^d'ÜÖ' der vier Personen
in der Gottheit macht, a^l^^ s Züchtiger ; mediae gutturalis :
f^^^VC' Lehrer (§ 45); mediae geminatae: <'»ho'>^ •" Richter,
<^rhAAs Salbenmenger; mediae infirmae: t^flO^C' {masäwwer)
Beschützer, ff^^Ohili Arzt-, tertiae infirmae: o^wCf!»' und <w>
wd* Zauberer, <w>j\*7fl>-: der schenJd, ffofk^(B*i der annimmt
(§ 51). Solche Formen kommen hie und da auch von Wurzeln
vor, die als Verba in St. I, 2 ungebräuchlich sind, wie ^^hAh'
Hinderer. Ein auf diese Weise gebildetes Sachwort ist ff^itVÜ^'
Leim (kleben machend); <^IP'}J&! das Beste (einer Sache) wird
gewöhnlich neutrisch gebraucht.
h) Von St. I, 3 kommen z. B. : a^'^^^i streitsüchtig , zornig
(vgl. v-AÄÄ \l\y^ iwf^q^S^: let^erisch, ^«S^liTf: tröstend^ i^^hl'
Beiter (Deut. 20, 1), o^^Vf^' trostspendend, tw(\\\^i beweinend
(Matth. 9, 23). In ff^VX^^ Walker ist das kurze e zu t gedehnt.
^ Zur Betonung s. Trumpf, S. 537 f.
2 g^ dagegen Pbätojiius, Beitr, z, Ass. I, S. 25 f.
§ 114. Nominalstämme äusserer Bildung. 217
c) Von St. II, 1 ist diese Form ziemlich häufig: tm^p^S^:
Täufer, a^^'Yi' ErUser, c^li^^'i' Fürst, Oberhaupt, o^CÖ^"-
entsetdicli (zittern machend), if^/^ÖC' Gras treibend, ^''^'ühtl'
holperig, Steinland, '^K'Al^s dunkel, dunkler Ort u. a. ; primae
gutturalis: ^'h9^C' kundig-, mediae geminatae: ao^^^^i g^_
staiinlich (erstaunen machend), t^ÖCC' der Feindschaft stiftet;
tertiae infirmae: <w>J^Afl>*! Heuchler (auch <^ÄAa^: St. I, 2),
^Tl>j&-" Är^t, o^^C^' fruchtbar, ^/»W'rt.: (und (^Yi'll^:) gleich-
namig. Merkwürdig verkürzt ist ^d' (§ 47) heidnischer Seher
aus ODQt^i.
d) Von St. II, 2 sind diese Bildungen selten; sie fallen ohne-
hin der äusseren Form nach mit denen von St. I, 2 zusammen;
z. B. o^^'ühx' Steuereintreiber, ^^A-flö^-' Unterweiser, <^ip^J&:
Verschönerer.
e) Die Reflexivstämme bilden dieses Particip nicht: sie können
ihre Participien auf andere Weise bilden (§ 117) oder aber bei
Uebergang in das Causativ-Reflexiv dessen Part, bilden. Dagegen
ist die Form von St. IV, 1. 2. 3 sehr gebräuchlich. Von der Perfect-
form von St. IV, 1 : htl'i'Cih^' • ^h't'9^ihO der um Gnade für
Jemand fleht {^'^il't'ü^ö' flehentlich bittend), <^ft'^ftCJ&-■ der
um Verleihung bittet; von der Perfectform hM*dA\^'- ^^Ai*
<^J&T" der das Sich -wenden ausübt {'t'^^^dl' sich wenden),
^A'^'^[/^/^! Erfinder. Von St. IV, 2: </»A'^0'7/^! geduldig,
^Ai'fl4'A-" Bacher, c^h'l'O*!^' Uebervorteiler, ff^lli^m^C-
Vogelflugbeobachter (i'mf^'); mediae gutturalis: ff^tl'i'K^h'i-
Reiter ('^K'^lV 0- Von St. IV, 3: ^Ai^'^ÜAs der Gnade übt,
f^ti'f'fl^9^' Friedensstifter, (r^M*^9^9^' sorgsam, sich beküm-
mernd um etwas; o^h'f^fl^^- Spötter ('^«^A«I* Oj ff^hi^^^f^'
rachsüchtig, i^t\'t'^ß:ß»' Ankläger, oder ^w'Ai'VJ^s Schauspieler.
f) Auch die activen Stämme mehrl autiger Wurzeln bil-
den dieses Part. Von St. I, der seinem Silbenbau nach einem
St. I, 2 der dreiradicaligen Wurzeln entspricht, kommt <^fli1ffl>*'
der loskauft, ffoi^Cl^^s Bollmetscher , f^a\l^^' Wahrsager,
^^7-'>J^J&-" verzögernd^ von St. II: a^f^l'^ö- der Schrecken ein-
flösst, iToa^fi^^: Tyrann (von h^ÖM'-, von '^öti»^"- von 0
Af 0? oder if^ilPlllli der erstarren macht, <y»'}')*7£0-s Land-
streicher, trofi^i^ah:^ cler ein Klagelied singt. Auch von dem
schwach-reflexiven St. V findet sich (^li*l**C^il' Murmler.
1 Stark verkürzt, wenn überhaupt richtig, wäre #W^'J\jg,s frevlerisch
für aof/^^i oder ilo%1^:.
2 Ludolf: irofiJ^^d}*:.
218 § 115. Nominalstämme äusserer Bildung.
Neben diesen ziemlich häufigen activen Participien kommen
vereinzelt auch noch einige Fälle von passiven Part, aus activen
Stämmen durch Vocalwechsel gebildet vor. Hierher^ gehören (zu
St. II, 1): '^fh'i''t"' Zeuge (einer, der ausgefragt wird), ^dll' Erbe
(zum Erben eingesetzt), ^h^^'i' dem Glauben gebührt, wahrhaftig,
zuverlässig (act. '^h9"'i' der glaubt, fidelis) Deut. 7, 9. Matth.
24, 45. Luc. 19, 17, wofür an andern Stellen ^^h^^li' (aus ur-
sprünglichem aoltxf^li' nach § 45) steht; o^^O'i' zusammen-
gedrückt, eng, o^^Ol^' Engpass-, ^^K'flrh.s steuerpflichtig.
§115 2. Ferner wird der Vorsatz ma im unpersönlichen Sinne an-
gewandt, um Sachwörter zu bilden oder um das auszudrücken,
woran der Wurzelbegriff zur Erscheinung kommt; nur
selten, und nur durch Uebertragung, können diese Sachwörter per-
sönlichen Sinn annehmen. Des näheren bezeichnet diese Bildung
das, worin die Handlung vollzogen wird, den Ort, oder das, womit
sie vollzogen wird, das Werkzeug, oder das, was durch die Hand-
lung gemacht wird, Erzeugnisse, Gegenstände aller Art,
und die Handlung selbst. Fast immer wird diese Form vom
einfachen Stamme gebildet, selten von abgeleiteten Stämmen oder
von Nomina. Der Vorsatz (^^ wird mit dem ersten Radical zu einer
einzigen Silbe verbunden. Im übrigen haben sich für die ver-
schiedenen Arten der dadurch gebildeten Wörter verschiedene Aus-
sprachen festgesetzt.
a) Um den Ort auszudrücken, wo etwas geschieht, wird nach
dem vorletzten Radical ein ursprünglich kurzes a gedehnt, und
das a des Bildungsvorsatzes senkt sich vor diesem ä zu e*. Diese
Bildung ist sehr häufig, z. B. : T^^^' Osten, l^d^'fl! Westen,
T'hxl^^^' Tempel, T^f^^b- Altar, 9^tl'^ö' Höriveite, 9^'hi^C'
Schamteile, l^'V'^lf! Ofen, J^h.'^lf-" Grenzort -, 5^1rf-«S">s Gerichts-
^ Dagegen sind O^^fxtl' Bote, T^d^Qi Freund, Schützling ur-
sprünglich Sachwörter, § 116; ebenso heisst <^*7'H?i' gemästet ursprünglicli
die Mast (Jud. 6, 28 F. ann.) und iTD'Qglx^s (Jos. 8, 33) ursprünglicli Un-
versehrtes (Wurzel v:>iS\j). O^^^Q^ ünterjocher, #^*7A'fl' Fischer (s.
LuDOLP, Lex.) und ^d^'d' (Ex. 22, 9) müssen entweder auf falschen Les-
arten oder auf Entartung der ursprünglichen Formen tW^QQ: £/D*7A'fl'
<'7^4»'fl: beruhn. — Das Wort tf^^'tl^' Mörder (im SaWta Reuet) ist
eine hebräische Bildung und Fremdwort; vgl. m. Lex., col. 441.
2 Also dieselbe Bildung, die im Arabischen zur Bezeichnung von
Werkzeugen dient. — Zur Betonung vgl. Trumpp, S. 538.
§116. Nominalst jimme iiusserer ßildung. '^i''
hof: ir'/^'jPT-- MarJcf, S^'-nj?'!"' Nachtquartier, l^Mi^r:.- Bahn;
'/'C'Jjl'-' Weide, i^"rt;i-Ji'.: Tränke, '/'h'Jfl>-: Ort des Äiisgiessens,
9^^'l^yy»' Zufluchtsort; von vornvocaligen Wurzeln nach § 49
meist: o^'l'h' Ausgang, <w>•^|^: Behälter, a^'^^^i Gerichtshof,
o^'J^C'- Steinivurfweite (tf^'A.P/ -' tf^-^ilf: o^'i-C'), seltner 9"
CO-^A: Gefängnis (und tfw-'JA-- Act. 4, 3), J^^öJ-^ft«" Ort der Lob-
preisung. Auch von Wurzeln mit mittlerem u w^ird, indem sie
nach § 68 in vornvocalige übergehn, ö**"flh' Eingang (z. B. Hen.
73, 3) neben 'r-ü^h' (z. B. Jud. 1, 24, Jos. 13, 5) und a^'^C-
Raum, Bahn (z. B. 4 Esr. 13, 46 ed. Laur.) neben l^/h^C-' ge-
bildet. Dagegen ist von Wurzeln raediae infirmae die Bildung
ff^Yl'i' Ort einzig in ihrer Art und mehr arabisch^.
Von St. IV kann, indem ausser der Vorsatzsilbe auch die
andern ihr a zu e senken, 9^tl't*tl/*'ß'' Ort der Fürbitte, 9^{l'l'
IdO Marlit, 9^l\^M-h\' Ausdehnung, 9^l{^'h(\'it\' Versammlung
(T* § 18), oder auch, merkwürdigerweise mit dem passiven Vocal ü
in der letzten Silbe^ i^ft'ThT-fl-?!! Hen. 46, 8. 53, 6 {Versammlung
= die Gesammtheit der Versammelten), '^A't''fl*fed! Fürbitte ge-
bildet werden. In Ableitungen von mehrlautigen Wurzeln wird,
da der erste und zweite Radical für sich nur eine Silbe ausmachen,
ff^ oder vielmehr 9^ vereinzelt vorgesetzt: 9^9^h\^li' Zufluchts-
ort (von 'n'he^'), 9^1[i'h^C' Ort des Kehrichts, 9^0'iPÖ' Ort
wo man sich niederlegt, ^Oh^^^iD*' sicherer Ort. Diese Bildung
dient durchwegs dazu, um den Begriff des Ortes auszudrücken^;
^'hf^C' ist nicht Wohnort, sondern Anstalt zum Wohnen (Haus,
Zelt u. s. f.) oder Wohnung. Im übrigen s. § 116.
b) Um Werkzeuge und Gefässe, Erzeugnisse und Sachen § 116
aller Art, auch die reine Handlung oder Art und Weise der
Handlung auszudrücken, genügt in der Regel nach dem zweiten
Radical der passive Vocal a oder der active e, ohne Dehnung, und
der Bildungsvorsatz oo behält dann seine nächste Aussprache mit a*.
Die Aussprache mit a in der zweiten Silbe ist etwas häufiger als
die mit e; viele Wörter haben beide; ein Unterschied im Sinne
entsteht dadurch nicht, wohl aber lässt sich bemerken, dass fast
1 Ewald, Gr. Ar. § 387.
2 Als wäre es eine Participialbildung.
^ f^ill,^' ist Fremdwort, tX^^w^X), und lautet rein äthiopisch
* S. dagegen König, S. 121 ff.
220 § 116. Nominalstämme äusserer Bildung.
alle Wörter, welche nur die Aussprache mit e haben, als neutrische
Participien activen Sinnes (§ 114) erklärt werden können. Viele
dieser Wörter beider Aussprachen haben sodann die engangeschlos-
sene Feminin-Endung 'ih angenommen; andere kommen mit und
ohne "V vor.
a) Bildung mit a in der zweiten Silbe. Von starken
und doppellautigen Wurzeln: '^Aflft = und o^^{ilvV' {mälbas
und mdlhast^) Kleidung, o^l^C- Thron, (^'id.^'- Hälfte, o^li
d.h' Geist, tr^^ih^' Buch, (^"^^OWerhseug, a^MX'ü' Zeugungs-
glied (Jubil.)*^_ö«/*'Aft5 Dreiling (ein Maass) ; ^ft'fl-" Rand,
Vorsprung (y^Ofl); ^^Ml' (Sendung) Bote, Engel, ^'hd.f^'
Turm, '^öMl' Becken; zwischen a und e schwankend: ff^tl^C-
und i^tl^O Schiff (Ausgehöhltes), ^'>rt*7-- und f^lli'^' Bieget,
«^-nAA: und f'^'ühlK' Kochtopf, <w>-fl^4[>: und o^'üC^' Blit^,
im^ii^i und ao^ti^^s Wahrsagehunst, ^öii'fX' und '^Öh-Ü-
(Verlassenheit) TFi/^M;er und Wittive; mit und ohne Feminin-Endung:
^tld.O und t^tld^C^s Maass, a^\\^l' und <wijr|ft^^: Decke-,
nur mit Feminin-Endung: <^h<f,A'^-' Teil, oo^i^^'t's Plage,
^^Cfl-fll" Net^, ff^^hYl^' und «^Ahhl"-" Geschäft (ausserdem
i^A?ih^! Brief); in dreierlei Form: ^d^^' ^Ö9^^' ^Ö9°
*1-: Tiefe, ^Ö^^' '^Ö^^' '^Ö^^^' Änstoss, ^hfiO 'Ih
ItC' "^MC^' Band, 'Ihn'}'' "Ihlfi^' "^Ml^' Ecke. —
Die Wurzeln tertiae gutturalis dehnen ihr a vor dem stummen
Hauchlaut in der Regel nicht (nach § 46), sondern trüben es zu e,
weil ein langes ä sie in die Bildung § 115 hinüberführen würde:
<^Ahd! Bild, ^fhtlh' Junges der Heerde, <^J^4'/h' Einweihung,
'^CÄ'hs Hilfsmittel, ooQqLfyi Nadel; nur wenige dehnen ihr a
und können dann das a der ersten Silbe zu e senken: ^^^IfV*
und 9^1iH'h' Sprengung und Sprenggefäss, 9^h^Ö' Gehörtes (und
Hörweite); trD/^(p{^s im Sinne von Opfer wird gewöhnlich zum
fem. OD^tp^^s oder zu JT'/^^Pi):, wodurch es mit 9^/^90-
Altar zusammenfällt^. Wenn sie a behalten sollen, nehmen sie
meist die weibliche Endung an: '^Tflrhl'-' Messer, d^lx'^Ö't"'
Gehorsam u. s. w. — In Bildungen aus Wurzeln mit anlautendem u
tritt nach § 49 immer die mischlautige Aussprache ein: ^ll\'
Gnade, Anmut, T^O Meissel, Tl^- Flut, T^'Vh ^^T» und
1 Vgl. dagegen Trumpf, S. 538.
2 Dagegen 9^l\Y\'i[' Lager.
^ Deshalb verwechseln die Abschreiber häufig JT'/^^^d' und ^W/^
«p^'l*:, s. z. B. Gen. 12, 7 ann.
§ 116. Nominalstämme äusserer Bildung. 221
^^^•T= Kami}), TrtC'V-' Säge, H^lC'l'' Schleuder; tertiae gut-
tiiralis: T'^/h- Wechsel gesang, iP"^.?i: Schürte, -p?: ^ und "P^h'
(§ 47) Reisegabe, H^'jf^'lx^" Schleier. P^ür r'OA'l-s Ta^ (Am. 8, 9 A)
spricht man gewöhnlich ^-^''OA'l", § 44. — In Bildungen von Wurzeln
mediae infirmae herrscht die consonantische Aussprache vor: <^K'
(DC- und fn»^'(DCA's Tragstange, ^Hx^'ü' Schöpfeimer, ^K"^
rlh'l" gebahnter Weg. Zu bemerken sind aber ^^^C' Sänfte (für
if^Ä'iDO § 40) im Unterschied von o^^fDC' Tragstange; ferner
</»n?i'" G^«?^e (nicht von Ah-"? sondern von St. II, 1 tvüh' abge-
leitet) und <^flr1i-V: Vollmacht (von j^-flrfis aus Hrh-")- Ebenso
wie ff^^C' ist gebildet «^^-fl: Kapsel (vgl. ^L-w^^/o). — Wörter
von Wurzeln tertiae infirmae lassen meist ai, au zu e, ö zusammen-
gehn: <^f|<C: Pfriemen, ^H\%' Axt, ^/*'^J&: und <w>/^^:
Arzneimittel, aoC/^i Schlüssel, ^Ö^' Schloss (der Türe), </»->/!«':
Beihe; hie und da aber, z. B. in den folgenden Bildungen von
mittelhauchlautigen und doppelt schwachen Wurzeln, hält sich der
Diphthong : tr^COß'' Heerde (Matth. 8, 30 f.), 'PÄJK.-" Zusammen-
setzung, <^Tfl^J&* Folterwerkzeug . Die Feminin-Bildungen haben
durchwegs den Mischlaut: <^C*k^s Heerde, <^K"X'Th." Spiegel, ^^
Af'Th-" Gesang, f^hX^^"- Fenster, o^^Or^- Gewicht, ^1f'f•'^-•
Leuchte u. s. f.
Von mehrlautigen Wurzeln ist diese Bildung selten, z. B.:
f^l(^f\Ö^' Vorhang (von hl(^^0')i f^i'Chtl' ivas zu Häuften
ist (von i-Chrt-', woher auch ^Chh- §111), ^^Kithdhx^- Wasser-
sturz (auch ODTfd's Vit. Ad., von /^'jn/h'flrhO^ ^'>1n3fi->: Z'w^e?
(Sir. 36, 5 von Ji'}3ihc»0j tro^fl'ihH"' und <^W7<^'h- i^äcÄer. —
Ein Fremdwort dieser Form ist ^^^'^TJ: Maschine.
ß) Bildung mit e in der zweiten Silbe. Schon oben
wurde bemerkt, dass diese Wörter zum grossen Teil als Participia
in unpersönlicher Auffassung angesehn werden können: <^'}'hC'
Wunder (was wundern macht), ^^ArlhT' Anker (was macht, dass
das Schiff sich an etwas hält), ao^^»^: Band, o^lfixC' Blase-
balg, ffo^^^: und ^w'^'fÄ'' Bedürfnis (was vermissen lässt und
was vermisst wird), ao^^^s Wunder (was staunen macht),
^^^''ü'ü' Engpass, <^K"A?is Verhasstes u. a. Die Feminin-Bil-
1 Ebenso vielleiclit iW^^s Doppelgehitrt, Zwillinge für 0O^^*'
für OD^^liZ (von aD^j\s = Üt^Vi), woher aD'}'f'(Di erst abgeleitet
ist; und, mit Abwerfung von fll«, wahrscheinlich OoQ^'^t Vermählung,
Hochzeit (Wurzel nicht Q^^s, sondern /iO(Di, vergl. npi)«
222 § 116. Nominalstämme äusserer Bildung.
düngen davon sind häufig Abstracta : '^AdA'lhs Höhey ^^'MÜA'll's
Widerrede, #/»'>*7/^'Ths BeicJi, <'»/*' Aft'Ths dritter Rang.
Von Wurzeln mediae infirmae scheint diese Bildung nicht
gebräuchlicli zu sein. Von solchen tertiae infirmae lautet sie:
cna^^Oht was Lust machte erwünscht, passend ist, o^YlCf^' Spaten,
<^K'C^-' Crocus, f^Ch' (statt O^ChiO*^) Hafen, häufiger aber
mit Feminin-Endung: f'D'\{^^i Versuchung, ao^^^*: Preis, <^
Tnajt"' Talent, «wjjfi^^: Spaten, ao^ß.^-. Topf. Von mehr-
lautigen: «^A-A.!*-" Gelenk, Glied (A.AfO-
y) Neben diesen beiden Hauptformen von Sachwörtern (im
Gegensatz zu den Ortsbenennungen) kommen nur wenige anders
gebildete Wörter vor, welche verschieden zu erklären sind. In
einigen mit a in der letzten Silbe gebildeten Sachwörtern hat sich
dieses a gedehnt und sich vor ihm das a der ersten Silbe zu e
gesenkt, sodass diese Wörter der Form nach mit Ortsnamen zu-
sammenfallen: 9°1(\C' Handlungsweise, Werke, i^Ch'fl" Erwerbs-
weise, Nahrungsstand, 9°'i1^1: Schaar, 9^Chß'' Anblick (Deut.
28, 34), aO'f\^s Gefäss, d^fi^: nicht bloss Vaterland, sondern
auch Abstammung^; und 9"^^^ Ausgespieenes (für meruaq) mit
ausgeworfenem u, von C^'- = (D^^i (§ 68), ebenso 9^^C' Beil.
Bei anderen wechselt, obwohl sie in der letzten Silbe a oder e
bewahren, in der ersten e mit a: 9^0^11' Stab, 9^^C^' = i^
fCCf»' (s. oben), J^Arh'fl' (ein infinitivartiges Begriffswort) das
Herausziehn-, ähnlich bei einigen weiblichen Zahlsubstantiven, § 159.
Ferner sind einige ursprüngliche Participia Sachwörter geworden:
so ist od\\^^' Schemel Part. pass. von St. I, 2 (das, worauf getreten
wird), ebenso ao^^^^i Schrecknis; ao^'f^'}: Angel (Matth. 17, 27)
ein Part.* von St. I, 3 oder II, 3 (h^m'^')] ^^h-^W'C-" Rad
ein Part, vom St. V der mehrlautigen (rollendes), mit tongedehn-
tem ä. Auch in einigen von St. I, 3 abgeleiteten Sachwörtern sind
die Stammeseigentümlichkeiten beibehalten: ff^^%' Scheermesser
(von A0fO5 9^'h(nß''^ Ochsenstecken (von Pa\^'", vgl. ia^)-
Eine Abstractbildung von ^'üö' der vierte ist i^/r-'üä't'' Viereck
und Viereckigkeit. Ein arabisches Part. pass. ist if^lia^^C' Psalm;
ebenso ist ^^'J-S.As Kopf binde (Jot>.Ax>) ein Fremdwort, üeber
einige eigentümliche Feminin-Bildungen s. unten, § 127.
1 Dagegen ist 9^^^i\' ei» Fremdwort: t^^nnD; und JP'^fl'fl! ist
locus lectionis, Leseabschnitt.
2 Wenn nicht ein innerer Pluralis.
3 Wenn es nicht für i>"7^rtlj&s steht.
§ 117. Nominalstämme äusserer Bildung. <^'^o
h) Durch Nachsätze gebildet.
Die meisten der durch Nachsätze gebildeten Wörter sind von § 117
andern einfacheren Nomina abgeleitet, mögen diese in der Sprache
noch erhalten sein oder nicht (nomina denominativa); ihrer Be-
deutung nach sind sie entweder bezügliche ßeschreibewörter oder
Abstracta, nur sehr selten Sachwörter. Die Nachsätze selbst sind
zwar vielgestaltig und mannigfaltig, gehn aber im Wesentlichen
auf zweierlei Endungen pronominalen Ursprungs zurück. Den
Grund der meisten derselben bildet eine gemeinsemitische Adjectiv-
endung, und wir gehn darum auch in der Darstellung von der
1. Adjectivbildung aus. Die Endung der Adjectiva ist
hergenommen von einer uralten Deutewurzel 1 (er) und dem rela-
tiven ia (welcher)^^ § 65, und lautet ursprünglich Ija oder dja
(= der^ welcher). Sie wurde in den andern semitischen Sprachen
verkürzt, teils zu t (^-7- ^^— ), teils zu ai, e (^ . i *); im Aethio-
pischen fand sie die dreifache Ausbildung als t, äi und mit tren-
nendem Zwischenlaut (§ 41) äwt. Die beiden letzteren sind ziem-
lich gleichbedeutend und wechseln hie und da in demselben W^ort;
dagegen ist der Wechsel von t einerseits und äi, äwt andrerseits
selten; beide haben ihre eigene Anwendung.
a) Die Endung t wird meist gebraucht, um Nomina des
Thäters von einfacheren persönlichen Nomina zu bilden; sie dient
verhältnismässig selten zur Ableitung einfacher Beschreibewörter.
a) Sie wird vor allem an die den Thäter ausdrückenden
Nomina der Form IHC' gabhär § 110, a angehängt und dient
dann meist dazu, ein Substantiv des Thäters von einem blossen
Steigerungsadjectiv zu unterscheiden; z. B. : ih^fU' Ackersmann^
'tP^'- König, flOA-^: Erzeuger, ^*PX,s Läufer, ^"i^'- Jäger,
fh^^' Lügner, CM*^' Seher, fifd*' Schwertträger. Manche Wörter
dieser Form haben aber auch reine Adjectivbedeutung : ff^^hd'
harmherzig, fl^*^! nützlich, JflfU-' loyiKog, gh'l^' kränklich,
mürrisch, fPVL«' sanftmütig, Ofti,' irre (Vit. Ad.), u. a. Die
Endung selbst ist in diesen Bildungen nach Trumpf, S. 539 stets
betont: harräst.
1 Die Richtigkeit der Zusammenstellung dieser Endung mit dem
Pron. relat. ergiebt sich daraus, dass im Aethiopischen auch ein anderes
Pron. relat. im Sinne eines Genitiv-Zeichens einem Substantivum vorgesetzt
Adjectiva relativa bildet: H^^lf d^tl' ^^** '^^^ Geist = geistig.
2 Ewald, Hehr. Spr. § 164, c.
>
224 § 118. Nominalstämme äusserer Bildung.
Während aber die einfache Form ohne Endung nur vom Ver-
dopplungsstamme gebildet wird, kann die mit der Adjectivendung
zusammengesetzte auch von allen abgeleiteten Stämmen gebildet
werden und ersetzt dann Participia oder wechselt mit solchen ohne
wesentlichen Unterschied in der Bedeutung. Wie in der Adjectiv-
bildung § 108, a und § HO, a hat der vorletzte Radical immer ü
(betont); im übrigen erhält sich die Aussprache des Perfectstammes
mit a. Von Stamm T, 3: ^HHj Tröster, ^4-^' ungläubig, fl^d'
Gründer^. Von St. II, 1: h/^Pd' Fischer, hl(\K'' Verräter,
h'Ü^i^' frohe Botschaft hringend, h'JflfU' Leser, AT^-*fe' äneo-
naoi^Evog (Lev. 22, 24, Wurzel ^y^\ Äfl/V.' der einführt (von
ivülx'') von nK") u. a. Aber von Wurzeln tertiae gutturalis, in-
dem ä nicht nur gedehnt, sondern nach § 45 auch zu e getrübt
wird: hTf^t'^ ErwecJcer, h'üli'X''^ Vermehrer (ah^eJjt). Von
St. II, 2 : hMü^' der vertreibt.
Von den Reflexivstämmen III ist diese Formation um so
häufiger, als sie keine Participia mit vorgesetztem <^ bilden. Z. B.
von III, 1: 'i'ihVfL' tt'cts sich bewegt, "t^iP^^s aufgestellt; von
III, 2: 'f'dS^' gesandt, 'VOP'X' geduldig, 'taifi^' Vogelflug-
beobachter, 't'hH\l,' gehorsam, 'tO^ti^' Räuber-, von III, 3: 'Vfi
A*fe-' Spötter, i^'P'i'f'.s Schauspieler, 't^^'fU' Miterbe. Von Stamm
IV, 1. 3: htl-t-Ü^X' Fürbitter, tiM'C^'^' Bollmetscher, hlii*
P'üh^' (weil tertiae gutturalis) Versammler.
Von mehrlautigen Wurzeln: St. I: "l^li^' vergänglich, (\(h
;^*^.• einsam, aiTr^'k' Forscher, "f-fliii^'' Mischer, (LH'C-' Erlöser,
TA^s Hirte, OCfl^s Räuber, f.T*fl{U'' Zerstörer, HCh^-" Ver-
läumder^; St. II: h^^^i^' Verderber, h^'i'hiiu- der ein Brand-
opfer bringt.
§ 118 ß) Ebenso wird dieses 1 gerne den durch <^ gebildeten
Parti cipien angefügt, um sie zu Substantiven des Thäters zu er-
heben*. Es ist betont. Am häufigsten ist diese Bildung von
Participien des St. II, 1, in denen zugleich das e der letzten Silbe
des ursprünglichen Particips in a übergeht, welches sich nur selten,
bei mittelhauchlautigen nach § 48, zu ä dehnt: o^^hti^' Er-
leichterer, <^4^rtA«' Verwundender, f'^9^MU' Gottesverehrer, "1
^ '^^^s ist eigentümlich, wenn überhaupt richtig.
2 Nach Ludolf's Lex,
^ Dagegen gehört ^<P^' Gefangener (im pass. Sinn) von %^i und
awl zu § 119 (Ex. 12, 29).
* Die von Prätorius, ZDMG XLI, S. 689 gehegten Zweifel (vgl. auch
König, S. 124 f.) scheinen mir unbegründet zu sein. . ^,
t'
i
§ 118. Nominalstiimme äusserer Bildung. 22o
il\V*ü^' Verderher, o^^^^d' Liehhaber, ^Ih^^' Lehengeher ^ <^
Ä"'U' Erlöser {=in»^'Yit) und viele andere; ^-fl4A*s Be-
reicherer, t^tt^'ll' Verführer (neben «^ftrh'hO^. — Dagegen
bleibt e in Ableitungen von Wurzeln tertiae gutturalis unverändert:
^'(ICir- Erleuchfer, ^»'>/^/i,-" Erwecher, o^l^^du'' Beiniger,
«^'h'Tlvh.s Oeffner u. a.; jedoch t^C^Kr OehiUfe. In den meisten
Fällen, in denen diese äussere Bildung stattfindet, ist die einfache
Form des Part, nicht mehr im Gebrauch.
Von den andern Stämmen ist die äussere Bildung etwas sel-
tener; die ursprüngliche Aussprache des Part, bleibt unverändert.
St. I, 2: ^<{.flMX- (= t^d^a^h') Ar^t, St. T, 3: a^fi-üX^ Be-
schtvörer (Een.S.S), ^OArh.« Erretter, ^«TTiH,« Tröster; St.IV,!:
^n-h^-Z^rh.-- und 2: i^tli'd.^iK' Erfreuer, 3: <^ft'^;'-fl^-"
Sammler (= htl'f'P'Üh^'). Von mehrlautigen Wurzeln St. II:
^^^Yi^h^' einer der Speise bereitet, <w>/n9'G= (und verkürzt <^
T'J'EO Götzendiener.
y) Häufig ist t im Gebrauch, um Beziehungsadjectiva von
Eigennamen abzuleiten; bei vocalisch auslautenden Namen wird
dann t meist zu j verhärtet; s. zahlreiche Beispiele Num. 26. —
Seltener wird dieses t gebraucht, um Adjectiva oder Nomina
des Thäters von Substantiven abzuleiten: t^l\({d' Zer-
störer (von ^winncO. i-'b^'^! der letzte (i-^Hi^O, h^J%'
(aramäisch) heidnisch, O^tt^' arabisch, Araber, (\h\d* und flrhCJKi'
Perle (meerentsprossen). Oefters ist es einzelnen Personen- und
Sachwörtern männlichen Geschlechts, scheinbar überflüssig, ange-
hängt: 'ühfL' Mann (kühn, streitbar), MV' Nilfluss (vvO?
hJZ.A.s Schlange (listig, ^K), i-hiU' Fluss iV^^^^), Olfdd''
Seeungetüm = 0l{\O, Üdd' Westen (Ex. 26, 20. 35. Jos. 5, 10),
Ä'>^A.! Cgmbel (klingende), h^^^^fU- Bitter. Auch thCZ- Widder
(Hen. 89, 43) lautete wohl ursprünglich ihC%', und AiCh' ist
eigentlich die Form des st. c. oder Accus.; auch 4^A*ts Junge,
Diener, Knabe ist vielleicht ebenso zu beurteilen. Feminin-Stärame
haben dafür e (aus ijah, ^^:>— § 40): hlfi' Habicht neben Ä'J
i^:, T-Cks Kehle (s. auch § 127, c); oder et (ä^-): AÄ'*^'-'
1 #y»'}ft'|'!, t^H^d*' beruhn wohl nur auf Schreibfehlern; O^^
/\<g: könnte so gesprochen worden sein zur Angleichung an die Adjectiv-
Endung äici.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 15
^26 § 119. Nominalstämme äusserer Bildung.
es ci>.
[jLvydXrj (vgl. •^•^.j^)^ ^C{[»^' Teppich (&a^.\); seltener tt: ivü
tiü/t"' Brennnessel.
§119 &) Die stärkere Endung awt'^ dient dazu, um von Substan-
tiven (auch Adjectiven) neue Adjectiva und Personenwörter abzu-
leiten. Zwar können im Aethiopischen fast noch leichter Adjectiva
durch das Genitivverhältnis der Substantiva umschrieben werden,
und wenigstens in gewöhnlicher Prosa ist diese Umschreibung viel
gebräuchlicher als die äussere Adjectivbildung. Gleichwohl ist die
Fähigkeit, durch jene Endung neue Adjectiva abzuleiten, in der
Sprache lebendig geblieben; die Möglichkeit liegt vor, von jedem
Wort ein solches Adjectiv zu bilden, und in der Dichter- und
Gelehrtensprache wird davon auch häufig Gebrauch gemacht. Die
inneren Vocale des Grundwortes bleiben dabei unverändert, die
Endung tritt ganz äusserlich (an vocalisch schliessende Grundwörter
nach den § 39 ff. beschriebenen Gesetzen) an; und selbst von Plural-
formen, Fremdwörtern und Eigennamen können auf diese Weise
Beziehungsadjectiva gebildet werden. Z. B. J^Ä'^-'E' irdisch {9^
ß:C'), n/h^^- ^ur See gehörig, 'iti'^^'' tueltlich, HiVd"^' Laie,
iLM'K'' Bitter, d.f^^' (zu d.f^') Bäiiber, ^H^^-" ArUiter
(n. Unit, zu IflCO? O^^' feindlich (zu 0C'), sogar von h'ü' Vater
eine Femininbildung M^^' Ahnin (Vit. Ad.); von /^P-' ^P^'
fleischlich, von K'Jfl^' hliM^' löwenartig, ItilrMV' tierisch
{hlfM')^ ^a^' Hoch^eiter d.i. Bräutigam (von <^C90; von
äusserlich vermehrten Nominalstämmen : ^^tl^^V' auf das Kreuz
bezüglich {o^M^'), o^lrd^fl^- geistig, iilil^'^'' sonntäglich,
h}\9^C;^^' ivissenschaftlich (vom Inf. h}\9^C^') ^I'IM^'
jungfräidich (von ^Irl^'t' Jungfrauschaft); von Pluralformen:
h'Uf^V' häuslich, dO^:^V' riesig, i}C{l±y^V' christlich; von
Fremdwörtern und Eigennamen: tw^Y^fif^s mönchisch, h^O'^^'
jüdisch, Ö'üli*^' hebräisch, ÖJ'J'iA'E' Evangelist, sogar 'h'DlJtv
'flrh.^'gs auf Gott bezüglich, Tv^ti' K'^A^^-' menschlich, tili
'iti^V' ewig. Auch an Adjectiva kann diese Endung treten:
^^fl^' auf das Heilige bezüglich, 'flÜ'^^s zu den Seligen ge-
hörig; an das Fragewort K^' (§ 63): h^V' und hf^' (welcherlei
gestaltet) ähnlich, gleich; auch an Wörter, die nur als Adverbien
und Präpositionen in Gebrauch sind : h^h^' äusserlich (h^h')^
^ Nach Trumpf, S. 539 äwi' zu betonen. — Ueber die Entstehung
vgl. König, S. 130.
§ 120. Nominalstämme äusserer Bildung. 227
A^A'R«' oberer, ;^v7i;'"'R= ^ unterer. Ein derartiges Fremdwort ist
"i'ly'K' Schiffer vavTrjg.
Die kürzere Endung äi wechselt wenigstens in den Zahl-
adjectiven (§ 159) beliebig mit ätvt^ ist aber sonst nur noch in
wenigen Wörtern erhalten: :}*h\^*i^' und :^'£h^*V'j AdAJ&s und
fiöfi^'-, 'l-nö:^'!^' und 'l'dÖ^'V' männlich, hf^' und hf^',
ft:^/-.ie.-- und Är^^^ißs der letzte, d^^'J^f^'- neben d.f'J^^' Räuber,
0/.-^' neben 0^^' feindlich, hd^ß>' neben hdPV' alt; auch
tlC^S^' Getreide (§ 47 von tlÖC^' Behaarung), 4'i^4-J&' ^??er-
heiligstes (Ex. 26, 33), eigentlich: der auf den Gottesdienst bezüg-
liehe (Ort, vgl. ua-*-az|).
Etwas abweichende Bildungen zeigen: ^Pf** blumig (zu
?:%'), T-ZhA^s betrügerisch (zu T^/hA->Oj Vf-WC-' richterlich
(za Tff-ViO^ (?in,^.'E- und) JirL^'g! (von ^ilLCO a?^.
2. Indem an diese Adjectivendungen das Femininzeichen an- § 120
tritt, entsteht eine Anzahl von Endungen für Abstracta.
a) Sehr selten ist in dieser Bedeutung die Endung ja zur
Bildung von Collectiva, s. § 140. Etwas häufiger ist die Endung tt"^,
meist von Aussagewörtern auf 1, um Abstracta oder Collectiva zu
bilden: ^A'9kJ}r' JEntkommenes (von V^^Ä^O^i '^A^^'lh' Reisende,
vorüberziehende Leute, ebenso ^P^JlT- (z.B. Jud. 19, 17), OO/^'ll"
Heer, Üld^'- Stadtbewohner schaft (Col. 3, 11); ferner ftr^^^:
E7ide, ^^^^i Anfang (Matth. 12, 45), ahfim,^'- Inneres, fl/h
iyt"' Einsamkeit, «^J^^lfj^l*! Erlösung (von tr^^'^ii^'' Erlöser),
^f\S\Jl"' Hülfe, i\9K^' Menge der Eintretenden, ;^Ä?l^s Ab-
nahme, Verringerung (Hen. 78, 15), 'üCV^^'t*' Lichtnatur (von
"ÜCV^V' Vit. Ad.). Auch ohne Vermittlung eines Adjectivs auf t
werden durch Anhängung von tt Abstracta von einfacheren No-
minalstämmen abgeleitet: Iftlil^i Wenigkeit, K'i^'^^s und Ä"
'T.'Th-- Heimlichkeit, ^'^d^'- Rückwärts gekehrtheit, hGlfV^'
'^-f^, TJÄrA.I"! Verkehrtheit, +^A4»^A*^-" Abschüssigkeit, htl
hJt"' Hoden (t]^^, V^\m) *. Häufig gebraucht ist diese Endung,
1 Dafür sagte man einst auch AdAJ&s (Jud. 1, 36 ann.) und ;f-/jf|
-ThJ&-' Jos. 11, 16 (vgl. 16, 3. 18, 13), mit der einfacheren Endung i ^ —
2 Vgl. dieselbe Endung im Mehri: v. Maltzan, ZDMG XXYII, S. 282.
3 Wie n^^S© zu ^^^B.
* Nicht KrthfSj da dieses nicht „anzeigen" (Gesenius) bedeutet.
15*
'^^ö § 120. Nominalstämme äusserer Bildung.
um aus Zahlwörtern Substanti^a und Adverbia abzuleiten, die das
Mehrfache ausdrücken, s. § 159. — Wie in den andern semi-
tischen Sprachen kann aber auch im Aethiopischen mit diesem 1f
in gleicher Bedeutung üf^ wechseln : doch ist auch diese Endung
nur noch in wenigen Wörtern vertreten : 'X^'t' Güte (von '%C')}
T^rhA"^-" Trug, ^^di*^- Kunstgriff, Hinterlist (xus>'9^kJo\), OhC
It^i Jugend (|/w)*.
b) Häufiger sind diese Endungen mit dem a-Laut verfärbt;
so wird, wie man statt mit t vielmehr mit äi, üwt gewöhnliche
Adjectivendungen bildete, auch zur Abstractbildung statt tt die
weibliche Endung et oder, mit vocalischem Auslaut, e verwandt.
a) Durch die Endung eV, aus iat = ait ^, werden noch einige
wenige Abstracta von einfacheren Wörtern abgeleitet: dß^hi't*'
Hülfe, fl^^'V.I-- Nutzen (von ^J^h:, fl+^d-); -t^^"^^'- Ende
(von i-^^^l^O; Ö'ü^^' Frucht, Folge (Gen. 12, 13) von einem
verlornen Wort wie lO^., und iJ'fl^'ihs Dürre von ÖÜ^C' unfrucht-
bar. Die Stelle eines Infin., unmittelbar von hhh^'t'' abgeleitet,
vertritt h\l«'lS't' Danksagung (für hMlö't'ThO-
ß) Gewöhnlicher ist aber die kürzere, vocalisch auslautende,
Endung e, wodurch von den einzelnen Verbalstämmen infinitiv-
artige ßegriffswörter abgeleitet werden: diese Bildung ist zugleich
eine innere und äussere. Innerlich drängt sich das gedehnte ä ein,
das nach §§ 107, ß und 111 a^ ß zur Bildung von Abstracta dient;
es trägt den Ton (Trumpf, S. 540), und das a der vorhergehenden
Silbe muss sich zu e, ä (in St. I, 3) zu U senken*. Daran tritt
äusserlich die tonlose Endung e. Am häufigsten ist diese Bildung von
St. I, 2. 3 des dreiradicaligen und St. I des mehrlautigen Verbums,
dagegen von St. I, 1 sehr selten (h*P2i' das Sein^ 9^^h,' Sieges-
gesang). Von St. 1, 2 kommen z. B. thHtl»' Erneuerung (heddase),
^^^' Vollendung^ i^<^A»' Vergleichung , i^Art.' Dreieinigkeit^
h'^dt- Beweisführung, flJ-'^rt.s Lobpreisung, J^OOi' Jubel, fl^-^f-P»*
lieber gabe^ hx^l'^- Lüge^ so auch /h*^*^' Bedrängnis (indem
St. I, 2 den St. Ärh^^^^«" bier ersetzt), hV.'ts Danksagung {Mx
h-i^O? ^^^' Antwort ('f'iPTßls). Eigentümliche Bildungen
1 S. Ewald, Hehr. Spr. § 165, b.
^ '%d(Oi KArh<0: ^rhAfl^s (DCll(0'' sind daraus erst abge-
leitet, § 73.
^ S. dagegen König, S. 113.
^ S. dagegen König, S. 124.
§ 121. Nominalstämme äusserer Bilduiif^. 229
sind V^V3i= {huennane) Gericht, 'VflJi! neben 'VflSi' Kleidersaum^
/jfi#7D<'^; Drangsal, K'V^C' Ende^, wo das lange ä nicht durchge-
drungen ist, und ''%y^' Täuschung (von «'"f ^r-')? wo das lange t
die Verdopplung des zweiten Radicals ersetzt. Von St. T, 3: l*(\h»'
Versammlung , Vl-<f-A»' Einteilung^ V-fl^' Aufstellung , H'/n'ih'
Segen, rh-^Ä.' Beobachtung (Jubil.)^ Manche Wurzeln, die als
Verba in St. I, 3 nicht mehr gebräuchlich sind, haben diese Bil-
dung, zum Teil von St. III, 3 und IV, 3, wie <-hfl,: zu '^^hfl'^
y-fl^s zu hll't^'dd'. Von fl'ÜÖ' der siebente abgeleitet ist fr
0*^! Woche (Siebene). Von Reflexivstämraen ist die Bildung äusserst
selten, da hiefür die § 111 angegebenen genügen: 'l^Mh»' neben
't'll'üh»' menschliche Natur, Menschwerdung = 'ihA'fl^l'^^ 't'i
^h»' Auferstehung. Von raehrlautigen Wurzeln dagegen ist sie
sehr gebräuchlich; St. I: A^A*^' Frische, ^IrPti»' Jungfräu-
lichkeit, 'fl'>^n:%! Fäidnis, ^M^' Philosophie, 9^'}fi^'' Ver-
suchung, fl^CH'B! Jugend, %^'B'' Gefangenschaft (ttDCDi), tf»-j^^:
Gefangennehmung (T'^'rh') u. a. ; St. V: ?i'>/Th'\*^s Verhängung. —
Ein Fremdwort dieser Form ist h'i^ti»' osjuldahg.
Aber auch von einfacheren Stämmen können durch die Endung
e sowie durch die Endung et (s. oben) BegrifFswörter (und Sach-
wörter) abgeleitet werden: fliJ&A»' Geheul (von flJj&As § 6.1),
Ih'}^' neben Hii^' Gebäude, f^ö"^' Jagd\ /li'^-flC-n^-' Krätze,
?i'>Ä^Ä.s ein Krankheitsname, vielleicht auch ö^^' Frist, 4^
"^^Yt' Holzwürmer (Gesumme) und einige der § 127, c genannten
Wörter.
c) Wie aus tt durch Beimischung eines a-Lautes et so wird § 121
aus üt dt, vocalisch auslautend ö.
a) Die betonte (Trumpf, S. 540) Endung öt, das hebr.-
aramäische üt, hat weite Verbreitung gefunden in der Bildung
des Infinitivs (s. § 125), ist aber sonst nur in wenigen, zum Teil
ausländischen, Wörtern erhalten. Einheimische Bildungen sind:
^AVi^! Gottheit (von i\9^f{\\'), 9^M\^' Eigentum, Ä'Art^^-"
Schatten (vgl. Ä'AAjOj ^'üP't' ovvxa^ig (tägliche Aufgabe, von
Tn-*s, Ex. 5), A.h^s Kot (Vit. Ad., von ^h'), ^.h^'- Niederung,
^ Vgl. LuDOLp's Lex. s. v.
2 M"^' v-4.*: v-;^^: n-'JR.! fr^^- fr;*-^.- fr^^-
^HH." 4-hlrt- -^0^5 A-'JA,- rh-^^" l^*-^'uh.' rh.«Ä.= £^
3 Gegen die Vermutung, dass ^d^' f^^ 'J'J'B ' stehe, spricht die
ältere Schreibart Vl)^:, z. B. Lev. 17, 13 F. H.
230 § 121. Nominalstämme äusserer Bildung.
Wiesenthal (vgl. äjloI^). Fremdwörter sind: V^'^H^'t'' Glaube,
]laxlu^, flü/^^'- Cassia (ii^\xJ^), ^tfi^s Heilung (jlolxof), ;^
(i^s Kasten {<L>y^\j)^'
ß) Die gleichfalls betonte Endung ö wird ebenfalls be-
sonders häufig zur Bildung des Infinitivs (s. § 125) verwandt und
ausserdem meistens, um (von Nennwörtern der Form *7fl*Cv Namen
für Erzeugnisse der Kunstfertigkeit abzuleiten: /^'üYi' Guss-
arheit, ^^i)r' mit Metall Ueher^ogenes, 'ütlti"' Gelcochtes, M^
Gewehe, Oh^C' SteinJiauerarheit , Ü'tKn: Blecharheit, *7AC
Schnitzwerk , T'fl^ ' Braten , TÖ^'P* ' Drechslerarheit, ^rh^
DrecJislerarbeit, ¥'1'A"' Fadenarbeit, C^h- Schneiderarbeit, &^C
Flechtwerk, ^^C^' Franken, (D*^'(i' Schmuck für Nase und
Ohren, Ä'O' Anweisung, *7'H(?' Beschneidung ''^. Sonst kommt
sie nur noch vereinzelt vor: ^AO- Kreuz, 4'Ä'^' Schöpfeimer,
hftCT-" Faule {yS'), h^O' Korb (Flechtarbeit, V^Oj äA/I"-" Buss,
ft^hf s und ÄChT-" Hyacinthfarbe, ^tl'}^'- Musikwerkzeug (Plur.
ff'^filr^^^' Apoc. 14, 2), 'Mri'p'! Zustand der monatlichen Beini-
gung (von 'Ihh'hs mulier menstruata, wahrscheinlich für 'Mflh'l''
1/ Uo VIII und 1/ Lf ; zur Begriffserklärung vgl. Gen. 31, 35),
hfl/^*-" und h^ft/t"s Henkel, h'fl/^-' und h^fl/^-* Haarnetz^.
d) Teils durch Lautwechsel aus ö^, teils durch Dehnung aus
der einfachen Feminin-Endung at entstanden ist die betonte
Endung ät, welche an Nomina einfacherer Bildung tritt, um
Zustandsbegriffe auszudrücken: ^V^'t' Alter (= AÜ^^TO
von AVL^"-', ^M^' Jugendalter (Gen. 43, 33) von T'h-A-' oder
Ihh', ^ß:^^' Heiligtum von ^H^tl'j '^ß:P^' Zustand des Ge-
1 Unbekannter Ableitung sind t\\\'['t Meine Heuschrecke (vgl. i>L^«x),
9iB*'\^' ^^^ ^P't'' ein stechendes Insekt, diAtl't^'l'' Pci'oian.
2 Vielleicht auch ti'i^^'^s Ei als Erzeugnis des Gaggerns, wenn
nämlich Ji'J^4''1|! (vgl. \^kÄ£.) gaggern bedeutet.
3 Unklarer Herkunft sind: ^/jK/^: ein Blumenname, rtT?: Strauss
(vgl. ^yx^), OOhtt^s Sturmwind, ^CW ' Sühn, 7fl : Seite (vgl.
m. Lex.) und 4*C^' J^orö; dagegen scheint das u in ^fl^i Kot wurzel-
haft zu sein; vgl. !uJ<£;
§ 122. Nominalstämme äusserer Bildung. 231
schiedenseins von 'V'S-*7'5 ftCJP'l" der Zustand dessen, der ftCf'hs
Siindcnvergcbting hat, ^''JjP'l's Sklaverei^ d. i. 4*31« als Zustand,
5^C^->: Ueppigheit, K'J^'/^'Th! WohlthätigJceit, worin sich K'^-^»."
erweist. Oefters wechselt dieses ät mit a^, z. B. in A'fl^'i'll" Herr-
lichkeit neben h'nfh'l"-, gh'ü^'l" Geflecht (Jud. 8, 26. Ex. 35, 22
annot.) neben fh'üii'l*'^ und at selbst genügt zur Ableitung von
Abstracten aus einfacheren Nominalstämmen : rt'flÄ'l'- Menschheit
von rt'flX:, J^fth»! ^rmw^ von 9^t\iUlr'; in 'firi^'l" /roÄe
Botschaft (nn1ti^3) scheint ä nur tongedehnt zu sein^. Aehnlich
können auch einfache Feminina von Part. pass. die Bedeutung von
Abstracten annehmen, s. § 128.
e) Ausser diesen Endungen, welche schliesslich alle mit der § 122
Adjectivendung t zusammenhängen , hat aber das Aethiopische
noch eine ebenfalls betonte Abstractendung an und wä,
die offenbar pronominalen Ursprungs ist, s. § 62*. Wie man aus
den übrigen semitischen Sprachen ersieht, erzeugte diese Endung
an einst Adjectiva und wurde erst in ihrer Dehnung zu äw, ön
auch zur Bildung von Abstracten verwandt, die von solchen Ad-
jectiven abstammen. Ihre Verwendung zur Adjectivbildung ist im
Aethiopischen nur noch in wenigen Spuren erhalten, dagegen zur
Bildung von Abstracta ziemlich häufig. Wie schon in § 62 ge-
zeigt worden ist, konnte das betr. Demonstrativum ursprünglich
sowohl an als na ausgesprochen werden: das Aethiopische, hierin
wiederum reicher als die andern semitischen Sprachen, hat auch
in der Nominalbildung beide Aussprachen, im Sprachgebrauch mit
etwas verschiedenem Sinne, entwickelt und beibehalten; die Aus-
sprache nä ist häufiger.
a) Die Endung ä'n tritt in der Regel an Nominalstämme
der ersten einfachen Bildung, und durch diese doppelte, innere und
äussere, Bildung werden stärkere Begriffs Wörter abgeleitet:
C^hl' {res an) Älter von C^^h', ^V^l- Ältersvorzug (Vit.
Ad.), -flCVJs Klarheit, Licht, r'^ml- Herrschaft, ^Cdlii
Opfergahe, /hA^T'-* BestechungsgeschenJc, ^C^lf' Abhandlung,
K'AAi^! Hass, lU^lr' Bündnis^. Zur Bildung von Personen-
^ Ebenso kann (J/**^«"^! der Zehnde gebildet sein, oder es steht für
Ol^li-fA^' wie Oa}*y'l"' Klagegeschrei für Oa}*f(D*'[''- — Ueber ?ll^'^:
und ^\\^'. s. § 128. Vgl. auch König, S. 116 f.
2 Vgl. Ewald, Hebr. Spr. § 163, b.
3 Ferner: ÖC^'}'' 9^0^11'' ^C^l ' ^-^^If'' 'üd'i'}' 1Ö
232 § 122. Nominalstämme äusserer Bildung.
Wörtern wird sie nur noch in dem Fremdwort H'Ct'^'i' Doll-
metscher verwandt. Statt an findet sich einige Male ön: in HJ^
-j^^s Oelhaumpflanzung ((j^JS) und O^GTf' Decas^. Im Am-
harischen ist an gewöhnlich in am übergegangen* und vielfach
zur Bildung von Adjectiven (z. B. l\^9^i der grosse Zähne hat)
gebraucht; auch im Aethiopischen finden sich Spuren dieses am:
^tl^9^' Bogen und Kriimmstah (von 4'fl'lh', vgl. ^jlixwJj) und
vielleicht %fi9^s der morgige Tag (Ex. 32, 5. Jos. 3, 5. Matth. 6, 30)
von lii'- (IJ^).
ß) Die Endung nä, ebenfalls betont, ist viel häufiger ge-
braucht, um von Nominalstämmen aller Art neue und letzte Be-
griflfewörter abzuleiten, die teils Zustände und Eigenschaften, be-
sonders aber Würden, Aemter, Alter, Stand u. s. w. ausdrücken
und meist unseren Begriffs Wörtern auf -tum und -schaft ent-
sprechen. Ableitungen von Nominalstämmen erster einfacher Bil-
dung sind z. B. Chtl^' Fürstenwürde (Chtl')^ •flW'C^s (hekuerna)
Erstgeburtsrang ((lYt^O), TtiCI^'- Älter {hCI') J^Ah'i'." Herrscher-
würde (^iUi), 4»J^SP«i"" Vorrang {^^9^')\ ^1f9" und Ä^^V-- Ge-
sundheit, ÖC^^' Nacktheit, löH^'- Freilassung, 11^^'- Furcht.
Das ü der Part. pass. muss vor nä zu e verkürzt werden : Ali AV
Höhe (leelnä\ AO-AO^ CT'fl'r-' Feuchtigkeit (CnV-flO? h'ühi^'
Herrlichheit (ftlh/h-')? ^^tl^' Heiligkeit, TJ&4"i"-" Genauigkeit
{T^^'), ^Ih^^'- Bescheidenheit (l^rh-^Oj *7^CV ' (gejerna)
Fremdlingschaft (*7^C")? o^li^' (müsenna) Verderben (von f^^'
iblr'), ^Ä-^J^Ts Ueberfluss (von ^Ä-f J^s), ^Aft^'T-' Philosophie
(von ^Afr^O; tertiae infirman: Ü/V-«r: Wesen (üAfl>*-')j Afb'i"-"
Verstand, ^tiS- Denkkraft, Ö6^' Gleichheit iö^ß^'l T'i.V-- Ge-
sundheit, fyoi'^f^s Finsamkeit. Auch sonst erleiden vor dieser
Endung hie und da die zu Grunde liegenden Nominalstämme
stärkere Verkürzungen : th^lr^' und fhO^' (hesanna) Kindheit
(Ih^'i'), ^tlti^' und sogar 4'ftT' Aeltestenwürde von «l'rt.ft-',
H*}'? auch ^T/f'i' Theer (^Lki*); dagegen ist A^*} -" ^«^^^ö'e ein ur-
altes Wort anderer Bildung (jlti^S ,ol^J)*, rtj&^'J' ' 'S^rt^ötw (jjLbxXu
]tOti^) ist Fremdwort. — Zur Bildung dieser Formen vgl. auch König, S. 123 f.
^ O^^Ch' ^As Becdlogus (Hymnolog.).
^ IsENBERG, Gramm, p. 33; vgl, im Hebräischen Ewald, Hebr. Spr.
§ 133, f.
§ 122. Nominalstämme äusserer Bildung. 233
9^t\^'^i (mesfemm) Fülirerschaft von ^n^-7-", 9^M\\\^' Fürsten-
würde von ^'»A^lh-"^ ^Ir'dM' Fürsprache von '[•'J-nA-*, 9^1f
M-h^'- 3[ünchs1eben von iro^\if\:, '^.COJ-^: und '^COht;: Güte
(von '3',4-'l'0- Dagegen werden in andern Wörtern die sämmt-
lichen Vocale des Grundwortes unverändert beibehalten: A«^T'
Aeltestenwüräe (A*4»0? "^fl^hv^- Messiaswürde, ax^'ü^' Weis-
heitskraft, h1\UM' Herrentum, ^;h.^"V-" Finnglceit, hC*^(D^^'
SchmiicJc (tlC1(D's), (O'CIKO-^' Jünglingsalter iahCH(D''), Ä">
IM' Jungfraiischaft {^11^-), -bPii^l^s Theologie, T'>4'4"rs
Uehereinstimnmng, 01^*^^^' Vermittler amt, Itx'hti' ^(O^'l'f^s Ver-
waistheit, A,4*-" ÄÄftT-' Erzhischofswürde, 'flA*f -" <^*PlJAT-' Ewig-
keit, hVl' h9^^\\^' das Gottwerden, Xx^Y- ^C^^' die Würde
des Aiisgchens (des heiligen Geistes), WMt\9^^' Ewigkeit. Sogar
von Infinitiven werden solche Wörter abgeleitet : 'f'h AH'I'*!' '
hündisches Wesen, 'tV^^^' Zustand des Äusgerauhtseins ('t'Ü
f'^'), ^9^tiahf^: Verzagtheit, und von Pluralformen: h9^^\\^'
Gottheit, Yxf^Ü*^^' Judentum. Durch ihre Form merkwürdig ist
die Bildung ^^ö(0*^: Knabenalter von «^^A*^', sofern hier die
Endung e sich in ew auflöst*. — Für nä erscheint nät (mit dem
fem. ^) in zwei Fällen: l'üC^^i Sklaverei (von l'üO) und
CAdV^s Gottlosigkeit (von CtlÖ') Hen. 99, 1 (104, 9 annot.) 3.
Die Deminutiva haben im Aethiopischen keine besondere
Form und müssen deshalb umschrieben werden, z. B. dld' 'iti^tl'
ein Schäfchen Hen. 89, 48.
Wortzusammensetzungen kommen im Gebiet der Be-
griffswörter nicht vor. Zwar werden die Bestandteile einiger viel-
gebrauchter Wortgruppen und von Eigennamen ohne Trennung
durch Punkte in ein Wort zusammengeschrieben, wie ?i*7H.
Ji'flrh.C' der höchste Gott (eigentlich: Herr der Erde), ?i<^rlh
^fl>-.- Mutter des Lebendigen, hdl^lrd^' Casuar (Deut. 14, 18
^xAÄ.j (dagegen fr^'i^'- 1^'- Wachs, TT^' AJ&-" Scharlach),
können aber, da das erste Wort die regelmässige Form des
Status construetus aufweist, nicht als Composita gelten. Aller-
dings scheinen aber in einzelnen mehrlautiffen Nominalstämmen
1 So auch 9^dtt'(\^'' von ^ÖA'Ü' ^^nd 9^d^'ü^'' von ^Ö^'ü'-
2 Das Wort fl'H'^'J": Halskette vermag ich nicht zu erklären.
3 Nach Hal^vy, Bevue crit. 1885, No. 13, p. 247 sollen die Endungen
-nä, -nät aus dem Agau in's Geez eingedrungen sein.
234 § 123. Bildung des Infinitivs.
Wort- oder Wurzelzusammensetzungen stattzufinden, z. B. in Ä"}
'fldW'As Käfig, Fangseil und ii'iild^' Seide (dessen letzter
Teil = (JJY«^ ist); merkwürdig ist auch ftT^CÄ*' Lauch (dessen
letzter Teil = ioji ist) und ÖT-^ß^O Aloe.
Participien und Infinitive.
§ 123 Aus der bisherigen Darstellung ergiebt sich, dass im Aethio-
pischen für jeden einzelnen Verbalstamm besondere Formen vor-
handen sind, nach denen er sein Participium bilden konnte;
für St. I, 1 die §§ 109, a und 108, c beschriebenen Formen des
activen und passiven Particips; für St. I, 2. 3. II, 1 — 3. IV, 1 — 3
der dreiradicaligen und St. I. IL IV. V. der mehrlautigen Wurzeln
die durch vorgesetztes od gebildeten Formen §§114 und 118; für
die Reflexivstämrae TU der drei- und mehrlautigen Verben sowie
für einige andere Stämme die § 117 beschriebenen. Gleichwohl
kann man alle diese Formen kaum eigentliche Participien nennen ;
denn sie lassen sich keineswegs von jedem Verbum ableiten, sondern
es hängt immer vom Sprachgebrauch ab, ob sich bei den einzelnen
Verben participähnliche Bildungen festgesetzt und erhalten haben
und welche; und zudem haben diese meistens auch die Bedeutung
eines reinen Particips verloren und sind entweder Adjectiva oder
Substantiva des Thäters geworden. Hieraus erklärt sich auch, dass
so viele die äussere Endung t angenommen haben (§ 117 f.).
Ausserdem sind besondere Formen des Participium passivi mit dem
Schwinden der innern Passivbildung überhaupt in allen abgeleiteten
Stämmen activen Sinnes fast ganz verloren gegangen (doch s.
§§ 111, b. 114 a. E.); solche Stämme gingen, um Participien pas-
siven Sinnes zu bilden, notgedrungen in die einfachen Stämme
zurück (vgl. §§ 108. 111, b. 112, b); aber auch das häufigste aller
Participien, das Part. pass. vom einfachen Stamm, wird keineswegs
mehr von jeder Wurzel gebildet. Begünstigt wurde im Aethio-
pischen diese Einbusse einer regelmässigen Participbildung durch
den eigentümlichen Gebrauch des Infinitivs (§ 181), durch welchen
das Particip in vielen Fällen ersetzt werden konnte, wie in (Dth
^Ctm^s /iT4'(^s und gehend (im Gehn) sollen sie blasen Jos. 6, 8;
n^^rh: (D%}\i er Team, nachdem er herausgegangen ivar Jos. 10, 9,
sowie durch das Aufkommen der äusseren Umschreibung eines
§ 123. Bildunp^ des Infinitivs. 235
participialeii Begriffs durch das Tempus finitum: der Mangel, dass
das semitische Participium an keine Zeitsphäre gebunden ist, wurde
im Streben nach Deutlichkeit dadurch ausgeglichen, dass die Sprache
allmählig das Particip durch die eigentlichen Zeitbildungen um-
schreiben lernte.
Ganz anders verhält es sich im Aethiopischen mit dem In-
finitiv: er wird von allen einzelnen Stämmen, und zwar nicht
nur in einer, sondern in mehreren Formen regelmässig durchge-
bildet. Der Infinitiv bringt den reinen Begriflp der Handlung ohne
Unterschied der Tempora oder Personen zum Ausdruck und tritt
insofern den abstracten Nominalstämmen oder Begriffswörtern zur
Seite; andrerseits nimmt er aber auch an der Verbalnatur teil,
insofern er dem Verbum durch alle Stämme folgt und so viele
Formen erzeugt als es Stämme hat, sowie auch dadurch, dass er
Objecte zu sich nehmen kann. Infolge dieser seiner Doppelnatur
neigt sich der Infinitiv in den verschiedenen semitischen Sprachen
teils dem Nomen teils dem Verbum zu : im Arabischen z. B. mehr
dem Nomen, im Hebräischen dem Verbum. Das Aethiopische ist
hierin seinen eigenen Weg gegangen, indem es für den Infinitiv
in verschiedenen Functionen verschiedene Formen ausgebildet hat.
Es hat Infinitivformen, welche ganz die Kraft und Selbständigkeit
eines Nomens haben: sie können alle Verbindungen des Nomens
im Satze eingehn, Subject oder Object werden, andere Nomina
im Genitivverhältnis zu sich nehmen^, Präpositionen oder andere
Wörter im st. c. sich vortreten lassen, durch ein Adjectivum näher
bestimmt werden (z. B. -nlMf-- n9^P' Hen. 8, 2) oder auch wie
der hebr. Infinitivus absolutus oder der arabische Infinitiv sich ihrem
eignen Verbum im Äccusativ zu näherer Bestimmung unterordnen.
Aber von diesem nennwörtlichen Infinitiv, wie wir ihn fortan
nennen wollen, unterscheidet das Aethiopische durch eine besondere
Form den dem Verbum näher stehenden, thatwörtlichen In-
finitiv den wir, der lateinischen Terminologie entsprechend,
Gerundium nennen werden: er hat zwar als Infinitiv die Form
eines Nomens und kann wie ein solches in den Äccusativ treten,
versieht aber nicht die Stelle eines Nomens, sondern die eines
Verbums und ist eigentlich nichts anderes als das der Zeitsphäre
beraubte Verbum*. Er kommt nur als nähere Bestimmung zu
^ Dass sie sich, wie ihre Verba, Objectsaccusative unterordnen, ist
seltner, z. B. Gen. 6, 7. Deut. 5, 22.
2 In einigen der bei Ewald, Hehr. Spr. § 280, a. b angegebenen Fälle
entspricht ihm im Hebräischen der Infinitivus absolutus.
236 § 124. Bildung des Infinitivs.
einem Yerbum finitum vor, das die Haupthandlung des Satzes ent-
hält, und ist diesem im Accusativ untergeordnet, um eine Neben-
handlung anzufügen: da die Zeit der Nebenhandlung durch das
Tempus des Hauptverbums bestimmt ist, so wird die Nebenhandlung
ohne Zeitbildung, d. h. im Infinitiv beigesetzt. Darin aber steht
er einem gewöhnlichen Verbum vollkommen gleich, dass er immer
das handelnde Subject in sich schliessen muss, indem er nach Art
andrer Nomina durch ein Pron. sufi*., in diesem Fall immer als
Genetivus subjectivus aufzufassen, ergänzt wird, z. B.: (Dfi^'lps
^T"/**' R^70' (und bei seinem Hören erschrak der König, d. h.)
als der König das hörte, erschrak er; ß»T^(h' th^Cf^'' (sie
sollen blasen in ihrem Gehn, d. i.) sie sollen blasen, indem sie gehn.
Man könnte diesen Infinitiv auch den Infinitivus absolutus nennen,
ebenso wie man in andern Sprachen von einem Participium ab-
solutum spricht. Durch die Ausbildung dieses Infinitivs hat die
äthiopische Rede eine eigentümliche Kürze und Zierde gewonnen:
dass sie aber damit nur eine auch in andern semitischen Sprachen
liegende Fähigkeit des Gebrauchs des Infinitivs entwickelt hat, zeigt
die ähnliche Anwendung des Infin. absol. im Hebräischen und des
Infin. constr. mit b in Fällen wie 10t<S npK'^l^.
§ 124 Für den Infinitiv, wenigstens den nennwörtlichen können,
da er lediglich ein vom Verbum abgeleitetes Begriffswort oder
Abstractum ist, leicht auch einzelne der oben beschriebenen Ab-
stractbildungen unter den Nominalstämmen gebraucht werden, wie
denn auch manche jener Formen in den andern semitischen Sprachen
gewöhnliche Infinitivformen sind. Namentlich die § 111, a, a. ;5
beschriebenen Formen können gradezu die Stelle eines Infinitivs
versehn; ferner die Feminin-Bildungen § 106, z. B. a^"f''t*i sterben
(Gen. 35, 18), dh't' eingeht (Matth. 19, 24), und manche andere,
z. B. 9^'ü^'h'' hommen (Jos. 13, 5); vgl. auch: *7'flM'f •' (Luc.
10, 35), dh-f-tn^' (Ex. 5, 20), 9^^Tn^h' Trf-A-: (Sap. 12, 16), -V
<J.CVh- hhii-f-' M-h^' -TrJ&A- CD^^^-h: (2 Esr. 8, 22), ob^
ÖA' blfl' Xijlh' (F. N. 33, 4). Für den eigentlichen Infinitiv
hat indessen die Sprache besondere Abstractbildungen ausgebildet,
die höchst selten zum eigentlichen Nomen geworden sind. Dabei
hat sich für die beiden Arten des Infinitivs der Unterschied fest-
gesetzt, dass das Gerundium immer nur innerliche Bildung hat,
der nennwörtliche Infinitiv aber äussere Abstractendungen annimmt,
wie sie in Nominalstämmen gebräuchlich sind.
1 Ewald, Hebr. Spr. § 280, d.
§ 124. Bildung des Infinitivs. 237
1. Die Bildung des Gerundiums schliesst sich an die
§ 109, b (vgl. mit § 106) beschriebene Form an. Sie wird durch
ein nach dem vorletzten Radical eindringendes langes und betontes t
bewirkt, das in letzter Instanz mit dem e des Subjunctivs der transi-
tiven Verba zusammenhängt.
In St. I, 1 des dreiradicaligen Verbums hat zugleich der
Radical (nach § 109, b) immer den Vocal a, und die Form lautet:
i^'llC' (mattr^) schneiden^ Uti^Ö' essen, 'TfA.*?' weiter gehn, '\
•^"^s verlassen, ^'k^- töten, 04*^C' zusammenbinden. Zwischen
Verben mit transitiver und intransitiver Aussprache ist kein Unter-
schied. In Wurzeln mediae gutturalis trübt sich (nach § 45) das
a des ersten Radicals immer zu e\ J'^rh.Cs sich erlarmen, ^\li'
sich retten, »OVlA' sagen, JflVLAs könnten, i\K/}' nicht können,
ft/uAs bitten, *^\C' seufzen, h'^li' nehmen, Ith^^^^ hinwenden.
Von doppellautigen Wurzeln immer aufgelöst: VQ."!!- reden, rh'fc'Th*
untersuchen, iflM' berühren. Von vornvocaligen immer mit starker
Bildung: fl'A.Ä*! gebären, (D%}i: ausgehn, fll^4»: speien; zugleich
mediae gutturalis: Oh^L'ü' geben, (D*ih/ll' fliessen, (D*'i/f"' ver-
schlingen. Wurzeln mit mittlerem ü haben immer die starke Bil-
dung: ^^9^'' schlafen, ^^9^- stehn, tl\^0 gehn, (Wh- kommen,
o^^^i heiss werden Job 6, 17; solche mit mittlerem t entweder
ebenso (oft in älteren Handschriften), z. B. tro^^t wenden, iP-ft«'
früh auf sein, oder gewöhnlich nach § 52: «w>J&^: (^majet, vgl.
Trumpf, S. 540), lf>h', iPj&i^-- setzen, Üf.^'- rauben, d^^'-
übernachten, ^1^(0*^ leben. Von Wurzeln mit schliessendem ü
stark: 't'ti^Ohs folgen, 0^(0*' über gehn; von solchen mit schlies-
sendem t zwar hie und da noch 0%f^' faulen (Act. 12, 23), und
zwar namentlich, wenn durch Anhängung eines Casusvocals oder
Pron. suff. der letzte Radical zur folgenden Silbe gezogen wird,
gewöhnlich aber nach § 52: rt'ThJ&s {satejje) trinken, ÜAJ&s ver-
alten, rh^'J^s knirschen, fllJ^J&: legen, d*^f^' vergelten ; zugleich
mediae gutturalis: 0hb^' brennen, ChS^' sehn (mit Pron. suff.
auch ChS"' Hen. 107, 3), dagegen mö?"' Wtl'- Sir. 30, 16; zu-
gleich mediae geminatae: '^«»J&J&s fliehn (Hen. 52, 7).
In St. II, 1 wird der erste Radical, wie im Subj., immer
mit dem vortretenden Stammeszeichen h zu einer einzigen Silbe
mit dem Vocal a verbunden, der zweite hat t, und bei Wurzeln
mit schliessendem t wiederholt sich die eigentümliche Bildung von
^ Vgl. Trumpf, S. 540. — Im Tigrina hat nach Scureiber, § 88 das
Gerundium auch mit Suffixen den Ton immer auf der ersten Silbe.
238 § 124. Bildung des Infinitivs.
St. I, 1. Beispiele: hh'^C' wissen, hMt^H"' danken^, Äftrh.^'
verderben (Heu. 19, 2), IxMl't"' ausser Acht lassen (Hebr. 2, 3),
J%'>lfl>- . ■^(;e^Z;ew (Ps. 89, 6), At/h^r^', IxO^nh', hIdC', h
d^', hX'h', von Ma^' hi9^', von M^' hi^9^' u. s. f.
In St. III, 1 haben nach Abwerfung des Personalzeichens
des Subj. der Stammesvorsatz und der erste Radical den Vocal a,
der zweite t ; im übrigen wiederholen sich die Eigentümlichkeiten
der Wurzeln mit mittlerem und schliessendem t: 't'f^'^iijh' sich
erfüllen, 'f'ÜdÖ' gesät werden, 'l"^d*C' sich schämen, '^#w>Jg,^:
sich wenden (Luc. 22, 32), '^<i.'|;fl>•! gelüsten (Num. 16, 15), ähn-
lich 2 Petr. 3, 10, i-lfti^ = , -f-aoli^a^'', -VinX'^ -t-^^h',
-1-01"%^ 'y i-ai'^ö'', i-iP^fP- ehrest, 72,1, i^^P-mh •
G. Ad. 17, 8; mediae gutturalis: 'tlth,/^' sich entziehn, 'f*lt\'\'^'
Sap. U, 16 und von 'f'9^00' '['9^%Ö' mrnen. In St. IV, 1 hat
der erste Radical dieselbe Aussprache wie im Subjunctiv: Ixti'i*^
"Irh' sich freuen, i\h'f''üd\\' die Kniee beugen. Uebrigens sind
die Infinitivbildungen der Stämme II, 1, III, 1 und IV, 1, die im
ganzen seltner vorkommen als die von St. I, 1, noch nicht ge-
nügend belegt.
Auch der Infinitiv des Steigerungsstammes ist in I, 2
bis jetzt noch nicht sehr häufig gefunden, ist aber aus dem Sub-
junctiv, der nach dem ersten Radical immer a und in Wurzeln
mediae gutturalis e hat, leicht zu bilden und unterscheidet sich
von dem Infinitiv von I, 1 nur durch die Verdopplung des mitt-
leren Radicals: 'i^^Q' erblicken (2 Cor. 5, 19), <{.Ä^J^s vollenden
Job. 17, 4, h»:tT'." beherrschen Esth. 3, 14 Z. 4 aper.; JP'VLC •"
lehren; selbst von Wurzeln mit mittlerem t wird er ähnlich wie
von I, 1 gebildet: (l\^^' genau wissen (Ps. 21, 18. Jac. 1, 24).
Noch seltner ist der Infinitiv von II, 2, z. B. h^ltl^C' in Erinnerung
bringen, h^XuC' 1 Cor. 11, 28. Häufiger ist er von St. III, 2:
+Ä'TiC' sich verbinden (Hen. 19, 1), '^'^U«C' versucht werden,
'l'i^%ah' Fleisch tverden (Hymnol. Musei Brit.), ebenso 't'd^'H*?
't'l'*L^'', i-OI^^', i'ÄA.fl^.-, 'tld.Ö', i-flJlUA--; von Wurzeln
mediae gutturalis: '^A'^.A! sich erheben (Ps. 87, 16), '^J^!tC '
unterrichtet werden, '\i*?k\C' gequält werden, 'i'?C\lf' reiten"^.
Von St. IV, 2 z. B. hh't^'hi^li' vormehn (Encom.).
1 Marc. 8, 6 hat Platt eine unrichtige Form.
2 Vgl. auch: 'f'^hj^- Eph. 6, 15; i^OVO Num. 5, 6; 'f'dX^'
2Petr. 1, 21; -f^tld.Oh'' Hebr. 11, 1; 'f-h"3:'} -" Hebr. 11,35; 'l'd.'^Lih'
Ps. 64, 11.
§ 125. Bildung des Infinitivs. 239
Der Infinitiv des Einwirkungsstammes ist in St. I, 3
und II, 3 noch nicht belegt, konnte aber zweifellos gebildet
werden; von St. III, 3 z.B.: 'l^PÜJi' sich versammeln, 'l'AUJis
sich bcivegen; i"^/iT •" einhandeln (Gen. 43, 2), 't'^h^C- beraten
(Matth. 27, 7), l'P'b^^"' streiten (Job 35, 2), IXh'i?^'' für 'Mft
i^y*' es künstlich zurichten Sap. 13, 11; von St. IV, 3: htl'l*^\
^9^' sich abmühen (Luc. 15, 8), txM'^ÜJXh'. bereiten (Jos. 9,2)^
Von mehrlautigen Wurzeln: St. I: 4'T^T- zertrümmern
(Luc. 9, 39), «^rt.^: ^u Grunde gehn, 7"Ä'7'-J^= '^ anklopfen (Luc.
12,36), 'VC1''9"'' verdollmetschen, Ä'JT.Ö-' erschrecken, I^A^A-"
verdreht , H^'kih' fesseln, •f'fUfli' mischen (Gadla Lalibala, ed.
Perruchon, Paris 1892, p. 39, 1. 19), 7"7J^^-' zögern (xMatth. 25, 6),
%Vahs gefangen nehmen Eph. 4, 8. Ps. 67, 19; St. II: ho^l^'H'
in Not bringen, h^thtL^' (iifiit Pron. sufF.) verzeihn (2 Cor. 5, 19),
hAA.A: entfernen {Chrest. 73, 7); St. III: 't't^l^'ü' in Not
kommen, '^<^C7*•'H' sich stützen, 'f'^ll^hx' gemischt werden, i*
'P'ferh'' gefesselt werden, 't"?Afl,'fl-" sich verhüllen, 'f'%^(B*: ge-
fangen genommen werden, 't'h*^'^^' sich hinzieht, "l'Ü^J^fl** sich
gegenseitig erzählen (Gad. Lalib. 39, 12); St. V: hlrfl^ti^Ö' aus-
breiten, h'i^Ö^iO's andächtig sein, h'i (U'üfü^'ü' träufeln, Ml
fi/1' sich versammeln (1 Cor. 5, 4).
2. Der nennwörtliche Infinitiv hat in der Regel eine §125
besondere Form. Zwar dient im einfachen Grundstamm die in
§ 124 beschriebene Form zugleich auch für die Fälle, wo der In-
finitiv mehr als Nomen gebraucht wird, und wird in diesem Sinne
weit häufiger angewandt als die besondere nennwörtliche Infinitiv-
form, welche auch dieser Stamm bilden kann. Dagegen ist in den
übrigen Stämmen der substantivische Gebrauch jener ersten Form
überaus selten. Vielmehr hat in allen diesen Stämmen der nenn-
wörtliche Infinitiv eine besondere, durch eine äussere Abstract-
endung gebildete Form, und auch St. I, 1 kann eine solche bilden.
Die Endung ist öt, abgekürzt ö, § 121, und ist stets betont (Trumpf,
S. 540). Die Bildung selbst ist in St. I, 1 von der Bildung in den
übrigen Stämmen verschieden.
In St. I, 1 tritt öt an die Form des Gerundiums als Abstract-
endung einfach an, z.B. von rh3:K"" bauen: ghi,^^'- Ebenso:
0*01" bewahren (Ps. 18, 12), h'^V^'- glauben (Matth. 13, 58),
d^h'1" helfen (Ps. 21, 20), 'h'^L^^'- suchen, 'id.fl^'' reden, (Dd
F*^'- herabkommen (Hen. 63, 10), fk^^^' stützen, 'tii^P^'
1 Andere Beispiele Deut. 11, 14. Ex. 18, 16.
2 In Platt's Ausgabe unrichtig.
240 § 125. Bildung des Infinitivs.
folgen (Joh. 13,36), irt,/^^:, nKJ^rH^«:, H^JP^-r Äfl^l--, h«^
'f^^' (Gen. 48,10. Apoc. 5, 3), htuG^' (Matth. 12, 29), O^P^^i
(Deut. 2, 3), HXfl^.- (Tob. 12, 8), i-Xv^t^^' (Num. 7, 1), 7a<^1--
(Deut. 17, 16), 'TffUAk^s (Ex. 2, 3), n'EAkl': (1 Reg. 7, 13. Sir.
42, 6); mediae gutturalis: JP'rh.lfi'Th s schonen, WLl^'^T' können^
lih/\'^' nicht 'können^ Ji'l^H'lh- nehmen, ChP'l'- 5e7^w, Crh^^^^s
zurückweichen ; mit wurzelhaftem I in der Mitte : l^fi't'^ früh auf
sein (Ps. 126, 3), hß>F*^' treten (Hen. 4), jedoch auch verkürzt:
lUP-^' (Gr. Ad. 22, 11), *^rn^! wenden (Org.); mit wurzelhaftem t
am Ende: '^CP■'^5 wählen^ (JftP"^= vergelten. Indessen ist diese
nennwörtliche Infinitivform des ersten Stammes fast nur im Ge-
brauche, wenn Pronomina suff. antreten. Denn da nach § 123 die
thatwörtliche Form mit Pron. suff. den Sinn eines Gerundiums
trägt, z. B. in Oi(\f'^' indem sie bewahrten^ ^Ö?^' Sir. 30, 16,
unterscheidet die Sprache die Fälle, in denen der Infinitiv mit
Pron. suff. diesen Sinn nicht haben soll, durch eine besondere Form,
sodass z. B. Q^il'f'O^^ s bedeutet ihr bewahren, d. h. entweder:
das, dass sie bewahren, oder: das, dass man sie bewahrt. Die
abgekürzte Form auf ö kommt dem Stamm I, 1 nicht zu^.
Die übrigen Stämme der dreiradicaligen und alle Stämme
der vierlautigen Wurzeln bilden ihren nennwörtlichen Infinitiv aus
dem Subjunctiv^ durch Abwerfung der Personalzeichen und An-
hängung der Abstractendung dt oder ö, wobei in den Reflexiv-
stämmen das a des zweiten Radicals durch e ersetzt wird; 1 kann
nach dem zweiten Radical nicht stehn. Zwischen den Formen
mit öt und ö besteht kein Unterschied in der Bedeutung, sondern
zunächst nur ein Lautunterschied : die abgekürzte Aussprache ö
wird überall angewandt, wo kein besonderer Grund die andere Aus-
sprache fordert, und selbst ^ dann beibehalten, wenn der Infinitiv
in den st. c. tritt, wie in h9^^Yi'' ^P^' Götzendienst, hhf^C'
i-h^^^H'- Sap. 8, 8, hh9"Cr= ^T-P' 1 Esr. 2, 11, i^^fl^JP: h^P
AÄ*?' Bar. 4, 10; die ursprüngliche und längere Form auf öt tritt
durchwegs vor Pron. suff. auf, wie in hM' Ji^^hC^'/'h' er konnte
dich nicht versuchen, und wird auch wohl sonst hie und da für die
abgekürzte Form gebraucht, namentlich wenn es darauf ankommt,
den st. c. oder den Accusativ, die in der letzteren nicht unter-
schieden werden können, § 143 f., deutlich zu bezeichnen. Im Sinne
eines Gerundiums kann keine der beiden Formen gebraucht werden.
1 Doch s. Deut. 15, 10 (0*^(1:. ^ g dagegen König, S. 163.
^ Anders als im Aramäischen.
§ 125. Bildung des Infinitivs. 241
Stamm T, 2: VK'(?s blicken, h'üfi' sich vergehn, hhi^-
(nasseho) Reue empfinden, h"'JT" richten, (i\(\' iveise sein, IDAfH:
vertauschen, (DC9^' iverfen, P'flfls jubeln, ^(0*W: sanft sein, m
JR4»= genau erkunden, "liAP"' überlegen, AAP"' beten, thtl?*' lügen^
Vfi\.9^' sein, aber mediae f^ufcturalis: 9^\)^' lehren (1 Cor. 9, 14).
Mit öt: >K-r?l" flJArivl-' n^y'l'. V^^l'- {Chrest. ib, 20) T
lilT'l'-' ^ u. s. w.
Stamm I, 3: flCVi: und f{Coh" segnen, hCXl' und flCCT'l"
gründen, Arh^^ und Arli?*']!"' trauern,
Causativstämme: St. II, 1 : h^^d- und Yx^^C^*- lieben,
htlih-f'' verführen, hC9^H^' ruhig sein, hh^^C' wissen, h(0^
'^F'' ivenig machen, ixTC^' in Besitz nehmen, t\C'h9^' öffnen,
hCah?-: bewässern, h^T^^h^'-, ?iTdP">--, h9^öP', hCOh^'
(G. Ad. 116, 11), hH^h^', hT-f^^', h^hOhfi' und hfh^fi' (Sap.
5,11), Kn.-f: (IReg. 3, 3); aber Ä4"P'- und h^-^'h: stellen,
hl'f''', M-^h Yx-Üh'. St. II, 2 : KA-nfP- und KA-dJ^^s unter-
richten, JirhAP"! erinnern, ixiiht^' entfernen, h^'^Ylt^' (Judith
8, 26), hiP'i?'^' (Chrest. 44, 28), hfi^^^' "i^C»^' (G. Ad.
23, 8)*; mediae gutturalis: hAÄ/t**' erheben, Ji'Thrh'f'' erniedrigen.
St. II, 3 : h't^'/^' und h^^t^^- Beileid bezeugen.
Reflexivstämme: St. III, 1: 'hA-fl/^s und i'A'fl^^s sich
anUeiden; mediae gutturalis: 'tC^P' sich öffnen; von 'i^lr^^h'-
-tl^^h- und i-7/^^-1-! 5ic/i er/ie&m; -i-tlF^'-, -^fl^F-' und -h
rtJ^/^lhs vertrieben iverden; •f'lij&p-s und i'ÜJ&P''lhs vernach-
lässigen] i^ODf^fti: (Chrest. 44, 28) sich wendest, '}ro^ahh'^ i"
Of^Ohyt^i und 't'i^^h^' besiegt werden, i'<f*'}P-s dienen, 'tC
?if-." erscheinen, i'iPT^ •" antworten, 't'iD^Cs und i'W^G^s
behauen werden, i'i^.Arn -' (Chrest. 44, 24; G. Ad. 11, 19;
127, 16), -h^/DCrh: (CÄres^. 44, 26), -tiDCP^'- (G. Ad. 24, 8),
i-m-nfl! (Prov. 8, 5), i'RT'-- (G. Ad. 53, 16). St. III, 2: -f-
rh^^s und •f'gh^fi't"' erneuert werden; 'thUl^' gehorchen, 'hiP
1?*' Fleisch werden, 't*mj&^' und '^mJ&•P'^' 5^c/^ Gewissheit
verschaffen, i'01'^'' und '1*01?'^' sich enthalten, i'^Ohfn^;
mediae gutturalis: i'AiJA--', i"Th/]h'?-"j i'J&U^-", 'i*9"öP' und
'v9^P'. Aber zugleich primae gutturalis in beiden Stämmen:
'f'Yi'hP ' brüderliches Verhalten, i'lti'ht^'t" ' fortgesetzt werdest.
St. III, 3: -l-^^nG' und i'<7'7Cr1-s stc/i unterreden, 'Ir^Üttr- -t^
^ S. übrigens Deut. 31, 27 annot.
2 Doch s. htl'i-P^' Gal. 3, 8. 18 mit Uebergang aus II, 2 in II, 1.
3 Eph. 1, 16 hat Platt 't'\i\\(^^'"
D i 1 1 m a 11 n , Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 16
^^^ § 126. Genera der Nominalstämme.
•>/%■ -tyahWs -t-HohpH'" {Chrest. 45, 26) i-AUP-l^» (G. Ad. 123, 12)
-t^lh^?^^'' (ibid. 136, 28) u. s. w.
Causativ-Reflexivstämme. In St. IV, 1 erscheinen die
beiden Aussprachen des Perf. (§ 98) wieder: htl'l''(\^P' und h
tl-t-n^P^', htli-Ch?"' und htl-tCh?-^'', htl-th'üF'', htl-t
h-üP-^' und hh^h-üF-'-; St. IV, 2: hfi-tOir- und hil-tOl
r^', htl-t-h^fi' und htl't-^f'Ö^' ; St. IV, 3: htl-tP-üh' und
Äfti';''n^^.", ^Ai'-hio-Hs, htl't'h^'^'', hlt-t^^P-, Äfti-4-
4»^! (Num. 26, 63).
Mehrlautige Wurzeln: St. I: (LlffPs und (UliP^', 00^
^P' und oahf^9^^h •f'T^'rn: und ^'T^rn'h rtchp-l'!, 11k
t\r^''\ St. II: Ä^^Ä-fl! und Ä'^TJ^fll-:, h^'h-üC-, tx'^h'T',
hU^P' und M\|)Ä-}P^!, hft**JP- (G. Ad. 137,22) und txh
**P^Th- (ibid. 108, 12; 135,19; 137,21), K^hTP--; hÄ-A^A*"
hC^flir»^:; St. III, 1: i-^7J^-fl: und i'^'JÄ-nl'-, '^%fl^^.^
i-h'JA^:, i-'^'^ö^-, i-^r^VCir'' -tiici?*', i-h'Ji'A^A--;
St. III, 3: i'rt'i'hA«.- und dhlll'i'?iA«'>:, i-rt^^iJ": -tmfiOhfir:;
St. V: K^^A^/t-s (are5i5. 76,1) und M+A^A-^-", MAA?*"
und hlfitl?"^'^ h'^ATrn:, hT^A;]hArhs, hllCIG^', hlZl?-'
II. Die Bildung der Genera und Numeri.
1. Die Genera der Nominalstämme.
§ 126 Die semitischen Sprachen haben die Unterscheidung eines
Persönlichen und Unpersönlichen (oder Neutrischen) an den Gegen-
ständen der Wahrnehmung und Vorstellung längst aufgegeben^;
die Semiten haben vielmehr vermöge einer lebendigen Einbildungs-
kraft alles seiende als lebendig aufgefasst und unter den an allem
lebendigen erscheinenden natürlichen Gegensatz des Männlichen und
Weiblichen gestellt. Auch die unbelebten Gegenstände, Sachen
und Begriffe, werden je nach der Anschauung, die der Geist eines
Volkes davon hat, entweder als männlich oder als weiblich oder
als beides zugleich gedacht. Auch das Aethiopische kennt nur
diese beiden Geschlechter. Für das, was andere Sprachen neutrisch
auffassen, kann nun zwar in den semitischen Sprachen das weibliche
Geschlecht eintreten, sofern dieses gegenüber dem männlichen das
schwächer persönliche isf^, und in der That werden reine Begriffe
(Abstracta) gerne als zeugende und gebärende Kräfte aufgefasst,
1 S. Ewald, Hehr. Spr. § 172, a. 2 Yg\. aXdV^' 5'««5'^«?i7-
§ 12G. Genera der Norainalstämme. 243
also weiblich gebildet. Aber viele Sachen und Begriffe erscheinen
doch dem Geiste auch wieder nicht so entschieden schwach und
weiblich, dass er ihre Namen ausdrücklich als weibliche bezeichnen
wollte; sie bleiben darum ohne besondere weibliche Bezeichnung,
und da, wie sogleich gezeigt werden soll, auch das männliche Ge-
schlecht keine besondere Bezeichnung hat, fallen sie der äussern
Form nach mit den entschieden als männlich gedachten Wesen,
Sachen und Begriffen zusammen. So kommt es, dass sowohl das
Masculinum als das Femininum zum Ersätze des Neutrums anderer
Sprachen dient. Und wie in der Stammbildung der Substantiva
so zeigt sich dies auch, wenn im Aethiopischen das Neutrum von
Beschreibewörtern oder Deutewörtern ausgedrückt werden soll: man
gebraucht dafür bald das Masculinum, bald das Femininum, ersteres
jedoch häufiger, und zwar namentlich im Gebiete der Deutewörter
und der mit Fürwörtern zusammengesetzten Wörter, z. B. Tffl^Ji'fc!
das ist, h^lf! solches (Matth. 9, 33), ll^th'- solches (Jos. 11, 15),
IH-U'- dies (Ps. 41, 4. 61, 11), h^'^'^d'' IHi:' nach diesem
(Jos. 24, 30), ^09^tl^' llir 'i^' ausser diesem, ?|tf»-T"(:: selUge
Dinge (Matth. 15, 18), Yi-lt"- alles (Jos. 23, 14). Seltner ist das
weibliche Geschlecht, z. B. Y^^'t'' H'fc' dies ist geschehn^ oder beide
neben einander: fllftü: (Ith'tl^- und nur hierin (Gen. 34, 22),
H' dies (Ex. 17, 14). Auch bei Beschreibe Wörtern genügt oft das
Masculinum: 'IbC' das Gute (Matth. 19, 17), 'flli-^! dd^'- vieles
andere (2 Cor. 11, 28), M)-^' das Böse (Ps. 33, 14), 1^9^' Hehres
(Ps. 105, 22), iP^^je.! Gutes (Ps. 24, 14), +^'^! das erste (sehr
oft); häufig steht aber auch das Femininum: W^f^'V' das Gute ^
das Wohl (Jos. 21, 43. Hen. 20, 5), H-fc-" iJÖ-fl^«' dieses Schwere
(Ex. 10, 7), 't'fliJ'Ths (Dh'iil'l'' ein Männliches und ein Weibliches
(Gen. 1, 27. Marc. 10, 6), hhji"- V?'ii"' ip^JK.-" Böses für Gutes
(Gen. 44, 4. 6); vgl. auch A;]h3fl1'-' 'ü\t'^' vieles Rauhe (Chr. ho. 30).
Fasst das Neutrum vieles einzelne zusammen, so steht dafür gerne
der Plural, im Pron. meist masc, im Beschreibewort meist fem.:
(lfl,^'Vs {grosse Dinge) Grosses (Ps. 105, 22), gh^^^' Neues
(Hen. 106, 13), öd-d^' Erstaunliches (Gen. 49, 3), ^a^h^'- Ge-
heimes (Ps. 43, 23), ^Ä-A-hs ^^filsÄllerheiligstesiUehY.d, 3) u.s.f.
Was die Bezeichnung der beiden Genera betrifft, so
hat das Masculinum keine besondere Endung; sein Erkennungs-
zeichen besteht lediglich in der Abwesenheit der Feminin-Endung.
Das Femininum hat als Zeichen eine an den Stamm antretende
Endung, die ursprünglich at lautete^, im Aethiopischen aber, wie
1 Ueber den Ursprung dieser Endung vgl. Ewald, Hebr. Spr. § 173 a.
16*
244 § 127. Bildung der weibliclien Nominalstämme.
in den übrigen semitischen Sprachen, schon manche Lautwechsel
durchlaufen hat. Einerseits nämlich stumpft sich der ^-Laut zu
einem blossen Hauche ab, unter dessen Einfluss sich das a zu un-
veränderlichem ä dehnt (womit ät nur selten wechselt); dabei
geht der Hauchlaut selbst verloren (§ 47)^. Diese Endung ä* ist
im Aethiopischen zwar nicht gewöhnlich, kommt aber sowohl im
Gebiet der Nomina von Begriffswurzeln als in dem der Fürwörter
noch öfters vor und ist in einem Falle sogar in den Stamm selbst
eingedrungen (§ 129); selten trübt sie sich noch weiter zu e.
Andrerseits verkürzt sich die Endung at durch Abwerfung des a
zu blossem t ^, das sich dem Stamme eng anschliesst. Diese Endung,
im Arabischen selten, im Hebräischen häufiger, ist im Aethio-
pischen die gewöhnliche Femininendung und kommt namentlich in
der Feminin-Bildung des Beschreibewortes fast überall zur An-
wendung. Eine weitere Feminin -Endung, i, im Gegensatz zu
masc. ^, ist dem Pronomen eigentümlich und wird mit diesem
beschrieben werden.
§ 127 Im einzelnen ist über den Gebrauch dieser Endungen und
die Art ihrer Anhängung an den Stamm folgendes zu bemerken:
1. An Substantiva tritt
a) die volle und ursprüngliche Endung at^ zumeist an
die § 106 beschriebene zweite einfache Bildung von infinitivartigen
Begriffswörtern, obgleich sich auch schon hier in einigen Ab-
leitungen von vornvocaligen Wurzeln die rein consonantische
Endung t geltend gemacht hat {'Vl^- 4»/*'^: 'l'ü^^ «i-fl^O?
neben andern Bildungen, welche die Form CRI"' C^'t' haben*.
Abgesehn davon kommt die volle Endung nur noch selten vor,
nämlich von Stämmen der ersten einfachen Bildung, § 105, wobei
freilich die betr. Feminina von den zu Sachwörtern gewordenen
weiblichen Abstractbildungen § 106 nicht mehr durchwegs genau
zu unterscheiden sind: Ä'*7i'lh' Fledermaus, Ä'^^'lhs Reisetasche
und einige andere § 105 a. E. aufgezählte; auch fiffo^s Knoblauch
(Dlti^, l*^J, j^oi); von ^jT»: (§ 105) 'ioo^^i Jahr; ebenso <74*^5
weibliches Kameel i»^i^\ h^'"^' Elle und ÖO^' Strauch (von ob'
1 S. dagegen Pbätorius, Amh. Spr., S. 167.
2 Hebr. n«, arab. ^^^, aram. K-, jL.. S. jedoch ZDMG XV, S. 145.
3 Wie im Verbum, s. oben S. 182, § 101, 2.
* Vgl. Philippi, Beitr. z. Ass. II, S. 379. — Zur Betonung s. Trümpp,
S. 540 f.
§ 127. Bildung der weiblichen Nominalstämme. 24o
Baum)^. Von Stämmen der zweiten einfachen Abstractbildung,
§ 107, y^ ist die Feminin-Form, die (im Gegensatz zu den Anssage-
wörtern derselben Bildung, § 128) stets auf at lautet, sehr selten:
fl^h'Th' Segeiiy 'VtiO^'^' Nachfolge. Auch sonst findet sich diese
Endung nur noch selten; von der Bildung § 108, b: Ä^4"T[" Kuchen
(neben Ä^^»-*)) (0^,^'1^' Zipfel und ein älteres Wort •^fl.Vl"-"
Käse (nr:D5), verkürzt •^'flV'l"; von einem Infinitiv § 109, b: "If
m.h'Th! Sünde (Fremdwort?, '\Th' sündigen Hen. 20, 6); von
einem Part. § 109, a: fld^'t'' (für säriat) Spinne (VrinT, vgl. gl;^)?
von einigen durch vorgesetztes <^ gebildeten Sach Wörtern (§ 116, a)
von Wurzeln mediae ffeminatae nach arabischer Weise*: <^ÄA'h'
CS ^
Zelt (x-Ui2>o), aofi^^i Grundlage (statt der starken Bildung tf^ti
^C'ThO? '^flA'Th' Wittwenstand (vgl. ^^ij ^3). Mehrlautige und
fremde Wörter sind z. B. : Ä.^Jl'! Waldgeist (iüljl^), ^«7^^:
und 0^1^^^' (nnljp) Leuchter.
h) Die abgestumpfte vocalische Endung ä wird besonders
häufig gebraucht, um aus abgeleiteten Stämmen Abstracta zu bilden
§lll,a: durch die schwerere Endung unterscheiden sich diese
von den entsprechenden Bildungen auf at vom einfachen Stamm,
wie *7'fl^'lh'' i'Afl'l''- Selten findet sich ä in der Abstractbildung
vom einfachen Stamme (§ 106 f.) und wechselt dann meist mit at:
l^P' und '>^7^.- Mangel, 1^^- und 1^^^' Hälfte, ^hl^'
und fh'i^'t'' der Bau und das Bauen, sowie T^^s und T^f-^s
Flucht, ^;^! (Jud. 19, 5 annot.) Stück = ^^'', ^th^'- Schwur;
oder zur Bildung stärkerer Abstracta von Nominalstämmen der
ersten einfachen Bildung (§ 105): h9^^ ' Gruss, '^rM -" (und
o^d\f{') Schwur, <^fl^■;^: Aas, A'fl'h-" Gebilde^. — Aber
auch in vielen Aussagewörtern verschiedener Bildungen und in
vielen aus Begriffswörtern zu Personen- und Sachwörtern ge-
wordenen Stämmen, zumal in uralten oder in ausländischen, ist
1 Ueber fi'(\}\^' Menschheit vgl. § 124, d; 'flj'^: Geschenk (njp?)
und «7i"^: Korb (vgl. "ää.) sind unklarer Abkunft; dl^^' Schlachthaus
ist sÜLä-j 4»T'1*s ÄiacTieZ siJS* (np)? (0*^^* ovyxla iU^^ ^^^^
2 Ewald, G^r. ^r. § 434.
3 üeber M'^fi: s. § 137,4, Anm.
246 § 127. Bildung der weiblictien Nominalstämme.
die Feminin-Bildung mit ä häufiger als die mit at. Von der ersten
einfachen Bildung § 105: '^'i'- Stakte {'^x1a>), ^^: Hinterhalt
(n|:i)M i'^^' Coriander (sjJiS-), OA^-" Aloe, 'fe^^s und 'feAl's
Thal, -^A' Sand {Q^\ ^^: Kall (s^^i), \\l^' Becher {^y^\ %^''
Reihe (^^, HD^), ^^' und 1^'- Halskette {VA^\ Ä.V- Wohl-
geruch, H.^s Harmonie, ImIi*' Helm, XA" Palmtraube; mit mitt-
lerem ä (aus ö): ^^s Finsternis (l/mtO), 'i'A' Gehirn (vgl. Jb und
^n3); wohl auch H^^s ifwÄe (yöli), 'h^-' und rh^-" ITeer (sofern
in, >Ä- zunächst den Freien, dann auch wohl den Krieger be-
deutet*) u. a.^ Von Stämmen der Bildung § 107,7 ^^^ andern:
ihtr^fi: Schnee (tX^), rt+A = ^e^^ M^ = Fell, hl^' Bug,
hft^-' Armspange, hi"^' 5pi^^e, Kft'i"" Erdbiene (^t\>j^), fl*»!!
neben ft^?is Friede, '^rhH • Jugend und Jüngling (vielleicht
Ä^«?! iMs hflJA-" +ÄAs §lll,a), rth»«7-" Fusssohle (wohl von
einem Part. pass. der l/]rii^ abgeleitet). Von Stämmen mit vor-
gesetztem ff^, § 116, ist die Endung ä, vor welcher sich die vorher-
gehenden a zu e senken müssen, sehr selten: J^ÜCh' Beute, 9^1)
AA' flehentliches Bitten, 9^'Y'lf^' Köcher (xaää-)*; ein Fremdwort
scheint oo^{\^i und «^J^-fl^s Wüste zu sein (ijnp). Von
Stämmen mit t nach dem zweiten Radical, § 108, und von Parti-
cipien § 109, a kommen einige, zum Teil stark entstellte Feminina:
\\Xfl' Gemeindeversa^nmlung (xaaaxa5^), rtA«h' und iitiM' Cassia
(k-^A^A*/), -fltH' Hörn zum Blasen; wohl auch (DdM' Jugend,
Jüngling (mit e aus ^, vgl. auch König, S. 117), fl*feA' Bohne
(vgl- cs-^'^:')' '^•^*^s Strafe, WUK' und V\XA-" Nichtiges, Schmutz,
Kot u. s. f. Ganz dunkler oder fremder Abstammung sind 'f'lft^s
1 Unbekannter Ableitung sind: \l*A\iWeide, *7^«' Honigwabe, T^"?!
/Sc/iaZZ (Sir. 50, 18); über ^^: und K'^: s. oben S. 81, §47.
2 "Wofür bestätigend ist, dass gli/g^: hie und da Offizier bedeutet.
3 Fremdwörter: f^ : und f^fis Pech, ^(0^n\s Jota, ^S{i Böse,
^«If: und ^«'H' ^6?s; J9^: Halseisen (:i5?); onomatopoetisch: t^^J^s jRa&e,
T-p: und 7*5^: Nachtrahe.
* 1^'VÖ'i'«' für ir"^ö'}*i'-' gehört zu § 122,^5; ^']lpf^: Belohnung
ist dunkeln Ursprungs.
§ 127. Bildung der weiblichen Nominalstämme. 247
Schult erhlatt^ iitiji' Tafel {oeUda) w, a. Besonders ist diese Endung
auch bei mehrlautigen Stämmen in Gebrauch: Ä'fl'f'^s Zelt^ 4*
S^-h^.: Schnalle, Ä'>7"A.' und ft77«''\->: Lilie (wohl: jungfräu-
liche), fl/il^'- Wagen, d,!^^' eine böse Krankheit, J^CI^V- Zeug,
Stoff, ö'}^^*'' Bienenzellen, J^T-A*^: oder J^A?^*^: x^^^^^^^
(Sir. 21, 21), -nCM^i Pergament, öin^l.' Leier-, ^ncn^-" Brenn-
nessel, Ä*^hA" Bornen. Das sonderbare Wort hlfß^Q^' und hlf
'^Q^' (Hebr. 12, 8) vo'&og scheint eigentlich zu bedeuten: was sich
alivendet, aus der Art schlägt (iDH? y^^)) als wäre i\lif^(\C' ein
von St. V abgeleitetes Adj.; ebenso wird K'il^h' Brust (von
'h'^h' klopfen) das Fem. eines nach § 112, b gebildeten Be-
schreibewortes sein.
lieber einige Pflanzen- und Tiernamen, welche dieser Bildung
folgen, vgl. § 131; über H^l^- und H-fl^ : § 113 a. A. Auch
Wörter auf ja (ausser den § 140 erklärten) kommen vor, welche
als Feminin-Bildungen von Beschreibewörtern mit der Endung i
(§ 117 f.) aufzufassen sind: rt<i,A^s Hammer (wie von rtiCA^s,
l/"Tis), rh'flA^-' Beute (was durch rh-flA' erworben ist), hlldx
't'f' Beif^ Schnee, Schlössen (von hllth'h' verderbenbringendes),
9^'t'V!^' UnJcraut (was wüste macht, oder zur Wüste gehört, von
(54^^)5 vielleicht auch blibf' (für bliblif' summende oder sum-
mender Schwärm) ^.
c) Nur sehr selten trübt sich dieses ä zu e*, wie es scheint
meist in Wörtern ältester Bildung. Hierher gehören zunächst
einige Wörter mit u als drittem Radical : ipC^ • Balken (vgl.
'^.)^\ hC^' Tier (n:."li<), flC^' Heer (vgl. '4.y^)^; sodann viel-
leicht die Pflanzennamen 'hAH»' Flachs (auch OIb' Linnen?), llC(\»'
Myrrhe, HÄ.' eine Baumart; einige Tiernamen: 9^! Motte (DD
^y^), ^^ft»'- Chamäleon, n- Elephant (^T), AT'*» Habicht;
ausserdem vielleicht auch T,*^! Nehel (r*^): UÖfl»' Mist (j^*i*),
o^^o^.i ^^^^^ (PI qa^fif^t, wie ;5pi ^^L^i), 'fe/^m,' (Z'roi^/')
^ 'lh'flA^'"5 'lh'flA9S5 'Th-flAJ^' (Ex. 28) SchulterMeid scheint ein
Fremdwort zu sein (oder von ^£^0 abzuleiten?).
— T
2 Hebr. H—, Ewald, He6r. 5pr. §§ 173, f und 176, a; vgl. auch arab. ^^^.
3 Vielleicht auch OO'^'Qi Bündel,
* S. Num. 19, 17.
248 § 128. Bildung der weiblichen Nominalstäranie.
Beimagen. Vgl. auch <^?iH.s, T.H.S, 6^*%', hj&'fc- u. s. f. Frei-
lich ist es von mehreren der genannten bis jetzt noch ungewiss,
ob sie nicht zu § 118, 7 oder zu § 120 a. E. gehören^.
§ 128 d) Die consonantische, engangeschlossene Endung
'Ihj vor welcher nach §§ 35 und 36 ein langer Vocal in geschlos-
sener Silbe regelmässig verkürzt wird*, verwenden die meisten
Concreta, die nicht die Endung ä (§ 127) annehmen, zur Feminin-
Bildung. An Stämmen der ersten einfachen Bildung findet sie sich
allerdings selten: tdl't"'^' Grund neben ftjfl'h'lhs (vgl. l^ojk.),
/^'ÖC'Ths Haar (seert^), '^'h^'- Türe (j^^), Xi'iijlrs Niere
(ni^b^ ^^0? 'ü'i^' Tochter (von ]3, c^^aj), M^' Schwester (von
"h-hi, v::^i:^l)*. Von hltl' Mann lautet das Fem. hlrtl^' Weib,
von mö' Schaf ülöh-', von h^"!' Esel h^lH*' und hß:1^'
(Matth. 21, 2. Ex. 13, 13. Num. 22, 21); vgl. auch hiO-^^' Geier.
Häufiger ist diese Endung an einigen Stämmen der zweiten Bildung:
Von Nominalstämmen der Formen § 107, welche concrete Be-
deutungen angenommen haben, kommen Feminina vor wie Jl^i^'h*
Winter, hl"^^' Kuh, •7^J^1's Schrecknis, h^^Ö^' Finger,
ÄOrh^' Steuer, fi^^Ö^' Zeugnis, l^V^f Feld, 't'^oQ^i': Palme,
dnOl^' Fieber, hd^^' Mauer, OU^^' Brunnen, fH'Al's Palme,
ÄflCl--- Palm^weig, Ith^^^ Korb, MC^'- (neben ^VC^:) Koch-
topf, Rrt,'!--" Insel. Ebenso ist Wü^s Tochter (für IDAÄ"^-' § 54)
Fem. zu einem Wort ^h) = fl> AÄ*' ^. Feminina verlorner Mascu-
lina zweiter einfacher Bildung (§ 107 oder 108, a) von Wurzeln
tertiae infirmae verlieren entweder den letzten Radical vollständig,
wie h^^'t'' Magd (ß^\)j oder ersetzen ihn durch ä, wie th''l't'-
Schwiegermutter (»Uä.), fi'i't*: Stunde (auch verkürzt fldO? A^l*'
Griff (vgl. m. Lex., col. 60), oder M'l'i^ Feuer, 't'U't' Altertum
1 Zu tiifis und ^^y,i s. §21; f{*(i,s Tafel wechselt nur lautlich
mit ^4'? vgl. § 47 a. A.
2 Vgl. die ähnliche Erscheinung im Assyrischen: Haupt, Sum. Farn.
S. 6, N. 1.
3 Zur Betonung s. Trumpf, S. 541.
* Vgl. über die beiden letzteren Ewald, Gr. Ar. §§ 409, 411.
^ lieber U'Ü'lr' aus *habet, '^habat s. König, S. 121.
6 Ewald, Gr. Ar ab. §411.
■^ Wie hebr. n^D V\'^T) Ewald, Hebr. Sj^r. § 137, d. Anders König, S. 117.
T : T :
§ 128. Bildung der weiblichen Noiuinalstämme. 249
(Wurzel Uj, s. § 121 unter 'Vh'f-'), vielleicht auch AA'Tl'-' Freude^
Schadenfreude.
Von Beschreibewörtern der Form § 108, c entstand eine An-
zahl weiblicher Substantiva (gebildet nach § 129, b, ß)'. A/lliW"T's
GeJnlde, '^nM' Brod (§ 57), ^C^'l'- Binde, 6^^-^" Änstoss,
Ö^'ü^*' Kehszveib, r*lh'fl4'4"Th«' dxQaoia, \{^ölr^' Beschwerde, 1*^
/^'l"! Königin (von 11*^'), h\9jV' Verlohte (von /hÄ./?.!)^ 'V
h'l's (aus 'Vhh'l'O menstndrend. Auch V^ft'lhs ieiö (beseelte)^,
Jifl>*A'll" Säule (gedrehte) und H'flC'T's aS'^wc/c werden hieher zu
rechnen sein, obwohl sie in der ersten Silbe a haben, vielleicht
sogar ^^'J'l's Äschenkuchen (Vf^ii,^: verbergen), sodass a zu ä
gedehnt wäre. Hie und da werden solche Bildungen Abstracta:
Ti4-'lh' Zerstreuung Gen. 11, 9 (von 1lC(0*i Zerstreutes), Ä'fl^'lhs
(in flj^fl""ih^ J^'Q-i*! zeitgemäss), rhfl.l's Verwaltung (Verwaltetes,
von Afl-je.0 Num. 4, 28. 29. Zu Masculinen der Bildung § 108, b
gehören: m/U^"' Ziege (mA.0^ !Ffl,J&^s (Jud. 4, 4) und Vn.'Ths
Prophetin, h^nn^M"- und K'^Tih^-s ^emw (§ 36), A.4'1'-" Aeh-
tissin (§36). Von Participien der Form § 109, a kommen: (\Ö
A'hs Herrin (von flÖAO? ^i/t*' und rtJ^'hs c?^r folgende Tag (von
i^'JJ&Oi vielleicht auch A^lh' Aehre, und stark verkürzt 'i'?i1*s
Ungesäuertes (Wurzel •^'-j); von einem Beschreibewort § 110, a:
i'fl()'>! Männliches. Von 4^A*^s §118,7 kommt ^^%r)r''
Dienerin.
Bildungen mit engangeschlossenem 'jh von Stämmen mehr-
lautiger Wurzeln sind: Ä"3'*7A'lh' Jungfrau (sofern J^'J'^A' auch
ein jungfräulicher Mann sein kann), ^QlfÖ'i*' Flechten, Aussatz,
^C^C^' Wachteln, hxl-üC^' Nabel, \il\\i'h^' {= M'hM^h')
Krug-, "kinh^- Locke (= 'fe'JHhO) a\^^(h^'' Münze, 9.^ö^''
Felsgegend (vgl. ^^) = ^^b^ Sir. 22, 1; ^^'nö^' Einsiedelei
(xixp); rt^nAl-- Narde (rt'jn.A- § 36); Ä-drMrf-^- Türangel
(§26 a. E.), A^A.^! iVaÄ (Wurzel Aj&Afs, vgl. U\.\)\ h9^
{h»a^^^ Ahnin (von h9^(h.(0-' § 36).
Dass Feminin-Bildungen von Nominalstämmen mit vorge-
setztem 'f' oder <"• ebenfalls das engangeschlossene 'J* annehmen,
ist schon §§111 und 116 gezeigt worden. Merkwürdig ist <^C
91"s Braut, Schwiegertochter {Hochzeit er in, von tf^C'i' Vermählung
§116); vgl. König, S. 117.
^ Denn es ist unwahrscheinlich, dass V^A'h* ^i^r einfaches Fem. von
i^A' ^^^^^ ist.
250 § 129. Bildung der weiblichen Nominalstämme.
§129 2. Die Adjectiva und Participien nehmen mit wenigen
Ausnahmen die consonantische Endung "1* an. Von einigen ist
für das Femininum überhaupt keine besondere Form ausgebildet,
während eine dritte, nicht sehr zahlreiche Classe von Adjectiven
Feminina innerer Bildung aufweist.
a) So geben, um mit dieser letzten Classe zu beginnen, die
§ 108, b beschriebenen Adjectiva mit t nach dem zweiten
Radical, wie gh'^tl' neu^ die äussere Bildung auf. Denn vor
dem sich enganschliessenden weiblichen 1* müsste sich t zu e
kürzen (§ 36), und diese Bildung findet sich in der That noch bei
einigen mehr substantivisch gebrauchten Wörtern: AVL^** Alter ^
fem. M)^^' (Plur. AV^J^^--'): hni^Tx^' Herrin von ti^rOx'^'
Da aber auf diese Weise die Feminina dieser Adjectiva mit denen
der Form *7fl*C5 zusammenfallen würden, so kam eine andere Bil-
dung in Gebrauch, wonach die vocalische weibliche Endung ä*
- in den Stamm selbst eindringt und sich entweder mit i zu e mischt
oder gewöhnlich gradezu an Stelle von t festsetzt. Diese Adjectiva
nehmen also im Femininum statt t regelmässig ä an : di^lX' di
^n-, mfi-n- ax^-H'^ oitTf- oH-H-, Än-n^ ÄO-fl-, ^^hx- ^fihh
Ofl,^' Onj^'- Von Wurzeln mediae gutturalis, die im Masc. die
Form Crfx.'fl ' weit haben , bildet sich (nach § 44 f.) d'h'ii '
(Matth. 7, 13); ähnlich d^^'- verzärtelte (Deut. 2S,hQ). Nur noch
im Fem. kommen vor: ^^Tfi rechte Hand^ OPf^' linke Hand,
auch I0*9?i' verstossene^ (Lev. 21, 14). Den Mischlaut e aus ä -\- i
hat hlLC ' und h(i»C ' altes Weib (von einem verlornen Masc.
}\ilO = y^J^y. Aber ^^'h' (für V^1fO bildet sein Fem. 'i^'h^'-
Von den § 110, b genannten Adjectiven sind bis jetzt entweder
^ Wie durchwegs im Tigrina; Schreiber, S. 28. — Von Vh«C' ff^'^d
findet sich neben V^C ' sogar noch VVl.C'lh ' alXoxQia, ebenso ^^^"X*'
neben ft^4»: ; s. m. Lex., coli. 667, 1099.
2 S, die Analoga in der Pluralbildung. — Aehnlich ist im Tigre bei
Verben tertiae gutturalis im Imperf., Subj. und Imper. ü vor dem dritten
Radical eingedrungen; s. Nöldeke, W. Ztschr. f. d. K. d. Morg. IV, S. 295. —
Auch im Arabischen ist diese innere Bildung nachzuweisen; vgl. Trumpf,
S. 541, N. 1. — Andere Erklärungen dieser Form als die obige s. bei König,
S. 87 f. und Prätoriüs, Amh. Spr. S. 148. — Zur Betonung vgl. Trumpf, a. a. 0.
^ Obwohl das Wort, das im Masc. Oh^Yii lauten müsste, mehr wie
ein Part. pass. gebildet ist und daher nach dem ersten Radical mit e ge-
sprochen wird.
* Möglicherweise gehören derselben Bildung •fl/h,C' ^^^d /W^^j an.
•
§ 129. Bildung der weiblichen Nominalstämme. 251
die Masc. oder die Fem. unbekannt. — Ueber die weibliche Form
einiger substantivisch gewordener Wörter dieser Bildung mit t von
Wurzeln mit schliessendem ?, wie Vfl.f^ = s. § 128.
b) Alle andern Adjectiva und Participien haben die äussere
Bildung durch 'Th«
a) Die Form § 108, a bildet zwar in der Regel kein Femi-
ninum mehr, weil die betr. Wörter mehr substantivisch gebraucht
werden; s. jedoch /hJ?fl^"'Ths (z. B. Ruth 1, 19) zu th^oy'' lebendig.
Mehrlautige Adjectiva der Form Älft*^ ' §112, b bilden ihre
Feminina von der Form Ä'*7'S-*7-'-
ß) Die Form § 108, c verkürzt ihr ü zu e^ und alle Wörter
dieser Form folgen ausnahmslos dieser Bildung^: ftVh'fl' hil'Ü't''
sekebt\ -üa-ö' -ÜÖÖ^', Yi^'hV' Ytll^'-, n^O •7J&C>: {gejert),
9^ah7x' r*(D-YvV', CV^V' CVCÜ^-, tl-^O thCC^' In manchen
Fällen dient sie zum Ausdruck von Abstracten, z. B. ^/^/hl* •
llaQOTi^g. Wörter von Wurzeln mit schliessendem 'i haben, nach
Verdrängung des e, die vocalische Aussprache des letzten Radicals:
?iT[l-J&- htuTh- eint, C(D-f.' CV^', A-a-J?.- A-l^", f{*^^^'
K'rhf-.'lhs; von Wurzeln mit schliessendem ü entweder: V^iO^'t''
helewwet (von ÜAlI>*s heleww^), oder mit Contraction des Doppel-
lautes zu ü: ÜA-^s Mut, C^Oh: CTf-^ •" , f^ÖJ^(0-s ^ö^
't''. In Wörtern mit einem w-haltigen Kehllaut als vorletztem
Radical, wie CYbh' unrein (von ^1rf"rtO kommt die w-haltige Aus-
sprache im Fem. wieder zum Vorschein: CW'A'ih', was nur miss-
bräuchlich (§ 42) wieder in CYl'h't'' übergeht (Hen. 5, 4). In
Wörtern mit rtl ft "f* als letztem Radical fällt mit diesem das Bil-
dungs-l* zusammen: 'h'P't'' fem. ?l'lh'^' (etet), ^tD*^: oder 9^
OK^' fem. ro^l-:, /^-Y^l«: /*"^1-:, ^di^^' ^Hx^'-, hn-Ä""
h-flÄ-s kebed (Deut. 30, 11), u. s. w. (§ 54 f.).
7) Die Feminina der Form § 109, a werden regelmässig durch
Anhängung von 't ohne weitere Vocalveränderung gebildet: ^J^^'s
^fhj^' ^fh^H*' oder Arh.'lh^ aber von ^P/hÄ*' nach § 54 wiederum
<PrThJ^-: h-üß:- töricht bildet h-ü^', h-ü^^- oder Ji-nÄ*" (von
?ifl\^0- Auch '%C' gut bildet ohne Vocaländerung '%,C'Th-'-
d) Statt der Form § 110, a, von der Feminina nicht gern
^ Wenn Ludolf in seinem Wörterbuch von 'J^l«rt: klein ausser "J^
il't*: auch ein Fem. ^3\tl' anführt, so ist letzteres natürlich auf ein ver-
lornes Masc. Tfii^tl' zurückzuführen.
2 Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 541.
252 § 129. Bildung der weiblichen Nominalstämme.
gebildet werden, tritt die § 117, a beschriebene, mit der Adjectiv-
endung t versehene ein, an welche sich das weibliche H* leichter
anfügt. Jedoch findet sich von w^^* das Fem. w^fß'["' und selbst
contrahirt iPji'll': Jud. 8, 32, und von IP^T' Händler mit Ver-
kürzung des ä (§ 36) iPfT" Händlerin. Auch die § 112, b ge-
nannten Adjectiva dieser Form von mehrlautigen Wurzeln scheinen
keine Feminina zu bilden: von ÄO^' lautet das Fem. wiederum
Äd«^-' (Matth. 5, 36). Eine weiblich gebrauchte Masculin-Form
wäre f^Wi' unfruchtbare, falls wirklich, wie LuDOLF angiebt, der
mittlere Radical verdoppelt ist; sie wäre dann etwa wie JwoL^ ^
zu beurteilen; s. aber Prätorius, Tigrina S. 180. Dagegen lässt
sich IDAÄ"-' fruchtbare nach § 36 verstehn (= CD^Ä"^:). Männlich
und weiblich ist IfVs Hure.
e) Auch die § 114 besprochenen Participien nehmen, soweit
sie überhaupt Feminina bilden und nicht entweder als Substantiva
im Fem. unverändert bleiben oder in die Bildung § 118 übergehn,
^ an^: a^f^llb^'. ^^ÜCl-', ^h'f'T'hxC^', ^ftl'^:/*'
th^h ^^'ÜÖ^', ^H^lfl^', o^iD^^i Geburtshelferin (für o^
<DAJ^^') § 36, ebenso o^KÖT- Salbenmischerin. Von Wurzeln
tertiae i hat das Fem. regelmässig die (schon im Masc. mögliche)
vocalische Aussprache des letzten Radicals: t^^d't'' von f^^Cf»'-,
tn»'Y\^i von ^TdJ&-% ^'JVl^: von ^"JÜJ&s, iwrt.rt.l's von
o^iuhf*'" Dagegen ersetzen die Wurzeln tertiae u das Fem. dieser
Form durch das der Form § 118.
t) Alle auf die Adjectivendung t schliessenden Wörter
§§117—119 hängen im Fem. einfach ^ an: a^^d' f^^d^',
dP.: OD^Q^^s, ODTf^/i^^: OD'i^fif^^:. Auch an die Adjectiv-
endung äi (§ 119 a. E.) kann 't' einfach antreten, z. B. *'7?ih'\
J&^s mittlere (Hen. 76, 6); doch ersetzen die meisten Masculina
auf äi die Feminin-Form äit lieber durch äivlt oder durch t^,
z. B. hdPV' und hiüP^' alt, Fem. hdP'E^' und hdl^',
so namentlich die Zahladjectiva auf äi, wie ^1^^' der sweitCj
Fem. ^'^'^qj^: oder ^'^'T.^s.
Einige wenige Substantiva nehmen, um weibliche Formen zu
bilden, eine Adjectivendung zu Hülfe: OlM' Löwe, OlM^'t"'
Löwin; ^f^lf' Diakon, ^f^^^'^T' Diakonissin.
1 Ewald, Gr. Ar. § 298.
^ Zur Betonung vgl. Tbumpp, S. 542.
§ 130. Genus der Nominalstämme. 253
Obwohl nun aber das Aethiopische Mittel genug hat, um das § 130
weibliche Geschlecht auch äusserlich vom männlichen zu unter-
scheiden und eine Menge von selbständigen Nennwörtern schon
in der Bildung durch die weibliche Endung bezeichnet sind, so ist
doch die Anwesenheit oder Abwesenheit der Feminin -Endung
keineswegs für den wirklichen Geschlechtsgebrauch eines Wortes
in der Sprache maassgebend. Nicht nur giebt es manche Begriffe,
die die Sprache von Anfang an weiblich aufgefasst hat, ohne sie
deswegen auch durch eine Endung als solche zu bezeichnen, wie
z. B. 7\9^' Mutter, Ä"}*7A5 Jungfrau u. a., sondern es wirkte
hier die Verschiedenheit der Zeit und des Orts noch weiter dazu
mit, um die äusserliche geschlechtliche Bezeichnung für den wirk-
lichen Geschlechtsgebrauch gleichgültig zu machen. Was in der
Zeit der Formenbildung als weiblich aufgefasst wurde, konnte in
einer andern Zeit leicht als männlich gedacht werden ; die Ueber-
gänge der Begriffe ineinander, z. B. des Abstractums in das Con-
cretum bringen einen solchen Wechsel in der geschlechtlichen
Anschauung von selbst mit sich; auch die mundartlichen Ver-
schiedenheiten der einzelnen Gegenden, in denen die Sprache ge-
sprochen wird, kommen hier in Betracht. Durch das Zusammen-
wirken dieser Ursachen kam im Aethiopischen die Geschlechts-
behandlung in ein so starkes Schwanken wie in keiner andern
semitischen Sprache, selbst im Hebräischen nicht, das übrigens
hierin mit dem Aethiopischen noch am meisten Aehnlichkeit hat.
Weitaus die meisten Nennwörter, mögen sie weibliche Endungen
haben oder nicht, können sowohl männlich als weiblich gebraucht
werden. Nur wenige feste Grundsätze für die Behandlung dieser
Seite der Sprache schimmern durch; sie sind aber nicht so fest
und bindend, dass nicht dem Sprechenden oder Schreibenden ge-
nügende Freiheit in der Auffassung des Geschlechtes gegeben wäre.
Doch lässt sich in den uns zugänglichen Handschriften, die alle
verhältnismässig spät sind, ein Fortschritt von der Ordnungslosig-
keit zu festerer Ordnung wahrnehmen: die älteren Handschriften
zeigen durchaus noch einen freieren Standpunkt, die Jüngern suchen
wenigstens den beliebigen Wechsel der Geschlechtsauffassung eines
Worts im selben Satze oder Abschnitt möglichst zu vermeiden.
Es kann darum im Aethiopischen auch nicht davon die Rede
sein, den Geschlechtsgebrauch unter gewisse Gesetze bringen und
erschöpfend darstellen zu wollen^; es muss vielmehr dem Wörter-
1 S. hierüber Ludolf, Gr. III, 5.
254 § 130. Genus der Nominalstämme.
buch überlassen bleiben, ihn bei jedem einzelnen Wort genauer
zu bestimmen. Nur die Hauptgrundsätze, nach welchen das Aethio-
pische das Geschlecht behandelt, sollen hier angegeben werden.
Ganz scharf und regelmässig wird das Geschlecht nur unter-
schieden bei lebenden Wesen, die den Geschlechtsunterschied an
sich tragen. Alle Eigennamen von Männern, alle Wörter, die
einen Mann oder Thäter ausdrücken (wie 'ühfL' ti'ülti' ^d,^'
'i'üO (D^^s OD^tiYit aofl^'}! u. s. w.), werden stets als männ-
lich behandelt; als weiblich alle Nomina propria und appellativa
für Weiber und Thäterinnen, mögen sie äussere Geschlechtsbe-
zeichnung an sich haben oder nicht. Doch trifft man schon hier
einzelne Nomina generis communis (wie Ä*'>*7A!)i namentlich
solche, die ursprünglich Begriffswörter oder Abstracta sind, wie
f^^Cih' Führer und Führerin, '^Öfi'ü' Wittive und Wittwer, fk'^
d't ' (Zeugnis) Zeuge und Zeugin , 'h'il^ ' (Fremdlingschaft)
Fremder und Fremde (Ruth 2, 10), und einige auf tt § 120, a.
Bei Tiernamen wird das Geschlecht selten und fast nur bei den
häufigst genannten durch eine besondere Endung unterschieden,
wie aiÖ' und AlÖ^'-, h^'l' und ÄÄ-^'Th:, niA.-" und mO-"
(nicht immer), oder gar durch ein besonderes Wort wie ÖC' Stier,
AT« AI'-" Kuh, 1<W)A= und •74'1'-'j fl^dA' und fll^mA-'; die
meisten haben nur eine einzige Form (wie hA-fl^ ^'ü' d^dtl'
IfX'fl' 'TlfAO und werden, wenn das Geschlecht unterschieden
werden soll, nur durch die Geschlechtsunterscheidung am Prädicat
oder an der Apposition^ als männlich oder weiblich bezeichnet.
Bei Luft- und Wasser- oder kriechenden Tieren hört in der Regel
selbst diese Art der Geschlechtsunterscheidung auf: schon ihre
Namen sind bald männlich, bald weiblich geformt (Cl'ü' d*0(O*'
^CI^C^' ?d^^' \?:^^' h'ii^' u. s. w.), und sie können
ohne Rücksicht auf die äussere Endung als männlich oder weib-
lich behandelt werden.
Von den übrigen Wörtern sind zwar zunächst die Abstracta
sowie die Substantiva der Handlung, des Erzeugnisses, der Art und
Weise und die eigentlichen Infinitive schon durch die Bildung zum
grossen Teil als weiblich bezeichnet; aber eine Minderzahl von
Bildungen beweist, dass man solche Begriffe auch im nächsten,
d. h. männlichen Geschlecht denken kann. Und diese doppelte
Möglichkeit setzt sich auch im wirklichen Geschlechtsgebrauch fort.
Jedes Begriffswort ohne Feminin-Zeichen kann als weiblich be-
1 Oder durch andere Mittel; vgl. die Beispiele Hen. 60, 7. 8. 85, 3.
§ 131. Numeri der Nominalstämme. 255
bandelt werden und jedes Begriftswort mit weiblicher Endung als
männlich oder vieiraehr als geschlechtslos, sodass es, da auch das
Masc. kein äusseres Geschlecbtszeichen hat, mit dem Masc. zu-
sammenfällt: selbst solche Wörter, die sich in der Bildung von der
weiblichen Endung durchaus frei erhalten haben, wie die Orts-
namen § 115, können weiblich behandelt werden. Als Beispiele
dienen hier nur einige Infinitive: iD'lti'U' 9^\)(^' 1 Cor. 9, 14,
-f-i^^a- ^^^r-l' 1 Job. 4, 18, 'n(^.^" e\{^'\'' (DCDH^M- (Org.);
C'"1"I>'1" h'^'i' rechter Glaube, u. s. w. Wörter wie AR^-' Ä"
+^-" llhti^' ^^(D^" K'A^^'l's können ebensogut als männlich
wie als weiblich behandelt werden und umgekehrt Wörter wie
tl9"- 'IiJ^jA' (hl' auch als weiblich. Demgemäss können auch
Sammel- und Massenwörter und ebenso die collectiven Pluralformen
(§ 135 ff.) sowohl männlich als weiblich gebraucht werden.
Unter den eigentlichen Sachwörtern und Benennungen leb-
loser Dinge und Wesen sind die Namen von Ländern, Gegenden,
Städten, Burgen wenigstens vorherrschend weiblich, obgleich z. B.
OlC- Stadt selbst generis communis ist und man sogar Ausdrücke
trifft wie fuF-^' OflJK.-- Jos. 11, 8 (anders V. 2), dagegen die
Namen der Glieder des Körpers, von Werkzeugen, Kleidungsstücken,
Wohnungen, Bäumen generis communis ^ Namen von Flüssen und
Bergen, Wegen, Quellen, Gestirnen (doch kann 0^J&s auch fem.
sein), von Kräften des Himmels (Regen, Wind, Thau, Hagel u. s. w.),
Metallen und Waffen sind meist männlich; ^^'iiLtl' Geist ist
generis communis, vom heiligen Geist gebraucht immer masc;
V^fts Seele gewöhnlich fem., V^ft'J'' und /^P' Leib gewöhn-
lich masc. Auch die Lebensmittel, selbst '^'flft'^s Brod, sind
meist masc.
2. Die Numeri der Nominalstämme.
Das Aethiopische hat, wie das Syrische, den Dual gänzlich § 131
aufgegeben. Zweifellos hat es ihn einst ebenso wie die andern
semitischen Sprachen besessen. Eine Spur davon ist in dem Wort
hAAb^ nvei erhalten, sofern das auslautende e sich nur als eine abge-
stumpfte Dual-Endung erklärt (ü^kS^)^ Ebenso findet sich in der äth.
Bilinguis Z. 3 nach D. H. Müller, Epigr. Denkm. S. 68 noch der
^ hC/**' Leib ist meist fem.
2 Das gleiche vermute ich von dem Worte ^Ä,! Türe PL ^^'V*
Deut. 3, 5. 6, 9 (wie von Ä,Ä":), und Ä.R.i?'!'-"- 1^^ ^^^^^ Ä.Ä.* für zu-
sammengezogen aus ^nS'^-
256 § 131. Numeri der Nominalstämme.
^ ^
Dual YfO^h ^^.y^^' Endlich sind nacliPRÄTOiiius,ZDMG XXXIV,
S. 222, XLVII, S. 395 auch in der vor Suffixen erscheinenden
Form t\9x»' Hand und in th^' Hüfte Dualreste zu erkennend
Wo der Begriff heide bestimmter ausgedrückt werden soll, mu.ss
das Zahlwort ^wei zu Hülfe genommen werden. Nach Verlust des
Dual behauptete das Aethiopische nur die Unterscheidung des Ein-
zelnen und des Mehrfachen oder Massenhaften. Diese Unterscheidung
hat aber in andern semitischen Sprachen, insbesondere im Arabi-
schen, viererlei Numeri hervorgebracht. Wenn nämlich die Grund-
form nur einen Einzelbegriff ausdrückt, wie Mensch^ so entwickelt
sich daraus eine neue Form, welche die Mehrheit, Masse oder Ge-
sammtheit ausdrückt, und es entsteht der Gegensatz des Singular
und Plural. Wenn aber die Grundform einen Gattungsbegriff aus-
drückt, wie Haar^ so kann sich daraus eine neue Form entwickeln,
um das besondere Einzelne von dem Allgemeinen zu bezeichnen,
und dies ist der Gegensatz des Massenworts und Einzelworts
(Generalis und Nomen unitatis).
1. Der letztere Gegensatz, als eine besondere Form-
bildung bedingend, ist im Aethiopischen wenig durchgeführt. Denn
weitaus in den meisten Namen von Sammelbegriffen, in denen
überhaupt ein Einzelnes besonderes unterschieden werden kann,
fällt der Generalis und das Nomen unitatis zusammen, obgleich
ursprünglich diese Namen nur entweder das eine oder das andre
bezeichnen. So ist fi'üh' Mensch und Menscheriy gh^' Krieger
(neben ih^^ ') und Kriegsheer ^ "hltll^ ' Tier und Tiere^ P^ '
Vogel und Gevögel, 'JÜ'fl ' Biene und Bienen, P9^ ' Baum und
Wald, ö%' Wurm und Gewürm u. s. w. Da auf diese Weise
manche Collectiva zugleich als Einzelwörter dienen, so treten sie
dann auch in den Plural, den sie als Sammelwörter eigentlich
nicht zulassen. Gleichwohl scheint auch das Aethiopische einst
die Kraft besessen zu haben, von Sammel Wörtern durch eine be-
sondre Form, nämlich durch die Feminin-Endung, Einzelwörter ab-
zuleiten. Nur so erklärt sich die auffallende Erscheinung, dass so
manche Tier- und Pflanzennamen weibliche Endungen haben*. Die
1 Vgl. auch Trumpf, ZDMG XXXIV, S. 236. S. dagegen Barth,
Deutsche Lttrtrztg. 1887, Sp. 1303; Nominalbildung, S. 6.
2 Ganz ähnlich im Hebr., vgl. Ewald, Hehr. Spr. § 176, a. Merk-
würdig ist auch, dass eins == ein Einzelnes im Aethiopischen gern durch
das fem. ^fh't ' ausgedrückt wird, und zwar nicht nur, wenn es für sich
steht, wie Yxtivl^i l'ü/iAVl*' P^- 26, 7, sondern auch, wenn es einem Sach-
fx»^
§ 131. Numeri der Nomiiialstiimme. 2oi
betr. Endung ist meist ä^: (D'Ö^^ xQayEXaq)og (Deut. 14, 5), •f'lt*'
ßovßcdog (ibid.), 'VM^^i' Hyänenhund, 'HÖH' ein gehörntes l'icr,
OlM' Löwe, h'i^'P'- Maus, TH' Falke, Habicht, Mfl^'
Heuschrecke (aucb collectiv), vielleicht auch ^ö^ ' und -^fliA '
Junges von einem Tier, rt*7A' Feigenbaum, H*7fl* Cypresse. Ob-
gleich einzelne dieser Wörter ihren Plural von derselben Form aus
bilden, wie 'f-^-'l*' 'f'Vf^A'Th' , so gehn doch andre von ihnen in
der Pluralbildung von der Grundform aus : O^'üll'l' ' h^'ÜT '
^iVÄ-'l'"- In andern Wörtern scheint e mit jenem ä zu wechseln,
s. Beispiele § 127, c. Liegt nun diesen Feminin -Bildungen die
dichterische Anschauung vom Einzelnen als dem schwächeren gegen-
über der Gattung als dem stärkeren zu Grunde, so wird nach einer
anderen, verständigeren Auffassung des Verhältnisses das Einzelne
durch die bezügliche Adjectivendung t bezeichnet als das zur
Gattung gehörige, wie z. B. in 0'}(\d' Seeungetüm von und
neben O'idC' (§ 118, 7). Doch ist diese Bildung noch seltner als
jene. Weiter als bis auf diese Spuren lässt sich im Aethiopischen
die Ableitung eines Einzelworts von seinem Gattungsbegriff durch
eine besondere Form nicht verfolgen. Eher lässt das Aethiopische
das Gattungswort und das Einzelwort zusammenfallen, und so werden
aus Einzelwörtern neugebildete Gattungsbegriffe unmittelbar nach
ihrer Entstehung wieder als Einzelwörter behandelt, z. B. die
§120, a genannten: 'liA^t'lh ' (von 'h^d*' vorübergehend) was
vorübergeht d. i. vorübergehende Leute Marc. 15, 29, dagegen wie-
derum i\d\H*' '1lA<i»'lhs ein einzelner vorübergehender Marc. 15, 21;
ebenso iP-^'t- Jud. 19,17; das ursprünglich collective Wort 'h'}
«7^: Fremdlingschaft (§ 137, 5) wird regelmässig auch wieder für
einen einzelnen Fremden (= V^Ä"') gebraucht.
2. Dagegen ist der Gegensatz des Singular und Plural
im Aethiopischen ganz regelmässig und allgemein durchgeführt.
Zwar drücken sehr viele Wörter schon im Singular die Mehrheit
aus und können deshalb mit einem Prädicat im Plural verbunden
werden, und zwar nicht nur alle ursprünglichen Collectivbegriffe,
Volks-, Länder- und Gemeindenamen, sondern selbst Einzelnamen
wie 'ühflr Mann und Männer, 0C' Feind und Feinde; die meisten
von diesen können aber, wenn es die Deutlichkeit erfordert, auch
einen Plural bilden oder durch den Plural eines andern Wortes,
oder BegrifFswort beigeordnet ist, wie ^rh'fc' .^A' ^i^^ Wort (z.B. Jos. 21, 43.
23, 14), obgleicli ^A' in der Regel masc. ist.
^ Wie in den Agausprachen ; vgl. Reinisch, Bilinspr. S. 89 ; Chamirspr.
I, S. 101; Qimraspr. I, S. 89.
Dill mann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 17
^5o § 131. Numeri der Nominalstämme.
wie dftö>*- zu 'flhrt.!, ersetzen. Zur Pluralbildung unfähige, wirk-
liche Einzelwörter, wie H^l" Oelbaum (PI. dO(Os HJ&'l'O, sind
selten, und selbst eigentliche Gattungs- oder Sammelwör.ter können,
weil sie oft (s. oben) zugleich auch das Einzelwort vertreten, in
den Plural treten. Dagegen lassen eine grosse Anzahl anderer
SingularbegrifFe, namentlich Massen Wörter, ihrer Natur nach keinen
Plural zu, wie: (DC^: Gold, th^^'- Schnee, ao'iO Honig, hhA-"
Nahrung, 09^O Wolle, mM' Bauch, Ä'AA-'Th-' Schatten, ebenso-
wenig eigentliche Abstracta, wie tD^d^'t' das Brennen, 't'^^^'t''
Vollendung, ^^C' Liehe, K9^}i' Durst, und namentlich alle
Infinitive. Doch können auch solche Wörter bei einer bestimmten
Begriffsentwicklung wieder zur Pluralbildung fähig werden; z. B.
bedeutet 9^^C' Erde auch Land, daher Plur. h9"^C'; ebenso
kommt von »fl^-C ' Silber oder 'flC'ih" Er^ der Plur. 'fl4-^-'lh'
SilberstücJce, 'ÜC^'P' eherne Dinge vor und von niA^ Thau der Plur.
a\ii^i Fett-, Tfl-fl' Weisheit bildet einen Plur. in der Bedeutung
Künste, ^fh^H'' Barmherzigkeit einen solchen in der Bedeutung
Barmherzigkeitserweisungen. Und hienach lassen bisweilen selbst
Infinitivformen den Plural zu, wie (D'h^Ü'l"' Flüsse von O^Au^'
Fliessen = Fluss und htl'l''ü^'i^'lri flehentliche Bitten.
Umgekehrt hat die Sprache auch wieder Wörter, die ent-
weder nur oder doch besonders im Plural gebräuchlich sind^.
Schon die Bedeutung des Plurals, der eine bestimmte oder unbe-
stimmte Mehrheit von Einzelnen ausdrückt, bringt es mit sich, dass
eine solche Summe von Einzelnen wieder als ein einheitlicher ein-
facher Begriff aufgefasst werden kann (s. unten § 141), wie Zelte
= Lager, und hieraus erklärt sich, dass das Aethiopische gewisse
Begriffe im Plural ausdrückt, die andere Sprachen durch ein Singular-
wort bezeichnen. Dazu kommt, dass in den semitischen Sprachen
der Plural überhaupt nicht nur das zählbar Mehrfache, sondern
auch die Masse, die Gesammtheit und das Höchste und Allgemeinste,
was innerhalb eines Begriffs liegt, ausdrückt; so können im Aethio-
pischen Wesen und Gegenstände, welche den Eindruck des Massen-
haften und unendlich Erhabenen machen oder in denen die Spitze
und Zusammenfassung alles Einzelnen innerhalb eines gegebenen
Begriffs erblickt oder gedacht wird, in den Plural treten, wofür
andere Sprachen einen einfachen Singular haben. Pluraliatantum
sind allerdings sehr selten: die Sprache ist schon zu abgerieben
^ Abgesehen von solchen Wörtern, deren Sing, aus den bis jetzt be-
kannt gewordenen Schriften zufällig nicht zu belegen ist.
§ 132. Aeussere Pluralbildung. 259
und zu entwickelt, als dass nicht von den meisten Wörtern, auch
wenn sie auf einer altertümlicheren Stufe bloss im Plural zulässig
waren, mit der Zeit der Singular gebildet wurde und in Gebrauch
kam. Dagegen giebt es eine Reihe von Wörtern, die im Plural
als einfache Begriffe und gleichbedeutend mit einem Singular ge-
braucht werden. Der Name für Gott^ Jil^Ah-, bezeichnet ihn als
den höchsten der Herrscher, den Inbegriff aller Herrschaft, ebenso
der dichterische Name hCj^9"' den Himmel als höchste Höhe.
Auch Namen von Räumlichkeiten, die einen umfang haben und
das Einzelne einschliessen, oder von Dingen, die eine Fülle von
Einzelnem umfassen oder aus verschiedenen auffälligen Teilen be-
stehn, werden häufig im Plural gebraucht, z. B. hClll' Floss,
l^^l^'l"' Kahn, ^'^H'!'-" Türpfosten, hh/^'d- Wasserstur^, h^
0'^' Eingeweide, Ä^'^-Th-- Hüftgegend, hidl- = hibl- (Ex. 4,
6 ff., Busengegend und Busen), '?"9T^d' rauher Weg (eine Fort-
setzung von Rauheiten), '^^•flC* JBegrähnisplat^ und Grab, o^H
9^CH" conjugium, conjiix, fl^^'t"' zwischen (eigentlich: zwischen-
liegende Räume), öß^^'t' Kremweg (Marc. 11, 4), 9^^(0*0' Honig-
seim-, auf geistigem Gebiet: mAJ^d- die natürliche Anlage (als
Inbegriff vieler einzelner Kräfte), i\9^^^' Bild (sofern es aus
einer Menge von Aehnlichkeiten besteht), 'l*h9"C' Wunder^eichen
(wegen seiner vielen auffallenden Erscheinungen), ti9^^'i' Maass,
Grösse, Summe, Dauer (weil eine Masse von einzelnen Raum- und
Zeitteilchen in sich fassend). Dieselbe Anschauungsweise hat aus
Pluralen wieder neue Plurale entstehn lassen, s. § 141.
Die Bildung des Plurals erfolgt durch Endungen, die an § 132
den Singularstamm antreten, oder die äussere Bildung wird, genau
wie im Arabischen, durch eine innere ersetzt.
a) Die äussere Pluralbildung.
Als männliche Endung der Mehrzahl hat das Aethiopische an,
als weibliche ät, beide betont (Trumpf, S. 542) ^. Die erstere, der
-• i
in andern Sprachen (j^^ D''-r rr^— gegenüberstehn, scheint nach
§ 18 aus ön, das mit ün wechseln konnte, entstanden zu sein. Beide
Endungen sind durch Dehnung aus den Singularendungen (e, arab.
un im Masc, at im Fem.) hervorgegangen. Die Endung an tritt
1 Die Pluralendung an findet sich auch im Assyrischen [(s. Delitzsch,
Assyr. Gramm. § G7)]. — Im Tigre entspricht am) vgl. Nöldeke, W. Ztschr.
f. d. K. d. M. IV, S. 299.
17*
260 § 132. Aeussere Pluralbildung.
immer an den letzten Radical des Singularstamraes, also an die
Stelle seines ursprünglichen vocalischen Auslautes; die Endung üt
tritt in manchen Wörtern an die Stelle der Feminin-Endung at des
Sing., meist jedoch äusserlich an den Singularstamm, mag dieser auf
at oder sonst wie auslauten. Keineswegs aber nehmen alle Wörter,
die im Singular ohne Feminin-Endung sind, die Plural-Endung an
und alle weiblichen Stämme die Endung ät an : während im Singular
die Bildung ohne Feminin-Endung die nächstliegende ist und die
weibliche Endung nur aus besonderen Gründen antritt, ist bei der
Pluralbildung das Umgekehrte der Fall. Denn jeder Plural, als
eine Mehrheit oder Gesammtheit von Einzelnen, ist ein Sammel-
wort und in gewissem Sinn ein Abstractum: Abstracta werden
aber, auch im Singular, vorherrschend als weiblich aufgefasst, und
demgemäss ist im Plural die Feminin-Endung die nächstliegende
und das Masculinum tritt nur aus besonderen Gründen ein.
1. Die männliche Endung an haben nur Personenwörter und
Beschreibewörter (Adj. und Part.). Aber nicht alle Personenwörter
bilden ihren Plural durch äw; manche haben ät (§ 133, a), und
viele ersetzen die äussere Bildung durch eine innere, die zum Teil
auch die Beschreibewörter angenommen haben. Wo ein Beschreibe-
wort die männliche Endung an zulässt, hat es daneben für das
Fem. die Endung ät; dabei bilden die einen den Plur. fem. vom
Plur. masc, die andern vom Sing. fem. aus. Im Einzelnen ist
folgendes zu beachten.
d) Die Nennwörter der Form § 108, a kommen selten im
Plural vor und haben äussere Bildung: h\^(0*' fhfVi'] Ö^*^'i'
d/^'^^' (T^^'J-- Hen. U, 6); ebenso rM^'Js wenige und ÄT
M- (§ 112, b) ÄTÄP-}:
h) Die Wörter der Form § 108, b haben, soweit sie reine
Adjectiva sind, in der Regel die äussere Bildung: th^tl^ neu rfi
^^Tf'-, Fem, vom Sing. Ax^tl' (§ 129, a): ih^fl^'-; ebenso mfl-fl-"
mfUfl'J' niflO'lh'. Oft aber bilden sie ihren fem. Plur. vom
masc. Plur., sodass sich statt O^^'t' häufiger OÜ^S^'t' findet,
ebenso mfln'Ths, (lü^C^^'- scharfe (Hen. 10,5), Ä*,*!*-- und Ä
^^'t*'. Einige bilden einen Innern Plural neben dem äussern:
(§ 138); ebenso 'Y.C • gut 'lf,^-7s. Von den mehr substan-
tivisch gebrauchten Wörtern dieser Form bildet f^fUtlx' Messias
regelmässig ^rt.^^:, AY.^"' (A.^f'O Äeltester und alt AVL.^'J'S,
fem. MJ'-V'-, oder d,^''}'- A^,^'V'; 't'flM'- Preshißer hat neben
§ 132. Aeussere l*lul•albildull^^ 261
der innern auch die äussere Bildun«^ 'l'fl^^'i'- Die übrigen haben,
soweit sie überhaupt einen Plural bihlen, andere Formen.
c) Die Participien der Form § 108, c (111, b. 112, b) haben
durchaus die äussere BikJung und leiten ihr Fem. Flur, nicht vom
Fem. Sing., sondern vom Masc. Flur, ab: hi^*'!"' offenbar hiA»-
;J-7: hi*'-;>'l-'-; C^IO-: offen Ch^l- C'V^P'V-' (reheivwät) . Parti-
cipien von Wurzeln mit mittlerem ü haben (nach § 52) im Flur,
öfters die contrahirte Form : JT'aJ-'l'-" todt tf»-;i-'>: 00-^*^1 aber
auch 9^^ah^' warm 9^^(0*4''}: und $r'fl>-j^'V'", oder von einem
Sing, jrfll.4»:: 9^(D.,^'}s 9^(D.,^'^s. Sehr selten haben diese
Participien innere Bildung: 4'Ä'fl>*! lauter, acht Flur. 4*^(0''t')
ebenso das stets substantivisch gebrauchte Wort Ir'h^' König
Plur. Vi/**'!"', dagegen Ö^(0*'' Feind: Ö^^l'. Von substantivisch
gewordenen Femininen dieser Form (§ 128) folgt Ö^'fi'i'' Kehs-
iveih den Participien und bildet den Flur. Ö^(\'[" neben Ö^'Ü^^'t''
(dagegen '}*7/^'^" Königin, th''üC't'' farbige Verzierung u. a.
ganz äusserlich Irl^^'^s, fh^'üC^'^')-
d) Die Participien der Form § 109, a und ähnliche haben,
adjectivisch gebraucht, meist äussere Bildung: i}^}\i h^hlf'
h^h't"', '^'VM' tx-ü^l' OChl'] OCA\' Freund hat auch
innere und ^^h* ([Ö^' (<^Crh" AU?"«") nur innere Bildung.
Ueber hVl- s. § 133, a.
e) Die Wörter der Form § 110, a haben, adjectivisch ge-
braucht, noch äussere Bildung: W^f^' iP^f'i' l^'^^'t', dagegen
eine innere, wenn sie den Thäter ausdrücken, sie mögen im Sing,
mit oder ohne die Endung t gebildet sein. Mehrlautig: dilfhtl'
th'iMlr'; aber KO-^*' und ^ö^' mit innerer Bildung.
f) Durch Vorgesetzes <^ gebildete Participien und Nomina
des Thäters (§ 114) haben im Plur. die Endung an, fem. ät, z. B.
ff^9^V^-'i: Ä^iP'U^"^!^ Einige bilden einen innern Flur., z. B.
^9^\}C'' Ratgeber ^^^JflC'Th--, ebenso ^^'O' (^\\»11' ^Ö
CC' u. a. ^d' Seher hat entweder '^CF'i' oder ^Cf^'
(§ 133, a) oder ^iüß.t'' (§ 138). .
g) Alle Adjectiva mit äusseren Adjectivendungen §§ 117 — 119
haben in der Regel äussere Bildung; das ¥ verhärtet sich vor den
Endungen zum Halbvocal : -f^OP'n.' lOP/^'n- -lOP/^y^'-,
1 Wenn nach Ludolf OD^^O}*: im Plur. ausser /WÄ'AI*^ •
Matth. 6, 2 auch tmf^^tp'}'. Ps. 52, 7 hat, so liegt ein Sing. iWftAfl^s
zu Grunde, und man hat nicht nötig, ^^ftA^PT' etwa nach Ewald,
Gr. Ar. § 300 zu erklären.
262 § 133. Aeussere Pluralbildung.
h^' if^lrMtB'^V' und ^'id.^aJ'y^i, ttCh'bflf' Christen (von
einem ungebräuchlichen Sing.). Einige auf t aus der Classe
§ 118, 7 und auf äi § 119 bilden ihren Plur. aus der Endung üwt:
Od(L' Araber Plur. O^MiO-y}'. Die Wörter Ä^J^^s Greis,
TA^" Hirfe und ^'Ih^'ßs vavr7]g haben innere oder weibliche
Bildung hlti^l' (von einem verlornen Sing. hC^')j ^ti^'t'' (für
'^Aa^^'s), ^^f^i (§ 133); ^y^^' Räuber und h^O'^V- Jude
sind von Plur. abgeleitete Einzelwörter (§ 131) und gehn, um in
die Mehrzahl zu treten, in ihre Grundform iLf't*' und h^O*^'
zurück. Die meisten der § 118, 7 aufgezählten Substantiva haben
innere Bildung. Auch die § 117, a erklärten Wörter der Form
l(\d' welche zum Teil mit 1({C' § 110, a wechseln, nehmen ge-
wöhnlich die innere Bildung an. Nur eine kleine Anzahl meist
adjectivisch gebrauchter Wörter dieser Form hat äussere Endungen,
z. B. Afl^-" MiO^fi' Aflfl^^l'-'; andere lassen beide Bildungen
zu, z.B. ih^fU'- 7fl^ = 5 ebenso ^A^d.'' Ärh^^s und Ä^^^'J'
(G, Ad. 164, 4. 20; 166, 29); noch andere haben nur die innere Bil-
dung, z. B. 4'-^''?.! der erste und O^dj (vgl. § 138). Doch können
auch, diese neben der innern Bildung, die für Masc. und Fem. ge-
braucht werden kann, noch eine besondere Feminin-Form mit
äusserer Endung bilden : ^^^^^'t'', oder '^A?'-' Sänger Plur. m.
'^[AJ&'^5 Sänger^ f. 'h^ß^^'t- Sängerinnen.
Andere als die hier aufgezählten Wörter nehmen die masc.
Pluralendung an nur vereinzelt im dichterischen Sprachgebrauch
an, z. B. tlC^y^' f'^'i^h' geistige Weizenliörner {llCS^' urspr.
Adj.), oder von ^'IfQC' Genossenschaft: '^'Vfl^-'}! Genossen,
Ausserdem vgl. § 141, 5.
§ 133 2. Die weibliche Endung ät nehmen, ausser den § 132
aufgezählten Personen- und Beschreibewörtern, alle andern Sub-
stantiva an, welche überhaupt eine äussere Bildung des Plurals zu-
lassen, mögen sie im Singular Feminin-Bildung haben oder nicht.
Die Art der Anfügung dieser Endung ist meist sehr einfach;
wichtiger ist der Nachweis der Fälle, wo diese äussere Plural-
bildung überhaupt statt hat, und dieser soll in der folgenden
Uebersicht gegeben werden.
a) Männliche Personennamen haben zwar nach § 132
im Plural in der Regel die männliche Endung än^ indessen gibt
es mehrere Fälle, wo sie im Plural die weibliche Endung annehmen
müssen. Nämlich 1) alle Eigennamen, männlich und weiblich,
haben im Plural äussere Bildung, und zwar die Endung ät: tf^^
§ 133. Aeussere Pluralbildung. 2G3
ötl'- Macarms f^^'^V^^'l", '^CF'^' Maria '^Cf'^'l". 2) Männ-
liche Personen Wörter, welche ein Amt, Geschäft oder einen
Stand ausdrücken, nehmen im Plural die weibliche Endung an
und sind als Abstracta des Amtes und der Würde aufzufassen ;
eine Mehrzahl z. B. von Priestern ist dem Aethiopen immer
„Priesterschaft" ^ Daher: hV}'- hV^'l"- Priester, ^tJ^V- -^^
4^V'l", ebenso ÄÄflv h,ftM^^tl''j ^^Y^tl- Mönch, 4'H^tl' comes;
dAM''1" Philosophen, /.nV'!"-" Bahhiner (z. B. Matth. 16, 21 u. f.),
'/"'HM'l's Chalifen, d.Cf^^" Pharaone (Joh. Madabb. ed. Zoten-
berg, p. 173); ferner Vfl.J&" Prophet ^ü^y^"-, ii'^Ö^*^' Märtyrer,
i^>l^''t"' Häscher, ir^tl-t^A^'i^s Lictoren (Matth. 27,27), rtj&
^1' Satan rtj&^«i"l'= (neben der inneren Bildung), ^^' Seher
"ICf't"' (neben ^ICH' und '^^J&l:), h,'}^" Künstler Xhlf^'-
(neben der inneren Bildung), 70/5" 'Ih' Arbeiter, dx^Cf' Apostel
ih^Cyi", "T'tyV' Schiffer V^y^: (von f 'Th^O, vielleicht auch
d.^'i"' Räuber (wenn dieses nicht für d^f'h't' von d,^Kr steht).
Sogar an den Plur. d^^Tf' Aelteste kann diese Endung treten,
um das Wort zu einem Amtsnamen zu machen : li^^^'t'' (neben
fi^,^(0*'i't' § 140). Auch an Wörter, die nur eine Eigenschaft
ausdrücken, tritt bisweilen diese Endung, z. B. Ö^-^'t^s nackt wir
von Ö^<^^' 2 Cor. 5, 3 (vgl. Hen. 32, 6 annot.) ; vgl. auch htid
V^' 'IfAJ&^i'-" ihi"' hCA'fc^'Js 0 ihr, unsere Väter, die für die
Kirche sorgen (MS. Berol., M. Berh. fol. 12 b).
b) Eine ganze Reihe von Substantiven, die im Sing, weib-
liche Bildung haben, nehmen im Plural die Endung ät an:
a) Singularstämme, die auf t auslauten, bilden (mit Ausnahme
der Nomina der Form ^^'^flC'Th-" und <^'7'flCl"s) ^ einen Plural
auf ät, wobei die Bildung selbst auf verschiedene Weise vor sich
geht. Die meisten lassen ät äusserlich an das t des Sing, antreten,
wie ^fft^'l'' Jahr 9</»;l"^: ^; nur eine Minderzahl bildet den Plur.
1 Vgl. ähnliches im Hebr., Ewald § 177, f, im Syr., Hoffmann S. 253
und im Arab., Ewald § 301. Im Arabischen ist die weibliche Endung für
Amtsnamen im Sing, häufiger (Ewald, Gr. Ar. § 284, 4) ; im Aethiopischen
kommen im Sing, nur wenige Bildungen dieser Art mit der Endung ja
(iL)«.) vor: jft'}'^: Künstler, 'Y'hx^f' Betrüger (von Gewerbe), ihVC^'
Gesandter, Apostel. Aber diese Endung ja hat sonst den Sinn eines Plur.,
8. unten § 140, IV.
2 Ausgenommen sind auch: if'C'i't'' M'^^"' ^'^'ÖC't'' Ü'itl'l*-
rth"'l-" ?ifth.'l'.-, hf^'1"' (DA'I- "i'üM"' ''im.h'h u. a
3 Vgl. Haupt, Siim. Farn. S. 73.
264 § 134. Aeussere Pluralbildung.
vom masc. Stamm aus, lässt also ät an die Stelle der Feminin-
Endung des Sing, treten. So die meisten Wörter der Form Ji^
^^: Wlauer (§ 128 a. A.) Ä^^-'l'-', (IH4"T['s Brunnen OlfJ^I":
(neben On^^^-), ferner ÄflC^«" n4*A'>.'; h>^^*' Kuh hat
?i7«Al-.- und KY'^^'', MQ^i (ÄUC>.) Topf Ml.^^' TCü/^A"
^Ü^'^i (und MC^'H"'), Yl^9"^'' Winter (von einem Masc. h^
J^O Y}^^^'' (oder mit innerer Bildung hh^J^O^ ftrt.l's I?i^e?
ftrt^'l"-"; dagegen bildet 'i^ff^C^'- Palme i^tr^C^'^'. Das Wort
^^^s Nagel kann ausser ^^^^s auch ^»'J^'Ths (für ^'J'Pl's)
bilden; W-A«1" JVüere hat W'A*^^! und V^A^I*', und drt.^" j^e-
loJmung nicht Ö/iflT'^ sondern mit Beibehaltung des e und nur
halber Verhärtung (§ 40) ÖCi^S^^' (Hen. 105, 1). Uebrigens haben
sonst nur noch wenige Feminina diese ursprünglichere Plural-
bildung: /hA«l"Th-" Bing bildet sowohl /]hA+;^'1'•• als thii^H"'
(Ex. 30, 4 von der ursprünglichen masc. Form rhA^*-)- Das stark
verkürzte Wort 'h'^'t*' Schwester bildet den Plur. h^'l'-- Ausser-
dem gehören hieher noch einige bis jetzt nur im Plural belegte
Wörter: ^^^^i Stachel, (D^^^s Wurfspiesse, ^1^^'- Taue,
^^IW't'' Pfosten^ ^\b(\'t' weibliche Kameele.
Die andern lassen ät äusserlich an das 1* des Sing, antreten.
Doch bilden meist nur Sachwörter einen Plural, wie All*' Hütte^
ÖA'Ths Tag, Ö0^' Strauch, 9^i't' Einsiedelei u. s. f.; reine Be-
griffswörter kommen viel seltner im Plural vor, wie tl'flrtl^'ih'
Schläge (Hen. 69, 6), Tl^(l;^'^•: (Hen. 8, 1), (\dil^-^'' (Hen. 71, 12),
ih'dß-^' (Cant. 7, 2), au^i-^'h (G. Ad. 124, 7), -X^^^'- Wohl-
thaten, ^dl^'t' Wendungen u. s. w. — Innere und äussere
Bildung zugleich haben von dieser Classe z. B. 'T'^'Th* Türe und
hAftAl--- Garbe.
ß) lieber die vocalisch auslautenden fem. Singularstämme
s. unten § 134.
§ 134 c) Endlich haben auch viele männliche Singularstämme
diese Bildung des Plurals :
a) am häufigsten und, wie es scheint, ausnahmslos ^ alle
Wörter, die vor dem letzten Radical langes ä haben, offen-
bar weil dieses schon im Singularstamm vorhandene ä einer inneren
Bildung mit neu eindringendem ä ungünstig ist. Daher: 1) ,^A=
,^/[^'., <^jK,: <^JP^-:; 2) /Ki^T^" Kind /h^V'l'-, ebenso l'^^h:
ö^V 11^9^'- M^' 19^' l'if'' (•7>J?10 ;h^ft- T-jPA: -Ti-
'i^-n- ^'id^' /h^n-n- und viele andere; 3) d'i^: Fest (HAI:,
3f|^ j^: Hals hat äussere und innere Bildung zugleich.
§ 131. Aeussero Pluralbildun^. 2()5
d.fl'^:- Hh' rt^j?.- 4'AJR- (*AJP1" und '[•A.eii -•) ftf^mi- u. a ;
4) r'lKml' Herrschaft /*'A^V'Tl:, •flC'/'J« *^ft;l•r• ^'-OC-
•^.VC- CV^V'J- u.a.; 5) 'ITM-M' Befehl IhilHl", IftO: '/JP/
O'fl'; 6) fast sämmtliche Ortsnamen der Form J^rlli^-?"' Tempel
^'W-^^-l--, Tr'^b' ao\\l' a^'i\^i tf»-9?i! u. s. f., auch 1^"*7
flC' Handhmgsweise und ähnliche Bildungen. — Auch eine An-
zahl andrer Stämme, welche vor dem letzten Radical einen hingen
Vocal haben, bilden diesen äusseren Plural: thdC' Seide rh<*^-'l"
seidefie Kleider, 'Ü^O -fK-^-'l"'', 'Mr/i^C-* Laiid 'üdW^-'V'- (neben
der inneren Bildung), hßC^ altes Weib hdt^-'l'' und hih/^-'l*',
V7".ei-:^,^- M'V' iiF-o M\^A'' hS'^^' ir^' u a.
ß) die meisten der auf lange Vocale auslautenden
Nominalstämme, mögen diese Vocale Feminin-Endungen dar-
stellen oder sonst wie entstanden sein.
Bei den auf ä auslautenden verschmilzt die Endung ät
mit diesem ä, z.B.: 'J«^: Fisch 'J'^l':, fidl^' Wagen, ?.o^^'
Wolke, hll.^'i' Brust, ^^T-'i^: Köcher (d'}H>: (\li1^'' h
i"^' Vf-^- -f-^'- i-W-A- n.^' T^: G. Ad. 5, 1 u. a); auch
/*•;>: Leih ^^P'h, n*^' Hure H'll'', ÄP" x^^Q^?^ ^'A- Tafel;
sogar die Abstracta auf ^^ rh/V,*!*' Denkvermögen und ä,*!*' Geruch
bilden einen Plur. ;h/V.«i"1"-- ' und Ä.^'1-: (G. Ad. 4, 12).
Auf e auslautende lassen dies e, wenn es die § 120 be-
schriebene (aus ia oder iaf entstandene) Abstractendung ist, in jät
(gedehnt aus jat) übergehn : 9^^ti>' Gleichnis J^/^A^'T"-', i^'J-^Q.-"
^flf't', (D^ftdU' das Innere (O^^^f^i-, dagegen erleidet e, wenn
es aus a und einem wurzelhaften i entstanden oder dunkeln Ur-
sprungs ist, vor ät halbe Verhärtung (§ 40): öi' Gewürm ö%
f^' und 00^^ s, ebenso ?C1,' Blume, Ittu' Kaninchen, ^d>'
Frucht ^d>f^'', ^dy't"' und ^C^l'-" (letzteres nicht gut); H'
Elephant n^^' (Ben. 86, 4). Auch T.H.! Zeit hat T.H,JP1-! und
R.Ä,.- Türe ^^f^' (vgl. oben, S. 255, Anm. 2), X*^: Nebel
X'^y^', ft^s Krankheit Ä^B^I •"; 19^'^' Krug, das meist
innere Bildung hat, kann den Plur. *^9^'^f^' und (von 19^0')
dj^^;).. ^^i^Q^ (^um. 4,9 ann.)^
Auf ö auslautende Wörter, die einen Plural bilden, sind
1 Wenn dieser nicht eher nach § 122, ß zu erklären ist. Innere Bil-
düng haben: fi^/{: fl\\a(;: Q^iM: i'lTLA: M^^'P- (D^'J". \\'({f\t
2 Innere Bildung haben: rtC'B 5 hC'^' dlCZ- T^CV.'
266 § 134. Aeussere PluralbilcUmg.
selten: bis jetzt sind nur 1(1^^' von Ifls Seite, ^d^?'}^' von
4»^' Korh, ^fl^l-: Myriaden (Sing. I3n) und 1^^^^"-, *7A
^<p^: von einer Bildung § 121, y5 *7AC Schnitswerk bekannt,
in denen sich ö vor ä^ in aw auflöst^.
Ueber die auf 1 auslautenden Wörter, welche nicht hierher
gehören, s. § 132.
y) einzelne zerstreute consonantisch auslautende Nominal-
stämme einfacherer Bildung, von denen die folgenden am wichtigsten
und häufigsten sind: h^^' Mutter h^^h 1^' Angesicht, niA-"
Thau, 114».' Schlauch, .^'fl-' Bär, Ä'Ä": Grundlage, Wh' Seele,
'Tfi&A- Macht, iiCY"' Schmucl rtC^Tj-:, '^h!^' Tisch «^ÖA
Gnade, T-J^'M-' Beil, 'h'üC' Beschivöning, >^4»: Kiste, ^J^^
Almosen, Tf^C-" Grabmal, Ä'A4'A4'-" Erdbeben; auch TH-fl
Weisheit Plur. 'P(\(\H"' Künste; ferner 'IrPAs iTir^cA, ihCl^
Crocodil, rtlA-" ilfa^fe, ^fC Lt*/"^, H^^^s Zeit, O'i'h'T'' Ei-
dechse, 9A1^-" Welt, fl/hCJ&s Per/e, itfiA." Buchstabe'^. Andere
lassen die äussere Bildung auf ät neben der inneren zu: 4*^flA'
Wunde, *7'flC-" /SacÄe, w^'- Sack, fifTC- Ergiebigkeit, d^^'-
Pflanze, I^^A^ Kameel, h^'ü' Hund und in verschiedenen Be-
deutungen ilC''- Jl/J-"^! Geschäfte, Sachen, WiPC' Sprachen.
Die Pluralbildung aller dieser Stämme geht ohne inneren Vocal-
wechsel vor sich; nur hA'fl: bildet hAfl^'^.
d) Nominalstämme mit dem Bildungsvorsatz f^, § 116,
haben mit oder ohne Feminin-Endung gewöhnlich innere Plural-
bildung, bisweilen aber auch äussere: ^^TrYlC' Wunder ^^'Ol^^'t''^
ebenso tmf^TT' ^^4'Ä'-', a^^^aDQi Zeile €r» l^ a^ l,JVh ^'^
tf»-C! Fsalm, ^hCJZ.-" Spaten, (^li\\»l.Ai^O Bad^; ao^i^q:^^:
Züchtigung ao^i^q:^^:, tw^^^i Topf a^^B-^^') ^b^C^-
Kopfbund ^^ÖdX»^*^"- Bei anderen kommt die äussere Bildung
neben der inneren vor: <^1f^X= Turm, Tl^' Flut, ^'^^C'-
Wohnung (^'^Ä/..'> -' Hen. 59, 2), ^^htlC'- Band, ao^Ü^'
Aeltestenschaft (^AUj^''>." Gad. Lalib), ^'^ü,^' ^Öm'}^' ^
/^^Ö't''' Auch von den § 111, a a. E. angeführten Feminin-
^ OflI'A''' Sturm bildet 0(lha**^'t':. — Innere Bildung haben
^»rt'J*: und P^CW'-
2 Bis jetzt nur im Plural zu belegen sind l'Q^'l': Gen. 30, 38 und
Öf^^^"' Marc. 11,4.
^ Zu erklären nach Ewald, G)\ Ar. § 300. — Andere Auffassungen ver-
treten Zimmern, Zeitschr. f. Ass. V, S. 385 und Piiilippi, Beitr. z. Ass. TI, S. 377.
* Vgl. auch T^^^bi Firmament JP'Ä">91'= ""^^ f^^^'i^*'-
§ 135. Innere Plunilbikliino-. ^-^(*>7
Stämmen mit vorgesetztem l" lassen einige die äussere Bildung zu:
^rji'l-s Wunsch '|-rS;;J-l:, l'h'rC'l"- Zeichen -l?i'rf::H:,
-T[-^r/*Mh-T|-- Freiide 1'^V^' i1\:H'' , Ifll-AÄ-: Gescldecht 'Ifll-A
^i-V--; 'Vi{\J\" Prophetie bildet nach § 133, b, a -T|-'>-nj?'V--.
Ueber eine weitere Anwendung der Endung ät s. § 141.
h) Die innere Pluralbildung.
Gemäss dem Grundtriebe der semitischen Sprachen, die äussere § 135
Bildung durch inneren Vocalwechsel zu ersetzen, hat sich auch
aus der äusseren Pluralbildung eine innere entwickelt^. Die Dehnung
und Verbreiterung der auslautenden Endungen, durch welche die
Pluralformen §§ 132 — 134 entstehn, kann zu einer Dehnung und
Verbreiterung der inneren Vocalaussprache des Stammes werden.
Wie in der Imperfectbildung § 91 und in der Bildung des Femi-
ninums gewisser Beschreibewörter § 129 tritt als ein Rest der
weiblichen Pluralendung ät und der männlichen an (ön) ein langes
oder kurzes a, seltner ii^ mitten in den Stamm und treibt hie und
da a-Laute des Singularstammes aus diesem hinaus als Vorschlag
zum Stamme, um aus dem Einzelwort ein Sammelwort zu bilden.
Diese Bildung neuer Sammelwörter durch inneren Vocalwechsel
ist mithin nur eine Fortsetzung der Nominalstammbildung, und
da die Sprache die neuen Formen nicht als eigentliche Mehrheits-
wörter, sondern als abstracte Sammelwörter auffasst und behandelt,
so werden sie statt Pluralformen besser CoUectiv formen genannt.
An Mannigfaltigkeit dieser Collectivbildungen kommt das Aethio-
pische dem Arabischen, in welchem grade dieser Trieb der Sprache
auf das üppigste wuchert, nicht entfernt gleich ; es zeigt sich auch
hier wieder sparsamer in der Entwicklung und dem Gebrauch von
Formen und ist, sofern es nur die wichtigsten möglichen Grund-
arten dieser Bildung im Gebrauche hat, zur Erläuterung des ver-
wickelten arabischen Systems sehr geeignet. Alle diese Sammel-
wörter können im Aethiopischen, als unter den allgemeinen Begriff
der Abstracta fallend, als weiblich aufgefasst werden und haben
zum Teil auch schon in der Bildung feminines 'l*^; im Sprach-
gebrauch können sie wie das gewöhnliche Abstractum (§ 130) mit
oder ohne Feminin-Endung sowohl männlich als weiblich behandelt
werden und können ferner als Sammelwörter entweder als einheit-
liche Begriffe aufgefasst und mit dem Singular des Prädicats und
1 S. dagegen König, S. 86 f.
2 Nicht ät, wodurch sie ja zu Mehrheitswörtern (Pluralen) würden.
268 _ § 136. Innere Pluralbildung.
der Apposition oder als eine Mehrheit von Einzelnen in sich
schliessend mit dem Plural derselben verbunden werden, sodass
man z. B. für jene Tage (D'h'^' tro^ö^' oder f^Jh't' '^^iJA-"
oder ?itf«»-'>'|2-" ^TdA-" oder h^'i'P'' t^^Ö^' sagen kann.
Die Collectivbildung selbst richtet sich immer nach der Form
des Singulai'- Stammes und zerfällt somit in drei Hauptarten:
1) Bildungen von dreilautigen Nominalstämmen einfachster Art;
2) Bildungen von längeren Stämmen, nämlich von Stämmen drei-
radicaliger Wurzeln mit langem Bildungsvocal nach dem ersten
oder zweiten Radical, von Stämmen mit äusseren Vor- und Nach-
sätzen und von Stämmen mehrlautiger Wurzeln; 3) in der Mitte
zwischen beiden stehende besondere Bildungen von gewissen Be-
schreibewörtern und Nennwörtern des Thäters. — Manche Nominal-
stämme haben eine doppelte oder dreifache Collectivbildung, jedoch
meist ohne Bedeutungsunterschiede. Neben den Hauptarten der
Collectivbildung, die im gewöhnlichen Sprachgebrauch noch lebendig
sind, kommen vereinzelt auch Reste anderer, im Arabischen noch
erhaltener Bildungen vor, welche beweisen, dass einst auch das
Aethiopische mehr Formen hatte, diese aber vermöge der ihm
eigentümlichen Sparsamkeit wieder verloren gehn Hess. Zur Be-
tonung dieser Collectivformen im Allgemeinen vgl. Trumpf, S. 542
und König, S. 159.
§136 T. Sammelwörter von Singularstämmen einfachster
Bildung aus dreiradicaligen Wurzeln. Hieher gehören nur
Singularstämme ohne die Feminin-Endung at oder ^, indem die
Feminin-Stämme (mit Ausnahme von h^'^^') /^ÖC^', ild9^^',
^^'t'', rthol'O den äussern Plural bilden (§ 133, b) oder andere
Collectivformen haben. Auch die Singularstämme der Formen *7
nC-j 1(\C' und IflC' fallen hier fort, weil erstere Form über-
haupt keinen oder doch nur einen äusseren und die letzteren beiden
nach § 134, c,a lediglich den äusseren Plural bilden. Somit kommen
hier nur die Singularstämme der Formen *1'ÜC' 1'flC' lf\C' in
Betracht sowie einige der Form l'flC • folgende Stämme der
Form P-aC'-
1. Die erste und einfachste Collectivform kommt von
Singularstämmen der Form *7'flC' und entsteht dadurch, dass sich
kurzes ä nach dem zweiten (im Sing, vocallosen) Radical festsetzt.
Nach dem Arabischen zu schliessen^, konnte sich dieses a auch dehnen;
doch ist ä bis jetzt nur in 4^^K"'' von «J^J^Ä'-" Schenkel (Cant. 5, 15.
Joh.19,31, nehenM'-y^'' Ps.146,11. Jud.15,8) und T-Vfl>--; ^•T'B--
1 Ewald, Gr. Ar. § 307.
§ 136. Innere Pluralbildung. 269
von ^^^^"'Wcg 7A1 belegen. Für kurzes a s. z. B. hV}'- Ohr hn'}']
mediae geniinafcae: Ihl' Gesetz Ihl*^', '^'H-' Griihe '^{Vi{''\ tertiae
infirniae: /*'Cfl**" Wurzel /*'^Ö>*=. Dieser Bildung folgen nament-
lich auch die uralten, stark verkürzten Wörter (§ 105 a. E.): Yx'fi-
Vater, M'-' Bruder, h^' Hand, Ä^-' Mund, ö!^"- Mann, dö-
Baum, wobei als dritter Radical ii erscheint: h(\(0*i, h'^(D*' (§ 44),
?iAfl>--", hii,(0*', Ö^(0*Sj ö0(O-s. Häufig bilden diesen Plural die
Namen von Teilen des tierisch-menschlichen Körpers : 'flCll' Knie,
hin- (*'-Ji'.Ä-:), M'i' Busen, hlC- Fuss, h-J^:: Flügel, Ä*
^C' Nagel, TCfl" = ÖCtl' Backenzahn; ausserdem auch: /hlf'fi'
'Tf-Ar- h-üV' K-'}^-, tlvüC'- Farbe, rftA--, t^ftA', h^^'
(Plur -^A*^:)^ hr-^', Ö^C-, •7'flC-, •7Ä-r:, T^^:. Ein
Pluraletantum ist wohl auch i\d*(D*' RaiichwerJc. Indessen lassen
viele dieser Wörter auch die Pluralform K*7nC' (s. unten, Nr. 2)
zu: /^COI-: ^ß>f{"' >Ar- fi'Ü'i'' -nCh- h'JT." h-WJ: MO
1'ü' Ä">¥-- Ä'^C." und /hli-n-", dessen Plur. rlKH-n-' Stämme,
dagegen hlhH'ü' Völker bedeutet (ebenso ÖÖ', s. unten). Dass mit
dieser Form *7flC' einst auch eine Form (>>j*i und u^^i wechselte,
lässt sich nicht beweisen : ft^T- Söhne, das immer im Sinne eines
Plurals gebraucht wird und darum leicht als Plural von Ä^*
angesehn werden könnte, ist, wie die Art der Anhängung des
Pron. suff. ergiebt, vielmehr ein collectiv gebrauchter (§ 131, 2)
Singular; ebenso scheint Oht^r^' Kinder sowohl Plur. zu fl'AÄ's
als auch ein Part. pass. zu sein, das collectiv gebraucht wird, an
einzelnen Stellen aber auch noch Sohn im Singular zu bedeuten
scheint {Q^Qn. 17, 16. 18, 10. 14. Cant. 5, 10). Ebenso könnte Ö
J^fl^•: 1 (Ps. 138,18) Männer als ein Sing. coli, (für gewöhnliches
Ö^') aufgefasst werden ; solange indessen eine solche Singularform
nicht auch sonst belegt ist, dürfte es doch eher als Plural der Form
\jyxi jjj^'fl)*: edewwe (für d'H*(0*i, wie y^^ Brüder) anzusehn sein.
2. Eine zweite und zwar von allen Singularstämmen ein-
facher Bildung die häufigste Collectivbildung enthält a nach
dem zweiten Radical und h als Stammvorschlag, das mit dem
ersten Radical eine Silbe bildet, vor Hauchlauten aber nie ver-
längert wird: Form hitlC'- Dieser Bildung folgen zunächst
Singularstämme, die einen a-Laut enthalten, namentlich solche, die
auch nach dem zweiten Radical a haben ; das vortretende }i kann
demnach als ein durch das neu eindringende ä aus dem Stamme
^ Vgl. auch Lüdolf's Anm. zu Ps. 72, 5.
270 § 136. Innere Pluralbildung.
hin ausgetriebenes a des Singularstammes betrachtet werden. Erst
in zweiter Linie nehmen Singularstämme, die kein a enthalten,
an dieser Bildung teil. Die Feminin-Endung 't* kommt ihr äusserst
selten zu. Das eindringende a ist immer lang, mit Ausnahme von
hÖ0(D*s Bäume (neben Ö0O^') von ÖÖ' (und h^P'l'' s. unten).
Diese Collectivform ist
a) fast ausschliesslich im Gebrauch für Singularstämme der
Form 1(\0\ z. B.: ^lO Bede MPO Sprachen, Hi-fl-' Schwanz
h'n^'ü'^ ÄflJA: Gebiet h^H^A-, ebenso: ^L^1'' thooC' ^m'i'
fiiwo ^A5^- nAft- nrhW-- ^Iß:-' hd.O OÄJEl'- n^'i' H^Ä--
nd,o loB^' ääd-}.' <(.^ft:;
h) sehr häufig von der Singularform l'flC' (von der freilich oft
auch die Collectivformen ^*7'flC'lh' und Ä*7'flC- gebildet werden,
s. unten): 09^^' Säule hö"^^', f.'üO Berg hJ^dO; mediae
geminatae: w^: Sach h^^^', 0C' Feind hÖ^'C'; vornvocalig:
weh' Monat hd^^'h', (D^'is Wein hiO'jflr'' Weinrehen; mediae
infirmae: P^*'- Baum hÖV9^'', P^' Vogel hö^^', {iJV- Haus
Ji-fl^^-v Ausserdem: rh-flA' '^ft- wC^'- wCI'- ril' ^J^/h"
d^'h' rtCr- fiO rtfl>-T" *l^rTK- H-n- -TirA.- M^- CD*^:
(D^O (DK-'ü' oa^ß:' O^'^' oß:^' iKo-n-- f.^9"' l^ö- ^O
9^9^' <(.tA!. hCd'ü' Zehntausende (von '^^^) ist Pluraletantum.
Den Plural von '^ih'}^ Schuh ti^h'i' schreibt man auch (§ 47)
h'^lM' (s. Gen. 14, 23 ann.). Die Wörter d\^^' Feld, ft^^-
Schwert, '^ili'i' Schuh, d't'C' Stah haben neben diesem Plural
auch noch andre Formen : hth^^' und hfh^^'th htlf^' und
htl^^^', hl^hl' und h^hV-, h-üi^C' (Num. 17, 17) und
c) Aber auch von der Singularform *7'flC' ist diese Collectiv-
form gebräuchlich geworden und sogar noch häufiger als Nr. 1,
was um so weniger auffällt, als manche Wörter schon im Sing,
zwischen *7'flD und I^AD wechseln. So: A'flfl-' Kleid ^iAn^v*
T^O Land h9^^0, Ö'i^' Edelstein hö^^'-, 9^M" Mindert
h9''h^'] A-fl! Herz hAn-fl", 9^^' Ehemann Äi^;^^•^ flÄ-"
Genosse h'ü^^'] h^'' Hand hlti^iW'' neben dem gewöhnlichen
hftr»-:, ^C(0*'' Wurzel h/^/^a^'-, ^'^9^'- Bart h^^^\9^'
Ebenso (ausser den schon unter Nr. 1 genannten): (h^9^- Cl'ü'
-nCö' IV-Ü' h^^' h'PA: Ä-Cd- r-l^' T7= KCrTK- K\^-^.-
^(h9^' und von einem weiblichen Singularstamm h^j^'l'" Winter:
1 Nur wenige haben die Collectivform /i*7fll*C' (§ 1^7) und einige
andere die äussere Bildung § 134, y.
§ 137. Innere Plunilbildiing. 271
h\l/'-9^' (neben der äusseren Bildung h/,-''7'1"-" § 133, b, a). Hier-
her gehört vielleicht auch das Pluraletantum h'yS{Cs ÄnhlicJc.
Eine Feminin-Endung findet sich an dieser zweiten Collectiv-
form sehr selten. Möglich ist sie (nach § 36) in Wörtern von
Wurzeln tertiae gutturalis: h^'^tlvl*' v öjidyga (Apoc. 18, 14)
von ^i^rlh--^; ferner von rhK's Ffeil (V^M ^ ^g^- F'^)' ^^^^''•■•"'
ebenso von T'fl' iveibliclie Brust (ursprünglich tertiae infirmae)
ÄTfl'l'-- und von t\9^'' Name hft"?'!":. Von d.O(D"' Otter (tertiae
infirmae) kommt der Plur. Yx^P'l^' (indem an Yx^Off^'^ aus Y\^
9l»-.', '> tritt) ^. In K</ö'l-: Magd und rth«'>-' oder rth'V«' Gasse
wird das fem. 'V als wurzelhaft behandelt, daher: t\lt\''l'\*' und
hfth'Th-' oder hh\^"'
3. Eine dritte, übrigens schon stark in Abnahme begriffene § 137
Collectivbildung enthält betontes (Trumpf, S. 542) u nach dem
zweiten Radical und (wie No. 2) }\ als Stamm vorschlagt. Dieser
Bildung folgen mehrere Personenwörter und solche Begriffe, die
gern männlich aufgefasst werden, woraus sich der Vocal ü statt ä
zu erklären scheint: Kj^*?^ Esel hM-l'j rli4'A-' Feld hth^^'
(neben h!h^^' und Jir'h^AThO, 0^'^' Ast hö^-^' (^)^^l
ihfi^O Umzäunung h^^-O, tUdl'- Bänke h^^l'-, Ü'IO Stadt
und Land YxVhC'' (}\\)'Y'C'), l^tl'- Pfennig h^l^^il'; ohne
Singular: hß'Ü'ß^' Juden, hö^'l' Ohrringe; von einem verlornen
Sing.: hh^l' Greise (Plur. zu h^^P^^'Y
4. Eine vierte Collectivbildung enthält kurzes e (ur-
sprünglich wahrscheinlich u) nach dem zweiten Radical und eben-
falls h als Stammvorschlag ^. Diese Bildung ist fast noch seltner
als die vorige und scheint teils durch No. 2, teils durch No. 5 ver-
drängt worden zu sein. Die meisten Wörter, die ihr folgen, haben
daneben noch eine andere Form: (D*^C' Hügel ?%fl>'*7C" {aüger),
1 Dagegen ist JiÖH^il'' Kriege von O'HTi'; das Ludolf, Lex. p. 606
anführt, nach seiner Gramm, p. 108 in /löfl^l'f"" (doppelter Plural) zu
verbessern; ebenso stellt Jud. 8, 26 nicht, wie Ludolf im Lex. anführt,
h(f>'^'(\'t''j sondern t\(D'S{(\^s (doppelter Plural).
2 Vgl. Prätorius, Ämh. Spr. S. 189.
3 Arabisch entspricht nicht sowohl (>*il, das äthiopisch ti*^'(\Cl'
lauten müsste, als vielmehr Jyxi; vgl. D. H. Müller, ZDMG XXXVII,
S. 366. Merkwürdig ist, dass fast alle Wörter dieser Bildung von Wurzeln
primae gutturalis kommen.
* Ueber ^}|jp«^: vgl. m. Lex., col. 771.
'"f
^ Arabisch entspricht Jjül. — Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 542.
272 § 137. Innere Pluralbildung.
^Ä-As Blatt h^?:^'\ ^^-C' Stab hü^C' (und h-Ü^C'),
-TrftA-- Sacl Mh^' (und Mft^' Gen. 42, 25. 43, 22. 44, 1),
^TC' und VTC-- (^^a;7^ MTC', ^;hA! Schale hK'/hAs (und
ÄK-;hA-|h:), n*A: Maulesel hü^^- (und ^n^AllO. "/?i'>'
Schuh hl^Ki' (und Ä/^^i'Js). Der Plur. Yx^UCiD*' Schweine
(aJireww^) gehört wohl zu einem verlornen Sing. thCO^' ; im Sing,
gebraucht man rh^-fl^^' (Ps. 79, 14. Lev. 11, 7)^^, das wohl auch
als Collectiv steht.
5. Viel häufiger und neben No. 2 von dieser Classe am ge-
bräuchlichsten ist diese Form mit der Feminin-Endung T"^.
Sie wird gebildet
a) selten vom Singularstamm *7'flC' : CYitl' Kopf hC'hll'l''^
'itlC' Adler hlhC^', Üh-Ü' Wolf Älfh-nTh", IV-Ü- Biene
h'TfV'fi'l'' (neben h'i'/'ü') (sprich ansert u. s. w.) ;
h) gewöhnlich vom Singularstamm I'ÜC' oder auch von
PaC' Oß>l'' Äuge höß^'y^', a^l' Leichnam hü^l^-',
n/hC- Meer Y\'(\h\CA''\ ebenso: 4.?iJ^: ^hli' nt^A" -MtJA:
vre: >4»|J: >^|): hA-fl: O^C^' (lK"^= WCh' l^Ö* l-üC'
äA<>: Hl-n- 0C^'' OCÖ' und ÖCÖ' <<.>A:; auch von rh^'A"
Feld (s. No. 3), fH^A-- Maidesel (s. No. 4), ^^rThA' .ScÄr^^e (s. No. 4),
rtji^s Schwert (s. No. 2). Von 4*ft'Ths i?o^ew kommt h^Mr'
(für Ii4'ft'lh'ih0? indem "V als wurzelhaft betrachtet wird; von un-
bekannten Singularformen: Ix^^'i'li'i"' Sehnen^ h/^^C't'' Neu-
mondcj Yx^Ch'^' junge Vögel (xia-vil n^rilSN); wohl auch Jtfl>*
A'Th-' Raulvögel (Hen. 89, 10. 90, 2. 96, 2 für hi>fl>-ft'Th-- von D^y
o^SLä); von AUl^s Ochse JiAUrl -•, ^J^h' (?eM7/e ^CJ^l-?! 1h ■
(neben hC-^h') HlJA-" mc/^ >i-n(>Al':, ^^C/h' F^/^rer ^iT'C
rill"', och-" Freund hÖCYl^'. Auch das Wort hj&rt.' Schlange
kann von hj&fl", ohne Berücksichtigung der Endung ^ (§ 118),
Äh^ri'lh ■ und zusammengezogen hXxM'^' (Hen. 20, 7) bilden,
während von \\fytlr hUß'll^'' gebildet wird (§ 140); ebenso OTf
Ms Löwe (§ 131) Olfütl^' (von Olrilll', ohne Vorschlags-h, weil
durch eine Täuschung des Bildungstriebs 0 für t\ genommen wird).
^^ÖC't"' Haar"" bildet (von ^ÖC-) h/^ÖC't""
1 Nicht '^^^A'; wie Ludolf im Lex. hat.
2 [Vgl. auch Tab. Tab. 59 {Chrest. p. 121) und dazu Trumpf, ZDMG
XXXIV, S. 236 f. und Cornill, ebd. XXXV, S. 050. Auch Cod. Mon. Aeth. 11,
fol. 48 V« liest dort fllArh^fl>*JP-]
3 Arabisch iiXxil. — Zur Betonung s. Trumpf, S. 543. «■
* Als wäre ^'ÖC't'' ein Einzelwort (§ 131) und '^ÖO oder /^dO
§ 136. Innere Pluralbildung. 273
IL Sanimelwörter von einigen längeren Singular- § 138
stammen dreiradicaliger Wurzeln. P]inige Beschreibe Wörter
der Form § 108, b. c sowie die nach § 117 durch Verdopplung
des zweiten Hadicals gebildeten Adjectiva und Nomina des Thäters
haben eine eigentümliche und von den Collectivformen der übrigen
längeren Singularstämme verschiedene Bildung, die darin besteht,
dass der wesentliche Vocal des Singularstammes nach dem zweiten
Radical durch kurzes d verdrängt und fem. 't* angehängt wird.
An diesem a und 'l' haftet der Sinn eines collectiven Abstractums.
Im übrigen ist die mit dem Grundstamm vorgehende Umgestaltung
so stark, dass diese Collectivbildung fast eher wie eine Neubildung
aus der Wurzel selbst erscheint^.
1. Am häufigsten erscheint sie im Gebrauch bei Singularstäm-
men der Form l(\d' und ist für diese die einzig mögliche Form
einer Collectivbildung und häufiger als die äussere Bildung § 132, g.
Wenn man aus dem Arabischen einen Schluss auf das Aethiopische
ziehn darf, so ist anzunehmen, dass dabei die Verdopplung des
zweiten Radicals aufgegeben wird (wie in Sv^l von ^L^Oi was aus
dem Aethiopischen selbst bis jetzt nicht zu beweisen ist; vgl.
Trumpf, S. 543». Beispiele: 't'^'^i der erste 4*Ä5^1-s (qaddmt),
T.'hd*'' Schreiber Krh^'Th-", rt^<^s Schwertträger fl^^^'-, 'h^^s
Sänger 'TrAJi^-"? ^'J^s Jäger ^0(0*^'- imaüt; aber tertiae gut-
turalis: iP^\i Opferer i^^ö't''; von Wurzeln mit schHessendem
m oder ft: ^i^m.-" räuberisch ^rtT-"j 0?-^' Schnitter 00^'
(§ 54). Dieselbe Bildung findet sich von "^^d^f 'If-S^-" ^^h^'
rt^*-' h^^: (D^d'. (Dfl\X' O.^d' IdK' MK' Ä^fl,! u. a.,
und, neben der äusseren, von rh^-rt." ^^-^rt.'" fi^\' ^^ü^'
^^iK' flO^A." O^V'- ^'J^d' ind' 1^^: Göt^enpriester^
bildet l^iO'H"' und mischlautig 1^^'-; ebenso TA'E-' Hirte (von
der ürwurzel bn^ + (ä)wt) TA^'^' (für ^AO^^'% als wäre (D
erst abgeleitet. In der That aber wird /^fiC'l'' ebensowohl als Collectiv,
Ps. 39, 17, wie als Einzelwort, Matth. 5, 36, gebraucht. — Auf einer
arabischem i^jiil entsprechenden Collectivform scheint ?i^*7^' -^'Vemc?-
lingschaft und Fremdling (von einem Sing. V7,J^0 ^^u beruhn.
^ Arabisch entspricht Jüti und itXÄi, Ewald, Gr. Ar. § 312.
2 S. dagegen König, S. 95.
3 Von dem zweifelhaft ist, ob es von der Wurzel I^CD- = Ij?« oder
von p^'^i ^2> -\- äicl = ^J^ abzuleiten sei.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2, Aufl. 18
274 § 139. Innere Pluralbild im g.
wurzelhaft; vgl. auch Ol'i^liJ Wahrsager m^'feA'lh-'. Auch der
Name dOß>^' Riesen ist wohl von einem Sing. ^^P-s abzuleiten,
also ursprünglich Hirten, Hirtenvölker.
2. Auch einige Beschreibewörter mit t nach dem zweiten
Radical folgen dieser Bildung (neben der äusseren Bildung § 132, l,b):
^m,!' dünn ^mlf^', mdrü' weise rtlfl'fl^^ OfUß.-" gross Od
^'t' ; ebenso das Substantiv diüj Bürge rhflj^'lh' (wogegen andere
Substantiva dieser Form die Bildung § 140 haben) und endlich
auch das stark verkürzte Wort ^d' Seher (§114, c) '^d^^'
(neben ^CH'- und ^C^^i)
3. Von der Participform *7n*C' hat ^^(0*i rein, acht diese
Bildung: 4'Äfl^'il'', wenn nicht ein Singular 4''^fl>'' zu Grunde
liegt. Hienach könnte man auch ^1/^'t'' Könige von 'i'h^'
ableiten und hätte nicht nötig, es auf den im Aethiopischen selten
gewordenen Singular ^P'^L' zurückzuführen^.
§ 139 III. Die Sammelwörter von längeren Stämmen drei-
und mehrlautiger Wurzeln haben nur eine einzige Form:
langes ä nach dem drittletzten starken Stammlaut; vor ihm eine
Silbe mit kurzem a, das sich nur sehr selten zu e senkt (oder in
fünflautigen Stämmen zwei Silben mit zwei kurzen a), und nach
ihm eine Silbe mit kurzem e (§ 60)^. Diese Form wird gebildet:
von allen Nominalstämmen mehrlautiger Wurzeln^; von allen durch
äusserliche Vermehrung gebildeten Stämmen dreiradicaliger Wur-
zeln^; endlich von mehreren Nominalstämmen dreiradicaliger Wur-
zeln mit langen Vocalen nach dem zweiten oder dritten Radical,
sofern nach den Lautgesetzen solche lange Vocale dem Lautwerte
eines starken Radicals gleichkommen. Bisweilen tritt, nach noch
zu erörternden Gesetzen, fem. 't an, wobei im Allgemeinen das
Grundgesetz gilt, dass Nominalstämme, die im Sing. ^Ih haben, es
im Plural in der Regel nicht haben. Zur Betonung vgl. Trumpf,
S. 543 f. Wir betrachten zunächst
1 Einzig in seiner Art ist das häufig in der Redensart 'jti'^ti' ^
Cü*ß*t Waisen und auch sonst (Lev. 11,40; Deut. 14, 21 ann.) vorkommende
Wort ^(D'^*'\ ich erkenne darin die Collectivform ^xi (Ewald, ör. ^r.
§313): ^(O*^*' entspricht vollkommen arab. ^c^yjc von o^^a^j sodass
Itv^ti' ^(D*^*' eigentlich bedeutet: Kinder der Todten. Dagegen ist
(l\/^-(D*s Plejaden nur äthiopische Aussprache von ü*.i'.
2 Wie im Arabischen, Ewald, Gr. Ar. § 314.
^ Mit Ausnahme derer, die einen äussern Plural bilden.
§ 139. Innere Pluralbildung. 275
1. Collect! vbildungen verschiedenartiger Singularformen von
Nominalstäramen mehrlautiger Wurzeln: fiTfü^' Kette
rtV^A: (sanasei), rtcD-rtfli-s Leiter fl^tia^'-, Ol-üf^'i'' Fehrock
mn^'y- .P/'>'7A: Jimgfrau RV'7A-, 4>^'>Ä"A: Fuchs *VK-A';
aber «^'J-^^A-' candela *l**i''^,As (mit Beibehaltung von t)\ von
bis jetzt nicht belegten Singularen : rt^P-Tf-A-" 'Vf^l- H<PC/h-"
l^^l^Ö'; mit '1" von Singularen ohne Feminin-P]ndung (besonders
Personen Wörter und Tiernamen): rtj&^'Js Satan rt^T'J'lh'j "blr
nA" Botschafter 'f-V-nA-Tj-: und '['V-nA", OlrM' Löwe O^-d
ft'l--' ö4'^-fl-- Scorpion O^C'Ü'I"-, OlfüC'- Seeungetüm O'i'ü
CTh-, h7^.C-- Zi/^pe hV^C^s und h^^C-, 'f'C^p-fl- TFimper
4'^'J'n'Tl--; umgekehrt: 'k'iHM" (und 'fe'>f|?iO ZocÄ:ß ^.^Ith'',
MÖ'l'' Felsgegend Ä'PAl)'; mit 'l* von fem. Singularformen:
hAftft'l"-' Garbe h^htl'V '- , m^ArV> •■ Geldstück nii-A/h^:
(neben m^-A/hO^ rt'flÄ"'J'Th-" Fi^er rtflj^'(>^.". Hat der Singular-
stamm andere Endungen, z. B. ä. i, so werden diese in der Col-
lectivbildung abgeworfen: Ä-n-h^-" Zelt M'^C', Ä'>^A.-' (Ä">
Auch aus mehrlautigen Wurzeln durch Verkürzung ent-
standene , dreiradicalig gewordene Nominalstämme folgen dieser
Bildung: h^Ytth- Stein h'Phrh" (indem der Kehlhauchlaut sich
von seinem u trennt), Wrü-" Stern h^h-fl^-', P-CiT' Hahn und
Henne R^PCU', "i"^^ ' Türe (V^w^^) 'Tf'P'^fl^--, A.A.^'-"
Nacht (V^Af) A^AJZ.! (JLli") und das Fremdwort ATH^-"
>Sa?^&a^7i rt^-fll-:. ö'iöy-' Mücken (für blblf-) behält f, gleich-
sam zum Ersatz des abgefallenen *}, bei: Ö'i'lL'lh''
2. Alle durch Vorsätze gebildeten Nominalstämme
dreiradicaliger Wurzeln folgen dieser Collectivbildung, nämlich:
a) Nominalstämme mit vorgesetztem, irgendwie ent-
standenem h* hTrHÖ' Thräne M'ÜÖ', Md^^'- Heuschrecke h
T-flTs, hlr^^"' Türe M^^'-; mit Feminin-Endung (Personen-
und Tiernamen): h9^fh,(0"' Ahne hlfli-'V'- (für h'llha^^i),
K'JÄ.'Ps Maus Ji'iXl--; h9^^\}'' Gott (obwohl selbst eine Col-
lectivform, § 136, 2) h^^.Yl'1*'. Aus dem Syrischen durch das
Arabische eingeführt ist der theologische Ausdruck h^ijf"' Wesen,
Suhstan;^ {^>i^\)'',
h) Nominalstämme mit vorgesetztem 'l" (selten): 'th.
T'C'l'- Zeichen IhrC'^ ^ö^l'i'- Lager 'Vif.!-,
18*
276 _ § 139. Innere Pluralbildung.
c) sehr häufig durch vorgesetztes o^ gebildete No-
minalstämme. Zwar haben Participien und Nomina des
Thäters meist die äussere Pluralbildung (§ 132, f); bisweilen
jedoch auch die innere, und zwar (als Person enwörter) mit an-
gehängtem ^: tro^YiCi Batgeher t^^YlC^', t^lt^lr' Fürst
aofi^'}^:^ OD^C}: Hornbläser t^^Cl^-. Tdtl' Miferbe ao^
Cft^:, <w>öCC! FeindscTiaftstifter od^CC^', o^Yt^ü- Bichter
f^^y^lf'i't''' Hingegen bildet ^w>l'Afl>*s der Folgende, Nachfolger
ffo^^0}*s ohne "ih. Auch die nach § 134, c, a meist den äusseren
Plural bildenden Ortsnamen der Form 9^1(\C' participiren zum
Teil an dieser Collectivbildung : {T'W'rfJ-'fl ■" Tempel ^V^C-fl^•^
9^Ö^ß:'' Fuss einer Saide ao^fo^.
Fast ausschliesslich herrscht sie bei den übrigen durch vor-
gesetztes 0^ gebildeten Wörtern § 116, wobei Singularstämme ohne
Feminin-Zeichen, zumal Personenwörter, in der Collectivform meist
^ annehmen: o^^Ml- Gesandter a^fih\\^'^ ^'i^tl' Geist
ff^^^tl^', o^C^' Schlüssel f'^/^'lh^'', ^^h'- Wechselgesang
if^^^h^', f^h^ß:' Schemel <w>hjg,J^ : ; dagegen: ^!t\0'}'
Mutterschooss t^^^fy^i'- (Gen. 49, 25), '^ihtlh' Junges t^^tlh-,
^l'^f^C' Wohnung f^^^^C'', oder mit doppelter Bildung: a^'ü
l!^' Blitz ^dC^'- und tr^dC^^', ^TrdC'' Thron, ^l^hA:
Nagel u. a.^ Weibliche Singalarstämme haben im Collectiv meist
die männliche Form: at^/^lC^'- Netz ^'^'7C-", ^A;^A^.•
Kinnbacke ^^^^', ^OA'Ths Tag (von TO^^') ^^Ö^',
f^Tf/i^'t'' Versuchung o^^lißh' {manasew^ oder manasw^), f^h
\\^i Fenster a^h\ia^h ^^t^^' Gewicht emf\^ahi, ao\\tiJ\r'
Talent ^3lAp.s (makalj' für makalef) oder ^hA^v ^Ä'rh.l'-'
Spiegel ^HrhJK.', «^CVT"-" Heerde'^ a^l,'öf^' (maraei); sehr
selten die weibliche, z. ß. ir^Cd'ü^'' Netz ^^'ü'ü^'; häufiger
beide neben einander: ^Tflrh^-" Messer ^^'fl/h- und aon}^
/]h'^^ ebenso t^lr^Ö^'i ^^th'l"'; zumal wenn schon der Sing,
beide Formen hat: f^^h^' und ao^h^^'' Schultergegend o^^
h^s und ^;^!n^^•-^ ebenso ^09^' und *^ö?^^' Türschloss,
o^?C(DO und ao^(DQ^i Tragstange u. s. w.
Von fünf- und mehrlautigen Stämmen: o^ii>ti/]r' Gelenk
^AMiK-^ f^iil^' Cither 00(1(^^(0". und a^ii^^^"] i^l(f^
i\Ö^' Vorhang a^lav^M' und o^loV^M^-
1 Als Pluraliatantum aufzufassen sind oo^^^^'s Gegner und OO
^4'd'ih' Gegenstück.
2 ODQ^i^*: Braut {]/ ^qo)) bildet OO^n^^Ohi, gewöhnlich aber,
mit Uebergang von Oh in Ji^, ti^^*Ö^'-
§ 140. Innere Tluialbildung. 277
3. Dieselbe Bildung findet statt bei vielen Nominalstämmen § 140
dreiradicaliger Wurzeln mit langen Vocalen nach dem
ersten oder zweiten Radical oder vocalischen Endungen,
sowie bei solchen, die aus mehrlautigen Stämmen durch Verkürzung
entstanden sind. Die Sprache sucht diese Stämme, die meist zu
wenig feste Laute haben, um die drei Silben a-a-e, deren letzte
geschlossen sein muss, umspannen zu können, auf verschiedene
Weise, durch Ein- oder Anfügung von Halbvocalen oder durch
den Stammvorschlag ti. zu erweitern : die Wahl der eingeschlagenen
Mittel ist dabei meist schon durch die Singularform begründet.
a) Bei den Wörtern mit t und e nach dem zweiten Radical,
ursprünglich Infinitiven oder Beschreibewörtern, stossen, wenn sich
nach dem zweiten Radical ä eindrängt und i, e in e übergeht,
zwei Vocale zusammen und werden zunächst durch einen von i, e
hergenommenen HalbvocaP J& getrennt, wofür dann im Aethio-
pischen nach § 41 meist (O* eingetreten ist. So von (D^di/U' Fluss
noch OI^J&'M^s, von -hoO^V- Sünde •^mß'h' (Lev. 16, 16 annot.
Jos. 24, 19), von ^d^^i Kuchen Ä^JR^^s mit J&, ebenso in dem
arab. Wort mflJ&Ö* Naturanlage (/«jLa& von iüix^io); dagegen
ist sonst überall fl^ eingedrungen : 'liiTl.K'lh- bildet häufiger '^^
(0*Y\'^ '\9kJr' Eisen : '^^ay^'iH"- eiserne Werkzeuge, 4'rt.ft! Pres-
byter ^fi(0*t\H"'; ebenso ft<fc4»:: ÄJ^fl^^*-"^ und ^^Oh^^s
(Minuten Hexaem. S. 27, Ifi".); Ä^^O^ds Honigseim (a^ä^), fl^
(D^Ö' Wunder thuer ei (/o^Xj); •flrh.C' Land f\^(0*C'^''. Dagegen
wirft ?i*7M,?i' Herr, das in dem vorgeschlagenen tx einen vierten
festen Laut hat, t spurlos aus: hPhti't' (§ 57). Aehnlich bildet
hMU^' Hode (§ 120) hflil^'-. Auch der Plural O^fD-'}^''
Pförtner scheint zum Sing. O^*^- zu gehören ; vgl. m. Le^c., col. 1022.
Wörter mit ä oder ü nach dem zweiten Radical folgen der-
selben Bildung. So bildet MR"- Hals i}fl(0-^: (und May-^'-)
und ^^'t'' Gürtel ^^(0*'t''^ indem die erste Silbe nicht einmal a
durchdringen lässt. Von l^'V^'- Feld kommt l^^O^V', von 'Iffl
t\^: Brod (fem. von Iffl-liO 'Tlflfl>-Tf'. Dagegen bildet O^C'
blind (n.iy), mit verdoppeltem zweiten Radical, O'Pfl^Cl"-' (Matth.
15,14 alte Ausg.) und h^dö^' Finger M'fld-" U^^l). Von
1 Ebenso im Arabischen; Ewald, Gr. Ar. § 317.
2 So bildete auch der Herausgeber des röm. N. T., Tesfa-Zion.
278 _ § 140. Innere Pluralbildung.
dem Plur. A.i^'J' Aelteste kommt die neue Collectivbildung (i^^
(0*'}'t' (als Amtsname).
h) Wörter, die auf ä, ät auslauten, müssen diese Endung,
mag sie aus äw^ äwt entstanden oder nur Feminin-Endung sein,
zunächst zu t, tj^ senken; dafür wird aber im Aethiopischen immer
ew^ ew^ gesprochen, um so mehr als in manchen dieser Wörter
ein wurzelhaftes ü hinten abgefallen war^. So bildet fi^^' Zelt
fi^^Ohs, flhat;: Fusssohle rtV.'JiD-s, 'Mfti^! Schulterblatt i-Utl
a>*'', (DdM' Jüngling mit Fem .-Endung (D^\t^'', (D^^*' Schild
(D^^ah'', H'f]^! Fell HOÄ-fl^--, 9^^' Reihe Ä*P'>a>-:, ^öfi'- weiss
Mß:a}'', rtA.«^-" Blattseite {oEXiöa Acc.) rtAJ^fl>-s, li\^' Schüssel
iQ^a)*'. Von \i'^^' Stichivaffe, wofür man auch \v-^^' spricht,
kommen h»^'>fl>*s und M^fltB"- (vgl. oben h^fl^Ä"-")-
Dagegen behaupten Wörter, die auf ein Bilduugs-e auslauten,
in der Collectivform 'i, J^, ohne es in we übergehn zu lassen; meist
nehmen sie aber zugleich die Fem. -Endung an: ^9^%' Krug bildet
n'^Öf^' und l^d(0"' neben "^9^%^^'- und '75^9^ •; dagegen
ACß: Heer, hCß- Tier, thCZ- Widder: rt^^l^s h/^Vt"- rh^
l/t'. So ist wohl auch 7"^-'%.'h" Halsgegend {Hals) nichts an-
deres als eine Collectivform von 'Y'Q%' (vgl. D'^^iXI^) und ebenso
?tli*'hjt'' Hüftgegend ein Plur. von einem verlornen Sing. K'C*^'-
c) Einige andere Stämme lassen, um vier feste Laute zu ge-
winnen, h. vortreten. So kommt von PWi' Gespenst hP'i'i't''^
von 'ÜÖ^ß*' Zugvieh iyyi'^) MÖC' und von hj&rt.s Schlange
hhf^h^' (neben tvtlf^li^' § 137, 5, b); ebenso h^^O*^- Ein-
geweide von einem verlornen Sing. (vgl. ^*>o ^Lsw! und □''3:?p).
Von ^Ö^ ' Junges der Heerde kommt mit Beibelassung des
schliessenden a* h^ÖV ' (Hen. 86, 2). Merkwürdiger Weise
nehmen sogar einige dreiradicalige Stämme einfachster Bildung
diese Collectivform an^: iilö' Rost am Getreide: h^StÖ' und
Yx^'^Ö' dem Getreide schädliche Insecten, {{'^ö' und n*7lJ'l''
1 Es entsprecben dann die arab. Bildungen (11x5 und JLxi von
J^*i und l^xs. In ^«^*B: Wecje Lev. 26, 22. Deut. 28, 7. 25. Jud. 5, 6.
20,32 (von ^V") i^* ^i^® Fem.-Endung e (;^— ) angehängt, vgl. Ewald,
6rr. Tlr. §319 f.
2 Vgl. Ewald, G'r. Ar. § 319.
.3 Wie im Arabischen J^l, ycsl Ewald § 318.
§141. riurale von Plunilen. 279
ScMf: An"/!*'!-- und Y\(VlÖh (V\^.' und mA/1-" Zicqe : hmtij,
^r'C'' Tiger (ausser tiVrcV- § 137, 5, b): h^9TA''\ Auch
rwA->- Töc//^er bildet h*P/\!^:'
IV. Eine viel einfachere Art der Collectivbilduug, die aber
im Aethiopischen nur noch in einzelnen Trümmern erkennbar ist,
entsteht durch weibliche singularische Abstractendungen.
So kann von dem Amtsnamen Ih'if' Künstler (§ 138, a Anm.)
äusserlich ihTr^'l'' (s. oben), aber auch mit der Endung at an
Stelle von ja h»V'V-" und tuV'l'-' gebildet werden; von ^^^'Tf-:
Äschenhichen lautet das Collectiv ^^'i^" (s. Gen. 18, 6 annot.).
Namentlich wird die von dem Beziehungs-Adjectiv abgeleitete
Endung ja, ijä (§ 120) zu diesem Zwecke verwandt*: h'iM'- Weih
kann (wie 'ühfU' Mann) schon an sich collectiv gebraucht werden ;
soll aber die Mehrzahl bestimmter ausgedrückt werden, so bildet
man h^ft't^-' und Mtl^y-- Weibervolk; ebenso M-Xl^f'- Ringe
(Ex. 35, 10) und hC^fy Seiden (von KC^ß.: = Ä^'^'g :)
Rom. 10, 12 (alte Ausg.).
Gilt ein Eigenname als indeclinabel, so kann er auch äusser-
lich durch vorgesetztes ?iA' = die von in den Plural erhoben
werden: ItxtK' ^C'flrh" Riesen Gen. 6, 4. 14, 5, obwohl man fC
-flrlh' in den Acc. fC'üdi' setzen kann Gen. 10, 8. So auch JiA"
ii^Ö'i^' die sieben (Ludolf, Lex.).
c) Plurale von Pluralen.
Das Aethiopische hat nun aber noch die besondere Fähig- § ui
keit, von solchen durch innere Bildung entstandenen CoUectiv-
formen neue Plurale durch äussere, und zwar weibliche Plural-
endungen abzuleiten, und hat von dieser Fähigkeit so häufigen
Gebrauch gemacht wie keine andere semitische Sprache^. Schliess-
lich kann ja jedes CoUectivum als einfacher einheitlicher Begriff
gedacht werden, und wenn ein solcher als mehrfach vorhanden-
seiend bezeichnet werden soll, so liegt es nahe, davon einen neuen
Plural zu bilden. Eine mit einer solchen Fähigkeit begabte Sprache
erfreut sich einer eigentümlichen Kürze des Ausdrucks und kann
1 Diese Bildungen lassen sich als eine neue Collectivform von der nächst-
liegenden Collectivform hlUÖ', h'üJ^ä' u. s. f. auffassen, wie ^^A
h^-: Götter von h^^^Tfl'-
2 Vgl. Ewald, Gr. Ar. § 323.
3 Ueber das Arabische vgl. Ewald, Gr. Ar. § 326.
280 § 141. Plurale von Pluralen.
Begriffe, die andere Sprachen durch mehrere Wörter umschreiben
müssen, in einem einzigen Wort wiedergeben. Die Möglichkeiten
der Anwendung dieser Fähigkeit sind aber mannigfaltig.
1. Einige Wörter drücken im Plural nur einen einfachen
Begriff aus und lassen darum im Sinne der Mehrheit einen neuen
Plural zu. Hieher gehören mehrere der § 131,2 aufgeführten
Begriffe : h9^^i}' Gott, i\9^fl^' Bild, h9^mV Maass, hCf^''
Himmel, t\^(h^' Eingeweide, h^^f^' Schreibzeug, o^^'üC'
Grab, -f^h^^O Zeichen, troOf^uq. Treppe (von ^ÖCI' Stufe) u. a.,
daher: h'^^Y}^' Götter, h9^^^^' Kr^«?^' hCfl^' h"^
Ö^P^' h^^'H^' fro^-n/^^' (Matth. 27, 52. 53) ^hT'l^^'
^'iCP^'-. So auch öO'P^i Baumanlagen Deut. 28, 40. 42; und
von OÄÄ-! Hof: hö^^'- Gehöfte und tiÖKH^' mehrere Gehöfte
Jos. 16, 7 u. s.
2. Namentlich die Namen der Flüsse, Seen, Berge, Wege,
Oerter, Ringe, Türen, Instrumente, Zeiten, Monate, Länder und
Völker können mit Beziehung auf die Teile, aus denen sie be-
stehn, im ersten Plural im Sinne eines gewöhnlichen Sing, stehn
und lassen daher leicht einen zweiten Plural zu, oft auch da,
wo man den einfachen erwarten sollte : Ji^A*? • und h^^P't' '
Flüsse, höyi' und hÖfP^^ Seen (Lev. 11, 36), h^dC- und
h^d^^' Gebirge, ^^Oh- und ^^^^' Wege, hö^^' und h
Ö^^^' Versammlungsplätze (Kreise) Matth. 23, 6; h^^Tf- und
h^^q^t Festungswerke, hd^^'ü' und h(D*^(\^'', h(0-^^' und
h0^^4-^' Ringe, tm^^^ay^i und ODOg^f^^i Türen (sofern eine
Türe schon oft aus mehreren Teilen besteht), äVä'A' und Ä'i'Ä'
Al"! Cijmbeln, trotiq^^z und o^ti^^^^' Cithern, a^^^Ohi
und /w>:i^<p^: Leuchten, hli^V- und hlil^^' Zeiten, YxO^
^1f! und ha^lf^'>^' Monate, hlP^'- und MP-^^- Stämme,
fxVhQ' und hV'h^'t*' Städte. In manchen Fällen, in denen
solche zweite Plurale gebraucht werden, liegt der Begriff „nach
ihren verschiedenen Arten" darin, z. B. hll^'l^'t'' Zeiten nach
ihren verschiedenen Arten als Jahreszeiten, Jahre, Monate u. s. f.,
YxOh^i^^i Hen. 8, 1 Binge aller Art, u. s. w.
3. Um die Mannigfaltigkeit, Menge oder Allheit auszudrücken,
kann jedes Collectiv in den zweiten Plural erhoben werden, mit
oder ohne hinzutretendes 'fllf^lf viel oder 1rf"A*' alle. So: ?iAU
1^;M-.- W-A-tf»-: alle Stiere (Hen. 87, 4), W"A-- h^^^^'- alle
Landschaften Gen. 13, 10; Vf-A^T" M^^^*' alle Kräuter zu-
sammen Marc. 4, 32; h/^^^'l'' die härenen DecJcen alle Num.
4,25; hÖ'Pi^^'' alle Vögel Gen. 8, 19; h^dh^' alle Kriege-,
§ 141. Plurale von Pluralen. 281
tiMi'^" die Nasen vom ganzen Volke Num. 11, 20; ?i^4'i>;i"'ih5
alle Quellen (Hen. 89, 3); oder Mx^K^' ^KA'H'' Myriaden von
Myriadenmassen (Millionen).
4. Wenn der Plural eines Begriffs schon einem Einzelnen
zukommt, so wird, wenn er mehreren zugeschrieben werden soll,
der Plural des Plurals gebildet. So hat z. B. ein einzelner Mensch
h*^(h^', aber mehrere haben h^Ö^^' Eingeweide. Hen. 70, 3
heisst es: die Engel nahmen Wh^^'l*' Seile, weil jeder einzelne
schon Ä'^flA» nahm (obwohl in der entsprechenden Stelle 61, 1
nur ^i^OA' steht). Ganz aus demselben Grunde steht o^(\Ö^'\r'
Werkzeuge Hen. 53, 3. 4. Ein Gesetzbuch ist ^Ä'r!i<{.-- Ihll'-,
aber Gesetzhücher kann durch <^^/h^'h' hxlP"^' ausgedrückt
werden. So kann man sagen Hfl^fl>*d' (einer von Wunderthaten)
ein Wunderthäter, aber im Plural ebensogut ?iA' (\^(0*'i't'i wie
hA- (\^(0-ö'
5. Zu unterscheiden von den genannten Fällen ist es, wenn
a^^lr' Aelteste und ^1^'t"- Könige bloss deshalb in einen zweiten
Plural treten, um die Würde noch besonders zu bezeichnen: ({^^
^'t*s und A«^fl>•^''^^ ^lA^^'t''; oder wenn an eine Collectivform
von Personenwörtern auch äusserliche, männliche oder weibliche,
Pluralendungen antreten, nur um das Geschlecht bestimmter zu
unterscheiden: so ist ^^'JA'fl! (von ^Ötl'Ü') Wittwer oder Withven;
will man bestimmter reden, so sagt man tf^'itl^l'i' Wittwer, ^^'i
M^'- Wittwen; ebenso o^^^fVi'' Wächter. An h^PAÄ"-" Töchter
hängt man, um das Geschlecht näher auszudrücken, auch ät:
Die Bildung dieser zweiten Plurale wird in der Regel durch
die äussere Endung ät (selten an) vollzogen; nur von Äl^Ah"
und d^^'i' wird der neue Plural innerlich gebildet^. Die En-
dung ät tritt gewöhnlich auch an Collectivstämme, die auf fem. "1*
enden, äusserlich an: l\Mi9^'}r' tx^V^^'^'', lautet dagegen der
Collectivstamm auf üt aus, so bildet man lieber (doch nicht not-
wendig) wät als ütät (§ 133, b,a): W^(h^' h'^Ö^^-, ^^^'t'
^ Amharisirende, unregelmässige Bildungen sind f^/i^tlvl*: ^^iü
2 Merkwürdig ist die unregelmässige Form ^'^V'^A^'VA^'' (Ludolf
Lex. p. 274), die Ludolf von 'T|<WA''?A' ableitet.
282 § 142. Casusbildung.
III. Die Bildung der Casus.
§ 142 Die Verhältnisse, in welche das Nomen im Satze treten kann,
gewöhnlich Casus genannt, sind, wie im Semitischen überhaupt,
so auch im x4ethiopischen nur durch wenige besondere Formbil-
dungen vertreten. Das Nomen ist im Satze entweder unabhängig
gestellt, Subject, oder abhängig, entweder von einem Verbum als
Object oder von einem andern Nomen als Genitiv. Auf diesen
drei Grundstellungen, die ein Nomen im Satze einnehmen kann,
beruhn die Casus, welche im Semitischen überhaupt möglich sind
und welche das Arabische, in dieser Beziehung die vollendetste der
semitischen Sprachen, durch besondere Formen ausgeprägt hat:
Nominativ (wozu man auch eine andere Art des unabhängigen
Nomens, das Nomen im Ausruf oder den Vocativ rechnen kann),
Accusativ, Genitiv. Alle andern Beziehungen des Nomens im
Satze, welche in andern Sprachen durch verschiedene andere Casus-
■ formen ausgedrückt werden, müssen im Semitischen entweder mit
Hülfe von Präpositionen, namentlich der Dativ durch die Präpos. A
(§ 164) ausgedrückt oder durch eine beziehungsreichere Anwendung
des Accusativ- und Genitiv -Verhältnisses ersetzt werden. Aber
selbst diese vier, im Semitischen möglichen Casus sind keineswegs
in allen semitischen Sprachen vollständig entwickelt; auch das
Aethiopische hat mehrere von ihnen zwar zu entwickeln angefangen,
aber nicht durchgeführt^.
1. Der Nominativ als Subjectscasus hat als Gegensatz den
Accusativ als Objectscasus. Er ist als Subjectscasus beziehungslos,
während der Casus obliquus immer eine Beziehung auf ein Wort,
von dem er abhängt, in sich scbliesst. Den beziehungslosen Casus
haben die semitischen Sprachen ursprünglich nicht durch eine be-
sondere Form bezeichnet*, sondern der reine, durch Genus und
Numerus hindurchgegangene Nominalstamm genügt unmittelbar
für den Fall, wo er als unabhängiges Wort im Satze hingestellt
werden soll, und wenigstens die nordsemitischen Sprachen sind auf
diesem Standpunkt stehn geblieben. Dagegen ist die arabische
Sprache um einen Schritt weiter gegangen. Wie sie die Abhängig-
keit des Objects durch eine dem Nominalstamm angefügte Endung
bezeichnet, so bezeichnete sie auch die Verhältnisse der Unabhängig-
^ Gegen die von Hommel vorgetragene Ansicht, dass das Ursemitische
eine Casusunterscheidung gehabt habe, wendet sich mit Recht Haupt, ZDMG
XXXIV, S. 758.
2 S. Ewald, Hebr. Spr. § 202, a.
§ 142. Nominativ und Vocativ. 283
keit durcli Endungen^. Das Aethiopische steht in diesem Punkt
eher auf Seite des Nordsemitischen. Allerdings weist es bei den
meisten Nominalstämmen für den Unabhängigkeitscasus einen
andern vocalischen Auslaut als für den Objectscasus auf und somit
in gewissem Sinne eine Nominativendung im Gegensatz zur Accusativ-
endung. Im Gebiet der Fürwörter hat das persönliche Pronomen
im unabhängigen Casus für das männliche Geschlecht den Aus-
laut ü = er, für das weibliche 1 = sie, und dasselbe findet
sich auch in einigen andern Wörtern, namentlich Zahlwörtern,
z. B. hth'^' em-er, htMl' ein-e. Da nun auch im Arabischen
der Nominativ des Nomens den Auslaut u hat und sich ähnliches
auch in verwandten Sprachen zeigt*, und da schon nach den Laut-
gesetzen (§ 38) anzunehmen ist, dass auch die äthiopischen Nominal-
stämme einst vocalisch auslauteten, also überall da, wo nicht der
vocalische Auslaut des Accusativs stand, ein anderer vocalischer
Auslaut existirt haben muss, so haben wir uns zu denken, dass
einst auch im Aethiopischen die Nomina, welche auf den dritten
Radical endigen, im Unabhängigkeitscasus einen vocalischen Aus-
laut hatten, und verschiedene Spuren (vor allem die Schrift) zeigen,
dass dieser Auslaut das kurze unbestimmte e war^. Der Grund-
gegensatz zwischen Subjects- und Objectscasus war also einst
meist auch durch einen Gegensatz des Auslauts bezeichnet. Da-
gegen scheint das Aethiopische nie einen Versuch gemacht zu haben,
auch den andern Gegensatz zwischen Nominativ und Genitiv durch
verschiedene vocalische Endungen zu bezeichnen, ein Fortschritt,
den nur das Arabische machte. Vielmehr musste der eine Aus-
laut e sowohl das Nomen in Unabhängigkeit als das Nomen in
Abhängigkeit von einem andern Nomen bezeichnen, und schon
hiedurch war jenem e eine speciiische Bedeutung als Nominativ-
zeichen genommen. Da ausserdem die ganze Entwicklung der
Vocalaussprache darauf lossteuerte, das kurze e immer mehr zu
verflüchtigen und unter Umständen ganz auszustossen (§ 37 f.), so
gab schliesslich das Aethiopische die Bezeichnung des Nomens über-
haupt und damit auch des Nominativs durch einen vocalischen
Auslaut völlig auf, während es dagegen den Accusativ regelmässig
bezeichnete. Nur in gewissen Fällen, nämlich wo es der Silben-
bau und die lautliche Natur des letzten Radicals erforderte, musste
1 Ebenso wie die Verhältnisse des Verbums durch die Art der aus-
lautenden Vocale bezeichnet werden oder wurden.
2 S. Ewald, Hebr. Sjjv. S. 450, Anm. 1.
3 Anders Barth, ZDMG XL VI, S. 685.
284 § 142. Nominativ und Vocativ.
sich auch das ^ des Nominativ-Genitiv noch zäher erhalten, wie
das § 38 des Näheren gezeigt ist.
Wenn aber nicht einmal der Nominativ äusserlich bezeichnet
wird, so noch weniger der Vocativ, der keinem so directen Gegen-
satz gegenübersteht wie der Nominativ dem Accusativ. Für das No-
men im Ausruf genügt in der Regel der Nominalstamm. Gleichwohl
hat das Aethiopische von anderer Seite her einen Anfang zur
selbständigen Ausbildung eines Vocativs gemacht. Wie in andern
Sprachen kann nämlich der Vocativ auch hier durch ein beige-
setztes Ausrufswort, das betonte (Trumpf, S. 544) Wörtchen h-
(§ 61) auch äusserlich bezeichnet werden, z. B. hl'üC' '%C'
0 du guter Knecht! Luc. 19, 17; hhlrll't?' o meine Weiher!
Gen. 4, 23; h't'(D*^^s öti^'t' du verkehrtes Geschlecht! Luc.
9, 41. 12, 20; hhlü»' o du So und so. Im Aethiopischen ist man
darin noch weiter gegangen und hat h' dem Nomen hinten ange-
fügt^ und so den Anfang zur eigentlichen Casusbildung gemacht.
Diese Art der Vocativbildung mag in der Sprache einst allgemeiner
verbreitet gewesen sein, findet sich aber jetzt nur bei einigen
wenigen Wörtern, die häufig im Vocativ gebraucht werden. Der
Hauchlaut von h' fällt dabei regelmässig ab (§ 47)*. So findet man
noch öfters hllLh' Herr! z. B. Ps. 8, 1. Matth. 7, 21; hl^s (Org.)
und ho^"' Mutter!, 'ühfL-f'' Weih! Joh. 4, 21. 20, 13. 15. Wie
sehr h' in dieser Zusammensetzung schon seine stärkere Bedeutung
verloren hat, geht daraus hervor, dass man einem auf diese Weise
gebildeten Vocativ hie und da nochmals ein ^i vorsetzte: h'üh.
fU-f-' 0 Weih! Joh. 2, 4. Matth. 15, 28; vgl. Prätorius, ZDMG
XLVII, S. 388 f.
Ausserdem hat nur das Wort ti'ü' Vater einen besondern
Vocativ M' (Gen. 27, 18. 22, 7. Matth. 11, 25. Luc. 15, 18. 21 u. s.),
wahrscheinlich ein Accusativ (wie im Arabischen ^^\ vj? da der
Accusativ von ti'ü' wenigstens vor Pron. suff. noch h(\' lautet
(§ 154)^. Weitaus am häufigsten aber wird auch im Aethiopischen
^ Wie auch andere Casus im Semitischen und in andern Sprachen
durch die Anfügung kurzer Wörter, meist von Präpositionen oder Pronomina,
entstanden sind.
2 Dass durch diese Bildung das Stat. constr. -Verhältnis nicht auf-
gehoben werde, behauptet Ludolf Gr. III, 7 mit Berufung auf Ps. 83, 1. 4;
in seiner Psalmenausgabe hat er aber nicht ?i*7H,^»' 'Tfj^A'}'? sondern
h*7ll,K' '^y^'i' drucken lassen.
^ Vgl. übrigens K3t<.
§ 143. Accusativ. 285
der Vocativ durch den reinen Nominalstamm ausgedrückt: l'tlC'
?iVhJ?,! scJdechter Knecht! Matth. 18, 32. 25, 26.
2. Der Accusativ. Von der alten gegensätzlichen Be- § 143
Zeichnung des Nominativs und Accusativs hat das Aethiopische
wenigstens die letztere regelmässig erhalten und durchgeführt. Im
Gegensatz zu dem e des Nom.-Gen. wurde der Accusativ durch
auslautendes a bezeichnet, sowohl auf dem Gebiete der Pronomina
als auf dem der eigentlichen Nomina : das Aethiopische stimmt
auch hierin mit dem Arabischen völlig überein. Dieses a lautet
aber in gewissen Fällen voller Vs M, und es kann, alles richtig
erwogen, kein Zweifel darüber sein, dass V' die Grundform ist,
aus der a erst abgestumpft ist. Es ist dies ein unpersönliches
Deutewörtchen (§ 62) in der Bedeutung hie, da^ und ursprüng-
lich sicher identisch mit dem hebr. n«. der Richtung. Es giebt
also zunächst die Richtung auf einen Gegenstand hin an, auf den
sich die Handlung als auf ihr Object richtet: h^^d' 'ültifwi^ '
er liebt in der Richtung auf ein Weib. Und es erhellt daraus von
selbst, nicht nur wie treffend diese Bezeichnung ist, um einem
transitiven Verbum ein Object unterzuordnen, sondern auch der
eigentümliche Gebrauch des Accusativs (im Semitischen überhaupt
und so auch im Aethiopischen) für Verhältnisse, die in anderen
Sprachen durch andere Casus ausgedrückt werden. Der Accusativ
wird hier auch wie der Locativ des Sanskrit gebraucht, räumlich
um das Verweilen an einem Ort und die Bewegung nach einem
Ort auszudrücken, zeitlich auf die Frage wann? und wie lange?,
endlich auch, um irgendwelche Beziehung einer Aussage anzugeben,
z. B. '^^Afl^'l^'5 l^' sie war verhüllt ihrem Gesichte nach oder
an ihrem Gesicht (s. § 174 ff.). Diese verschiedenen Bedeutungen
des Accusativs erklären sich vollkommen aus jener Grundbedeutung
des Wörtchens V'. Im Einzelnen ist über die Accusativbildung
Folgendes zu bemerken.
Die ursprüngliche Form des stets betonten (Trumpf, S. 544)
Anhängsels Vs erscheint noch ziemlich regelmässig an Eigennamen.
Zwar muss ein Eigenname nicht notwendig ein Accusativzeichen
zu sich nehmen, um in den Accusativ zu treten, denn er gilt eben
als Eigenname für starr und unbeweglich, tritt nie in den st. constr.
und kann ebenso auch das Accusativ-Zeichen entbehren; in den
1 An Bedeutung nicht verschieden sind das ebenfalls enclitische ^s
und die von einer andern Deutewurzel abgeleiteten Anhängsel ^s und J:
(§ 160); von ^s geht die amharische Acc.-Bezeichnung en aus.
286 § 143. Accusativ.
jetzigen Handschriften fehlt sogar in der Mehrzahl der Fälle,
namentlich wenn der Accusativ aus dem Zusammenhang leicht als
solcher erkannt wird, die Accusativ-Bezeichnung der Eigennamen,
z. B. Jos. 22, 13. 24, 4. Tritt aber ein Zeichen an, so ist es immer
hä (nicht a), weil sich dieses nicht so eng mit dem Stamme ver-
knüpft, sondern mehr äusserlich anfügt als a und auch die Grund-
form vocalisch auslautender Namen nicht verändert : vor Allem bei
zusammengesetzten Namen (die im Aethiopischen sehr häufig sind)
war diese mehr äusserliche Anfügung des Zeichens ganz notwendig.
Also: je.l>-^y- den Juda Matth. 1, 2, fiCh- '^Cf^^i', iK1%}\
'flrh.Cy'j Ä'fl^" HJ&'ihy'; zahlreiche Beispiele von Eigennamen
im Accusativ mit und ohne V' s. Matth. 1. Gen. 4. Dabei be-
zeichnet dieses Vs auch alle Verhältnisse, die der Accusativ sonst
ausdrückt, z. B. {[»"f*' ^ih»9°*i' nach Bethlehem Matth. 2, 8; aber
auch ohne V^, z. B. flJfl^At' 4'^C'i'lf /*'5 als er nach Kapernaum
kam Matth. 8, 5. In Dichtungen findet man V' sogar Wörtern
angehängt, die das A der Richtung vor sich haben : fi^9^ ' "h'ü
As t{h,C^^PM' ^futl- (LuDOLF, Gr.). — Aber auch an Nomina
appell. kommt dieses V* für gewöhnliches a vor, wenn auch sehr
selten, z. B. "JAV' die Höhle (Epist. Zar'a-Jacob, bei Ludolf, Comm.);
vgl. auch ?i7A»y'. Ausserdem ist es als ä (ohne Hauch) noch
erhalten in einigen adverbial gebrauchten Wörtern, § 163.
An die Nomina appell. (Subst. Adj. Infin.) tritt es gewöhn-
lich als tonloses (vgl. Trumpf, S. 544 f.) ä ^, sowohl an Plural- wie
an Singularformen. Endigt nun das Wort consonantisch (nach Ab-
werfung des e des Nom.-Gen.), so wird a einfach angefügt: 'i'h
r'- König Ifl-iP'' Plur,. ili^i-:, ebenso hd' Vater (Matth. 3, 9.
15, 4), ö'i^' Meistein ä'i^', h-h'- Bruder h'V«: Gen. 43, 6. 7
oder Ji'VflJ! Gen. 24, 29; Wörter mit einem durch einen Hauch-
laut gedehnten ä in der letzten Silbe behaupten dieses auch im
Accusativ, z. B. ^^}\' Mangel^ Acc. ^^h'- Lautet aber der
Stamm vocalisch aus, so ist zu unterscheiden zwischen e, ö, ä einer-
seits und i, ü andrerseits. Mit e, ö, ü verbindet sich das Accusativ-
Zeichen nicht etwa in der Gestalt von V') wie man erwarten könnte,
sondern ä verschmilzt mit ihnen zu e, ö, ä, welchen Ursprungs
auch diese Vocale seien (§ 39). Formen wie ö'ilU^*' Cither, ^1»'
Blume, hC^' Tier, gh^' Heer, Üfls Thau, •^Afc"-' Schnit^werh
lauten daher im Nominativ und Accusativ gleich, und etwaige
Zweideutigkeiten können durch die Umschreibung des Accusativs
1 Die Länge des ä in den Accusativen einiger Wörter vor Pron. suff.
(§ 154) hat einen besondern Grund.
§ 143. Accusativ. 287
mit Pron. suff. und folgendem A (§ 172) vermieden werden. Auf w
auslautende Nominalstämme giebt es nicht; wo sich ü findet, z. B.
in Vf"A*' alle oder in hth*^' einer^ ist es pronominalen Ursprungs,
und diese Wörter bilden daher ihren Accusativ nach Art der Pro-
nomina, § 157 f. Von den auf t auslautenden Wörtern gehören
diejenigen, in welchen t Pron. suff. ist, wie hdi'lZ' eine, ebenfalls
in die Lehre von den Pronomina (§ 158); ausserdem endigen aber
noch viele andere Stämme auf wurzelhaftes t (z. B. ff'^d' frucht-
bar) oder auf ein Bildungs-t (z. B. (f\t{J Ziege für niA«J?^0 oder
auf die Adjectiv-Endung t ; sie alle verhärten in der Regel 1 nicht
zu 7, sondern lassen nach § 40 i-a = e werden: 'ühfU' Mann
bildet -ühfL'-, f^-nO iP/.^'Bs Gen. 10, 30; r/i^i^'ß! -flhrt.-- Gen.
49, 15; auch (Vid^' bildet niAf'; und nur in den Fällen, wo t noch
mit ej^ wechselt (§ 51), wie in <^^CJ&-' und <^^^.-, <^hAj&s
und o^htij, fl/hCJK"" und flA^s, ist die Accusativ-Bildung a^^
Cf * '^hAf s flflhCf ' die gebräuchliche, die andere aber nicht
unmöglich.
Neben dieser gewöhnlichen Accusativ-Bildung der meisten
Nominalstämme kommen auch Fälle vor, in denen die Bildung auf-
gegeben wird oder nicht zur Erscheinung kommt. Obwohl ihre
Besprechung eigentlich in die Syntax gehört, so scheint es doch
zweckmässiger, sie schon hier zusammenzustellen. 1. Wenn die
Accusativconstruction durch mehrere Glieder fortgesetzt wird, wird
sie bei den späteren Gliedern hie und da aufgegeben, nachdem am
ersten oder an den ersten Gliedern der Accusativ ausgedrückt war,
z. B. Num. 19, 16. Hen. 22, 1, oder bei einer dem Accusativ bei-
gegebenen Apposition Ex. 31, 18^. 2. Wenn der Accusativ durch
ein mit H eingeleitetes Wort, sei dieses Zeichen des Gen. oder Rel.,
näher bestimmt wird, kann dadurch das Accusativ- Verhältnis auf-
gehoben werden, z. B. Ex. 35, 22 (F. H.) ho^^d.' W\i'ti"' HCT
HflJC*-- (für OiW-A"' rtOO; Num. 8, 8 JZ-V/^h-: W9^s H'J^I-
(für AÜ</"-); Num. 19, 10. 21 ß>\blt' h^' HA9A9": (für /hl
z. B. Gen. 17, 7*). Dies erklärt sich aus der im Aethiopischen
sehr gebräuchlichen Attraction des Nomens durch das Pron. rel.
(§ 201); und wenn H auch als Genitiv-Zeichen diese Kraft aus-
übt, so folgt daraus nur, wie lebendig noch das Bewusstsein der
Sprache von dem ursprünglichen relativen Sinn des Gen. -Zeichens
1 Ueber die Wendung Öti"^' Jt^liA'lh* oder Jii^jJA'Tf"* (iA'!"'
s. m. Lex., col. 925; vgl. auch ÜlC' h9'^ÜlC' Sir. 36, 31.
2 Vgl. auch ehrest, p. 52, 1. 5; Platt, Vidasc. 43, 9 etc. (König, S. 70);
auch LuDOLF, Gr. VI, 2, 13.
288 § 144. Genitivverhältnis.
war^. 3. Endlich geht, wenn Pronomina suff. an den Accusativ
antreten, in gewissen Fällen (§ 154) das Accusativ-Zeichen verloren;
ebenso, wenn ein Accusativ zugleich st. c. wird (§ 144).
§ 144 3. Um das dritte mögliche Verhältnis, das Genitiv-Ver-
hältnis, oder allgemeiner das Verhältnis der Unterordnung eines
Nomens unter ein anderes auszudrücken, hat das Aethiopische das-
selbe Mittel, das von Alters her allen semitischen Sprachen gemein-
sam war, den sogenannten Status constructus, der zwar in vielen
Fällen dem Genitiv- Verhältnis andrer Sprachen entspricht, an sich
aber eine viel weitere und mannigfaltigere Bedeutung trägt und
jede mögliche Art der Unterordnung eines Nomens unter ein an-
deres, welche nichtsemitische Sprachen mit Hülfe von Präpositionen
oder von Zusammensetzungen bezeichnen, ausdrückt. Daneben aber
hat sich das Aethiopische für das Genitiv-Verhältnis im engeren
Sinn auch noch anderer Ausdrucksmittel bedient.
a) Der Status constructus. Um ein Nomen einem andern
unterzuordnen, hat das älteste Semitisch ein Mittel, das auch die
indoeuropäischen Sprachen kennen, eine Art Wortzusammensetzung,
in welcher der allgemeine, näher zu bestimmende Begriff voran-
gestellt einem besonderen näher bestimmenden sich eng anschliesst
und unterordnet. Der Sinn und die Kraft dieses Verhältnisses liegt
eben in der engen Zusammenschliessung beider Wörter und im
Ton, der das untergeordnete Wort als das bestimmende hervorhebt:
Herr-Land, Herr-Haus ist Herr des Landes, des Hauses, oder
unser Landesherr, Hausherr, und das Nordsemitische zeigt, dass
schon durch das blosse engere Zusammensprechen beider Wörter,
mit Betonung des letzten und der dadurch von selbst gegebenen
möglichst kurzen Aussprache des ersten dieses Verhältnis seinen
Bestand gewinnt. Es kann sich aber zwischen die beiden Wörter
auch ein bezügliches Wörtchen einfügen, welches das zwischen
beiden vorhandene Bezüglichkeitsverhältnis ausdrücklich aussagt,
und diese Art der St. c- Bildung, die auch im Althebräischen, in
dem sogenannten Bindevocal des St. c, erscheint, ist im Aethio-
pischen die herrschende geworden. Das Bezüglichkeitswörtchen
wird aber nicht dem zweiten (bestimmenden) Worte vorgesetzt (wie
im Amharischen) oder gar nachgesetzt (wie im Arabischen), wo-
durch das zweite Wort zu einem gewöhnlichen Genitiv herabsänke
und die Notwendigkeit der Zusammensetzung selbst möglicherweise
^ Dagegen gehört nicht Heher, dass nach }[\0t*: wie nie der Acc.
stehn kann, was Ludolf so sehr auffällig fand (z. B. Ps. 37, 21. Cant. 8,6);
denn )[\0^i ist Präpos. und steht zum Folgenden immer im St. c- Verhältnis.
§ 144. Status constructus. , 289
aufgehoben würde, sondern es tritt an das erste (zu bestimmende)
Wort und bezeichnet es als auf ein anderes, unmittelbar folgendes
Wort sich beziehend, und die Zusammenordnung beider Wörter
in der bezeichneten Reihenfolge bleibt auch so ganz notwendig.
Dieses Wörtchen nun, das wie eine Endung dem ein anderes sich
unterordnenden Worte angehängt wird, oder die Endung des St.
constr. ist im Aethiopischen immer a. Dass diese Endung, obwohl
sie jetzt äusserlich mit der Accusativ-Endung zusammenfällt, ur-
sprünglich damit nicht identisch sein kann, leuchtet von selbst ein,
da sie etwas ganz anderes ausdrückt und nicht dem Untergeordneten,
sondern dem Unterordnenden angehängt wird. Vor Fürwörtern,
die sich als Suff, einem St. c. unterordnen, lautet diese Endung 1
(§ 153) und in mehreren Fällen noch voller ta (§ 150). Nimmt
man dazu, dass auch im Hebräischen ein 1 als Bindevocal des
St. c. erscheint, und dass das Amharische den Genitiv durch Vor-
setzung des bezüglichen Wörtchens ^ (entsprechend dem äthio-
pischen H) ausdrückt, so ergiebt sich als unzweifelhaft, dass die
Endung a nur abgekürzt ist aus der volleren m, diese selbst aber
nichts bedeutet als er von oder ivelcher^ ebenso aus ursprünglichem i
gebildet wie H aus li (§ 65), sodass z. B. 'V'h't' d^'t' ursprüng-
lich bedeutet: Türe welche — Haus, Türe hezüglich auf — Haus,
Haustüre^. Die Endung ia wurde aber nicht, wie es nach äthio-
pischen Lautgesetzen möglich gewesen wäre, zu e, weil sich zwischen
den beiden eng verbundenen Wörtern kein langer, den Ton an-
haltender Vocal festsetzen sollte, sondern stumpfte sich in der Regel
zu dem kürzeren a ab. Gleichwohl hat sich, wie wir sehn werden,
in manchen Fällen e noch erhalten (§ 167), ist aber dort wohl
anderen Urprungs.
Hienach wird im Aethiopischen ein Wort, sei es Singular
oder Plural, in den St. c. gesetzt durch Anhängung der tonlosen
(Trumpf, S. 544) Endung a; tritt ein solches Wort in den St. c,
so fällt die Accusativ-Endung mit der des St. c. zusammen, z. B.
d^^(Ds ^ih^'ti ihll'ü' er schickte die Schriftgelehrten des Volkes.
Die Gesetze der Anfügung sind dieselben wie beim a des Accusativs
(§ 143). An consonantisch auslautende Wörter tritt a einfach an:
^ Obiger Erklärung der Endung a schliesst sich auch Trumpf, Ss. 544,
N. 1; 557, N. 1 an; s. dagegen Halevy, Journ. as. VII, 1, p. 453 suivv. und
Prätorius, ZDMG XXVI, S. 433; XXVII, S. 643. Dass das von uns ange-
zogene amharische ^ (vermittelst Tf ) selbst erst aus ff geschwächt sei,
scheint Prätorius {Amh. Spr. S. 126) mit Recht hervorzuheben.
Di lim an n, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 19
290 § 145. Umschreibung des Genitivs.
Z.B. OD'i'q/^i': ti^y^'- Himmelreich (von <wi'}«7/*'^:), j^^h
V'l"' Hili'ü' die Schriftgelehrten des Volkes (von Ärli^^-O, Jifl."
Ä9"s Bluträcher (von K'fl' Fa^er)^. Dabei ist zu beachten, dass
auf einen Hauchlaut endigende Wörter mit ä der letzten Silbe dieses ä
auch im St. c. beibehalten, wie '^^h' 'h^h'j ^Mh' ^Mh'-
An Wörtern, die auf ä, e, ö auslauten, verschwindet a in diesen
Vocalen: ?i^ft<^- 1^9^' Tiere des Feldes, ■^h-l^.- MlX^' Blut-
reinigung des Weihes, IM,' "^Afts rt^'lh' Z(g^Y (^er dritten Stunde.
Wörter auf ü wie Vf'/V*-? i^rh-^' lassen überhaupt keinen St. c. zu
(§ 157). An Wörtern auf 1 verschmilzt a mit i zu e nach den
§ 143 angegebenen Gesetzen: 'ültxflj Mann bildet 'flhf)»'; 1({d'
l(\d>'^ rhO,! 9^1t\^' centurio Matth. 8, 5; aber i^tl'ttld' hat ^
fti'ACf ! und ebenso ^^s /SeÄer '^C?', woneben <^^s u. dergl.
wenigstens auch möglich ist, wie man umgekehrt in der ältesten
Zeit z. B. auch noch 'üTtxM' gesagt zu haben scheint*. Von Eigen-
namen wird der St. c. nicht gebildet. — Ueber die Bedeutungen
dieses St. c. -Verhältnisses s. § 184.
§ 145 h) Die Umschreibung des Genitivs. Der Ausdruck des
Genitivs durch den St. c. fordert immer die unmittelbare Zusammen-
ordnung beider Wörter, des zu bestimmenden und des bestimmenden;
nie kann ein drittes, fremdes Wort, wie z. B. ein Adjectiv, zwischen
beide treten, weil sonst die Zusammenordnung selbst, die eben das
St. c- Verhältnis bedingt, zerstört würde. Dadurch wird die
Sprache in der Freiheit ihres Wortgefüges sehr beengt. Da ferner
manche Wörter entweder gar keinen St. c. zulassen, wie die Eigen-
namen, oder sich in der Form des St. c. von der des St. absolutus
nicht unterscheiden (wie alle Wörter, die auf ä, e, ö auslauten),
da endlich in allen Fällen, wo das in den St. c. zu stellende Wort
zugleich in den Accusativ tritt, die Bezeichnung des Accusativs und
des St. c. zusammenfallen, so ist es nicht zu verwundern, dass die
Sprache jene älteste Bezeichnung des Genitiv -Verhältnisses un-
genügend fand und eine neue Bezeichnung schuf, welche sowohl
der Deutlichkeit des Ausdrucks als der Freiheit der Wortstellung
dienlich war. Diese neue Bezeichnung lehnt sich zwar an die im
äthiopischen St. c. vorliegende Ausdrucksweise des Genitiv-Verhält-
nisses an, es wird wie dort ein Pron. relat. zu Hülfe genommen,
1 Es ist nicht richtig, wenn Ludolf sagt, dass }\'(\i 'h'^^i th9^' h^'
den St. c. durch Pron. sufF. und f{ umschreiben müssen.
2 S. die RüppELL'schen Inschriften I, 1, II, 2.
§ 145. Umschreibung des Genitivs. 291
um die Bezüglichkeifc dieses V^erhültnisses auszudrücken; sie ist
aber darin sehr verschieden von jenem, dass dabei keine Wort-
zusammensetzung stattfindet und demnach auch das Pron. relat.
nicht dem zu bestimmenden Worte nach-, sondern dem bestim-
menden vorgesetzt wird. Das Pron. rel., das für diesen Zweck
gebraucht wird, ist nicht das ältere f ^, sondern das später ge-
wöhnliche H ^, worin zugleich ein Beweis dafür liegt, dass diese
ganze Bezeichnungsweise secundär ist. Der Sinn dieser Genitiv-
bezeichnung kann nicht zweifelhaft sein: hYlti^^' li(OC^' ist
Krone welche Gold oder Krone auf Gold hemglich d. i. Krone von
Gold oder goldene Krone, ?i*7H.?is HtLlhs Herr Haus -bezüglich,
Herr des Hauses. Die Stellung eines so gebildeten Genitivs im
Satze ist vollkommen frei; man kann ebensowohl \l(DCi^- t\\l
A.A! als Wr)A.A-' n(DC^i oder KhA^A-- OflJK"- Hfl^C*-" sagen.
Wie sehr aber der ursprüngliche relative Sinn dieses Genitiv-
zeichens in der Sprache lebendig blieb, dafür zeugt (ausser dem
§ 143 a. E. gelegentlich beigebrachten Beweis) der Umstand, dass
dieses Genitivzeichen noch wie das Pron. rel. den Unterschied von
Zahl und Geschlecht durchlaufen kann. Zwar ist es erlaubt und
sogar das weitaus gewöhnlichste, den Genitiv bloss mit H zu be-
zeichnen, auch wenn das Nomen, von dem er abhängt, weiblich
ist oder im Plural steht, z. B. {[»-f"- Arh.5^-- HJ&(i-^" Bethlehem
in Juda Matth. 2, 1 oder hniö- Hi^rhT^A" ndi^' ^A^h>A:
die verlornen Schafe vom Hause Israel Matth. 15, 24; aber man
kann wenigstens, wenn das regierende Wort ein Fem. ist, die
weibliche Form M-i"- dafür setzen, z. B. ^C^s Mi*'- ^d^'d''
Maria Jacobi Matth. 27, 56, Oß-^h-- M-f"- ^'^1' dein Auge
der rechten Seite {deiti rechtes Äuge) Matth. 5, 29, tii^^' h'i't''
Tf\1ll^h'üih»C' die Pforte des Herrn Ps. 117, 19, und wenn das
regierende Wort im Plural steht, das pluralische Genitivzeichen
hti' gebrauchen : h^V9^'t'' hii' (P^h'U' OÄÄ*-' die Stiere jenes
Hofes Hen. 89, 5, h^d^.' ^(\l^^' l\^' \l^.9^^' die Berge der
Finsternisse der Winterszeit Hen. 17, 7.
Diese Bezeichnung des Genitivs durch H hat so sehr über-
hand genommen, dass sie eine andere mögliche, im Hebräischen
1 Das sich im Amharischen noch zu diesem Zweck erhalten hat.
2 Das Aethiopische stimmt hierin ganz mit dem Aramäischen überein,
das zum selben Zwecke ^"^ ? verwendet. Halevy vergleicht ferner «jj
s. MoRDTMANN, ZDMG XLIV, S. 191 f . — H wird dem Worte, das es in den
Gen. bringen soll, immer ohne trennende Punkte vorgesetzt, § 147.
19*
-^«^^ § 146. Pronomina demonstrativa.
sehr gebräuchliche, nämlich die durch die Präposition A (b) ziem-
lich verdrängt hat, s. § 186.
üeber eine andere mögliche Umschreibung des Genitivs durch
ein Pron. suff. mit folgendem A s. § 172.
B. Pronomina und Numeralia.
I. Pronomina.
§ 146 In der Bildung der Personen, Numeri, Genera und Casus
der Pronomina ist vieles eigentümliche erhalten, was bei den
Nominalstämmen aus Begriffswurzeln nie Eingang gefunden hat.
1. Die persönlich ausgebildeten Deutewörter (Prono-
mina demonstrativa).
a) Das nächste Deutewort ist II s dieser (§ 62), kurz und
scharf gesprochen ^e und stets betont (Trumpf, S. 546). Es lautet
in seiner nächsten (Nom.-Gen.) Form auf das kurze unbestimmte e
aus, wie andere Nominalstämme. Es bildet sein Fem. durch die
weibliche Endung ä (§ 126) H diese und den Accusativ durch
die gewöhnliche Accusativ-Endung ä (§ 143), also Acc. masc. H
diesen (z. B. Ex. 20, 1), fem. H diese (z. B. Matth. 17, 9). Im
Nominativ wird dieses Pronomen noch ziemlich häufig gebraucht,
im Accusativ seltner. Da das Wörtchen sehr kurz ist, so lehnt
es sich in der Regel an ein anderes vorhergehendes oder nach-
folgendes Wort an, z. B. Il^li'ü'' Matth. 15, 8; K.ß>^hV^1l''
Matth. 19, 26; Tflnf-A--" 13, 54; AI/.- 8, 9; Tirt-- 27, 47; TfV-s
Gen. 43, 29; 9^l\M' H-ßh^^s Matth. 12, 41; H^fl^AJ^s 24, 34;
Hi,' 26, 13; WUh^i 21, 4, und wird nur sehr selten als selb-
ständiges Wort durch s vom folgenden abgetrennt, z. B. Gen. 42, 28.
Eben wegen seiner Kürze ward dieses Wort von der Sprache
schon frühzeitig als ungenügend empfunden und wurde deshalb
mit einem andern Deutewort zusammengesetzt: mit 'f' (§ 62), ur-
sprünglich verwandt mit Tf, das, da es hinten angefügt wird, die
Zeichen des Genus und der Casus zu sich nimmt. Es erhält im
Nom. masc. den Vocal w, fem. t (§ 65) = er, sie: "fcs dieser,
'tl' diese^. Im Accusativ beider Genera steht diesem w, ^ immer a
gegenüber, also 'f's diesen^ diese. Die Zusammensetzung selbst
ist im Fem. einfach: Ht^ diese (Nom.), Hi's diese (Acc), z. B.
^ Der Erklärung dieses -fc : durch König, S. 124 kann ich nicht
zustimmen.
§ 146. Pronomina demonstrativa. 293
Ruth 3, 13. Im Masc. dagegen spricht man statt ll'U^ U'l'' nacli
§58 vielmehr l/^i^s jzcntü^ (Nom.), WH*'- mnta (Acc). Beide
Bestandteile der Zusammensetzung sind flectirbar. Diese längere
Form irj'li-" H'lZ', Wl'V' H'/'-' ist weitaus die gebräuchlichere.
Der Plural von Tf H wird, wie in den übrigen semitischen
Sprachen, von einer andern Deutewurzel, aly la (§ 62) gebildet,
und zwar durch Zusammensetzung beider Formen, sodass also die
Mehrzahl ausgedrückt wird durch der -\- der = die oder diese.
Die x4.ussprache lautet im Aethiopischen masc. ?iA*!^, fem. "h^'
(ellü, ella)^ Formen, die wahrscheinlich aus längerem ellüm, ellöm
und ellän abgestumpft sind (s. unten). Beide werden noch ziem-
lich häufig gebraucht, namentlich "htir' sehr oft, z. B. Matth. 15,
20. 32, aber auch M', z. B. Matth. 5, 19. Ps. 89, 11. Hen. 22, 3.
71, 12. Einer besondern Accusativ-Bildung sind sie nicht mehr
fähig, da sie hinten zu stark verkürzt sind, und werden deshalb
nur äusserst selten im Accusativ gebraucht (z. B. JiA*' Hen. 37, 3);
der Accusativ wird entweder durch Pronn. suiF. und A umschrieben,
oder man gebraucht die zusammengesetzte Form. Neben ?iA« findet
sich auch das fem. hA-'J«', z. B. G. Lal. p. 55, 1. 20; p. 56,
11. 4. 19; p. 59, ]. 23.
Wie nun aber der Singular H H gern durch i^s verstärkt
wird, so auch der Plural, indem an die ursprünglichen Formen
htk"' und hA-" 'U'- tritt: hti^'i'U', seltener hA-'J'fr«' diese (m.),
^lA'J'fJs, seltener ?iA'}'fc' diese (f.)^. Merkwürdig ist an dieser
Zusammensetzung , dass das zweite Glied weder Numerus noch
Genus unterscheidet, offenbar deshalb, weil, wenn auch 'p' in den
Plural (-f-ot^i •f'li: § 148) träte, der Stamm zu lang würde; "l-s
bleibt vielmehr im Singular für beide Genera im Sinne eines ver-
stärkenden da : diese da. Im Accusativ werden nicht hti*''}': h^lt'
flectirt, die keinen vocalischen Auslaut mehr haben, an dem die
Beugung hörbar werden könnte, sondern 'ps, das (wie oben) in '^
übergeht: hti^'li"', seltener hti-lfi"' hos (Hen. 93, 2. Matth. 10, 5.
13, 53, an letzterer Stelle bei einem Nom. fem.), Iti^Tfl'' has
(Hen. 82, 1. Ruth 3, 17 u. ö.).
^ So betont auch Ludolf; s. dagegen Trumpf, S. 546.
2 Am meisten entsprechend dem rabb. y^t^.
3 In der Bildung entsprechen genau 7\0^*'i'\»' "h^l'^'P'' -, § M8.
Uebrigens scheint Yxtt^ll' ^^^ JiA"!'™* (vgl. (D'lti'f'^'^' ') unter dem Ein-
fluss des folgenden t entstanden zu sein.
294 § 146. Pronomina demonstrativa.
Seiner Bedeutung nacli geht Tf ll'i'P' u. s. f. immer auf
das Nähere und Bekannte, und nur wenn es wiederholt wird, wie
in ll'i'U' iill'i'P' dieser — jenan, kann es das zweite Mal das
Entferntere bezeichnen. — Masc. sowohl wie Fem. können auch
unpersönlich (neutrisch) gebraucht werden; doch ist das Masc. in
diesem Sinne viel häufiger.
h) Zur Bildung eines Demonstrativums, das auf Entfernteres
und Unbekanntes hinweist, wurde das ebenbesprochene Pron. dem.
mit der Wurzel ka, persönlich ausgebildet kü (§ 62), zusammen-
gesetzt. So entsteht das masc. TiVb' ^ekü'^ dieser dort diA. jener.
Aber für das Fem. wird kü nicht mit H-, sondern mit einer von
der Wurzel an abgeleiteten weiblichen Form hlr't' (ent) diese
(§ 62) zusammengesetzt: 'h'i'tX)*' jene (z. B. Hen. 85, 5), nicht
Ji^lhh«', da Vb' schon starr geworden ist und keine Unterscheidang
von Genus oder Numerus mehr zulässt. Selbst die Unterscheidung
des Accusativs ist bei kü selten, wobei sich ü in den Kehllaut
flüchtet und Xb' zu h"^ wird. Demnach lautet der Acc. masc. Tih"-
(indem das erste Glied starr bleibt) Hen. 89, 44. 51. Gen. 27, 17
(ann.), fem. M^X)-' h^^h»-" und K'J'Mfb! (Prov. 15, 18). Da also
das schliessende tb" für die Flexion schon etwas unempfänglich
geworden ist, so wurde weiterhin auch dieses Pron. noch einmal
zusammengesetzt und zwar mit ^J (s. oben unter a). Statt IfVl-iJs,
was nie vorkommt '^, sprach man aber kürzer zweisilbig Tilrf'i^!
und Tihl^s {^ekiietü und sektü) jener (§ 36), und statt Ji^'lhVb'fc'"
oder verkürzt h'J'ihh'fc! mit Einschiebung eines weiblichen ä, das
den Wortton trägt, hlr^ilil' (entakHI) jene (Marc. 11, 21. 14,
25 u. ö.). Von der verstärkten Masculin-Form wird dann in der
Regel auch der Accusativ abgeleitet: HYl't' und Ulrf"'!''' jenen
(z. B. Gen. 27, 16. Lev. 1, 8. Num. 5, 18. 25. Jos. 21, 40); M^
Jfl't'" jene ist bis jetzt nicht gefunden.
Der Plural wird, da Tti'i't- keinen Plural hat, für beide
Genera von ella gebildet und lautet von der kürzeren Form 1l\b'
ltilfH'\h' m. f. JiAYbs, von der längeren TfW"|J! M^Ylil' m. f.
?iAW"fcs oder hAhl^s; daneben findet sich f. Mili^'- Jos. 4, 11.
Das ?iA' ist in dieser Zusammensetzung seines vocalischen Aus-
^ Vgl. aber Trumpf, S, 547. — Zuweilen wird die Partikel fy zwischen
beide Bestandteile eingeschoben: TirtVb'; s. m. Lex. col. 1057 oben.
2 Für die von König, S. 53 angeführte Stelle 4 Esr. 11, 25 empfiehlt
sich noclimalige Prüfung der Handschrift.
§ 147. Pronomen relativum. 295
lautes beraubt^ und wahrscheinlich auch die Verdopplung des A
aufgegeben, wenn anders clhuetü cllcetU und nicht vielmehr elleknetü
clleJctü zu lesen ist. Ueber den weiblichen Gebrauch von tiMb'
und ?iAh'|:: s. z. B. Matth. 25, 7. 8. 11. Hen. 9, 8. hMb' kann
keinen Accusativ mehr bilden, dagegen lautet von hMl'U' der
Accusativ Tti^M"- oder hAW-i'-", z. B. Ex. 34, 4. Hen. 89, 60. Im
übrigen wird dieser Plural oft durch 'hf^''i'pi h'H'i'P' ersetzt.
Was die Bedeutung dieses Wortes im besondern betriJfft, so
kann Iflfb-' Ji'J'l'Vb-' u. s. f., weil auf das Unbekannte hinweisend,
auch im Sinne eines unbestimmten Artikels irgend einer gebraucht
werden, wenn der Sprechende einen neuen, ihm bekannten, dem
Hörer aber noch unbekannten Gegenstand in die Rede einführt,
z. B. Hen. 89, 29; oder auch für etwas bestimmtes Unbestimmtes,
im Sinne unseres der betreffende z. B. Hen. 72, 3. 5. Auch wird
es in verächtlichem Sinne gebraucht, wie iste^ z. B. Gen. 37, 19.
In den St. c. kann weder ein Pron. dem., noch irgend ein
anderes Pron. treten; wohl aber können sie von einem Wort im
St. constr. als Genitive abhängig sein, z. B. f^troi 'Uil'P' Gen. 9, 6
(s. § 184), bilden aber häufig auch ihren Genitiv äusserlich durch
vorgesetztes H.
2. Die bezüglichen und fragenden Fürwörter. § 147
a) Als Pronomen relativum dient im Aethiopischen die
Deutewurzel 1f, ohne weitere Zusammensetzung*; aber es unter-
scheidet sich von If in der Bedeutung dieser immer durch die
Aussprache mit a: H welcher; zur Betonung s. Trumpf, S. 547.
Das Fem. dazu lautet nicht H (aus einem sogleich anzugebenden
Grunde), sondern filfl*' welche^ abgeleitet vom Stamme an, der
weiblich als M^- auch in M^Yl'' (§ 146, b) erscheint. Der
Plural zu beiden, ohne Unterscheidung des Geschlechts, ist ?iA'
(ella) welche, abgeleitet von dem zusammengesetzten Pron. el-lüy
das auch in ?i/V*' und TtiMb' (§ 146) vorhanden ist. Bedenkt
man, dass diese drei Formen auf a auslauten und sich als Relativa
eben durch diesen Auslaut von den entsprechenden Demonstrativ-
formen unterscheiden, so kann man nicht zweifeln, dass dieses a
der Träger des relativen Sinnes dieser Formen ist. Da somit a
schon in der Grundform wesentlich ist, so lässt sich von diesen drei
Wörtern keine Accusativform bilden; wie (DQ^' sowohl das Gold
im Accusativ, als auch das Gold des im Acc. und St. c. zugleich
1 Wie ^K aus n!?K.
2 Wie im Aramäischen ?.
296 § 147. Pronomen relativum.
ist, so wird H h.'i'i'' "hh- unmittelbar auch als Accusativ ge-
braucht. In den Genitiv können diese Relativa treten, indem sie
sich einem St. c. unterordnen, wie 'ühfL'l'' H^'t*" das Weih dessen,
der gestorben ist, oder das äussere Genitivzeichen H vortreten
lassen: HH= dessen, nhlflT' deren, Wtxti' welcher. — Wie nun
aber in einigen andern semitischen Sprachen das Pron. rel. starr
und für die Unterscheidung des Geschlechtes und der Zahl un-
empfänglich geworden ist, so kann auch im Aethiopischen die Form
H zugleich für den Sing. f. und den Plur. m. und f. gebraucht
werden, und dieser Gebrauch von H als eines allgemeinen Relativ-
zeichens ist fast ebenso häufig als die Unterscheidung von Ge-
schlecht und Zahl, z. B. i\i\a^' n-f'P'üh^' iW^f' die Väter,
die sich in Nicäa versammelten, h^lr'P' H'lfC^' hae qiias elegerunt;
namentlich dann, wenn der Begriff, auf den sich das Fron, relat.
bezieht, im Relativsatz selbst noch ausdrücklich durch ein Nomen
oder ein Pron. suff. ausgedrückt ist und daher am Anfang des
Satzes ein allgemeines Relativzeichen genügt, z. B. tlt^'b't'' "flh
fl/Iri quae mortiia est femina, oder nh9°i»V' ex qua, Y['it\9°^\ff'^'
ex quibus. Dagegen können natürlich Tti'i't*' und "hü' nie als
allgemeines Relativzeichen gebraucht werden^.
Soll das unpersönliche welches oder was ausgedrückt werden,
so gebraucht man dafür in der Regel H? nicht hlfi*', z. B. HJ&
H'thOffl' was sich regt (Gen. 1, 24), U^thiO'O was geht (Ps. 8, 8).
Den correlativen Begriff der {der, welcher) schliessen, wie in allen
semitischen Sprachen, U TtiTfl'' Titi' an sich schon ein, mögen
sie im Nom., Gen. oder Acc. stehn (s. § 201); doch kann er,
wenn ein Nachdruck darauf ruht, durch (D'h't^' oder ein Pron. dem.
noch besonders ausgedrückt werden, z. B. ßh'h'U' H^^^^h' er,
nämlich der gekommen ist. — Sonst kann H auch den Begriff
quicumque^ wer nur immer ausdrücken, z. B. Matth. 10, 11. 14
(s. § 201), oder es wird, um diesen Sinn zu erzielen, wenigstens H
(kaum aber li'i't'' hü') verdoppelt: HH' welcher welcher = wer
nur. — Das kurze Wörtchen H lehnt sich, wie Tf (§ 146), fast
immer an ein anderes Wort an, selten an ein vorhergehendes (eine
Präposition), gewöhnlich an das nächstfolgende Wort des Relativ-
satzes, den es einleitet.
1 In dem von Ludolf angeführten Satze ?i *7 11,^1 'flr[l»C' KT"!'-
^'<?.4*C' K'J^4*' steht IfiTfl*: nicht für H' auf Gott bezüglich, sondern
ist Conj. — ?i^H'j also: Deus justitiae amans.
§ 147. Pronomina interrogativa. 297
h) Das substantivische Fragewort ist <^V-' wer?^^ zu-
sammengesetzt aus der Fragewurzel ma (§ G3) und der Deute-
wurzel 7ia (§ 62), welche durch angehängtes ü persönlich zu nü
ausgebildet ist (wie tu, kU § 146). Es wird immer persönlich und
substantivisch gebraucht (ganz wie das deutsche wer?), z. B. ?i<^V-"
von wem? (Chrest. p. 97, 1. 11), und wird als erstarrte Bildung
für Sing. fem. und für Plur. m. und f. zugleich verwendet, z. B.
ff^^' ^Mv H'b' wer ist diese? (Org.); <^V-! hl^f'^' wer seid
ihr? (Ex. 10, 8); </»V--" (D'M*^'- ht)^' wer sind diese? (Hen.
40, 8), und nur gelegentlich (nach § 140 a. E.) durch vorgesetztes
?iA' ausdrücklich in den Plural gesetzt: Itxh' <^>«! tx^^'l!']^' h
'ifl>-fs wer sind meine Brüder? (Matth. 12, 48. Hbr. 3, 16). Da-
gegen kann 0^Y'' wie andere auf ü auslautende Pronoraina einen
Accusativ bilden: troy. ^f^en? (z. B. Gen. 37, 15. Jos. 24, 15)^
Dieses <w>^: als das persönliche Pronomen muss nun überall
da, aber auch nur da, gebraucht werden, wo nach Personen ge-
fragt wird; bei Sachen (masc. oder fem. gen.) gebraucht man ein
unpersönlich oder sachlich ausgebildetes Fragewort 9^'}'t'' was?,
gebildet vom Stamme if^'}' (der auch in i^V-' steckt) mit der
Fem. -Endung "jh^. Auch dieses 9^'i't"' steht sowohl beim grammat.
Plural als beim grammat. Fem., z. B. ^'i^Y': Hf hM' was
ist das für eine Sünde? (Jos. 22, 16), 9^1^'' (B^h^'- ?iA--" ?i<^
'J'Jj'' was sind das für Dinge da? (Hen. 52, 3), und bildet eben-
falls regelmässig einen Accusativ 9^'i'l's was?.
<^^s und 9^'i't'i werden beide sowohl in der unabhängigen
als in der abhängigen Frage gebraucht, z. B. Matth. 10, 11. Hen.
12, 1, und beide werden häufig durch angehängte Fragewörtchen
verstärkt (§ 198). Beide nehmen in einem negativen Satze (sei
es in einem gradezu verneinenden oder in einem Fragesatz mit
verneinendem Sinn) den Sinn eines Pronomen indefinitum =
irgend wer, irgend was an und umschreiben dann mit h^ den
Begriff keiner, nichts, wobei häufig die enklitischen Wörtchen *L'
1 Zur Betonung s. Trumpf, S. 547 f.
2 Im Org. fand Ludolf sogar einmal / (§ 143) mit ifo^i verbunden:
noy/ : ?iJ\,fl>*|)! wen werde ich rufen?. Vgl. aucli Matth. 27, 21 rom.
Jes. 51, 12 var. — Man beachte den Wechsel zwischen 00^: und £/»^-:
ehrest, p. 104, 1. 25 f. und p. 105, 11. 3. 5.
3 Dieses ^ vertritt somit hier, im Gebiet der Fürv^örter, wo das
persönliche Weibliche i oder ä zum Zeichen hat, das sächliche Geschlecht;
8. hierüber und über den Zusammenhang des -^ mit der indoeurop. Neutral-
endung Ewald, Hehr. Spr. §§ 172, a und 173, a.
-^^o § 147. Pronomina interrogativa.
oder 3^s auch antreten und ausserdem noch ID und vorgesetzt
werden kann, z. B. Ä^^V-VL^ Niemand Ex. 34, 24. Matth. 8, 28,
(Oh^(^*l-*L' auch nicht irgend einer Matth. 17, 8; (Dh^9^'i^X
auch gar nichts Cant. 4, 7, (DhJ^'i^*L' Matth. 27, 12; fl>/uh^
9^'i'lri und nicht wie etwas d. i. ivie nichts Ps. 38, 7; hC' J&lflA
f^Y'*t' wie kann Jemand P Matth. 12, 29. In den Genitiv können
beide treten durch ein ihnen vorausgesetztes Nomen im St. c. oder
äusserlich durch H, H^^^' wessen? 119^"}^'^-
Ausser dem neutrischen l^'Jlh! kommt noch eine andere
Form 'T. (über deren Entstehung § 63 zu vergleichen ist) was?
vor, die zwar häufig nur noch als Adverbium des Ausrufs tvie!
wie sehr! gebraucht wird (z. B. ''IftTi'^s wie viel sind! Ps. 3, 1),
aber doch auch noch öfters den Sinn von 9^'i't*' was? hat; sie
wird dann fast immer mit dem folgenden Worte verbunden : 'T.Ü
ÜWiian^: ■^•704-' was wollt ihr {dann) thun? Hen. 101, 2; "^^
ÖM' was geht das uns an? Matth. 27, 4. Joh. 21, 22; 'T.A.i'-
(DM\' was habe ich mit dir zu schaffen? 1 Reg. 17, 18. Im ganzen
aber ist dieses '^ veraltet.
c) Adjeetivisch kann wenigstens <w>^; nicht unmittelbar
gebraucht werden; vielmehr muss dann eine Umschreibung durch
^^V" " und H eintreten, z. B. welcher Mensch kann ? od^^i Oh'h'^'
ii'ültx' MJ&h As iver ist der Mensch, der kann ?. Auch bei JT^'J^':
wird leicht eine solche Umschreibung angewandt; doch kann 9^'i'[''
schon eher ein anderes Nomen in Appos. zu sich nehmen (§ 198).
Ueberdies hat aber die Sprache auch noch ein besonderes Frage-
adjectiv (§ 63), hß»'^ welcher? und wie beschaffen?^ das, aus
einer alten Fragepartikel ^K erst zu einem Adjectiv herausgebildet,
an den Numeri, Genera und Casus teilnimmt; gleichwohl haftet
ihm von seiner ursprünglichen Starrheit noch so viel an, dass es
kein Fem. Sing, und, so viel bis jetzt bekannt ist, auch kein Masc.
Plur. bildet, und da es wahrscheinlich nicht persönlich gebraucht,
sondern nur mit Sach- und Begriffs Wörtern verbunden wird, so
genügen auch die andern möglichen Formen für alle Fälle. Man
sagt also entweder im Singular flhf'' /*'A^'J' mit ivelcher Voll-
macht? Matth. 21, 24, nhj&s M^'- ^u welcher Stunde? 24, 42,
A>iJ&: OD^ö^' für welche Zeit? 1 Petr. 1, 11, n^'J-f'" h^' "^
a\}\^' Hen. 21, 4; oder im Plural hß^' welche? (sc. ^MH^")
Matth. 19, 18. Im Acc. Sing, lautet es regelrecht M'-, z. B. M'-
ßi-s welches Haus? Act. 7, 49; im Plural h^'V- (Matth. 19, 18).
^ Zur Betonung s. Tuumpp, S. 548.
§ 148. Pronomina personalia. 299
Es wird wie if'*Y'' und 9^'i'l'' in abhängiger und unabhängiger
Frage gebraucht und wie jene öfters durch enklitische Fragewörter,
namentlich V-s, verstärkt (Matth. 22, 36. Act. 7, 49). lieber h^'
als Pronomen indefinitum ^ qiiicumque, qualiscumqtie^ qui-
libet, qiiisquis vgl. m. Lex., col. 795.
3. Die persönlichen Fürwörter (Pronomina personalia). § 148
a) Das Fürwort der dritten Person lautet nach § G5
im Masc. (O'Tti'ps^ im Fem. JiJi'fc', er, sie'^. Es ist ursprünglich
wie die übrigen persönlichen Fürwörter substantivisch, wird aber
schon durchaus, wie hebr. Nin*, auch adjectivisch gebraucht im
Sinne von avxog, selbiger^ eben der, auch im Gegensatz zu H
und ll'i'P', um auf etwas Entfernteres hinzuweisen, für jener^^
oder auch mit li TlVb* verbunden, um eben dieser, jener auszu-
drücken, z. B. Hen. 89, 9. 106, 16; oder mit H welcher, z. B. Hfl»-
Tti'P' eben der ivelcher Matth. 10, 4. Hen. 15. 4. Sofern nun (D*
Ji'J:: Pron. subst. ist, bildet es keine selbständige Accusativform
(s. § 149); als Adjectiv aber lässt es einen Accusativ zu, der
ebenso wie der von ll'i'U' und Ht", niit Verwandlung von '^' 'tV
in i^s, gebildet ist, also: fl>-?ii'' J&^l'^•'• Das Wort bildet einen
doppelten Plural, je nachdem entweder auf das erste oder auf das
zweite Glied der Zusammensetzung der Nachdruck gelegt wird.
Im erstem Fall bleibt "fcs unverändert (wie in § 146), und nur
(D^Ti und J&h werden in den Plural gesetzt, der dann im Masc.
^ao-'}»|j : emuntü (ursprünglich umiimtu), im Fem. 'h*'nr'P '
emantü^ (wie hti^'i'^' li^'i'P') lautet. Ruht der Nachdruck auf
1 Zur Betonung s. Trumpf, S. 548 f.
2 Im Tigre flx'fSi fli^' ^- s- w. hat sich das ursprüngliche Pl von
Xin noch erhalten; vgl. Nöldeke, W. Ztschr. f. d. K. d. M. IV, S. 294 [und
Littmann, Zeitschr. f. Ass. XII, S. 193]. S. auch D. H. Müller, ZDMG XXXVII,
S. 349 und N. 2; 393, N. 2. — Ueber das i zur Bildung des Fem. s. Barth,
ZDMG XL VI, S. 685 ff.; über die Nebenform JK./v.'fc: König, S. 119.
3 Es ersetzt namentlich oft den Plural von tfVl-!.
* Bedenkt man, dass von »J:: die Plur. -f-O^': »f-'J«) von tl«: Iftf»-:
l/"}'!, von ?|A' Itld^'i' K^"}' gebildet werden, so ergiebt sich auch hier
(wie in § 132) die Dehnung der Sing.-Endung mit Nasalirung als Bildungs-
mittel des Plur. Vom Sing, ii^ erwartet man demnach einen Plural um,
während von i^ aus überhaupt keiner gebildet worden zu sein scheint.
Dieses kurze um wurde nun durch nochmalige Anhängung der Pluralendung
öm, an, wodurch zugleich das Geschlecht bezeichnet wurde, verstärkt und
dann das vordere ü gekürzt: umüm, umän, wie in TltDH 7\Ilt< .oJoi — .«Jsi.
Den Geschlechtsunterschied bezeichnet in diesen Pluralendungen der ver-
300 § 148. Pronomina personalia.
dem zweiten Gliede der Zusammensetzung, so lautet der Plural m.
Ohli-f'tn^: ^ fem. Oh'h'f'li'. Hier wird O^fx unverändert für beide
Geschlechter gebraucht, also im Fem. anstatt des singularischen
fstx angewandt; im Plural 'f'O^i (wo ö aus ü durch weitere
Verbreiterung entstanden zu sein scheint) ist ü zu beurteilen wie in
^ neben ^] in -^"Js (von l^ , nicht von "fc gebildet und aus
tu-an entstanden) ist der nach dem arabischen [^j>s^ mögliche Aus-
laut a nie zur Geltung gekommen oder aber wieder abgefallen.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Pluralformen scheint ur-
sprünglich der gewesen zu sein, dass die erstere mehr für das
Pron. adj., die letztere mehr für das Pron. subst. gebraucht wurde;
doch hat der spätere Sprachgebrauch diesen Unterschied fast ganz
verwischt und nur darin noch einen Rest davon erhalten, dass,
wenn dieses Pron. die Stelle der Copula (§ 194) vertritt, lieber
Chli^m»*: als 'h^'^^lr'U' Anwendung findet. Einen Accusativ
bildet keine der beiden Pluralformen; er wird in der Regel durch
Pron. sufP. mit folgendem A umschrieben ^.
h) Das Fürwort der zweiten Person lautet hTr'i*' du
(§ 65), und obwohl in dieser männlichen Form kein ü erscheint
(wie man nach § 146 ff. erwarten sollte), offenbar weil ta selbst
schon aus twa abgekürzt ist, so steht ihr doch im Fem. die regel-
mässige Bildung mit t gegenüber: h'i't'- Der Plural lautet m.
h'i^f^'', fem. hlr^J'-. Der Plural M'Thö^-s ist offenbar von
hlft^' nach Analogie des Plurals (D'h'f'''^' von Oh'h'U' gebildet,
indem aus tu tum und mit angehängtem u tümu wurde; da aber
der Ton auf an- ruht, so verkürzte sich das u von tu zu e^.
Weniger sicher ist von dem fem. 't'i ' zu bestimmen, ob es aus
iJ oder "t gebildet ist, also ursprünglich tön oder tm lautete
(vgl. jJmaj! und ^^J]j.
c) Die erste Person M^ ich ist generis communis. Sie ist
zwar, wie das arabische Lj|, nach § 65 aus ursprünglichem ^ty^
durch Abwerfung der letzten Silbe "'D entstanden; dass man daneben
einst aber auch im Aethiopischen eine Form "^^K kannte, zeigt das
schiedene Vocal, ü für Masc. und ä für Fem. (wie in U-s V^), und dem ü
entspricht als Nasal m^ dem an. — S. dagegen Trumpf, S. 548, N. 1.
1 Doch vgl. z. B. Nura. 21, 25.
^ Nach König, S. 120 beruht diese Veränderung auf einer Art von
Dissimilation.
§ 149. Pronomina personalia. 301
Pron. suif. >,: (§ 149) i. Der Plural lautet 'iM' (nehna) und ist
wie ^^^^J und l^n^t^ aus "^^JK durch Wiederholung des ganzen
Stammes anahanah {ich + ich = ivir) und allmählige Abkürzung
entstanden.
Die Accusativ- und Genitivbildung der persönlichen § 149
Fürwörter. Alle drei Personen beider Genera und Numeri haben
im Aethiopischen, wie in den übrigen semitischen Sprachen, die
Eigentümlichkeit, dass sie keine selbständige Accusativform mehr
bilden ; auch können sie nicht, wie die übrigen Pronomina, in
ihrer selbständigen Form sich entweder einem St. c. unterordnen*
oder das Genitivzeichen H vortreten lassen. Vielmehr haben sich
für beide Fälle der Unterordnung, der unter das Verbum im Acc.
und der unter das Nomen im Gen., eigentümlich verkürzte und
zum Teil stark umgelautete Formen ausgebildet, die sich als An-
hängsel (enklitica) mit dem Verbum oder Nomen verbinden^ und
deshalb gewöhnlich Pronomina suffixa genannt werden. Diese
Wörtchen verschmelzen mit dem Wort, an das sie treten, so sehr,
dass die ganze Zusammensetzung nur einen Ton trägt. Für beide
Arten der Unterordnung sind die gleichen Anhängsel im Gebrauch;
nur in der ersten Person Sing, hat sich für das Genitivsuffix eine
etwas kürzere Form als für das Accusativsuffix ausgebildet, was
zuletzt nur als eine Folge der verschiedenen Art und Weise der
Anknüpfung in beiden Fällen zu erklären ist. Diese angelehnten
Formen des persönlichen Fürwortes sind*: 1) für die 3. p. S. m.
Ü«!, f. •/!, PI. m. irtf«>-:5, f. (f-Js. Es sind Abkürzungen (§ 62)
aus l:: ;^: -J^o»-: -f^-", als zweitem Glied von O^'Mi' O^h
^tn^s u, s. w. Zwar lautet das selbständige Pron. im Fem. Sing.
J&Ji'fc' und nicht f^tx^'^ wie überhaupt im Aethiopischen 1 als
Fem. zu ü im Gebiet der Fürwörter viel verbreiteter ist. Gleich-
wohl zeigen H, gegenüber Ti, und Jt'J^^h'fcs, dass auch hier ä
für das weibliche Fürwort möglich war, und nach Abschwächung
^ Auch amhariscli Yx^'.
2 Doch vgl. (Dlt\9^^'^0 OhM^i 'i'^hth*' Phlx. 164.
^ Ebenso, wie sich in einigen indoeuropäischen Sprachen für den
Gen., Dat. und Acc. enklitische Formen des Pron. person. entwickelt haben.
* Zur Betonung s. Trumpf, S. 549.
^ Dass ll'öi*': für den Sing. ll«: stehn könne, lässt sich aus Luc. 2, 4.
Joh. 19, 27. Act. 1, 20, wie Ludolp de Dieu, Critica sacra p. 226 zu Jes. 53, 6,
Gesenius, Lehrgeb. S. 216, 6 und Schlottmann, Inschrift JEschmunazars S. 111
wollen, nicht beweisen.
302 § 149. Pronomina personalia.
von */* zu y lag unter beiden Formen des Hauchlautes wegen ä
näher als t; das Aethiopische stimmt hier völlig mit den andern
semitischen Sprachen überein. 2) Für die zweite Person S. m.
h-", f. il.s, PL m. \ia^s (kemmü), f. h'Js (ken). Auch diese Formen
sind ebensodeutlich aus hlft*' hTr'b- u. s. w. (§ 148) verkürzt,
nur dass (nach §§ 65 und 101) t immer in Ic übergegangen ist,
ein üebergang, der hier um so näher lag, als das hlr vorn abfiel
und t nicht mehr durch den dentalen Nasal gehalten wurde. Auch
in hö»-:, das immer den Ton trägt, ist das lange ü (kümu) zwar
CS '
nicht mehr erhalten, wohl aber, wie in jj^> ntDH u. s. w., durch
die Verdopplung des m ersetzt. 3) Von der ersten Person lautet
im Singular das Pron. suff. verbale Jl'j das nominale fs, im
Plur. in beiderlei Sinn Js. Von diesen ist i^' aus einem neben
h^i möglichen hi^' (§ 148, c), Js aus Iffhi' abgekürzt; fs aber
ist zunächst aus i, das im Aethiopischen noch öfters vorkommt^,
auf dieselbe Weise wie im Arabischen (^ aus (^ — ^, namentlich
aus dem Grunde herausgebildet, um ein Zusammenfallen des Pron.
sufP. mit dem ßindevocal t (§ 153) zu verhindern. Das t selbst
ist oJBfenbar erst aus nt abgekürzt, aber in dieser Verkürzung uralt
und gemeinsemitisch und schliesslich daraus zu erklären, dass sich
die Suff, mit dem Nomen noch enger zu vereinigen suchen als
mit dem Verbum. — Sämmtliche Anhängsel lauten hienach con-
sonan tisch an ; doch können die vier Formen der dritten Person
ihren Hauchlaut leicht einbüssen. Die Formen Ylf'^'' Yl'i' Iffi^^-
V"}' sind immer betont; die andern haben ihren Ton abgegeben,
doch X' ^' ^' ^'' ^' ^1^^ ^1^ ^6n ihnen unmittelbar vorausgehenden
Bindelaut, wogegen h' XU' den Ton des Wortes, an das sie treten,
unverändert lassen. lieber die Bedeutung dieser Suffixe ist noch
besonders zu bemerken, dass die Suffixe der dritten Person sich
auf das Subject des Satzes zurückbeziehn können und dann
reflexive Bedeutung haben ; namentlich bei den Nominalsuffixen,
z. B. i[-"U'' sich Gen. 5, 3, ^'hd^lT^'' hinter sich Gen. 9, 23;
seltner bei den Verbalsuffixen, § 151.
In der Gestalt dieser Suffixformen werden nun die persön-
lichen Fürwörter den That- und Nennwörtern gewöhnlich angehängt,
wenn sie in den Accusativ oder Genitiv treten sollen, (lieber die
Art der Anhängung s. § 151 ö'.) Da aber leicht auch Fälle ein-
' In M" (§ 167), n.-- (§ 167), hlf^\' (§ 163).
2 Ewald, Gr. Ar. § 97.
§ 150. Pronomina personalia. 303
treten können, in denen eine solche Anhängung des Fürworts nicht
möglich ist, oder wo ein besonderer Nachdruck auf dem Fürworte
ruht, der in seiner Gestalt und Stellung als Pron. suff. nicht ge-
bührend zum Ausdruck gebracht werden könnte, so hat die Sprache
noch einige besondere Formen geschaffen, durch welche ein per-
sönliches Pron. selbständig und nachdrücklich in den Acc, Gen.
und auch in den Nom. gesetzt werden kann.
Bezeichnung des Acc, Gen. und Nom. eines persön- § 150
liehen Fürworts, auf dem ein besonderer Nachdruck ruht.
a) Hat ein persönliches Pronomen im Accusativ einen be-
sondern Nachdruck, sofern es stillschweigend oder ausdrücklich
andern Personen entgegengesetzt wird, und soll es aus diesem
Grunde (nach § 196) auch durch eine selbständige und nachdrück-
liche Stellung im Satze hervorgehoben werden, so hat das Aethio-
pische hiefür das Mittel, ein pronominales Substantiv, das Selbstheit
bedeutet, mit den Genitivsuffixen der persönlichen Fürwörter zu-
sammenzusetzen, im Sinne von meine Selbstheit d. i. mich seihst
u. s. w. Dieses Substantiv ist nach § 65 tuS^h an welches die
Pronomina suffixa antreten^:
lufi' hjho^' tUM' Xufifo^' Xx^fin-
Der Gebrauch dieses Äccusativs ist sehr häufig, aber nur dann
zulässig, wenn das Fürwort einen gewissen Nachdruck hat: HtU
f^i •Jr(D\\^i i'flJhß^s Md^'l(0\'' wer mich aufnimmt, nimmt
den auf, der mich gesandt hat Matth. 10, 40; \u9^' Hrifi't'^'
;''J^Ahs ihn allein sollst du anbeten! Matth. 4, 10; TxG.' MXl'
<CÄ-4-ft-- K9^^"' wie viel mehr euch! Matth. 6, 30; Kfi' eben
sie Jos. 16, 10. Dabei kann die dritte P. m. S. unpersönlich ge-
braucht werden: ^^i : htM'dX' Vl.^li-rt •' J&l'fK- = thun nicht
auch die Heiden eben dasselbe? Matth. 5, 48, Und selbst durch
ein Nomen im Accusativ kann ein solches Fürwort wie durch
eine Appos. näher bestimmt werden: X\.fi' 9^^ö eben es, das
Land, d. i. eben selbiges Land Jos. 12, 6; Vf"A«! h.^0-.' t^?:d\d.'
eben selbiges ganze Buch Hen. 89, 70. 77; Otl^^lf 'J = (^^Ö^-
iv xaTg 7)jueQaig eKsivaig Judith 4, 6. 6, 15. 8, 1. Und Hen. 67, 11
steht es sogar bei einem absolut vorausgesetzten Accusativ (oder
Nominativ): fllU.^U--' «^^^-s und was eben es, die Wasser, betrifft
d. i. und eben selbige Wasser. Vgl. auch flö/^AflA' /iAflrt- h.
yv-' ehrest, p. 29, 1. 25 und WhYi- K^h" n/h-fc'l'h-- G. Ad. 40,7.
1 Zur Betonung s. Trumpf, S, 550.
304 § 150. Pronomina personalia.
V) Um vom persönlichen Fürwort einen nachdrücklichen oder
auch nur selbständigen Genitiv zu bilden, werden im Aethiopischen
die drei Formen des Relativums, das zugleich Genitivzeichen ist,
li Ji'J'i's XAv durch den Bindelaut l'-a (§ 153) vermittelt, mit
den Genitivsuffixen der drei Personen zusammengesetzt^:
s.^fuJip: }\Jh\\' n.h\i} njM^' n.M'
IrtMs nJhSio^' fthh^! rtKiftf»-: nj^n-
AM±M'ltxl±h\v M±h\\^' M^hO"' M±M'
[M-bM' M'bhiii^' M±hi}V' M-thWi^' Mbhirv
[hA^M' hd^hiiao^' hü^hii'}'' Titi^hirt^' hti^hin-
Der Bedeutung nach haben diese Formen immer den Sinn
von possessiven Adjectiven : ll,h?' "hlftlM- hü^h^' heisst: der
meinige, die meinige, die meinigen (eigentlich: meiner u. s. f.). Sie
werden aber nie wie andere Adjectiva einfach neben das Nomen
gestellt (etwa wie: uxor tua)^ sondern fordern immer den St. c.
vor sich, also 'ü'htlA'' Ji'J'fcÄh' das Weih des deinigen d. i. dein
Weib, und müssen deshalb, wenn sie als gewöhnliche Adjectiva
behandelt werden sollen, das Genitivzeichen noch ein zweites Mal
vortreten lassen: 'ühfljt' Hhlfhhll' das Weib, welches ^um
deinigen gehört. Also: fl^'ihfl^'t"' h'i'bhlh' durch seine eigene
Lust Jac. 1, 14; ÜYt'ti'' CVf'rt' H^hirif' in aller ihrer TJnreinig-
Jceit Hen. 10, 11; Hen. 41, 5. 8. 63, 3; Accusativ: ChJ^' ^nhO-"
lt.?ili-s wir haben seinen Stern gesehn Matth. 2, 2. 6, 33; oder
0(O*f^' lUhO*' im ümJcreis seiner d. i. um ihn her Hen. 47, 3.
Nur wenn das Nomen, auf das sie sich beziehn und im Genus
und Numerus richten, schon im St. c. steht, sei es weil ihm bereits
ein Pron. suff. angehängt ist, sei es weil ein anderes Wort davon
abhängt, können sie frei und einfach beigeordnet werden, z. B.
t\hi"' höM*'' Ttilf±hV''' (für n s h' -• üM"' h 0 seine Doppel-
höhle Gen. 23, 9; CD«/^: V^I^VL: Milhlh' (wo M±hO'' nur
das ö in ^^fi ' noch einmal hervorhebt) tmd sogar sein eigenes
Leben Luc. 14, 26; hC^hM' htij\h' deine eigenen Jünger Luc.
5, 33; in letzterem Fall kann das Possessivum vorausgestellt werden:
iihtiJW'' hC^h^O*' seinen eigenen Jüngern. Auch sonst kann,
wenn das Poss. voransteht, das Pron. rel. fehlen: h'i'thlFf'^*' ih
^(D^*: (für nlti :) Hen. 38, 6. Da nun auf diese Weise das Poss.
immer bis auf einen gewissen Grad substantivisch aufgefasst wird,
so kann es leicht als Prädicat stehn: M^hh'- S^Ml' £W>'3-«7/^-Th:
1 Zur Betonung s. Trumpf, S. 550.
§ 150. Pronomina personalia. 305
dein ist das Beich^ Matth. 6, 13, oder als Subject: 'l't\h^9^-
"hii^hü'i die seinigen fragten ihn Marc. 4, 10. Namentlich die
nächste Form, \\Jt\^ ' \\J\\\' u. s. w., steht oft ganz neutrisch:
das meinige u. s. f.: ?il^"II.K? * von dem meinigen Joh. 16, 14;
O^'M"' \\J[\0'' in das seinige Joh. 1, 11; oder, miter Auslassung
des Nomens, worauf es sich bezieht: Itihc^' Wt' tf^ild.M'^*'
ayAl'^ ' f>0'f\ ' O^S ' ?il^"V •■ WjMyt^' - denn das Erbteil der
Kinder Juda luar grösser als das ihrige Jos. 19, 9, obgleich in
solchen Fällen das Relativum auch noch einmal vorgesetzt werden
kann: ?il?"5r' niUhlT^"' Joh. 3, 30. Die Flexion des in diesem
Possessivum als erstes Glied steckenden Pron. rel. nach dem Genus
und Numerus des Nomens, worauf es sich bezieht, ist übrigens
hier um der selbständigen Stellung solcher Possessiva willen etwas
notwendiger und daher auch regelmässiger beobachtet als in dem
Fall § 147, a.
c) Aber auch der Nominativ der persönlichen Fürwörter
ist gelegentlich im Gegensatz zu anderen Personen besonders hervor-
zuheben, z. B. eben ich, ich selbst u. s. w., und dieser Fall erstreckt
sich bisweilen auch auf die Demonstrativa : eben dieser u. s. f.
Um den Begriff idem, eben der, auszudrücken, genügt beim Pron.
demonstr. (nach § 148, a) häufig schon die Zusammensetzung mit
(0*}\'P') J&Ji't' u. s. f. Doch kann die Sprache zu demonstrativen
und persönlichen Fürwörtern noch ein besonderes Wörtchen setzen,
h'^s, beinahe, eben, nur (§ 162), das immer nachsteht und zu
jedem Casus treten kann, z. B.: von Eivigheit zu Eivigkeit hli't^'
h^: bist du derselbe Ps. 89, 2. 92, 3; h.^li-." \l(^' ^'ä- eben
dasselbe Wort Matth. 26, 44; Ulfl"- h^: fi'^ÖYl''' dies eben habe
ich gehört Ps.61, 11; l'rt^:-" iflO'- h^-" er that ebenso Matth. 20,5.
Um den Begriff selbst bei den drei Personen auszudrücken,
wird im Aethiopischen das Wörtchen hh' er er d. i. er seihst (vgl.
oben, S. 106, § 62, 1, c), durch den Bindevocal % vermittelt, mit
den Genitivsuffixen zusammengesetzt^ :
^^^'' ^^^\^"' AA^h^- aa^it^-: hajj'ii'
Für titiS' kann nach § 153 auch AAf ^ (laleja) stehn, z. B.
1 Cor. 4, 3. Ps. 50, 4. Gen. 45. 12 ann.; auch AA^?-" findet sich:
Gen. 45, 12 GC (König, S. 153). Diese Zusammensetzung wird
immer im Sinne eines Nominativs gebraucht; für den Accusativ
1 Eigentlich: etwas dir zugehöriges ist das Beich.
2 Zur Betonung s. Tuumpp, S. 551.
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 20
^06 § 151. Pronomina suffixa.
stellt h.^' (s. oben unter a) oder Chll' (s. unten): fi[\s h"i>-"
tiA^f' CTtiM- ivenn ivir uns selbst richten würden 1 Cor. 11, 31;
iiiijrau*! ^h?"4-s sie ivissen es selbst Act. 22, 19; nhfO\' f\^
Chs die du gegründet hast Ps. 8, 4; AA.'/- ^T'f-^'-' |)4'^'f-«^--" {er
selbst, ihr Weg d. i.) ihr Weg seihst dient ihnen sum Fall Ps. 48, 13.
Jos. 10, 1. 4. 17, 18. 22, 2. 23, 3. Und in diesem Sinne wird AA-'
oft noch neben das selbständige persönliche Pron. gesetzt: (D*Y\'\i'
hüj)' }\1\\J\'Üd\.0 Jos. 22, 23; m^M^' ^^^hl ^^-J^s fl>-?i1::
avTOQ eoTLv 'Edcoia Gen. 36, 1.
Nicht für den Nominativ, aber für jeden andern Casus mög-
lich ist die Umschreibung des Begriffes selbst durch CKh' Kopf^
mit angehängtem Pron. suff. ; sie ist sehr häufig: o^'i' "l'^rt.'
ChMX' wen machst du aus dir selbst? Joh. 8, 54. Matth. 8, 4.
Gen. 19, 17; '^'^fm-s hVJht^o^' tr^-Ü^O' sie kauften für sich
(selbst) Speise Matth. 14, 15. Hen. 10, 2. Num. 31, 53. Jos. 11, 14.
ehrest, p. 24, 1. 4; p. 43, 1. 8, und wird namentlich dann gebraucht,
Tvenn das Pronomen von einer Präposition abhängt, z. B. AdA'
C'htlh^'^'' gegen euch selbst Jos. 24, 22. Chtl' kann sich sogar
auf an sich unpersönliche, aber persönlich gedachte Dinge beziehn:
IfliP*' hC'h^' 'l'rh.A*= der morgende Tag wird für sich selbst
sorgen Matth. 6, 34. Weniger gebräuchlich ist für eine solche
Umschreibung das Wort \^h' Seele ^ Leben und wird nur da
angewandt, wo man auch in andern Sprachen jenen Begriff für
selbst setzen kann: #w>|yi0i: 'i^{ii Af "1*' er gab sich selbst in
den Tod (Liturg.); Gen. 19, 17. Jos. 23, 11. G. Ad. 5, 3 f.; 7, 4
(wo im arab. Orig. (j^ij stehn wird) u. s. w.
§ 151 Die Anhängung der Verbalsuffixa, nämlich an Perfect,
Imperfect, Subjunctiv und Imperativ (über den Infin. s. § 155).
Das SuflP. hängt sich an das Verbum im Sinne eines Objects, also
in der Accusativ-Unterordnung, und weitaus in den meisten Fällen
vertritt das Pron. suflF. am Verbum das persönliche Pronomen im
Accusativ. Da aber nach § 143 (und § 174 ff.) der Accusativ im
Aethiopischen einen viel weiteren Sinn und mannigfaltigeren Ge-
brauch zulässt als in andern Sprachen und oft das ausdrückt, was
man im Deutschen durch in Beziehung auf bezeichnet, so wird
natürlich im Aethiopischen das Pron. suff. nicht nur für den
Accusativ, sondern auch für den Dativ des persönlichen Pronomens
gebraucht, der bei einem selbständigen Wort immer durch die
1 Das im Amharischen gradezAi Pronomen der dritten Person ge-
worden ist: ?iCA*"-
§ 151. Pronomina snffixa. 307
Präposition A" in Beziehung auf\ für bezeichnet wird. Ansätze
zu einem dativiscben Gebrauch des Pron. suff. finden sich bekannt-
lich auch in andern Sprachen^. Im Aethiopischen können alle
intr., refl. und pass. Verba ein Pron. suff. im Sinne eines Dativs
zu sich nehmen: ?hlflM' es reicht uns Jos. 17, 16; fA'^'h(S^
\\ao*i f^s ivird euch geöffnet iverden Matth. 7, 7; f^'^fy{\t\' es ist
dir hesser Marc. 9, 45, J&'1["'^'A«I»' es ivird ihm angerechnet Rom.
4, 5, jP.'n*feAhs es soll dir wachsen Gen. 3, 18, 7\^,t\\\\l' ich ivill
dir hin ;^u fügen Tob. 5, 15; namentlich \iV' und Ülidi' sein^ z. B.
JiOO-^'J:: ^.;lv7ii': JRhfl>-V-lrJö'''-" sie tverden euch zu BicUern
iverden Matth. 12, 27, \^Y{J es ist mir gescheht Tob. 8, IG. Ein
Suff, der dritten Person kann dann reflexiven Sinn annehmen
(g 149): h^^! 'l'Vl'T' 'dhtl^'f'' dass sie ihm zu seinemWeihe iverde.
Indessen geht auch dieser dativische Gebrauch im Grunde
vom accusativischen aus, und in beiden Fällen wird deshalb das
Suffix auf gleiche Weise mit dem Verbum verbunden. Derselbe
Vocal a, der am Nomen den Accusativ bezeichnet (§ 143), tritt
hier vor das Pron. suff. als eine Art Bindelaut zwischen Verbum
und Pronomen, um den Accusativ zu bezeichnen*. Mit diesem
Bindelaut zusammen lauten die Verbalsuffixa (vgl, § 149) wie folgt.
I. IL III.
m. f. m. f.
5. ä-nl. a-ka, a-lcl. d-hü, zusgez. ö, a-Zzä, zusgez. ä .
PI. ä-na. a-hemmü^ a-ken. a-hö'nm, ^ ö'mü, a-hö'n, ? on^.
Doch zeigt sich dieser Zwischenlaut regelmässig nur dann, wenn
die Suffixe an consonantisch auslautende Verbalpersonen antreten,
und auch dann nicht immer; lauten die letzteren vocalisch aus, so
wird er oft durch die auslautenden Vocale verdrängt. Der Subj.
mit seinen consonantisch auslautenden Formen verschmäht vor den
vier Suffixen der zweiten Person den Bindelaut durchwegs*, weil
ihm überhaupt die kurze straffe Aussprache eigentümlich ist und
der Bindevocal hier nicht durch den Ton gehalten wird, da kemmü
und ken den Ton stets auf sich ziehn, Jca und Jet aber ganz tonlos
geworden sind und nicht einmal der Bindevocal vor ihnen betont
wird (§ 149). Die vier Suffixe der dritten Person werden meist
unter Ausstossung von V (§ 47) contrahirt, namentlich dann, wenn
1 Ewald, Hebr, Spr. § 315, b; Hoffmann, Gr. Syr. p. 315.
2 Vgl. Ewald, Hehr. Spr. § 247, b. S. dagegen König, S. 141 f.
3 Vgl. dagegen Trumpf, Ss. 551, 554 f.
* Sodass z. B. ^Vl-Vh^''*"! Matth. 9, 29 bei Platt entschieden un-
richtig ist.
20*
"^08 § 151. Pronomina suffixa.
die Verbalform consonantisch auslautet. Im Einzelnen sind die
Gesetze der Anfügung an das Verbum folgende.
1. An alle consonantisch schliessenden Yerbalpersonen (mit
Ausnahme derer des Subjunctivs) treten die Suff, der ersten und zweiten
Person vermittelst des Bindelauts und die Suff, der dritten Person
in ihrer contrahirten Form. An consonantisch schliessende Personen
des Subjunctivs schliessen sich die Suffixe der zweiten Person ohne
Bindevocal an; an die zweite P. S. m. des Imperativs werden die
Suffixe der zweiten Person überhaupt nicht angehängt. Die zweite
Person PI. f. Perfect, ^iCillf' kommt sehr selten mit Suffixen vor ^
und lässt dann ihr ilTfi in l\' übergehn, wodurch sie den gleichen
Auslaut wie die dritte P. PL f. gewinnt; vgl. /ifi^hlh' Aö^-^rt.*
4'J^'^h'}: K-Ü^'dx" Cyr. a Reg. im Tüb. MS. fol. 25, b. Daneben
finden sich Formen wie ihOlfil^Ü'', lii^^h^U-s; s. CORNILL, Bas
Buch der weisen Fhüosophen (Leipzig 1875), S. 51 und vgl. König,
Ss. 133, 141, Philippi, ZDMG XXXII, S. 71 und Nöldeke, ebend.
XXXVIII, S. 417. S. auch Peätorius, ebend. XLI, S. 690.
2. Von den auf a auslautenden Personen Jl^s VlCh' ilCi'
behält die erste P. PL Perf. ihr ä auch vor dem Bindelaut a bei,
verschmilzt es mit diesem zu ü und verhindert dadurch auch bei
den Suffixen der dritten Person die Contraction mit dem Bindelaut*.
Die zweite Person S. m. Perf., nach der die Suffixe der zweiten
Person überhaupt nicht stehn, giebt vor dem Bindelaut d ihr a
auf, und zwar regelmässig bei den Suffixen der ersten Person und
bei den Pluralsuffixen der dritten Person, willkürlich bei den
Singularsuffixen der dritten Person, sodass die Form mit letzteren
entweder ilC^Ü-s ^IChV'- oder ^iCYl- ^iCh- lautete Die dritte
1 Z. B. Ex. 2, 20 und Cant. 5, 8 (wo Ludolf eine unriclitige Torrn in
den Text hineincorrigirt hat).
2 Die oben gegebene Erklärung des langen <i ziehe ich der andern,
auch von König, S. 141 vertretenen vor, wonach hier in (^ nur die ursprüng-
liche Aussprache von J, wie sie im arab. o erscheint, wiederkehre. — Fast
häufiger als 1(\C^V'', IdC^lft'^' und 1(\C^U"}'' sind im Josippon,
wenigstens in Cod. Frcf., die Bildungen IdC^s, IflCT^'^'v- idCVi']
ebenso öfters in Sx., z. B. rt^AT-" Sx. Genb. 28, /Jfl'ü^i = ^h'fl^'/ =
und ^dC^s = ^dC^V'- Sx. Genb. 28 Enc.
3 Nach Nöldeke, ZDMG XXXVllI, S. 413, N. 1 enthält ^iChü''-
ein ursprünglich langes ä, wie hebr. nriN* gegenüber on.j|. König, S. 132
erklärt die Länge in ^| durch Dehnung vor einem Hauchlaut. — Zur Be-
tonung vgl. TiiuMPP, S. 551 ft".
§ 151. Pronomina snffixa. ^09
l*erson S. in. Perf. giel)t vor allen Suffixen ihr auslautendes a (§ 91)
auf und ninnnt die Suffixe der dritten Person immer in ihrer
contrahirten Form an.
3. In den auf ein Bildungs-w auslautenden Personen des
Verbums, V7Ch- >•?<-" VlCh^" J?.V'7<" T|-M<" J&'}'74.: =\1
*•/<.: ^"/'J.:, wird vor allen Suffixen der ersten und zweiten Person
der Biudevocal a durch ü verdrängt, wobei ü überall da, wo a
betont sein sollte, den Ton übernimmt (z. B. in hlCMf'^^S)', die
Suftixa der dritten Person werden immer in ihrer durch Contraction
mit dem Bindelaut entstandenen, kürzeren und vocalisch anlautenden
Form ö, ä, ömü^ ön angefügt, indem vor diesen Vocalen ü in w
verhärtet wird, z. B. ^1C9^'^ obgleich namentlich ältere Hand-
schriften in diesem Falle öfters bloss halbe Verhärtung (§ 40)
zeigen, z. B. fifhü'P' mCVbP'^! l[\Ci}O^P'''; |fKa^9KVhF-
Am. 9, 7 (A), hy^fi'Pilt^'P' Herrn. 22 b, 19.
4. Die Personen, welche auf weibliches Bildungs-i enden,
ViCtU" 't'^lld' 't'ild' ^*7^*, nehmen keine Suffixa der zweiten
Person an; die Suffixa der dritten Person treten in der durch
Contraction mit dem Bindelaut entstandenen, vocalisch anlautenden
Form an, indem t bald ganz, bald halb verhärtet wird (letzteres
namentlich in älteren Handschriften sehr häufig), z. B. 'tA^?''}'
Ruth 2, 8; IhO'i?"' und rThOS^P-s Ex. 2, 9 (ann.); IdC^'- und "1(1
df' Gen. 16, 6 (ann.); h^CiX?-' Gen. 21, 18 (ann.); ^rt^^f-.P-s
ehrest, p. 74, 1. 2P. Dagegen lassen die Suffixa der ersten Person
keinen Bindelaut und Verhärtung des 1 in einen Halbvocal zu,
weil dadurch in den meisten Fällen doppelt geschlossene Silben
mitten im Worte entstünden (wie IflChf i' 'Hi^hf 5^0, sondern
sie schwächen % zu e^, das dann wahrscheinlich betont ist, und
hängen daran \' 't' ohne Bindelaut an. So entstehn im Perfect
Formen wie Y^V(\X' Gen. 30, 15, t\9^ih^Wi' Gant. 5, 9, \ilf\l\h
die nasahenl amhalkcna Jwnkem gesprochen werden zu müssen
scheinen; im Imperf. Subj. und Imperat. Formen wie H'l'ÜCX'j
^'}r'h:i:'' Gen. 30, 15, 'ilCl^ Gen. 24, 23. 47, h-üM.' Gen. 88, 16,
Ü-ÜX' Gen. 30, 14, ?t^'>^: 35, 17, hfl^^l' (von htl'l'?'.') 24,17.
43, 45 (wahrscheinlich tegahreni u. s. w.).
^ S. meine Ausgabe des Octateuch, Comm. p. 5.
■^ Nach König, S. 127 geschieht dies zur Vermeidung eines Hiatus.
3 Es scheint, dass dieses weibliche ^, wenn in den Inlaut kommend,
überhaupt eine Neigung hat, flüchtiger gesprochen zu werden. — König,
Ss. 120, 153 nimmt hier eine Dissimilation an. Vgl. auch oben, S. G5, § 36.
310 § 152. Pronomina suffixa,
5. In den Personen, welche auf ä enden, J"?^-" /ü"/^« '1*
^•7^' J2.^*7^' ^7*7^s 'J'7^5, verschmilzt der Bindelant a mit
ä zu ä; eine Contraction in den Suffixen der dritten Person ist
darum nicht zulässig.
§ 152 Nach diesen Gesetzen sind alle einzelnen hier möglichen
Bildungen verständlich. Eine Uebersicht giebt Tafel V. Doch
verdienen einige Fälle noch besondere Erwähnung.
Bei der Anhängung der Suffixa an den Subjunctiv kann
es nach § 151, 1 vorkommen, dass der Anfangslaut der Suffixa der
zweiten Person, 3fl mit einem wurzelhaften Kehlgaumenlaut: *7
4* h unmittelbar zusammenstösst; in diesem Falle geht nach
§ 54 das h des Suff, in *7 oder 4» über: ^C/h4'-' er will dich
entfernen Deut. 13, 11, h'^Ä'T.' ich sollte dich verlassen Ruth 1, 16,
K^Cih^'- juf) eKhmhcoodv oe Prov. 3, 3, y(D*ß:^i Sir. 12, 16,
^ÖCl' G. Ad. 43, 24, und für hh wird meist nur ein Zeichen
geschrieben (§ 55): KHCh: ich tvill dich segnen Gen. 27, 7. 10. 25.
Ruth 2, 4; J&^fth-" er dich heisse Chrest. p. 44, 1. 11. Die Ab-
schreiber sind dann oft irre gegangen und haben, weil sie das
Suffix nicht mehr erkannten, bald die Verbalform ohne Suffix
gesetzt, z. B. hnC\l' für h(\C\\' Gen. 27, 4. (28, 3), bald ein Suif.
der dritten Pers. m. aus einem Suff*, der zweiten Pers. m. ge-
macht, z. B. J&OClfi: für J&OCh-- Gen. 48, 20 u. ö}.
Wenn an die Personen des Imperf. Subj. und Imperat. der
Verba tertiae gutturalis, die unmittelbar auf den letzten Radical
auslauten, wobei vorhergehendes a zu ä gedehnt ist, wie in ^9^
9ji'' S^^lK-", f^^dj*lii\^ ^^dJ*lch' U.S. f., ein vocalisch anlautendes
oder mit dem Bindelaut a angefügtes Suffix tritt, so entsteh n die-
selben Veränderungen, welche in der Conjugation dieser Verba ein-
treten, wenn an jene Formen vocalisch anlautende Personalendungen
treten (§103), also: ^T^h- fsT?:h\h tl^^Ö' firoS^' u. s. w.^
wogegen Wurzeln, die zugleich mediae infirmae sind, wie in der
Flexion § 103 ä behaupten: J&flh : ß^dhi,'- ß>(\}\f^"' u. s. w.
Auch 9^00' kann ä behaupten, z. B. h/}r'\*f^"iP' sürne ihm
nicht Gen. 44, 18, neben '1">öW(l03'.: ; vgl. König, S. 85.
Wurzeln mediae geminatae können geeigneten Falls
(wenn nämlich an eine mit vocallosem Radical schliessende Form
ein durch den Bindelaut a eingeleitetes oder vocalisch anlautendes
^ Gr. Ad. 29, 10 hat Trumpf einige dieser Formen auf eigene Hand
hergestellt.
2 Doch liest man auch 'fl^/': Deut. 12, 18. 22 für -flA/'s 14,23.
15, 20. Sir. 6, 12 haben einige Manuscripte i^^*'M\l\\\' l'ür ^'{^'h'iihh'
§ 152. ri-onomiua snffixa, 311
Suffix tritt), ganz ebenso wie in der Flexion § 103, den Doppel-
laut contrahiien, z. B. JK-ifl: oder JK-J-nO-" von ß>y(\'(\r tx^rpa^-z
oder WröPd'^'' von hTÖÖ' u. s. f.
Verbal formen von Wurzeln tertiae infirmae, welche auf
7?, t als dritten Radical auslauten, müssen vor dem Binde vocal
(ebenso wie in der Flexion vor vocaliscli anlautenden Personal-
endungen § 103) w, 1 zu IV, j verhärten^, z. B. J&'l'A'Ps von J&
-1-A-", '1-Afll^,.- von '1-A--, JPrhJ&f^- von ^/fit-^ h^h^fD'/j von
hrlii'-, ÄA'flflJ}:-' von hAd-: (Ps. 118, 34); aber Subj. mit SuflP. der
zweiten Person ?i'>A-h-- (Matth. 8, 19); ferner J&^hf-s von ^d^Kh
Ch^\' von CAi.:, -liifj.e- von -JöA.", AiChP-= von ÄCÄ.". Doch
findet man auch hier hie und da die halbe Verhärtung, z. B. fO
n.fh.-Gen.28,3. Ex.30,4. Num.12,11, "hd^ÜS'- Am. 8, 10 (A) u. ö.
Das verkürzte J&üi! er sagte ('|-fl,: hü.«" l{i»' § 103) muss
auch vor den Suffixen sein A wieder erscheinen lassen : J^OjASi'
J&Q.A*'-' u. s. w.
Wie das Arabische^ so hat auch das Aethiopische die Kraft,
zwei Suffixe an ein Verbum zu hängen. Verba nämlich,
welcher zwei Accusative sich unterordnen können, § 177, können
auch zwei Suffixe zu sich nehmen. Die Rangordnung unter diesen
Suffixen ist dann die, dass die I. Person der IL und IIT., die II.
der III. vorangeht und zunächst an das Verbum tritt. Beispiele:
GW'dWwh' Num. 18, 8; hO-dW' Gen. 15, 7 (vgl. König, S. 133);
fliJ?.Wiy- Deut. 28, 30; f O-ühö»-^ ' und ^Ü'üYlT^ ' Jos.
9, 22; S!Ü?>?.1?-' Luc. 9, 39; GWm?-' G. A. 109, 10; ÜfW^'
Gen. 29, 21; h'üMXS' Hez. 3, 2; ^fllW>.f-s Gen. 42, 37; (ifi-
5r^: Gen. 23, 9; aHJÜX?-!' Gen. 31, 9; -IVÜ^'i- Gad. Ad. 57, 2.
Es ergiebt sich daraus zugleich, dass, wenn das erste Suffix auf
«, 1 schliesst und ein SufF. der III. Person (ö, ä, ömw, ön) antritt,
«, t ganz oder halb verhärtet werden kann^; doch ist letzteres
gewöhnlicher (vgl. König, S. 153 f.), und der Ton ruht dann auf
dem letzteren Suffix (vgl. Trumpf, S. 55G); Schliesst das erste
Suffix auf a, so treten die Suffixa der dritten Person immer in
ihrer ursprünglichen Gestalt (/^^Z, Aä, Jiömü^ Jwn) an , und das
vorhergehende a wird durch den Einfluss des Hauchlautes und des
Tones, den es dann trägt, gern zu ä gedehnt*.
^ Zur Betonung s. TRUMPr, S. 556.
2 Ewald, Gr. Ar. § 674.
^ Doch findet sich in dem sehr alten Cod. Laur. zu Zach. 3, 1 noch:
^ S. aber Num. U, 8. Deut. 6, 23. 9, 6.
312 § 153. PronoiTiinii suffixa.
153 Anhängung der Pronomina suffixa an das Nomen.
Dem Nomen ordnen sich Fürwörter ebenso unter wie andere
Nomina (§ 144), nämlich im Genitivverhältnis oder im possessiven
Sinn. Zwar hat nach § 150 das Aethiopische Mittel, von jedem
persönlichen Fürwort selbständige Possessiva abzuleiten, die es im
Sinne eines Genitivs verwenden kann; sie werden aber fast nur
dann gebraucht, wenn ein gewisser Nachdruck auf dem Genitiv
liegt oder wenn die Anhängung eines Suff, aus andern Gründen
nicht thunlich ist, z. B. im Falle eines Status constructus. Wo
aber solche besondere Fälle nicht vorliegen, wird auch im Aethio-
pischen gewöhnlich jedes persönliche Fürwort, das in den Genitiv
treten soll, seinem Nomen als Suffix angehängt, z. B. f^^ÖHj)''
die Tage sein^ seine Tage. Die Kraft der Unterordnung des Pro-
nomens unter das Nomen liegt in der Zusammensetzung, wie beim
Status constructus § 144, und wo immer Suffixa im Sinne eines
Genitivs einem Worte angehängt sind, liegt in der That auch ein
Stat. constr.- Verhältnis vor. Da nun nach § 144 dieses Verhältnis
denkbar ist und in andern Sprachen auch ohne jedes äussere
Bildungsmittel verwirklicht werden kann, sodass schon in der engen
Zusanimenordnung zweier Wörter und in der Art ihrer Betonung
die ganze Kraft des Verhältnisses enthalten ist, so wäre es denk-
bar, dass auch im Aethiopischen die Suffixe ohne alle äusseren
Hülfsmittel sich eng an das Nomen anschlössen und durch dieses
Zusammenschmelzen beider zu einem einzigen Wort das Genitiv-
verhältnis zu Stande gebracht würde. In der That ist dem aber
nicht so. Wie nämlich im Aethiopischen der Status constructus
immer durch eine Endung gebildet wird, so wird auch das Suf-
fixum jeweilig vermittelst eines Bindelautes, der jener Endung
entspricht, an das Nomen angehängt. Nur ist dieser Bindelaut
nicht mehr in allen Fällen gleich ursprünglich erhalten. Es sind
deshalb, um sein Wesen zu verstehn, verschiedene Fälle zu unter-
scheiden.
1. Am reinsten erscheint der Bindelaut, wenn Suffixa an
den Plural des Nomens, sei es den äusseren oder inneren, an-
treten. Die Pluralformen ordnen sich das Suff, unter durch den
Bindevocal ¥, welcher immer den Ton trägt, wenn das Suffix ihn
nicht selbst (h^^'s h^" iTf^'' Ü"i' § 149) erfordert. Dieser
Bindelaut gilt für so wesentlich, dass um seinetwillen sogar das a
des Accusativs aufgegeben wird, sodass, wenn ein Plur. Acc. ein
Suffix annehmen soll , das Accusativzeichen schwindet und das
Accusativverhältnis nur aus dem Zusammenbang erkennbar ist. In
§ 153. Pronomiim suffixa. '»l^
diesem 7, das auf merkwürdige Weise mit einer alten Endung des
Status constructus im Hebräischen übereinstimmt, kann man nur
eine St. constr.-Endung sehn; da es in den § 150, h angegebenen
Fällen voller 1a lautet, so wird es wahrscheinlich, dass sowohl die
gewöhnliche äthiopische Endung des St. constr., öf, als auch dieser
Bindelaut 1 nur zwei verschiedene Verkürzungen einer und der-
selben Grundform la sind (§ 144)^. — Dieser Bindelaut % wird
aus lautlichen Gründen in zwei Fällen zu e geschwächt: a) vor
dem SufF. f, indem (§ 52) 1 -f- ja zu ejja wird oder aber 1 vor ja
sich zu e schwächt (eja)^. Doch ist dies keineswegs immer der
Fall; namentlich ältere Handschriften zeigen oft Formen mit tja
wie JiR^f-" h9"^M' u. s. w.; vgl. König, S. 153. h) Vor dem
Suif. ll. kann t zu e verkürzt werden, offenbar um nicht zwei
t-Laute nach einander hören lassen zu müssen. Hienach lauten
die Suffixe, welche an den Plural treten (vgl. Trumpf, S. 557):
I. IL III.
m. f. m. f.
S/ • —' 1 I ^ ~Kt. — / 7 — —'7 —
. e-ja. t -küy V ' 7/.- ^ ' '^' * '^'
\6~rCt.
P. t-na. t-lcemmü, t-ken. t-hö niü, t-hö n.
Beispiele s. Tafel VI. Die Form Ija z. B. Kn^e-" Gen. 32, 10.
47, 9. 30; hl^Ah.f-" Gen. 48, 3; h-h^^- Jud. 8, 19; die Form Ikt
Yxii'PM.' Ps 44, 18; eki ?iAnfth.= Cant. 4, 11; h«7^Cll,' ibid.
Ruth 3, 3 (G). Schliesst der Pluralstamni mit j&s, so müsste durch
Antreten des Bindelautes f«.s entstehn, aber besonders vor den
Suffixen der dritten Person findet man nur selten f«.s, z. B. in
tiXi^'A)*' (neben hhjK.U-0, s. m. Lex.., col. 789; vielmehr schmilzt
f, mit dem i-Laut zusammen in J& (vgl. Trumpf, S. 558): <^^-|)
J&li-s mara-i-Jm = maraihü Gen. 21, 22. 26, 26, ^^(iJe.lr^^s
Gen. 34, 23; Vf-A"' l'Pß.Ü'i (Acc. und Collectiv, s. unten § 155)
Gen. 32, 24, öHf^O'' (Acc.) Tob. 13, 4, und auch mit Suff, der
n. Person 'i'Pf.ilo^'' (für "J^Pf-höi»-.) Ex. 10, 24, l^jjj&lfjs
Matth. 25, 4; und Ex. 38, 26 findet sich sogar ^^^U/S.p-'J •' von
^^^liJK»s, indem der Biiidelaut zu einem Halbvocal verhärtet und
h ausgestossen wurde (doch s. d. annot. dazu). Da jedoch im
Aethiopischen jeder Plural, namentlich die inneren Plurale oder
^ Auch Trumpf, S. 557, N. 1 hält i für den üeberrest eines alten
St. c; vgl. oben, S. 289, N. 1 sowie auch König, S. 142.
2 Dass in diesem Fall j doppelt zu sprechen sei, wird nicht aus-
drücklich gemeldet, und die andere Möglichkeit ist durch Kürzung von i
vor \\^ zu c nahegelegt.
"^^^ § 154. Pronomina suffixa.
Collectivformen, wieder leicht als einfacher singiilarischer Begriff
aufgefasst werden kann, so ist es nicht weiter zu verwundern, dass
an Pluralformen die Suffixa öfters auch nach Art der Singulare
antreten; s. unten § 155.
§ 154 2. Wenn die Suffixa an Singularformen antreten, so
wird der Bindelaut t zu e verkürzt oder ganz aufgegeben. Dabei
ist zwischen vocalisch und consonan tisch auslautenden Nominal-
stämmen zu unterscheiden.
a) Nominalstämme, die auf (irgendwie entstandenes) ä,
e, ö auslauten, lassen in allen Casus die Suffixa ohne Binde-
vocal antreten, weil der lange Vocal ihn verschlingt, z. B. /^^«"if-!
seine HerrlichJceit Ex. 24, 17; '^^^a^s ihre ünreinigkeit 2 Esr.
9,11; i-<?.Arn<^--" ihre Trennung G. Ad. 11, 19; ^h-i^"}-' (statt
^h-f-ir'JO M. M. f. 192. In fr;l-<(o! wird sogar das e der Nominal-
bildung abgeworfen; vgl. m. Lex.^ col. 367 (s. Tafel VI).
h) Consonantisch auslautende Nominalstämme hängen^
a) wenn sie im Accusativ stehn, die Suffixa ebenfalls ohne
Bindevocal an, sofern das ä des Accusativs für zu wichtig gilt, um
verdrängt zu werden, der Bindevocal sich daneben aber nicht fest-
setzen kann. Zwar konnte * und a zu e contrahirt werden : dieser
Mischlaut ist aber beim gewöhnlichen Nomen nicht in Gebrauch
gekommen und zeigt sich nur bei einigen Präpositionen mit Suf-
fixen, § 167. Nur vor dem Suff". ?, wo der Bindelaut t oder e
an dem j einen Halt hat, ist er regelmässig stark genug, das ä
des Accusativs zu verdrängen, sodass thlid' + SuiF. fs nicht
/hliOf !, sondern rJhll'Uf ' hezheja lautet^. Da nun der Bindelaut,
mit Ausnahme dieses einen Falles, wegfällt, so muss das a des
Accusativs den Ton übernehmen, den der Bindelaut hätte tragen
sollen: ä-na. Für d-hii ä-hä spricht man aber, mit Ausstossung
des Hauchlautes, immer ö\ a. Also: rhllüV" rhlfP' rhlfO"; da-
gegen rHilfllhs /hllflllaS mit dem Ton auf der Tonsilbe des
Stammes; ferner ^llüilf^' ihlidlfll' mit dem Ton auf dem
Suffix; endlich für (h'HdÖ'^^*' ihliülfi' immer zusammengezogen
1 Zur Betonung vgl. Trumpf, S. 556 ff.
2 Zwar könnte man die Form it\']i'(\^s aus ursprünglichem /]h^/fl,"
erklären und somit annehmen, das ä des Accusativs sei in diesem Falle
durch das vocalische Suff, l (§ 149) verdrängt worden, und könnte ebenso
eja an den Pluralformen aus ursprünglichem l erklären wollen; aber f an
Stelle des Suff, i scheint doch sehr alt zu sein, was alte Bildungen wie
l^ftA»?" (§ 167) beweisen, und eine Verdrängung des (i des Acc. kommt
auch vor andern Suffixen vor.
§154. Pronoiniiui suffixa. ''l'J
und mit Ausstossmig des Hauchlautes /h'Hfl^'»"' i'UlWi'. Auch
vor andern Suffixen als ^' kommt es hie und da vor, dass das a
des Accusativs einem Bindevocal e weicht, z. B. (l\lh' im Acc.
Num. 18, 3 (F), ÄrAhh-' Lev. 25, 36, ÄrAhhö»'-" Lev. 25, 38.
26,12; 3 Reg. 1,14 haben die ältesten Handschriften ViCh.-" für
Vl/.h.s; vgl. auch Ch(\Mj Sir. 38, 21; hhn^l'h' Tab. Tab. 60
(Chrest. p. 122 [wo Cod. Mon. Aeth. 11, fol. 49 r^ hhr'C'Vil'' liest]),
/.y:h,'1'h' Tab. Tab. 79 (ibid. p. 126 [Codd. Trumpf, Francof. und
Mon. 11, fol. 57 v^: /,Ä-h.'Ml-"]), Platt, Did. p. 5, 1. 10, ,1^1h'
und ^\^:^h' bei Laur. 4 Esr. 10, 39 (54). 13, 55 (58). 4 Esr. 8, 12.
9, 32 (neue Ausg.), um das klappernde 7h) *I*h zu vermeiden;
rhH-Jh..- 4 Esr. 10, 15(20)M
^) wenn das Nomen im Nominativ steht, so erscheint vor
den Suffixen der ersten und zweiten Person der Bindevocal e, der
vor f s und 5fs zugleich den Ton trägt, also : e-ja, e-na, e-Jcemmü,
e-Tcen, Dagegen lauten die Suffixe der dritten Person nicht e-liü^^
e-hä, e-höniü^ e-hön^ sondern mit Ausstossung des Hauchlautes und
Verdrängung des Bindelautes w', ä', omTi, on. Im übrigen s. Tafel VI.
Wörter, die auf ^' ^' i}' J&s "Tr' endigen, können diese Laute
wiegen des Bindelautes nie mit den Suffixen, die mit einem ähn-
lichen oder gleichen Laute anfangen, zusammenfliessen lassen (vgl.
König, S. 96), also RöJ-JJ: (nicht Äöi^O) ^rAäflh-", /..hj&e."
Hen. 14, 4, fLt^h' Gen. 48, 5, flJC'l'h^" Gen. 43, 12. Wörter,
die auf tt-haltige Kehllaute auslauten, wie '^^A^' ACT"' hängen
im Nom. und Acc. die Suffixa der dritten Person nach Art der
andern Nomina und mit Berücksichtigung von § 42 an : fiC")'
fiC"^' fiC'^i^'^"' fiC'^lf'^ können aber auch, um die eigentümliche
Aussprache ihres letzten Radicals zu bewahren, die volle Form e/^w,
ehömü, eliön annehmen, z. B. ilCPÜ'f'^' Num. 31, 49 (Acc); rtC
7^"/s Deut. 17, 3. Ebenso können auf ai auslautende Wörter ll-s
•/: if flo-: (O: annehmen, z. B. hhj&lTtf^-" Jud. 20, 34. 41 (= h
jlp-oo-:)^ doch geschieht dies selten.
1 LuDOLF stellt aucli das Gesetz auf, dass, wenn ein Nomen im Acc.
mit Suff, noch weiter durch ein Anhängsel, wie ^: VL" u. s. f., beschwert
werde, das a des Acc. in e übergehe, z. B. •f'ffhC' '^ÜAh' ?i*7ll.^»"
(O^lh^Jl'Mj P«- 24, 6; andere Fälle: Ps. 83, 6 (gegen V. 2). 71, 1. 87, 12.
91, 2 (gegen Ps. 70, 20. 21); allein diese Fälle sind vielmehr nach § 143 a. E.
zu erklären: die Accusativconstruction hebt sich im Verlauf auf. und statt
des Acc. tritt die nächste Form des Nomens ein.
2 Merkwürdig ist Exod. 3G, 12 fl/h'fc'l'Ü" ••
olö § 154. Pronomina suffixa.
c) Nomina, die auf t auslauten, lassen im Nominativ
keinen Bindevocal zu, sondern hängen die Suffixe, wie andere
vocaliscli auslautende Stämme, unmittelbar an, unter Beibehaltung
des Hauchlauts in den Suffixen der dritten Person. Nur für tja
liest man hie und da ejja oder eja^ z. B. f^^'^'}?' Ps. 18, 16.
68, 17 (von ffo^-^i^:) 90, 2; vgl. auch ^rtjZ^h' ^^'i\>?' (var.: ^
ß'tU' n.h?'') 1 Sam. 22, 13; i^PO^O''' Tob. 1, 13 Francof. Wenn
solche Nomina im Accusativ stehn, so kann das Accusativzeichen a
zwischen dem Auslaut 1 und dem Bindevocal erdrückt werden,
wenigstens vor ^' Ü-s V' ^' iTfi^^' iV'i' ziemlich regelmässig, z. B.
MhS' Ex. 15, 1, d^m^'i' Matth. 1, 16; dA^^i- Hen. 6, 3; d.m
d'l' Phys. 5, 12; Hexaem. 33, 6^; dagegen wird vor den Suffixen
der zweiten Person das a des Accusativs meistens bewahrt, z. B.
MhM' Matth. 5, 43. Ex. 23, 22. Deut. 32, 38; dagegen ÄHÄ^h."
Job. 13, 4, 'i({d\i' Sir. 4, 4 var. In Ex. 23, 25 ist d^mdh' nach
§ 143 a. E. zu erklären.
d) Einige kurze alte Wörter haben eine etwas abweichende
Art, ihre Suffixe anzuhängen. Die vier Nomina h'ü' Vater, ih9^'
Schiüäher, "h"^' Bruder, ti^' Mund lassen vor Suffixen ihren
ursprünglichen Auslaut wieder zum Vorschein kommen, nämlich
in der Grundform ü, im Accusativ ä'^, verschmähen aber eben
darum andere Bindevocale; die Suffixe der dritten Person nehmen
sie in ihrer vollen Gestalt an. Hienach entsteht von der Nominativ-
form ^n-fs (Ps. 26, 16), ha^y-, Kn-hs (loh. s, lo), ha^hj ha-
Yiao^: ha-hi' (Gen. 31,5), ha^ih' hH'V' hH'iro^' ha-inr-,
ebenso K'^f -■ Luc. 6, 42, h''l^il' Matth. 5, 24, M^ih' Gen. 38, 29;
rhö»-h.! Gen 38, 13, Ai^V- 38, 25; Jtf f s Ps. 16, 5, hiO"- 9, 29,
^^•Iftfo-: 5^ 10^ M'h' Apoc. 10, 9. Im Accusativ raüssten diese
Wörter eigentlich lauten: ÄHf», hUh' (Eph. 6, 2), hdü-' Joh.
6, 42, MlTf^'' Marc. 1, 20; JiÄhö»-- und M^ilf^'- Gen. 42, 20
(ann ), M'PÜ'o^"' oder h'XWti^'' Ps. 37, 21, M^PO"- Matth. 5, 22.
Ps. 48, 7; ih^Ü'' Ex. 18, 26; 1%4-li'S Matth. 5, 2; sie geben aber
die Accusativform leicht auf und bleiben auch für den Accusativ
in ihrer nächsten Form; so Acc. hd'O*' Chrest. p. 24, 1. 5, i^fl*^
1 Ferner Num. 35, 23. Deut. 4, 42. 21, 1. Joh. 7, 32. Hehr. 11, 7.
Jac. 4, 4. 11.
2 Welches ä mit li ebenso wechselt wie im gewöhnlichen Nomen a
mit €.. Uebrigens kommt wenigstens von Yvd' auch noch ein Acc. f\({'
ohne Suffix vor Matth. 19, 29; vgl. den Vocativ § 142. — In Beziehung auf
diese Eigentümlichkeit dieser Wörter vgl. man das Arabische, Hebräische
und Syrische: Ewald, Gr. Ar. § 411, Hehr. Spr. §256, a, und Hoffmann,
Gr. Syr. p. 273 f. — S. auch König, S. 108.
§ 155. Pronomina suffixa. «jl«
Jud. 18, 19, ha-iro^"' Gen. 4, 21 (Deut. 21, 13. 25, 3), hiU'
Deut. 25, 3; namentlich h^-' hat für den Accusativ fast re<]jel-
mässig die nächste Form: M'O-' Ps. G8, 19. Hen. lOG, 3, M-V'-
Gen. 4, 11 (ann.). Hen. 56, 8, M-f : Jud. 11, 35, Mh' Jud. 11, 3G,
M-iroo-: Ps. 9, 42. Hen. 17, 8. — Das Nomen ?iJ^'s Hand bildet,
obgleich es wie die eben genannten Wörter im Plural (0*i als
dritten Radical erscheinen lässt (§ 136), nicht h-^-f«' u.s. w., sondern
nimmt vor Suffixen immer die Form ?iÄ»' an, was auf eine ur-
sprüngliche Aussprache JiSd', etwa wie nnj., hinweist; dabei werden
Nominativ und Accusativ nicht unterschieden : li^?' ?iR.h' "h
3. Indessen werden nun im Aethiopischen oft auch an Sin- § 155
gularstämme die Suffixe nach Art des Plurals und um-
gekehrt an Pluralstämme nach Art des Singulars an-
gehängt.
a) Singularstärame nehmen Pluralsuffixe an^, teils wegen der
Aehnlichkeit der Bedeutung, wenn sie nämlich collectiven Sinn
haben, teils und noch häufiger wegen der Aehnlichkeit der Form.
Vor allem haben Pluralsuffixe fast ganz regelmässig diejenigen
Singularstämme, welche ein langes ä vor dem letzten Radical oder
Bildungslaut enthalten, ebensowohl wegen äusserer Aehnlichkeit
mit der Pluralform }i9^^^' als auch darum, weil nach dem
langen ä ein e als Bindelaut zu schwach wäre, um den Ton zu
tragen; sie knüpfen fast immer durch t an, im Nominativ wie im
Accusativ: ^CniO-' Gen. 4, 4, 9^M^0"' Gen. 1, 9, 9^'WhJiU''
Gen. 3, 16, K'iPXlh: Jos. 3, 15. 4, 18, tf»-^-^U-! Jos. 10, 11, 9^
tP^iM'- Ps. 2, 8, 9^^^^%0"' Ps. 42, 4, 9^d^fL0'' Hen. 72, 2,
(^'(\K0'' ^'^K.Ü''' Hen. 73, 3, AÜJ^-fc'/- Luc. 1, 36. Die gleichen
Bildungen haben nach § 48 hie und da auch Wörter der Form
/^CO^' von Wurzeln mediae gutturalis: ft'flrh'fch-" Ps. 47, 9.
72, 28 (vgl. § 121, d), C^'WtO'i Gen. 21, 2; doch auch 9^in^t*''
Ps. 61, 11, 9'"l(\a(^"' Ps. 27, 5, 4»^'«^*! Ps. 29, 4. 96, 13 u. s. f.
Ebenso können durch t anknüpfen Wörter der zweiten einfachen
1 Dagegen 3^1^.: Tab. Tab. 53, 1 ; 66,4 {Chrest pp. 120, 123). — Zur
Erklärung vgl. Philippi, ZDMG XXXII, S. 74; Barth, ibid. XLI, S. 637;
König, S. 107 und oben, S. 256 und N. 1.
2 Dagegen entstand, wenn Hen. 44 und Ex. 34, 13 die Handschriften
^^tltitW^^"' für ^^fiüjr^'^*' ^hre Bilder haben, diese Form bloss durch
Verwechslung des Begrifi'sworts mit der Präposition ^^'ilti' (§ 167) seitens
der Abschreiber.
^ Vgl. im Hebräischen Ewald, llchr. Spr. § 259, b.
"^lö § 156. Pronomina suffixa.
Bildung der Form hflj^'s wegen ihrer äusseren Aelmlichkeit mit
der ersten Collectivform : hfl-^hs Ps. 121, 7, Tflflli-^ Ps. 146, 5,
dÄfl.ll-5 u. s. w.; auch OdüjTf^"' Judith 1, 7; ferner die Wörter
der Form <^*70C' und f^'QÜC'l*' , namentlich wenn sie collectiv
gehraucht sind, z. ß. ^"^^dlT^"- Ps. 48, 11 u. s. w., und sonst
noch viele andere Singularformen, namentlich collectiv gebrauchte,
z. B. ^</»'fcj! Ps. 89, 10, "iHD'bir^"' Ps. 77, 37.
h) Pluralstämme nehmen Singularsuffixe an , sofern jeder
Plural als ein einheitlicher Begriff aufgefasst werden kann : HÄ*
^'l'- Ps. 31, 14. 33, 16, fihh'l' Ps. 102, 21, ÄAh+: Ps. 67, 1,
Mh-f-f^"' Ps. 105, 11, ÄAh^-hs Ps. 20, 8, hilF-f-f^"' Hen. 94, 7,
Ä'^hS": Matth. 3, 11, 'Wli^i'' Gen. 40, 5, hl-üC-f^' Gen. 44, 16,
ODtpifti^au^s Lev. 7, 36, ^th^-f^f^"- Matth. 7, 29, hAQrtlfU' (Acc.)
Ruth 3, 3, M-nd-f-'}' ihre Finger M. Berh. f. 43 a, 9^1(\^"f''
(Acc.) G. Ad. 50, 17; namentlich solche Plurale, die nur einen ein-
fachen Singularbegriff ausdrücken, z. B. h9^^Yl' Gott oder <^^
'üGo^'- Gen. 47, 30, ob^'ÜC'i' Gen. 23, 6.
4. Wie an die gewöhnlichen Nomina so treten die Suffixa
auch an den Infinitiv. Zwar können die auf ö auslautenden In-
finitive nach § 125 überhaupt keine Suffixe annehmen, weil sie
vor dem Suffix in ihre ursprüngliche Form auf öt zurückkehren
müssen^. Dagegen treten an die beiden andern möglichen Infinitiv-
formen Suffixe an. Das Gerundium muss nach § 123 immer im
Accusativ stehn, nimmt daher die Suffixe so an wie andere con-
sonantisch auslautende Nomina im Accusativ (§ 154, b, a): (ß%jt\^'
Ps. 67, 24; ChJ&f .- Ps. 72, 3, ^Ü^^M' Ps. 49, 21, -h^J&mh-" Luc.
22, 32, 'f'l'*l,h' Matth. 2, 14 u. s. w. Die nennwörtlichen Infinitive
können sowohl in der Nominativform wie in der Accusativform
gebraucht werden und nehmen dann ihre Suffixe ganz wie andere
consonantisch auslautende Nomina (§ 154, b, a. ß) an, z. B. h^fjT
^ha»-: Nom., h'^.Vi'ilf^"' Acc. üeber die Suffixe an Prä-
positionen und andern Partikeln s. unten § 167.
§156 Was nun schliesslich noch die Bedeutung der Suffixe
am Nomen betrifft, so müssen sie, weil im Verhältnis der Status
constructus-Unterordnung zum Nomen stehend (§ 153), zunächst
das Pronomen im Genitiv ausdrücken (sei es Gen. subj. oder obj.
§ 184), und weitaus in den meisten Fällen trifft dies auch zu.
Wie indessen nach § 184 der Stat. constr. dazu dient, ein Wort
1 Demnach ist hM'4'^F*^'^' ' Num. 26, 63 keine gute Form, und
Cod. C hat besser hM'i-^F-f'^*"'-
§ 157. Pronomiiialia. 319
durch diis andere überhaupt näher zu bestimmen, und deshalb
auch da angewandt werden kann^, wo andere Sprachen das Bei-
ordnungsverhältnis (Apposition) anwenden, so kann auch das
Suffixuni an einem Nomen eine nähere Bestimmung zu dem betr.
Nomen hinzufügen und ist dann in unsern Sprachen im Verhältnis
der Beiordnung zum Nomen auszudrücken, z. B. Ö/f't*^' ein Nackter
von einem Ich d. i. nacJd ich, ich als nacJcter. So hat sich, wie
das Accusativsuffix auch dativisch gebraucht wird, § 151, auch
vom Genitivsuffix aus eine neue Bedeutung des Pron. sufF. ab-
gezweigt. Im Aethiopischen hat diese Sitte, ein dem Sinn nach
beigeordnetes Pronomen der Form nach als Suffixum im Genitiv
unterzuordnen , in einem Falle sehr überhandgenommen : wenn
nämlich ein den Zustand einer Person ausdrückendes Beschreibewort
oder persönliches Nomen in freier Beiordnung oder als Prädicat
zu einem persönlichen Subject oder Object des Satzes erscheint,
w^ird es nicht leer, sondern immer durch das Suffix der Person,
der es beigeordnet ist, ergänzt in den Satz gestellt: 7«»f = Öli*^'
er floh ein nackter von einetn er d. i. er floh nackt Marc. 14, 51,
f(D*^:^X' Ö^*^^' sie sollen mich zu Fall bringen als einen
nachten von einem ich d. i. sie sollen mich nackt niederstürzen
Ps. 7, 4, ÜhOK' ö^'^X^f^'' sie loaren nackt Gen. 2, 25. 3, 7
(grade Ö^'^' wird immer nur so gebraucht; s. auch Gen. 1,2
annot. 3, 10. Hen. 32, 6 u. ö.) ; 'f'fliARs ÖOh^n' er war blind ge-
boren Joh. 9, 1. 13; ih^: 'Vtl-lf'" er ging traurig fort Marc. 10, 22.
Ps. 37,6; ji'ij&rths ^nh! (U'tih IhS^m^' til'ihtih' wöof-tih'-
CDV*Ch: Matth. 18, 8 ff.; MHP'-' ii'i'h^'' ^^9" - Jos. 8, 23;
Ifdd' "lÖÜ'üK' bleibe Wittwe ! Gen. 38, 11 (wo genauer '^öft
nh.: stehn sollte); ß^yüC- 'Mfl-H--- Chrest. p. 42, 1. 20; '^^:^:
4»fll-'^3:lftf»" G. Ad. 29, 26; s. auch T^f'-" in m. Lex., col. 1221.
Andere Fälle dieser Art s. unten §§ 163, 2. 172, b. 189 und bei
den Zahladjectiven § 191.
II. Pronominalia.
1. Es giebt einige mit Begriffswörtern zusammenge- § 157
setzte Fürwörter, durch welche pronominale Wörter anderer
Sprachen ersetzt werden.
Der Begriff solcher wird im Aethiopischen, wie in andern
semitischen Sprachen, ausgedrückt durch die Präposition h'^s (§ 165),
die selbst pronominalen Ursprungs ist, und das Deutewort l/s oder
1 Wie im Hebräischen D1t< KIQ oder im Sanskrit die Karmadhäraya-
TT""
Zusammensetzuni»-.
320 § 157. Pronominalia.
V'i'U' dieser: ll^li', \\f^' ll^i^s (z. B. Hen. 25, 7), oder durch
ein Pron. suff.: h'^f = h'^li- •■ u. s. f. (§ 167); in beiden Fällen
kann ausserdem noch das Pron. rel. vorgesetzt werden : Hh^^lH '
= der wie er ist, ein solcher, Här^lis Matth. 17, 21; t(hii' h
^Ti: solchen (Dat. pl.) Matth. 19, 14.
Der Begriff so gross wird umschrieben durch den Stat. constr.
(und meist zugleich Accusativ) von ff^m'V' Maass, z. B. V/i*^
^'f-: of^ixx'i' 'haX'V' tl^'E' Glaube {in der Grösse von) so gross
wie ein Senfkorn Matth. 17, 20; ihM^- WC^: H^m>s tlH-C'-
ein goldenes Rohr (von der Grösse eines Stabs) so gross wie ein
Stab Apoc. 11, 1, ähnlich Luc. 18, 16, oder mit Tj: 'H"}*:, z. B.
^^ITIVII"" so gross Jac. 3, 4; n^'^m^'H* um so viel Act. 5, 8, oder
mit vorgesetztem Pron. rel. U^f^dl'i'M' so gross (was im Maass
von diesem ist) Matth. 8, 10. 15, 33. Ebenso kann ß^OlV', indem
das Pron. ausgelassen wird, auch wie gross, wie viel (im bezüg-
lichen Sinn oder in abhängiger Frage) bedeuten : ich will euch er-
zählen oo(^i l'ü^' M^M' (Maass dessen, was) wie viel er
meiner Seele gethan hat Ps. 65, 15. Matth. 27, 13. Ex. 19, 4, relat.
Gen. 34, 12. Um es zu einem Fragewort zu machen, wird "l was?
wie? (§ 63) vorgesetzt, das wenigstens zur Einleitung einer unab-
hängigen Frage stehn muss: '^^^nii^ "IhÜ-fl'Jl' ivie viel wollt ihr
mir geben? Matth. 26, 15, 'Xo^oxY- t^nCO' h1ih/^i}f^'' Matth.
16, 9. 15, 34. Gen. 30, 29. 47, 8. Ps. 118, 84. Hen. 89, 62. — Sehr
merkwürdig ist fl^'Js, eigentlich: Hervorragiing, Grösse, das nur
als Fragewort in der Bedeutung wie viel? wie gross? gebraucht
wird; ursprünglich Jifl^T'i^' mit fragendem "h (§ 63, b) und h^
If't'^ eigentlich: tvas Grösse davon? d. i. wieviel? (Ludolf, Lex.
p. 188), wie oft? (G. Ad. 45, 6): dann ohne Fragezeichen tl^i'
(Maass von^ für tl^i' H) = wie oft Matth. 18, 21; endlich gradezu
tl^lf' wie viel? im Nom. (Ludolf, 1. c). Die Kraft der Frage
liegt hier nur im Ton.
2. Ebenso giebt es mehrere Begriffswörter, welche nur
in Zusammensetzung mit Pronn. suff. gebräuchlich sind.
Diese Wörter enthalten nämhch nur ganz allgemeine Begriffe des
Raumes, Maasses oder Daseins und sind insofern immer einer Er-
gänzung bedürftig, die sie sich eigentlich im Stat. constr. unter-
ordnen müssten wie manche andere, an sich leere, Begriffswörter,
welche sich gewöhnlich erst durch ein anderes Wort ergänzen
(§ 185)^. Die hier zu besprechenden Wörter haben aber das
^ Es giebt in jeder semitischen Sin-ache solche Wörter, vgl. Ewald
Hebr. Spr. § 209, c.
§ 157. Pronominalia. 321
eigentümliche, dass sie nie durch ein Begriffswort, sondern immer
nur durch ein Pronomen suffixum ergänzt werden^. Es gehören
hieher folgende.
Das altsemitische Wort Vf'A' Ganzheit^ Gesammtheit kommt
nur adverhial noch einigemal selbständig vor (Vf'AX" und M'ti*!»'
überall und überall Jim § 160), muss aber sonst immer durch ein
Suffix ergänzt werden, wodurch zum voraus oder nachträglich auf
den ergänzenden Begriff hingewiesen wird, und wird, mit seinem
Suffix vereinigt, zu jenem Begriff immer als freie Apposition ge-
stellt. In der Regel ist es mit Suffixen der dritten Person zu-
sammengesetzt: Vf-ZV*-* VM' \{^li*'(i^'i Vf'A-'Js, Accusativ Vf-A"-'
(§ 154, 6, a) W'As \{'{i^a^'s Yi*ti^'i'; mit den Singularsuffixen be-
deutet es all, jeder und gatiz, mit Pluralsuffixen alle ; W"A*s kann
ganz für sich stehn und bedeutet dann alles^ z. B. Tti^lUh' V/'A*-
der Herr von allem; meist aber ist es mit andern Nomina ver-
bunden: 1rf"A*' "ÜhfL' oder 'üTtifl,' 1rf"A*" jeder Mann oder alle
Männer, Xi^ti^ao^t V?/^'Th-" alle Könige oder h"' Inf""-', V/'A-" 9^
Ä'D oder JP*"-' Vf-'': die ganze Erde, Vf"A--" f'^ld.ti' alleWesen u.s.f.
Eigentlich soll sich das Suffix im Genus und Numerus nach dem
Begriff, auf den es sich bezieht, richten; oft genug aber steht
masc. W'A*s für fem. Vf'A^ auch wenn es sich auf Begriffe weib-
lichen Geschlechts bezieht, wie 1nf"A-s #w>'>*7/^'Tl': Luc. 11, 17, und
noch häufiger steht der Singular W'A*" bei einem im Plural aus-
gedrückten Begriff; ja es kann sogar neben Inf'A;'', weil dadurch
die Gesammtheit schon ausgedrückt ist, jedes Wort (auch solche,
die sonst nie collectiven Sinn haben) im Singular belassen werden :
Yf"A*= flrhC" alle Meere oder: jedes Meer. Selbst wo der Begriff
alle ganz allein steht, kann Vf'A*' im Singular bleiben : alle kamen
um W-A-s ^i*-' oder W^A^o»-: ^'fcs. Auch findet man viele Fälle,
wo W"A*' sich nicht nach dem Casus des Wortes, zu dem es ge-
hört, richtet, sondern, besonders wenn es nachsteht, in seiner
nächsten Form verbleibt, weil der Casus schon am Hauptwort
ausgedrückt und das ganze Verhältnis zwischen beiden nur das
einer losen Beiordnung ist. — Ausserdem kann aber dieses Wort
auch alle andern Suffixa (mit Ausnahme von ps) annehmen, in
der Bedeutung: wir alle ^ ihr alle u. s. f., und rauss diese Suffixa
statt derer der dritten Person annehmen, wenn der Begriff alle sich
auf die zweite oder erste Person bezieht: wir sind alle gegangen
W-AV-- rHCJs oder ^Cti Vf-A>s, so W"Ahtf»-s Matth. 23, 8.
Ps. 2, 10; tf Alfl'>:; Acc. W'Ais Ex. 16, 3 u. s. f.
1 Wie mi Hebräischen V"^n\ V\'2h-
D i 1 1 m <a 11 n , Aethiop. Sprache, 2. Aufl.
322 § 158. Numeralia.
Aus der weiblichen Form V/'A"!"- entstand durch Anhängung
des collectivbildenden ä (§ 140, IV) und Einschiebung von If (§ 58)
'd'h'}^' in der Bedeutung Ganzheit, Gesammtheit. Auch dieses
Wort kommt immer nur durch Suffixa ergänzt vor, um den Be-
griff gmi^, im Sinne von dem ganzen Wesen nach^ auszudrücken:
W'A^;''f - ich ganz (mein ganzes Wesen), \i't\li^\\' du ganz
Luc. n. 36, W-AVl>-- er ganz Gen. 25, 25. Hen. 72, 4, M^M
;^^^: ^pV''- sein ganzer Leih Matth. 5, 30, V/'A*} ;*•'/' sie ganz,
'h'i'i''' tt'tilf^Ü'^'^'' in der Bichtiing nach ihrer Ganzheit d. i. sie
nach allen Richtungen^ sie ganz Apoc. 4, 8, M'h'i^**!' A»A.'f'' die
ganze Nacht Exod. 14, 20.
Das Wort flrÜi't'l'' Einsamlceit (§ 120, a) wird immer ^ mit
den Suffixen verbunden, um den Begriff allein zu umschreiben:
fl^'fc'if'?' meine EinsaniJceit d. i. ich allein, flrh'fcl'hs du allein
Ps. 50, 5, n^h-fci^s er allein Jos. 22, 20, hjü-'- dMl-f^' ;^-5^Ah-
Matth. 4, 10. 10, 42, d^^^lniO"' ihr allein Matth. 18, 15, O^h
^-f-tn^: Matth. 17, 1, n/Ki-fc-f}-' Gen. 21, 28. Doch bewahrt es
hie und da seine Substantivbedeutung: ÜQfh'h'f'^^' ' hei ihrem
allein-sein, als sie allein waren Marc. 4, 10.
Ausserdem hat das Wort hT''ihs (vergleiche: gratis, D3n um-
sonst), St. c. h'J'P'-, Eitelkeit, Nichtigkeit immer das Suffix der
dritten Person S. m, (wie Vf'A*')? 1^'i'P' Acc. hl-f^', um Nichtiges,
Eitles auszudrücken, Ps. 38, 8. 2, 1. Doch wird es meist adverbial
gebraucht entweder in der Form h'J'^^ oder mit fl zusammen-
gesetzt flh'J'fc' (§ 163). Ueber einige andere mit den Suffixen
der dritten Person zusammengesetzte Wörter, welche immer als
Adverbia vorkommen, s. unten § 163; ebendort auch über 9-^5
mit Suffixen.
III. Numeralia.
§ 158 Die Zahlwörter sind im Aethiopischen nahezu alle ganz die-
selben wie in den übrigen semitischen Sprachen ; es darf darum
hier über ihre Wurzel- und zum Teil auch Stammbildung auf die
Sprachlehren der andern Sprachen verwiesen werden.
1. Die Grundzahlen (Cardinalia)*. Das Zahlwort für eins
lautet seiner Wurzel und seinem Stamme nach hth^' und ist,
wie in den andern Sprachen, eigentlich ein Adjectiv; daher nimmt
1 Vgl. oben S. 319 {i^^^:.
2 Ueber die Diptosie der Cardinaha von eins bis zehn s. Barth, ZDMG
XLVI, S. G91 f. - Zur Betonuno- vgl. Tiuimit, S. 558.
§ 158. Cai-dinalia. 323
es, mit einem weiblichen Beg-riff verbunden, die Feminin-Endung
an: hih'l^' (für ^irhJ^/'Tl's §54). Aber es kommt nie mehr in
diesen nackten Formen vor^, sondern wird, wie die Pronomina
demonstrativa § 146, zai einem persönlichen Zahlwort erst durch
Anhängung der Endung ü im Masc, t im Fem., sodass das wirk-
liche Zahlwort für ehis immer lautet htlvH'' ein-er, htlvll' ein-e.
Es tritt in den Accusativ, indem es, wie die Pronomina, a mit w, t
wechseln lässt: htli^*'^ hth'V'. Einen Status constructus kann es
ebensowenig bilden als die Pronomina'^; einer derselben u. derpfl.
muss daher ausgedrückt werden durch einer von denselben Keh'^^'
h'r't'' u. s. w.
Das Zahlwort für zivei, welches die übrigen semitischen
Sprachen haben, ist zwar auch im Aethiopischen in Resten erhalten
in rt^"/tL: der ziceite Tag (der Woche oder des Monats) und h'ljt'' der
folgende Tag, als eigentliches Zahlwort aber ausser Gebrauch ge-
kommen; dafür wurde von der Wurzel ^^2 ll^h' {trennen, entziveien,
von etwas abhaltenj hemmen) ein neues Zahlwort, das in D^t:^^^ und
^^> ^üds seine Anknüpfungspunkte hat, abgeleitet, nämlich
hAh>', eigentlich ein Paar, der Form nach ein Dual § 131. In
diesem Sinne von ein Paar oder 0wei kommt dieses Wort öfters noch
ganz selbständig als Subject oder Prädicat vor, z. B. IflAh»' ^%
Afll.! 2tuei werden sein Matth. 24, 40, tiß>^' H'flA^i,-' M-Ü''- ein
Schwert y dessen Schneide ein Paar ist (d. h. das zwei Schneiden
hat) Ps. 149, 6; oder aber es kann sich als Stat. constr. durch
einen Genitiv ergänzen und wird dann namentlich mit Suffixen
verbunden YlMi,^'- hA^-lfl«^- - hA^i.h'J-- iHMi^lf^"- hA^u
U'^', um den Begriff ivir, ihr, sie beide auszudrücken. Es kann
aber auch — und dies ist das gewöhnliche — mit dem Begriff,
von dem die Zweiheit ausgesagt werden soll, durch blosse Bei-
ordnung verbunden werden, nach Art der übrigen Zahlen (s. unten),
z. B. hA^: Ä'fc'p! (Acc.) Gen. 48, 1. Da nun an diesem h^h»'
kein Geschlecht ausgedrückt werden kann, so trat nach Analogie
der andern Zahlwörter die weibliche Endung 'l's ^ an und an diese
für das masc. w, für das fem. 1 (ganz wie in hih^'-), daher:
m. hAh.i-= ^wei-e, f. hAh.'fc= sivei-e, Acc. für m. und f. hA
^•JT. Wo das Geschlecht bestimmt unterschieden werden soll.
^ Als Plural findet sich }\fl\^t'l'' uniones Abush. 11.
2 Vgl. jedoch Y^A^^^Y', var. hih^'t' Macc. 10,37.
^ hAÄ.'Th' Zweiheit, eine Abstractbildung.
21*
324 § 158. Cardinalia.
wird eine dieser beiden Formen gebraucht; wo das Geschlecht
irrelevant oder schon aus dem Zusammenhang deutlich ist, kann
auch hAft>- gebraucht werden; und in nachlässiger Redeweise
steht oft h AÄ.'fc - als die nächste Form auch bei Sachwörtern
und Begriffs Wörtern, welche dem grammatischen Geschlecht nach
weiblich sind.
Die übrigen Zahlen von 3 — 10 sind folgende:
Masc. a Fem. h
3.
whM^'
i^^tl'
/^Aft"
4.
hcdö'l'''
hcnö-
caö'
5.
-hrh-^'
-Tirftj
'^jrft!
6.
ttJ^tiU'
ftfr-
tl^tl'
7.
ii-üo^'-
fi-ÜO"'
tinö'
8.
flOD-i-t::
rt'^J:-
tir-i-
9.
^tlO'P' oder
i-ftO*--
'ttlO'' oder
i-tlth-
ttlÖ'
10.
Oif'C'U'
0/^4--
ö^O
Alle diese Zahlen sind ursprünglich Substantiva. Ihre ur-
sprünglichste Bildung und Aussprache war zwar sicher ohne
Feminin-Endung ; aber schon sehr frühe bildete man daraus (in
allen semitischen Sprachen) Abstracta durch die weibliche Endung,
und diese Form wurde die gewöhnliche. In einer noch späteren
Zeit, da man diese Wörter nicht mehr als Substantiva durch den
Stat. constr., sondern wie Adjectiva durch Beiordnung verband,
fing man an, auch das Geschlecht an ihnen zu unterscheiden, und
behielt nun für das nächste d. i. männliche Geschlecht die damals
gebräuchlichste Form mit Feminin-Endung, verwandte dagegen für
das weibliche Geschlecht die veraltete oder eine neugebildete kürzere
Form ohne weibliche Endung. In diesem allgemeinen Entwicklungs-
gang stimmt das Aethiopische mit den andern semitischen Sprachen
durchaus überein. Was nun aber die einzelnen Formen betrifft,
so kommt die durch weibliches "T gebildete Form selten mehr in
dieser nackten Gestalt vor, z. B. rt'flO'ihs Jos. 6, 13, obgleich sie
wenigstens dann nicht vermieden werden konnte, wenn sich das
Zahlwort im Stat. constr. einen Genitiv unterordnen, § 191, oder
sich mit Suffixen verbinden sollte, z, B. whh'kyr^'^''' ihrer drei
d. i. sie zu dreieUj fl'ÜO'bV^'^' die (genannten) sieben Marc. 12, 22,
Oif'C'tWf^' 4 Esr. 3, 60. In der Regel werden diese Zahlen
nicht mehr als Substantiva im Stat. constr. mit dem gezählten
Gegenstand verbunden, sondern wie Adjectiva durch Beiordnung,
§ 191, und werden darum durch Anhängung der pronominalen
§ 158. Caixliiialia. 325
Eiuliiiig ü aus Abstracten zu Aussagewörtern ^, ganz wie hA/i."t'5
sie lassen dann dieses n, wenn sie in den Accusativ treten, mit a
wechseln : tMAfti-' i^'Aft'l'- u. s. f. In der Bildung dieser Formen
mit weiblichem 'l' muss ein langer Vocal der Grundform nach
§ 3G verkürzt werden : wtiM" von ipAA-'j A'^'J'TI'-" von ii*^!'
oder rt^^J:-', und daher iPAfti-«' A^^^^'^'l^s; doch liest man Jud.
3,8. 14 auch A'^'Ji^-". Die beiden Formen rt-nol:: 'f'AO+s,
gebildet nach g 127, a, gehn nach § 47 a. E. häufig in AHdi-'
'l'A(i'l-''^ über. In der Zahl neun ist übrigens ebensowohl 'l'lXO'V'
als 'l^tiO'V' gebräuchlich. Von acht findet sich mit Bewahrung
des t von ti^lX- {n}W) auch noch ii^X'li'- 1 Petr. 3, 20.
Gen. 46, 22.
Die dem Gebrauch nach weibliche, der Form nach männ-
liche Form wird aus der vorhergehenden gebildet durch Abwerfung
des '!" und Zurückführung des Wortes auf seinen ursprünglichen
Wurzelbestand. Dabei ist zweierlei möglich: 1. es kann auf die
in der Sprache veraltete Grundform zurückgegangen werden, um
sie wieder neu in den Gebrauch einzuführen, daher IA»AA' \!}v>'^
(§ 18 a. E.), hmb' VT]^^ '^^ti' ' ^'Q^ J-^) ftÄ-fl' ^ (vgl
,j*.jLl), ti'üö' V^'^, rt^>.s Jos. 21, 39. Num. 35, 7 r\}m ^U5,
"VM' und ^hb' yti^rij O/^'C'* "W,^:^ 2. es kann aber auch eine
ganz neue Form, nach Art der Nomina erster einfacher Bildung,
gebildet werden, wie sie oben als die zweite Femininform ver-
zeichnet ist. Diese Form ist indessen nicht sehr beliebt (mehrere
Beispiele findet man 1 Reg. 7. Deut. 3, 11. Ex. 37, 1. Ruth 3, 15),
sondern dient mehr zur Bildung von Zahladverbien (§ 159). Von
den weiblichen Zahlen der ersten Form pflegen diejenigen, welche
nicht vocalisch schliessen oder keinen langen Vocal in der letzten
Silbe haben, ebenso wie die männlichen Zahlen ü anzunehmen,
1 wbXvV' ist die Dreie, iPAfl*!^« t^''^^-^- Es liegt zwar sehr nahe,
ü als ein gewöhnliches Pron. sufF. aufzufassen und lA»Afl'l«' nach § 157 als
drei davon zu erklären. Aber diese Auffassung ist falsch; denn dann müsste
der Acc. iPAft'f'« lauten, was nicht der Fall ist, und auch h A^b't' wäre
unerklärlich. Die Bildung ist vielmehr dieselbe, wie wenn aus der Wurzel
»(• ein Pron. demonst. »fj: er im persönlichen Sinn gebildet wird. Vgl.
auch KA'b^'fr: oben, S. 320.
2 LuDOLF hielt diese für die ursprünglichen Formen.
3 Hie und da auch '^9^{l : geschrieben (§ 48).
* Hie und da auch 'J/^'C ' geschrieben (§ 48).
326 § 158. Cardiiialia.
um Aussagewörter zu werden, daher ftfrs (für ftÄ'fr' sessu)^ rt-fl
O-', 'i'tKh' oder H'tlO'' ^, 0/^^' ; wahrscheinlich kann man auch
•^JT'rt«: bilden, und neben 0/^4-= erscheint auch O^^C-. Von
(^m, vier, füvf, acht gebraucht man dann lieber auch in der Ver-
bindung mit weiblichen Wörtern die Form wiih'U' hC(\Ö'P' 'S
jrA*s rt^'J'l----, wenn nicht wMi' hC^XÖ- -h^^h- tl'^X' vor-
ffezoffen wird. Während man aber von den auf '[^ auslautenden
männlichen Zahlen noch einen Accusativ bilden kann, sind Afrs
{i'f\(h' i'tl(h' und in der Regel auch 0^^^'^ so starr geworden,
dass sie ihr ü auch im Accusativ und vor Suffixen (Num. 8, 2)
beibehalten. Wohl aber können '^9^(1' und die ganze zweite
Reihe der weiblichen Zahlen durch Anhängung von ä in den
Accusativ treten.
Für die Zehner von 20 — 90 sollte man nach Analogie der
andern semitischen Sprachen eine Pluralform erwarten : in der That
scheinen sie einst auch durch Anhängung der männlichen Plural-
endung an aus den ursprünglichen Grundformen der Einheiten
gebildet worden zu sein, Hessen aber dann später, weil sie keine
Genera und keine Casus mehr unterschieden, den Nasal am P]nde
verschwinden (§ 58) 3, daher: iP^f|'' 30, hC'ü'i' 40 (für hCd'i'
§45), -^r^s 50, M' 60 (für tt^fl'), rtO^s 70, fi^Tf^' 80,
-IM' 90 (z. B. Luc. 15, 4. 7. Matth. 18, 12. 13) oder ^tl'i'' (z. B.
Gen. 17, 17); die von 10 abgeleitete Form ö/^d-' (nie d/^^O
dient, weil für 100 ein eigenes Wort vorhanden ist, nicht für 100,
sondern für 20.
Die Zahl 100 ist 9^h^'', St. c. und Acc. 9^}ii"', Plur. h
9^h^' (§ 136, 2, c). Das semitische Wort für 1000 JiA^s hat
im Aethiopischen vielmehr die Bedeutung von 10000; St. c. und
Acc. h^d.', Plur hM^', Plur. Plur. hMi^'t- rh^' und
hA^' sind beide ursprünglich Substantiva, werden aber meist wie
alle andern Zahlwörter durch blosse Beiordnung mit dem gezählten
Gegenstand verbunden, § 191. Veraltet und wenig mehr gebräuch-
lich sind hCn-ü' und dd^^' Myriaden (§§ 136, 2, b. 134, c, ß).
Für die Zahl 1000 kann im Aethiopischen hA^s nur dann ge-
braucht werden, wenn es nicht auf die Genauigkeit der Zahl,
sondern auf den Begriff einer grossen Menge ankommt: so wird
z. B. Deut. 33, 17 sowohl javQLddeg als ^diddeg mit hlti^^' über-
1 Jos. 21,16. 15,57.
2 S. jedoch 0/^Ci'i m- ^-«^-^ col. 959.
3 Etwa wie die Personalendung des Verbums ü aus ursprünglicViem
itn um entstand. — Zur Betonung s. Trumi-i', S. 558.
§ 151). Onliir.iliii. o27
setzt, ebenso Dan. 7, 10: hh^d.'- hMi-'l'- I0't/ti^d>'l: '|-h/CV
Am^'' ;^/A<at ;^<Am(5fg xa< /.ivQLai /.ivQiddeg, vgl. Hen. 40, 1. Zum
genaueren Zablausdruck muss 1000 durch Oi^C'l- •' 9^*'i\'V '
= 10 X 100 umschrieben werden; so 2000 0/*'^: T^h'V', 3000
iA»A«^s '/'h'Tf-: u. s. f. 100000 ist Ou^C't^' hAT-: und 1000000
Sollen Zahlen im Sinne einer Addition zusammengesetzt
werden, so geht insgemein die grössere Zahl vor, und die kleinere
wird fast immer durch (D und angereiht. Dabei ist in Beziehung
auf die Zahlen 11 — 19 noch besonders zu bemerken, dass immer
die gleichen Geschlechter und Formen zusammengesetzt werden:
OipC'I-' Whilv^'-' 11, Oi^C-l:-' OiSnAh.*.- 12, Oi^C-U' (DiuA
i\'U' 13 u. s. f. oder (l/*'4-: (Diiih'l:', 0^^^' Ö^SflAh," (Jos.
21, 7. 38), 0^^' (OwM\i u. s f. oder Ö^O Oü^^h', d^O
(DC'ÜÖ' u. s. f. Werden Zahlen im Sinne einer Multiplication
zusammengesetzt, so geht die kleinere der grösseren, aber natürlich
ohne Ol, voraus: hAh.'[J-' 9^}i'h 200, Oi^C'U- (OhihH-' '/^h'l"
1100, oder 0/*'4--- a)hih±'' 9^h1'' 1100 u. s. f.
2. Die abgeleiteten Zahlwörter. § 159
a) Die Zahladjectiva oder Ordinalia werden in der
Form eines Part. act. § 109, a (die sonst nicht mehr viel gebräuch-
lich ist) von der Grundform abgeleitet, wie im Arabischen, und
zwar von der dreiradicaligen Wurzelgestalt, ohne Rücksicht auf
festere Vocale oder einen vierten, hinten oder vorn angewachsenen
Laut, welche sich in der Grundform festgesetzt haben, also "*/ Aft'
^''ÜÖ' u. s. f. Für der erste wird ein Adjectiv, nach § 117 von
der Y^f!^aD gebildet, nämlich 4*'^'^.' gebraucht; für der zweite
entweder das Wort ^|AK- der andere, und zwar meist nur dann,
wenn bloss von zweien die Rede ist (alter), oder das, schon im
Veralten begriffene, Wort hö'ü^ (von der |/jf|jjn doppelt sein)
oder am gewöhnlichsten ^*79*'" (Rl^^s I, 2 ivied erholen, vgl.
Ä-».:^t> ^<> IV. VIII.). Das Femininum wird von allen diesen
Participialformen durch angehängtes "ih^ gebildet: JlA?i'Th" ^*7l^'l"
•^Aftl*' u. s. f. Indessen haben diese Adjectiva in Folge eines
grade in der Zahlbildung sehr üppig wuchernden Formentriebs und
zugleich wohl auch, weil die alte Participialforni sonst in der
Sprache ausser Gebrauch kam, durch Anhängung von Endungen
neue Formen gewonnen. Es tritt nämlich an die Participialform
entweder die lange Endung am, fem. äwlt (§ 119, b): "/A<^*Gs
328
159. Woclien- und Monatstage.
'^A^'g'ihs, oder die kürzere äi, der dann nach § 129, C ein fem. It
oder äwlt entspricht: '*iMß'' **l^ll/\" oder '^A^^'Th!. Beide
Formen werden auch von ^'^^i gebildet, nicht aber von ^lAK-;
nnd von hö'ü' sehr selten die Form 1}Ö(W'. Neben ^»S'T.s bildet
man, von ^^JT:, ^^^^s und ^^"^^s, aber im Fem. nur 4*^
'%^:. Also:
Masc. Fem.
1.
2.
, 3.
1.
2.
1.
4>J^^:
^^^^s
^J^o^^:
^^o^/l".
2.
^«79«:
.^c^oy^j^.
^n'^^'
^1"%^"'
J^'^^«'!"
3.
•^Aft:
•^A^«.-
•^A^i&:
•^Art^-Th:
'^M'^^'
4.
^-nd--
^-n'J«-
^n^/jR-
^'fl'il':
^-fl^«^--
5.
r^i^A-
^jp^ig:
:5»r<^/2.:
:^rrt.>:
^rfi^^'
6.
^j^n-
«^J^«^^:
i^J^^jR:
i^Ä-rt.^.-
fi^fi'^^-'
7.
^^-nd-
j^.fl'J^:
o-n^j?."
i^-ntl--
«^'fl^^l-'
8.
/^r-j:
il9^q^z
fir*^ß>'
i^jr»^^:
il^f^i^^:
9.
;^ft^s
'J^M'ti''
^iflf.'
^^i^^;).:
^ft«J^;j-:
10.
^/^C:
^/^^«:
•J/^^Ji!
•J/^^^-
0/^^«Thi
Für die Zehner treten, wie in andern semitischen Sprachen,
gewöhnlich auch für die Ordinalia die Cardinalia ein (das dreissigste
Jahr = das Jahr dreissig) : tv^'^- wf^flO*' h(OChi Ludolf, Lex.
col. 333; doch kommt daneben eine Adjectivbildung auf äwt vor:
20 d/^^<e:, 30 W^f\^', 40 KC-H^«-, 50 -h^^tl^', 60 A^«",
70 rt'n^'gs, 80 il'Uy^'', 90 'f'A'J^--. Dagegen werden von
9^}i't'- und hA^! keine Adjectiva abgeleitet.
b) Für die Wochen- und Monatstage haben die Aethiopen
eigentümliche Bildungen ^. Von einem Part. pass. der Form libC'
wird nämlich ein substantivisches Nomen neu abgeleitet durch
Eindringen eines a nach dem ersten Radical (sodass, wenn *7Ü*
C' = J^-^'j irhC' = <iy->^) mit der Bedeutung eines Substantivs
wie Jievrdg, ißdojudg u. s. f. (vgl. § 109, 3, b)^. Also M'f>' der
zweite Tag (der Woche oder des Monats)^, iPA*fl= der dritte^ ^
fl-^s der vierte, '\a^ti'. der fünfte, M^h' der sechste, rtfl-j)-' der
siebente, rttf^-^s der achte (Tag des Monats), 'tM' der nennte,
Ou»*C' der zehnte. Der erste der Woche heisst }\d\*^' (für Iv
rh-Ä's wegen des Hauchlauts rh-)? der erste des Monats h^C'
1 Vgl. Ewald, Gr. Ar. § 364.
2 Vgl. Ewald, Ilebr. Spr. § 152, c.
3 Dalier auch das Fem. rtJ^'l":, wogegen l^Jl'l": von tl'if,i kommt.
§ 159. Miiltiplicativa. 329
(Gipfel); diiher der eüfte des Monats (Iiii»-D rDV7,C» Niim. 7, 72;
Ou^H:-' (Di^a-A- Act. 27, 27, OiP-D Ol-V^^-ft-" Lev. 23, 6. Diese
Bildungen unterscheiden kein Gesclileclit^ und können ganz selb-
ständig ohne beigesetztes Tag gebraucht werden: ÜOu^'C' Ö^^Q'd«
in 14 Tagen Hen. 78, 6, oder aber können, wie andere Zahlwörter,
im Beiordnungsverhältnis mit dem gezählten Gegenstand verbunden
werden. Sie werden statt der übrigen Zahlwörter fast überall ge-
braucht, wo Tage, Monate (Stunden) gezählt werden, z. B. VH^'
Üf •• rtV-f •■ f^^bii' er hlich dort (eine Zweie Tage) 2 Tage Joh.
11, 0; iPA-rt: öti'V' (Dwürii' A.A«i'' 3 Tage und 3 Nächte
Matth. 12, 40. 15, 32. Joh. 2, 19. Luc. 13, 14. Joh. 20, 26. Gen.
7, 4. 10. 8, 10. 24, 55. Ex. 7, 25. 20, 9. Lev. 15, 13, sogar ^<P
Öti' ry;ölg-ai^n-(|s 364 Tage Hen. 72, 32, und stehn ebenso
für Zahladjectiva, w^enn Tage gezählt werden : }\tro'. rtö»-^: öti'l"
am achten Tage Luc. 1, 59. 2, 21; doch tritt dann in der Regel
ein ergänzendes SufF. der dritten P. S. m. an (wie bei W'/V-s u. a.
§ 157): Ä^: Qa^^' öl^fl-Ö- s A.A.1'-' Act. 27, 27 alt (s. auch
§ 191). Selten werden sie für die Zählung anderer Gegenstände
als von Zeiträumen verwandt Hen. 77, 8.
c) Um Zahlwörter im Sinne des Mehrfachen (multiplica-
tiva) auszudrücken, können Participia passiva der Form *7fl*C'
gebraucht werden. Denn da man nach § 77 von den Zahlen 1 — 10
auch Verba ableiten kann, so lässt sich auch ein Part. pass. bilden:
/^/V'ft* drei fach, dreieckig, dreieinig, Cd^Ö' vierfach, viereckig u. s.w.
Von ^luei ist in diesem Sinne Tßlh'ü' doppelt gebräuchlich.
Auch können Substantiva der Form 'tl'üC'l*' (§ 111) und
'Th*7'n^'l" und noch gewöhnlicher der Form 5^*7*0^"= und 1^*7
'Üd't'^ abgeleitet werden, um die Mehrfachheit und das Mehrfache
(eigentlich das Erzeugnis) auszudrücken. Daher: 'Ih/^Aftll" das
Dreifache und Dreieinigkeit, '^C'ÜÖ't"' das Vierfache Luc. 19, 8.
Ex. 21, 37, -l-'VlT'ft'Th: das Fünffache Ex. 21, 37, ^Ö^'C^*' das
Zehnfache, '^rti^dJlT' das Zehnt an send fache = 10000 (Hen. 21, 6.
40, 1. 71,8. 13 U.S.W.); oder j^/^AA^--" das Dreifache, 9^'^9"tl^-'
das Fünffache Gen. 43, 34, '/^tl'üX^'' Sieben fachheit, 9^1t\^d.^'
das Zehntaiisendfache, Ps. 67, 18. — Im Accusativ werden solche Sub-
stantiva adverbial gebraucht (§ 163): J^/^Afti'-' dreifach Deut. 19, 3,
1 Doch liest man Matth. 27, 46 rt^"!"-' 'l'h'O't"' ('/'fr l'Tl" •") <^^i^
neunte Stunde.
2 Nämlich zunächst Participia passiva der Form OOila^'Q- § 116, y,
oder Sachwörter der Form tf^'^'QC- und £W>*7flCr' § 116, ^, «, vermehrt um
die weibliche Endung ^ oder it § 120, a, vor welcher sich OD zu J^** senkt.
^<J^ § 159. Abstracte Zahlsubytantiva. Zahladverbien.
^C-nöi-' vierfach, 9^^9^l\'i-: fünffach, J^fl-n'i'f' -" sielenfach
Ps. 11, 7. 78, 13, ^Ör'Ci'' zehnfach Jes. 6, 13.
Von der Zahl zwei wird gebildet hö^i'i'' das Doppelte (Ver-
dopplung) und hli^'^s zweifach (Adv.), aber auch von derselben
Wurzel 9^^Ö{iJ}r' Verdopplung in dem allgemeinen Sinne von
Vervielfachung. Vervielfachtes, und dieses Wort kann mit jeder
Zahl zusammengesetzt werden, um das Vielfache auszudrücken: ^^tx
^'' TYlÖflff"' Hundertfaches Gen. 26, 12. Matth. 19,29. Luc. 8, 8,
hÖM" 9^\lÖüJ\'' zweifach Apoc. 18, 6, -({Wh' Thö^i*' viel-
fach Luc 18, 30; Z JP'hlJrt.^: Hen. 91, 16, l^lniJfl.'h: ?i A* :
'hTKh^^^ Apoc. 9, 16; sogar % 9^\\Ö{{,^'\^ - ^9^{)C^'
Hen. 93, 10.
Einfacher findet sich fliA'A«^' dreissigfältig, üf^'h't' hundert-
fältig Marc. 4, 20.
d) Abstracte Zahlsubstantiva sind ^f\{U' Dreiheit, 'Ih
^rt.: die Filnfe, {^(["b- die Siehene, Woche (§ 120, ß), auch ^'h
"^h" (§ 111,^).
e) um Zahladverbien in der Bedeutung so und so viel mal
auszudrücken, wird die Grundzahl zweiter weiblicher Form (§ 158)
in den Accusativ gesetzt: i^Art' dreimal Matth. 26, 34. Hen. 65, 2,
'h^^ii' fünfmal 2 Cor. 11, 24, ^'00-' sielenmal Gen. 4, 15, oder —
und dies ist fast noch häufiger — jene Form, ohne alle Bildung,
starr belassen und als Adverbium gebraucht (§ 163): h'HÖ' sielen-
mal (sehr häufig). Für einmal gebraucht man 9^Ö/i' (j*^? 2(*.x))
Marc. 14,41. 7,27. Tit. 3, 10, oder ([9^ÖC'' , obgleich letzteres
eigentlich bedeutet auf einmcd Cant. 4, 9, oder hth'l'' (slX:^-!^)
Jud. 6, 39. 16, 18; für zweimal höd'- Tit. 3, 10 oder hÖM"- oder
i\^iiDi, Eür höhere wie niedere Zahlen kann man auch eine Um-
schreibung durch T.lt • {Zeit, Stunde, mal) anwenden : whh'l* '
T.H,! dreimal, hCfll)'^• 9^'Mr' IM»' vierhundertmal, oder wtih
"7'' 1M»^'f"- dreimal', T.H.S kann auch weggelassen werden, wenn
der Sinn aus dem Zusammenhang deutlich ist: rt'fl^' Hfl" h'dÖ'
70 X 1 mal Matth. 18, 22, rt-flO-h-" sielenmal Jos. 6, 16. Oder
es wird i^hdfl^'ihs (s. oben c) angewendet.
Auf die Frage zum wie vielten mal? setzt man das Zahl-
adjectiv, entweder neutrisch mit der Präposition fl z. B. fl'^Afts
zum dritten mal Luc. 23, 22, Ü^^IT*' zum ziveiten mal Matth. 18, 16
(doch auch hÖf\' Pi^la^'- Luc. 23, 20), M'nö' Job 5, 19, auch
§ 151). Hnichziililen. Distributiva, 331
im Fem. und Acc. z. B. /^''ÜÖ'l*- ^iim vierten mal Num. 10, (i; oder
persönlich als Apposition zai der Person, der eine Handlung zum
so und so vielten mal zugeschrieben wird, z. B. du schlägst mich
VU"" '^Afth'" 'U'i'U- nun zum dritten mal Num. 22, 28; s.
unten, § 191.
f) Der Teil vom Ganzen wird gewöhnlich ausgedrückt
durch h^' (T) Hand, seltner h^A-' Hen. 78, 4, mit dem Zahl-
adjectiv in männlicher oder weiblicher Form: ^-'fld'I's JiR,*/" A
'/•«^•C.- der vierte Teil der Erde, il'ü'if^' h^' Hen. 73, 3, fl-ü
'Vi" h,^:- 73, 5; :''9^M'' Iti^Ü'-' (Acc.)Lev.5, 16. Gen. 47, 24.2G;
^/^'C'h hÄ'-- Lev. 6, 13. Oft wird aber das Zahladjectiv in den
Stat. constr. gestellt: l,*'ÜÖ'\" "h^' der vierte dem Teil nach =
der vierte Teil z. ß. Apoc. G, 8 (Platt), s. auch § 191; so 9/*^
^'l's' h^' ein Zehnteil Gen. 14, 20. 28, 22. Matth. 23, 23. Zwei
Teile sind auch 9^\\Öi[J\*' Deut. 21, 17. Bruchzahlen sind z. B.
r l-'i^^M' % Hen. 78, 7, m- %% h^' in je 1/7 Hen. 74, 3.
g) Um den Begriff je (distributiva) bei Zahlen auszu-
drücken, hat das Aethiopische keine besondere Bildung. Vielmehr
dient dafür, wenigstens bei einfachen Zahlwörtern, zunächst die
Wiederholung des Zahlworts: hihH^' hih^-' hih-t- hih-ll'
singuli, singulae Hen. 72. 1. 3. 7, 1. 89, 59. Gen. 40, 5, hAh>-
hAAi.! Gen 7, 9. 15, 2. 3; rtad'Th-- tl(\Ö'[^' Gen. 7, 2. 3.^ Wo
dies nicht angeht oder als zu weitläufig gilt, werden die Vorsatz-
wörtchen Oj Aj H angewendet, verdoppelt flfl, AA , HH. Von
diesen kann HH nur dann gebraucht werden, wenn ohnehin ein
Genitivverhältnis oder ein Relativsatz vorliegt, z. B. hÖ'l^l' (OC^'
nU'- ^/^<--" rThA^»-" J^'Acöi^s goldene Ringe, deren Gewicht je
10 Unzen war Gen. 24, 22. 34, 25. 37, 7. 43, 21; ebenso ist, wenn
die Präpositionen 0 und A ohnehin stehn würden, ihre Verdopplung
von selbst nahegelegt, um je auszudrücken: Hrt" ^S^' Mti'l''
um je einen Benar täglich, Matth. 20, 2. Hen. 34, 2; AA-' § jedem
Einzelnen Matth. 25, 15. Hen. 7, 1. Jud. 11, 40^ Aber diese beiden
1 S. über dieses Wort oben, S. 231, N. 1.
^ So wiederholt man, um singidi auszudrücken, auch andere Wörter;
'flhrt." 'flhrt.' ^i^'^ simjidi, jedermann Jud. 8, 24. 17, 6, 'i^Ö' V'^fjs
jeden Morgen, «^f]' '^fl' 2 Reg. 3, 1, \\aDt \\aD: Ludolf, Lex., col. 392,
iir'd' \\TO Ex 8, 10
3 In älteren Handschriften findet man statt AA" auch A?lA'; was
nach § 140 a. E. zu beurteilen ist; z. ß. statt AA* Ö jedem Einzelnen f^liy
/\: ö, wodurch 0 in den Plural erhoben wird Gen. 42, 25.annot. 47, 12 annot.
^^^ § 160. Pronominaladverbien.
letzteren Präpositionen fl und A können auch jedem andern Worte
des Satzes, sei es Sabj. oder Obj, oder sonst in irgend einem andern
Verbältnisse stehend, verdoppelt vorgesetzt werden, um ävd, xaxä
auszudrücken: <D5r/*'?i-= flfl= "^TC" und sie erhielten avä dipdqiov
(deutsch: dem Denar nach nach) je einen Denar Matth. 20, 9. 10;
(D(DÜ(io^i O^U' Hü' hAAbi^s und er gab ihnen je ßivei Kleider
(eigentlich: Kleider nach nach Paar) Gen. 45, 22; 'JV/^h« Ofts
OipC'^' Ö^iO^s AA= 9^}i'l'' lüir wollen nehmen (10- Männer-weise)
je 10 Männer auf 100 Jud. 20, 10; J&flA*' flfl' ö sie werden sagen
{nach nach eins) einzeln Mattb. 26, 22; HAA' H.hl^s (h^^ao^-
{deren Krankheiten gleichsam xai^ Idiav waren) von denen jeder
seine eigene Krankheit hatte Matth. 4, 24 u. s. f.
h) Zum Aasdruck der Begriffe jzqcotov, devreqov, tqHov
{erstens, zweitens, drittens) findet sich KiWll'^ h^tx^'^ ^^il^'-
Sir. 23, 23 (das Subj. ist gen. fem.).
DRITTE ABTEILUNG.
Die Bildung der Verhältniswörter.
Unter diesem Titel soll besonders gehandelt werden von den
Adverbien, Präpositionen und Conjimctionen.
I. Adverbien.
1. Von Pronominalwurzeln abgeleitete Adverbien.
160 1. Adverbia demonstrativen Sinnes.
a) Das allgemeinste Wörtchen dieser Art lautet ursprünglich
V'? ^' (§ 62), hinweisend: dal sieh da!^ kommt aber in dieser
kurzen Form nicht mehr vor, sondern nur zusammengesetzt: 1. mit
dem a (hä) der Richtung (§ 143) als ^0' (Ps. 79, 3. Gen. 4, 8 ann.,
Herm. 82 a, 13), IfO' 4 Esr. 3, 26 (König, S. 136), 'V'i' Marc. 10,
21 Rom. oder gewöhnlich ^9' = hieher, immer in der Aufforderung,
entsprechend devgo oder sqx^'^ Matth. 19, 21. 8, 9. 9, 18. 14, 28,
49, 28 annot.; aber auch 12 Fürsten AhA = fhliüjf^'^ ' (füi' AA*)
Gen. 25, 16, sofern das Collectiv ^Jf : ihre Stammschaft durch ?iA' i^^
einen neuen Plural erhoben wird, der hier das Distributive ausdrückt: für
ihre Stammschaften,
§ IGO. ProiiomiiKiladverbien. <->'J«J
und = ivohlan! ivohlanf! z. B. Apoc. 6, P. Da es immer als Befehl
oder Aufforderung gebraucht wird, wird es sogar w^ie ein Imperativ
conjugirt^ nämlich 2. P. f. S. 1%' (Gen. 19, 32. Joh. 4, IG),
2. P. PI. m. 10-' (Matth. 11, 28. 21, 38. Ps. 94, 1. Jud. 16, 18),
f. l'b' (und h^' Matth. 28, 6 Platt). Meistens tritt noch ein
Verbum daneben, z.B. Gen. 11,4; doch kann V9s auch schon für
sich vollen Sinn geben : WiO'i '1[fl»f -■ und her m mir ! (kommet)
Gen. 45, 18; — oder 2. mit Pronn. suffixa in der Accusativ-
unterordnunff. Mit dem SuiF. der 1. P. S. lautet es indessen
nicht ^i^} sondern V^s (wohl um den Gleichklang zu vermeiden)
= da mich! d. i. siehe da bin ich! Matth. 8, 7. Act. 9, 10. Hebr.
10, 7. Ps. 39, 10, oder auch, mit noch einmal hinzugesetztem M'
ich, ie-' M-- Gen. 22, 1. 11. 27, 18; mit dem Suff, der 3. P. S. m.
VO"*^ (mit durch den Ton und Hauchlaut gedehntem a) da ist er
oder es und allgemeiner siehe da, z. B. Ps. 7, 15. Gen. 19, 8. Matth.
10, 16. 15, 22. Die Suffixa V' Ipf^ '- Iflf- nimmt es in ihrer
abgestumpften Gestalt ä, ömü, ön an, lässt aber dann nach § 41
zwischen sich und ihnen einen trennenden Halbvocal hören, näm-
lich >^! ecce eam! Joh. 19, 27. Luc. 19, 20. Gen. 12, 19, oder 5^*?:;
doch steht i^' gewöhnlich im neutrischen Sinn (und somit gleich-
bedeutend mit «S"(h!) da es! sieh da Joh. 19, 5. 26. Luc. 17, 21. 23.
Matth. 11, 19. 24, 23. 26. Ps. 51, 6; ferner ^?-a^i ecce cos! Marc.
3, 32. 34. Act. 5, 25, und !rp-7! en eas! Gen. 19, 8. Mit den Suff,
der 1. P. PI. und 2. P. PI. ist es nicht gebräuchlich.
Ein anderes Wörtchen*, das wie V^Js in der Bedeutung da!
gebraucht wird, ist JiTi' (jH, riBH), von derselben Wurzel wie das
vorige, aber in der Aussprache an (§ 62); daher 'h'}Yl^'^' da!
ihr! = laßere Matth. 26, 26, ebenfalls in der Aufforderung wie ^9'-
Ausserdem giebt es noch einige kurze enclitische Weise-
wörtchen vom selben Stamm. Das Wörtchen V, das bis jetzt nur
als Anhängsel an der Präposition und Conjunction hflh' his ge-
funden ist, drückt die Richtung aus Itihllh' bis — hin: htlM'
OiH-ü' bis zum Westen hin Ps. 49, 2. 112, 3. Mal. 1, 11; Tti9^ii'nh'
htlM' MM' Ex. 13, 2, hhM' -lin- 0^:^' twTflili: Jud. 15, 14;
ht\M' CKtl?^^^' Hen. 89, 5. 8. 75. Es ist vielleicht nur ab-
gekürzt aus vollerem is, das noch vorkommt bei einem Accusativ
1 Vgl. auch Trumpf, S. 559 und Sitzher. d. k. bmjer. Äk. d. W. 1877,
S. 119 ff.
2 Vgl. im Hebräischen Ewald, Hebr. Spr. § 101, c.
^ Daher das amharische ^Ohs er ist.
^ Wogegen }\"i^i ßdöiCe Ex. 4, 19 schwerlich hielier gehört.
^^4 § 160. Pronominaladverbien.
der Richtung: (O'tl't' htM'^' an einen Ort hin, oder (Joh. 11, 52)
bloss hfh't^' in eins, zu einem Ort hin (s. Ludolf, Lex. col. 332)^.
Der Bedeutung nach diesem Ji entsprechend, aber von einer andern
Wurzel (§ 62) gebildet ist %' da, hier, noch gebräuchlich als An-
hängsel an W'As Allheit: V/'AXs überall, aber Accusativ W'AX^
überall hin, OVf'AX-' überall Ex. 40, 32, ?ll^1r^AX: von überall
her Marc. 1, 45, M'^ldlii'- ckss. Hen. 28, 2. Und wie mit i,s
die Form V', so wechselte einst mit X' auch die Form V, vgl.
§§ 143 und 163.
b) Selbständige Adverbia des Ortes und der Zwt. Hie-
her gehören vor allem V^' da, dahin und Tff s hier, hieher. Beide
sind in dieser Aussprache wohl nur durch Auflösung aus X und H.
entstanden (vgl. unter a und H, in JR^iüO- Beispiele: Tlfs hier
Matth. 14, 17. 26, 36, hieher 8, 29. 14, 18; Üf -" ^a Marc. 11, 5,
dahin Rom. 15, 24. Beide werden auch mit Präpositionen zu-
sammengesetzt: nue-- Matth. 13, 42; nifP-" Matth. 17, 4; ?i9"Uf-"
wn da Matth. 11, 1, auch von der Zeit Hen. 38, 6; hT'Ti^h htl
l\: yf : u. s. f. Um auf das Entferntere hinzuweisen, hat die
Sprache eine Ableitung von h mit dem V der Richtung, das hier
zu th verhärtet wird (§ 62), hdi- und h^v' dorthin Matth. 26, 36.
Num. 17, 2, oder mit Präpositionen: '^d'- hAi' dorthin Matth. 17, 20,
auch nhrfi^ dort, h9^llih' Jos. 8, 22. Ausserdem kann aus \}th'
dorthin ein Wort für dort gebildet werden durch nochmalige An-
hängung von h, hihi}' dort Luc. 17,21. 23. Matth. 24, 23. Gen.
19,9; daher fl'Hf^.' OlQilrhh^-' hier und dort; auch in der Be-
deutung von ultra, supra, s. m. Lex., col. 823. Als Adverbium
der Zeit heisst ^"hlL' jetzt, nun. Es ist zusammengesetzt aus
^'h § 65 und einem Adverbium H,^, das gewiss einst örtliche Be-
deutung hatte und nur auf die Zeit übertragen wurde, und wird
sehr häufig gebraucht, auch mit Präpositionen zusammengesetzt:
TiS^jZ-Mf.' von nun an, hMl' f^hlL' bis jetzt. Es wird indessen
nicht bloss für die Gegenwart des Sprechers angewendet, sondern
auch von der Gegenwart in der Zukunft oder Vergangenheit, wie
das hebr. nriy, z. B. Hen. 38, 4. 50, 5. — Andere Zeitadverbien
müssen umschrieben werden: darnach li9^1l', }i9^^V'j }i9^M''
(Hen. 83, 10. 89, 19), }i9^ß:"id' li^*-" u. dergl.; damals hn,i':
f^hi"' IM-, tKo-h-U' oDt^ö^' u. s. f.
^ Nach Prätorius, Amh. Spr. S. 197 soll dieses ^i oder J;: im Am-
harischen das gewöhnliche Accusativzeichen geworden sein.
2 Von der y'lf , gebildet wie Vi und ^:. Zu allen dreien ist in Be-
ziehung auf den Auslaut a,us dem Hehr, zu vergleichen "W VN "^nC-
§ IUI. Pronominaladverbien. «^^^o
2. Adverbia fragenden und bezüglichen Sinnes. § IGl
a) Frageadverbien. Um einen Satz- als E'ragesatz über-
haupt zu kennzeichnen, also um in Ermangelung eines bestimmteren
Frageadverbs eine Frage einzuleiten, hat das Aethiopische nicht
Vorsatzwörtchen S wie andere semitische Sprachen, sondern einige
kurze Wörtchen, welche einem Wort im Fragesatze angehängt
werden, wie z. B. ne im Lateinischen, nämlich 't-' und Ih', über
deren etwaigen Unterschied in der Bedeutung § 198 zu vergleichen
ist. Sie scheinen ursprünglich es im Sinne von es ist {der Fall)
zu bedeuten'^ und bekommen ihre Fragekraft neben dem Ton zu-
gleich durch ihre enclitische Stellung : i'Äl^V-li-- Matth. 9, 28 ihr
glaubt, (ist) das (der Fall)? == glaubt ihr? hT-'/'V-- H/Z.'^K"?i--
11, 3 du bist der kommen soll, (ist) das (der Fall)? oder so? =
bist du, der da kommen soll?. (Ueber den Gebrauch dieser Frage-
wörtchen in gewissen Bedingungssätzen, z. B. M\0*' ^flÖY' Ix^'
M\9^^Wt' tvenn tvir vergessen hätten den Namen unseres Gottes
u. s. f. Ps. 43, 22, s. § 205). Das Wörtchen V-" wird gern auch
volleren und bestimmteren Fragewörtern wie JT*^'!": h^'b' h^'
u. s. w. angehängt. Stösst V-' mit dem vocallosen '} eines Verbums
zusammen, so wird nur ein If geschrieben : ^'^^tli'' wirst du ver-
derben? Gen. 18, 28; dagegen beim Nomen ^'hlfi-' ist gesund?
Gen. 29, 6, weil dahn^iTc^ zu sprechen ist. Für die Gegenfrage
hat das Aethiopische ai"%aDi eigentlich und was etwa? d.i. oder?,
zusammengesetzt aus ^ und <^ § 63. Für die abhängige Frage
wird Ji^^s eigentlich: wenn, dann auch ob gebraucht, worüber
§ 198 zu vergleichen ist.
Frageadverbien bestimmteren Sinnes sind 1. h^'b' wo? und
wohin? (letzteres z. B. Gen. 37, 30. Hen. 102, 1), in abhängiger
und unabhängiger Frage, gebildet aus dem fragenden JiJKi, das
aus Weisewörtern Fragewörter bildet, und "t hier^; oft noch mit
1 Wie n, I.
2 Zwar liegt es sehr nahe, V"' i^it «T und ne und nun zusammen-
zustellen. Da aber ||« (aus '|;: § 62) offenbar ebenso gebildet ist und nichts
als es bedeuten kann, da ferner pi es ist sehr häufig zur Einleitung einer
Frage gebraucht wird § 198, so ist es geratener, auch ^: so zu erklären,
um so mehr, da sich auch ^: ^s, J: ■/:, j^: Y,: an Bildung und Bedeutung
durchaus entsprechen.
3 S. aber Trumpf, S. 559 und vgl. König, S. 96.
* Die ursprüngliche Form für ^t, verwandt mit ff,:, erhalten in
^nO ^^ ^^T^- ~ Beachte h^'U' i^it folgendem J^iT* = ^f in
Sätzen wie (Jlc) ^^wo IcX^ö ^j| was ist dies gegen das? G. A. 7, 5. 6^»«,
7. 8. 9. 14.
ooö § 161. Pronominaladverbien.
V*' verbunden: ti^'b^"' wo? wohin?. Mit Präpositionen zusammen-
gesetzt: dhß''^' wo? (Matth. 2, 4. Jud. 20, 3), auch auf welche
Art? Matth. 9, 15. 12,34, hT'hf.'lS' woher? Matth. 21, 25. Hen.
41, 5. Gen. 29, 4; 'Iffls ÄJ&'fcs ivohin?, Äfth^ hjK-'t-" bis ivohin?.
Mit oder ohne VI' oder 3^! wird Jij&'ts in negativen Sätzen auch
indefinit gebraucht, irgendivie, 3 Reg. 3, 36. 10, 12. 4 Reg. 5, 25.
2. 'nhU,^ wann?, durch <w> § 63 aus ?iH,!, j&Mi-" gebildet und
ebenfalls oft durch V- verstärkt; 'h'^hH' seit wann?, TtiMl' '^hH'
bis wann? ivie lange noch? (Ps. 12, 1 — 3. Jos. 18, 3. Matth. 17, 17),
ü^hn.' für wann? 1 Petr. 1, 11. 3. hGZ'- wie?, aus h (JtJK-O
§ 63, b und Gl' hier, so § 64, b gebildet. Es kann durch V-' ver-
stärkt, auch mit d zusammengesetzt werden, dltiG' auf iv eiche Art?
Marc. 2, 18, und wird sehr häufig in abhängiger Frage gebraucht
sowie auch im Ausruf: o wie! Hen. 21, 8. Oefters zeigt es einen
etwas mehr gefärbten Begrifi^, z. B. K'A^^'Ml! Itx^' wie gross
muss deine Finsternis sein? Matth. 6, 23. 1 Joh. 3, 1; tx^' d,^
4-^! wie viel mehr? Matth. 6, 30. 7, 11. 10, 25. Statt des ein-
fachen Itx^' findet sich auch Itx^Cu'^ ?i4-ß^^ "h^G' und ItidJhG'j
besonders bei Cyrillus Alexandrinus; s. m. Lex., col. 807. 4. Für
tvarum? gebraucht man im Aethiopischen 9^'}'t''^ ^^'Y't'h' was?
z. B. Hen. 83, 6. Gen. 40, 7, oder häufiger im Accusativ {T'^-f*!,
^^l-t^' Gen. 26, 27. Matth. 7, 3, oder Ü9^'}^'' wozu? Ps. 2, 1
oder nJi'J'h-' ^'^^i weswegen? Matth. 17, 19, während dTl^-
auf welche Art? bedeutet Ps. 118, 9. Oder man kann warum?
auch umschreiben durch Wendungen wie 9^'^'Y' h/^th^' was
hat sie lachen gemacht? d. i. warum lacht sie? Gen. 18, 13. 24, 31.
Matth. 20, 6. Jud. 18, 8.
h) Bezügliche Adverbien. Im Sinne von wo? wird ge-
wöhnlich gebraucht "^d-, gebildet aus "Ifs (verhärtet aus Ü' §62, l,b)
und der hier nachgesetzten Präposition fl ; ursprünglich hin-
weisend in — da und in diesem Sinne eine sehr häufig gebrauchte
Präposition § 165; ist aber auch relativ geworden: m — ivo, wo,
und wohin. Z.B. -^d- Vt^Xh' M- Ü? ' J&XA-- HJ&Tf-AÄhS:-
Joh. 12, 26. Matth. 8, 19. 20. 13, 50. Ps. 83, 3 u. s. w. Auch kann im
Relativsatz, den es einleitet, noch V^' dazugesetzt werden, aber durch
einige Wörter getrennt^: 'W' ÜhOl.' Üf" woselbst sie tvaren Hen.
17, 1. Gen. 13,4. Jos. 22, 19 u. s. f. 'Xd' wird mit Präpositionen
zusammengesetzt: fl'lffls da, wo oder bloss tvo Matth. 13, 57. Jos.
8, 24. Hen. 12, 1. 33, 2, tvo nur immer Matth. 26, 13; Mi" 'W-
^ Dt*' — \\t^t^.
§ 162. Pronominaladverbien. 337
WO mir immer Hen. 16, 1 ; M^^'W' ivoJicr Hen. 41,3. Matth. 12, 44.
Für ivann crebrauchfc man h^"*' (§64, 3, b), z. B. Job. 4, 21; A
t\ifo: lis icann Zepb. 3, 8. Doch wird Ji<^' schon mehr als Con-
junction und als Präposition gebraucht (s. unten). Sonst ist leicht
auch das blosse Relativ H, bezüglich auf ein vorhergenanntes Wort
der Zeit, hinreichend, um ivann auszudrücken (s. § 202, 3). Der
Begriff wie wird durch \\t^' ausgedrückt, das aber immer entweder
Präposition oder Conjunction ist.
3. Verneinende, bejahende, ausrufende, einschrän- § 162
kende Wörtchen und einige Enclitica allgemeinsten Sin-
nes. Die gewöhnliche Partikel, die dazu dient, um ein einzelnes
Wort oder einen ganzen Satz zu verneinen, ist /i, § 62, c. Sie
wird immer an ein anderes Wort vorn angelehnt, und zwar an
das, welches zunächst oder zumeist verneint werden soll, und übt
in dieser Zusammensetzung hie und da einen Einfluss auf ein an-
lautendes i\ aus § 48, 5 ^. Stärkere und selbständigere Ver-
neinungen sind l\\\' (§ 64, b) keineswegs, nicht und ^iAH', wo-
rüber man §§ 167 und 197 vergleiche, dem Begriffe nach am
meisten hebr. ]'^K und arab. {j*^-^J entsprechend, da es zunächst
bedeutet: es ist nicht, es gieht nicht-, auch für nein gebraucht
Matth. 5, 37. 13, 29, Ex. 10, 25 u. s. w. ~ Das Wort hl'il^', zu-
sammengesetzt aus txli (= ]^K) § 62, c und 'fi^' hei mir (§ 167),
eigentlich: nicht hei mir (ist), bedeutet: ich hins nicht im Stand,
mag nicht, kann nicht; mit diesem Wort weist man Zumutungen
zurück: Jac.4, 7. Matth. 21, 29. Eine ältere Form ist Md' (§ 167).
Vgl. auch M-üh-, Mdh' und ?i'>fLh^:
Bejahend ist "hiDs^ ja^ freilich, allerdings Matth. 5, 37. Mit
hW' 0 ja willigt man in eine Aufforderung ein, sodass es das
Gegenteil von Mil^s ist: Jud. 6, 13. 15. 22. Matth. 21, 29 27, 20.
Rom. 3, 26. Jac. 3, 3. 4, 7. 5, 6. lieber seinen Ursprung s. § 62, b.^ —
Um in jemanden zu dringen, gebraucht man fis doch! einem
Imperativ als encliticon angehängt: 'too^q^fi: wende dich doch!
Ps. 79, 15; hß:'^'ifi'' rette doch!"^ 117, 24. Es kommt von der
^ Der Ton des Wortes, mit dem }\^ verbunden wird, bleibt dadurch
unbeeinflusst ; Trumpf, S. 559.
2 Wohl stark verkürzt aus einer älteren Form; vorläufig verv^eise
ich auf ^|, K^^, ^n^K, XIH^K.
3 Doch könnte es auch aus u-Tiu, hu-hu, das isVs, so isfs entstanden sein.
* Also wie i«^^ und -der arabische Modus energeticus.
Dill mann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 22
3oo § 162. Pronominaladverbien.
Deutewurzel rt § 62, 1, a und ist wohl ursprünglich nur hin-
weisend auf etwas da!^ daher gebraucht, um die Aufmerksamkeit
des Angeflehten auf einen Gegenstand zu lenken. Stärker drückt
denselben Sinn aus ItxMi*' o doch ! § 64, b ^, zwar selbständig, aber
doch dem Imperativ nachgesetzt: Act. 22, 27. Gen. 24, 23. Für
so denn, doch, so wird auch ^s gebraucht: Jes. 14, 10. Phlx. 3.
Ein Freuden- und Hohnruf ist M^Ö- ei! (§ 63, c) Ps. 34,24.
39, 21. 69, 4. Job 39, 25.
Einschränkend ist h^^' (§ 64, b), immer nachgesetzt, das
zunächst so, dann wie ivas (HOS indefin.) bedeutet und von da
aus 1. heinahe Gen. 32, 32. Gen. 39. 10 (wo es aus einem beson-
deren Grunde vorgesetzt ist), 2. nichts anderes als oder eben, nur:
lO-fl-f's hC/*'s Ylf^' nur in den Bauch Marc. 7, 19; hY^'- O'^'fl
ll^s YiODs nicht vom Brod allein Matth. 4, 4. 5, 47. 21, 21. Ps.
61, 9. Es wird darum besonders zu Pronomina gesetzt, um den
Begriff eben (idem) auszudrücken § 150, c.
Das Wörtchen '^s, immer enclitisch und offenbar nichts als
ein altes Fragewort was? (§ 63), das in Y}^^', '^aoi als zweites
Glied erscheint, dient, einem Begriffe nachgesetzt, dazu, ihn hervor-
zuheben^. Es wird gerne gebraucht 1. bei Vergleichungswörtern,
um grade, gans auszudrücken Hen. 23, 2: es setzt seinen Lauf
nicht aus Tag und Nacht i\^' h^lü*^^' sondern grade so (ganz
ebenso) läuft es fort; (Don'^d.lx' ^-^h' h'^lh^-" fl>-h'|Js (Org.)
und mit dem heil. Geist verhält es sich (ganz) ebenso^; in beiden
Fällen könnte dafür auch Tßff^i stehn; 2. in Fragen, Fragewörtern
angehängt, um sie zu verstärken, entsprechend unserem demi, doch:
^'y^'i^OD: ivas doch? Matth. 11, 8. 9; h^'^s'ta^'' wo doch? \ ao
*i*troi h'i'l^: Mh' iver bist du denn nun? Joh. 1, 22. Gen. 27, 33;
ha:^' wie denn? Joh. 7, 45. Ex. 2, 18; hCV-^s Rom. 4, 3; '^
hlL'hf^' Gen. 30, 30; 3. auch sonst, z. B. Abimelech trug es (O*
fl'f's tm^Yi^o^aoi {auf seinen Schidtern^ was?!) auf seinen eigenen
Schidtern (um das auffallende hervorzuheben) Jud. 9, 48 F; f^Tx
't^ao; sie selbst, hth'b^'^' die eine (Luüolf, Gramm.).
1 Ich glaube nicht, dass dies von Cil\(Ds = fi\l^ i kommt, da
dieses Wort nicht bitten bedeutet.
2 Vgl, assyr. ma: [Pognon, L'inscription de Bavian, p. 72 suiv. und]
Haupt in Schkader's KAT 2, Ss. 55, N. 3 und 66. — D. H. Müller, Epigr.
DenTcm. S. 67 f. will dieses OOs ebenso wie das JP: in "lh''7A5^- als einen
Rest der Mimation auffassen.
^ Vgl. assyr. kinia, Haupt, Keilschriftt. S. 195.
§ 163. Von BegrifliswÖrtern abgeleitete Adverbien. 339
Endlich ist hier zu nennen t\', welches, stets für sich betont
(Trumpf, S. 559 f.), überall, wo Botschaften, Briefe, überhaupt
Worte eines dritten in der Erzählung wörtlich an^^eführt werden,
jedem einzelnen Worte dieser Anführung hinten angehängt wird^,
mag sie auch noch so lang sein, z. B. Joh. 1, 19. Num. 20, 14 — 20.
21, 21 flf. 22, 5 ff. Gen. 32, 5 ff. ann., 38, 25. 45, 9—11. 50, 4. 5.
Jiid. 2, 1-3. 9, 7—20. 11, 12 ff.; selbst kleinen Wörtern wie K^ H
u. a., die sonst immer an ein anderes Wort angelehnt werden, wird
es von manchen Schreibern angehängt. Man wird darin ein ab-
geblasstes V^ es, oder so, im Sinne von ?^T7f, erkennen dürfen.
2. Von Begriffswörtern abgeleitete Adverbien.
1. Die meisten adverbial gebrauchten Wörter sind Ursprung- § 163
lieh Nomina, und nur sehr wenige kommen unmittelbar vom
Verbum her. Nun kann aber jedes Nomen, indem es im Accusativ
dem Verbum des Satzes untergeordnet wird, das Verbum nach Art
eines Adverbiums näher bestimmen (nach § 174). Somit ist der
Accusativ recht eigentlich der Casus, um Adverbia zu bilden.
Und zwar ist diese Bildung ebensowohl vom Beschreibewort als
vom Substantiv aus vor sich gegangen; denn da auch jedes Adjectiv
leicht im neutrischen Sinne aufgefasst werden kann, wodurch es
an Bedeutung einem Substantiv ähnlich wird, so kann es, in
solcher Auffassung in den Accusativ gesetzt, auch ein Adverbium
werden. Manche Begriffs Wörter sind überdies nur noch in diesem
adverbialen Accusativ im Sprachgebrauch erhalten, und namentlich
diese sollen hier besprochen werden.
Orts- und Zeitbestimmungen oder Nomina, die im
Accusativ des Ortes und der Zeit gebraucht werden, sind z. B.
folgende ursprüngliche Substantiva : A^t.' Seite (z. B. h^Ad„' (O
K^tid^' nicht dahin und nicht dorthin Jos. 8, 20. Ex. 2, 12), «'»A
ÖM'' oben und auftvärts, ^A4*^A.i'-" abwärts, ^hilii' in der
Mitte (Marc. 3, 3), ^^/Kii'-" unterhalb, h^h' hinten, OfO^ß.'-
ringsumher, ^öP-i"' jenseits, J&J^>s rechtshin, fy^^a^'- linkshin,
Äfl-ft! nördlich, Ä"^^s hinten und nachher (Matth. 25, 11), Ä"1[
i^i"- rückwärts, rücklings, ^^tm: vorn (Num. 1,53. 32, 17. Deut.
20, 4. Jos. 6, 9. Ps. 45, 5), (D^ilm' innen, drinnen, *^^a^i schief,
quer-, A.A^i'-" bei Nacht, a^O^i'' bei Tag und heute (Gen. 43,
1 Platt hat es in seiner Ausgabe des N. T. gewöhnlicli weggelassen;
ich selbst habe in meinen Ausgaben in der Regel nnr die Anfangs- und
Endwörter der Meldung damit versehn.
22*
340 § 163. Von Begriffswörtern abgeleitete Adverbien.
16. 25), fiCh' abends, ^^iro: vorn, ostwärts (Gen. 2, 8), zuerst,
'0uvor (Matth. 13, 30. 17, 10), '^dd,' heuer (Luc. 13, 8), ^10'- früh-
morgens, U^dJ und (O'td' fortwährend, %i^if*i morgen ; ursprüng-
liche Adjectiva: A(^A* hoch, aufwärts, ^ih't'?' unterhalb (Jos.
16, 3. 18, 13 ann.), ^^-^s oder ^9'^' ferne, weit (Matth. 15, 8.
Marc. 7,6), C'^-^'- ferne, a^l^^s durchaus (Hebr. 9, 4), lltird.'
fortivährend (Ex. 21, 6), ilv^'t: cpaveQcbg, 7^'>'^-f s lange. Nur
noch in diesem adverbialen Accusativ gebräuchlich sind : AiJA'
oben (meist Präpos., s. unten), ^'tti'l*' unten, abwärts (Matth. 4, 6;
meist Präpos.).
Maassbestimmungen enthalten die Zahladverbien § 159, e:
hödi"' und ^^YlÖd-t' wiederholt, il(h(\' doppelt, höd' und ^
'^ODs wiederum, f^(l\^' und h9^^'i' (Grösse von — ) so gross als,
^Zf^m^' und '^tr^m'}' quantopcre (Job. 35, 5), ^J^"4-ft-' sehr^
überschwänglich, besonders, vor allem (auch als Präd.), tl^i' wie
oftP] s. schon § 157, 1.
Bestimmungen der Art und Weise werden fast immer
von Adjectiven gebildet, z. B. f^iid' bitterlich, W^^' (neben IP
VJ^O gut, wohl, hh-f 5 schlecht, übel, ?^*i^0' sehr, geivaltig, ^Ä-
<^s vollkommen, ganz, Ofl^f ' sehr, T^4'-" und T'J'fc«!*! genau,
?Ci^*^' häufig, 'flH"1[5 viel, oft, 'h{{*l^' zusammen, zumal, mit-
einander, ß^^l' zugleich, ^o^'^' zusammen, l'rh-'t'' demütig,
bescheiden, ^^0' müssig, C't^O' (neben C'PÖ') recht und grade
gegenüber (Hen. 72, 8), richtig (Ghrest. p. 76, 1. 14), 'V^rtl' wenig,
^fn-j! schnell, plötzlich, ^li'hB' fl^^nvis cpQimcbg xal raxeojg
(Sap. 6, 5), '^^A' TiQaxaimg (Sap. 6, 8), h^^^' evjuevcbg (Sap. 6, 16),
If^th' ococpQÖvojg (Sap. 9, 11), 1)^(0' in Wirklichkeit und viele
andere; vgl. auch h^: -S'l^ -" h-f'ilt^'' Tob. 5, 15. Von Sub-
stantiven abgeleitet sind namentlich die folgenden sehr häufig und
meist nur als Adverbien erhalten : /h^ ■ allmählig, wenig, tlTfh '
einmütig, dil' umsonst (flhs Leerheit), oo^^ß): ^g^ Beihe nach,
sofort, Tftl'h't'' tvenig, allmählig, ^Cl' zugleich, •^'fl't'' plötzlich,
^ö«gf^^: {^^'%'t'i) heimlich, und besonders häufig T4" eigent-
lich : genau, dann gewöhnlich sehr, sogar, weiterhin eben, aller-
dings, T4's Ä« nicht einmal {ne quidem)^.
Aber den gleichen Zweck wie durch den Accusativ erreicht die
Sprache auch durch die Präposition (l (§ 164): indem diese
1 Eine merkwürdige Steigerungsform ist Ps. 44, 2 HlHnin« ^^^'^
geschicict {behende), von einem von der KiTlfln '^(^'^ise sein abgeleiteten
Steigerungsadjectiv niDni'n'? nach § 112, b.
§ 163. Von Begriffswörtern abgeleitete Adverbien. 341
eineDi Substantiv oder Adjectiv vorgesetzt wird, können daraus
Adverbia der Art und Weise gebildet werden : n^'O/lh' morgens,
ÜT^P' umsonst (Matth. 10, 8), H^-^^Z-- endlich, n^i'Ch-" griechisch
(Luc. 23, 38), (ilöll' äthiopisch, fliUM"- lügenhaft (Matth. 5, 33),
fl'l'öüjl'-' Stolz, flÄ-'^V/l-! heimlich, ddJ'!^' freiwillig (mit Suflf.),
nW'dli-" mit Geivalt (gezwungen); Hi^Vi?»«' gütlich (Gen. 26, 29),
flrhi^'-J^- übel (Matth. 21, 41), fl'JÄ-rh -" unschuldig er weise (Gen.
20,6), fl'Vn-h-- im geheimen, n^lfl-' wohlbehalten (Gen. 26, 31),
nVf'A*' u. s. f. Bei Wörtern, die den Begriif allmählig ausdrücken,
wird n verdoppelt (vgl. § 159,^): Mlrlli:^'', (Idlh^ ' Auch
andere Präpositionen werden zur Bildung adverbialer Begriffe ver-
wendet, wie: Mfi9^' ewig, 'Vrt' hAK' (nach einer andern Seite
hin) anderivärts, ^il^'hJl'lhs einst und längst (von Alters her). So
wird auch dem ^"h^' nachher noch einmal 7x9" vorgesetzt: h9"
!^'hO darnach (Matth. 21, 32).
2. Einige wenige adverbiale Bestimmungen werden auch
durch andere Bildungen ausgedrückt. Ein Nomen kann starr und
unlebendig in der Form, in der es aus der Stammbildung hervor-
geht, in den Satz hineingestellt werden ; doch trifft dies neben den
Zahladverbien § 159, e nur bei sehr wenigen Wörtern zu, welche
für den übrigen Gebrauch ganz oder fast ganz veraltet sind : p-J^:
heute (Tag), '^rh'V' einst (Altertum) Eph. 5, 8, h^llf' wahrhaftig^
geiviss^; 4*^*^5 stierst, anfangs (häufig; doch auch Acc. ^^'^i,
aber selten)^; vgl. auch 9jP: "hT^iT-, btcV' h9"ÖÜ^', OlO
l\9"0lC'. — Einige andere haben hinten Fron, suff., wie 'Ihh'^f '
priuSy oder andere ursprünglich pronominale Endungen. Am
häufigsten ist das neutrische ü (hü)^ davon: ^•^o^'s (das erste
davon) mauerst, früher, einst, eher (sehr häufig), '^f\"ljÜ'' und ^
^'T.fs s. m. Lex., col. 463 f., AdA*' (Höhe davon) oberhalb Jos.
16, 5; flrh'fc'l^' (Einsamkeit davon § 157, 2) nur, allein, bloss
Gen. 2, 6 (meist nachgesetzt), und häufiger das kürzere Ofhi^' nur,
aber, jedoch, vielmehr (s. § 168), ;^^^^s unterhalb-, Hh^^"' (Be-
ständigkeit davon, Wahrheit davon; Wurzel [*lc>, [•tt^, (VÄt>) viel-
mehr, jedoch, z. B. Ps. 1, 2. 5. Marc. 4, 17. 5, 36. Fhil. 2, 12; h'i'U''
(§ 157, 2) vergeblich, umsonst (auch Hh'J'ii! und M-f-'); fl/h*fc-'
(wohl: nach Maass davon, 0 ist Fräp.) ziemlich, stark Marc. 7, 3.
Deut. 9, 21. Jos. 8, 4 u. s. f.; AlfA-f = und Ml^i-'- (auf die Dauer
1 Noch als Prädicat gebraucht Hen. 82, 7.
2 Dagegen ist ^f^^^i Matth. 20, 8. 23, 26 Imperativ.
3 Nach Barth, ZDMG XLVI, S. 691 soll dies ü der Nominativ einer
ursprünglichen diptotischen Declination sein.
342 § 163. Von Begriffs Wörtern abgeleitete Adverbien.
davon) auf immer. In andern erscheint statt ü vielmehr ä, das
aber nicht als das Pron. suff. 3. P. f. S. aufzufassen, sondern das ä,
y ist, welches ursprünglich hin bedeutet und dann zAir Accusativ-
bildung verwandt wird (§ 143): h^^v'^ und l\^i\' (an der Mündung)
aussen^ draussen^ ausserhalb, auswärts (daran können wieder Pron.
suff. antreten wie h^hlh' ausivendig davon Matth. 23, 25 f., oder
auch Präpositionen, z.B. fl^^^is Gen. 9, 22 *) und *^a^^i (zum
Vollendeten, zur Vollendung hin) gändich, jemals, überhaupt, gar,
fast immer in Sätzen verneinenden Sinnes, z. B. '^o^'^i h^'f'^
Id' fi'üh' niemals hat ein Mensch geredet Joh. 7, 46; hjt*9^
thtir' ^o^'^*' ihr sollt gar nicht schwören Matth. 5, 34; auch A*7
O^^^ ' auf immer und eivig. In ähnlichem Sinne wie diese ein ä,
nimmt 1nf*As *l»' an, § 160, und hdi'f'' Ji-' § 160. Dunkler Abkunft
ist '^'^Al^s ^ gestern, längst (^iDn). Ganz eigentümlich ist *}'^=
noch, ferner^ seiner Bildung nach offenbar ein Adjectiv, aus ur-
sprünglichem *}Ä's ("^'iy) II eu gebildet, also eigentlich dauernd,
und dann wieder zu einem Adverbium erstarrt, wie ^H^'%'. Es
hat aber von seiner ursprünglichen Adjectivbedeutung noch die
Eigentümlichkeit bewahrt, dass es überaus häufig persönliche Suf-
fixa in der § 156 erklärten Weise und Bedeutung annimmt, also
als selbständiges Wort in Apposition zu einem andern in den Satz
tritt: ^■^li-s IhfO}*'' (O'h'ti' noch lebt er Gen. 43, 28 (aber h^'
9^s Ihfa^' V. 27), 45, 3 (anders V. 6); K<w>: «}^Ü-: /h^fll*:
p-rt.^! Gen. 45, 28; MU' ^-^Iföi»-: OHOK'. Jud. 19, 11. 6, 24;
ferner Gen. 18, 12. 44, 14. Act. 9, 1. Hen. 89, 25. Schliesslich wird
'i^O'i (dauernd; es) wieder adverbial für noch, noch immer ge-
braucht Matth. 16, 9.
3. Viele adverbiale Begriffe können im Semitischen und so
auch im Aethiopischen durch Verba ausgedrückt werden, worüber
in § 180 gehandelt werden wird. Etwas verschieden davon ist der
Fall, dass ein völlig flectirtes Verbum wie in einem Zwischensatz
mitten in den Fluss der Worte des Satzes hineingestellt wird, so-
dass es als eine Nebenbestimmung erscheint. So wird Mlii' oder
PjihAs es reicht hin bald unpersönlich, bald persönlich in den
Wechsel von Genus und Numerus eintretend sehr häufig in den
Satz eingeschoben, um den Begriff ungefähr, etiva auszudrücken :
^ Diese Sclireibweise ist in den älteren Handscbriften nocb ziemlicli
ständig.
2 Das ä in Sl'P'V' und h^A« ^^inten ist wohl anders zu erklären,
da das Wort in dieser Form auch als Subst. vorkommt.
3 S. darüber Ewald, Hehr. Sjjr. S. 91.
§ 164. Präpositionen. 34
o
<ö>n<--" V^: i'^ihAs Oi^'C'V'- ^i^'l'- lind sie hliehen dort etiva
10 Jahre Ruth 1, 4; es fielen von Israel ^Mlf^' (fl'flhA.s un-
gefähr 30 Mann (Nominativ) Jud. 20, 31 ; ebenso Y\t\\\\'ü' ich ver-
mute für vermutlich, ivohl Gen. 37, 10. Ps. 123, 2. 3, und 'fl^O'fJi
{nütze mir, thu' mir den Gefallen) für o doch! in der Bitte; auch
*h^^{{' lass es doch! oder '^^'hli' lasset doch! für zu geschiveigen
von, geschweige denn, z. B. 1 Cor. 6, 3. Ein Perfect, nach arab.
Weise (doch s. § 199) in einem Wunschsatz gebraucht, ist *hti'
oder gewöhnlicher thil'^ ferne sei es!^ entweder allein gestellt.
Gen. 18, 25, oder mit folgendem A, z. B. rfirt* A*'/'- ferne sei es
von mir! Act. 10, 14. Matth. 16, 22. Jos. 22, 29. — Ein uraltes,
nur noch aus dem Hebräischen erklärbares Wort ist l\'}^\' viel-
leicht (mit folgendem Mi^'- oh) Joh. 4, 29. Act. 11, 18. 23, 9.
2 Cor. 11, 3. Rom. 5, 7, zusammengesetzt aus Iti"}' = "[^N (§ 62, c)
und «^iJs, einem alten Infin. von yn^ fÄ'O' wissen mit dem im
Aethiopischen veralteten (§ 149) Fron. suff. der 1. Pers. S. i, also
eigentlich : nicht mein Wissen^ ich weiss nicht ; in diesem Sinn
kommt es noch vor 2 Cor. 12, 2. 3 (vgl. Gal. 4, 11); auch begreift
man hieraus, wie davon oft A?i<^« ob abhängen kann.
4. Endlich ist mit den Fremdwörtern aus dem Griechischen
eine Endung — loii herübergenommen, um von Volksnamenadjec-
tiven Adverbia zu bilden, welche die Sprache, in der geredet
oder geschrieben wird, ausdrücken: (T^'Vj&flrn.s römisch^ Ö'ü^*^
fllD." hebräisch u. s. f. Die späteren Hessen t weg: CT'^VJ&flT-
Joh. 19, 20 (Platt), d-ü^^hT- Act. 26, 14, fiCtl^'- syrisch.
Diesen Bildungen kann auch fl vortreten: (\Ö'(\/ä*^tl^' Luc. 23,38.
Joh. 19,20; oder ein St.c: ^Id' Ö'ü^-^tl'?' hebräische Sprache,
II. Präpositionen.
Ausser den paar Präpositionen, welche nach § 142 die fehlen- § 164
den Casus der Nomina ersetzen müssen und daher sehr häufig
gebraucht und ihrer Form nach ausserordentlich verkürzt sind,
sind die meisten Präpositionen von Nomina abgeleitet und in ihrer
ursprünglichen Form wohl erhalten. Wenige sind ursprüngliche
Conjunctionen oder wenigstens von Pronominal wurzeln abgeleitete
Adverbia. Die Zahl der einfachen Präpositionen ist im Aethio-
pischen sehr gross und wird dadurch noch grösser, dass eine Menge
von Präpositionen wieder mit andern zusammengesetzt werden kann,
1 (jxL^5 Ewald, Gr. Ar. I, p. 369.
344 § 164. Präpositionen.
um feinere Verhältnisunterscheidungen zu erzielen. Jede dieser
Präpositionen hat die Kraft, sich ein Nomen, viele auch die Kraft,
sich einen ganzen Satz unterzuordnen ; die Art der Unterordnung
ist dieselbe wie bei jedem andern Nomen, nämlich vermittelst des
Stat. constr.-Verhältnisses § 144. Jedes als Präposition gebrauchte
Wort steht zu dem davon abhängigen Wort oder Satz in dem
genannten Verhältnis, daher lauten auch alle auf a (oder a) aus;
doch v^^ird sich v^eiterhin zeigen, dass manche einst voller auf e
auslauteten (§ 167). Viele, namentlich diejenigen, welche ursprüng-
lich räumliche und zeitliche Verhältnisse ausdrücken, müssen zu-
gleich als im Accusativ (des Ortes und der Zeit) stehend gedacht
werden. Da die Präposition im Stat. constr. steht, so muss sie
naturgemäss dem Nomen vorangehn ; doch hat das Aethiopische die
Kraft, einige Präpositionen wenigstens dem Pron. rel. nachzusetzen
(§ 202)^. Ausserdem können die Präpositionen auf sehr mannig-
faltige Weise wieder unter sich zusammengesetzt oder von einander
abhängig sein; am meisten werden 0 A "^9^ Itxlff*' mit andern
Präpositionen zusammengesetzt. Die meisten der Wörter, die als
Präpositionen im Gebrauch sind, sind anderweitig in der Sprache
nicht mehr erhalten ; nur eine Minderzahl kommt auch in anderem
Gebrauche vor. Neben diesen entschiedenen Präpositionen giebt
es dann auch solche, die erst im Uebergang dazu begriffen sind,
es zu werden. Manche Nomina, die einen Ort oder eine Zeit, ein
Maass oder sonst ein Verhältnis ausdrücken, können, in den Accusativ
und Status constructus tretend, die Stelle einer Präposition versehn;
sie v/erden aber nur selten so gebraucht, und man kann darum
im Zweifel sein, ob man sie überhaupt zu den Präpositionen
rechnen soll.
a) Die häufigst gebrauchten, am stärksten verkürz-
ten Präpositionen, die sich zugleich immer oder wenigstens oft
an das von ihnen abhängige Wort anlehnen, sind :
1. fl* (immer dem folgenden Worte angelehnt) iw, aber von
dieser Grundbedeutung aus sich zu manchen andern Bedeutungen
verzweigend, ä) Es drückt zunächst die Ruhe und das Verweilen
an einem Orte, in einer Zeit, in einem Gegenstand aus: fli^J^C=
im Lande, OHt* AfA."!"' in dieser NacJit, [{wd^'f^^'^'' in ihrem
Äufgehn (während oder wann sie aufgehn), flft<^ ' h9"^Yl ' im
1 Wie denn auch '^fl: ^fl: ^fl : selbst durch nachgesetztes f)
entstanden sind.
^ Wohl zusammenhängend mit |^3, flj&Jsj übrigens in allen semit.
Sprachen gebräuchlich.
§ 164. Präpositionen. 345
Namen Gottes, 'TrA^- •" lW'ilÜ'1' '- WiW^'A^ : sie gingen forty in
Furcht und Freude (seiend) Mattli. 28, 8. Selten wird es bei
Verben der Bewegung gebraucht als isti — hin, nach, weniger selten
im feindlichen Sinn von gegen. Häufiger kann es die blosse Nähe bei
oder das Angrenzen an etwas ausdrücken, an, z. B. 'l'O^'d*' flh'fl'J'
sich an einem Siein stosscn Matth. 4, 6. 11, 5, oder das Durchgehn
durch etwas, z. B. j&l'flhs flö'^^'l"' er kehrt ^urücJc (im ersten)
durch das erste Thor Hen. 72, 25; noch häufiger verbinden sich
gewisse Verba mit Q, indem sie bildlich als ein Eingehn in den
Gegenstand oder Verweilen darin aufgefasst werden können, wie
0^*9^ d' n Gefallen haben an, h9^^' fl glauben an, '^<^'V0J•• H
sich einem anvertrauen u. s. f. b) Sofern ein einzelner, der in
Gesellschaft anderer oder mit einem Haufen geht, gleichsam in
demselben oder unter denselben ist, nimmt Q auch die Bedeutung
mit, z. B. Hen. 1, 4. 9, oder unter (inter) an; sofern das, was durch
ein Mittel oder in Wirkung einer Ursache geschieht, als in den-
selben enthalten angesehn wird, kann es ferner bedeuten mit, durch,
wegen, aus, z. B. Kh^^d' 0 (= i) 1 Joh. 3, 16 u. s. f., M\h
dM' hÄ'V3^' mit (durch) deinen Flügeln decJce mich! Ps. 16, 9,
d^l'MiL'i"' Afl'-' aus Herzenshärtigheit, flIrf'A-s Ühdil^' wegen
jeden Vergehens von ihr Matth. 19, 3, AhRs in der Hand von Je-
manden d.i. durch ihn; ^f^Ots fl. huren mit einem (als Mittel)
Matth. 5, 28; ih^O): ft leben von etwas Deut. 8, 3. Gen. 27, 40.
Matth. 4, 4 ; und daher sogar vom persönlichen Urheber gebraucht
(per, a) Matth. 18, 7. 14, 2 u. s. w. Ebenso sagt man im Aethio-
pischen, dass etwas in der und der Weise geschehe, z. B. ddifi't''
in Lüge, lügenhafter Weise (andere Beispiele § 163, 1), wo es un-
serem nach, gemäss, in entspricht: (\/^9^d't'll' nach deinem Wohl-
gefallen Ps. 50, 19, (\ht)^'ü' in Strömen, stromweise, flh*7^s ft
'kV' VrhCI^•Cs gemäss dem Fuss der Kinder (wie Kinder gehn
können) gehn wir Gen. 33, 14 u. s. f., oder n'^^A4*^s an Zahl, der
Zahl nach Hen. 89, 60; und dann wird es bei distributiver Rede-
weise auch wiederholt (§ 159,^): 00= 9^^l^a^s ihren (einzelnen)
Ländern nach Gen. 10, 5, ÜflH'^^^'^s nach ihren einseinen Ge-
schlechtern Gen. 7, 14. Daher steht es ferner bei Wörtern der
Vergleichung, mit, nach, z. B. ^^^{i^' flÄ'T''7As du bist mit
einer Jungfrau vergleichbar, und des Nennens mit oder nach etwas,
z. B. Hen. 72, 36; und namentlich bei den Begriffen des Kaufens,
Gebens, Nehmens, um den Preis anzugeben, um, z. B. Gen. 30, 16.
Hen. 5, 6, oder des Strafens für, z. B. i'4*P'^' ft sich für etwas
rächen. So mancherlei indessen die Bedeutungen dieser Präposition
346 § 164. Präpositionen.
sind, so sind sie doch bei weitem nicht alle in häufigem Gebrauch;
für die meisten abgeleiteten Bedeutungen hat die Sprache vielmehr
andere, ausschliesslich dafür dienende Wörter, die weit häufiger
gebraucht werden ; die gewöhnlichsten Bedeutungen von ft sind
in, an, mit oder durch (Mittel), auf oder nach (Art und Weise),
um (Wert).
2. A^ (immer an ein folgendes Wort angelehnt) drückt die
Richtung nach etwas hin aus : £!U — hin, gegen — hin. a) Es kann
so in durchaus örtlicher Bedeutung stehn : rh<i s A hingehn ^u
Hen. 56, 2, 0th^' i&'?'(l?t' ti^flfh' die Sonne kehrt zurück nach
Osten Hen. 72, 13. 15; hdi^-' AhAh-s j^^^O einer UicJct gegen
den andern hin Hen. 41,7; oder im zeitlichen Sinn: fl^r/i'lhs A
't'd.^H^' es kam ^ur Vollendung Gen. 6, 16; A^O.^' hfh*^' gegen
den Morgen des Sonntags hin Matth. 28, 1, A^AJ^- für ewig, A
Ift^s auf immer. Weiterhin führt es das Ziel ein, auf das eine
Handlung losgeht, z. B. J&Ä5^h«= ti^^^- sie dürsten nach Ge-
rechtigkeit Matth. 5, 6; dtlth' Alrf')2l' er ist des Gerichts schuldig
5, 21, oder bei Verben des Werdens das, wo^u etwas wird, z. B.
(D\\^s iii^'id,fi' th^(D't'' und er ivurde 2U einem lebendigen Wesen
Gen. 2, 7, und den Zweck, z. B. die Gestirne sind M^3\9"C' ^u
Zeichen Gen. 1, 14. 15; ipVJ&«" tiüti^Ö' gut zu essen 2, 9, j^flC*'
^i{^^\^' sie Ua^en zum Segen Hen. 59, 1. Matth. 23, 5. 26, 12.
Von da aus wird es weiterhin gebraucht, um anzugeben, für wen,
zu wessen Bestem etwas geschieht (Dativus commodi): Ah'''*'' für
euch d. i. ^u eurem Nutzen Hen. 5, 1; gieh ihm dies A.i'* fl^Ah'
für dich und mich Matth. 17, 27; ÄAfs A' beten für einen, #hHV-
A' trauern für einen, •f'flAiA' A kämpfen für einen, und ist über-
haupt das Wort, um den Dativ auszudrücken, h) Es drückt aber
auch ganz allgemein aus in Beziehung auf, z. B. 9^1i'f'' "hliXi'
'l'd^^'H-' tt*"P' fi'^Ö'i'' was bedürfet ihr nun noch Zeugnis in
Beziehung auf ihn? Matth. 26, 65, und kann deshalb, wie jedes
Verhältnis, so auch das Genitiv-Verhältnis ausdrücken, z. B. hA?i'
'l'hHIi- A'üCV'i' lrl\*tl' ein anderes Gesetz (nämlich) des kleinen
Lichtes Hen. 73, 1, hinjh' titild^'' Herr des Sabbaths Matth.
12, 8, sowie auch das Accusativ- Verhältnis, namentlich bei solchen
Verben, die man auch in anderen Sprachen leicht mit dem Dativ
verbinden kann : A'flrfi' A? (\Ül' A? äö^O" A u. s. f. einen loben,
segnen, nennen (rufen), 0dd*' A (einem) einen lästern Matth. 12, 31;
vgl. auch ehrest., p. 42, 1. 26; p. 44, 1. 1. Doch ist dieser Ge-
^ Zusammenliängend mit 'pK, (J* 5 wie in den übrigen semitischen
Sprachen.
§ KU. Präpositionen. 347
brauch von A zur Umschreibung des Genitivs und Accusativs im
Aethiopischen immer etwas seltener geblieben ; um so häufiger
kommt es vor, dass, wenn eine Person oder ein Gegenstand schon
durch ein Pron. suff. angedeutet ist und dieselben nachher noch
besonders genannt werden, ihnen A vorgesetzt wird, um die Be-
ziehung zwischen dem Suffix und dem Nomen herzustellen, z. B. Ä
(D*p: Arhl/'O^ er rief es (bezüglich auf) das Volk == er rief das
Volk. Dieser Gebrauch von A kommt fast in jedem Satze vor,
da aus besonderen (unten zu erörternden) Gründen diese Umschreibung
einer directen Genitiv-, Dativ-, Accusativ-Unterordnung durch Sufi".
mit A ausserordentlich überhandgenommen hat. Als das allge-
meinste Verhältniswort kann es im Verlauf einer längeren An-
einanderreihung andere Präpositionen ersetzen, z. B. ^^tlMfl^'^'^'
(DMChi}^'^''' mit euch und eurem- Samen Gen. 9, 9. Verhältnis-
mässig selten drückt es die Gemässheif, Angemessenheit aus, z, B.
A<^^4»R-" Ü^hO'i nach seinem Wohlgefallen, oder Ü^Tfh'f'f^'
did cpddvov Matth. 27, 18. Wie 0, kann auch A (§ 159, g) in
distributiver Redeweise wiederholt werden, z. B. flA?»' flAA' dA'l"'
die tägliche Nahrung (die für jeden Tag ist) Matth. 6, 11, AA"
fl*JA' auf jedes Fest Marc. 15, 6; auch mit adverbialem Accusativ:
AA' ^*nü' CD Ach- Enc.
3. ?il^V'\ angelehnt ?i9", jenes die Grundform, die nament-
lich in den älteren Handschriften noch häufiger ist als 11x9^ und
immer wieder erscheinen muss, wo Suffixe antreten sollen ; dieses
daraus verkürzt, indem ^ nach jT* leicht verschwand, und immer
an das folgende Wort angelehnt, indem es in der Schrift sogar
9^ verliert, wenn das folgende Wort mit m beginnt (§ 55) : 7x9^^'
emmetä\ "h^^^Wi- emmalcan, hH^'P' emmotü. ?i9"^!, 7x9^ be-
deutet: von — her, von, aus und wird sehr mannigfaltig verwandt.
Zunächst in örtlichem Sinne : tx^h. ' 7x9^01(1 ' hinaus aus der
Stadt', sie sammeln alle Ungläubigen 'h^^lrl^'P' aus seinem
Reiche Matth. 13, 41, 7x9^ Mi' aus dem Herzen heraus Matth.
12, 34. 18, 34, und von der Zeit seit, von — an: 7x9^ d^M^' M^'
von selbiger Stunde an Matth. 9, 22. 20; 7x9^11' (von diesem an)
darnach, 7x9^(i'%0' ^hr' sobald er das M^ort hörte-, 7x9^^^^'-
9Al^s von Anfang der Welt an Matth. 24, 21. Hen. 41, 4. Be-
achtenswert sind Verbindungen mit adverbialen Redensarten wie
1 S. § 34. Es ist das hebr. p , im Stat. constr. JT'J ' ^^^d mit vor-
geschlagenem Tx-) und geht schliesslich auf eine Wurzel HitO teilen zurück.
Vgl. König, S. 144.
348 § 164. Präpositionen.
'h^^^lti't'' ÖM"' Dan. Ap. 1,64 (in einigen Handschriften), }i9^
^hi"' h^^.' 1 Reg. 16, 13. 30,25. Weiterhin wird hJP'V: ge-
braucht, um den oder das einzuführen, von dem etwas gesucht,
genommen oder hergeleitet wird, z. B. ^lft'^'fl*f*^(|■ "^9^ sich etwas
von einem erlitten Hen. 63, 1, lihti' hf^'i' von einem erfragen,
hüten von u. s. w., den Stoff, aus dem etwas gemacht oder ent-
sprossen ist, Hen. 26, 5. 28, 2, daher auch bei Verben des Vollseins,
<^AKv ^1Ü' u. dergl., namentlich auch den Urheber, z. B. OTf
fi't'' lti9"^' sie wurde schwanger von dem und dem Gen. 19, 36,
und die Ursache, fx^^^CÜ'^' aus Furcht vor ihm Matth. 28, 4;
lt\9^^Ö^^' aus Stolz, h9^^/^^0'' aus Freude darüber Matth.
13, 44. 14, 26. Ps. 37, 8; K^^'^ti^' ^9^^' -üll^lh' es Icannnicht
gezählt werden vor Menge Gen. 32, 13. 48, 10, daher h^j! wegen
Gen. 27, 46 ; öfters beim Passiv wie lat. a Matth. 8, 24. 14, 24 u. s. w.;
auch um den Grund anzugeben, von dem ein Erkennen oder Ur-
teilen ausgeht, z. B. Tt\9^^d>{ff^'' ^h9^CPf^' an ihren Früchten
werdet ihr sie erJcennen Matth. 7, 20. 12, 33 (doch steht auch fl
in diesem Sinne Gen. 15, 8), CM' Tt\9^ erkennen an Jud. 7, 17;
}i9^^^'tll\ : 'hÄÄ'4' • nach deinen Worten wirst du für gerecht
erJclärt Matth. 12, 37. — Mehr in seiner ursprünglichen sinnlichen
Bedeutung steht es, wo eine Entfernung von etwas, ein Trennen,
Scheiden, Absondern ausgedrückt wird, z. B. Matth. 13, 49. 21, 43,
oder POC'fl' 0*h^' h^^/i^^' die Sonne geht unter vom Himmel
iveg Hen. 72, 5. Gen. 8, 2, daher bei den Verben des Zurückhaltens
von, hAhs h^Y', oder h^VXi' MD^^\\' h^M- du hast deinen
eigenen Sohn nicht verschont vor mir Gen. 22, 12, des Fürchtens,
Fliehens, sich Hütens vor etwas, des Verbergens vor (Matth. 11, 25.
Gen. 18, 17), des Mangels und Leerseins (wie OCi^')^. An die
Bedeutung der Aussonderung von schliesst sich weiter die der Aus-
wahl aus, und daher ist }\9^'i' auch das Vergleichungswort zwischen
höherem und niedrerem geworden und dient zur Umschreibung des
Comparativs und Superlativs: fl-Clri'l'-" M'h' h9^Ml\^' gesegnet
bist du vor den WeibernLuc. 1, 28; Od,^' h9^h U^hW^"' grösser
als das ihrige Jos. 19, 9; die Schlange 'l'ni'fl'n-' hJ^W'/V--" hC^'
war listiger als alle Tiere Gen. 3, 1 (die Arche erhob sich ?il^V'
9^^C' über die Erde Gen. 7, 17). Ebenso wird es stets gebraucht,
wenn der Teil vom Ganzen ausgedrückt werden soll: i}^h»'U' h.
9^^hf^'' zwei von euch Matth. 18, 19; <^y-: h9^Y\^Yi,\f(^"' iver
von beiden? 21,31; CDp s lt\9^i\C^yiJ)' ' und es tvar einer tinter
^ Im arab. Text des G. Ad. entspricht öfters .wä.
§ 165. Präpositionen. 349
seinen Jüngern 12, 47; j^.Ü»' A?i?*Vnn.n'J' dixit uni e sapientibus
FhI. f. 60; und so dient es oft, den fehlenden Begriff einige zu
ersetzen: V/*'Ji' lt\9^'i' TilrM' er nahm einige Tiere Gen. 8, 20.
6, 2. 19. 27, 28. 45, 23. — Endlich kann man im Aethiopischen
ebensowohl sagen auf der Seite von (OA^-; 070') als von der
Seite ah h^^ü^'- Joh. 19, 18. Apoc. 22, 2, und daher steht 1x9"^'
oft, um die räumliche Richtung von etwas anzugeben : }i9^^' h^'h'
ausserhalb Gen. 7, 16 ; h9^^(D'fl(lhO'' auf der Innenseite Ex. 25, 11,
•J^^J^'^Q: hinten, von hinten Ex. 14, 27. — lieber dTi^^'^'- und
ti}\9^^^' vgl. das Lexicon.
b) Die übrigen Präpositionen häufigeren Gebrauchs § 165
sind :
4. 'Tifls bei und gegen — Am^, aus 'Tf und H zusammengesetzt,
heisst eigentlich in — da und wird auch relativ als wo gebraucht
§ 161, &. Es steht sowohl bei Verben des Verweilens als der Be-
wegung und drückt aus in der Nähe bei^ an: ^A' Üh(Di "TfO^
hin.h'üih.O das Wort war bei Gott Joh. 1, 1. 2; 'hd'- a^A^U'
^f^' an einem Wasserbach Ps. 1,3; 'lifl' f^*i^' Wifl^C' su wem
sollen lüir gehn? Joh. 6, 68; Itxli'l'' 'TrlLf ' die bei mir ist Gant. 1, 9.
15. 2, 2. Es wird immer angewandt bei Verben des Gehens^
Kommens^ Schichens nach oder zu Jemanden oder einem Ort und
des lieber gebens an Jemanden, h^'üh' 'llfl" Matth. 20, 18. Auch
drückt es wie gen die Richtung auf etwas überhaupt aus: ^5^^'
'Iffts fi*^^' gen Himmel blicken Matth. 14, 19, und wechselt oft
mit A, z. ß. äC-Ii^ äAP-", lihh', -t^'^ey- -^(1'' schreien, beten,
bitten ^u Jemanden, sich anvertrauen an Jemanden; und h^A- 'llfl'
austeilen an einen. — Es wird vielfach mit ii, fl, "h^^ zusammen-
gesetzt: A'^fl' ^u etivas hin Hen. 56, 5 (eigentümlich Exod. 4, 16),
fl'llfls bei, unter (inter), z. B. ihr werdet gehasst sein fl'Vfl' Vf"A''
ti'ü'h' bei allen Menschen Matth. 10, 22; hh^^Ö fl''lfl-' sich er-
kundigen bei einem Matth. 14, 8; namentlich kaufen bei einem
{== von einem) Gen. 23, 19; und weiter in Bezug auf, im Ver-
gleich mit: fl-Tifl: tni^öti' hfl^p! im Vergleich mit den Tagen
meiner Väter Gen. 47, 9; endlich 'h9^'V\' von bei — weg (Dyp r\m),
von Seiten Jemandes, sehr häufig bei Verben des Leihens, Forderns,
Nehmens, Erfahrens, Gegebemverdens Joh. 6, 65. Matth. 2, 9. 16.
5, 42. 11, 26; und oft beim Passiv, um den Urheber einzuführen,
z. B. Matth. 1, 22. 2, 15. 3, 6. 4, 1. 6, 2 (in diesem Sinne viel häufiger
als h9^ und fl).
1 Der Bedeutung nach entspricht sowohl j! als JUä.
350 § 165. Präpositionen.
5. ItiMl' his^ aus "1^ und h, eigentlich bis dass (§ 64, b), ist
ursprünglich Conjunction, wird dann mit Verdrängung des alten
1)1 in längerer Gestalt als Präposition gebraucht und hie und da
noch durch V" verlängert § 160, a. Es wird vom Räume und der
Zeit gebraucht und ist das einzige Wort für dieses Verhältnis (da
A mehr gegen hin ist) : htlh' h^^^' 9^ß:C' bis m den Enden
der Erde Ps. 2, 8, lt\h\\' J&Mi' Ms jetst Ps. 70, 18; auch YxlxXl'
m ?:(\hi' 30 Morgen lang Hen. 72, 9, oder hMl- Yl^h.' ^'P
Ö^' innerhalh zweier Tage Matth. 26, 2. Gen. 40, 13 ; und h^^i*
fllJi^! ItxhXX' Mh'l?' Männer und Weiher Jos. 6, 21; hlxXl' fl>-
M*' h'XC' Dan. 12, 1 (vgl. oben YiT^t-) Es hat oft noch andere
Präpositionen der Zeit oder Richtung nach sich : txhXX' A^*!"' bis
mm Tode, hl\\\' 'hd' ßi*' '^h' bis zum Hause Micha' s Jud.
18,13; hMl' ^^^iro" bis vor Jud. 19,10; hhh' A'JAS^-" bis in
Ewigkeit Hen. 72, 1. — Oefters geht es in den Begriff sogar über,
wobei merkwürdig ist, dass hie und da das ihm folgende Wort
von einem Verbum abhängig im Accusativ steht: "hMl' (110'
(Accusativ) bis zu den Schafen Jos. 6, 21 (als bedeute es nur sogar).
6. \lo^' wie ist ebenfalls ursprünglich Conjunction der Ver-
gleichung (§ 169, 3 und HtD § 64, b), wird aber sehr häufig als
Präposition (im Stat. constr.) gebraucht; ebenso die Zusammen-
setzung nh^^s (auf welche Art) wie\ bei Zahlen auch ungefähr
Matth. 14, 21.
7. fl>'ft'hs in (ev und elg), Accusativ und Stat. constr. wahr-
scheinlich von Ohilf*: Innenseite (nach § 57)^; eine sehr häufig
gebrauchte Präposition, an Bedeutung am meisten hebr. bt^, und ^)l
entsprechend. Ihr Sinn ist in — hinein^ z. B. (D^^i flJ-Ai's "^-fls
er fällt in die Grube Matth. 15, 14, Oh' fl^'ft'^•' h^' geht ein in
den Mund 15, 11, oder auf — hin, auf der Fläche von etwas ^ auf,
an, bei, bei Verben der Bewegung und des Verweilens, wie Jfl^'
m-rt-f-: ffD'^dQi sitzen auf dem Stuhl (eigenthch : sich setzen auf),
und sie ist bei Verben der Bewegung häufiger als H'- Hinaufsteigen
auf ist OCl' (O-tli"' Marc. 16, 19. Matth. 15, 39; Opfer auf den
Altar bringen fl^■ft'^s 9^/^^Ö'; wandeln auf der Erde fl^fti*-'
9^^C'; schreiben in ein Buch II^'A'^s «^K'rh^s; Feuchtigkeit
auf dem Gras 1J%' Ohtli'- ^hO Deut. 32, 2; sich zurückziehn
nach 'tlfhi^' (O'tl'i*: Matth. 15, 21; einladen zu einem Fest Ä
ahQi Ohlii"' Matth. 22, 9; hineinlegen in etwas fliftf -• ahfli"-
^ Doch vgl. assyr. istu.
§ 105. Präpositionen. 351
13, 47 u. s. f. Besonders zai beachten ist: liinmifügen ^u etwas
(OMl- Oi'M"', R<^^= (D'il'Vs verbinden mit Gen. 30, 40, und
setzen über einen (als Vorgesetzten) o^»f,am Ohh'V' Matth. 25, 21.
Gen. 41, 41 (AMs V. 43); auch bei Verben des Machens, ^rte«
O^ti'i"' 2u etwas machen Ex. 32, 10. Deut. 9, 14. Es wird zu-
sammengesetzt mit n und hl'*'; dtO'tl'V' ist innerhalb, in, bei,
unter (inter): (\(D*tl'l*' hVl'O in den Städten Matth. 11, 20, D
O'tl'l"' H^'1"' im Tod Ps. 6, 5; ftfl>-fti'-- 9^ fi*W\" bei Gastmahlen
Matth. 23, (3, flfl>-ft't'f- <"*••" unter ihnen 23, 34; eigentümhch Ih
^Ö' dO^M*' M'V' ivir wollen es vernehmen (in) aus ihrem Munde
Gen. 24, 57; — h9^(0'M*i ist aus etwas heraus oder von etwas
herab, immer mit dem Nebenbegriff, dass es vorher darin oder
darauf war: U^Oöli' 'h9^(Sy'M*' h^' ivas aus dem Munde aus-
geht Matth. 15, 11. 19; ai^.fj\-i h9^(D'M"' liro^'- sie stieg ab
von ihrem Kamcele Gen. 24, 64, oder a^'V^i hÖB*^' ?ll^a^■ft'^!
ÖOO^' Matth. 21,8; <w>^: hi^O^A'fc'l'äl^*-' wer ist (von zwischen)
unter euch? 12, 11. Beachte auch die adverbiale Verbindung tD*
M'- hdi-^rY.' (neben n^rhi-i-) Sx. Genb. 18.
8. AdA- auf, über, Accusativ und Stat. constr. von AÖA.'
Höhe, ist im allgemeinen = ^)l, bedeutet zunächst auf einem Gegen-
stand und auf einen Gegenstand und wechselt in diesem Sinne oft
mit ahli'l"', z. B. fiöti' R'flCs auf dem Berg, ^dxh' ^Öh' hin-
breiten auf oder über etivas Matth. 21,7, hlrttd' AdA' legen auf
etwas Matth. 12, 18. 19, 15, i'^M '- ^Öti- reiten auf (auch i\
und -^flO; auch UCh' AdA= •flhrt.'Ths ein Weib besamen Hen. 15,5;
^9^Kh' fi^9^1nf'^' ^ÖtUV' es Jcomme euer Friede über siel Matth.
10, 13. Dann auch an, z. B. ^Öti' OrhC' am Meer Jos. 16, 3,
KAO! ^C(D' AdA»l>-' es ist keine Wurzel an ihm Matth. 13, 21;
oder £U etwas hin^u, ausser, h^'t''i**1}i ' 'ühfL'f'' ^ÖtifÜ"}' du
sollst kein Weib ausser ihnen nehmen Gen. 31, 50. Mehr über-
tragen von der Pflicht, die einem obliegt: 'tiL^' U^ÖüM'
zahle, ivas du schuldig bist, "I^ÖM' was geht das uns an? Matth.
27, 4, und herrschen über z. B. Matth. 20, 25. Sodann ist über
einen her sein soviel als mit lieber gewalt gegen ihn sein, oder aber
für ihn sein, also im feindlichen Sinn gegen, sehr häufig bei Verben
des Schimpfens, Kämpfens, Bösethuns gegen einen, z. B. 't'^ti^'
AÖÜ' Matth. 2, 16. 20, 19, htiM^troi /{dh' Gen. 19, 7, h(\fi' AM"
Matth. 18, 21. Ps. 3, 1. 12, 3. Matth. 10, 21, oder tl9^ö' ^Ö^' Zeug-
nis wider einen 24, 14, j&Ü»! ^A' ^Ö(i>?' er sagte ein Wort gegen
mich 12,32; K,^\hli- ^ÖtiM' ll'J'fcs so etwas soll dir nicht ge-
schehn 16,22; oder in freundlichem Sinne für, zum Besten von:
ob^ § 165. Präpositionen.
i\Wh^' AdA" einem Gutes tJiun, i?>5\,A.' ^Öti>\\' er wird für dich beten
Gen. 20, 7; H'i't"' K'J^*-" lud- AdA»fs diese Pflicht erweise mir
20, 13; dhlft"' ^dir^'^' ^Öä»\}f^: wegen meiner Furcht für euch
G. Ad. 109,23. AiJA' wird zusammengesetzt mit fl und 'h9^- d^äii'
ist noch bestimmter als A^A' auf\ über^ z. B. Ps. 4, 7; Gericht über
einen ÜA^A- Hen. 22, 4; flAdA*' drüber hin Hen. 28, 2; es wurde
kein Unrecht erfunden QAl)A>f * an mir Ps. 16,4. Gen. 44, 17;
und namentlich wird es gebraucht für durch, wenn Jemand als
das (leidende oder thätige) Mittel der Vollziehung einer Handlung
dargestellt wird: f^ld^h- f^^^lO flAl)A.ln^'s der Geist redet
durch euch Matth. 10,20; /2.^fl)A'^! fl^A-Ä*-' ({^ÖtUifli es werden
Kinder geboren durch sie Hen. 15, 5; flAlJAfU' ^ ^^^(UO^?* '
durch ihn erhalten sie ihn Matth. 26, 24; OAdA- fi^iU' unter Mose
(unter seiner Herrschaft) Jos. 20, 2. 'h9^f\Öt\. ' ist davon herab,
von — weg (b}lü) Hen. 28, 2. Matth. 17, 18. 18, 9; oder auch so
viel als Tii^'liQ!, z. B. 'i^^'h' h^^^Öt^»? ' nimm an von mir
Gen. 21, 30.
9. ^^AllAi's, Accusativ und Stat. constr. von tw^f^^^:
Höhe, ist immer im örtlichen Sinne oberhalb^ O^^Ö^'i*' 9°^C'
(oben) auf der Erde Luc. 6, 49. Gen. 7, 24; «^ Ali Ai' s Chfr-"
über seinem Haupt Matth. 27, 37. Hen. 32, 2. Und wie im Hebr.
ist über etwas auch vor ihm^ hervorragend, ^o^ s «^AdA'tli" '
er stand vor ihm Gen. 18, 2. 22, 9. 24, 43. 41, 1. Gleichbedeutend
mit <^AlJA'^•' ist n<w>Al>A'f'«".
10. -^fl! auf^ über^ drüber^ zum Teil gleichbedeutend mit
AiJA', scheint aus \ (§ 62, a) und ft ^ zusammengesetzt zu sein
und wäre somit eigentlich an — dem. Es hat zunächst denselben
Sinn wie AdA"; man sagt: auf Felsen bauen "^.fls Matth. 7, 25. 26,
•Ir^h't' ^fls reiten auf, (Djh^s ^O-" \\»\{*th' es ist auf Steine
gefallen Matth. 13, 5; sich lagern, setzen auf etivas 14,19. 23,2;
stützen auf 23, 4; Herrschaft über Matth. 10, 1; setzen (zum Herrn)
über Hen. 24, 6; V^-^" ^d' 1^^' ao'id.ii' h\^(D^"' Gen. 2, 7.
Dann wird es öfters im feindlichen Sinne gebraucht gegen, wider
Hen. 10, 9. 56, 7. Matth. 24, 7. Act. 23, 5, 0d.^i -^n«- lästern wider
einen Marc. 3, 29 ; ferner, um den Gegenstand einer Handlung ein-
zuführen, namentlich sich freuen über 't'iL/^th' "^fl' Hen. 97, 2;
weinen über Hen. 95, 1, seufzen über 12, 6, vertrauen auf 94, 8;
bei Verben des Hinzufügens da^u^ hin^u 't'iOfih' ^ü' Hen. 82, 11.
1 Wie -1(0:, M'
§ U)6. Präpositionen. ^oö
Num. 32, 14; -^H -" 1/3: •" und ausserdem. — Mit -^Ü •" wechselt
und ist fast ebenso häufig wie jenes H-^fl ', z. B. Ps. 9, 42. Gen.
6, 12. 24, 18. Job 16, 14. Hen. 20, 5. "M^J^iM'- ist von — herab
Matth.14,29; eigentümlich: 01^*1: ^l^^-^^H-' ^f^"- hth'l*' Tx^o-^i
über seine Länge hinaus eine Elle hinzusetzen Matth. 6, 27.
11. tf^'ilti' gegen — hin (versus, juxta, erga) drückt die § 166
Richtung nach etwas hin am kräftigsten aus und wird meist
räumlich als gegen — hin^ gegenüber, entlang gebraucht: tf^Tflti'
^lftÄ'>Jp! gegen Spanien hin, nach Spanien Rom. 15, 24, if^Ttlti'
f<^'>." nach rechts hin Marc. 1, 16, f^HÜ' HrhC-' gegen das Meer
hin und am Meer hin Matth. 4, 13. 13, 1, und so immer bei An-
gabe der Ortsrichtung und der Weltgegenden u. s. w. Seltner
steht es bei Verben der Zuneigung u. dergl. für gegen oder lat.
erga. Das Wort ist Accusativ und Stat. constr. von <^^1A* die
sichtbare Seite von etwas (yjLs\j, vgl. tX^J, "'.^..A)- Es wird mit
andern Präpositionen zusammengesetzt A'^^lA" gegen hin im ört-
lichen Sinn Gen. 13, 14, übergetragen erga Hebr. 2, 17; "ho^lrlti'
entweder in der Eichtung nach (s. über "h^^ § 164, 3) Gen. 13, 11,
oder von Seiten, z. B. sie ist meine Schwester ?i<^'}7A' hfl*f ' von
Seiten meines Vaters Gen. 20, 12, Ji'^'JlAs (O'}'],^: vom Evangelium
aus betrachtet, in Rücksicht des Evangeliums Rom. 11, 2S; — oder
wird andern Ortspräpositionen vorgesetzt, wie ^^'ilii' Ä"^^5 nach
hinten zu, ^Irlti'' 4'J^^-" u. s. f. Sehr häufig ist hlri'' ^llti']
s. unten Nr. 19.
12. 9^tlfi' mit (cum), Acc. und St. c. von l^ftA-' Äehnlich-
keit, bedeutet eigentlich : in der Aehnlichkeit von d. i. wie und
wird immer gebraucht für mit, um die Begleitung und Gesellschaft
auszudrücken ; es ist für dieses Verhältnis das gewöhnliche Wort
(er wie er = er mit ihm), z. B. rH^: hSt^h- 9"hli' hC^h^lh'
Jesus ging mit seinen Jüngern. Es findet häufige Anwendung
bei Begriffen, die ein gegenseitiges Thun ausdrücken: Frieden
halten mit, kämpfen mit, sich unterreden mit, z. B. 'b^l/i' 9^tlti'
Matth. 17, 13, und drückt dann auch aus im Verhältnis zu einander,
z. B. Ä^-^Rl: 9^lhd-f''' 9^tlA'' Ihf^Tr' er lässt nicht ab von
seiner Barmherzigkeit gegen die Lebenden Ruth 2, 20; (D^^^^
^tf»- ; f (l4>n* " ö 9^(\ii ' hAh« = sie halten sich unter einander
Treue Hen. 41,5; sogar bei Verben des Sichtrennens, 'i't'^*i{\^'
Q 9^tlti' hAVh- wir ivollen uns von einander trennen Gen. 31, 49
(wofür Gen. 32, 17 ?i9"i' steht). Seiner Grundbedeutung gemäss
hat es ganz besonders seine Stelle bei Verben der Verähnlichung
Dillmann, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 23
«^54 § 166. Präpositionen.
und Ausgleichung, z. B. 'h^^rtAh-s 9^{lMl' ich hin mit dir ver-
gleichbar, fßH'^/iß»' öii^' 9^t\ti' AfA^I"' der Tag wird der Nacht
gleich Hen. 72, 20, und weiter des Gezähltwerdens unter und Ge-
haltenwerdens für, z. B. "t^'V^Ali' 9^t\ii' ^Th^i- er wird zu den
Sündern gerechnet Ps. 87, 4, sowie des Hinzufügens, z. B. Hj^^'lh'B
Ah ■ l^AA»lf *''*• ' der zu ihnen hinzugefügt ivird Hen. 82, 20.
Seltner steht es, um auszudrücken, was einer bei sich hat, mit
sich führt, z. B. sie kamen 9°tlA' ^^'üfh' (Dd0(Or'' mit
Schtvertern und Stangen Matth. 26, 47 (wofür V. 55 0); oder im
Sinne des lat. penes Hen. 9, 5.
13. ^^ffo: ^Qjr {ante und coram, \3D^), Acc. und St. c. von
4*^"^- Vorderseite, wird räumlich und zeitlich gebraucht: ^^ao:
Tt^^b' vor dem Altar Matth. 5, 24, ^^ao: p-jp" : vor dem
heutigen Tag, 4»J^</»s coram Matth. 25, 32. 27,11. Sehr häufig
ist 04* Ä"^^ 5 vor, im Sinne von ante und coram, Matth. 10, 32.
11, 10. 26. Ps. 9, 26, und gegenüber Hen. 4; und ?i^4'Ä'^ :
(^as'pip) von vor — her, vor, z. B. h9^^^f^'- hf^'h' vor der Flut
Matth. 24, 38 ; hT'^^o^' 1K\\' ß>(0^h' ^'h/hf •• von vor deinem,
Angesicht geht mein Recht aus Ps. 16, 3, auch wegen Hen. 9, 10,
oder contra: llh9^^3^^Wf'^' 'i^h'ventus con/raWwsMatth.14,24.
14. Ä"1f^! nach^ hinter, Gegensatz zu ^^f^', Accusativ
und Stat. c. von Ä"^C' Hinterseite, wird von Raum und Zeit ge-
braucht: Ä^V^lT«'^-" hinter sich Ps.6, 10 ; J^'V^-" W'/V*' nach allem
Marc. 12, 6; '\rtifDt j^'hO nachfolgen UMh. 10,^'^. Noch häufiger
ist lt\9^^'^^' in beiderlei Sinn: rh^s hi^'J^'^^lf tf»' •■ er ging
hinter ihnen her-, 'h9^^'h^'Xi' nach diesem-, 7x9^ ^'*l^' hfA-
nach der Flut Gen. 9, 20; M'^^^'hO h\^' Herrn, p. 80. Matth.
21, 32 Platt. (Doch ist dann 'i\9^ öfters in seiner Grundbedeu-
tung zu fassen : th^Ü' ?iJ^Ä"^^P" geh von hinter mir weg Matth.
16, 23.) Auch nÄ"^^! Hen. 65, 4. Matth. 15, 23.
15. ^"Mlii' mitten in, zwischen, unter (inter), Acc. und St. c.
von "Ihil^' Mitte (eigentlich : was in ein anderes gefasst, darin
enthalten ist, von hltli' , caus. von te); z.B. <^?ihA»f-- (0*^}%
hA9ii: zwischen mir und dir-, dn^pc^' ^hhii' ■f'W'A'lh-' er schickte
sie unter die Wölfe Matth. 10, 16; '^Mlii' (IthC- mitten auf dem
Meer 14, 24. Auch (l'^JihAs in der Mitte von Matth. 14, 6, und
K'^hhA- ri?P öen. 48, 12.
16. ;l'fhi''" unterhalb, unter (siib), Acc. und St. c. von ;^/h'l*'
Grund, z. B. ;^rlh'^s hldth' unter seine Füsse Ps. 8, 7. Matth.
22, 44; auch mit D und "M^. Gleichbedeutend damit ist
§ l()(>. PlilpOHlilOlKUl. OOD
17. ^'^'Tl'rlfi'/'" tmürhalbj Acc. und St. c. von «'/»'V/Ki'l"! Unter-
seite, Gen. 1,9. G, 17. Ps. 17,40. Hen. 26, 2; auch h^'l'lh't"'
nnnp Hen. 14, 19.
18. Ofl^Ä' um (circa), Acc. und St. c. von QOh^^' Umkreis,
häufig, z. B. Marc. 3, 34. Ps. 30, 16.
19. "h'i'V'^ -wärts, in der RicJittmg auf oder nach u. s. w.
ist offenbar vom Pron. dem. K'i'l*' (§ 146, fem. zu Ifs) abgeleitet,
drückt ebensomannigfaltige Beziehungen aus wie der Accusativ
und ist zugleich eine der feinsten Präpositionen des Aethiopischen. Oft
umschreibt es nur einen Accusativ, namentlich bei den Verben der
Bewegung: "htidJ Itxli'f'' ß'h'b' ^T'll's er ging vorüber selbigen
Weges Matth. 8, 28, 'f-'^/hiP-' hl^Üf -' Mi^'- nAt*' er entwich
von da in Einsamkeit Matth. 14, 13. 23; I-Oh--' Mi"' h^h^
^V't' sie kehrten zurück einen andern Weg 2, 12; Oh' Iti'i't''
M*^^' er trat ein (das Thor d. i.) durch das Thor Job. 10, 1. 2;
^0(0-^' hl'l"' flÄ-fl^s er durchsieht die Wüste Matth. 12, 43;
so immer "htid.' Mi" durchziehn Jud. 11, 17 ff., diO^Tt' Mi"'
f^KUlT' er schaute zum Fenster hinaus (durch das Fenster) Gen.
26, 8, Mir- -'T'h^' durch das Thor (wechselnd mit fl) Hen. 72, 6 ff.;
Mi"' ^^Tr?-' zu meiner Rechten; Mi*- ahtim- fDMir- h^
M' innerlich und äusserlich Gen. 6, 14; ?t '>'/'' s «'"'JäC' in der
Richtung dessen, was man sieht, d. i. vorwärts Gen. 33, 12; "hlfi*'
'Tifl! auf welcher Seite Jud. 1, 25. Als Präposition von so all-
gemeiner Bedeutung wird hlfi'' häufig andern Präpositionen vor-
gesetzt, um sie durch den Nebenbegriff in der Richtung nach näher
zu bestimmen: Mi"' ^H- ^ß»' über das Wasser hin Matth. 14, 28;
K^i*: ao'iif^s q^OhV' durch die Feldergegend hin Matth. 12, 1;
'^A^Vb! ^7'^^ -^.fl-' dfhC' ich ging über das Meer iveg Hen. 32, 2;
Mi"' Ä"^^ll'! in der Richtung hinter ihm Matth. 9, 20. Cant. 2, 9;
Mir- ^^aoi Ex. 34, 6. Jos. 8, 14 u. s. f.
20. {["Mi*', zusammengesetzt aus n und 'Mi'' Nr. 19, ist
eigentlich in der Richtung oder in Beziehung auf, daher 1. wegen
(stärker und deutlicher als fl), sehr häufig, dann für und um vom
Preis und Lohn, z. B. ich will dir 7 Jahre dienen dMi"- ^rh-A-"
um Rahel Gen. 29, 18. 30, 15; und für, z. B. bitten für einen,
Fürbitte einlegen; 2. in Betreff) über, um den Gegenstand des
Redens, Denkens, Schreibens u. s. f. einzuführen , z. B. was sollen
wir mit den übrigen machen flh^'i'' Mtli'' in Betreff der Weiber P
Jud. 21, 7; JP^ILA-«'^! Oh^i'! ?^th'ill'' er redete zu ihnen über
^ Dem Ursprung nach, nicht der Bedeutung, entspricht piN und cXaä.
23*
^^^ § 166. Präpositionen.
Johannes Matth. 17, 13. 11, 7. 10. 13, 10, u. s. f., sehr häufig;
daher auch das gewöhnliche Wort, um in üeberschriften der
Bücher und Buchabschnitte den Inhalt anzugeben. — Ueber h<^-
Mi*: vgl. ra. Lex., col. 827.
21. Üf 'J'^s anstatt, statt, ursprünglich V^'t' ^ gebildet aus
Üfs da (an der Stelle) und einer Endung "ih, welche das St. c-
Zeichen trägt: an der Stelle von, beim Tausch und bei der Stell-
vertretung (in ersterer Bedeutung wechselnd mit fl^i^'f'O- sie
vergalten mir Böses Uf *?"[•-■ W^ß»' für Gutes Ps. 37, 21. Gen. 44, 4;
er stirbt V^lr-t' /hlf-fl-- für das Volk Joh. 11, 50; bei der Thron-
folge Gen. 36, 33 fF.
22. m^^' und Mf'^'t'', von nj&^.' {]'2) Zwischenraum
(Trennung) und fl. Die Singularform steht 1. selten in räum-
licher Bedeutung zwischen, inter: ?iA' j&'ThAÄ^s flflJ&T'}' die
unter sich zusammenhängen Ex. 28, 7; iKi' jR-^VK^s flflj&T'}-'
ihre Gesichter sollen sich gegenseitig ansehn 25, 20. 2. Sofern
aber das, was zwischen zwei Gegenständen ist, zugleich wieder das
verbindende zwischen ihnen ist, bedeutet nOi^^' weiter aus Änlass,
Ursache'^ von, durch Einfluss von, oder ivegen und ist in diesem
Sinne häufig: Jud. 20, 10. Mal. 1, 2; ü^f.h'n'' desivegen Ex. 20, 11;
oder in Betreff (wie fl?i'}i"s) Jud. 21, 16. — Die Pluralform, die
auch fln>'i''ih' geschrieben wird, kommt nur mit Suffixen verbunden
vor, hat immer räumlichen Sinn zwischen, unter, z. B. Ex. 26, 3,
und wird sehr häufig von dem, was mehrere Personen unter sich
thun und machen, also namentlich bei Verben des St. III, 3 ge-
braucht, z. B. Matth. 9, 3. 16, 7. 8. 12, 26, sogar ao-^^^^i J^
li"' ^^^d.^' flfl^*i"'fc'/s ein Beich, das in sich selbst zwie-
trächtig ist Matth. 12, 25; und mit Wiederholung von 0- flfl- 0
f^^-tiff^' Gen. 42, 21. 28.
Neben nnj&V-- kommt KT-OjK-^r- (für it\9^{\^'i' § 57) öfters
vor als wegen und über {de) : txli^f^'i' Tf^i^s desivegen Marc. 1,38;
h'jnj&V.- <w>^: jR-flA-" über wen redet er? Joh. 13, 22. Ex. 29, 36. —
Im Allgemeinen aber ist der Gebrauch von nHj&V* und h'JflJ&Js
im Abnehmen begriffnen und Mvlr'i*' dafür viel häufiger geworden.
23. h'JflA*, häufiger HJi'J'n As, o/iwe und a?<5ser, ist ursprüng-
lich Conjunction und als solche noch viel gebraucht. Es steht für
?i^flA' (§ 57), ist zusammengesetzt aus "M^ icenn (§ 64, b) und
1 S. meinen Octat. Äeth., Comm. p. 5. Der Nasal ist eingeschoben
nach § 58.
^ Vgl. ijJO intervallum und nexus; ''4|«t1T^ Zwischenraum, Ursache,
Änlass.
§ 166. Präpositionen. 357
b2 nicht und entspriclit ^"ny.;?; Wltx'iüfi' ist was icenn nichts wenn
das nicht. Es heisst ohne: hlrdA' W'VJi' ohne Gericht (Lit.), h
C'ü'i' Müti' hih'tV 40 weniger eins 2 Cor. 11, 24. Jud. 20, 15. 17,
\\}\H\^^ 'rfld*' ohne Gleichnisse Matth. 13, 34; \\h'i(\h' V-d.'-
ohne Frucht 13,22. 15,38. Hen. 89, 44; ausser Matth. 11, 27.
14, 17. 21. 21, 19.
c) Seltener als Präpositionen vorkommende Wörter
oder solche, die erst anfangen Präpositionen zu werden, sind :
24. ffo^^oDs yory im Vorzug vor Hen. 48, 2, Acc. und St. c.
von ao^^^i n)as vorn ist.
25. "lÖF^'t' jenseits, entlang (von ^ÖF^'I'' Uehergang,
Furt) Hen. 18, 10. Matth. 19, 1. Gen. 41, 3.
26. ^V gegen — hin (eigentlich : Weg^ Richtung) von Zeit
und Ort, z. B. ^^'' flO}' gegen Ähend Gen. 3, 8. 8, 11. 19, 1.
27. (f\^' und T/'*" hart neben (eigentlich: Genauigkeit)
Matth. 20, 30. Ex. 24, 4. 29, 12. 15, 27. Jos. 8, 35; auch (l"?^'
Ps. 140, 7.
28. n,Ä-" neben Gen. 30, 40 (von rt.Ä'-' Genossenschaft).
29. i^h:5»H-" neben, hart an (von ^^h'^Ü'- Grenzort), auch
nh-hn- Num. 34, 3. Deut. 11, 30. Jos. 12, 9.
30. fl>*hft' längs, entlang (zusammenhängend mit T, amhar.
(Df^i) im Buch der Jubiläen, und fllO-Jift! Deut. 32, 51.
31. i-JnA-- anstatt ('MnA-' Stelle) Ex. 21, 36. Hen. 89, 39.
103, 3.
32. 'hfl^Am' für, um im Tausch (^^O^AT' Tausch),
s. LuDOLy, Lex.
33. if^liTt^' und hlf^d' gegenüber (eigentlich: was man
vor sich sieht, Gegend des Anblicks) Jos. 8, 14. Marc. 12, 41. 13, 3.
Gen. 12, 8.
34. JiJP'^As und hChSf' wie in poetischer Rede (eigentlich:
nach dem Bild von).
35. «^mVs, häufiger h9^^^', im Maass von, so gross als
(s. § 157, 1).
36. hfl^A' und h*PAs hinter und h^h' draussen vor. End-
lich noch folgende merkwürdige Wörter:
37. nd'fl^l's nur mit Suff, um — willen (nlDji2.5, wegen
Anlass von): dö'üd.^K' Gen. 12, 13 ^
^ flÖ'fl^'lhhs £^i ooi Jud. 11,23 ist doch wohl besser als h'üdt'l''
von n^f' aufzufassen.
358 § 167. Anhängung der Suffixa an Präpositionen.
38. h^"'', pronominalen Ursprungs, § 64, b, und eigentlich
Conjunction und relatives Adverbium der Zeit (s. § 161, b) wann^
aber auch als Präposition ^ur Zeit von^ z. B. Jud. 14, 15. 17.
Ps. 77, 12. Matth. 11, 22. 17, 23. Hen. 22, 4. Es kommt in alten
Drucken und Handschriften noch oft in der Form Yx^'l»' vor (vgl.
§ 167),. die es vor Suffixen immer haben muss. Sehr häufig ist
es mit dem Sufi". der 3. P. f. S. V-- h'^'i' für damals Matth. 2, 17.
13, 43. Luc. 13, 1 (§ 160, b). — Ganz ähnlicher Abkunft und Be-
deutung ist ^fl.' (§ 62, l,a), von f^ (f<3) da und fl in. Es ist
relativ gefasst und heisst dann: wann, als (§ 170), aber auch
demonstrativ damals; letzteres ist die Grundbedeutung, aus der
sich die relative erst entwickelt hat. Vor Alters mit der Endung e
fi([»', teils absolut gebraucht, ^h't'' fiiL' in jenem damals d. i.
0U selbiger Zeit Matth. 7, 23, teils einen Genitiv sich unterordnend,
doch im späteren Aethiopisch nur noch mit Suffix ^s Öf\»*i'
damals und sogleich, alsdann^ z. B. Matth. 12, 13 u. s. f. h^V-
und ftütV' werden dann beide mit andern Präpositionen zusammen-
gesetzt: AöiUV' für den Augenhlich Luc. 8, 13; h9^(^{i»i' von
damals an., sogleich Hen. 85, 4. 89, 20; l\9^i\^i' darnach Matth.
26, 16. — Wahrscheinlich reiht sich, wie schon § 64, b vermutet
ist, daran auch T,H.' ^ als von ähnlichem Ursprung, obgleich es
schon gewöhnlich die Bedeutung Zeitpunkt, Stunde, Augenblick
hat (vgl. J&h't's fi(U'). -Es wird ganz wie h'^' gebraucht = in
Zeit von mit folgendem Gen., kann einen ganzen Satz im Genitiv
sich unterordnen : T^H.' <f.4*Ä'h<''*"- (Zeit von ihr wollt) wann ihr
wollt Marc. 14, 7, und ist von da aus auf dem Weg, eine Con-
junction zu werden, wie ^0* fast immer Conjunction ist. Man sagt
aber wie J&hi': ^(Ls so auch fl^hi's 1.H.-", f>'h'f"- T.H.5 damals
Matth. 21, 2. Ps. 18, 14; oder wie h^Vi' {^f\.i' auch XMM' ^^
H.y= sogleich, damals Matth. 14, 27. 21, 3 u. s. w.
üeber {\M' vjieq, dvii, negi und ^^s pro, ävri s. m. Lex.,
coli. 538. 1380.
167 Anhängung der Suffixa an die Präpositionen. Fast
alle Präpositionen können, wie sie im Stat. constr. sich Nomina
unterordnen, so auch das persönliche Fürwort als Suffix zu sich
nehmen. Die Art der Anhängung ist aber, je nach dem Ursprung
und dem Gebrauch der Präposition, sehr verschieden.
1. Die beiden ganz kurzen und ausserordentlich häufig ge-
brauchten Präpositionen H und A gehen ihren eigenen Weg.
1 H.: wie in J&hH.:, '"/hlf.:
§ 167. Anhängung der öufHxa an Präpositionen. ^^59
a) A lässt die Suffixa der zweiten Person m. und f. und die Suff.
PI. aller Personen ohne Bindevocal antreten, jedoch so, dass la
mit Vfi^": und iP'i' zu A"^"**' A"7= zusammengezogen wird. Das
Suff, der ersten Person Sing, wurde (nach § 149) in seiner ältesten
Gestalt t an A oder vielmehr A gehängt: A«' ; ebenso wurden die
Suff. Sing, der dritten Person mit A zusammengezogen A"' A'^.
Aber diese Formen A*'j A"'? A" galten bald für zu kurz und
wurden deshalb durch nochmalige Anhängung des Personalzeichens
verstärkt, in der dritten Person durch 'fr und •!; (wie in (D*h'U'
f'h'il') und in der ersten durch *[', das hier als mit V von M'
ich wechselnd erklärt werden muss*. Daher (Trumpf, S. 560):
1. 2. 3.
m. f. m. f.
S. A.'l's mir Ah-' AU,-" dir A*"fr' ihm A't-' ihr
PI. AV-" uns M}^*^' Ah^-" euch A^ö»-: ihnen A""}-" ihnen.
Für A-*}--, z. B. Matth. 24, 19. Hen. 9, 8, findet sich auch mit
angehängtem *: (wie in ?iA-^+-" Tti^lfP') A-'J'fr-" Ex. 26, 4. 37.
Gen. 31, 43, und mit angehängtem -J^^s (wie in 0>*'h't'lr') ti^-f^lr'
für t[**'i't''}: . — Ausserdem haben noch etwas eigentümliche Suf-
fixa an A sich erhalten in der Zusammensetzung mit flij&s und
htU' (§61, vgl. m. Lex.): ausser flJj&A«'^' weh mir! sagt man
auch flIJ&Af •■ (für <DJ&A.!, vgl. 'flf s für d,'-), ebenso hA*Af--
(für hdfii^') neben i^A^A.'^^ und in der dritten Person noch ohne
-fr- hti,' A-- Job 31, 3, hti>ti^'' üahhi:'' 'ÜhflJ Matth. 18, 7,
hA.A«'^: AhT^^-- T^/hA-^- Ps. 30, 21. Matth. 24, 19; sonst W^
M\', cDj&Ah.s, h(i>' Ahtf»- ' u. s. w.
b) An n treten die Suffixa, indem a zu e zurückgeht; nur
in der dritten Person verschmilzt a mit Ä^^, hä u. s. w. zu ö, ä,
ömw, öw, also (Trumpf, S. 560):
1. 2. 3.
m. f. m. f.
S. 'U?' in mir 'flh' 'diU' in dir 0' in ihm fls in ihr
PI. 'flV-" m uns 'flhtf'»": 'flhT'S ?w ewcA fltf»-: m i/i«ew 07- m ihnen.
Indessen findet sich statt 0', 0-" auch O+Sj flÜs (wie A«"frs
Ai:--) und statt (W- auch (l^+s Jos. 24, 31. Matth. 25, 16. Num.
^ ^S 1^' nS. — A-t' 4 Esr. 6, 62 (König, S. 124) ist offenbar
Druckfehler.
2 Wie im Arabischen und in den nordsemitischen Sprachen die
Personalenduno^ der 1. P. Porf. tu, ti lautet; vgl. Ewald, Hehr.Spr, § 105, e,
Gr. Ar. I, p. 285 f.
360 § 167. Anhängung der Suffixa an Präpositionen.
13, 28. 14, 34; ferner wie nr-f^'}'- so aucli n-i^T"" Num. 32, 17;
endlich statt 'flf •" noch d?'- Sap. 2, 13 (A = Abb. 55). Auch hat
sich von ursprünglichem 0." in mir noch eine Spur erhalten in
h'Jft,' für gewöhnliches ?i7'flf ' § 162. Ueberdies hat (l mit
Suffixen, obgleich es seine Grundbedeutung noch nicht aufgegeben
hat, gewöhnlich schon ganz eigentümliche Bedeutungen angenommen
und wird in diesen ausserordentlich häufig gebraucht: 1. Sofern
nämlich nach § 194 in 'ü^' schon die Copula ist steckt, kann
•flf'" 'flh' u. s. f. heissen : hei mir ist^ d. h. ich habe, du hast,
er hat, z. B. H'flh' was du hast. Es ersetzt somit in vielen Fällen
unser Hilfszeitwort haben und wird nach § 176, h fast immer mit
dem Accusativ construirt, z. B. hd' 'flV' einen Vater haben wir
Matth. 3, 9. 2. Die dritte Person Sing. m. 0= oder Jl'fJ s kann
aber auch bedeuten: darin (ist) d. h. es ist vorhanden, es giebt,
an Bedeutung völlig dem ti^"| der Hebräer entsprechend, z. B. H'
"hü' H^th*' es giebt, welche kamen, es kamen einige. Das Wort
ist dann immer unpersönlich, und das Subject dazu kann entweder
im Nominativ oder im Accusativ genannt werden, s. § 192. Um
(!' in diesen beiden Bedeutungen zu verneinen, setzte man schon
in ältester Zeit die nur noch in dieser Zusammensetzung erhaltene
Verneinung t\^' (p^) vor (§ 62, c), daher*:
1. 2.
in . f.
s. ^iA-fle- JtA-flh- KA-nh.--
PL ÄA-flV- ÄA-flhtf»-: hA-flh^s
3.
m. f.
S. KAO- oder hA(l+" JiAO-- oder hAn-fcs
PL hAn*^- ÄAn'>- oder hAO'Ji:.-
2. Von den andern Präpositionen haben einige, weil sie
pronominalen Ursprungs sind, noch allerlei Eigentümlichkeiten be-
wahrt. Die Präposition hlÜl' bis und Mi"- (§ 166, No. 19)
nehmen keine Suffixa an, erstere deshalb nicht, weil sie eigentlich
Conjunction ist und bedeutet bis dass^ li'i'i*' deshalb nicht,
weil es mit Suffixen zur Umschreibung des Possessivums dient,
§ 150, b. Dagegen lässt dhlr't'' wegen Suffixa antreten, und
zwar durchaus nach § 150, b, also (Ihlfbh?' dh'i'bhO'i u. s. f.
^ Zu diesem Gebraucli von fl vgl. Stellen wie Hen. 37, 5 YlY^: 'flf's
sie wurden mir zu teil.
2 An Gebrauch vielfach ^m*aJ und Vf^f entsprechend.
§ 167. Anhilngung der Suflixa an Präpositionen. 361
Endlich lässt h^^^ ivie^ ursprünglich ebenfalls Conjunction, vor
den Suffixen durchaus ein langes ä (von o^ = HO) erscheinen
1. 2. 3.
ni. f. m. f.
s. h^'ve: Xi^ih' h^^h.: Xt^ith- h^^ys
PI. h'^v- h^'Vlritf»-- h'^h'j! h'^irtf»-- h^if^-;
h^'Vli'S steht dann oft für solcher und neutrisch {wie es) für solches
und für 50 (§ 157, 1).
3. Die meisten andern Präpositionen nehmen vor Suffixen
den Auslaut e statt a an. Dies lässt sich nur als eine Spur der
alten St. c- Endung ia (§ 144) erklären, die sich hier ofienbar
deshalb zäher erhalten hat, weil diese Wörter alle zugleich im
Accusativ stehn und die alte St. c- Endung ia mit dem a des
Accusativs zu e zusammenwuchs^. Und merkwürdiger Weise hat
sich dieses e an manchen Präpositionen sogar dann erhalten, wenn
sie nur ein gewöhnliches Nomen bei sich haben (vgl. m. Octat.^
app. er., p. 5): 'Tffl,! Jos. 10, 4 ann., c^'i'Ki,' Num. 20, 19 ann.,
hf^V.' Lev. 20, 5 F, "hMh' Gen. 35, 20 F. Am. 6, 15 (A). 8, 12 (A),
'FÖ&>i' 4 Reg. 7, 18, Hh'XIA»: Matth. 15, 38 Rom., Üf-fc: Gen.
47, 19 F, Üf'^'tlf-" Gen. 44, 33 F, -^n.." Matth. 14, 26. 28 (alt),
<^m&s Sap. 12, 20 (A) und oft im N. T. (alte Ausg.) u. s. w.,
vgl. oben § 166, Nr. 38 tx'"Lh ^H,--. Vor Suffixen tritt diese Form
immer ein, z. B. von S^ftA" mit:
1. 2. 8.
m. f. m. f.
s. rftA.p- rhMi' riiMi^' rtia,o"' rtiM-
PI. rtiM' 9^fitui}(^"' rftA.h^- 9^t\ti,Vf^"' rht\>\r'i''
Ebenso von hr*^'- ^d- -IfH' ^Ä-^! Ä"V^s ^^^' ^AMi-*
^^fl^' ^VhhA- ;I-A'h! </»l-rThi-= V^l-t"- hlflü- Doch finden
sich öfters auch Suffixe ohne e angehängt, z. B. ^19^^^^*' von
ihnen Ex. 1,7, namentlich an solchen Präpositionen, die auch sonst
noch als Substantiva gebräuchlich sind: «WJ-^/H^-J:: und tm^^^f^s
Jos. 7, 21. 22 annot., ao^ö^'f^f^'- Gen. 7, 20, <^A|)A*.- Hen. 89, 4;
h9°^lhß"' G. Ad. 49, 9, "^hhti*"^'' Ps. 54, 17. Matth. 18, 20.
Num. 17, 2. Lev. 26, 46.
1 Es ist also weder der pluralische Bindelaut \. im Hebräischen an
manchen Präpositionen vor dem Suff, zu vergleichen, wie Philippi, Wesen
und Urspr. des St. c, S. 107, Prätorius, ZDMG XXVJI, S. 644 und Trumpp,
S. 560, N. 1 wollen, noch auch das c von jK-hH,-' "yMl.^ 7,H.-'- — ^J^l-
noch Barth, ZDMG XLII, S. 348 ff.
362 § 168. Conjunctionen.
4. Die Präposition fl^'ft'f'! in nimmt vor Suffixen die neue
Abstractform O^'tl'^'l*' das Innere, Innenseite an und hängt daran
die Suffixa, wie fld'fl^'Th-", also: ahfl-Wt^ll' fl>-ft't'^h<^-' Ohfl
'ti^s fl^ft't;^* (D-il'b't'f'^"' a>-ft't'f-'J • ^ An die Präposition
nftJ&V- treten die Suffixa nach Art gewöhnlicher Nomina an:
Ex. 26, 9. 36, 11; an die Pluralforra (\l}f^f^^'', wie an gewöhn-
liche Plurale, mit 'i: (\[\f*^±Wf^'' u. s. w.
5. OO^^' um nimmt, als wäre es noch keine volle Prä-
position, die Suffixa immer wie ein gewöhnliches Nomen im Acc.
an: 00^^^'- Ps. 30, 16, Ofl>-^! Marc. 3, 34, 0(0*-^' Jos. 21, 40,
OOhp.'ii Jos. 21, 39. 24, 33 u. s. f., ebenso ^ÖP^'l"- <^'>Ä^-- u. s. w.,
oder h^^flii' M^^:-' nach § 153, 1, T.^" h^h- h9^'' u. a.
nach § 154, 2, a.
III. Conjunctionen.
§ 168 Manche der unter den Präpositionen aufgeführten Verhältnis-
wörter werden zugleich als Conjunctionen gebraucht, sei es, dass
sie ursprünglich Präpositionen und erst abgeleiteter Weise Con-
junctionen sind, oder sei es umgekehrt. In der That liegt, da
eine Präposition immer im Status constructus- Verhältnis steht und
ferner ein Wort durch den Stat. constr. sich einen ganzen Satz
unterordnen kann, er mag durch ein Pron. relat. eingeleitet sein
oder nicht (z. B. h9"m^' ÜD^'- o^C^i^' r*ha,\r(^"' Maass
dessen dass, d. i. so lange der Bräutigam bei ihnen ist Marc. 2, 19),
die Möglichkeit des üebergangs von einer Präposition in eine
Conjunction klar vor, und manche Conjunctionen sind auf diese
Weise entstanden. Neben diesen giebt es andere, welche ursprüng-
lich blosse Adverbien sind und durch leichte Umbiegung des Sinnes
oder auch der Form die Kraft gewannen, Sätze mit einander zu
verbinden. Die meisten und die geläufigsten Conjunctionen sind
aber pronominalen Ursprungs und gehn, sofern das Pron. relat.
eben das zur Beziehung von Wörtern und Sätzen auf einander
dienende ist, gewöhnlich von einem Pron. relat. oder von einem
relativ gebrauchten Pron. demonstr. aus. Unter den Conjunctionen
selbst ist wieder ein sehr wesentlicher Unterschied der, dass einige
den Satz, den sie einleiten, sich strenger unterordnen, andere ihm
nur lose vortreten. Jene ersteren müssen notwendig immer an der
1 Die Form (O'tl'U'l*- ^^ Stat. constr. findet sich Rüppell II, 39
[D.H.Müller, Epigr. Denhn. S. 45]. _ JJ^hor (Il-f|'f;'|": s. jetzt auch
Barth, ZDMG XLII, S. 348, N. G.
§ 1G8. Conjunctionen. Oöo
Spitze des Satzes stehn und sind entweder mit relativen Fürwörtern
zusammengesetzt oder stehn im Stat. constr. ; diese sind nichts als
Adverbien, welche darum auch leicht wie andere adverbiale Wörtchen
hinter das erste oder die ersten Wörter des Satzes zurücktreten
oder gar wie Enclitica sich einem derselben anhängen können.
Sie folgen hier nach ihren Bedeutungen geordnet.
1. Fortsetzende, trennende, gegensätzliche, einschränkende
Conjunctionen.
1. Die einfachste Copula ist W und (1, ^), immer an das
folgende Wort angelehnt. Sie verbindet ebensowohl einzelne Wörter
als Sätze und entspricht öfters unserem stärkeren auch und nicht
selten unserem aber^ sofern das in der einen Sprache als eine ein-
fache Fortsetzung, Aneinanderreihung aufgefasst werden kann, was
in der andern mehr als Gegensatz ausgedrückt wird; oder auch
unserem oder, bis, z. B. „zwei tmd drei" für „zwei bis drei"
(Hen. 3). Doch sind für auch, aber und oder besondere Wörtchen
vorhanden, die in gewöhnlichem Gebrauch sind.
2. Bald trennend (disjunctiv), bald erklärend ist h(0*i oder
(J, 1J<) o] ); doch hat man für oder im Sinne von das heisst
auch eine Umschreibung mit »TlVLA', § 193, und für oder als sive
ebenfalls noch andere Ausdrücke, § 170.
3. Für den Begriff auch dient das eigentümliche Wort VL'?
immer enclitisch wie re und qiie^ ein Adverbium kürzester Bildung
von der Wurzel Ü^ § 62, z. B. a^T^'d^hO^^lH.' auch die Zöllner
Matth. 5, 46, Yxli'i'Hj auch du 18, 33, JiAVLPs auch die, die er hat
13, 12. Es dient auch zur Anreihung und ist dann = und, z. B.
"hii^M^XO^*' An»'lhh^''*'VL-" ich will euch und euer Haus ernähren
Gen. 50, 21. Am häufigsten kommt es vor in Verbindung mit CD,
ffl — Y.s und auch, ferner, und : (D'h'ihVL' und {auch) die Tiere
Gen. 1, 26; CD^nV.-" 1-Ä.A?- und wann ihr betet Matth. 6, 5. Es
verbindet in allen diesen Fällen ebensowohl einzelne Wörter wie
ganze Sätze. Häufig dient es dazu^, um aus den Fragewörtern
a^^'' und f^'i'^T' Indefinita zu machen (§ 147, b), jedoch nur in
Sätzen mit verneinendem Sinn.
1 Auch = o !^U G. Ad. S. 110, Z. 7 und Note 2.
2 Wenn nicht vielmehr aus einer Fragewurzel l'nn, Id abgeschwächt.
3 Wie f^f^ und ^«T.
364 § 168. Conjunctionen.
4. Etwas stärker als *L' ist 3^ ' , von der Wurzel V ebenso
gebildet wie *L' von der Wurzel Ö ^ Es kann zwar oft mit auch
übersetzt werden, ist aber genauer unser seinerseits, hinwiederum^
denn es hat seine Stelle da, wo ein Gegenseitigkeitsverhältnis statt-
findet, zwei oder mehrere Glieder (Wörter oder Sätze) sich ent-
sprechen; griechisch wäre es am ehesten durch jjLev oder de aus-
zudrücken; was ihr wollt, dass euch die Leute thun^ 'lü^' t^o^i
^'jr^tfD-j^: ß^Qs fji^f; {Ji^^ ihnen eurerseits Matth. 7, 12; wenn ihr den
Menschen ihre Schuld vergehet, f '1rÄ'*7' h\\ff^X' hfl^h^'^'s wird
auch euch euer Vater vergehen 6, 14. 15; dlio^' Hrt'^J?^' (Ot[9^
^CX' wie im Himmel, so auch auf Erden 6, 10. So wird sehr
oft (D — ^: zusammengesetzt = de, wenn etwas neues hinzugefügt
wird : (DliV^'Iri^' und die Priester aher (ihrerseits) u. s. f. Jos. 6, 13.
14. 9,3; vgl. namentlich die lehrreiche Stelle Matth. 13,37 — 39:
der Sämann ist des Menschen Sohn, (D'}^^{)'\^\' der AcJcer aher
ist die Welt, (Dw^f/t^' WCh' der gute Samen aher sind die Kinder
des Reichs u. s. f. Wenn zwei oder mehrere Glieder durch \'^ CD— Jr :
aneinandergereiht werden, entspricht dies unserem soivohl — als auch:
(D(DbY\-' h^'^l'^X' (Dhl^-f-o^'X- und es ^ogen soivohl sie als
ihre Könige aus Jos. 11,4; oder hl^W-AV^^: ^OCI- (Dh9^V?i,''
rnA' wie von allen andern Seiten so steigt auch von jener Seite
Thau auf Een.2S, 2; ebenso i^'- (D, z. B. (O^h'Pi,' (Dhü' J^AA.Ii-:
er sowohl als die, welche bei ihm waren Matth. 12, 3, oder
V^: _ fli _ Jr: Gen. 42, 35. Wie VI-' und zu gleichem Zweck wird
i^' auch dem Fragewort angehängt; doch nimmt tn^Y'i lieber V,' »
9^1^: lieber Jr: an^
5. Der Begriff aher wird, wenn er nicht mit besonderem
Nachdruck steht, regelmässig durch ü' ausgedrückt, das ebenfalls
immer enclitisch steht, von der Wurzel rt* (§ 62, 1, a) kommt
und zunächst da bedeutet; seine Grundbedeutung ist keineswegs
aher, sondern es wird einem Worte angehängt, um dieses n ach-
druck svoll hervorzuheben, und verleiht dadurch der äthiopischen
Rede besondere Feinheit und Kürze. Z. B.: sorget nicht für morgen,
7if|£7D: liPlT'rt: l'rh.A.- ACh^-" denn morgen ivird für sich seihst
1 -ni soll auch assyrisch sein; s. Haupt, Der keilinschr. Sintfluth-
bericht (Leipzig 1881), S. 29 [und Delitzsch, Assyr. Gramm. § 79, ß].
2 Weil Ü^^'lJ keinen guten Laut giebt.
^ Stösst 5^: mit dem auslautenden *} eines Nomens zusammen, so
ündet gewöhnlich keine Contraction (§ 55, c) statt, z. B. Lev. 25, 22. Deut.
2, 23. 29 (vgl. § 161, a); doch s. Num. 6, 4.
* Ganz ähnlich sind "^"^l", rT, c^i'.
7 v> I
§ 168. Conjiinctionen. 365
sorgen Matth. 6, 34; hf^: rilA-S-rt-' h'H" ah1\l.h'nih.C' wenn
du wirklich der Sohn Gottes bist 4, 3; Gen. 4, 25. Matth. 3, 15.
6, 9. 21, 13. Jos. 23, 2. Hen. 15, 7. IG, 3 u. s. w. Daher entspricht
es auch einem juev, wo dieses hervorhebt: ''7?i^4-rt' 'flH*^' (D'l
04-= 'h^t^'i' 6 jLiev i^egiojLidg nolvc;, ol Se egyarai oUyoi Matth.
9,37; ^l\{\' ^h' fö^^'d' OlJiRöl-: \\%f\(D-' Gen 27,22; so-
wohl für /.ih als für de steht es z. B. Joh. 3, 29. 30. Ueber die
Stelking von {l- im Satze vgl.: ai?iA" f>Yi>'(\h'{i' Tob. 12, 10, wo
jüngere Handschriften (Dtxhd' J&Ai»'flfr5 bieten. Um einen be-
sonders starken Nachdruck hervorzubringen, kann es auch mehreren
Wörtern des Satzes angehängt werden: h9^?*9^ll' hlXlfl' fiS.^
^\' von heute an wird er mich nun gewiss lieben Gen. 30, 20.
Wenn es wirklich nur unser aber oder das griechische fortschrei-
tende oder gegensätzliche de ausdrückt, wird es oft noch mit (D
verbunden: Ö9— rts, z. B. (D}\irDf^: wenn aber'^.
6. Stärker und fast nur nach Sätzen mit verneinendem Sinn
drückt den Gegensatz aus h^' sondern, vielmehr, gebildet aus
A = 5 (§ 62) und h9^ = h9^ wenn (§ 170)^ es wird ziemlich
häufig gebraucht und steht immer am Anfang des Satzes, z. B.:
der Mensch lebt nicht vom JBrod allein, Y\f\' nW"A*' ^A- sondern
von jedem Wort Matth. 4, 4. Im Sinne von ivenn nicht steht es
ehrest, p. 4, 1. 21; p. 92, 1. 13. In Uebersetzungen aus dem
Arabischen entspricht es auch !^J ausser, z. B. Yx^i' Yi^f*' ausser
ivenn G. Ad. 148, 1.
7. In ähnlichem Sinn wird nach einer Verneinung oft auch
lKll{\^' und \lM({^'' (§ 166, Nr. 23) gebraucht: Matth. 9, 12.
16, 23. Marc. 7, 15. Ps. 43, 5.
8. Auch fl/h'fr' (§ 163, 2), das eigentlich nur bedeutet, wird
oft für doch, vielmehr, aber gebraucht. Es wird dann in der Regel
1 Ueber lirtVl--' (ifrtVhO s. m. Lex., col. 1056 f. und vgl. Prätoriüs,
Beitr. z. Assyr., I, S. 26.
2 Also wie jij ojebildet. Anderer Ansicht ist Nöldeke, der in einem
Briefe vom 4. Dez. 1882 ^^: als dXM erklärt, das durch Vermittelung des
Koptischen, wo es ganz üblich ist (vgl. Stern's Gramm.), in's Aethiopische
w
gedrungen sei. Gegen eine Zusammenstellung mit j^l macht dort derselbe
Gelehrte geltend, dass lä sonst im Geez nicht bezeugt ist, dass sich m
und n im Geez nicht progressiv assimiliren und dass die semitischen Par-
tikeln für den Begriff wenn stets i enthalten (-»l = *H = Qit^n)-
»^t)« § 169. Conjiinctionen.
einem andern Worte, meistens dem Hauptworte, auf das es an-
kommt, nachgesetzt: hlilh*' Q^'U'- fiMnh'dih.C' gehet viel-
mehr Gott Matth. 5, 33; J&Tfh'}: ([h\'l^' JlCSfl^" es sei vielmehr
eure Rede V. 37. 10, 6; KA-" AulnV-' Orhi^-" h9^Vi' die doch nicht
zu uns gehören 1 Joh. 2, 19. Mit (D zusammengesetzt, IDflrlhi^-'j
drückt es aher {sondern) aus: ÄDOrhiJ' 0'*k' aber hütet euch!
Matth. 6, 1. 8, 4; flin/h*-" ?i-flAlntf»-." aber ich sage euch Matth.
8, 11; Cöfl/h*: ¥Cl^•■ aber fürchtet den, der u. s. f. 10, 28;
auch von W getrennt: (Dh'üMlf'^'' ' flrh+' ich sage euch aber
Matth. 17, 12, und so oft. Ausserdem kann im selben Satze noch
fi'- stehn : (Dh^A' KiL^ß^'l"- ArTii^-" j&h-fcs 'ühfL^'- wenn aber
jenes Weib nicht will Gen. 24,8; (Dd^h-P- Mi^O-fi'- Ä.ffrft! Kf
^ao^: aber Jesus selbst taufte nicht Joh. 4, 2.
9. lieber Hh^'^''' vielmehr (auch zusammengesetzt: tl'h'}i\ti'
^hf^' sondern vielmehr Marc. 7, 15) s. § 163, 2.
2. Folgernde, begründende, bezweckende Conjunctionen.
§ 169 1. Eine Folgerung bezeichnet ih' nun, also, immer enclitisch
und wahrscheinlich verkürzt aus ]5, § 64, b. Es ist sehr häufig,
namentlich im N. T., z. B.: (DYtti^lrih' 'hfl^AÄ"-" und alle Ge-
schlechter somit sind u. s. w. Matth. 1, 17; h'}fi^' ich aber nun
Matth. 3, 11. Es wird auch an h angehängt, zur Verstärkung
der Verwunderung: yt\h^^9^V^lr' o was für Lehrer!. Dem vocal-
losen *7' T" eines Verbums kann sich das Je von ih' assimiliren :
Mß:%'' Gen. 33, 15.
2. Ebenfalls zunächst folgernd, also, nun, dann aber auch
so viel wie nun denn, sofort ist ?i'}h', das immer einem der ersten
Wörter des Satzes nachgesetzt vrird und von "hlr und h , § 64, b,
abzuleiten ist. Es ist sehr häufig, z. B. ^9^'}^'- Mh' ^^^0
(h\' warum zürnet ihr mir also? Joh. 7, 23. Oft steht es neben
h,: = so denn nun, z. B. '7fl4-ll,s ItxlrXl' iP^Tf-' ^d»' so bringet
denn nun gute Früchte Matth. 3, 8. 5, 13. 6, 31. 10, 26. 22, 9; oder
es wird durch tl' verstärkt: Ah» "hlXlti- "hü' Ä^^'^f-" 50 gehe
denn nun zu meiner Magd hinein Gen. 16, 2. 29, 19. 21. Hen. 16, 4.
Auch kann es dann, durch andere Enclitica verstärkt, an den
Anfang des Satzes treten: }i'}hl)1fl>: Matth. 19, 6. In der Erzählung
drückt es, zu einem Perfect oder Imperfect gesetzt, mit (D zusammen
und so aus^: (Dlx'W' "hlrXX' und sie fingen nun an Hen. 86, 6.
^ Dem T und *| consecutivum der Hebräer entsprechend.
4? KiO. Cniijuiicl ioiiPii. o()7
93, 3; tflJP 7.'/^ >!<"*'"• ?i'>hs WMt? er tvird sie (nun) so/br^ drängen
Hen. 62, 10. Ex. 5, 7. 10. (i, 7. 7, 5; oder es entspricht in gewissen
Verbindungen unserem noch : ^irli'f' -' Ti'iil • (einmal nun) noch
einmal Jud. 16, 28. lieber h^ — Ji'J'h" nicht mehr, ovxhi, i.ii]xhi
s. d. Lex.
3. Aehnlich zusammengesetzt, aber an Bedeutung etwas ver-
schieden ist das meist nachgesetzte, nur hie und da vorantretende
h'i.'^' uQa. Es steht fast immer in Fragen und leitet aus be-
kannten Voraussetzungen mit Wahrscheinlichkeit sich ergebende
Folgerungen ab: wohl?, doch wohl nun? u. s. w. : «w^-: "hlrP'
fOfl.= iver ist nun wohl der grössere? Matth. 18, 1; Tx'iP'' hl'i
lif'i'l'' }i''^''i'l^' (O't^rF^f^'' so sind doch wohl ihre Kinder frei?
17,26; ohne Fragewort: MP' AK-rh-'h ^ÖiU\\^^-' iw>'}«7/*'"(-:
so ist doch lüohl das Reich mi euch gekommen? 12, 28; s. auch
t^'l' MP' Matth. 19,25; 9^1'V' ItxlP' 19, 27. Sehr bezeich-
nend auch: #wj^: ItxlP' fl^?i'(J-' lOi^s was ist nun wohl das
für ein Mensch (nämlich der die von ihm gethanen Dinge thun
kann ; also folgernd aus seinen Thaten) Matth. 8, 27. Der Bedeutungs-
unterschied von h*}!! • muss in P^ liegen: wenn ?i^h = = (da)
siehe^ dass = daher, also, so muss ItiiP ' sein siehe doch oder
siehe, was! Daraus erklärt sich ein Gebrauch wie Marc. 1, 37
IhlfP' W"/!-* f 'If/^'iM-h' es sucht dich ja alles, wo auf etwas be-
kanntes, das auch vom Angeredeten hätte in Betracht genommen
w^erden können, hingewiesen wird.
4. Begründend ist htl^"^' (aus rt und <^ § 64, b) weil und
denn^, fast das einzige Wort für diesen Begriff und sehr häufig
gebraucht. Seltener wie ön = dass (§ 203).
5. Das Pron. relativum, neutrisch aufgefasst, H *, ist auch
dass (so dass) und weil.
6. Das gewöhnliche Wort für dass ist h^"^' ^ (gemäss dem
was; wie), das auch als Präposition gebräuchlich ist, § 165, 6. Es
bedeutet ebensowohl dass, sodass als damit und muss in letzterem
Falle immer den Subjunctiv nach sich haben. Mit h^ zusammen
(h^^- hj bedeutet es dass nicht, damit nicht.
1 Wie auch ^3 beides vereinigt.
2 Wie ntrx, 'U^, ?, ^f^, quod.
3 Wie wg, öjcmg, Z^^, iit. — Nach Nöldeke, GGA 1886, No. 26,
S. 1013 ist \\0O: dass verschieden von i\ffD: ivie = U.5 und ist zu L^Ä5
zu stellen, da im Tigrina le = S "'^ eine grosse Rolle spielt.
368 § 169. Conjunctionen.
7. Die Präposition A (§ 164, 2), welche den Zweck ausdrückt,
wird, wie J im Arabischen, auch einem ganzen Satze vorgesetzt,
um einen Wunsch, einen Befehl oder eine Absicht auszudrücken.
Sie wird in unabhängigen Sätzen und in abhängigen Finalsätzen
(vgl. m. Lex. col. 24 und Hexa'em. 15, 3) gebraucht und muss
immer den Subjunctiv nach sich haben, dem sie unmittelbar vor-
tritt. Offenbar hängt von diesem A im Stat. constr. der ganze
folgende Satz ab; es müsste eigentlich lauten Alf dasu dass, wo-
bei aber wegen der kurzen Redeweise eines Befehlenden oder
Wünschenden H nie in Anwendung kommt.
8. "hilll', eigentlich bis dass (auch Präposition § 165, 5),
ist weiterhin auch sodass^ z. B. Jos. 23, 5. 13; da es indessen schon
häufig als Präposition gebraucht wird, so setzt man es wieder mit
fid' zusammen: ?iflh: fifi' bis wann^ auch sodass, Sore, Matth.
8, 24. 28. 13, 2. 54. 15, 31 u. s. f. Im Hexaemeron entspricht es
(mit Indic. oder Subj. verbunden) öfters ^5-^^, z. B. 5, 15; 9, 17;
s. auch G. Ad. 27, 11.
9. Mflti'- und n}l'i(\^'' (§ 166, 23) kann sich auch im
Sinne von ohne dass, sodass nicht einen ganzen Satz unterordnen :
Matth. 10, 29 u. s. w. (Es sollte eigentlich voller Ti^HArf-- lauten.)
10. Endlich gehört hieher das seinem Ursprung nach so sehr
dunkle Wort ^%'. Dies entspricht manchmal unserem vielleicht
und drückt Zweifel, üngewissheit oder blosse Wahrscheinlichkeit
aus: dh^fh^^C' W' P"T." es ist vielleicht aus Unwissenheit ge-
scheht Gen. 43, 12. 20, 11. Luc. 11, 20; viel häufiger aber wird es
angewandt, wenn das Ungewisse zugleich Besorgnis erregt, und
entspricht dann dem griechischen jutjjiote, hebr. J9 und unserem
dass nur nicht!: P-T.." ß»(rD^}^: HJ&h'fl^h-' es dürfte sonst leicht
einer kommen, der mehr geehrt ist als du Luc. 14, 8; ^%' M-
'h't*iWh*^' 9^l\M' dass ich nur nicht mit ihr untergehe Hen. 65, 3;
fl'/&?iH.3l" P"?.' yiUÖ^' hf^lhi und nun steht ^u besorgen, dass
er seine Hand ausstrecke Gen. 3, 22; P*T,! 'ThM.- da könntest du
leicht in Sünde geraten Deut. 4, 19. Gen. 26, 9. Deut. 8, 12 — 14.
Gen. 38, 11. Daher nach Verben des Fürchtens und Sichhütens:
Itid^Ci) ' ?'% • iu't'd.^^- ' ich fürchte, ihr wollet vielleicht Glicht
Hen. 6, 3; (^4» = P"T.-" Apoc. 22, 9. Hiernach muss das Wort
eigentlich bedeuten : es dürfte sein, dass oder es steht zu be-
fürchten, dass^.
^ Sodass 7J^: = ^^ (§ 64, b), P* aber aus irgend einem längeren Wort
bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt zu sein scheint, etwa aus einem Optativ
§ 170. Conjunctionen. 369
3. Bedingungs- und Zeitverhältnisse ausdrückende Conjunctionen.
Für diese beiden Verhältnisse hat das Aethiopische, wie auch § 170
andere Sprachen, zum Teil die gleichen Wörter.
1. Von dem fragenden und bezüglichen <"' mit vorgesetztem
Hauchlaut (§ 64, b) leitet sich ab: h^' als Zeit-, h^'- als Be-
dingungspartikel, ein Unterschied, der rein lautlicher Natur ist
und sich gewiss erst im Laufe der Zeit ausgeprägt hat^. h^'^'
wanrij als ist nicht so sehr häufig und wird meist durch fid' er-
setzt; wo es steht, hat es noch den vollen Sinn von ^ur Zeit als
(vgl. auch § 161, b). Es wird zusammengesetzt zu "M^tx^^' seit,
z. ß. Gen. 11, 10 (u. 0.) und zu IhlÜl' h^^' (s. unten). Dagegen ist
in Uh^^' als (Ps. 3, üeberschrift u. s. w.) h^"^' dem Rel. nach-
gesetzte (§ 164) Präposition, also eigentlich: ^wr Zeit davon dass.
YiifOi ivenn^ ist das gewöhnliche Bedingungswörtchen, das steht,
wenn etwas wirkliches oder mögliches gesetzt wird ; es wird zu-
sammengesetzt mit A- tilti^^' (gegen wann hin d. i.) für den Fall
dass, so viel als ?i<^s wenn, z. B. Ps. 45, 2. Gen. 15, 5. 18, 24.
Matth. 11, 23. Beide bedeuten in abhängiger Frage: ob. Wenn
nicht, ob nicht wird durch Anfügung der Verneinung ausgedrückt:
h^'- K oder Ah«^! K,- Wenn auch ist h^"/.' (AJi^^Yj) oder
(Dli^'^'L'. Wird "ho^X' oder "ho^H^ wiederholt, so werden zwei
mögliche Fälle einander gegenübergestellt : sive — sive^ sei es dass
— oder, z. B. Txoo^i ^^(D^'- ail\tn*\i ^^: 1 Cor. 3, 22; ?i</»
*L' }i(Ds (DTti^t- hAO- Matth. 5, 37. Doch kann (Dho^^L- oder
fl'Ah'^' unter Umständen schon an und für sich oder bedeuten:
Matth. 12, 25. Hen. 59, 2. Ist dagegen oder im ausschliessenden
(disjunctiven) Sinne gemeint, so wird die Verneinung l\\\- nicht
mit "ho^' zu "h^^i M}' oder Itx'^'M^' zusammengezogen, und dies
bedeutet dann 1. oder (aut), z. B. Luc. 2, 24 und wiederholt h*^
h\i' — (Dh'^Mi: oder h^lhlifi '- — h'^hM ' entweder — oder
(s. § 206), oder 2. tvo nicht d. i. sonst (sin minus): Marc. 2, 21.
Matth. 6, 1. 24 u. s. f.
2. Verkürzt aus Tti^"*' ist M^, meist an der Spitze des Nach-
von H'n, ninC?), als wäre es ^^ 1n^ (?), oder von lf, ^ erweicht, sodass
T T TT ^ • : -^
P"T,' eigentlich ob dass (^^f «J) wäre.
1 Vgl, ^A; (wenn nicht, ausser) sondern,
Dillmann, Aetbiop. Sprache, 2, Aufl. 24
370 § 170. Conjunctionen.
Satzes irrealer Conditionalsätze stehend^ und griechischem äv ent-
sprechend*. Es wird, da es nicht mehr ein eigentliches Bedingungs-
wörtchen ist, sondern an der Spitze des Nachsatzes nur noch ein-
mal andeuten soll, dass der ganze Satz bloss bedingt aufzufassen
ist, immer einem andern Worte vorn angelehnt (wie hJ^Vftrh«'
sie würden Busse gethan haben Matth. 11, 21), weshalb a von Ji^^"-
(meist) abgefallen ist. Weiterhin wird "^9^ auch in Wunschsätzen
gebraucht, wenn die Erfüllung des .Wunsches als zweifelhaft oder
unwahrscheinlich dargestellt werden soll: a^'h' 'h9^\\d*hX' o dass
mir einer mitteilte!.
3. fid' (§§ 62, 1, a; 166, Nr. 38), eigentlich im da^ daj wird
meist relativ gebraucht wie unser c?a, als, wann und ist die ge-
wöhnliche Zeitpartikel. Hie und da findet man, namentlich wenn
Enclitica daran angehängt sind, in alten Handschriften und Drucken
auch noch die Form ^O.-- (§§ 166, Nr. 38; 167, 3), z. B. fiO^fi'
wann aber, Öihlh' wann wohl. In irrealen Conditionalsätzen wird
Ö([i als Bedingnngspartikel wenn^ gebraucht, mit folgendem ?iJ^
im Nachsatze : den Uebergang zu dieser Bedeutung bildet der Ge-
brauch in Wunschsätzen, wo man wie <w>^: o dass doch einer!
(§ 199) so auch ^0= o dass doch irgendwann! sagte.
4. "hTfati- und Uh'idii' (eigentlich: wenn nicht, ausser
§ 166, Nr. 23 und ohne dass § 169, 9) wird auch von der Zeit
gebraucht: da noch nicht, ehe., und dann mit dem Subj. verbunden
(§ 90); ebenso auch mehr bedingend: es sei denn dass., ausser,
Matth. 19,9. 11; HTi'XIA: tx^Oi ausser wenn, Matth. 12, 29.
5. "hlifi' indem, während spielt im Gebiet der Conjunctionen
dieselbe Rolle wie 'h'i'V'^ (§ 166, Nr. 19) unter den Präpositionen.
Das vorgesetzte Itx'i {da, siehe) setzt gleichsam die relative Con-
junction H* dass in den Accusativ, um so den ganzen dadurch ein-
geleiteten Satz im Accusativ der nähern Bestimmung oder als
Zustandssatz dem Verbum des Hauptsatzes unterzuordnen: da
dass, in dem (Zustande) dass. Dieses ?i'}H' wird ausserordentlich
häufig gebraucht, um die fehlenden Participien zu ersetzen (ganz
wie das deutsche indem) , oder auch gleichbedeutend mit dem
^ Doch s. G. Ad. 54, 25 liAP' H?i5^Jfl5f' ^^ tvären wir nicht gewesen
und vgl. ebend. 55, 2.
2 Es verhält sich zu YiifOs wie äv zu idv {sl äv).
^ Es entspricht dann it?, ••J.
* Das selbst wiederum , wenn auch nur selten , als Conjunction
vorkommt.
§ 171. Conjiinctionen. '^' ^
Gerundium (§ 123) und öfters für dieses, wenn es aus besondern
Gründen nicht angebt, das Gerundium zu bilden oder zu gebrauchen.
Oft entspricht es unserem obgleich, namentlich nach Verneinungen
oder in verneinenden Sätzen, z. B. er ass nichts kostbares hlftl'
(\Öl\' fl>*?i'l--' da er doch (obgleich er) reich war; oder Matth. 13, 13.
6. htlll' bis dass (auch hhM' § 160) wird auch zeitlich
gebraucht; doch steht dafür häufiger hMl' h^^' bis wann , bis,
Matth. 2, 13. 15, auch so lange als, Gant. 3, 5; oder Jifth«' öü-
bis als, bis, Matth. 2, 9. 5, 18. 26.
7. }\9^l\^'', seltner Ahi^^h^s und iih^' h^-", aus Tti^o:
und h^"^', ist sobald als, Matth. 5, 23. 9, 21 u. s. w.; s. m. Lex.,
col. 829 f.
8. Ursprüngliche Präpositionen, die ohne nachgesetztes Rela-
tivum als Conjunctionen gebraucht werden, sind h'J^^'^d' nach-
dem (sehr häufig) und h9^^^f'^' bevor, ehe, auch ^f^'tw-, die
beiden letzteren mit dem Subj. verbunden (§ 90); ferner oo(V\'l'i
l\9^mY' und aWrmY' so lange als, z. B. Marc. 2, 19. Matth. 9, 15.
Gal. 4, 1. Ps. 103, 34 (s. §§ 166, 35 und 157, 1).
9. Mit dem rel. H zusammengesetzt sind "h^^ti' von da an
dass d. i. nachdem, Hen. 6, 1. Matth. 20, 8. Gen. 24, 22, und flH--
indem (= Mn-), als, Gen. 24, 36. 40, 15.
10. Ausserdem können noch manche Präpositionen und Sub-
stantiva, indem sie in den Stat. constr. treten, auch als Conjunc-
tionen gebraucht werden, wobei H bald hinzugesetzt, bald weg-
gelassen wird: IJL' wann, ivann nur immer (Zeit von), Marc. 14,7;
lif '>'^: H statt dass, Jos. 24, 20 oder V^l-t*'- K^(D: dafür dass
er sich abmühte-, "i'flJ-Ani^ iui\^9*' dafür dass sie ihn gespeist,
(IKlr'ti H deswegen weil, Hen. 13, 2. Gen. 6, 6. Marc. 1, 44, dafür
dass Gen. 29, 27, und noch mehrere andere.
Es ergiebt sich aus der Uebersicht über die Adverbien, §171
Präpositionen und Conjunctionen, dass das Aethiopische eine grosse
Menge von Wörtchen besitzt, die unselbständig geworden anderen
stärkeren Wörtern vorn oder hinten angelehnt werden. Die An-
lehnung vorn ist auch in den andern semitischen Sprachen sehr
geläufig und trifft, wie im Gebiet der Fürwörter Tf und It, so auch
im Gebiet der Partikeln nur die sehr kurzen einsilbigen Wörtchen,
die zu schwach sind, um selbständig zu bleiben und einen eigenen
Ton zu tragen, nämlich die Präpositionen fl; A> li9^, die Con-
junctionen A, flJ) H? 1x9^, die Negation /i,, das Interrogativum ^
24*
^'^2 § 171. Conjunctionen.
und die Interjection Ai^, welch letztere übrigens auch nachgesetzt
werden kann. Diese Wörtchen vereinigen sich mit dem Wort,
dem sie vortreten, zur Toneinheit und behaupten nur, wenn sie
lange Vocale haben, noch eine Art selbständigen Tones. Gleich-
wohl ist ihre Verbindung mit dem Worte nicht so enge, dass sie
auf die Lautverhältnisse einwirkte: der An- und Auslaut beider
zusammentreffender Wörter bleibt immer unverändert ; nur h^
macht in gewissen Fällen einen stärkeren Einfluss auf den Anlaut
des folgenden Wortes geltend (§ 48, 5).
Aber alle diese Wörtchen lehnen sich im Aethiopischen nur
deshalb vorn an ein Wort, weil sie ihrem Begriff nach teils an
der Spitze des Satzes, teils vor dem Worte, vor das sie treten,
stehn müssen^. Wo aber sonst ein Wörtchen seinem Begriff nach
als untergeordnet und zu einem Hauptbegriff nur hinzugefügt er-
scheint, hat das Aethiopische den Zug, ein solches Wort dem
Hauptbegriff nachzusetzen oder als Encliticon hinten anzuhängen.
Fast alle diese feineren geistigeren Wörtchen, welche die Haupt-
denkverhältnisse leicht und kurz ausdrücken oder blosse Schat-
tirungen zu den stärkeren Begriffen beibringen, werden ihrer unter-
geordneten Bedeutung gemäss nachgesetzt ; sie verschwinden darum
nicht und verlieren nichts von der ihnen zukommenden Wichtig-
keit, aber der Fhiss der Rede wird leichter und gefügiger und das
ganze übersichtlicher, wenn die feinen Nebenbegriffe zurücktreten
und als leicht aufgetragene Färbungen der Hauptgestalten des
Satzes erscheinen. Zwar sehen wir aus einzelnen Erscheinungen
der andern semitischen Sprachen, dass auch sie diese Fähigkeit
der Nachstellung einzelner Wörter haben, aber so ausgedehnten
Gebrauch davon wie das Aethiop^'sche hat keine andere semitische
Sprache gemacht: das Aethiopische hingegen hat, indem es jenen
Grundsatz fast allgemein durchführte, einen entschiedenen Fort-
schritt bekundet, hat sich den indoeuropäischen Sprachen genähert
und für die Leichtigkeit und Gefügigkeit des Satzbaues viel ge-
wonnen. Fast immer nachgesetzt werden h'Jhs YxliP' flrh'Jj'j
oft auch ■8h«''**', und stets h^WJ: und hflVb'; nur enclitisch sind
X} *L' %' *L' \h' II- s V-! tmt V" ii' h' fi'- •/•", öfters auch K Wie
die Enclitica anderer Sprachen hängen sich aber auch die äthio-
^ Ausserdem die nur noch in Zusammensetzungen vorkommenden
h'i, hA, h u. s f
2 Aber selbst hier durchbrechen einzelne Präpositionen das obige
Gesetz, indem sie wenigstens an Pronomina hie und da auch hinten an-
treten können, wie in den indoeuropäischen Sprachen.
§ 171. Conjuiietiüiieii. 873
pischen nur äusserlich an und ändern in der Regel an den Laut-
verhältnissen des Wortes, an das sie treten, nichts. Auch bleiben
dabei die Tonverhältnisse des Wortes unverändert, vgl. Trumpf,
S. 559; doch s. § 59. Nur einige v^enige Enclitica führen Laut-
veränderungen herbei. Wie das ^i des Vocativs antritt, ist schon
in § 142 gezeigt worden. Vor fl' lässt M' äna ich sein zweites a
regelmässig schwinden, also immer h'ifl'' Dass auch andere
Wörter mit ähnlichen Lautverhältnissen vor rts ihr auslautendes a
aufgeben, kommt sehr selten oder gar nicht vor ; denn wenn
Deut. 11, 27. 28 fl^h'l'rt.- und (Dood^dz in Abhängigkeit von
einem Verbum (V. 26) stehn, so kann dies auch nach § 143 er-
klärt werden^. Vor dem t\ im Sinne von ^"Rt erscheint hie und
da statt eines auslautenden a wieder ursprüngliches t (§ 167, 3):
^llti^h'- Num. 20, 19 ann., '^(\»h'' Jos. 10, 4 ann., oder a dehnt
sich zu ä: f^'H^ih' Num. 20, 19 ann. '^, oder wird abgeworfen:
hlhYitlh' Nnm. 20, IS ann.; vgl. 2 Reg. 2, 5. 4 Reg. 5, 26. 19,29.
Ebenso kommt auch sonst vor Anhängseln leicht ein ursprüng-
liches, später zu a gewordenes auslautendes e wieder zum Vorschein,
wie in fia- (§ 170, 3), h^'-, ^mV-" u. s. f. (§ 167, 3).
Von diesen hinten oder vorn angelehnten Wörtchen können
nicht nur je eines, sondern auch zwei, drei und mehr an ein Wort
treten, z.B. «»Ah^rtlrt! und wenn aber nun, ÖJftHhi^/ifi'H'flSis
und hinwiederum an dem der vom Volke (ist), YxlrMh' ich aber
nun, flJVf"AX2^' und auch überall u. s. f.
1 Hienach ist auch Col. 1, 23 i'iPf JP*!!-: 0^Ä>' (Platt unrichtig
0<P^:) a)fih\}*L' zu erklären (vgl. Col. 1, 25. Eph. 3, 7). In f,^d„^'
#il5^" A^fl^s JPs. 12, 6 ist 3^ sicher als Pron. sufF. zu fassen (gegen Ludolf).
2 Vgl. ä im Bilin, Quara, Saho und 'Afar; Reinisch, Wörterb. d.
Bilmspr. S. 1.
374
DRITTER TEIL.
SYNTAX.
In jedem, auch dem einfachsten Satze müssen notwendig
enthalten sein eine Person oder ein Gegenstand, von dem etwas
ausgesagt wird, das Subject, und das, was von ihm ausgesagt
wird, die Aussage oder das Prädicat. Wo diese beiden Glieder
vorhanden sind, ist ein vollkommener Satz; wo das eine oder
andere fehlt, ist der Satz unvollkommen. Von diesen zwei Grund-
bestandteilen aus kann sich aber ein Satz weiter und weiter bis
zu grosser Länge ausdehnen, indem er entweder um das Subject
oder um das Prädicat sich andere Worte anlagern lässt, um welche
dann wieder andere sich anlagern können u. s. f. Alle solche um
ein Grundglied des Satzes sich schaarenden Satzglieder müssen auf
irgend eine Weise ihre Zugehörigkeit zu demselben zu erkennen
geben, und es ist eben die Satzlehre oder Syntax, in der die
Arten, auf welche, und die Mittel, durch welche ein Grundglied
sich mit anderen Worten und Bestimmungen verbinden kann,
näher nachzuweisen sind. Die einfachen Sätze selbst zerfallen je
nach ihrem besonderen Sinne wieder in verschiedene Arten. End-
lich können zwei an sich vollständige Sätze in einem gewissen
Gegenseitigkeitsverhältnis zu einander stehn, sodass keiner ohne
den andern, sondern nur beide miteinander den Gedanken zum
vollen Ausdruck bringen, wonach sich dem einfachen Satz der
zusammengesetzte Satz als eine besondere Art entgegenstellt. Dem-
nach behandelt die Syntax zunächst die Erweiterung der Haupt-
glieder des Satzes durch Nebenglieder oder
A. Die Hauptwortgruppen des Satzes.
In allen Arten von Wortgruppen kommen Nomina vor, und
da auch der Bau dieser Gruppen sich manchmal verschieden ge-
§ 172. Uinsclireibuiig" des Artikels. ö7o
staltet, je naclideni die darin befindlichen Nomina bestimmt oder
unbestimmt sind, so betrachten wir:
L Die Umschreibung des Artikels.
Das Aethiopische hat keinen Artikel ausgebildet, ebensowenig § 172
wie die übrigen abessinischen Sprachen ^ und das Assyrische, und
hat sich somit auf einer altertümlicheren Stufe erhalten als die
andern semitischen Sprachen^, Natürlicher Weise haben sich ihm
verschiedene Mittel und Wege eröffnet, um das bestimmte Nomen
vom unbestimmten zu unterscheiden, aber alles ist noch frei und
im ersten Werden ; bis zur Erzeugung eines ständigen Artikels
ist keine Bahn verfolgt.
1. Um ein Wort als bestimmt darzustellen, bedarf es in
vielen Fällen nicht erst eines Beisatzes, weil schon durch den Sinn
und Zusammenhang nahegelegt ist, wer oder was gemeint sei,
und kein Zweifel stattfinden kann. ßegriflPe, die einzig in ihrer
Art sind, sind schon hiedurch stets bestimmt, wie h9^^i}' Gott,
0^J&: Sonne, "f*^'- Tod, flhJRr»^-- Lehen, TP^l^^'- Osten; es
müsste vielmehr umgekehrt, wenn sie unbestimmt oder in einer
ihrer besondern Arten zu denken sind, dies durch einen besondern
Beisatz ausgedrückt werden, z. B. ^^*: h\h^' ein böser Tod,
h9^^Y}' ^h^C' ein fremder Gott. Ebenso sind alle Eigennamen
an sich bestimmt. Sodann wird in andern Sprachen der bestimmte
Artikel gebraucht, um auf ein schon erwähntes zurückzuweisen,
z. B. der Mann, nämlich von dem vorher die Rede war. Nun ist
aber im Flusse oder Zusammenhange der Rede meist von selbst
klar, dass dasselbe gemeint sei, was vorher erwähnt war, und
darum kann auch der zurückweisende Artikel entbehrt werden,
z. B. Matth. 4, 25 es folgten ihm viele Leute (hfhH'W 'flfrr^'JO?
worauf 5, 1 mit (DCh?'' hthHd' und als er die Leute sah fort-
gefahren wird, ohne weitere Andeutung einer Determination, weil
sich diese von selbst ergiebt. In andern Fällen, in denen Sprachen
mit Artikel diesen gebrauchen, ist er um so überflüssiger, als der
Beisatz, durch den das Wort mit dem Artikel erst determinirt
wird, unmittelbar daneben steht, z. B. rhlifl' htt^h»^' das Volk
Israel, ao'y^/^'t"' rt*^^^: das Himmelreich.
1 Mit Ausnahme des Saho.
2 Dagegen will D. H. Müller, Ei)igr. Denlcm. S. 68 (vgl. Ss. 20, 72)
aus dem Vorkommen des postponirten sabäischen Artikels an schliessen,
dass auch das Geez einst den Artikel gehabt und ihn wieder aufgegeben
habe, eine Ansicht, der wir nicht beizupflichten vermögen.
376 § 172. Umschreibung des Artikels.
a) Sollte aber Sinn und Zusammenhang nicht genügen, um
jedem Missverständnis vorzubeugen, so kann das Aethiopische auf
verschiedene Weise nachhelfen. Zunächst durch die Hinzufügung
des zurückweisenden Pronomens (D^'h'l^i^: Kai eXaße äno rcov
Xi^mv Tov Tonov Wz/^h' hl^fl^hi^! h'ü'i'' IKO-'h-p: -dih.C'-
Gen. 28, 11; xal vyjM^] 6 äv&Qcojiog (D'tiiOti' (O'h'P' 'ühfL'
Gen. 26, 13; vgl. auch Tob. 6, 2. 3. 13. 12, 5; Chrest p. 26, 11. 8.
11. 29 u. ö.; oder, vrenn die frühere Erwähnung etwas weiter zurück-
liegt, durch T/lfl*--, z. B. Gen. 27, 16. Num. 20, 8 (vgl. mit V. 9).
Ruth 4, 1; sehr häufig durch TlVl-!, z. B. Tob. 6, 4. 6. 13. 8, 2. 3.
11, 3. 5. 7. 12, 1; auch durch 'H, Tob. 6, 4. 11, 3, und durch
IfJ^", Tob. 6, 16. 12, 2. Dem gleichen Zweck dient oft noch
besser die Anhängung eines Pron. sufF., z. B. xal jiQogrjX'&ov ol
jua'&fjTai {die Jünger d. i. Christi Jünger) «J'Cfl"- hMh^O'' Matth.
18, 1; hAh.!/*«^-- M(0-'' die beiden Brüder Matth. 20, 24
(während Yl^h»'^' h'hO^' wäre ^wei Brüder, vgl. Matth. 20, 30),
und sogar ev reo iviavxcp exeivco d^ii^'tlÜ'' im Jahr davon Deut.
14, 28; htl^"'' d,?k9^\b' O^^ÖHj}*- TisnXrjQCOVTai ydg ai fjjusQai
Gen. 29, 21; lti9^'l'' iltitl'' hh9^^' hr'^ü.lh' äno rfjg ovTifjg
jud'&STE TTjv Tiagaßohjv Matth. 24, 32. Und diese Rückweisung
durch ein Genitivsuffix ist in manchen Fällen so notwendig und
ständig, dass sie selbst dann nicht unterlassen wird, wenn schon
ein Pron. dem. dabei steht, z. B. 11^^'- IfJ*-" <^Ah(^-■ (Doo
K'rh^*' Tivog f} eIxcov avir] xal fj EJZiyQa(prj ; Matth. 22, 20.
h) Von solchen Fällen aus hat sich der Gebrauch des Pron.
suff. zum Ersatz des Artikels aber auch auf solche Fälle ausge-
dehnt, wo uns ein Genitivverhältnis undenkbar erscheint. Wird
nämlich ein Gegenstand in die Rede eingeführt und später mit
demselben Namen wieder genannt, so hat er das zweite Mal in
andern Sprachen den Artikel ; im Aethiopischen aber wird das
zweite Mal sehr häufig ein Suffix der dritten Person beigefügt,
um auf den erstmals gebrauchten Namen zurückzuweisen, z. B.
rhAl^Vb' rhA^^-' (D\\aD'^i Üi^f^' ich träumte einen Traum
und das ist (Traum davon) der Traum Gen. 37, 9; sie warfen ihn
in einen Brunnen {OU^'t^') (DQH^^^As gh^tl' der Brunnen aber
war neu Gen. 37, 24; ich sah dort einen hohen Thron i^^lrdd')
ai?i<y»'lh/h't' • '^'^fl4-" 0(U^' und von dem grossen Throne ging
aus u. s. w. Hen. 14, 18. 19; ihr standet unten am Berge (Ä'flfT')
1 Wie das so oft im Sanskrit geschieht und wie dies der Ursprung
des Artikels der meisten Sprachen ist.
§ 172. Umschreibuiio- des Artikels. 377
fl'J&VA'/.^'-" Ä'fl4--' ivährend der Berg brannte Deut. 4, 11. 9, 15.
Vgl. auch Tob. 6, 5. 12. 7, 9; Chrest. p. 31, 1. 2 und beachte be-
sonders hAh>' = 6 äXlog. Die Fälle, in denen der bestimmte
Artikel auf diese auffallende Weise umschrieben wird, sind gar
nicht selten, vgl. z. B. noch Deut. 13, 16. Ex. 3, 2. Jud. 1, 8. 6, 20
(/"/Jll-0, 17,2 (fllC*0. 17,5 (-nhrt.li-0, 19, 16. Ruth 2,17
(ft70i»«:), Marc. 2, 22 (cDiK-V-: und 11*0, Hen. 26, 5 (oiVf-A--- 1i
A'fr^ und alle die Thäler, rückbezüglich auf V. 2 — 4) u. s. w.
In allen diesen Fällen ist das Suff, nach § 156 zu erklären: R'fl^-'
auf Ä'flC' bezüglich ist Berg er d. i. er der Berg^ also = (0*}%
c) Eine dritte und zwar die gewöhnlichste Art, den Artikel
zu ersetzen, besteht darin, dass, wenn ein determinirtes Wort
im Verhältnis der Unterordnung zu einem Verbum oder Nomen
im Stat. constr. (womit auch Präpositionen zusammenfallen) im
Satze auftritt, ein auf dieses Wort bezügliches Suffix dem regieren-
den Verbum oder Nomen angehängt und die Beziehung dieses
Suffixes auf das abhängige Wort durch ein dem abhängigen Worte
vorgesetztes A (§ 164, Nr. 2) angedeutet wird; z. B. (Ddoo^-, }y
•7H,Ä'flrh.C-" A'flCy}! bhi"' und Gott nannte (es, auf Licht be-
züglich) das Licht Tag Gen. 1, 5; f\Ö(i»Ü*' MÖti- {\A"' gegen
(ihn, auf Hausherrn bezüglich) den Hausherrn Matth. 20, 11; ^^
^V' ATfl'fl-' der Anfang der Weisheit; aber auch fl-fc: flVlC-"
mit ihm, mit dem Wort = mit dem Wort G. Ad. 6, 17. — Indessen
findet sich dieselbe Wendung gelegentlich auch bei indeter-
minirten Nomina, z. B. CKf •' iihth't' h^^^^' Chrest. p. 42,
1. 14; vgl. auch ibid. p. 40, 11. 17. 19 und G. Ad. 146, 10.
Dies ist weitaus die häufigste Umschreibung des bestimmten
Artikels, und obgleich kein Zweifel darüber sein kann, dass diese
Vorausnahme eines bestimmten Nomens durch ein darauf bezüg-
liches Suffix nur zu dem Zweck aufkam, um das Nomen als ein
bestimmtes und bekanntes darzustellen^, so ist diese Redeweise doch
so beliebt und geläufig geworden^, dass sie auch da angewandt
wird, wo ein Nomen schon durch beigesetzte Demonstrativa oder
durch angehängte Suffixa oder sonst wie hinreichend als determinirt
bezeichnet ist, ganz ähnlich, wie Sprachen, die einen Artikel haben,
diesen auch da anwenden, wo er an sich nicht nötig wäre, wie in
1 Wie schon daraus hervorgeht, dass auf unbestimmte Nomina nur
sehr selten auf solche Weise durch ein anticipirtes Suff, hingewiesen wird ;
vgl. oben.
2 Fast noch mehr als im Aramäischen.
378 § 172. Umschreibung des Artikels.
S naxYiQ fxov, z. B.: ^di^'- A-*" A'^Ahh' 0,^'-' hCft't^'J-"
schreibe dem Beamten der Kirche Apoc. 2, 1, ChS^'' A?i*7H,?iV=
ivir haben unsern Herrn gesehn Joli. 20, 25, (Dh^^ll' 'tl'ü^*'
AJ^Ji'fc' ;^n1*= im(? a/50 so^/s^ du jenen Kasten machen Gen. 6, 15,
l^;ih^+- Ah'7H.?i'flrh.C-- fe Barmherzigkeit Gottes, J&Ä.AA'*'}:
iP^y-t"' äjuavQoT xd xaXd Sap. 4, 12, (D9^Y}Ch' f^'t- htv^^C-
Sap. 9, 17, AM" nJ^Ü^' ^d.^^'-' ^hr*C9^' Judith 8, 14. Ja
man kann behaupten, dass die Anticipation eines schon anderweitig
determinirten Nomens durch ein darauf bezügliches Suffix häufiger
ist als ihre Unterlassung. Selten wird A, das sonst die Beziehung
vermittelt, ausgelassen, weil die Construction schon an sich deut-
lich ist, z. B. bei der Accusativ-Rection : Üft^^s MhA' 'ÜhfL't?'
gieb mir endlich einmal mein Weib Gen. 29, 21, 9^^C' 'Ir'h'A^P'
/^Plh'- A^iHiA: G. Ad. 89, 15; bei der Genitiv- Verbindung: Chrest.
p. 14, 11. 10. 18; p. 18,7. 15.
Sind von einem Verbum oder Nomen (Präposition) mehrere
determinirte Wörter abhängig, so kann das Suffix auf das erste
derselben allein bezogen werden, wie (D'f'UllG' ?i*7H,Ai'flrli.C'
a'T'h' (DfiMA-: h^'V^' fliAVf-A-s MM' u. s. w. Gen. 8, 1. 9, 8
12,20, J&nCVi: A'V4-ie.-" (Oti'h^^y'}: er preist den Äuserwählten
und die Äuserwählten Hen. 40, 5, O^l^'f"- TxfLü'' hM'ü' (D(i
9k^^'9^' fl^AW-A--" M^^^' Luc. 11, 42, und so regelmässig,
wenn das erste abhängige Wort das wichtigste der Reihe ist;
oder das Sufp. wird auf alle zusammen bezogen, wie in ^hO'"*''
till9"Plf' (Ofili'y^cytl' er fand den Simeon und Andreas Marc.
1, 16. Gen. 14, 2, oder endlich das Suff, wird lediglich auf den
nächsten Genitiv oder Accusativ bezogen, und bei den übrigen läuft
die ebene Genitiv- oder Accusativunterordnung fort, z. B. (D^^Vx}
Ml^' -ühMt^' (Dti^TV- flJlrf-A-: ^«Pp-tf»-: Gen. 12, 5. 14, 16.
32, 8 ; An*«" Ad.CP'i' (DliO(\^'P' das Herz Pharao' s und seiner
Grossen Ex. 14, 5.
Dass indessen ein solches Suffix, das auf ein bestimmtes, im
Satze genanntes, Nomen hinweist, dem Nomen immer vorausgehe
und das Nomen immer nachfolge, ist durchaus nicht notwendig;
vielmehr können, wenn Sinn und Bau des Satzes es verlangen,
ein solcher Accusativ oder Genitiv dem Worte, von dem. sie ab-
hängen, auch vorgesetzt werden, z. B. (Ofi'ültxhJVX} f'^^' und
zum Weibe hinwiederum sagte er Gen. 3, 16 (s. unten § 196).
Auch brauchen sie, dem Suff, nachgesetzt, nicht unmittelbar auf
dasselbe zu folgen, sondern können durch mehrere Wörter davon
getrennt sein. Es ist augenscheinlich , dass durch diese Um-
§ 173. Umschreibung des Artikels. 379
Schreibung des bestimmten Artikels bei Nomina, die in irgend
einer Unterordnung stehn, zugleich die Möglichkeit grösserer Frei-
heit in der Wortstellung erzielt wird, und diese Rücksicht hat
mit dazu beigetragen, diese Umschreibung in der Sprache so vor-
herrschend werden zu lassen.
2. Da nun das Aethiopische Mittel genug hat, um nötigen- § 173
falls die Determination eines Nomens besonders anzudeuten, so war
es um so weniger geboten, das indeterminirte Nomen durch den
sogenannten unbestimmten Artikel besonders zu bezeichnen.
Vielmehr genügt die Abwesenheit einer Andeutung der Deter-
mination und der Zusammenhang, um ein Wort als indeterminirt
erkennen zu lassen : ^^^h*' o^ii'^^lr' es harnen Magier Matth. 2, 1;
n^^K' 'ühfL't*' wer ein Weib sieht 5, 28 u. s. f. Wo dies
nicht der Fall sein sollte, ist es meist gleichgültig, ob ein Wort
als determinirt oder indeterminirt aufgefasst wird, wie Matth. 2, 12
£Dj7t^tfi>-: nrThA9"s in einem Traum oder im Traum; 2, 13 ^0*'
f^^MX' h^/H^Ä'flfh.C! Jifti'ChP--" ein Engel oder der Engel des
Herrn-, 19, 21 i\9"l\\Klr' dem Armen oder einem Armen. In den-
jenigen Fällen aber, wo der unbestimmte Artikel anderer Sprachen
den Begriff irgend einer ausdrückt, und ebenso für den Plural
irgend tvelcJie, einige hat allerdings auch das Aethiopische eine
eigene Art der Bezeichnung dieses Begriffs. Irgend einer ist, wenn
ein Mensch gemeint ist, 'ühfl,' oder rt-dh-', z. B. Matth. 22, 16,
fem. 'Q'hfl/l'', z. B. 'ültifu^' ii'fl^•^'^•' eine Hebräerin; doch
Avird hiefür auch schon htUH^' hth'h' einer, eine gebraucht, und
zwar nicht nur in Fällen, wo schon im griechischen Grundtext elg
steht, wie Matth. 8, 19. Gen. 22, 13, sondern auch sonst, z. B.
Gen. 38, 2 xal elds '&vyaT£Qa äv&Qcojiov Xavavaiov fl^ChP' txtM"'
(DA-i"' hih^' -nltifL''; ehrest, p. 24, 11. 20. 21. 25; p. 25, 1. 14;
p. 31, 1. 1 (Oh'h'ti' ö'ü'htl^') u. s. f. Auch einander wird meist
durch hih^"' und hA^t•2 mit irgend einer Präposition vor 1} '
ausgedrückt. Bei Sach Wörtern ist eine äussere Bezeichnung der
Indetermination noch viel weniger nötig; doch kann man auch
bei Sachen hihH-' gebrauchen, z. B. Jos. 24, 32, oder Wendungen
wie ö^' HM' irgend eine Schuld Deut. 24, 10. Bei Mehrheits-
begriff'en dient oft schon der blosse Plural, um einige, unbestimmt
viele auszudrücken, wie h^^J^'^d' ^^^Ö^' nach einigen oder
mehreren Tagen Jud. 14, 8. 15, 1. Ausserdem hat das Aethiopische
noch folgende, sehr häufig angewandte Mittel zum Ausdruck dieser
Begriff'e: a) den Gebrauch der Präposition ?i5^J", welche einen
Teil des Ganzen bezeichnet (s. § 164, Nr. 3), z. B. h9^Öd-'n'' etwas
380 § 174. Rection des Verbums.
schweres Mattb. 19, 23, h^' lti9^0^tl'f"' ^ih^H^' einige Schrift-
gelehrte 9, 3, hAh.+-" lt\9^}\C^K,Ü'' zwei Jünger von ihm 21,1,
h^^h' ^"'flrt.Ahs etwas von deinem Gericht Gen. 25, 30 (andere
Beispiele § 164, 3); h) die Umschreibung mit 0' es gieht (§ 167, 1, b)
und folgendem Pron. relat., z. B. "ho^iX' WllRl' wenn einer entlässt
Mattb. 19, 9, n?iA! i\?:ih^'' einige kamen Gen. 14, 3, dhti' Vti
(H.' h9^hH' ^^Oho^i Iff : einige sind unter den hier stehenden
Mattb. 16, 28; daber flfi' — (Mi'- — OH-" (oder PhA-- u. s. f.)
einige — andere — andere u. s. w., Mattb. 21, 35. 22, 5. 25, 15;
c) negativ für nicht irgend einer oder keiner, Niemand, nichts ent-
weder j^AO' H nicht gieht es einen, der oder h^ mit folgendem
<^V«VL'' und neutriscb 5^'}1'2r: (§ 147, b); gar nichts und gar keiner
wird auch durcb Trf'A*' und eine Negation wiedergegeben. — Für
irgend einen bestimmten Unbestimmten, den man nicbt mit Namen
nennen will, griecbiscb 6 öeTva, bebräiscb ^JtD^X ^ihB, hat das
Aetbiopische den Ausdruck 7ilA>: Mattb. 26, 18, dessen Bildung
und Ableitung bis jetzt völlig dunkel ist.
II. Reetion des Verbums.
1. Nomina und Pronomina in Unterordnung unter das Verbum.
§ 174 Das Verbum kann sich Nomina unterordnen im Aecusativ-
verhältnis, und diese Art der Unterordnung ist die nächste und
die gewöhnliche. Wo sie nicht ausreicht, werden Präpositionen
zu Hülfe genommen. Eine dritte Art, auf welche ein Verbum
sich mit einem Nomen verbinden könnte, giebt es nicht; selbst
die sogenannten Adverbien sind fast immer im Accusativ oder
durch Präpositionen in Abhängigkeit vom Verbum, und auch die
verhältnismässig wenigen Adverbien, welche, pronominalen oder
andern Ursprungs, weder durch den Accusativ noch durch Präpo-
sitionen gebildet sind, §§ 160 — 163, müssen gleichwohl als in einem
Unterordnungsverhältnis unter das Verbum stehend gedacht werden.
ä) Objectsausdruck durch den Accusativ.
Der Accusativ hat im Aethiopischen, wie schon § 143 ange-
deutet ist, die verschiedensten Functionen.
1. Er dient dazu, um den Verbalbegriff durch irgend eine
nähere Bestimmung zu ergänzen. Es kann so
a) ein Nomen irgend welcher Art im Accusativ an das
Verbum angeschlossen werden, um die Art und Weise, das all-
§ 174. Objectsausdruck durcla den Accusativ. oöl
gemeine Verhältnis der Handlung auszudrücken (adverbialer
Accusativ).
Adjectiva im Accusativ beschreiben die Art und Weise der
Handlung, wie: ÜM' f'^d^^' er weinte (ein bitteres) hitterlich
Matth.26, 75, \\h'ia^' ^CtU^' h^^ÜlO ^"P'Y- ehe sie sich weit
von der Stadt entfernt hatten Gen. 44, 4, ipVP-" i'VHf « K^^ftl'
wohl hat Jesaia geweissagt Matth. 15, 7. Und so können aus Ad-
jectiven, indem sie in den Accusativ treten, Adverbia gebildet
werden, § 163. In den Fällen aber, in denen eine solche nähere
Bestimmung nicht sowohl zum Verbum als vielmehr zum Subject
oder Object gehört, wie er floh nackt oder er nahm ihn lebendig
gefangen^ muss im Aethiopischen diese Bestimmung auf das Subj.
oder Obj. bezogen und diesem als Apposition beigeordnet werden,
s. § 189.
Ebenso kann der Verbalbegriff durch Substantiva im Accusativ
ergänzt werden, um die Art und Weise, die näheren Umstände
der Handlung zu beschreiben, obwohl dann fast häufiger Präpo-
sitionen angewandt werden : *7'fl'f'' f^'t^^9^f'^*' plötdich treffen
sie sie Ps. 63, 4 (s. auch § 163); Vfl^-' Of»-ft-' er sass (Gericht)
m Gericht Matth. 27, 19; p-T.-" ^iW (D-il-t'- 9"1^u^'' Ä'Crh--"
^•fti^-' Jud.3, 24; *tf»-: ^^s sie standen (im) Hinterhalt Jud. 9, U;
i\\0^' <^Ä'}'^.■ er war fieberkrank Luc. 4, 38 ; T't'- iP^?'- C^^h'
er starb in gutem Alter Gen. 25, 8; Chjn9^' iihlU.h'üfh.O lA'
HlK"* ich sah Gott von Angesicht 0U Angesicht Gen. 32, 31. Jud. 6, 22;
ihV tl?Ott^' nach dem Gesetz (Becht) des Grösseren Chrest. p. 97,
1. 21 f.; vgl. p. 96, 1. 16.
Ebenso kann sich ein nennwörtlicher Infinitiv dem Verbum
unterordnen, um dieses näher zu bestimmen: ti^^h' .^m^Ai*''*"'
delendo delebit eos Jos. 17, 13, vgl. § 181.
b) Auf dieselbe Weise werden Orts- und Zeitbestimmungen
an das Verbum angeschlossen (Accusativ des Ortes und der Zeit),
sowohl an Verba der Bewegung als an Verba der Ruhe, und
dieser Gebrauch des Accusativs ist sehr häufig. So sagt man
©öK' l^o^- er ging hinaus aufs Feld, (Dfyh' 0'üh' er ^og in
den Krieg Jud. 3, 10, h't'OK' 'üth.C^^'^' sie kehrten heim an ihren
Ort Matth. 2, 12, OCV 014^'- er ging hinauf in die Stadt Matth.
21, 18, h^^f^iio^'i la^^' ich werde euch vorausgehn nach Galiläa
26, 32, n.i'.- Kn-n.-- im Hause deines Vaters Gen. 24, 23, (D(DMs
^ChfLO'-' und er legte es sich m Häupten 28, 11, "'iTP'-' 'üth»^'
l'Ü^' sie verkauften ihn nach Aegyptenland Gen. 37, 36. Hen. 14,2,
ÜMDs q^0o: er war auf dem Feld Gen. 4, 8. Matth. 24, 26, 9^
^^2 § 175. Objectsausdruck durch den Accusativ.
^l^^' nach Osten m (auf die Frage wo?) G. A. 30,23, «^^s
9''^^.' ßeßi]xe im yrjg Sap. 18, 15 A; vgl. auch -fl^h,^-' hxf'P'i'
Tab. Tab. 12, 2 {Chrest p. 110), 9^^0 Cft*-' Tab. Tab. 18, 1
(C//re5^. p. 112). In allen diesen Fällen könnten auch Präpositionen
gebraucht werden (fl, 'Iffls, (D^il't'i u. s. w.), und oft werden im
selben Satze, wenn mehrere Ortsbestimmungen angegeben werden,
beide Verbindungsweisen neben einander gebraucht: f^i^s VlC^-
(DahM*: fl^i3•■ er geht heim in seine Stadt und sein Haus Jos. 20, 6 ;
ebenso Gen. 30, 25 und 31, 3, oder Itx^OK^ (O'tli"' h'üf±i}^"'
(DiO-tl-t'' ftruAh^-: -flrli.^:^ HOHinir)'^! Jos. 22, 4.
Von der Zeit: ^hhti' i\>a^'t"' um Mitternacht Matth. 25,6;
hfh'i'' ftO't' eine Stunde lang 26, 40 ; A»A«'t'* heute Nacht Gen.
19, 5; ^^O Mittags 18, 1; ^'^s in einem Jahr 18, 10; ^lrh'^•'
Öti'f*' eines Tages Chrest. p. 44, I. 16; TC^hv' IrMvf"' warte ein
wenig Hen. 52, 5; (Dthf^fD- M9^' e,f,(Dm ^^ao-lt Gen. 5, 5;
und in Relativsätzen: fllJA'Ths h'J'f's '\*i\^(h' am Tage, da ihr
essen werdet Gen. 2, 17. Auch für dieses Verhältnis können Prä-
positionen gebraucht werden.
c) Ebenso werden Maassbestimmungen im Accusativ aus-
gedrückt: 'f'tiOh' OiPCi"' (D'^9^M'"' h^^i'i er erhob sich 15
Ellen hoch Gen. 7,20; ID?i«w>: Oh^^.i ^tAh+r 9,^^'ii -h^^M'-
und wenn jene Gerechten um fünf weniger sind Gen. 18, 28; ^A\
bb' V oot^df^t ßf ist SU klein (zu spät) um 50 Tage Hen. 74, 14;
h^A^^s Ai^^J^C-" fi'ÜOi"' h^A-" teilet das Land in sieben Teile
Jos. 18, 6. Hen. 77, 3 (anders Gen. 32, 8); {J-flf s h^A--' 9°')r*t\i"'
Ith^Yl'U' sein Teil ivar fünfmal so gross als der von jenen Gen.
43, 34; \\a^' '^^s hf^l'i?' 'ÜH'^^*' wie Sand ivaren sie an
Menge Jud, 7, 12; h^' 'üil^"- V^'^^'t' ^01^- '^avt' MiC'
wenn ihr Glauben habet so gross als ein Senfkorn Matth. 17, 20.
So wird namentlich jKhA- es reicht hin immer mit dem Accusativ
des Maasses verbunden: fh3nA-= h^d.'- fll'1li^A'^ -• 9^hi"' es
waren ungefähr 10500 Jud. 8, 10. 9, 49.
175 2. Das Verbum wird durch einen Accusativ ergänzt, der
seinen Inhalt oder seine Beziehung angiebt, wobei in beiden
Fällen das untergeordnete Nomen schon enger mit dem Verbal-
begrifip zusammengehört*.
a) So ordnet sich ein Verbum ein von ihm selbst abge-
leitetes Substantiv unter, um sich durch sich selbst zu erklären,
1 Wobei sich freilich der Accusativ auch durch Attraction (§ 201)
erklären lässt.
2 Selten sind Fälle wie JiA/h^-' Wl^' s. m. Lex., col. 30.
§ 175. Objectsausdruck durch den Accusativ. 38o
wie in: 't^^ÖO' ''^d'l"" er zürnte einen Zorn Jud. 2, 14. 9, 30, '^
rhA«' 'i9"t\\l\' wir ivollen einen Schwur tliim Hen. 6, 4, tUM^^'i'
/hA<^'" ivir haben einen Traum gehabt Gen. 40, 8; oder um da-
durch seinen eigenen Begriff mit Nachdruck hervorzuheben (wofür
sonst der Infinitiv statt des Substantivs dient § 181): 9,*^'. I^a^af-y.
abgemüht haben wir uns Hen. 103,9, 'ÜÖM' 'ÜÖli' ivir sind reich
geworden Hen. 97, 8 Gen. 2, 17, flV«: nhrt" -l^hti' ^^tlü- htl
^•AbAs hat er mit Israel gekämpft? (im Gegensatz zum Frieden-
halten) Jud. 11,25; meist aber, um an den Accusativ noch eine
andere Bestimmung anzureihen, z. B. ein Adjectiv, wobei dann
Substantiv und Adjectiv zusammen nur einen Adverbial -Begriff
umschreiben: 'i'9^00' ^^O'l'' OttS' er mmte sehr Gen. 39, 19,
i"<(./^rh-- ^/*'^." dfl,?-- er freute sich sehr Matth. 2, 10, ^.CU-s
OiiS' ^CÜ't' sie fürchteten sich sehr Marc. 4, 41, Ol'^'ff'-" (lfl.f •"
f^fi^' fll?iVl-f s und er plagte ihn mit einer schweren bösen Plage
Gen. 12, 17. Jos. 10, 10. 20. Gen. 46, 29. 27, 33. Hen. 12, 4. 65, 5;
oder 't'ihT'' ÜChMl' 'VtU9^9*' HH.hf ' vollziehe du für dich die
Schwagerehe, die mir zukommt Ruth 4, 6. So auch in Relativ-
sätzen: flJi^'f'-" fl^hi--" lifl^IIri! h{\*l)'' ivegen seines Segens, mit
dem ihn sein Vater gesegnet hatte Gen. 27,41; fllnf'iJl! ]ifMl\\f^^'
mit dem Gericht, mit dem ihr richtet Matth. 7, 2. Hie und da
werden auch Nomina von andern Wurzeln, aber verwandten Sinnes
so untergeordnet: rtn/hVb-" tlT- Mt\'inJ\' fl^h'^•" (Dli'üdi'i''
Hen. 39, 9, J^A- ^l.'h'kWo^' ?,Cih^'' 9"Ä-C- Hen. 9, 2. Oefters
wird in diesen Fällen statt des Acc. die Präp. fl gebraucht: ]&■?"
d^^'ih^' n^/^'-h-- Hen. 25, 6, (D(Dah(h' ÜOfi^^' (D^Oh^' (D
^iÖ' Jos. 6, 20.
b) Namentlich Verba, welche eine Fülle und Ueberfluss
oder das Gegenteil ausdrücken, lassen den Gegenstand, von dem
etwas voll oder leer ist, im Accusativ zu sich treten (obgleich er
nach § 164, Nr. 3 auch durch 119^^' eingeführt werden kann):
•pao^h*: ^rtQ: sie tvurden voll von Weisheit Hen. 48, 1. Ps. 64, 14
(mit h9^i'' Hen. 56,4. Matth. 22, 10), ^Öd.' Ä'^rt'-" sie sind voll
süssen Weines Act. 2, 13 (mit h9^ Hen. 63, 10), 'Ti^hYb-- d.a^-fi'-
ich ermangelte der Heilung Ps. 37, 7. So sagt man i^Ä'C' ?i^i"
^(0*^1i'' A\tiM' (Do^^d.' ein Land, das von Milch und Honig
überfliesst Ex. 33, 3. Jos. 5, 6, W'A'^ ;'•'/•• 'H'h^' 00(0' es ist
ganz mit Bäumen bepflanzt Hen. 10, 18.
Ebenso dieVerba des SichbekleidensCi'A-flrt-" i'OÄi^! u.s.f.)
und des Ueberziehens, z. B. 'ih4*^A** (OC^i du sollst ihn mit
Gold überziehn Ex. 25, 11. 28; 'l''l"üh' H^' du sollst sie mit
384 § 176. Objectsausdruck durch den Accusativ.
Pech beschmieren (jen. 6, 14 u. s. w. Vgl. auch ]fh>rhA"5 di^'fr'
Tob. 11, 10.
c) Der Accusativ weist dem Verbum seine Beziehung auf
einen Gegenstand an oder schränkt die schon im Subjects- oder
Objects-Casus im allgemeinen genannte Beziehung des Verbums
auf einen bestimmten Teil des Gegenstandes ein. Bei passiven und
halbpassiven Verben ist der Gegenstand, auf den sich die Handlung
bezieht, im Subjects-Casus genannt; wenn aber eigentlich nicht
der ganze Gegenstand, sondern nur ein Teil davon von der Hand-
lung betroffen wird, so wird dieser Teil in einem erklärenden
Accusativ beigesetzt: A^s 'IhÄ^' hÖß»'i'bV' Lea war Jcranh an
den Augen Gen. 29, 17, •f'^^j&nV'' l^o^^' sie ivandten sich mit
ihrem Gesicht Jud. 18, 23, '/'lAnn'ih^ IK' sie verschleierte sich
am Gesicht (das Gesicht) Gen. 38, 15. 24, 65, ^^XlM'- ÖC^^Yl'
bedecke dich an deiner Blosse (dir deine Blosse) Apoc. 3, 18, '^'i
0'fl' 1?A\' wasche (dich am Gesicht) dir das Gesicht Matth. 6, 17.
27, 24. Marc. 7, 3. Gen. 43, 31, ID-M/fl^h- P-rt.^-" K'^lJT'fcli---
und Joseph wurde erschüttert in seinem Innern Gen. 43, 30; s. auch
4 Esr. 9, 39 (Laur. 40). Bei activen Verben ist der Gegenstand,
auf den sich die Handlung bezieht, im Objects-Casus genannt, kann
aber dann auf seinen Teil eingeschränkt werden durch einen zweiten
Accusativ, der die Beziehung genauer angiebt. Diese Verbindung
ist im Aethiopischen sehr häufig und bildet eine eigentümliche
Feinheit der Sprache: lM' txf^^- er rührte sie an ihrer Hand an,
h'hH'' h^V'- er nahm sie bei der Hand Matth. 8, 15. 9, 29. 20, 34,
^\i**CÖ9^' Cht^' sie schlagen ihn an den Kopf Matth. 27, 30, t\Ö
iDC^oo*' Yxö^'i'kiro^' sie blendeten sie an den Augen (ihnen
die Augen) Gen. 19, 11, di^^' Yl^F^' er umfasste ihn am Hals
(ihm den Hals) Gen. 33, 4, ih^d.-f-s In^P-' Tob. 11,8, h^'ipt^'-
^(lOD-: er verhärtete ihnen das Her^ (sie am Herzen) Jos. 11, 20,
^dO'f'' %^^'llO' Chih' sie schor (ihn an) ihm die 7 Lochen
seines Kopfes Jud. 17, 19. Auch da wo andere Sprachen in
diesen Fällen nur einen Objects-Casus haben, wie in ijiparo rfjg
XeiQog avzfjg er rührte ihre Hand an, verwendet der Aethiope in
diesen Fällen immer zwei Accusative.
§ 176 3. Endlich führt der Accusativ die von der Handlung be-
troffene Person oder Sache, d. i. den Gegenstand oder das Object
ein. Dies ist der gewöhnliche Gebrauch des Accusativs, den auch
andere Sprachen haben. Nicht nur alle transitiven Verba können
einen solchen Accusativ zu sich nehmen, sondern auch viele ur-
sprünglich halbpassive, indem sie durch eine neue Wendung des
§ 176. Objectsaiisdruck durch tleii Accusativ. 385
Begriffs in transitive übergehn, wie z. B. '}'[\/,' thätig sein schon
ganz gewöhnlich für machen^ tlmn gebraucht wird, ohne desshalb
seine intransitive Aussprache aufzugeben (§ 76). Namentlich werden,
zum Teil im Gegensatz zu unsern Sprachen, mit dem Accusativ
verbunden
d) die Verba des Sagens, Redens, Erzählens, Rufens,
Befehlens u. s. f. Nicht nur das, was einer sagt, wird im Acc.
wiedergegeben, sondern auch der, zu dem er redet (den er anredet),
wird ebensowohl im Accusativ als im Dativ (mit A) eingeführt:
J^jfljA" •■ er sagte zu ihm^ J&QjA'il • sie sagten zu mir^ 't^ld^ '
Matth. 28, 18. Marc. 14, 11 und oft, JOÜ -■ Matth. 25, 36. 39, h
Üf ■ mit dem Accusativ der Person einem (etwas) verweigern
Matth. 18, 30 u. s. f. Namentlich wenn die Person nur durch ein
Fürwort (Suffix) ausgedrückt wird, ist diese Accusativverbindung
beliebt; sonst wird häufiger A gebraucht. Das Verbum f^Aifi'
mit dem Accusativ kann heissen hei etwas schivören (etwas im
Schwur anrufen), Matth. 5, 34. 35. 23, 18. 22; doch kann hier auch
n stehn, Matth. 23, 16. 18;
b) die Verba des Gleichens, Aehnlichseins u. s. f., z.B.
jLof^h^' 'ü'hfi,' Matth. 7,24. 13,24. 31; doch können diese auch
mit i^'ftA'j h^^^'j 0 oder A verbunden werden ;
c) die Verba des Vollseins und Mangelhabens, s. oben;
d) die Verba des Vermögens und Schwachseins, Gering-
seins, sofern sie durch eine neue Begriifswendung den Sinn des
Ueberwältigens und Uebertreflfens oder des Gegenteils annehmen.
So heisst hUA- mit dem Accusativ einen vermögen d. i. ihn über-
mannen Gen. 32, 26, ^k'iO- niit dem Accusativ einem zu stark sein,
ihn bezwingen Jos. 17, 13. Marc. 1, 7, 'hfh' stark sein, mit Acc.
übenvältigcn Matth. 16, 18. Luc. 11, 22. Ps. 17, 20, ebenso i'hV^''
über einen mächtig werden Matth. 24, 24, 'h'^^ti' Ps. 37, 12. Gen.
19, 9. Auch diese Verbindung ist dann am leichtesten, wenn der
Accusativ ein persönliches Fürwort (Suffix) ist. Und hieran knüpft
sich nun eine eigentümliche Feinheit und Kürze der äthiopischen
Sprache, indem bei jeder Vergleichung die verglichene Person oder
Sache, wenn sie durch ein Pronomen ausgedrückt ist, als Acc. sutf.
an jedes intransitive oder passive Verbum antreten kann, wogegen,
wenn sie durch ein Nomen ausgedrückt ist, 'h9^^' gebraucht
werden muss : ti'ü' PO'flf J^s der Vater ist grösser denn ich (über-
trifft mich an Grösse), ?0'(\?"' Gen. 48, 19, hä'- ^Mlf^P^' die
schlechter sind als er Luc. 11,26, U^j'^IH'Y}"^'' der grösser ist
D i 1 1 m a 11 11 , Aetliiop. Sprache, 2, Aufl. 25
386 § 176. Objectsausdruck durch den Accusativ.
als ihr Matth. 23, 11, S^sflMi}^^' ' es ist euch unmöglich Matth.
17, 20. Gen. 18, 14, ^'3"^.■ ''\m'i9' die schöner ist als sie Jud. 15,2,
^MiMl^*^"' es ist euch zu enge Jos. 17, 15, U^lhfi' der jünger
ist als er Gen. 25, 23. Jud. 15, 2, RVdh>-' T4*-' du bist uns viel
zu mächtig geivorden Gen. 2G, IG, hAfls 'ühä»' HJ^rtVOnh* Nie-
mand ist lueiser als du Gen. 41, 39, hAO' tlh^.^^^^h' ich iverde
um nichts grösser sein als du Gen. 41, 40, (Dßr'Ufh'f'' a*"U' und
er ist niedriger als selbiger Hen. 26, 4 (vgl. unten § 187,3).
e) Verba des Kommens, Gehens, Gelangens werden
mit dem Accusativ verbunden, nicht nur in dem schon oben,
§ 174, 1, b angegebenen Sinn, sondern auch mit einem eigentlichen
Objectsaccusativ : /h^-* ^'T'f'i er zog seinen Weg Gen. 19, 2, hlr
fiA(D: mit dem Accusativ des Landes = es durchivandeln Jud. 18, 9,
/'Rs mit Accusativ ein Land durchzieht Gen. 12, 6, HftlD! ^.Al"
den Fluss überschreiten Gen. 31, 21, 'htid*' mit Accusativ etwas
übertreten^ übergehn Hen. 41, 5, und so auch mit persönlichen Ob-
jecten, z. B. (\F\ih' und f^^h' mit Accusativ einen überkommen^
ihn erreichen Matth. 23, 36. Gen. 14, 15. 15, 12. Jud. 16, 9, ih^s
mit dem Accusativ des Weibes es beschlafen, bespringen Ex. 22, 19.
Marc. 7, 21, i-^J-hOs einen treffen Matth. 28, 9 u. s. f. Ebenso die
Verba des Folgens, Verfolgens und Zuvorkommens, z. B.
t^^OD: niit Accusativ einc7n zuvorJcommen Matth. 21,31. Marc. 6, 45,
Jud. 7, 24 (F). Ferner nehmen einen Accusativ zu sich
/) die Verba des Sicherinnerns und Gedenkens, z. B.
]thd' an einen denken Matth. 26, 13, des Gefallens und An-
genehmseins, sofern ihnen der Begriff des Befriedigens zu Grunde
liegt, wie hf^^^' (immer mit Accusativ), fh(DU'' Matth. 21, 15, und
des Wohlgefallenhabens (Erwählens), wie w9^C^ Marc. 1, 11.
g) Alle Verba, die auf den Begriff einen behandeln, etwas
an einem thun zurückgeführt werden können, können sich den
von ihnen getroffenen Gegenstand im Accusativ unterordnen, z. B.
I^rh4*- mit Accusativ einen auslachen Marc. 5, 40, 'V<?.^s mit Acc.
sich eines schämen Marc. 8, 38 (oder sich vor einem schämen =
ihn scheuen Matth. 21, 37), hrhft' mit Accusativ einen verläugnen,
Oh(D' sich an einem ärgern Matth. 26, 31. 33, ^Af ' mit dem
Accusativ der Person einem etivas anthun, ihn behandeln Matth. 21, 36,
h9^^' einein glauben, vertrauen Gen. 45, 26; daher namentlich
viele Verba der St. I, 3. III, 3, z. B. Ar/iCD: einen betrauern Gen.
37, 34, 't^'l^ii' einen bekämpfen Jud. 1, 5, 'tPß^ii' dass., 'l*,^'
moD'. lind 'l'f;/^'}i: sich wider einen erheben Ps. 147, 6, '^<P«^rt•"
§ 177. Objectsausdruck diucli den Accusativ. 387
mit einem rechten Hen. 1, 9, sogar '\*9^^{lO' auf einen zürnen Gen.
30, 2, 'VY\t'^^' einem vertrauen Rom. 15, 14 u. s. f.
li) Endlich gehört hierher das § 167, l,b erwähnte und unten,
§ 192, b noch weiter zu besprechende 'M' 'üXl' fls u. s. f., womit
der Begriff haben umschrieben wird, saninit seiner Verneinung i\
t\'(\^' u. s. f. So oft diese Wörter den Begriff hahen ausdrücken,
werden sie mit dem Accusativ des Gegenstandes verbunden (während
sie in der Bedeutung es gieht^ es ist vorhanden durch einen No-
minativ ergänzt werden). Auch diese Verbindung kann nur dadurch
erklärt werden, dass der abgeleitete Sinn allmählig über die ur-
sprüngliche Bedeutung überwog. Also: ix^'tih' h^A' du hast
keinen Teil Jos. 22, 25, hi\' 'üY- h'nCV9'^'/' wir hahen Abraham
zum Vater Matth. 3, 9, hilf^' O-' "MH^Tf-' T^'^5 denn er hatte
vielen Besitz Matth. 19, 22, Q-fc: m^tl'l"' M-V'- 'feK'A-' sie hatte
ein Blatt im Schnabel Gen. 8, 11, PY/i' /^A'flfs ich habe keinen
Dämon Joh. 8, 49. Diese ungemein beliebte Wendung kann selbst
dann gebraucht werden, wenn das besitzende Subject nicht nur
durch ein stellvertretendes Fürwort, sondern mit einem Nomen
(appell. oder propr.) genannt ist : in letzterem Falle erhält 0 das
auf das Nomen bezügliche Suff., und das Nomen selbst wird mit
A angefügt (wie in § 172, c) : ain-fcs AC-AJ^* -" MiD ' und die
Bebekka hatte einen Bruder Gen. 24, 29, oder A kann (wie in
§ 172, c) auch wegbleiben: fll[l<n>-: ft-fe-f»: rrfl>A." MM'- 'ült'Y'
und die Kinder Buben hatten viel Vieh Num. 32, 1, (D(l'U: AH«
hAÄ.! Ä'PAR" und Laban hatte zivei Töchter Gen. 29, 16; oder
das Nomen kann (nach § 196) absolut vorausstehn : 'ülift^' ß't'
hA^l,'^•• fl^A•^-■ ein Mann hatte zwei Söhne Matth. 21, 28, was
besonders dann am Platze ist, wenn es, wie in dem gegebenen
Fall, unbestimmt ist. Es kommt jedoch öfters vor, dass in solchen
Fällen, wo 0- und JiAfl' den Begriff haben in sich schliessen, die
Handschriften gleichwohl den Nominativ statt des gewöhnlicheren
Accusativs bieten, wie '^J^A^ h^'ü?' ich habe keine Kraft (Kraft
ist nicht in mir) Ps. 68, 2, h^' (Iff^'' sie haben einen Mund Ps.
113, 13 ff. (annot.), Hflö»-: TH-n-- die Weisheit haben Hen. 5, 8,
i^AO' T^'l'- oii^ö(\r' seine Tage haben keinen Anfang Ghrest.
p. 92, 1. 22 (dagegen 1. 26 T^'J':), ÄAfl: h-ü- iüCtl-f-il- ibid.
p. 93, 1. 2 u. s. w. Solche Abweichungen erklären sich daraus,
dass fl! mehr nach seinem ursprünglichen Sinn als nach seiner
abgeleiteten Bedeutung verbunden wird.
4. Bei dem weitverbreiteten Gebrauch des Accusativs, der in § 177
§§ 174—176 erklärt ist, liegt es in der Natur der Sache, dass
25*
388 § 177. Objectsausdruck durch den Accusativ,
manche Verba mit einem doppelten Accusativ verbunden
werden können. Denn ein transitives Verbum kann ausser seinem
nächsten Objectsaccusativ nach § 174 f. noch einen weiteren Accusativ
adverbialer oder locativer Natur zu sich nehmen, wie sich aus den
dort angeführten Beispielen ergiebt. Davon soll indessen hier nicht
weiter die Rede sein. Ausserdem giebt es viele Verba, welche einen
doppelten Objectsaccusativ regieren. Dieser Art sind ä) alle Causa-
tiva von transitiven Verben §§ 77, 79 ff.; b) nach § 176, c die
Verba des Füllens, Sättigens, Mangelleidenlassens ; c) nach § 175, b
die Verba des Bekleidens, Bedeckens, Gürtens, Krönens, Umgebens,
Ueberziehens, Ausziehens, z. B. ilM- Hen. 54, 5, fitiü' Matth.
27, 31. Gen. 37, 23; d) des Gebens, Anvertrauens, Schenkens,
Nehmens, Beraubens, sofern ihre Begriffe sich an h) und c) an-
reihen, z. B. WÜIV' Matth. 20, 8. 21, 23. Gen. 30, 18, hfOd.?'- Gen.
39, 4, XR." Luc. 9, 39. 19, 26, V/^Ä-" Gen. 14, 16. (30, 15), tldi"-
Gen. 44, 6, tr^mfD: Chrest. p. 96, 1. 11; e) nach § 176, g die Verba
des Verhinderns, Verbietens, Verweigerns, z. B. hAK' Prov. 30, 7,
i\i\^' Gen. 24, 41, und des Vergeltens, Behandeins, z. B. d^M'
Ps. 7, 4, ^rtf! Matth. 21, 40. 27, 22; f) nach § 176, b die des Ver-
gleichens, nach § 176, a die des Nennens^ Fragens, Bittens, Lehrens,
Erzählens, Redens, z. B. -l^tihii' Matth. 21, 24. Marc. 4, 10, rt^p:
Gen. 1, 5. 8 und oft, u. s. f. g) Endlich können viele Verba, welche
ein Machen oder ein Urteilen ausdrücken, ausser ihrem nächsten
Object auch noch einen Prädicatsaccusativ zu sich nehmen, d. h.
einen solchen, der, falls das nächste Object, in einen unabhängigen
Satz gestellt, Subject würde, zu diesem das Prädicat bilden würde.
Z. B. t\9°{\^' U"!' er hielt sie für eine Hure d. i. meinte, dass
sie eine Hure sei Gen. 38, 15, Kflna^'- hü- liMdü- ihli'i'
lriM»ll?i}^'^' wir werden euch sorgenfrei machen Matth. 28, 14,
hl'üC^' ihÜd' 0(L?' ich werde ihn su einem grossen Volk machen
Gen. 17, 20, hl^KT^'^" = o^'Ü^O' ich werde sie zu einer Speise
machen Gen. 27, 9, "hhC^*"^'' Xi^hh^r- bindet sie zu Garben
Matth. 13, 30, 'i'^d^'i M±' 9^1nO lild- wirtvollen diesen Plan
zur That machen Hen. 6, 4 und so häufig l'fl^s mit dem Acc.
der Materie, s. m. Lex., col. 1160; auch 'i^^'h' Ä^A-^,htf»-: M'
ixlih'llf' wir wollen eure Töchter uns zu Weibern nehmen Gen.
34, 16. Doch kann in den letztgenannten Fällen das zweite Object,
1 Doch findet man hie und da, in mehr nachlässiger Rede, bei Verben
des Nennens auch Ausdrücke wie ^^(0'Ö9^' A'/4-fl-" *I*-^''7*C-" K'fl'h'C-'
Hen. 77, 1. Gen. 26, 21, wo der Name wie ein Nom. propr. in seiner nächsten
Form bleibt.
§ 177. Objectsausdruck durch den Acciisativ. oöJ
das hier mehr das Product angiebt, auch durch A eingeführt
werden (§ 179) ^ Bei vielen der erwähnten Verba ist indessen die
Verbindung eines doppelten Accusativs nicht notwendig; das eine
Object kann auch durch eine Präposition eingeführt werden; vgl.
unten. Auch lässt sich beobachten, dass, wenn ein Verbum zwei
Objecte zu sich nimmt, das eine davon meist bestimmt ist und
daher, wenn es nicht überhaupt nur Fürwort ist, nach § 172, c
durch Suffixa und A untergeordnet wird.
Ein dreifacher Accusativ, nämlich der im vorstehenden be-
schriebene doppelte Accusativ und dazu noch ein Accusativ im Sinne
eines Dativs, findet sich z. B. in HhCd^M'- Irf-A-." ^Tdi"- HH
\l,hO'' ^d»' qui fecisti, ut singulae creahirae nobis fructus varios
afferant II Const. Ap. 39.
5. Dass auch reflexive Verba (St. III) sich einen Accusativ
unterordnen, ist schon in § 80 an einzelnen Beispielen gezeigt
worden^, und sofern es für die Unterordnung eines Objects keinen
Unterschied macht, ob ein Verbum in St. I, 1 oder in St. III
halbpassiv und reflexiv gebraucht wird (wie f^^K' und 't'^^AÄ^
voll sein und sich füllen^ beide mit Accusativ verbunden, A'flA"
und 'f'A'flrt' an^ielm und sich bekleiden)^ unterscheidet sich dieser
Fall nicht wesentlich von den in §§ 175, 176 besprochenen. Ebenso
unterscheidet sich ein Verbum, das im Reflexivstamm wieder eine
einfache Bedeutung annimmt, in Beziehung auf die Accusativ-
verbindung oft gar nicht mehr weiter von einem einfachen Transi-
tivum, wie 0^(\\(O' übergeben y 't'i^(i\(0' sich übergeben lassen
d. i. erhalten, nehmen, 't'AJih« sich schicken lassen d. i. dienen
mit dem Accusativ der Person Matth. 25, 44. 27, 55, 'i'09^^' sich
binden an d. i. anhangen, nachfolgen mit Accusativ Matth. 27, 57,
i'4'flA-' entgegengehn Gen. 14, 17, 'bh^^i' bekennen Marc. 1, 5,
"t'Ä'hV' reiten mit Accusativ Gen. 49, 17. Sogar zwei Accusative
können Reflexivstämme annehmen, die sich in ihrer Bedeutung
wieder vereinfacht haben, s. z. B. 't'tlTtiti' oben unter Nr. 4.
Ebenso nehmen alle Passiva von Verben, die im Activum
zwei Accusative haben, das eine der beiden Objecte des Activ-
1 Anderer Art sind Fälle wie: fO^iD'hXl' AKA^l'hh ' er gleit
deinen Feinden den Sieg über dich Chrest. -p. 44, 1. 1; ^A"^^' titlth^V'
lh9^U'' ibid. p, 42, 1. 15; vgl. unten S. 394.
2 Vgl z B auch JudithlO, 3f : '^'^Ö^'^h-• ^PV'- (\^1^' fl''^
'^nh't"' A'tV.'h r'öC'b' CM' öJi-V^-M" /^'ÖC^' (D-l-
390 § 177. Objectsausdruck durcli den Accusativ.
Stammes im Accusativ zu sich, z. B. 't'^^Vd' gelehrt werden (lernen)
mit Accusativ des Objects Luc. 1, 4, •f'i^-Ä'f ' mit Accusativ der
Sache etwas erstattet erhalten Deut. 15, 2. 3. Ps. 39, 21, i'Oflfs
mit Accusativ Vergeltimg erhalten für etwas Marc. 10, 30, W'A*'
'i'(0*V(\i,' alles ist mir gegeben Matth. 11, 27, '^h^A•' mit Acc.
etwas zugeteilt erhalten; andere Beispiele s. Exod. 36, 6. Deut. 11, 11.
Ganz besonders aber muss zu allen Verben, die im Activ neben
dem nächsten Object noch einen Prädicats- oder Produkts- Accusativ
zu sich nehmen, auch im Passiv das Prädicat oder Produkt im
Accusativ treten^, also zu allen, welche ausdrücken genannt, für
etwas erfunden, gedacht, erlclärt werden^ oder 0u etwas gemacht,
erwählt, gesetzt, ernannt werden, z. B. 'f'fi9^^: 'VK-Ä* er wird der
kleinste genannt^ Matth. 5, 19. 23,10, !^^(Ds ff/'^hrt-" der würdig
erfunden wurde, J&^'1[ft*7-" M}"^' (L^il^'^"' flÄ"lD-" euer Haus
wird euch wüste gelassen werden Matth. 23, 38, 'f"7"A«^s A^i^s
K'Ä'*?* ' es wurde ihm zur Gerechtigheit angerechnet Gen. 15, 6,
f^^'hY' '^'^C7"'^•' er wird verdollmetscht (als) Erlöser, U'ü't'
i'fl^Üfl's i\'h*lli,h'üd\>0 sie sind Gott (als eine) zu einer Gabe
gegeben Num. 18, 6, '^i^^9^\{*' Ahh' ich wurde zum Diener ein-
gesetzt Eph. 3, 7. Nur selten wird in diesen Fällen statt des
Prädicatsaccusativs der Nominativ angewandt, sodass sich das Prädicat
wie eine Apposition an das Subject anschliesst: 't'it'fßi^i hA^
HC'' IDA-S-s hV}' Uf '>'tll-s sein Sohn Eleazar wurde als Priester
an seiner statt eingesetzt Deut. 10, 6.
Aus dem Gebrauch des Accusativs bei diesen Passiven er-
läutert sich nun auch die dem Aethiopischen mit dem Arabischen^
gemeinsame Eigentümlichkeit, dass auch die Yerba des Seins,
Werdens und Bleibens Üh(D: M^ ^fl^s (^^ao:) das Prädicat
im Accusativ zu sich nehmen, sofern darin nämlich immer der
Begriff zu etwas gemacht sein oder werden liegt : hllO^'i : IfA'th'
ich werde rein sein Ps. 17, 26, Hlfi^' flJJRJ: das Wein geworden war
Joh. 2, 9, h^s ^Hdo' er wurde ein Bogenschütze Gen. 21, 20, HÜ
A(Ds J^'Afll! der bereit ist 1 Petr. 4, 5, ^^Ifi"- WitlJ (was bist
du geworden) was ist dir? Gen. 21, 17, VbJ^' Ixh^d*' iverde zu
Tausenden 24, 60, ^h'üO hOn^s flh-' sein Kreis bleibt leer Hen.
78, 14, 'hii'h'i' i&5"fl4-' sie sassen versammelt Hen. 13, 9, \lo^'
J&'jn4-= 8Ä*^V= flJ^Ä-^^V' dass sie gerecht und rein bleiben Hen.
1 Wie im Arabischen, Ewald, Gr. Ar. § 546.
2 Bei den Verben des Genanntwerdens werden Eigennamen meist
nicbt in den Accusativ gesetzt, z. B. Gen. 17, 5. 11, 9.
3 Ewald, Gr. Ar. § 553 ff.
§ 178. Objectsausdnu'k diircli ilcn Accusaiiv. 391
69, 11, y,'luii'0^': ti^n'i^: sie sfeJm müssig Matth. 20, 3; ebenso
auch möh', z. B. fAUtih' h\V^ ' äjioßaivEi oxXrjQog Sir. 30, 8.
Daran schliesst sich auch der Gebrauch von ViV" mit dem Acc. für
dienen zu etwas, z. B. fli'l'hfl*-'^' 'VM^O und es soll zum Zeichen
sein Gen. 9, 13, Ol^iT^»" -" "H^^ti^oo^: ^^J : i^^^d ihre Ziegel
dienten ihnen cds Steine Gen. 11, 3. Bei IfiV«', OAö^-j ^ü/.' wird
dieses Gesetz regelmässig befolgt; dagegen ist in Fällen, wo das
Prädicat auch als Apposition aufgefasst werden kann, weil der
Verbalbegriff nicht so leer ist wie M', ÜtifDs^ z. B. in „was steht
ihr müssig?", auch eine andere Yerbindungsweise möglich (§ 189).
Wenn sich nun bei \l^i und ÜA(Di oft ein Nominativ findet^, während
man nach dem Gesagten eher einen Accusativ erwarten würde, so
liegt entweder blosse Nachlässigkeit der Handschriftenschreiber vor
oder aber eine andere Auffassung des Satzes zu Grunde ; z. B. kann
es wurde Licht ausgedrückt werden durch: Licht entstand und
heisst dann äthiopisch \i^' 'flC/'^', oder es kann Licht als Prädicat
zu dem unpersönlichen es wurde gefasst werden, und es heisst
dann äthiopisch Yi^s 'üCV^'; daher schwanken die Handschriften
Gen. 1, 3. Hen. 89, 8. So kann man sagen: hji^' iP^f-' es ist
nicht gut Matth. 15, 26 und hjh^' W^f»' nicht ist gutes Gen.
2, 18; (D\\Y' fhl' fl^'fI'^s hrt^h^A-' es entstand eine Sitte Jud.
11, 39, wo ebensogut thl' möglich wäre: es wurde zu einer Sitte:
Üh(D' !^'4'lr' (für J^^^O es war vergraben vorhanden Jos. 7, 21. 22:
fi')'}^'' OA-h-- ehrest, p. 29, 1. 13.
6. Zu unterscheiden von allen bisher genannten Fällen sind § 178
diejenigen, in denen im Aethiopischen an active, intrans., refl. und
passive Verba ein Pron.suff. im Sinne eines Dativs antritt (§ 151).
Ein solcher Accusativ drückt nicht das nächste Object, sondern in
Beziehung auf, für^ also dasselbe aus, was sonst durch A ausge-
drückt wird. Er hat am meisten Aehnlichkeit mit dem Accusativ
der Fälle § 175, c, ist aber wieder dadurch von jenen unterschieden,
dass er nur für das Pron. suff. zulässig ist. So sagt man hC')
CDV: öffne (für) uns! Matth. 25, 11, (D^^tlilP- und sie iverden
ihm noch hinzufügen Matth. 25, 29, 'tCd^X' es ist mir übrig 19, 20,
MJE-^I-Oh-" ivas dir recht ist (gut dünkt) 22, 17, J&'V.J&rth-- es ist
dir hesser 5, 29. 30, hJ}r\\(D''i\\f'^"' AAl^s nicht ivird euch Friede
sein Hen. 5, 4; vgl. auch ÜtiO^X' es steht mir bevor in der üm-
1 Dass das Prädicat, wenn es durch die Präposition }|</»: eingeführt
wird, wie in Ai^'|"VbV"' h*^' <^J^'A*P^' Matth. 6, 5, nicht im Accusativ
stehn kann, versteht sich nach § 165, Nr. 6 von selbst.
392 § 178. Objectsausdruck durch den Accusativ,
Schreibung des Futurum instans § 89 und l^'Ji'h- § 198. Da
nun ein solcher Gebrauch des Pron. suff. im Sinne eines Dativs
überhaupt möglich ist, so lässt sich die Umschreibung des be-
stimmten Artikels durch ein dem Verbum angehängtes Suffix auch
auf Nomina, die in der Dativunterordnung zum Verbum stehn,
ausdehnen, § 172, c: h^' AT'^' es ivar dem Noah Gen. 7, 6, (D
^hß^Yd' ^^'OAÖ' Ml' (Dü^it^': und es wird dir und ihnen {^ur)
Speise sein Gen. 6, 21 u. s. f. Am beliebtesten ist dieser Gebrauch
des Suffixums bei bi", um den Begriff einem ^u etwas sein oder
dienen auszudrücken, und das Suff. Avird in diesem Fall nur selten
weggelassen : dass sie ihm siim Weihe werde heisst äthiopisch immer
^Vh^: -n'hllA-' oder 'Mfb^': 'ühil^^' , nicht l^irM^: ühh^-f"' \
so auch J&h*'^h<^'- Ahhs er sei euer Diener Matth. 20, 26, h^i
}\li\l' J^hfl^'T' (D^F*' wie kann er nun (zugleich) sein Sohn sein?
22, 45. Sodann wird einer ganz eigentümlichen Feinheit der
äthiopischen Sprache zufolge jedem Verbum, das irgend einen Teil
eines lebenden Wesens (wie Glied, Seele, Name, Ehre, Eigen-
schaften u. s. f.) zum Subject oder Object hat, noch ein auf das
Wesen selbst bezügliches Pron. suff. in dativischem oder accusa-
tivischem Sinne angehängt, um die Handlung als zugleich von dem
Wesen selbst, nicht nur von einem Teil desselben, ausgehend oder
auf das Wesen übergehend zu bezeichnen, z. B. ß»'i*^/^thi^' A
•flf s mein Herz freut sich (mür) Ps. 12, 6. Jud. 19, 6, 1'(\h' Afl's
seine Besinnimg hehrte (ihm) zurück Marc. 5, 15. Luc. 8, 35, R'J
iPa^'. AO«*»"-" ihr Herz erschrak (ihnen) Gen. 42, 28. 45, 26,
fUß'9^' Afl'= sein Gemüt lebte (ihm) wieder auf Gen. 45, 27, t^
i.Cr^X' h^M' meine Seele ist (mir) hetrüht Ruth 1, 13, 'ü'hllJV'
M-t"' f^T' JK.CO-;hH! ein Weih, dem Blut floss Matth. 9, 20 (wo-
für in andern Sprachen gesagt würde Ä^: jZ-OH/hTlO^ h9^0\'
J^AP'" höre (mich) meine Stimme Gen. 27,43, {\9^P '- ,^ti^' er
hörte (ihn) sehte Stimme Jud. 13, 9, a^'\*C' Klf^* er hieb ihm
sein Ohr ah Matth. 26, 51, (DCh^ ' W-h^' d^^' und er sah
(sie) den Leih der Dina Gen. 34, 3, (DKh^Cf^-- K^ti-lt- hh
f-tf»-: und Jesus erkannte sie in ihrer Schlechtigkeit Matth. 22, 18,
^ItiilCP' hli^O'i sie sollen ihm die Füsse binden^ 22, 13; vgl.
auch j&fimV- J^'AV= Judith 8, 17, Kh^^ÜX.' Iwn-Ü' Tftflh.:
8, 29, Ä^J&^^-llll.= A'flU." 10, 16; ebenso sagt man für er nannte
seinen Namen so und so zwar auch rt'^f" ft^ips, aber feiner: ii
UD^: tiqoi rt,-!-: Gen. 4, 25. 3, 20 annot. Die Fälle in § 175, c
^ Was auch nach § 175, c erklärt werden kann.
§ 179. Unterordnung" durch Präpositionen. 393
sind alle den hier aufgezählten ähnlich ; mir ist in jenen immer
die Person selbst das eigentliche Subject oder Object, und der Teil
von ihr steht im Beziehungsaccusativ, wälirend umgekehrt hier
der Teil immer nächstes Subject oder Object ist, die Person selbst
aber im Nebenaccusativ dazugenannt wird.
Hiemit sind die vorzüglichsten Gebrauchsweisen des äthio-
pischen Accusativs erklärt. Es versteht sich dabei von selbst, dass
nicht jedes Verbum, das einen Accusativ zu sich nehmen kann,
dies auch immer thun muss. Auch active und doppelt transitive
Verba können oft ohne jedes Object im Satze stehn, teilweise schon
deshalb, weil das Object als aus dem Zusammenhang selbstverständ-
lich verschwiegen und oft nicht einmal durch ein Pronomen ver-
treten wird, z. B. Matth. 21, 2 dort iverdet ihr eine Eselin und
ein Eselsfüllen finden, ^H'/h*' (Dh9^^'h'^' li^'i*' bindet (sie) los
und bringet (sie) 7nir, h^'th^^i^- glaubt (es) nicht ! Matth. 24, 23.
Gen. 9, 2 ; oder von zwei Objecten wenigstens das eine ausgelassen
wird: mein Haus ist ein Bethaus, Wh'ylr^'fi' 'l'd>ll^' dh-t"-
rt^4''^• ihr aber machet (es) ^u einer Diebshöhle Matth. 21, 13;
teils aber auch, weil diese Verba, die in andern Sprachen oft
besser intransitiv ausgedrückt werden, schon an und für sich einen
genügenden Sinn geben: H^flCil ' (Dyß)*\: das erleuchtet und
erivärmt (Licht und Wärme verbreitet) Hen. 72, 4, K.fl^AR'ih'
A"'!-' sie gebar ihm nicht (war unfruchtbar) Gen. 16, 1, JP|TI^4''
er taufte (ohne Object) Marc. 1, 4, hh^^d' wissen, Matth. 27, 65
wissend d. i. 'kundig sein, h'i't^'^'' h'h9^^' da sehet ihr zu! 27, 24,
d*'i'(D' (wollen, begehren) ivillig sein 26, 41 u. s. f.
b) Unterordnung der Nomina und Pronomina durch
Präpositionen.
Kann das Nomen einem Verbum nicht auf eine der §§ 174 § 179
bis 178 beschriebenen Arten im Accusativ untergeordnet werden,
so muss es sich mit Hülfe einer Präposition damit verbinden.
Welche Präpositionen bei den einzelnen Verben möglich und ge-
bräuchlich sind, zeigt das Wörterbuch. Manches darüber ist ge-
legentHch oben, § 164 fp., bei der Lehre von den Präpositionen
angegeben. Dazu ist hier noch folgendes zu bemerken:
1. Statt der strengeren L^nterordnung im Accusativ kann
auch die schlaffere durch A, die Präposition allgemeinster Be-
ziehung eintretend Doch ist dies im ganzen selten und nur auf
^ Wie analog im Aramäischen.
394 § 179. Unterordnung durcli Präpositionen.
einige wenige Fälle beschränkt geblieben. Schlechthin für den
Accusativ findet man z. B. A gebraucht Gen. 17, 12 fl^Arh?^! lhl
114« • (wo genauer zu sagen wäre 'hTTfCPO und das Kind be-
schneidet!, ferner in hA" fOC^'' AhOrt-' O'hfß' ivelche die Sonnen-
kugel ^iim Untergang bringen Hen. 18, 4, hil^^' ti'l^h^^C't' (Oti
hll^'i' tiCh^i,' denn die Zeichen und Zeiten zeigte er mir Hen.
75,3, nK^(0*^h' AKÄ-*" flJAC^(l-- hrM^' der seine Ge-
rechtigkeit und Wahrheit ihm nicht entzogen hat Gen. 24, 27 ^, und
so kann mit A auch eine angefangene Accusativverbindung fort-
gesetzt werden: h^' hjt'^9^0^' (DhAliCh?' dass du uns nichts
zu Leid thun iverdest noch meinen Nachkommen Gen. 21, 23.
Häufiger wechselt A mit dem Accusativ bei allen Verben, die den
Begriff des Anredens enthalten, sofern man hier immer die Be-
ziehung auch als reden zu einem wenden kann: man kann also
nicht nur Wörter wie sagen, erzählen, reden ebensoleicht mit A
als mit dem Accusativ verbinden (§ 176, 3, a), sondern namentlich
auch die Begriffe bitten und fragen, ferner loben und preisen
{(\Ül' fi'üfh' u. a.), rufen, befehlen, verbieten, tadeln (z. B. Htid,'
Hen. 13, 10), zur echtiv eisen u. s. f. Besonders aber tritt A, als die
Präposition, welche das Ziel und den Zweck einführt (§ 164, Nr. 2),
dann ein, wenn einem Verbum ein Nomen in diesem letzteren
Sinne untergeordnet wird. So können Verba des Gebens den,
dem gegeben wird, ebensowohl durch A als durch den Accusativ
(§ 177, 4) unterordnen; und namentlich der Accusativ des Prädicats
(§ 177, 4 u. 5) kann überall, wo eine Zweckvorstellung gedacht wird,
durch die Verbindung mit A ersetzt werden : •f'^^ffl'' 9*^^'d' A
^^,^'ÜC' sie kauften ein Land zum Begräbnisacker Matth. 27, 7.
Gen. 49, 30, h^^.A"'"*"' Ai^Af^'l^-" A^^iK'^" er teilte sie in drei
Heere Jud. 7, 16, l^P' K\^* = h^9^ ' ^'\\l^' WCh' gerechte
Sterbliche stelle auf zu einer Pflanze des Samens Hen. 84, 6, Yxl
'ü/n' An^h'ihs ich will sie zu einem Segen machen Hen. 45, 4. 5,
i^^'hd.f^' 'TlhA.-- A'hhA-' M'-n- Ä'Ä'4'-" es ivird ein Mann er-
ivählt tverden zur Pflanze des Gerichts der Gerechtigkeit Hen. 93, 5.
So wird auch W' dienen zu etwas und zu etivas iverden ebenso-
wohl mit A als mit dem Accusativ (§ 177, 5) verbunden: fl>llV'
ti^^'id^il' rhj&fl^'ih" und er ivard zu einem lebenden Wesen Gen.
2, 7. 20, 16, (D^iia^lr' hd^h^'- 1'(\C' und das Thun ivird zum
Segen dienen Hen. 10, 16. 52, 4, j^hCD-V-h«'«*'-" hö^^^- sie werden
euch zum Anstoss werden Jud. 2, 3. Hie und da werden dafür
1 Vgl. oben, S. 389, N. 1.
§ 179. Uiilmüidmui^' durch rriipositionen. '^J'->
juu'li andere Präpositionen der Richtung angewandt: Ti'Q'i^ h^'l"
Oi'tl'V - Chfi ' "Ihll'i'l' • der Stein ist zum Eckstein geworden
Matth. 21, 42, f1'(\h\\' (O-M"- A/f' -• ^V^Afl- er tvird dich
ivieder zum Mundschenken machen Gen. 40, 13, oder IDAni' 'Tifl'
verändern in etivas (anderes).
Im übrigen wird durch A insgemein der Dativ anderer
Sprachen ausgedrückt.
2. Manche Verba, die sich mit dem Accusativ verbinden
lassen, können ihr Objeet auch durch Präpositionen einführen,
nehmen aber dann in der Regel einen etwas andern Sinn an, und
oft entspricht die Unterordnung eines Objects durch eine Präposition
unter ein Verbum den zusammengesetzten Verben der indoeuro-
päischen Sprachen: ti9^0' mit Accusativ einen hören, mit A zu-
hören und gehorchen, Ch?' mit n auf etwas sehn Hen. 39, 10,
^OhO' niit A einem zurufen Gen. 21, 17, (D^^: AdA" einen an-
speien Matth. 27, 30, >Ä^-" (D^M* ' aufUicken nach Gen. 15, 5,
rtl^f s mit Accusativ etwas trinken, mit "h^^^- davon trinken Gen.
9, 21, h'^U' fassen, halten, aber mit fl anfassen Gen. 19, 16,
V^'Tf« hauchen, mit -^fl" einen anhauchen und einem einhauchen
Hen. 82, 7 u. s. f. Sonst wird bei jedem Verbum, das sein Objeet
durch Präpositionen annimmt, die Präposition je nach dem Sinne
des Verbums gewählt, z. B. hflrt ' A sich an einein versündigen
Jud. 10, 10, r/ili^'' A trauern um einen, AlÄ- A sich (vor) einem
beugen Gen. 27, 29. 42, 6, <^Ah-" A^ V*^!^'-' A König sein über
einen (einem) Jud. 9, 8. 22 (und AM-" Jud. 9, 9), CÖf^' ItxT'l',
^.CO'- }i9^y' beben, fürchten vor (Gen. 9, 2. 32, 12), 1"?'- iW^d'
li9°i' fliehn, sich hüten vor, hödd,' }i9^^' ausruhn von Hen.
53, 7, VK'r/i-- lti9^ rein sein von etwas Hen. 10, 22, 'td^A'- h9^
sich rächen an Jud. 16, 28. Hen. 54, 6, äAP= 'TfO- beten zu Gen.
20,17, ebenso fthii' 'W'- Gen. 25, 21, h9^^' 0 glauben an, W
9°0 n, d.'Va^' n Gefallen, Lust haben an, ^Trh' AdA« eifer-
süchtig sein auf Gen. 26, 14. 30, 1 u. s. f. Auch können alle Verba,
welche Eigenschaften ausdrücken, durch das Vergleichungswort
}i9^^' und einige andere Präpositionen mit andern Begriffen ver-
glichen werden, s. unten § 187.
Endlich kann ein Schriftsteller gelegenthch auf eine ganz
eigentümliche und kühne Weise ein Verbum mit einer Präposition
verbinden, die seinem Begriffe nach ihm eigentlich nicht zukommt,
wie ^ihd,' mit dem Accusativ der Sache und AdA' der Person
einem etivas aufschreiben (zu gut schreiben) Hen. 10, 8, VHH-" mit
396 § 180. Das Yerbum in Unterordnung unter das Verb um.
?i9"V' einen trösten von etwas weg d. i. über etwas beruhigen Gen.
5, 29, t^^h' ^f^' (D^tli"' ih^O das Wasser füllte sich in das
Schiff hinein (das Schiff wurde voll von Wasser) Marc. 4, 37; vgl.
Ex. 28, 3; auch -i^^^Oi: h^^'^O (t\^91' Jer. 11, 19. Doch
sind wenigstens in der gewöhnlichen äthiopischen Sprache solche
kühnere Verbindungen selten.
Im allgemeinen werden die Präpositionen im Aethiopischen
schon sehr häufig angewandt. Zwar ist der Gebrauch des Acc.
auch in seinen altertümlicheren Bedeutungen noch vollkommen
lebendig und so geläufig als in irgend einer der ältesten semitischen
Sprachen, häufig aber ist daneben eine Wortverbindung durch
Präpositionen möglich; ein gewisses Streben nach Freiheit und
Mannigfaltigkeit in der Wortverbindung giebt sich unverkennbar
auch auf diesem Gebiete kund.
2. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbum.
§ 180 Wie das Verbum durch ein ihm untergeordnetes Nomen oder
Pronomen, so kann es auch durch ein anderes Verbum ergänzt
werden. Würde in diesem Falle das ergänzende Verbum lediglich
m den nenn wörtlichen Infinitiv treten und sich wie ein anderes
Nomen dem Hauptverbum unterordnen, so wäre es überflüssig, dies
hier besonders zu erörtern. In der That aber giebt es noch manche
andere Mittel, um ein Verbum einem Verbum unterzuordnen, und
diese sollen hier erklärt werden. Der Sinn, in welchem sich ein
Verbum ein anderes unterordnet, ist mannigfaltig.
1. Das zweite Verbum kann die Art und Weise des Haupt-
verbums, die näheren Umstände der Handlung und ihre
Zeit bestimmen.
d) Soll zu dem Hauptverbum (oder zu der Aussage des Satzes)
eine adverbiale Verhältnisbestimmung gefügt werden, so
wird diese im Aethiopischen, teils weil adverbiale Ausdrücke hier
noch weniger zahlreich ausgebildet vorliegen, teils weil die Ver-
hältnisbestimmung stärker betont werden soll als dies bei einem
adverbialen Ausdruck möglich wäre, häufig durch ein Verbum
ausgedrückt. In diesem Falle sind hauptsächlich zweierlei Ver-
bindungen der beiden Verba möglich.
d) Beide Verba werden (in gleichem Tempus, Modus, Numerus
und der gleichen Person) nebeneinander gestellt, aber nicht wie ge-
wöhnlich durch fl> verbunden, sondern bleiben un verbunden, wobei
sie, weil durch keine Copula getrennt, sich um so enger zusammen-
§ 180. Das Vtnbuui in Unterordnung unter das Verbum. 397
scliliesseii. Besonders häufig werden auf diese Weise einige adverbiale
Zeit- und Ortsbegriffe allgemeinsten Sinnes verbunden, die dem Haupt-
verbum, dessen Begriff sie ergänzen, vorangelin. So kann man zwar
den Satz und sie gebar noch einmal auch im Aethiopischen durch ein
Adverbium ausdrücken: OIOlAft'!" ^■^•', z.B. Gen. 29, 34; soll aber
dieses noch einmal hervorgehoben werden, so drückt man es durch
Rl^w>: iviederholen aus : fllftl^/oif" CDAÄ'Th' und noch einmal ychar
sie Gen. 4, 2. 29, 33; Rl<^: dJltO' noch einmal schichte er, ob-
wohl auch (D^'^iro: ^/gOü möglich ist Luc. 20, 11; so auch Jud.
20, 22. Gen. 25, 1. Ebenso dient (D^}\: er hat vollendet dazu, um
den Begriff schon zu umschreiben (s. § 88) : MH"' (Dß'hH"' iR'Tf'«'
das Feuer brennt schon Luc. 12, 49, (D^M: iTtiHi' wir haben
vorhin schon getadelt Rom. 3, 9. Num. 17, 11. 12. 22, 29. 33. Matth.
5,28. 11,21. 17, 12; und dieses Wort kann dem Hauptverbum
sogar nachgesetzt werden: (BtnaM^L' OJß^h' ftO't'' und Abend-
stunde ist es bereits geworden Marc. 6, 35^. — Vgl. ferner: fliöK-'
'l'^HA^^''*"" sie zogen aus ihnen entgegen Jud. 1, 10; rh-^' 'h^*
ft/V*! geht entgegen Jos. 9, 9; •t'7/^K-! 'ifh*C' wir wollen auf-
brechen Gen. 33, 12. 27, 19. Jos. 7, 13; 'iüC' 'Hi,[\^' A-^»"-"
bleibe iveissagend ihnen Chrest. p. 3, 1. 22 f. u. s. f. In solchen Ver-
bindungen finden sich zwar öfters beide Verba auch durch (D ver-
bunden; bessere Handschriften vermeiden dies aber.
ß) Noch häufiger wird solchen Zeit- oder Verhältnis-bestim-
menden Verben das Hauptverbum im Accusativ des Infinitivs unter-
geordnet, und auf diese Weise kann jedes Verbum, sei es activ
oder passiv, untergeordnet werden, indem es in den nenn wörtlichen
Infinitiv tritt. Das regierende Verbum, das die adverbiale Neben-
bestimmung enthält, ist meist transitiv oder causativ, kann aber
auch reflexiv-passiv sein, und der Accusativ des Infinitivs ist in
letzterem Falle nach § 174 zu erklären. So: 'tl9"^t*' 0^.(D '
sie waren (alle geworden im Hinübergehn) alle hinübergegangen
Jos. 4, 8. 11; 4*Äl^lri-' V7.(?'Mfl^'^-" ich habe es euch zuvor gesagt
Matth. 24,25. 12,29. 17,11; h^m'ii}'}'' ^Ä.h' {=^01^- oo
^Ma'y^ ihr seid schnell gekommen Ex. 2, 18. Gen. 18, 7. Jos. 4, 10;
'\(iC\\o^'' h^Vi' 9^hi[,?'' ihr habt zugleich mit mir geglaubt
Rom. 1, 12; Kf.^19^: h^hs Ü^P'- J^ftA.htf»-s ich werde hin-
^ Das Tempus stimmt grade bei (D^Y\' immer mit dem Tempus
des Hauptbegriffs überein: beide stehn im Perfect. Doch wird, um ein
Präsens auszudrücken, (D^}\: auch mit dem Imperfect verbunden: (Dj^'hi
^'H- fl>-A'/'' 1'-'}^:'' y,'/'(\0 bereits lie(ß die Axt am StammeM2itth.d, 10.
Ein Adv. fllj?,"^: anzunehmen ist nicht nötig.
o9ö § 181. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbum.
fort nicht mehr hei euch sein Jos. 7, 12. Gen. 8, 12. 38, 26; Ix'h
A'fes '1'rt.flP"' hhA* sie hatten das Getreide aufgegessen Gen. 43, 1.
Jos. 8, 24. 10,20; hwh^'- l^Jj er hat wohl gethan Jud. 17, 13;
h^f^OD^-: h}\9^^(^'' sie erkundigte sich mvor Matth. 14, 8. 17, 25;
h^,^d,'^'' ÄA./i'f'^ sie hassten ihn noch mehr Gen. 37, 8. Matth.
27, 23; rtArn-" i^^'l'' er ivar schon ganz todt Job. 19, 33; h'd
If'VTh-" tx'üh' sie brachte am meisten Luc. 21, 3; ^f^' yCH\^''
€p(iiaD: das Wasser stand ferne Jos. 3, 16. Statt des Infinitivs
kann auch ein Abstractum eintreten, z. B. Whl^hd.- 'l'Ö*']/^'f''
der beharrlich geduldig ist Matth. 24, 13.
§ 181 b) Wird einem Verbum eine nähere Bestimmung der Art
und Weise, der Umstände oder der Zeit beigefügt, die nur durch
einen Verbalbegriff ausgedrückt werden kann, so hat das Aethio-
pische verschiedene Mittel, sie zum Ausdruck zu bringen.
a) Die Nebanbestimmung wird im Gerundium (§ 123) unter-
geordnet. Dabei tritt der Infinitiv selbst nach § 174 f. in den
Accusativ, steht aber nur selten ohne Suffix, wie in M'ti*'' "ih^^'
d^^OD: h^^H.h'flrh.C-- idX' '^'üC' die ganze Welt vollendete der
Herr, thuend sein Werh Gen. 2, 2. Vielmehr wird fast immer das
Subject, das die untergeordnete Handhing vollzieht, mag es zu-
gleich das Subject des Hauptsatzes oder dessen Object sein, durch
ein dem Infinitiv angehängtes Pron. suff. noch besonders ausgedrückt.
So werden Zustandsbestimmungen ausgedrückt, wie 'VOI^i^'h' h
il9^hi,' geduldig höre mich an! Act. 26, 3, mmdh' 'f'öT./'s und
er ging hinaus, indem er an sich hielt Gen. 43, 31, und sogar Ü
A<D: V*d**s er ivar schlafend d. i. er schlief eben, und noch häufiger
Zeitbestimmungen (und selbst an Zeitbestimmungen angrenzende
Bedingungen), die, da der Infinitiv keine Tempora unterscheidet,
je nach dem Zusammenhang von der Vergangenheit, Gegenwart
oder Zukunft verstanden werden können: (Dd*A^fi' lt\9^0^' t^d'
(B'tl'l*' 5^V/"^-'fl! und indem er von da wegging, begab er sich
nach dein Tempel Matth. 12, 9, (DOidF-' hl^r/i^C-" '^'^nA«-■
fi(UV' 'üh/L' und als er aus dem Schiffe stieg, Jcam ihm alsbald
ein Mann entgegen Marc. 5, 2, HCfl-' e^\^' fllLr^tf»-: Ifl^: die
Sonne ging unter ^ als sie nach Gihea gelangten Jud. 19, 14, I/J&
(14*'' As nUCJi«' i^H^^s ivelches sprosst durch seinen Samen, wenn
er gesäet wird Gen. 1, 29, (Dä^p: XcTJ^'A-' ,O70- und als Herodes
es hörte, erschrak er Matth. 2, 3, fh^di}^'^'' 'l'rt^iA*' hingegangen,
erkundiget euch 2,8, «'»K'h-' i*»>.4^ö»-: (Ohtli^'^li^^f^"- sie kamen,
nachdem sie Beisevorrat eingenommen und Zurüstungen gemacht
hatten Jos. 9, 2, 'h'i'V' '^A.Ai-" hö/^l'' welches, als es voll loar,
§ 181. Das Verbuin in Unterordnung unter das Verbum. 399
sie hcrmißogen Matth. 13, 48, t^'h' KiV^ - \\HV? ' W^'H^'- «>,e/
*"L{h' Job 9, 4, und so fast auf jeder Seite einer historischen Er-
zählung. Selbst wenn der Umstands- oder Zeitsatz ein eigenes
Subject hat, das im Hauptsatz weder als Subject noch als Object
erwähnt ist, kann das Gerundium stehn ; das Subject wird dann,
nachdem das Suffix am Infinitiv darauf hingewiesen, diesem Suff,
frei in seiner nächsten Form (nicht im Accusativ) beigeordnet:
OüD^^Yx : fl)-?i'l- ■ nh- ■ f»*fc " und als jener hinausgegangen w(n%
kamen seine Diener Jud. 3, 24:; fli'VA.6"-' Ü'ÜO'l" "if^'h n^'P'ü'
h'^W je.i'"^?!-' rt-nni-- 'if^'h n^'^'H' und als die 7 Jahre des
Ueherflusses vorüber ivaren^ kamen die 7 Jahre des Hungers Gen.
41,53; 'VA.6".' ^'PM- -nWl' Job 2, 9; (D'\(D^^P^^ K^ibh'
t{ih: ^/»rt'^A'Jj flÄVh-* und als Jesus geboren tuar, siehe da kamen
die Magier Matth. 2, 1 ; oder mit dem Infinitiv unpersönlicher
Verba: m9'*M^ '- h^S ' h^^K'h-'- und als es Abend ivurdc,
brachten sie Matth. 8, 16. 26, 20; (DffDtl?'' oo^^yt -(ihrt.-" und
als es Abend war, kam ein Mann 27, 57.
ß) Wenn die Nebenbestimmung einen Zustand des handelnden
Subjects des Hauptverbums beschreibt (was in andern Sprachen
durch ein dem Subject beigeordnetes Participium ausgedrückt wird),
so kann sie durch ein dem Hauptverbum beigeordnetes Imperfect
(nach § 89 das eigentliche Tempus für die Beschreibung eines
Znstandes) ausgedrückt werden ; nur muss dann (wie in dem ähn-
lichen Falle § 180, 1, a, a) die Copula (D immer fehlen, damit
durch die enge Verbindung die Unterordnung des Nebenbegriffs
unter den Hauptbegriff zum Ausdruck komme. Dabei ist es nicht
nötig, dass beide Verba unmittelbar nebeneinander gestellt werden :
je nach Umständen können verschiedene Wörter dazwischen treten,
z. B.: VfK-5 f O^'-fl?* •' sie sassen ihn bewachend Matth. 27, 36;
'l'Ah'fls ^^d^bl' sie liegt fieberkrank darnieder 8, 14; ^ll^*' H
n<n>-: 'Yd'fX' h^f^^'^o^"' h'üt^' die Weisheit haben, iverden er-
geben sein, ohne ivieder zu sündigen Hen. 5, 8; Tx^^' '\f^*^9^9*'
"Vl'iiYx*' (D'h'V '• Itxt^r' YxiM'ü' ivenn ihr ihn verlasset, zurück-
kehrend zu jenen Völkern Jos. 23, 12; Wjf/KD*^^ '- n/h-fc+-" f'd.
C\)' G. Ad. 93, 19. Darauf beruht auch die Umschreibung des
lateinischen Imperfects durch Üh(Ds mit dem Imperfect (§ 89), wie in
ÜOr: ,?m9^^'' er taufte (war taufend). Vgl. auch § 189 f. Drückt
dagegen die Nebenbestimmung nicht sofast einen Zustand des Sub-
jects als vielmehr eine Fortsetzung der Haupthandlung aus, so wird
sie in das gleiche Tempus wie das Hauptverbum gesetzt und diesem
asyndetisch beigeordnet: fll>/*'h«: Ä^A-4.l/'<^'" hiO'fld"- und sie
400 § 182. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbum.
nahmen ihre Töchter, sie heiratend Jiid. 3, 6; f^^^h' h'f''}' Hj&
(U^ll' 'TlAii.' es kam ein rauchender Ofen, vorübergehend u. s. f.
Gen. 15, 17; (Dfy]\^: '\ww'\"' sie ging aus suchend Hen. 85, 6
(vgl. § 180, 1, a, a).
y) Ausserdem stehn für die genannten Fälle und für die
Anknüpfung jeder Nebenbestimmung, die durch ein Verbum aus-
gedrückt werden muss, sei es eine Art-, Zustands- oder Zeitbe-
stimmung, Conjunctionen wie hlrH' indem, ^fls u. s. f. zur Ver-
fügung, § 189, die hierfür sehr häufig gebraucht werden.
d) Ein besonderer Fall tritt ein, wenn zu einem Verbum
sein eigener nennwörtlicher Infinitiv im Accusativ ergänzend hin-
zutritt (vgl. § 174), wobei der nähere Sinn einer solchen Ausdrucks-
weise verschiedenartig sein kann. Entweder soll durch die Wieder-
holung des Verbums das Sich-wiederholen der Handlang selbst,
also die AUmähligkeit, Fortdauer, Gänzlichkeifc der Handlung aus-
gedrückt werden: (Dfi^tlf^s fL9^fitlP''^"' und vertilgend vertilgten
sie sie (nach und nach ganz) Jud. 20, 43, h'üll'^' hUlVi' mehrend
mehren iverde ich (werde viel und immer mehr machen) Gen. 3, 16.
16, 10, oder aber es soll die Aufmerksamkeit des Hörers ganz
besonders auf den Begriff gelenkt und das Verbum nachdrücklich
hervorgehoben werden, und dieser letztere Gebrauch des Infinitivs
ist weitaus der häufigere: rt'^0' '\'il9^Ü'' (OhJ}r(i>'ti(B,' hören
thut ihr wohl, aber ihr versteht nicht Matth. 13, 14. Marc. 4, 12;
(\Q\V' MCMX' segnen werde ich dich Gen. 22, 17; 'iXiP't-' 1'^
1^' f^ÖtU't' willst du über uns herrschen? 37, 8; ID4"fcArt =
/i,'J4"VAh5 tödten aber werden ivir dich nicht Jud. 15, 13; Wh
9"Cr.- MyTC' wissen sollst du Gen. 15, 13; ferner Gen. 20, 18.
50, 16 Jud. 8, 25 u. s. f. De^ Infinitiv steht, wie diese Beispiele
zeigen, meist voran ; doch kann er, namentlich wenn er die Fort-
dauer der Handlung ausdrückt, auch nachgesetzt werden: \\0^'
J?^A5i?*: i\9^M\' Ah'7H.h'flr[i.C= dass sie Gott immerfort an-
beten wollen Jos. 22, 27; auch WM' \\^^ ' ivas es auch sei Ex.
22, 8. GaL 5, 10.
§ 182 2. Das untergeordnete Verbum steht im Sinne einer In-
haltsbestimmung oder eines Objects und ist daher immer
im Objectscasus zu denken.
a) In diesem Fall ist die nächstliegende Verbindungsweise
die, a) dass das untergeordnete Verbum im Accusativ des nenn-
wörtlichen Infinitivs steht. Sie ist auch dann möglich und sehr
gewöhnlich, wenn das untergeordnete Verbum Objecte von sich
abhängen hat: der Infinitiv wird in diesem Falle entweder mehr
§ 182. Das Verbiim in Unterordnung unter das Verbuni. 401
als Nomen aufgefasst und ordnet sicli sein Object durch das St. c-
Verhältnis unter (s. S. 409), oder mehr als Verbum (ohne dass
deshalb das Gerundium eintreten müsste) und nimmt dann sein
Object im Accusativ oder vermittelst Präpositionen zu sich. Vor
allem werden einige an sich leere Verba (Hilfszeitwörter), nämlich
die V^erba des Könnens und Nichtkönnens meistens so ver-
bunden : Ä^JP'hA" 'V'/.T' hd'O'^ er kann seinen Vater nicht ver-
lassen Geu. U, 22; fllV^.rth^-rt: /i,JK,hA-5 'l"l:ä' eure Seele aber
vermögen sie nicht zu tödten ; HJ&hA-' ^r'Prt-" (D^P- ''id'O hfl\
7^A"2 der Leib und Seele zusammen verderben Jcann Matth. 10, 28.
9, 15. 28. 7, 18. 5, 14. 36. 3, 9; tlM' 'VlJÜ'' er vermag nicht zu
tvachen Matth. 26, 40; tlM' hO^^h-f'S tvir vermochten ihn nicht
auszutreiben Matth. 17, 19. Jos. 17, 12; ferner auch andere Verba,
deren Begriff sich zu dem des Könnens hinneigt, wie wissen, lieben^
geivohnt sein : fii9^^' hth^P' hth^' er war geivohnfy einem das
Leben zu schenken Matth. 27,15; :^'h9^<-' iP^?' Ü'üi"' fl^'/^fl-"
ihr wisset gute Gaben zu geben 7,11. 16,3; ^^.4'<"' 4'^<^-' CöÄ
AP'2 sie lieben zu stehn und zu beten Matth. 6, 5; ferner die Verba
des Verhinderns, Verweigerns und Nichtwollens (wogegen
die Verba des Wollens, als ein Zweckverhältnis ausdrückend, meist
anders verbunden werden): 'l'h^'hP^'^''' fl^h' ihr hindert sie
hineinzukommen Matth. 23, 14 (vgl. § 176, 3, a). Hen. 63, 10; h^'l'
Yl^h?*^'^'' f^9kjt\' '1rn»f ' verbietet ihnen nicht, zu mir zu kommen
Matth. 19, 14. Jud. 15, 1; ^rh.A-- l'fift.-" i^'T'MH.- Eahel will sich
nicht trösten lassen Matth. 2, 18; ^fl^h" (0**t(i' sie verweigern
dir zu geben Gen. 24, 41. 37,35; CM-f'' hrh»^' ideiv aQvovvrai
Sap. 17, 10 A. Aber auch manche andere Verba, die zum Teil
auch andere Verbindungen zulassen , können den Accusativ des
Infinitivs zu sich nehmen: ^d^d' Q?^'}?'- h\l' M' ti'hO"ü' zu
meiner Rechten zu sitzen verleihe nicht ich Matth. 20, 23 ; avdO
'f'h'hti^'f'' er tvagte ihn zu fragen 22, 46 ; dtl(h' 'V'flft'/'-' i^/.K
sie hatten Brod mitzunehmen vergessen 16, 5; ^l-'i^i,' MlOf
er zögert zu kommen 24,48; d^CÜ' Ax^d' V?' er fürchtete dort-
hin zu gehn 2, 22. 1, 20. Gen. 19, 30; i"T[Ä-7-.- -l^tSj^-f^' M\^
Ah-" ihr höret auf, Gott zu folgen Jos. 22, 16. 18. 29. Gen. 11, 6;
vgl. ausserdem § 180, 1, a, ß. Dabei ist es möglich, dass das
regierende Verbum schon im voraus durch ein auf das Object des
untergeordneten Verbums bezügliches Suffix ergänzt wird, was
wiederum eine eigentümliche Feinheit der äthiopischen Sprache
(ähnlich der § 178 beschriebenen) bildet: lh^\^*"' y*tA"f'' Art.'!"-*
y\1\\^h'üih,C' ich vermag das Haus Gottes zu zerstören Matth.
Di 11 111 an II, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 2G
402 § 182. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbuin.
26, 61; ^V'! ja.hA-'" tiliTfl'-' idX' 4 Esr. 2, 6 ; ja das regierende
Verbum kann sogar das Object des abhängigen, wenn dieses nur
ein Pronomen ist, ganz an sich ziehn : tlhlrf^ ' d.Ü^fi s sie ver-
mochten ihn nicht ^u heilen Matth. 17,16 (für liM^' <^fl>*^'f-r). —
Der untergeordnete Infinitiv kann in der Folge in ein Verbum
finitum übergehn und umgekehrt, z. B.: 'f'/y»f..fliö»- : AJi^C '
O^'Y'l^ix ' d,'t(0*9^o^* ' sich tvendend £um Gehn und schneller Ver-
folgung derselben Sap. 19, 2, je.ÄAJ"tf»-." ^'l'h^h^'' -üCVlr '-
(D-l^H^^ih: fl^rt'^: ^'A^'l'." Sap. 18,4; ebenso auch der Sub-
jeetsinfinitiv, z. B. 4 Esr. 13, 20.
Merkwürdigerweise können auch unpersönliche Verba (§ 192)
durch einen Infinitiv im Aecusativ ergänzt werden, wofür freilich
auch andere Constructionen möglich sind. So wird namentlich
h^'^ wenn es die Bedeutung von k'oii, e^soii es ist möglich oder
es ist erlaubt hat, häufig mit dem Aecusativ des Infinitivs ver-
bunden: H/i,i^hfl>*^' 7ft,^' ivas zu thun nicht erlaubt ist Matth.
12,2; J?,ha^'J: rirt^Q-h in.^-" W^^' es ist erlaubt, am Sabbath
gutes ni thun 12, 12. 12, 10. Deut. 22, 19; /uje.->OÄ'nh-- Ä^f'-f-'
es dünke dir nicht schver (§ 178), ihn zu entlassen Deut. 15, 18;
YxODt ji^lhhliA«' 'W'hti^dr^' ivenn es möglich ist, dass dies vorüber-
gehe Matth. 26, 42; Ä^M-- iP^f" Y^h- "i'^h-i"' (O-tk-^'- (DOh
'/.n* AhAO'!"- es ist nicht fein, das Brod der Kinder zu nehmen
und es den Hunden zu geben Matth. 15, 26; j&'l'A A ' OJi'l''
(§ 124 a. A.) -///»A: Ihil'Y' h^^^'V' ff^C^h' hr*(\Ö^' d'Rh'
OD'i'l/^'l'. rt^^'l-- Matth. 19, 24 (vgl. 9, 5); li>htf»" O'B^'f--
fili'i't^: ^*'flC' (es ist genug für euch das Umkreisen dieses Ge-
birges) ihr habt dieses Gebirge nun genug umgangen Deut. 2, 3^.
Am leichtesten erklären sich solche Verbindungen daraus, dass im
Gedanken die unpersönliche Wendung des Verbums durch eine
persönliche ersetzt wird (z. B. in es ist erlaubt == man kann). —
Indessen ist diese Construction nicht notwendig: die Ergänzung
kann zu solchen Verben auch iui Subjectscasus treten, wodurch sie
aufhören, unpersönlich zu sein: A/f*' J&'t.J^rt3^= #7»<g-T[-: mir ist
es besser zu sterben 1 Cor. 9, 15; hör'- '^^^l'- jK-'K^A-' -n'/.A-*
Hen. 37, 3; fdöO" ÖJA.^' es wird ihr schwer zu gebären Hen.
62,4; MihYlf'^"' flA.d-" es genügt euch, zu essen Hen. 102, 9
(vgl. Hebr. 9, 27. 10, 31). Bei Infinitiven auf ö ist es nicht zu
erkennen, welcher der beiden Constructionen sie folgen, z. B. in
1 Ein Beispiel, in dem HA**' zuerst mit dem Subjunctiv und später
mit dem Aecusativ des Infinitivs construirt wird, findet sich Sap. IG, 28 A.
§ 182. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbuni. 403
hh' lA'VjE*'" hO^'hO' (hl ist nicM gut heiraten Mattli. 10, 10, sofern
hti^'M' sowohl Nominativ als Accusativ sein kann.
Ueber den Accusativ c. Infinitiv bei den Verben des Sagens
und Wahrnehniens s. § 190.
ß) Wo diese nächstliegende Verbindung im Infinitiv nicht
angebt, tritt der Gebrauch einer Conjunction wie h^^'j 51? Itifl^^'
u. s. f. ein, z. B. er sagte, dass u. s. f.; vgl. § 203.
h) Wenn das unterzuordnende Verbum zum Hauptverbum
mehr im Verhältnis der beabsichtigten Folge und des
Zweckes steht, tritt
a) möglicherweise die im Ganzen seltene Verbindung durch
A mit folgendem nennwörtlichem Infinitiv ein (s. auch
§ 183), z. B.: MÄ,J&hfl>-T-' tidü^Ö' ivelcJie ihm nicht erlaubt ist
zu essen Matth. 12, 4^;
ß) am häufigsten der Subjunctiv, der wie ein Accusativ
unmittelbar (d. h. ohne Conjunction) dem Hauptverbum unterge-
ordnet wird. Er erscheint namentlich nach Verben des Wollen s,
Wünschens, Bittens, ßefehlens, Erlaubens, Versprechens
und Anfangens: hWÜ' ^Üd*' er befahl, sie sollen geben Matth.
19, 7. 27, 64 ; JK^ßs ^'l'O^Ü'' er sagte (befahl), sie sollen sich hüten
Matth. 16, 12. Hen. 69, 14; h^: '{'d,^^'- ^K-^-" ^'Yl'lf' ivenn
du vollkommen iverden iv'dlst Matth. 19, 21. 12, 46. 14, 5. Jos.
24, 15. Hen. 39, 8; h^s dA*^\\' ^0(1/2.= etc. Chrest. p. 42, 1. 6;
d^'VOX,' f^Ctx^*' sie haben gewünscht su sehn Matth. 13, 17; f'Tf
/*'iA'-." J&'V'i'74-h' sie suchen dich zu sprechen Matth. 12, 47; "h
Ä"7'' J&Ali4J" 'Iffl'^l-" lasset sie zusammen tvachsen Matth. 13, 30.
24, 43. 27, 49; fih^P' yC'h?'^'^"' sie baten ihn, er möchte sie
sehn lassen Matth. IG, 1 ; t\'üA\\' "hl'ü'ü' erlaube mir m sprechen
Gen. 18, 32. 31,7; ht\i^'ü^(h' P-lfA^-" bittet, dass vorübergehe
Matth. 8, 34; ^UaTn'i' hlU.h'Üfh.O 'l'CM' 0^.^'V^ Gott ver-
leihe euch, dass ihr Ruhe findet Ruth 1, 9; Ji'TrH-" J&ft'flhs er fing
an zu predigen Matth. 4, 17 und sehr häufig. So auch bei vielen
andern Verben ähnlicher Bedeutungen, z. B.: t^OCPc^'' ß'Ö'l^H"-
lehret sie halten Matth. 28, 20 (mit dem Nebenbegriff des Beauf-
tragens) ; h^^'^'l"' 'Th^^^^Th- sie ivar nahe am Sterben Marc. 5, 23;
'hn^PrhVl-'" ?i'l''i"?C-' ich habe mich erkühnt m reden Gen. 18,31; auch
bei hUA-, z. B. Hen. 14, 21. Hexaem. 9, 20, und anderen Begriffen
des Könnens, z.B. «DäIMs ^^00'' i\h9''C'' JK-^h- aih^ß^öCl"-
1 Auch mit einer Negation wird im Cod. Francof. Jer. 35, 14 TiT'D'!'
]"**"mP,i:* wiedergegeben durch AAl.A'l'f • (O^»')'"
26*
404 § 183. Das Verbum in Unterordnung unter das Verbum.
Hexaem.9,16 f.; und bei Verben des Hoffens, z. B. 'tfid^iO: fffC
^' (var. yOC^') Sir. 11, 19. — Ebenso werden auch unpersönliche
Verba mit dem Subj. verbunden (s. oben a): jR/^J^^^h^^"-" 't^tl^'
es gefällt euch m flmn Jos. 9, 23 ; YxM'- w^^f^^i ßldO (Mh^-P-
es ist nicht gut, dass er allein sei Gen. 2, 18; ^J?^hfl>*>h " ^(D^
M' du darfst sie nicht heiraten Matth. 14, 4. Deut. 22, 29 ; JP^Ä
AflJj^-' hß^"}'}' CS ziemt sich für mich, mich zu beugen Marc. 1, 7.
Matth. 3, 11. 15; J&'Y.J&rth -' 'VfXh' es ist dir hesser, einzugehn
Matth. 18, 8. 9; hh-" <wi^->a>-! ^th*^' es ist nicht nötig, dass
sie gehn Matth. 14, 16. 23,23. Hieher gehört auch UA?*-' mit
dem Subjunctiv § 89.
7) In den meisten der unter ß) angeführten Fälle kann
aber der Subjunctiv auch durch die Conjunction l\f^' eingeführt
werden : t\l\'\''ü^'dP- h'^s ^M\4*- sie baten ihn, dass sie be-
rühren dürften Matth. 14,36; Kf^f.19^'' h^'- hd^t-'- ich will
nicht wieder schichen Hen. 10^ 22; J&Q>A^' h*^" h^'i'Ü^Ö' er sagte
uns, dass ivir nicht essen sollen Gen. 3, 3; o^thti' h^^ ' ^U(\'
er versprach eidlich, ihr zu geben Matth. 14, 7; li^'^fi^'s h^^ '
■ ÄAO' AHJ&'J*7^' er ermahnte sie, niemanden etwas zu sagen 16, 20;
s. auch § 203. Auch nach unpersönlichen Verben ist h^^' mit
dem Subjunctiv mögHch : J?*'i,J&rth' h<^-" J&'lvh7«*A-' es ist dir
besser, dass (ein Glied) zu Grunde gehe Matth. 5, 29. 30; K.J&'Th
d**^^' h^^" J&'l'rli7«'A' es wird nicht gewünscht, dass zu Grunde
gehe Matth. 18, 14; Ä,/?.RAfl>3:-' h<^-' hli'V' ^({1\' es ziemt sich
nicht für mich, dass du kommest Matth. 8, 8; 'flCD.'^: A-i^' h<^-'
mit Subjunctiv es ist ihm erlaubt, zu Marc. 2, 10; ebenso llV' mit
ilffDs i^ixid Subjunctiv Deut. 24, 4. Und sogar YlVti' wird, wenn
auch sehr selten, so verbunden: od'/,: Hj&hA-' h^"*' fr/iA.-' rh
aSO'' iver ist im Stande, seine Gedanken zu denken ? Hen. 93, 11.
d) Die Verba des Anfangens, Aufhörens werden, wie in
andern Sprachen mit dem Particip, so im Aethiopischen sehr häufig
durch Itxlill'^ meist mit folgendem Imperfect, verbunden: Ix'Wl*'
Itxltli' ßfO^^h' ö AhAh«: sie fingen an, einander zu stossen Hen.
87, 1. 89, 72; ebenso (Dm^'- Hen. 89, 15 u. s. f.
§ 183 3. Endlich kann, wie von einem Verbum ausser seinem
nächsten Object noch andere Nomina im Sinne eines Dativs oder
anderer Verhältnisse abhängen können, so auch zu einem Verbum
ein zweites Verbum nicht als nächstes, sondern als entfernteres
Object treten, um die Richtung, den Zweck und Erfolg der
Haupthandlung anzugeben, was besonders bei Verben der Be-
§ 183. l>as Vcrl)uiu in Uiitcrürdmiii^- uni(3r (l;is Vorl)imi. 405
wegimg, des Machens, Gebens, Zwingens, Veranlasseiis der Fall
ist. Dabei kann
a) das unterzuordnende Verbum im Infinitiv stehn : der
ZweckbegrifF wird dann entweder dadurch ausgedrückt, dass der
Infinitiv in den Accusativ der Richtung (§ 174) gesetzt wird: Iffl:
hhHy- {i'%0' h^'h^lö' wer Ohren hat zu hören, der höre! Matth.
11, 15. 13,9. 43; dSlÜ' 0.1 •• ha-O"' ii'P.h' ^'JAI«: er fürchtete
sich vor seiner Familie, hei Tage hineimiiyehn Jud. 6, 27; /i,'V
"T'liht's ih^/i' O^a^llh' seid nicht lässig, zu gehn und zu kommen
Jud. 18, 9; oder aber, was häufiger ist, dadurch, dass der Infinitiv
durch A eingeführt wird : sie werden Zeichen thun, iihtltlx'f' ' 'h
4-^V ' um die Auserwählten zu verführen Matth. 24, 24, j&Vb^ =
AK'flC(/'" sie sollen dienen zum Leuchten Gen. 1, 15, n^rJhV^ A'Tf
•^,C" wir sind gekommen, um zu ivohnen Gen. 43, 21, 'htlC?^^'^''
h^fltl't' fih'iK^F^'f'^'^''' bindet sie in Garben, um sie anzuzünden
Matth. 13, 30; M^lO'V' hth^C- sie bestand darauf, zu gehn
Ruth 1, 18. Gen. 9, 11. 18, 2. 37, 18; auch Gen. 2, 9.
b) Noch viel häufiger wird das unterzuordnende Verbum
unmittelbar im Subjunctiv angeschlossen: <SJl(D^ ?%*7'flC'f''' j^K
(Xh(h' er sandte Diener aus, um zu rufen Matth. 22, 3. 7. Jos. 8, 2;
^K"h-- i&lf/^/*'-- er kam, um zu suchen Matth. 18, 11; K^dß:'
J&'^'^h' er steige nicht herab, um zu nehmen 24, 17; OC'h' j&'Th
^'i'^po^'i sie zogen hinauf, sie zu bekämpfen Jos. 22, 12; Ofl
TP'-" ^^'C' sie zwangen ihn, zu tragen Matth. 27, 32; (DOilP'-
J&ft'f'iK-' sie gaben ihm zu trinJcen 27, 34. Gen. 3, 12; 'V^hJ^?'-'
Ah"/n,?i« ^'9^^1n9^i ihr habt den Herrn erivählt, ihm zu dienen
Jos. 24, 22; (D}\irD: Jijrji: ^4*'^A3l- und wenn du mich notwendig
tödten musst = J^j:'£ ^ ^J lXj !^ ^jL^ ^jl^ G. Ad. 89, 3 ; )&^
ftp"' J&'l'W-'Vs er macht ihn aufgedunsen Chrest. p. 41, 1. 13; rt
^ih^' h^'nV'' -iin- hiiih'nfh.o 1-^/^/^" hrM"' g Ad 8,8f ;
namentlich auch bei Verben des Sichhütens: O'^i' Ä/Th'^/^h«!
hütet euch, zu nehmen Jos. 6, 18.
c) In diesem Falle ist aber auch \iO^' mit dem Subjunctiv
möglich und wird hie und da gebraucht, obgleich die Verbindung
ohne \\aoi feiner ist, z. B.: dJi(0' Wl'üC'l" \\f^' ß^Tr/^h*'- er
schickte Diener aus, um zu holen Matth. 21, 34; hldC^"- h^-"
f*Ö^/h' er nötigte sie, hinaufsugehn 14, 22. Den Unterschied der
Constructionen von b) und c) zeigt folgendes Beispiel: tx^^Ktx'
A.'hs "ivd^iö' (D\\at*t '|-nCh-' Wl\^' bring mir 1. etwas zu essen
2. damit meine Seele dich segne Gen. 27, 4. Ueberhaupt wird, je
weniger in dem Begriff des Hauptverbums eine Zweckbestimmung
406 § 184. Verbindung der Nomina untereinander.
begründet ist und je loser sich diese begrifflich anfügt, desto eher
die losere Verbindung durch h*^- gewählt.
4. Wie rait Hülfe von Präpositionen Nomina dem Verbum
untergeordnet werden, so auch Verba. Das unterzuordnende Verbum
muss dann in den nennwörtlichen Infinitiv treten, der von der
Präposition regiert wird, z. B.: Vi^/hVh«" üMi"- d^OtjC^^' h.^
Iftfo«; ich bereue, sie geschaffen 2U haben Gen. 6,7, h^^h^^^^'
flrth.P;'*' (Dfl'fi^h^' er merkte es nicht, als sie sich legte und
als sie aufstand Gen. 19, 33, htlCAi-f-' flVn.'fl! Vf'A' AfA.i"" sie
ermüdete ihn mit Reden die ganze Nacht Jud. 16, 16, (D*l\'\*' (D
A^Ä"-' im Gehären Gen. 35, 16, ii^f^V^' zum Sterben 47, 29 u. s. f.
Statt einer solchen Construction, die sich von der Unterordnung
irgend eines Nomens unter ein Verbum vermittelst einer Präposition
nicht weiter unterscheidet (§ 179), kann die unterzuordnende Hand-
lung aber auch durch die der betreffenden Präposition entsprechende
Conjunction mit dem Tempus finitum ausgedrückt werden, wie
in Vftrh-" flh'i't' HI'fK?-' M'ü'h' er bereute es, den Menschen
geschaffen zu haben Gen. 6, 6 (vgl. unten § 203).
III. Verbindung der Nomina untereinander.
§ 184 Die beiden einzig möglichen Arten der Verbindung von
Wörtern überhaupt sind Beiordnung und Unterordnung. Auch auf
dem Gebiet der Verba ist die Beiordnung möglich, erscheint aber
dort (in den §§ 180, 1, a, a und 181, ß angegebenen Fällen) weit
seltner als auf dem Gebiet der Nomina, wo beide Arten von Wort-
verbindung häufig vorkommen.
1. Die Unterordnung der Nomina.
Das eigentümliche Mittel, um ein Nomen einem andern unter-
zuordnen, ist nach § 144 das Genitivverhältnis; wo dieses nicht
ausreicht, kann die Beziehung der beiden Nomina zu einander
durch Präpositionen vermittelt werden, und bei gewissen, dem
Verbum näher stehenden Arten von Nomina ist sogar eine Unter-
ordnunof im Accusativ möpjlich.
ig 1.^^ XXV.V. .....* ^XT XX.V^p,.
a) Das Genitivverhältnis.
1. Der nächste Ausdruck für das Genitivverhältnis ist der
Status constructus (§ 144). In den Stat. constr. treten können
im Aethiopischen alle Nomina (Substantiva, Adjectiva, Infinitive,
§ 184. Unterordnung der Nomina. 407
Zahlwörter) mit Ausnahme der Pronomina und der P]i(yennamen.
Andere Sprachen können wenigstens im Notfall auch Eigennamen
in den Stat. constr. treten lassen : das Aethiopische hat dies um
so weniger nötig, als es noch andere geläufige Mittel hat, um das
Genitivverhältnis auszudrücken. Ebenso sind alle Arten von Nomina
fähig, von einem Stat. constr. abhängig zu werden, z. B. ^tU^^^^'
flJA.jp/-" die Wehen des Gebarens Gen. 35, 17, ^*?Öti' (nti^P^:3's
die Tage ihres Gebarens 25, 24, hV/\^' (D'M^' -Arh^C:- die Töchter
jenes Landes Gen. 34, 1, ft^^^s Üil'P' das Blut von jenem Gen. 9, G,
fllA-l-: <^V-: h'i'l:' ivessen Tochter bist du? 24,23, h*7'nC-fcli"
seine Diener, sogar *l"Tl'A' 4''^,^'^"" die Schlacht des zuerst d. i.
die frühere Schlacht Jud. 20, 39; auch Relativa: h^' HjK.'l-'klAs
Hand des Unter drücJcers. Und die Bedeutung dieses Verhält-
nisses ist ebenso w^eit und mannigfaltig wie die Bedeutung der
Wortzusammensetzung (der Nomina) in den indoeuropäischen
Sprachen.
a) Am häufigsten wird es angewandt, um den Genitiv im
enoferen Sinne oder das Verhältnis des Besitzes und Besessenwerdens
auszudrücken, wie 'i'hi^i 9^ß^C' der König des Landes, hÜ'O''
sein Vater. Wenn dabei das im Stat. constr. stehende Wort ein
Personen- oder Gegenstandsname ist, so ist das abhängige Wort
immer Genitivus subjectivus; ist aber das erste Wort ein BegrifFs-
wort, so kann das abhängige Wort ebensowohl Genitivus sub-
jectivus als objectivus sein : ^CÜ't' 'flhrt.! die Furcht des Mannes
(die der Mann hat) oder vor dein Manne (mit der man ihn fürchtet),
?i9"*7C^()-s ans Schrecken vor ihm Matth. 14,26, ^0*1'^?' ein
Anstoss für mich 16, 23, W'Vl;-" M^tir' Gericht über alle Hen. 22, 8.
In einen solchen Stat. constr. können auch Adjectiva treten, wenn
sie mehr substantivisch gefasst werden : 'Tr^A^ ' d^CPlt ' die
Mächtigen Fharao's Gen. 50, 4, ^-^ti*' t\'h1}\jt\' der Heilige des
Herrn Marc. 1, 24. Verwandt mit dem Possessivverhältnis ist das
Verhältnis des Teiles zum Ganzen, wie lA'TJ^'l" Art-Ah" der beste
Teil (das Beste) der Menschen Hen. 20, 5, «l'^<^! fllAJ^'f : der
erste meiner Kinder Gen. 49, 3; und dieses Verhältnis dient dann
auch zum Ausdruck des Superlativs, § 187. Im selben Sinn kann
einem Nomen das gleiche Nomen im Genitiv untergeordnet werden,
um den betreffenden Begriff auf die höchste Stufe zu erheben
oder in seiner Gesammtheit zu setzen : A^A^^s 'JAl^"' auf Ewig-
keit{<ix\) der EivigJieit(en), für alle Ewigheit Hen. 10, 12; ebenso
'l"fl>-AR«' 'l'fl>-AJP,''" 10, 14; M'l"' M'l'' ein Feuermeer (unge-
heures Feuer) 14, 22; df^'l"- Ö^^' ßadv ßddog Koh. 7, 24; h
408 § 184. Unterordnung der Nomina.
li*^' h^-'^«= Lev. 26, 10 u. s. f. Aber auch auf andere Weise kann
ein Nomen im Stat. c. durch ein zweites Nomen näher bestimmt
werden : h) das erste Nomen drückt das Allgemeine aus und wird
durch das zweite, welches das Besondere ausdrückt, eingeschränkt:
V*lO hS<^^t^^' die Stadt Jerusalem, H^JA-' i-ClM' Passafest,
^A'^•" fl'ia^' Sahbathtag, ÖO' üM' Feigenbaum, ihW- ^tl^ÜV-
ein Lügner von einem Messias, ein falscher Messias (1 Joh. 2, 18),
^'(iili"' ^h^' Süssbrod Jud. 6, 20. Zwar ist für Wörter, die
in diesem Verhältnis zu einander stehn , auch die Beiordnung
möglich (§ 189), doch ist die Stat. constr.-Verbindung gleichfalls
häufig. Ja diese wird sogar, freilich nur selten, zur Verbindung
eines Adjectivs mit einem Substantiv angewandt. Indem nämlich
das Substantiv im Status constructus sich ein Adjectiv unter-
ordnet, schränkt es durch eine besondere Artbestimmung seinen
eigenen allgemeinen Begriff ein; dem Sinne nach unterscheidet
sich aber dann eine derart verbundene Wortgruppe von einer
durch blosse Beiordnung verbundenen wie im Deutschen Grosskönig
von grosser König. So liest man: /*^C(D' fh^9^' (Nerv des ver-
botenen) verbotener Nerv Gen. 32, 26. 33, '^f s TO-5^» Süsswasser
Lev. U, 50 — 52. Num. 5, 17. Deut. 8, 15, Üld' "iXxX' Fremdstadt
Jud. 19, 12, Ä'^Ah'/'J 'iKO Fremdgötter Gen. 35, 2. Jos. 24, 14.
23, n-üO Ö'ü/^'Pj Hebräerknecht Gen. 39, 14 (FH), hÜ' hiüP'R''
Altvater Gen. 44, 20 (F), h'^^M' dö^'- Nehengötter Jos. 23, 16
(gegen Jos. 24, 2. 16, 20). Lev. 13, 37, l^Ä-^-' VKO Chresf. p. 11,
1. 23 f., ^ii' ff^OCXC' ibid. p. 13, 1. 14^. Eigentlich gehört
hieher auch die stete Verbindung der Possessiva H.hf * u. s. w.
durch den St. c. des vorhergehenden Wortes, § 150, b. c) Das
abhängige Wort bezeichnet den Stoff, Ursprung oder eine Eigen-
schaft des ersteren Nomens, und deshalb dient dieses Genitiv-
verhältnis auch ganz besonders dazu, fehlende Beschreibewörter
zu ersetzen: ;^^'^•' Ob' Lade von Holz (hölzerne), il^d*' hfl'l''
feuriges Schivert Gen. 3, 24, 'flhrt»' liiVA' äv&QWJiog äyQoixog
Gen. 16, 12, •feÄ^A-' H^^-" Oelblatt 8, 11, Wfi' /H^OI-Th: lebendiges
Wesen 9,12, öf^(D: tl9^'' berühmte Männer 6,4, ^'k'^' 'liJ&A-"
rüstige Jünglinge Jud. 18, 2, Ö0O^' ^^OH' ivohlriechende Bäume
Hen. 24, 3, 'il/i: (ttl' eitles Wort 49, 4. Insbesondere werden, um
Adjectiva oder andere fehlende Begriffe zu umschreiben, die Wörter
1 Bezold, Zeitschr. f. Keilschriftf. II, S. 316 will etwas ähnliches im
Assyrischen gefunden haben ; s. [auch Fleischer, Zeitschr. f. Ass. I, S. 428 f.;
Delitzsch, Assyr. Gramm. § 122, 2 und] dagegen Lehmann, Zeitschr. f. Keil-
schriftf. II, S. 427.
i
§ 184. Uiilci'ordnun*»' der Noiniiiii. 409
(\dfii' Herr in gewissen Verbindunfi^en {(\dA' ?iP' freigchiy^ (\ÖtK'
''"KMi'h -• sclirifthmdig, (\ötK' Öf\' Glätihiger) und OlAjP/s ^ zum
Ausdruck von alt bei Altersangaben (wie fl^Af.-" VCOV 'J//»'!«:
110 Jahre alt Jud. 2, 8) angewandt, d) Endlich drückt der St. c.
auch noch viele andere denkbare Verhältnisbestiramungen aus, wie
{lOin- f^/^'^ö'1"' Höh mm Opfer (Opferholz) Gen. 22, G; und
zwar namentlich, wenn das im St. c. stehende Nomen dem Verbum
näher steht. Solcher Art sind die Participia und Adjectiva verbalia,
die, in den St. c. tretend, durch Nomina auf irgend eine Weise
näher bestimmt werden können : l)fl*p! Oß''}' stohen Auges, /**
ii^O' A'fls unersättlichen Sbmes Ps. 100, 7, C'i'O- V^^lT'l"'
(recht von Glauben) rechtgläubig^ ^^drh' 7^P ' voll von Gnade^
C'V-cJ»: ODo'l-: fern von Zorn Hen. 40, 9, h'^H : Pi,! '- Teufel-
besessen Marc. 3, 11, Chtl' lO-" Seite- durchbohrt, ^A^fl"!' A-fls
hartherzige^ W^S!' ^^^h' luohlsiegend (siegesschön), 4'4-'flP' ntir
nahe Gen. 45, 10, /»iJP^'J: ^ß>(D^' HA^Al^! ewiges Leben lebend
Hen. 15, 6, inCJPJ-" {1^9^'- Friedenstifter Matth. 5, 9^ ferner die
Infinitive und infinitivartigen BegrifFswörter, die sich im St. c.
jedes Object, das ihr Verbum im Accusativ zu sich nimmt, unter-
ordnen können: 'flAO' /iCB" TAier^ems5e«es Gen. 31, 39, ^fVi'
tWi-tt"' }\\\A*' Vergeltung für alles Böse Gen. 50, 15, /^'A^V s
V^/V••" Herrschaft über alles Hen. 9, 5, 4"I;A' Wh' Seele tödten
Matth. 19, 18, hil'üC' h'ü- (D}i9^ ' Vater und Mutter ehren
Matth. 19,19, H^h' ÜlC' hineingehn in die Stadt Marc. 1, 45,
ÜÄ.fh-' ^l^^;^-■ nach Ephrata kommen Gen. 35, 16, h'G^-' Olrf-D
das Erstgeborner- sein Gen. 25, 32 f., CD^fi: *^'i\?C' hinabgehn nach
Äegypten 4G, 3, </ö^-: JRhA-' ^%d'' S^rTh/.*«" Sir. 18, 5.
Die Stelle des abhängigen Noraens kann auch ein ganzer
Satz versehn : namentlich ZeitbegrifFe werden im Stat. constr. häufig
mit einem ganzen Satz verbunden und bilden somit ein Analogon
zu den Präpositionen, die auch als Conjunctionen gebraucht werden,
§ 170. Z. B.: n^3^i'" flAfh-" am zweiten Tage (des: sie haben
gegessen), nachdem sie gegessen haben Jos. 5, 12; T.H.«" J?*7Ö>*/lli •"
Ä'Hrh' um die Stunde, da die Morgenröte anbricht Jos. 6, 15; IM,'
fO^'H" 0^\f^' zur Stunde des Sonnenuntergangs Marc. 1, 32; Ö
A'l-.- -l-l» A^,i d,CP'i'' der Geburtstag Pharao' s Gen. 40, 20; M
A'[--' h"i^.1?^'' Tft-- an dem Tage, da sie ihn entwöhnten Gen. 21, 8.
^ Doch wohl nur in Stellen, wo dies der grieck.-hebr. Grundtext hat.
2 Bemerkenswert ist der Zusatz eines Suff, an dem den St. c. näher
bestimmenden Nomen; so heisst schön von Gesicht nicht nur A/Illf ' l?\'j
sondern auch Arhf • lÄ-", z- B. Chrest. p. 38, 1. 2.
410 § 185. Unterordnung der Nomina.
185 Werden mm auf diese Weise durch den Stat. constr. Wörter
zu einer Gruppe verbunden, so versteht sich nach § 144, dass das
abhängige Wort unmittelbar auf das regierende folgen muss, da
ein Teil der Kraft des ganzen Verhältnisses eben in der unmittel-
baren Verknüpfung der beiden Wörter liegt. Man kann darum
kein anderes Wort zwischen die beiden im Stat. constr.-Verhältnis
stehenden einschieben. Wenn daher das regierende Wort noch
eine andere Bestimmung neben sich hat, z. B. ein Adjectiv, so
muss dieses vor oder nach der ganzen Gruppe stehn : Od^f'' OäR'
(D^V oder O^ß^' !»<&'>• Clft.JK..", aber nicht OÄfi.' 0(l.ß>' (D^l-
ein grosser Weinberg; oder wenn das regierende Wort ein durch
Suffixe auszudrückendes Possessivum bei sich hat, z. B. dein Feld-
zeug (Waffen), so kann das Suffixum nicht an den Stat. constr.
treten^: ^^fh^ rh4'A", sondern wird entweder hinter die ganze
Gruppe gestellt, wie in '>4*f : rh^'Ah •' Gen. 27, 3, £/»/^<Pl>i'."
iio^'YgJt'Yiao"' eure Danliopfer Jos. 22, 27, {{»'V- Y\M\' deinVater-
haus Gen. 12,1, OÄ'^-' 100'' seine (Seitenbein) Ri2^pe 2, 22, h
^h^iPf^'' tiA*' '^Ö^'/^O'' seine beiden Oberverschnittenen 40, 2,
oder das St. c. -Verhältnis wird durch eine andere Genitivbezeich-
nung ersetzt (s. unten § 186). Auch ist es in der Regel unge-
bräuchlich, dass ein und derselbe Genitiv von zwei Wörtern in der
Art abhänge, dass man beide in den St. c. setzt und das abhängige
Wort nur dem letzteren der beiden anhängt. Den Stämmen und
Völkern Israels lautet daher gewöhnlich nicht: AV7fts fl^/hlfü •
^irt^-^bA', sondern das abhängige Wort muss entweder beiden
Wörtern im St. c. angehängt werden, wie AV7ft' txlxli-h»^' (D
A/hlifl" 7\l\^'h>^', oder wird, wenn dies zu weitläufig erscheint,
das zweite Mal durch ein Pron. sufi". vertreten : A!^7R' htl^^h»^'
fl^A/hlifl*', oder endlich das erste regierende Wort muss im Status
absolutus stehn: MU^^- rDA/h'Hfl-- hh/^-h.^'- Jud. 18, 19, hr*
Ä-'^^.- ')^^H-' fl)^^H''M'5 f^^'i' G. Ad. 39,23, flfchs (Dao
'fc^' h^\^^'t'' M. Berh. f. 9 b. Doch finden sich Ausnahmen von
dieser Regel; s. Chrest.^ p. XV [und Bezold, Zeitschr. f. Kcilschriftf.
II, S. 355, N. 1]*. Wohl aber können zwei Genitive von einem
und demselben St. c. abhängen, wenigstens wenn sie unter sich
gleichartig sind und im selben Beziehungsverhältnis zum regieren-
1 Doch liest man Num. 18, 31 'l'dÜl^'' Ä'fl'/'^! If^^rirn-A:
euer Zeugnishütte -Geschäft, wofür andere Handschriften ^*i\Ci\\0^*i Jf
ft-n-l-^! H<^nm-A" haben.
2 Vgl. auch D. H. Müller, ZDMG XXIX, S. 117 ff. über den St. c.
im Minäo-Sabäischen.
§ 185. Uiitcrordniui};' der Nomina. 411
den Worte stelin, z. B. hÄ'n/." KH-A"'}- ri)'>'i:;l-A//': die Berge
Scbnlons und Naphfhalrs MaUh. 4, 13, hV/^fi'- ÖF-T' rD-JT'C--
(Jen. 14, 11, txT'iWX' {{"If.' 10*^^:0 24,7, 'MriA' KÄ*" ml
"1*0' Hen. 10, 16. Ebenso genügt es, eine Präposition einer ganzen
Keihe von durch und verbundenen Wörtern nur einmal vorzusetzen,
wie z. B. Gen. 13, 14; sie kann aber auch jedesmal wiederholt
werden, wie Gen. 12, 1. 13, 2. 27, IG. 47, 17, und die Wieder-
holung ist notwendig, wenn vorher der Genitiv durch ein Sufhxum
ausgedrückt war, z. B. Ah " (OfiHChh ' dir und deinem Samen
Gen. 24, 7 ^
Ein von einem Stat. constr. abhängiges Wort kann selbst
wieder im St. c. stehn, um sich ein anderes Wort unterzuordnen,
z. B. '[\^-nn-" n.-!'! ^4»ftA-' die Zinne des Tcmpelhauses Matth.
4, 5, ft^^s Äfl'h* der Name deines Vaters, und so kann durch
weitere Ausdehnung eine längere Kette von Nomina entstehn, die
durch den St. c. verbunden sind: tf^^ihd.' ^avV' 'üQ^i^'l"'
i\^^' Hen 72, 1; ^Ahh'f -• >7R.- hü^'V' M^W^t^'' A/h
-H-n- Jos. 21,1; ÖM' il-üd' tl-üdA-t"' ^J^fi-llh' Ps. 144, 5^
Soll eine durch den Stat. constr. zusammengehaltene Wort-
gruppe, die unseren Compositis entsprechend nur einen einfachen
Begriff ausdrückt, in den Plural treten, so wird bald der eine,
bald der andere, bald beide Componenten in den Plural gesetzt^:
hCS' 9^^C' (Erdenthier) Schlange bildet den Plural h^-^-t '-
9^^C'] O^f^' in-" -R/j^pe (Seitenbein) entweder O^Cf^' li{^^'
(Org.) oder txö^r-f^' IflS rt.'^.• ^CMlH' Kirche hfiy-i' h
Ctltn- oder n,i's hCA-t^T'^' oder Ä-flJ?'[-: ilCM'J^'l'']
ha- 9^^'t"' AU ^fl: 9^'^'J'^' oder hflöJ' r^'Jh'l'] Ax^tD-y^'
o^iUhx' falsche Messiase Matth. 24, 24, dx^lO^fY' Vfl.^'Th-" falsche
Propheten 24, 11, flJ-A'Äs W^' HurenJdnder (von verschiedenen
H'^:) Hen. 10, 9 u. s. w.
Wenn das abhängige Wort in unsern Sprachen mit dem be-
stimmten Artikel versehn zu denken ist, so kann diese Deter-
mination nach § 172, c durch ein vorausgeschicktes, dem St. c.
^ Mit Recht behauptet Ludolf, dass man in der Poesie den St. c.
auch nach dem von ihm abhängigen Worte setzen könne; s. ausser "/fi^
(Dfl'i' (Dfi^i, das er als Beispiel anführt, noch A'flrh'f"' '^Ahh'l'"
Arh^Ä.s ehrest, p. 36, 1. 9; lÄ'Ah.-" CD '|- <-<}-'[•: ibid. p. 147, 1. 10 und
vgl. ibid. p. XVI.
2 Merkwürdig ist J^'A" MM^'- 'üUß>' (für /^'A" 'üh?' ÄAh'J"-")
Sap. 18, 10 A.
3 Vgl. Hoffmann, Gr. Syr. p. 254.
412 § 185. Unterordnung der Nomina.
angehängtes Suffix mit folgendem A ausgedrückt werden, z, B.
9^!hd't:'' iihin.h'üfh.O die Barmher dgleit Gottes, VIC?-" AAu
^ibli' (Äcc.) die Rede über Jesus Matth. 14, 1, hlP;^s ümd,^''
A.'^O'Th' er deckte das Dach des Kastens auf Gen. 8, 13. In diesem
Falle kann das durch A eingeführte abhängige Wort dem regie-
renden Wort auch voranstehn oder davon durch mehrere andere
Wörter getrennt sein. Und wenn sich mehrere Genitive aneinander
reihen, so kann je nach Umständen das A vor jedem wiederholt
werden oder auch, wo ein Missverständnis ausgeschlossen ist, das
zweite Mal fehlen, wie z. B. Gen. 14, 1. Hie und da geht dann,
wenn das regierende Wort noch eine adjectivische Nebenbestimmung
bei sich hat, das Aethiopische in der Freiheit seiner Wortverbindung
so weit, dass das auf den Genitiv hinweisende Suffix dem Adjectiv
statt dem Substantiv angehängt wird: Tf^i^: .^*7ö»-: tihlHjti'
/i,f frft" ni'üd' 't'h9"^J hoc est alterum domini Jesu, qiiod fecit
miracidiim Joh. 4, 54.
Nach § 172, a wird im Aethiopischen der bestimmte Artikel
anderer Sprachen häufig durch ein dem zu bestimmenden Wort
angehängtes Pron. sufF., also durch ein Genitivverhältnis ausge-
drückt. Namentlich müssen alle Adjectiva, wenn sie mehr sub-
stantivisch gebraucht werden, d. h. von einer vorher genannten
Gattung von Wesen oder Gegenständen eine bestimmte Art an-
geben, durch ein auf das früher genannte Substantiv zurückweisen-
des Suffix (das hier im partitiven Sinn zu verstehn ist) ergänzt
werden, z. B. in: die Leute der Stadt umringten das Haus, die
grossen und die Meinen Ofl.P"«'»"-" ai'ih^{ia^'< Gen. 19, 4. 11;
und ^um zweiten (Sohn) sagte er: CDAhAh-J^' J^^IL^ (d. i. zum
zweiten davon, nämlich der Sohnschaft) Matth. 21, 30 ^ und so
ganz gewöhnlich bei Zahladjectiven (§ 191). Aber auch sonst
erfordert, wo immer ein Nomen, das zu einem früher genannten
in einem Teil- oder Besitz- Verhältnis steht, in den Satz neu ein-
geführt wird, die Genauigkeit und Feinheit der Sprache, diese Rück-
beziehung durch ein Suffix auszudrücken, z. B. er floh zu Fuss
1"?- n?i*74-' (mit seinem Fuss) Jud. 4, 15. Insbesondere müssen
gewisse an sich unvollständige und auf eine Ergänzung durch
andere angewiesene Begriffe, wie die Wörter, welche Orts-, Zeit-,
Maass-, Zahl- und Artbestimmungen enthalten, fast immer durch
einen andern Begrifi*, den sie sich im St. c. unterordnen, ergänzt
werden und nehmen darum, wenn dieser Begriff nicht unmittelbar
1 Vgl. m. Lex., col. 821.
§ 186. Unterordnung der Nomina. 41o
mit iliiien '/nsaninieiigeiifinnt ist, ein darauf he/ügliclies Suffix an,
z. B. (l->i: A9'\^'C' (Ü'M"' 'V-:^' Oii:il\Q' durchziehe das Land
in der Länge und Breite Gen. 13, 17; bis er nicht mehr ge-
zählt iverden kann hT^^' '(\'}l''l'' vor Menge 16, 10; das ICind,
das sie ihm geboren hatte nC/^'V/:'/-' im Älter 21,7. 37,3; ich
bin klein an Zahl fl>vJi-.P/s M- n'^^A^»*-?-* 34, 30; bis zum Ende
htlh' 'l'^H''7/|: ! Hen. 2, 2; so ist es nicht der Brauch h^M'
h^llh'' tl\l'' Gen. 34, 7; der Ort hiess vor Alters so und so
'l'U'llÜ''' (Älter davon) 28,19 (doch auch 'l-hl'.- Jud. 1, 10. 11);
am andern Tag MX^'' ; es ist Abend und die Zeit (des Essens)
ist vorüber lört'J'l:^^: '\tKd»' Matth. 14, 15; der Vorhang zerriss
von oben an bis unten ans h^^^Öt^' hMl' jf'ih'l^' 27,51. Gen.
35, 8 u. s. f. Deshalb haben gewisse Wörter dieser Art ständig
ein Suffix, s. §§ 157, 2; 163, 2; 191.
2. Das Genitivverhältnis kann aber auch ausgedrückt werden § 186
nach § 145, b
a) durch U , h'Ji'-, ?iA'. Diese äussere Bezeichnung des
Genitivverhältnisses ist der Bedeutung nach fast ebenso weit und
mannigfaltig wie die Unterordnung durch den Stat. constr. ; sie
unterscheidet sich aber in Beziehung auf ihren Gebrauch dadurch
wesentlich von dieser, dass in ihr die Wörter nicht an eine be-
stimmte Stellung gebunden sind. Vielmehr entspricht der durch
H gebildete Genitiv vollständig dem Genitivcasus andrer Sprachen
und kann zu dem Wort, von dem er abhängt, so frei gestellt
werden als nur irgend ein Genitiv in den indoeuropäischen Sprachen.
In der That scheint das Streben nach Freiheit in der Wortstellung
und im Satzbau auch die eigentliche Ursache der Ausbildung
dieser eigentümlichen Genitivbezeichnung im Aethiopischen zu sein.
Denn sie wird besonders häufig in folgenden Fällen angewandt:
a) wenn das regierende Wort ein Eigenname ist, der keinen
St. c. zulässt, z. B. n.'f': Arh.?"-" Hj&li-^-' Bethlehem Jiidä Matth.
2, 5, oder wenn es wegen seines vocalischen Auslauts im Stat. c.
keine besondere Form annehmen kann, z. B. 9^ flu»' HhC-^Ä' 1
^•ül"«" das Gleichnis vom Unkraut auf dem Äcker Matth. 13, 36,
oder wenn es zugleich im Accusativ steht und deshalb der St. c.
nicht vom St. a. unterschieden werden kann, z. B. 4"I'A* W'A"'
M^'t' na^'l"' ^ih>9^'' Matth. 2, 16;
ß) um eine allzulange Kette von Nomina in St. c. -Ver-
bindung zu vermeiden, oder wenn das regierende Wort andere
Bestimmungen neben sich hat, von denen es nicht getrennt werden
soll, z. B. 'l'hHli'' ^^i^VP/' n-üCV^^" das erste Gesetz der Lichter
414 § 186. Unterordnung der Nomina.
Hen. 72, 2, [\öh'1"' Od^' hlr-i' ' W->2i s am grossen Tage des
Gerichts Hen. 10,6; nameDtlich, wenn das regierende Wort schon
einen andern Genitiv von sich abhängen hat: li(D*}i'li : ÄJ^f :
Uth'^M ' ^CO'l^ ' das ist mein Blut des neuen Bundes Mattli.
26, 28, b/J-f: hlft' 'Ü^C' meinen silbernen Becher Gen. 44, 2,
l^^rTh^rT-- nh(0'^'')'' seinen monatlichen Lauf Hen. 74, 1, hAH
fLV'- lf^nA;^-• ihre WitticenMeider Gen. 38, 14, W-A--" h-flCf -"
H'flrh.^' *7'nK'' meine ganze ägyptische HerrlichJceit 45, 13. 31, 7,
Tf^*^P' AH'JA! \\\\{i'\i' den Baalsaltar deines Vaters :^w^.^,2h,
•Tin- bO' OA^-' M'V' ^^^'' hei der Trauereiche Gen. 35, 8, h^'
rh'lf'A! HfllA,^'h.5 die Alraunen deines Sohnes 30,14;
y) sehr häufig, um die wiederholte Nennung des regierenden
Wortes, die beim St. c. -Verhältnis unvermeidlich oder wenigstens
wünschenswert wäre, zu vermeiden. Wenn nämlich von einem
und demselben Wort mehrere Genitive abhängen sollen, so kann
zwar nach § 185 jenes Wort nur einmal im St. c. gesetzt werden
und sich dennoch mehrere Wörter unterordnen : beliebter aber ist
es in diesem Falle, dem zweiten, dritten u. s. w. Genitiv H vorzu-
setzen, wodurch die Fortsetzung des Genitivverhältnisses deutlicher
bezeichnet wird, z. B. //»H'7'fl'l'-" 0^\^' (DHiDC^'- die Kammern
der Sonne und (die) des Mondes Hen. 41, 5, hö^^'l*'- röJ&'J-* 0)
HH^^^s Wein- und Oelgärten Jud. 15, 5; oder aber das St. c- Ver-
hältnis wird überhaupt aufgegeben, z. B. TA*"!" HA-T" Ö^HK'fl
^'9^' die Hirten des Lot und Abraham Gen. 13, 7, h'ü^\\i"' H
Mlö' (Onh^ti.- Widder und Böcke Gen. 31, 10. Von beson-
derem Wert wird diese Möglichkeit der Genitivbezeichnung in
Fällen , wo der Genitiv auf irgend welche Weise von seinem
regierenden Nomen zu weit getrennt ist, z. B. (D^/^}\ s A*"l- '
nlV." HA'fl'J: rh'^A'^A- COnhChÖ'- 0(\S' und er nahm
sich einen grünen Weisspappelstab und einen grossen Mcmdelstab
Gen. 30, 37, T'ÜCh' Hf^-^f^lX' h9^n ' M«h • eine Beute,
ivelche schöner ist als die deiner Brüder 48, 22 (in beiden Fällen
müssten andere Sprachen d'l'd' und 9"l)CU' wiederholen), oder
wo der Genitiv die Stelle eines Prädicats versieht: (D^l}(D''i': Vf"
A-tf»«: }lh9^^Y}'' und sie iverden alle Gottes sein Hen. 1,8; C»^
?ip.: \\tW'. lltw^^^i (= XioBt ^.3^f: f/D,Q^4>:) und sein Aus-
sehn ist wie das eines Blitzes Matth. 28, 3; h'>'^tf»•-• HhCA-f-A-*
fl^hCA-f AJ:-- \ih^\\Jf\'({ih.C' ihr seid Christi und Christus Gottes
1 Cor. 3, 23. Sogar zum Ausdruck des griechischen to mit fol-
gendem Genitiv dient dieses H: (OM^' \\o^ ' HHAA •' H'l'l'fK- •'
ihr ivürdet nicht bloss rd Ttjg ovxfjg ausführen können Matth. 21,21;
§ 186. IJnterordnuiio- der Nomina. 415
Od"' I/V/^"/.-" A>/J"/.-' f/fhet dem Kaiser, ivas des Kaisers ist I 22, 21;
/i/'IV/i.A.' Uh^Ulh-nihA:-' Ylh'UW Ufi'flh'' du denkst nicht tvas
Gottes, sondern tvas des Menschen ist 16, 23.
ö) Da hienach H auch den Begriffner von^ ausdrückt, so
dient es sehr häufig auch zur Umschreibung fehlender Beschreibe-
wörter oder bezüglicher Adjectiva und abgeleiteter Personenwörter,
z. B. HKfl^» -• lumpig Matth. 5, 22, lU^ldM ' geistig, mK.^ '
golden, H^/?ihA •• mittlere Jud. IG, 29, J/fl>-4ur -' aiisgehauen
Deut. 6, 11, WPWli' lesessen oder ein Besessener Matth. 9,32,
JiA- hP'Yi^-' Besessene 4, 24. 8, 16, HA9"Ä^- ein Aussätziger
8, 2, hh' A'/"Ä'-- Aussätzige Matth. 10, 8, hfi- 0^9' Leute
des Unrechts Hen. 95,7, hfi' ilCtl'f'tl' Christiisan gehörige Marc.
9, 41, Whx-nO bunt Gen. 31, 8, Hrlrfl^.' ÄO^' iveissgeflecU 30,40,
Hrh-n^-' A\f^^'' aschenfarbig 30, 39, H^l'-d'- I^A-" hameelhären
Marc. 1, 6, m^.^*' von Schnee Matth. 28, 3^ Die Collectiva ^
"id^tl' Seele, Geist und /*'J^s Fleisch werden, wenn sie im Sinne
von lebende Wesen (li^^A, ni"l) und Sterbliche {it^^) gebraucht sind,
immer erst durch vorgesetztes H zu Personenwörtern : Vf'A* s H
^IdM-, z. B. Gen. 7, 22; Hi^/J : Gen. 6, 12. 17. 7,21. Matth.
24, 22; auch Wf^T'- Joh. 1, 13 u. s. f.
Ausserdem wird dieses H gerne gebraucht, um Pronomina
demonstrativa, interrogativa und relativa auf bequeme Weise in den
Genitiv zu bringen. Selten steht es bei Wörtern des Trennens im
Sinne eines Ablativs, z. B. flljZ.<{.Arntf»-: Hl/s njMTO^*' er ivird
sie von einander scheiden Matth. 25, 32 (§ 159, g).
b) Viel seltner ist die Anwendung der die Beziehung im All-
gemeinen ausdrückenden Präposition A zur Bezeichnung des Genitiv-
verhältnisses. Sie wird meistens nur dann gebraucht, wenn der
Genitiv sich auch als Dativ denken lässt, z. B. in \\(^ ' 'Mfl-V- •
fl>"A*Ä' tKhü*^^"' damit ihr Kinder eures Vaters werdet Matth.
5, 45; .Ghfl>-«i": ^lrllft •■ ^C'i.'f" -' ApTA^B = sie werden eine
Ileerde eines Hirten iverdcn Joh. 10, 16; Yxl'Vf^'' fl>*?i'I--' ?%»(D''
A9^,^:0 ihr seid das SaU der Erde Matth. 5, 13; (D^-iiA^.' ^A
M\' ahltx'U'' A'üih.d'' '7'flK-- Gen. 42, 6; hlU.lti' AlrfA-' Gen.
45, 8. 39, 1. 40, 1. Sap. 14, 1 A. 14, 15; oder wenn der Genitiv
nur die Beziehung auf etwas ausdrückt: 't}i9^CJl'' ti^Ö^'ü'
^ Wie arab. •;> mit folgendem Genitiv.
^ Ebenso werden auch viele äthiopische Eigennamen gebildet: (f/^
Arti'j li^Cy*/^' 11- s- f Bei den Namen von Festen wird J/ oft auch aus-
gelassen: n'lhAuAs f'ii' flli'^Jl/i.A'' «^^ MichaeUs{tag).
416 § 187. Unterordnung durch d^ Accusativ.
das Zeichen JacoVs (das auf ihn hinweist) Gen. 30, 42, h^^'l'd.
h'fl ■ a^ffO' : }\fiQ s man findet heine Sp^ir von ihnen Hen. 48, 9
(wo A-^'^'s für hilGo^"' gewählt ist, damit i\i\0 indeterminirt
bleibe), ÖB^Ü' AW'VJis das Harte des Gerichts Hen. 68, 2; oder
um den Urheber auszudrücken: ff^^OH' Aft'^T'' a)\\C(U' Hen. 29, 2,
a*"p: ff^OH' der Geruch davon Hen. 25, 6; oder auch um ein
Pronomen, auf dem der Nachdruck ruht, in den Genitiv zu setzen:
ö^AtJ:-' '^^' ^ihOi'C' und auch sein Wasser fliesst Hen. 26, 3.
Merkwürdig ist der Gebrauch von A nach hA" im Sinne von die
von (s. oben a, d): (DhCHKO"- AP-rh'>ft." (Dhdt' A^•^<^fl^^'>•
und die Jünger des Johannes und auch die der Pharisäer Marc.
2, 18. Aehnlich findet sich auch sonst A, um das Genitivver-
hältnis durch weitere Glieder fortzuführen, wenn im ersten Glied
der Genitiv durch ein Suffix ausgedrückt war: AH' <DAOflj&'fcy.'
sein und seiner Grossen Herz Exod. 9, 35. 10, 1.
c) Um das Genitivverhältnis im Sinne eines Teilverhältnisses
zum Ausdruck zu bringen, wird auch 1x9^^' (§ 164, Nr. 3) oder
die mit 11x9^ zusammengesetzte Präposition 'h9^(B*l\'l'' gebraucht.
So ist einer derselben ImM'' h^^^lT^'^', iver von beiden? ^^V-'
hi'^hA^i.irtf»-:, unser einer bh^Vi- Gen. 3, 22; Jos. 8, 37; und
so namentlich bei Zahlenangaben, z. B. Matth. 25, 2. 26, 47. 22, 28;
Ji/w>: \\Y, %l(Db"iaO'li hTlU^Oi'l^' A^rlh' im 601. Jahre des
Lebens Noah's Gen. 8, 13; auch in Verbindungen wie ?iA= h^^
(D'il'i': Krh^'ih" einige der Schriftgelehrten (welche von den Schrift-
gelehrten waren) Matth. 9, 3; hti"- (O-h-f-f^"- ?i9">-" h^Tß-üH"'
hti' das sind diejenigen der Sterne, ivelche u. s. f. Hen. 21, 6.
b) Die Unterordnung durch den Accusativ oder durch
Präpositionen.
§ 187 Diese beiden Arten der Unterordnung sind dem Verbum eigen-
tümlich ; auf dem Gebiet der Nomina können sie eigentlich nur
da vorkommen, wo ein Nomen seinem Begriffe nach dem Verbum
nahesteht.
1. Im Accusativ können ein Nomen zu sich nehmen die
Infinitive, und zwar zunächst das Gerundium, das, weil immer
schon vorher mit einem Suffixum im Sinne des Subjects verbunden,
keine Verknüpfung des Objects durch den Stat. constr. zulässt, z. B.
'WSl^"' fhf^d' a)h(\{rf^"' indem sie das Schiff und ihren Vater
verliessen Matth. 4, 22 ; W\\^jfü' : Ch?' ' und als er ihn gesehn
Job. 21, 21; A^rl^: ?iSi,ll' s da er seilte Hand ausgebreitet hatte
§187. Unterordnimg durch Präpositionen. 417
Matth. 8, 3. Die nennwörtlichen Infinitive nehmen ihr Object zwar
meist nach Art der Nomina, also im St. c.-Verhältnis zu sich, z. B.
Matth. 22, 29. 8, 12. Marc. 2, 7. 3, 4. Gen. 8, 21. 11, 8 (s. schon
oben, § 184), können es aber auch im Accusativ annehmen, z. B.
Deut. 5, 22. Matth. 10,28. 7,11. 27,15; ^'K'Vh : OllT Ah^'h =
Vf'A" ■ Sap. 12, IG vers. alt., und hie und da folgt ihnen hierin
auch ein infinitivartiges Begriffswort, z. B. in flK'fc: i/»'}<7/*''i''
{{tp^f^i sein Kommen in das Himmelreich Matth. 19, 23. Aber
auch von einigen Adjectiven und participialen Beschreibewörtern
können, wie vom Verbum, Accusative abhängig sein, wenn dies
auch im Ganzen selten vorkommt. Die activen Participien und
die Wörter, welche den Thäter ausdrücken, verbinden sich mit
einem Nomen fast stets im St. c.-Verhältnis, z. B. ff^d,(0'fli ^^tl'
(nicht i^^(D*l\' h^fi') ein Seelenarst^ sind also schon vollkommene
Nomina geworden^. Dagegen können einige Adjectiva von Verben,
die einen Accusativ regieren, auch ihrerseits ein Nomen im
Accusativ zu sich nehmen, namentlich die der Fülle und des
Mangels: 9^(!^hli' JilJ^i^'f- •' voll von Gehein Matth. 23, 27;
J^Ah-Th: itir^n- voll von Gift Jac. 3, 8. Gen. 14,10; ^0-'}' hd.
^'P' beladen mit Wohlgerüchen Gen. 37, 25; sogar Ji'Tf'-lfs ixo-
jusvog lässt sich so verbinden : h'lhH'} ' ^"^^1/1 ' "W^ ' eiserne
Fesseln haltend Hen. 56, 1. Auch kann jedes Aussagewort einen
adverbialen Accusativ (§ 174) zu sich nehmen: iP^ßß't' J&K'fc'
l^i sie ist schön dem Gesicht nach Gen. 26, 7; /^ü'^lr' ^'P
Iftfo*: fett an Fleisch 41, 2, und ebenso jedes Adverbium sich
(im Accusativ) anfügen, sowohl vor- als nachgestellt: Hl^A^ ^Ä"
4-^! Überaus reich Gen. 13, 2; }\9^i' Crh-^f»-' -flrh.C= T*: von
einem sehr fernen Land Jos. 9, 7 u. s. f.
2. Häufiger ist es, dass dem Verbum näher stehende Begriffs-
und Beschreibewörter vermittelst einer Präposition durch ein
Nomen ergänzt oder näher bestimmt werden. So sagt man: fl^'As
M^fia^'i Rache für ihr Leben Hen. 22, 11; tl9"Ö' ilthfi^'' falsches
Zeugnis Matth. 15, 19; Arh*" ft?i'Ji's "ha^i Trauer um seine
Mutter Gen. 24, 67; üM'- Mi' li^l.'f"' ooC^h' das Ein-
gehn durch ein Nadelöhr Matth. 19,24; auch fl^A-Ä« 'Vl-Vi' h
y^ti'ü'h ' die Kinder der Wächter von den Menschen (sofern (D*
A-Ä"! ursprünglich Part. pass. ist, § 136, 1) Hen. 10, 9; ^d'lf3: =
Ä'^"!'-" fl-^Os Ä"4*^-- Job 16, 14 u. s. f. Lieber freilich werden
solche hinzutretende Bestimmungen durch das Pron. rel. angefügt.
1 S jedoch Sir. 43, 33: hti^s V/A"" TtilUh'üdl.C'' l(\d'
Dill mann, Aetliiop. Sprache, 2. Anfl. 27
418 § 187. Unterordnung durcli Präpositionen.
Infinitive können ohnehin jedes Nomen vermittelst der Präposition
zu sich nehmen, die das betr. Verbum regiert, und es sind sogar
Verbindungen möglich wie (DUh'idti' i^llÖO-" h^Ot'fi' dd^Ö'
K^fM'i^' liil'ültx' aber essen, ohne sich die Hände gewaschen zu
haben, verunreinigt den Menschen nicht Matth. 15, 20. Auch können
mit Adjectiven und participähnlichen Wörtern ebensogut iv'\q mit
irgend einem Verbum Nomina durch Präpositionen verbunden
werden^: mit Participia passiva vielfach durch 0 mit, wie 'VV'K's
flA^V= h^'Ths gehallt mit Feuerflammen Hen. 14, 15, Ä*T"fls 0
Xi'Dr' Tfl-fl" gesättigt mit aller Weisheit, Afl-T-" flCDC^*-" mit Gold
überwogen Exod. 28, 20, 'iW'h' Oftl^s besprengt mit Blut Apoc.
19, 13; mit anderen Participien und Adjectiven (mit intransitiven
Begriffen) nach Maassgabe ihres Verbums, wie ^Ä-rh' lt\9^^' rein
von Matth. 27, 24. Gen. 24, 8, J^'A-h-" h^^'i- voll von Deut. 6, 11,
Ö^^' 7x9^^' leer von, (Xö^- hf^Y- reich an Gen. 13, 2, h^h'
h9^'i' verschieden von Hen. 40, 2, lO^Vl-A ' 0 oder AdA ' ver-
trauend auf, Ö^f*' 9^tlii' gleich mit, 4*4-'fl ' A einem nahe Gen.
14, 13 oder mit 'W- 23, 13, AÄ-^»-" mit (O^ili"- oder A^'JlA-'
angrenzend an, ^^^PÜ^' AdA' Verivalter über Gen. 24, 2. Auch
durch A mit dem Infinitiv können Adjectiva und auch Substantiva er-
gänzt werden, um dem allgemeinen Begriff eine besondere Richtung
zu geben : W^fß s tsXid^ö ' (DiP^fs s AChJ& = gut zu essen und
schön anzusehn Gen. 2, 9. Hen. 24, 5, Ä'A^^'l"-' h^9kC ' eine
Finsternis, anzublicJceji Hen. 22, 2. 21, 8. 24, 5.
3. Insbesondere werden Präpositionen auch zur Steigerung
und Vergleichung von Eigenschaftsbegriffen verwandt (s. § 179, 2),
wobei den Beschreibewörtern intransitive Verba, welche Eigen-
schaften ausdrücken, gleichkommen, sofern nach § 202 in Er-
mangelung von Participien und Adjectiven Umschreibungen durch
das Relativum und Verbum finitum als Adjectiva gebraucht werden
oder auch das Verbum häufig selbst gesetzt wird, wenn ein Ad-
jectiv als Prädicat stehn sollte. Zum Ausdruck der Steigerungs-
grade anderer Sprachen genügt im Aethiopischen oft schon ein
einfaches Adjectiv oder Verbum, wenn es mit Nachdruck gesetzt
wird oder wenn der Kreis von Gegenständen, unter denen sich
einer besonders auszeichnet, noch besonders genannt ist, eingeführt
durch n, nfl^A-f's u. s. w.; z. B. /JhK-Ä-' ^fi^ß.'- ft^7'7/*''Tl"
er wird der kleinste genannt werden im Reich Matth. 5, 19 ; JiJ&V-'
1"?iH1fs f Oft,-" nfl>-Ai'" Yxd^" ivelches Gebot ist gross (das grösste)
^ Hierin zum Teil wechselnd mit der § 184, d beschriebenen Ver-
binduner.
§ 187. Unterordnung durch Präpositionen. 419
im Gesetz? 22,35; h"!' 'J-h-fl- flu.'/"-" ÄO-fs ich hin der kleinste
meiner Familie Jud. 0, 15; IffOH.' 'l"?iHH'l's die grösseren Gebote
23, 23 ; HJK."/.>.: fllJ?/^■ 6?er Z>mere Wein Joh. 2, 10. Gen. 27, 15;
wie denn auch einige Begriffe den Steigernngsgrad schon an sich
einschliessen, wie 'h,ii' hesser sein, ff'üll'^'t': das meiste (der
grösste Teil) Ps. 77, 35, a^it»!^'' das heste (der beste Teil) Num.
31, 26. — Wird das, womit etwas verglichen wird, ausdrücklich
genannt, so kann es bei gewissen Verben nach § 176, 3, d im
Accusativ untergeordnet werden und bei Adjectiven im Genitiv
(Gen. partitivus, § 184), z. B. Ofl.P''''*"- der grosse derselben d. i.
ihr grösster, ^^tl'!*' ^^'^Ir' (das Heilige der Heiligen d. i.) das
Allerheilig ste; gewöhnlicher aber wird mit den betr. Verben und
Adjectiven die Präposition JiJ^V' verbunden, welche den Teil vom
Ganzen und den Vorzug ausdrückt, z. B. rtlfl.'fl- 7x9^^' weiser als^
^Ihh ' 'hfF er ist Meiner als, "^f rt ' 7x9^ er ist hesser als, ÄÄ"
4"V! ^h^C' h9^Y.^' Tamar ist gerechter als ich Gen. 38, 26,
oder fl'Ch'ih' }\9^t\'ih'V' gesegneter als Weiher d. i. die gesegnetste
der Weiher Luc. 1, 28. Diese Wendung zum Zwecke der Compara-
tion ist auch bei transitiven Verben möglich, wobei dann 'M^'i •
mehr als bedeutet : ^ö^d ' fd^^G ' AP-rt.^ • hT'i ' W/l-tf»- :
R*fe*fe ' Jacoh lichte den Joseph (vor) mehr als alle seine Söhne
Gen. 37, 3. Auch können dadurch ganze Sätze mit einander ver-
glichen werden, s. unten, § 204. Oft wird vor 7x9^^' noch ein
Steigerungsadverb gesetzt, wie T*l* " sehr, ^^4'^- üheraus, viel
mehr, z. B. J&/*"V;i-: ^,Ä-4-R= Kl^J&h'fc-- ÜIC- es tvird ihnen
viel erträglicher ergehn als seihiger Stadt Matth. 10, 15. Gen. 19, 9.
29,30. Jud. 2, 19. Matth. 18, 13. 11,9; oder es wird, wenn der
Begriff bis aufs höchste gesteigert werden soll, nach 1x9^^' noch
Vf"A*s gesetzt, 'Thril'Ü-fl- 7x9^^' W"/V*'' h/^'^H"' sie ist listiger als
alle andern Thiere Gen. 3, 1. Marc. 4, 31. Hen. 8, 1. Gen. 34, 19;
doch kann W-A--" auch fehlen, wie in 'itl't't"' 7x9^^' ?ih.'Ths das
kleinste Uehel Chrest. p. 45, 1. 5. Da 7x9^^' Präposition ist und
vor bedeutet, so wird, falls eine andere Präposition die Unter-
ordnung des verglichenen Wortes unter das Verbum vermitteln
sollte, diese weggelassen, wie in fs^d^^hi' i{7xl'bM- d^^A-f^'
7x9^ 'VM ' (D'l'hO't^ ' er freut sich darüber mehr (vor) als über
die 99 Matth. 18, 13; vgl. auch 7x^ '- h^d.^'d.f.'- K'J^'4'htf»- s
d.^i'f.' ?irÄWi^1-- (wo nach § 186, a, y auch hl^HÄrh^l"
stehn könnte) wenn eure Gerechtigkeit nicht grösser ist als die der
Schriftgelehrten Matth. 5, 20. Indessen ist das Aethiopische so
geschmeidig, dass eine derartige Präposition nach 7x9^^' auch noch
27*
420 § 188. Beiordnung der Nomina.
stehn kann, z. B. in i&'Y./K.fl: Ah" hO-ü' h9^^' AhA^s -flhrt."
es ist besser für mich, dass ich sie dir gehe als einem andern
Gen. 29, 19, wo schon zwei Sätze mit einander verglichen werden
und 'h9^h' kurz für hT^' HhO-fls steht.
2. Die Beiordnung der Nomina.
§188 Im Beiordnungsverhältnis (der Apposition) lassen sich mit
Beziehung auf den Grad der engeren oder loseren Verknüpfung
der Wörter drei Stufen unterscheiden.
1. Durch Beiordnung wird in der Regel mit dem Nomen
verbunden das Adjectiv, und was diesem ähnlich ist: die Pro-
nomina demonstrativa und die Numeralia, und in gewissem
Sinn reiht sich diesen auch das Pronomen relativum an : über die
beiden letztern wird unten §§191 und 201 f. noch besonders ge-
handelt werden. Die hinweisenden Fürwörter werden ganz wie
Adjectiva verbunden und haben diesen gegenüber nur das eigen-
tümliche, dass sie meist dem Nomen vorangestellt werden, wie
ff/ix-t' ao-yi^^^'t Marc. 3, 24; Aa^h*= md,C' Gen. 1,8; «O-
h-t: AÜ^" 18, 8. 50, 11; H'i'P'. -ühfL' 24, 65; 'Oi'" (O-M-'
Üm^' die Türe jenes Hauses Jud. 19, 27; 'ÜCV^- liXb- M^' das
Licht jenes Feuers Hen. 71, 2; wo sie nachgesetzt werden, sind
sie eher in einem loseren Beiordnungsverhältnis zu denken, z. B.
ahh't! Vld' h^fOrtuP'}' Hil' in die Stadt der Jebusäer hier
Jud. 19, 11. Zu den Adjectiven gesellen sich aber auch manche
adjectivisch gebrauchte ursprüngliche Substantiva (Begriffs- oder
Personen Wörter), wie ^1)9^' ^^lliTti' ein gemästeter Ochse Jud.
6, 28; 'ihfl>"AJ^'' l^/V•'^" (DU'^: verJcehrtes und hurerisches Ge-
schlecht Matth. 16, 4 (ni- ist Hure); Oh^'h rh^'/'<»^-" 9^^h'
(h^'i' fil9^- evexsv dgaKog kqi^öjv Hez. 13, 19; andere Beispiele
Num. 20, 17. 21, 22. Deut. 8, 15. 9, 1; ferner namentlich Vf-A*: all,
jeder, '^^T' Wertigkeit und wenig, 'Jft'fc"^- Kleinigkeit und klein
Jac. 3, 5. Gen. 19, 20. Jud. 4, 19. Hen. 63, 6; hx^'- Maass und
massig, z. B. rh4*' ^^ ' ein ivenig Wasser Gen. 24, 17; endlich
auch 9^'i'V^L') 9^1r't*i^' irgend etwas und hie und da 9^'i't'' was?
(s. § 198).
Diese Wörter werden dem Nomen beigeordnet; denn die
Unterordnung des Adjectivs unter das Substantiv oder des Sub-
stantivs unter das Adjectiv ist nach § 184 zwar möglich, aber im
Ganzen selten. Die Verknüpfung durch Beiordnung ist die mög-
lich engste: das Adjectiv, als der hinzutretende, minder wesent-
§ 188. Beiordnung? der Nomina. 421
liehe Begriff, niuss sich nach dem Nomen richten und dessen Genus,
Numerus und Casus annehmen.
Das Gesetz der Casuscongruenz wird ausnahmslos beobachtet.
Nur wenn einem Nomen durch den Status constructus ein anderes
untergeordnet wird, folgt ihm das Adjectiv hierin nicht, sondern
tritt vielmehr als ein Beschreibewort zu der ganzen durch den
Stat. constr. gebildeten Wortgruppe in Beiordnung, s. § 185. Wohl
aber muss, wenn das Nomen im Accusativ steht, das Adjectiv ihm
hierin folgen, und nur in dem § 143 a. E. angegebenen Falle
finden sich hie und da Abweichungen, z. B. *7flC' ^^fli'' li'i't'-
ÖÖ' (DC'ÜÖ^"' Gen. 6, 14.
Dagegen erleiden die beiden andern Gesetze von der Con-
gruenz des Genus und Numerus, wenn sie auch dem Grundsatze
nach gelten, um der eigentümlichen Schwankungen willen, die das
Aethiopische in Bezug auf Genus und Numerus der Nomina zu-
lässt, bedeutende Einschränkungen. Da nämlich nach § 130 nur
die eigentlichen Personennamen immer bestimmt als männliche
oder weibliche unterschieden werden, fast alle andern Wörter aber
sowohl als männlich wie als weiblich aufgefasst werden können,
so ist auch das Adjectiv nur bei Personennamen männlichen Ge-
schlechts notw^endig männlich und bei weiblichen notwendig weib-
lich ; bei allen andern Nomina aber sind in Bezug auf das Genus
des Adjectivs dieselben Schwankungen möglich, denen der Ge-
schlechtsgebrauch des Nomens in der Sprache ausgesetzt ist. Man
sagt also zwar 9^ß:C' U^^^^'- Marc. 4, 8, aber auch 9^^C'
i^^^', n-i"' J^^A.- Marc. 4, 13, fll-R.'h: hhW" Gen. 37, 2, Hi"'
/IhJ&CDi'- Oflf •• Jud. 15, 18, (D(\öß:i^i Trf-A-- ^^(D^: Marc. 4, 19,
Ohh-Ps aot\d.C^' 4, 24, (in.J&.- ^CfiTh: 4, 41, nM-^' Ö^^i^-,
IfJ*- ^CÜ^' G. Ad. 38, 15 f., -hax^h^' OO.^' Gen. 20, 9, Ctl
0^' DUß»' Hen. 8, 2, ^r'VC^' rh-^ftj Marc. 1, 27; V/^h" h
-ü^' Oflf •■ und daneben (DM^- Jos. 24, 26 u. s. f.
Sodann sind im Plural zwar die Personenwörter und zumal
ihre durch äussere Endungen gebildeten Plurale entschieden entweder
masculini oder feminini generis, und auch die durch ät gebildeten
Amtsnamen (§ 133, a) werden meist männlich und pluralisch auf-
gefasst und darum auch in der Regel mit dem Adjectiv im Plural
masculini oder feminini verbunden. Alle andern Plurale aber,
zumal die innerlich gebildeten (Collectivformen) können wieder als
einheitliche Sammelbegriffe, also als Singular, und zwar nach der-
selben Schwankung, die auch im Genus des Singulars obwaltet,
entweder als weiblich oder als männlich aufgefasst werden, und
422 § 188. Beiordnung der Nomina.
demnacli kann ein Plural sowohl mit einem Adjectiv Sing. masc.
oder fem. als auch mit einem Adjectiv Plur. m. oder f. verbunden
werden (s. § 135). Man findet 'üW-i^'V' '>'?M' Marc. 2, 15, h
/KiH-fl- -m^'^l' 3, 20, h^(\0 'i'tt'>l' (DhOh'nO 'l'?^^' Hen.
1, 6, On^^i-! aiJE^^-h-hs ^^'f"' Hen. 5, 4, öe(Di -nfr:^^! Hen.
32, 3, h^h^' hhx'^O Marc. 4, 36; aber auch '[^h9^l>'}^' Ofl.
^Y' (Dm*'Wi' Hen. 36, 4, ho^l-)^' "^f^' 67, 13, AiAnft- w^
^^: Gen. 24, 53, -fl»-^ : hM-ü' Gen. 17, 4, (D-M'- ^^i^'
Hen. 13, 10, 11^^- -flA-jZ." Matth. 9, 17, ^^^": -üM-'h'' Ps. 92, 6,
9^1(\^''t'' iP^ß»'- Im Allgemeinen lässt sich bemerken: jeder
Plural irgendwelcher Form kann mit dem Adjectiv im Plural je
in dem Genus, das dem Worte im Singular zukommt, verbunden
werden; aber auch jeder Plural und sogar der Plural des Plurals
(§ 141) kann auch als Singular aufgefasst werden und nimmt dann
in der Regel das Adjectiv im Singular und zwar im nächsten Genus,
im Masculinum, möglicher Weise aber auch im Femininum zu sich.
Andererseits werden aber auch wieder Singularwörter, mögen sie
Collectivbegrifi*e an sich sein oder nur an den betreffenden einzelnen
Stellen collectiven Sinn haben, mit dem Plural des Adjectivs ver-
bunden, und zwar in dem Genus, das dem Einzelbegriff zukommt:
'(WtM'' fi-nh' Marc 4, 1, ^hli'ü' ^^'Hr- Gen. 14, 5. Deut. 9, 2,
tl'ilih^'' Ott^y^' grosse HerrlichJceiten Hen. 65, 12, AHj&'W»^?»:
'lhfl>*AÄ'! C'lh^'^' den künftigen fernen Geschlechtern Hen. 1, 2,
sogar OiB-yi"' Odßi"- Hen. 85, 6; vgl. auch 0(\ß't"' 11^9^'
neben Ofl^f s 'W^aoi \ Esr. 2, 49. — Adjectiva, die eine innere
Pluralbildung zulassen, lassen diese gerne dann erscheinen, wenn
auch das Nomen, dem sie beigeordnet sind, die Collectivform hat:
O^-nC^' Onj&'h Gen. 1,21; -f^hrO 0^^^' Jos. 24, 17; txhx
n-n- Oüf^^"' (D^CY^n- Jos. 23, 9; hna^' ^^9^^"' Jos. 24, 2;
doch auch sonst, z. B. -üC^fi^' (lflje.1"- Gen. 1, 16.
Etwas eigentümlich in seiner Verbindung mit Nomina ist
Vf'A**; vgl. oben, § 157, 2. Es kann für sich stehn, ohne Ver-
bindung mit einem andern Nomen, in der Bedeutung jeder ^ z. B.
Hen. 7, 1, oder alles, z. B. Hen. 1, 5. 7, oder alle^ z. B, Gen. 16, 12.
45, 1. Wenn es mit einem Nomen Sing. fem. verbunden wird,
sollte es Vf-A-" lauten, z. B. Vf-^' H'h-" 9^^0 Gen. 26, 4; da es
sich aber nur lose mit dem Nomen verbindet, behält es oft auch
neben dem Femininum sein nächstes Geschlecht, z. B. Xt't^r' i^V
f^^-' Ml"' Jos 21, 43; WA-- Wtl' M'i'i OÄlh: Gen. 46, 27.
Bei Nomina plur. kann es in den Plural treten: Yi^ti*'^'^"' A.^V'
hu«?'!-! Matth. 2, 4; Vf-A-^»-' hx^^'^ll' Marc. 3, 10; W'A-'J" tx
§ 189. Beiordnung der Nomina. 423
'^1^'V' 4, 32; yf-A"<^--' 'rA-'Tl--- Gen. 29, 3; kann aber auch im
Sincr. ni. bleiben: Irf-A-' ViS^'V Jos. 22, 16; W'A-- WCli-s 22,5;
Vf-A--- ^lA-- alle, welche 23, 14; W-A--' r7i9V'|--- Matth. 2, 16; W-A--'
ÖO(D: Gen. 2, 9; W-/V- •• hllCM' '- Marc. 4, 31; und da es die
Mehrheit schon an sich ausdrückt, so braucht das mit ihm ver-
bundene Nomen überhaupt nicht in den Plural zu treten und ist
dennoch collectivisch zu fassen: 1rf"A* ' /^Af ' alle meine Worte
Jos. 22, 2, W-A-= 0O 21, 42 u. s. f.
Die Stellung des Adjectivs gegenüber dem Hauptnomen
ist völlig frei; das Aethiopische reiht sich in dieser Beziehung den
freiesten der indoeuropäischen Sprachen an. Man wird zwar be-
merken können, dass in gleichmässig fortlaufender Rede das Adjectiv
häufiger nach als vor das Substantiv gestellt wird ^. Aber wo nur
irgend ein besonderer Nachdruck auf dem Adjectiv ruht oder die
Verteilung der übrigen Wortgruppen und der Wohllaut des ganzen
Satzes es wünschenswert machen, kann das Adjectiv ebensgut auch
vorangestellt werden, wobei sogar kaum das Stat. constr.- Verhältnis
eine Beschränkung eintreten lässt, insofern ein zu dem im Stat. c.
stehenden Nomen gehöriges Adjectiv sich nicht zwischen den St. c.
und den dazu gehörigen Genitiv eindrängen darf, aber auch ein
zum Genitiv gehöriges Adjectiv in diesem Fall lieber zurücktritt.
Hingegen kann auch nach jeder Präposition das Adjectiv dem
Substantiv vorangestellt werden, und die Pron. demonstrativa sammt
W'A*' gehn ihrem Substantiv fast immer voraus, auch dann, wenn
es von einem Stat. constr. abhängt. Ebenso kann das Adjectiv
von seinem Substantiv durch verschiedene andere Wörter getrennt
werden, wie durch Relativsätze oder durch sich dazwischendrängende
adverbiale und andere Nebenbestimmungen, z. B. fl>*ft'f's ö 'h9^fi
Mri:- l'ü'- in eine Grube von diesen Gen. 37, 20. 22. 26, 1, (D}\
hih-t' rhA.n- mb' y^l-ü' AgA-nh" Jes. 7, 22 vers. alt., oder
durch Verba u. s. w., z. B. I^Üi" A'flf •' ^^KVh-" Cti'di' agrum
Cordts mei mundent immundum. Wenn mehrere Adjectiva mit
einem Substantiv verbunden sind, ist es sogar feiner und wohl-
lautender, sie durch das Substantiv selbst oder durch andere Wörter
zu trennen, wie ©'TlhA,-- 9,^^'- a^?l*: fll^Ä-J^-' Gen. 6, 9 ; 0
n,f- /*'^f: CDh'ü-fs 12. 17; •74-1^' ^^f^^' (DOÜ.^- 15, 12;
/hTin- Od?' ^hfl>-7- h-ücir- (D-üW-h- is, is.
2. Im Beiordnungsverhältnis kann ein Substantiv auch andere § 189
Substantiva antreten lassen, um sich dadurch näher zu be-
1 Nur f^^^i exterior wird fast immer vorangestellt; s. m. Lex.,
col. 1295.
424 § 189. Beiordnimg der Nomina.
stimmen. Zwar ist, wenn zwei Substantiva sich zu einander ver-
halten wie Gattung und Art, Allgemeines und Besonderes, oft auch
die Unterordnung möglich (§ 184); so könnte z. B. flfl>*ft"t'' ö
F^9^' ÜIO Gen. 18,26 auch i\(0*tli"' ÜlO fiF-^'- lauten. Wenn
aber das erklärende Wort selbst wieder durch ein anderes be-
stimmt ist, wie in ÖV^' Mti'- h^*!^'- Matth. 21, 5, 'ühfL' (\
Öü'- n.1--- Matth. 21,33, QA*! 'iti^»'- /i^j^-' Gen. 14, 2, so ist nur
die Beiordnung möglich. Hinsichtlich der Wortstellung kann so-
wohl das Allgemeine als das Besondere vorangestellt werden, je
nachdem man mehr das eine oder das andere hervorheben will :
^AWn- tt-Th.A: Ken. 32, 2 ; ^Ahlf): ^^t\' ^4^h,^' 32, 6;
fl^A-R- d'if''i"' Riesensöhne 15,3; 'ühf^'U' C'fl^-- Gen. 25, 21 ;
Ö^-n-P' Cfh.'^'' 21, 24; oder 0^f^: -üCil' Hen. 72,2; li'lf^'
ItxfX^' Matth. 18, 9; p-rh'Jft" ^TJ^^f»- 14, 2; 0(D*(\r' Oflje.- V
4-ft" Marc. 4, 37; X^Th" -flhrt." 9,^^i (D^'h^'. Ä-J^*: Hen.
15, 1. In diesem Beiordnungsverhältnis kann auch ein Concretum
neben ein Abstractum treten, wie in 'ühfL' ^P^"^' em Mann,
eine Fremdlingschaft d. i. ein Fremder Jud. 19, 17^. Soll auf
diese Weise ein Pronomen durch ein beigeordnetes Nomen erklärt
werden, so steht das Pronomen voraus. Gleichheit des Casus ist
auch hier erforderlich, wie •fl?irt,s 'i'hl^'' Matth. 18, 23; doch ist
dieses Verhältnis schon etwas loser als das § 188 beschriebene,
und ein einem Accusativ beigeordnetes Nomen kann daher nach
§ 143 a. E. auch ohne Accusativ-Zeichen bleiben, wie h^^C' li
1\lh'ü(h.C' h9^^i}i\'' Matth. 22, 37. Ist eine solche durch
Apposition gebildete Substantivgruppe einer Präposition unterge-
ordnet, so wird die Präposition vor der Apposition in der Regel
nicht wiederholt; ist sie nach § 172, c durch ein auf sie bezüg-
liches Suffix mit folgendem A eingeleitet, so wird das A in der
Regel nur einmal gesetzt, wenn in der Gruppe das Bestimmtere
und Besondere voransteht, wie in CDA^s AA./^T'S flW'4- • Gen.
10, 15; J&ßA! A^^s 'flhA.*! Gen. 12, 11; geht aber das All-
gemeinere und Unbestimmtere voran, so wird A vor der Apposition
gerne wiederholt: ühlllM'' AÄ-flCVi^-" Gen. 24, 27. 36; ebenso
wenn W"A* ' in loser Beiordnung nachgesetzt wird : tihl^ii^O' '
AW-A-<^! Gen. 24, 20 ; AA-fl^: TA-^-- AW-A**«^-- 43, 32. Wird
endlich einem Pron. suff. ein Substantiv oder Adjectiv als Appo-
sition beigeordnet, so wird dieses durch A eingeleitet, z. B. A^'t'"
^ Nach diesem Appositionsverhältnis ist auch. Ex. 20, 8 zu erklären :
"l'HhCr' Öii't*' A^fl'lh«" hf^^^^' gedenke an den Sahbath, ihn zu
heiligen, indem ti^^J^^'s eine verbessernde Apposition zu |)A'/'' ist.
§ 189. Beiordnung der Nomina. 425
A^,^4»! mir, dem Gerechten; Ti^^y- ?iR.f: Milxil'V?' Jud. 17,3.
Ps. 50, 5; hr'^h' h(\'?'' M\*rPl' Judith 9, 2; doch auch fllVl.
fO"' n^Tfi-fc-f-- Matfch. 4, 10.
3. In losester und freiester Beiordnung können sowohl zum
Subject als zum (näheren oder entfernteren) Object eines Satzes
neue Bestimmungen hinzutreten, welche wir im Deutschen gewöhn-
lich mit als einführen; sie lassen sich immer in ganze Sätze auf-
lösen und sind aus solchen eigentlich nur verkürzt.
a) Ist eine solche entferntere Apposition ein einfaches Sub-
stantiv, so wird es im gleichen Casus wie das Nomen, auf das
es sich bezieht, an irgend eine Stelle des Satzes gestellt : 0^*h '
?0C*1' AV-- -Vn-- h'Ti?''}." OD^Ml' wer soll für uns als Führer
gegen die Kanaanäer hinaußiehnP Jud. 1, 1; oder f (i'fl ^ ^Vfi'
(UH ' '(\lt'^'lf ' er giebt sein Lehen als Lösegeld für viele Matth.
20, 28 ; dM\Cf^' i'fldi'! fDhIrh'fr' er schuf sie als ein männ-
liches und ein tveibliches Gen. 5, 2. 23, 16. 38, 18. Ist die Appo-
sition auf das Subject bezüglich und lässt sich durch dass er das
und das sei umschreiben, so kann sie nach § 177, 5 auch in den
Accusativ treten: <^V- : ^OCI'- M' <^ft^> •' wer soll für uns
hinaiif^iehn als Führer? Jud. 20, 18; j&4»Cft' •' A^^i*' 'lim.K
•ptf»*: ^4-*/V' eXsvoovTat ev ovXXoytojucp ösdol Sap. 4, 20; vgl. auch
m. Lex., col. 652 f., s. v. 'JO^C-', und Chrest. p. XVI.
h) Ist die Apposition ein Adjectiv, so wird dieses, weil es
eine selbständigere Stellung im Satze einnimmt, in der Regel durch
ein (auf das Nomen, zu dem es Apposition ist, bezügliches) Fron.
suff. in dem § 156 angegebenen Sinne ergänzt. So sagt man:
9^'i^ • h+^htf^ -■ 'Hf •• b^'iVfXO^ ' (was lässt euch hier als
müssige von einem ihr stehn?) warum steht ihr hier müssig? Matth.
20, 6; h'^li?^' ii'i'h/^' thyP' sie nahmen den König lebendig
gefangen Jos. 8, 23 ; ö^^^'- h9^dJl(J^\\X' du hättest mich nacht
fortgeschickt Gen. 31, 42 ; und ähnlich bei Verben der Wahrnehmung
(s. unten), oder wenn die Apposition zum Subject gehört: f''%f^
Ml' "Ihflh'' iWihMl' es ist dir besser, du gehst lahm ein u. s. w.
Matth. 18, 8 ; CDrh^ : ^'Vl-H* : und er ging traurig von dannen
Marc. 10, 22 i; Hfl'/t-'} • /^(hV-s fs'h^O Gen. 49, 13; hA' *>•
;l-5rirtf».: J&ÄCO-4-' '>9f! rh^As Jud. 18, 11; hlii- J^A?i^f:
^C^i-' (Döii'^?'' hl-ühV MtLh'üih.C' Ruth 1, 21. 3, 17
(vgl. § 156). Doch wird das Suffix hie und da auch für ent-
^ S. dazu Analogien im Assyrischen bei Haupt, Sum. Fam.-Ges., S. 36,
N. 2 [; dagegen aber Delitzsch, Ässyr. Gramm. § 80, b, a, Anm.].
426 § 190. Beiordnung der Nomina.
behrlich erachtet: Ifl-^^iU' ß'^^'h'- -TffLh.-" ^90'- dein König
Jcommt zu dir sanftmütig Matth. 21, 5; VtiOX,' {{'üh' Xi^Yxl' ^
'^'^-Tr' Gen. 13, 7; h'^' hfi't'?*' ih^^ü' wann ich ihn neu trinken
iverde Matth. 26, 29; M*^*^" h^"lC\\' 9«^! ivdchen Fisch du
(als den ersten) merst fängst 17, 27; d/i^^-f-' fi'^'JH. •" ihn frei
lassen Deat. 15, 18.
c) Eine solche Apposition kann aber auch ein ganzer Satz
oder wenigstens ein Verbalbegriff sein, der eigentlich im Particip
auszudrücken wäre, aber, da das Aethiopische nicht mehr alle Parti-
cipien bilden kann, auf andere Weise, nämlich durch das Verbum
finitum ausgedrückt wird. Die Apposition kann 1. als ein abge-
kürzter Zustandssatz beigefügt werden, z. B. M' iK'f ' ^ih'f'' h
%^C' ich blickte^ das Gesicht abivärts gekehrt Hen. 14, 25;
2. nach § 181, b, /? im Imperfect durch engste Verbindung beigeordnet
werden : Yi^' h^"^- o 1x9^^^' j^h9"C' er ist geworden wie unser
einer, wissend Gen. 3, 22; ich will dir zeigen alle Gesichte Q^*
Ä'^^h' MiC' vor dir redend Hen. 83, 1; es ivaren dort gegen
3000 Philister ^^?\C9^'' indem sie ihm zusahen Jud. 16, 27;
3. statt des Particips durch Yx^W' indem und das Verbum finitum
wiedergegeben werden: 4*Cfl''' 'h^V'' Mü' J&^^ÜC' sie traten
zu ihm, während er lehrte Matth. 21, 23; iiCih'' ?i'>H' f'1[/*'ii^'
sie mühten sich ah suchend Gen. 19, 11; f^TCh^'- MH' f^lnCP
sie kamen, ihn versuchend Matth. 16, 1; frhfl>*4-' Mit' /ü^'Th
sie gehn blasend Jos. 6, 9 ; d.'i9*^'' Mü' h\ß(D*' (D*'i\'^' er ent-
liess sie noch bei seinen Lebzeiten Gen. 25, 6. 46, 30; MH'' 9^}%
^^: 'ioD^i f^^: hCöAJ^'-' ich als 100 jähriger sollte zeugen?
17, 17. Ist in dem Satze mit ?i'JH' das Prädicat ein Adjectiv, so
kann sogar die Copula und das Subject fehlen, indem der Satz
sich enger an das durch ihn näher zu bestimmende Nomen des
Hauptsatzes anschliesst: HJ&^^a>-'Th" hlH' 9^^^' (0''l,C' der als
gerechter und guter stirbt Hen. 81, 4; und wenn das näher zu
bestimmende Nomen im Accusativ steht, so kann sogar das Prädicat
des Satzes mit "hlrii - in den Accusativ treten : ?i<^ = h^'hO't' •"
"hlfU' 9^{i'ti' ivenn sie ein Kind im Zustande der Ausbildung
fehlgebiert Ex. 21, 23; 4. durch die § 181, b, a beschriebene V\^en-
dung ausgedrückt werden.
§ 190 d) PJine besondere Berücksichtigung ^ verdienen hier noch die
Verba des W^ahrnehmens, für etwas Erklärens und zu etwas
Machens. Nach äthiopischer Auffassung müsste das, wofür etwas
^ Vgl. zu diesem ganzen Paragraphen auch § 203.
§ 190. Beiordnung der Nomina. 427
erklärt, wozu etwas gemacht und als was etwas wahrgenommen
wird, wenn es durch ein Verbum auszudrücken ist, eigentlich im
Particip dem nächsten Object beigeordnet werden. Da aber das
Particip nicht immer bildbar ist, so treten auch andere Ausdrucks-
weisen ein. 1. Der Verbalbegriff, der das Prädicatsobject zum
Hauptverbum ausdrücken soll, wird im Accusativ des Particips
dem nächsten Object beigeordnet (s. § 177, 4, g und über die Passiv-
construction § 177, 5): ll.^li-" ^h'OVl-" ^JP/4»-" ihn habe ich gerecht
erfunden Gen. 7, 1 ; ChM'' -h^^lO^- rt^jK.: ^^^i-: ich sah die
Pforten des Himmels offen Ben. 34, 2; (DÜ\'f\9*' A?i*7H.A»*"*" s
fl^'?.*!': fl>•ft'^•" 9°^0 9"a^'^: und sie fanden ihren Herrn todt
zur Erde gefallen Jud. 3, 25. Gen. 32, 2. Dabei kann nach
§ 189, 3, b ein solches Particip auch das Suff, annehmen: ''??iH.s
ChS^ ' C'^'flh ' — (Bfxd^'ixXx : u. s. f. wann sahen wir dich
hungrig und durstig? u. s. f. Matth. 25, 37. 38, 44; CDChP" s ^
Yl-H" hStl'h' und als Jesus ihn traurig sah Luc. 18, 24; und in
Passivconstruction : 09^^.' iS^Pl' 'i'^M(\^' T^^^- dasVliess
des Gideon wurde nass gefunden (Org.). 2. Der Verbalbegriff
tritt in das Gerundium mit Suff., im Accusativ untergeordnet (vgl.
§ 181, b, a): '^?iH.: CK^U'- 'l^Tithl}'- wann sahen wir dich ge-
fangen? Matth. 25, 44; Ü\(\' A4*^A'k(i-! (hf^P' er fand seinen
Knaben genesen 8, 13; und sogar ohne Suffix: <w>J: ^-fl/^jr: h
'R^! wer söget ihr von mir dass ich sei? Matth. 16, 15; h9*"h' (O*
A*^' ?i*7ll,Ä'flrhiC' h^V" fh'M'ü' d)^oX6yi]oav {^eov vlbv elvai
Xaov Sap. 18, 13; auch 1 Reg. 3, 21 ; und fortgesetzt durch ein
Verbum finitum in: Ah^-" Chjl- hfiKÜ' ''iVl' hlUh'- CD-^A
(Dh'- IC'- dh-nl' ehrest, p. 42, 1. 9 f. Diese Accusative c. Infin.
im eigentlichen Sinn sind fast nur bei Verben des Wahrnehmens
und Erklärens zu finden. 3. Sehr häufig wird das Particip durch
}ilf\l' und das Verbum finitum umschrieben : CM- h^h^' Mti'
jf,^(D*a^'i er sah andere stehn Matth. 20, 3. Gen. 26, 8; Ü\(\o^''
Mn- ^'KD'O^s er fand sie schlafend Matth. 26, 40; fll,*^A-" U
AÄ" fi^d\\*- h'ili' i^nCh* und eine andere Stimme hörte ich
preisen Hen. 40, 5; oder in Passivconstruction: i^dYld't' Mit '
(\: a>-Ai' 2 '^'^B^ ' sie wurde schwanger erfunden Matth. 1, 18.
Selbst wo Adjectiva und Participien bildbar sind, findet man diese
Wendung mit hin-, wie in ChP- ." hT" ' Mit' Ö^^^' ahh'i^:
Cham sah ihn nackt Gen. 9, 22. Das nächste Object des Haupt-
verbums wird dann oft schon als Subjeet in den Satz mit Wifi'
gezogen, jedoch meist diesem vorangestellt, wie ChM*' Ü'^^f^:
^Th'i ' h'itt ' J?'rt^.'^- ' und ich sah alle Sünder weggetrieben
^'^^ § 190. Beiordnung der Nomina,
werden Hen. 41, 2. 4. Das Prädicatsobject wird durch einen selb-
ständigen Satz ausgedrückt und dieser unmittelbar (ohne Hülfe
irgend einer Conjunction) dem Verbum des Wahrnehmens unter-
geordnet. Dabei kann das nächste Object entweder im Accusativ,
vom Hauptverbum abhängig, stehn oder aber auch als Subject in
den abhängigen Satz gezogen werden : doch wird es auch im letz-
teren Falle meist in seiner Stellung zwischen dem Hauptverbum
und dem untergeordneten Verbum belassen (Attraction). Man
sagt: Ch^' mA' ?0C1' sie sahen Rauch aufsteigen Jos. 8, 20;
{i^Ö\\9*f^"' J&'flA--- ich habe sie sagen hören Gen. 37, 17; J&^
h^?*' AflJAR- MA= Ji^lhfiD-' ^^^h'- sie werden des
Menschen Sohn kommen sehn Matth. 24, 30. Hen. 32, 3; Ch?^^'^'
1'VhH7" er sah sie traurig (er sah sie, sie sind traurig) Gen. 40, 6;
ChSi' hf^h-b' 9^^C' wf^fs^i T*!*-- wir fanden jenes Land
sehr gut (es ist sehr gut) Jud. 18,9; oder mit Attraction: CM i
'flhrt.5 ^^(D*9^' er sah (ein Mann steht) einen Mann stehn Jos.
5, 13; CAuVb! rt'^J&s f^^^'i^'h' ich sah den Himmel stürzen Hen.
83, 3. Marc. 1, 10; auch in folgender Stellung: (Df^l)*'' ^f-ti^ao^t
"hitf'^Tr' Ch^Xh' und siehe, sie alle sah ich gebunden Hen. 90, 23.
5. Der selbständige untergeordnete Satz kann nach den Verben
des Wahrnehmens und Sagens dem Hauptverbum auch durch h<^"
dass oder wie untergeordnet werden; auch hier ist eine Attraction
des nächsten Objects des Hauptverbums in den abhängigen Satz
möglich, aber die Feinheit der Sprache erfordert, dass auch dann
durch ein dem Hauptverbum angehängtes Pronomen suffixum darauf
hingewiesen werde: hhT*Ü\' h'^-" ^Vfl' 'ilhtU' M-i*'^ ich
kenne dich als einen harten Mann Matth. 25, 24. 26 ; ii^^ÖP '
\\aoi O^^s (O'il'l*: flj'ihs sie hörten von ihm, dass er im Hause
sei Marc. 2, 1. Hen. 65, 1. 83, 4. Gen. 6, 2. 12; (Dfid: ChF' h^-'
i^^jKil"' f'h'b' Öd^'t'' und als er sah, dass die Buhe gut sei
Gen. 49, 15. Ist im untergeordneten Satze das Prädicat nicht ein
Verbum, sondern ein Adjectiv (oder Substantiv), und wird das
nächste Object nicht in den untergeordneten Satz attrahirt, so kann
in letzterem auch die Copula fehlen : ChP--' ü'ilCV'i'' h^'- W^f^'-
er sah das Licht (dass gut), dass es gut sei^ Gen. 1, 4. 8. 6. Nach
Verben des Machens wird das Prädicatsobject, wenn es durch ein
Verbum finitura ausgedrückt werden muss, nach § 183, b, c in den
1 Man könnte zwar auch sagen: y\h9^C' h<^ ! Ä'^-Sfl = 'fl?irt.=
hl'f"') aber Yxh^^Üi' ist feiner.
2 Wofür auch möglich wäre: ChP"-' 'üCVi' h^'"'" iP^f^' fl^'hi-"-
§ 101. Verl)in<liin^' (Um- Numcralia, inul Nomina. 4JJ
Siibjnnctiv mit oder ohne h^^ ' gesetzt, also entweder f>iiytlSf '
->j/tfi»-: ttoifT avTrjr jiioixua&ai Mtxtth. 5, 32; h^'- Ä^VV-" ^'^'id.ft''
*^.rt- ;iv/DrtAP': A^/«Ah" Ä.^«*- J&Vl-'>- ehrest, p. 91, 1. 16
oder }id>Mh' hf^' f>rh' Wr'iM' hrThHn- Gen. 17, 6; '\'\lx
r/D'>: XioDi yh'lz: ["70/. • ''Vh/Xh " Job 39, 12. Ps. 26, 19.
Kon). 15, 14. Hebr. 6,9. Merkwürdigerweise findet sich sogar nach
Verben des Segens diese Unterordnung durch den Subjunctiv
(welcher hier wie der Optativ anderer Sprachen zum Ausdruck der
Möglichkeit dient): «^Js J&'flAP*-" ßAl'lf' fi'üh' wer sagen die
Leute von ihm dass er sei? Matth. 16, 13.
Anhang : Verbindung der Numeralia und Nomina.
üeber die Verbindung der Zahlwörter mit Nennwörtern soll § 191
der üebersichtlichkeit halber statt oben, §§ 184, 185, 188 vielmehr
hier gehandelt werden.
1. Die Grundzahlen sind ursprünglich (mit Ausnahme von
YiiU*^"') abstracte Substantiva und sollten demnach den gezählten
Gegenstand im Genitiv zu sich nehmen. In der That sind auch
diejenigen Formen der Numeralia, welche nicht um das pronominale
Anhängsel ü vermehrt sind, fähig, in den Stat. constr. zu treten.
Man findet: 'h^^h'f'' dÄfl>--" fmf Männer Gen. 47, 2; h^tli"-
f^M*' -ühfL' (Acc.) Jud. 20, 39; -^^^fl- 9''h'l"' -ühfL- 20, 45;
hAh.'f*' h(0*^')i Jud. 11, 37; aber diese Verbindungsweise ist
sehr selten^. Nur wenn der gezählte Gegenstand ein persönliches
Fürwort ist, tritt er immer als Suffix an die oben genannte Grund-
form der Zahlen 3 — 10 an, und zwar (nach § 155, 3, a, weil diese
Zahlen Mehrheitsbegriffe sind) immer durch den Bindevocal t:
i^Aft-tlf ^»^ -■ ihrer drei und die dreie, hC(\Ö±Ü'on' :^ ilß^l'b
Iftf»-; u. s. f.^. Soll aber ein Wort im Verhältnis eines partitiven
Genitivs untergeordnet werden, wie drei derselben, so wird es nach
§ 186, c bei allen Zahlwörtern, ohne Ausnahme, vermittelst der
Präposition Itxf^'i' angeschlossen: bh9'^0wC']^' (DhAh.'l^' einer
der zwölfe Matth. 26, 47; i\di±' h9°ilf^' htl^K^' einer der
Stämme Israels Gen. 49, 16 u. s. f.
Die gewöhnliche Verbindung des gezählten Gegenstandes mit
dem Zahlwort ist für sämmtliche Zahlen das Beiordnungsverhältnis
(§ 188), und es ist schon in § 158 gezeigt worden, dass an die
Zahlen 1—10 ebendarum gewöhnlich das pronominale ü antritt.
1 Vgl. noch Num. 35, 14. 2 Petr. 2, 5.
2 Vgl. auch 'TjjP'^lftf»-: 4 Reg. 1, 14.
^oO § 191. Verbindung der Numeralia und Nomina.
Sie werden ganz wie andere Adjectiva, oder genauer wie Ythr'
(§ 188), mit dem Nomen verbunden. Wenn das Nomen im
Accusativ steht, treten sie ebenfalls in den Accusativ, soweit sie
einen solchen bilden können: 3r)Ah>: 9^'h'l''' •^J^^Yl^'^' Jos.7,21;
hA<<.: 'flhrt,! Jud. 1,4. 8, 4; Oi^>C'l"' (Dfiffo-^-f-. <J£W>'^: J8 Jahre
Jos. 24, 33; 9^'h't'' f^SO Matth 18, 28; AlC^^'^• 5^?i'/'" 9^1^:
Gen. 15, 13; Oi^Ci"' CDhAh.i'-' 9^'/-: Gen. 14, 4. Jedoch lässt
das fem. Zahlwort auf ü, wie 0/^4-' nach § 158 keinen Accusativ
mehr zu, daher: ftfr: '^«Plffll: Hen. 72, 3; ii'ÜO''' ')'(\l\i"' Matth.
15,36; 0/^^' ÄV'7A5 Matth. 25, 1; und hienach gelegentlich
auch die männliche Form : diPCi^' u. s. f. Sogar die Pluralformen
von 9^h'l^' und h^^' können schon ganz wie Adjectiva mit dem
gezählten Gegenstand verbunden werden, z. B. im Nominativ : h
M^' fl>^?iA<f.'f': hM4-^'' ^AhSfl^-- Hen. 71, 13.
Da durch das Zahlwort die bestimmte Mehrheit schon aus-
gedrückt ist, so schliesst sich daran der gezählte Gegenstand am
häufigsten im Singular, z.B. %f,(Db ^«^'l'-' Gen. 8, 13; ipA^«" -fl
4-^" Matth. 26, 15. Doch ist auch der Plural (wie bei lrf"/V""
§ 188) möglich: '^9^^: ^J^^l'- Gen. 18, 24 ff.; Ou^C-U- (Dwh
M--' ^lUT-Cs Jos. 21,4; f^h^- Kn*?!*- Matth. 18, 12. Jos. 24, 32;
lliA'C't- CölflAh.*: aofiq^.'i^i Gen. 25, 16, oder ^C^Ä.H-- (in
den Evangelien), h^d.- <^hAf-" Matth. 18, 24; rt-fln"!:.- h'hOh:
22, 25. Ein Pronomen beim Zahlwort tritt, schon deshalb, weil
es nach § 188 in der Regel vorangestellt wird, in den Plural:
KAh*: -hrh-^' Gen. 14,9; Itxtir' lA'Afti:- 9, 19; ?iAVh." ö lÄ"'
Hen. 40,3; HM'JiJ-- hA^.-" '^?l^i^|: Matth. 22, 40. Auch Ad-
jectiva treten in der Regel in den Plural, selbst wenn das Sub-
stantiv im Singular bleibt: tl'ÜO'^' rt*E^' ^mS'i ' (Död'^-'} '
Gen. 41,5-7; oder rt-flO'h -' U^h^'- ^^V'tli"' Matth. 12,45.
Möglich ist aber auch: ^|Ah'^•■ •^9^fi'' '^hA.'/'-' Matth. 25, 16,
^lA^li'•■ A'flO'i'-" 9^'^: Gen. 29, 30, in welchen beiden Fällen
übrigens hAKi'« näher zum Zahlwort zu beziehn ist: eine andere
Fünf Talente.
Hinsichtlich des Genus der Numeralia kehren die § 188 ge-
schilderten Schwankungen wieder: man sagt z.B. ebensogut (l/*'4-'
aia>f[{i: hVhC' Jos. 21, 6. 33, oder 0/*'<-: ölhA^i.- hVhC'-
u. s. f. Jos. 21, 7. 18. 19. 22. 24. 26. 29. 32. 38, als Oi^C'P' d^iA»
^tl'U' hVhC'- Jos. 21, 4 US. w.
Das Zahlwort wird in der Regel dem gezählten Gegenstand
vorangestellt; nur aus besondern Gründen kann es auch nachstehn,
z. B. Gen. 32, 15. 16. 49, 28. 1 Reg. 25, 5. — Jede Zahl kann
§ 191. Verbindung der Numeralia und Nomina. 431
auch ohne Beifiigiin<]f eines gezälilten Gegenstands für sich allein
im Satz stehn, z. B. Oi^^Ci"- 9^^h'V' tausend (Acc.) Jos. 23, 10.
Ist der gezählte Gegenstand ein Maass, Gewicht u. dergl.,
so wird er mit dem Zahlwort meistens durch die Präposition 0.
verbunden ^ z. B. r'ffl}if^''l"' *l<^' seine Länge (ist) 300 an Ellen
Gen. 6, 15. Hen. 7, 2 Joh. 21, 8; (DMi ^-^(DI- (DC^: Oi^'C'l'
Oi'l'ilO'h trh'l"' nrt4»A! Jud. 8,26. So sagt man auch: a)\iy.
fl7tfi»-: []'''' ft^.C'l'* A^'h" tcnd die Gerste davon betrug ein Maass
Epha Ruth 2, 17.
Die § 159, b beschriebenen Bildungen von Zahlwörtern, welche
zur Zählung von Tagen und Monaten verwendet werden, können
zwar als Substantiva mit dem gezählten Gegenstand auch durch
das Stat. constr.-Verhältnis verbunden werden, wie ilü'O' dA'Th-"
Ex. 7, 25, nehmen aber gewöhnlich, wie die andern Zahlwörter,
den gezählten Gegenstand im Beiordnungsverhältnis zu sich (s. die
Beispiele § 159, b). Wo sie selbständig stehn für der so und so
vielte (Tag), werden sie in der Regel durch ein auf Tag oder
Monat bezügliches Suff, ergänzt, wie Gen. 8, 14. Lev. 23, 6. Num.
29, 12. Gen. 7, 11. 8,4.
2. Die Zahladjectiva müssen, wie jedes Adjectiv, wenn sie
mit einem Nomen verbunden werden, dessen Casus (und Genus)
annehmen: dl^'ÜÖ' '>fl^AJ^ -• Gen. 15, 16; fl'^Aftl- : dA'> •'
Gen. 22, 4. Selten tritt das Zahladjectiv in den Stat. constr. und
lässt das Nomen von sich abhängen: fl«^3l'l" Öti'^' am folgenden
Tag Jos. 10, 32 ; häufiger ist dies bei der Bezeichnung der Bruch-
zahlen § 159 f.
Wird bei einem Zahladjectiv der gezählte Gegenstand nicht
ausdrücklich genannt, steht es also mehr substantivisch, wie : der
dritte, so muss es nach § 185 a. E. durch ein auf das ausgelassene
Nomen bezügliches Suffix ergänzt werden : CDh^^Ü-^ hM\*Jj ö^*^
A fr Vis hMl' rt'flO'fc !/'<''*•' und ehenso der zweite und dritte bis
2U den sieben Matth.22, 26; (Dli^h^'^L' und das andere (Gebot)
22, 38. Ruth 1, 4; h«^ •" ^|A?|;^ -• ivie die andere Matth. 12, 13;
h(h^' JK.>/^h-! (Dh^h- ^'M^'h' Matth. 24,40; O'^AW" am
dritten (Tag) Luc. 2, 46; Mi,^' am folgenden Tag; daher auch
immer: hA\H-' 9^hii' hAK-' mit einander^. Oder aber es schliesst
1 Vgl. Ewald, Hebr. Spr. S. 689.
2 Docli wird einander im Aethippisclien (und Semitischen überhaupt)
oft durch die zweimalige Setzung des Nomens selbst ausgedrückt, wie
"h'dl ' ^M ' h'ü'i ' ^*^ ^5'««m auf dem andern Matth. 24, 2; OO^^Ö? '
"ho^/ä'Öi^'' öen. 32, 17 u. s. w.
'*32 § 192. Bau des einfachen Satzes.
sich ein auf das Hauptnomen im Satze bezügliches Suff, im pos-
sessiven Sinn an: und sie sagte zu Buth: i^'^fll'^^ hMx'VXU'
die andere (deiner) ist nach Hause gegangen, so kehre auch du
zurück Ruth 1, 15; 'Vfrtl-' 9^i'hd^' ß^^d^'- hr^y- 4'^^^h.!
die zweite Gnade übertrifft noch (deine) die erste 3, 10; ^Ih- *^
AA<^: P-l^s hin- f^%lnh\' siehe, heute ist es der dritte (ihr
dritter) nämlich: Tag, dass sie auf mich warten Marc. 8, 2; weil
du sagtest: „ich hasse sie", tDÜ'tlTnP ' üh^hh' so gab ich sie
einem andern (deiner, d. i. als du) Jud. 15, 2; der jüngste ist bei
seinem Vater (Dl}^}i*fi' 1^'t' der andere (zu ihm) aber ist todt
Gen. 42, 13. 32,20; selbiges Thier il9^*fao*i (O-M^- ist der achte
(dazu) Apoc. 17, 11. — Auch kann, wenn von jemandem gesagt
wird, dass er etwas zum so und so vielten Mal thue, dies durch
das Zahladjectiv ausgedrückt werden, indem dieses (wie im Lat.)
als Apposition dem handelnden Subject beigeordnet und durch ein
auf letzteres bezügliches Suffix ergänzt wird (§ 189, 3, b) : du
schlägst mich ^Ih' "^Afth •" ^H-j^s nun zum dritten Mal Num.
22, 28. 24, 10; er hat mich betrogen (D^O*'- ^'qao^: P-JP: heute
zum zweiten Mal Gen. 27, 36. Doch kann man auch einfacher
sagen: ai^li-- «^Aft-' Ti^*." Mli'- ;^A'^rh4'^i! und siehe, jetzt
verhöhnst du mich zum dritten Mal Jud. 16, 15. Num. 14, 22. 22, 32.
Für das Zahladjectiv wird oft das Cardinale gebraucht, nicht
nur bei höheren Zahlen, die keine Adjectiva bilden, sondern auch
bei niedrigeren, z. B. fl/irli'fc" '^'^H" im ersten Thor e Hen. 72,25;
(Dtjo^: p.|^^: [\9»}i^: WOn'C'P'' 'J^'Ths im llOten Jahre
Gen. 50, 26. 16, 16. 17, 1. 24. Namentlich wenn Stunden (des
Tages) gezählt werden, gebraucht der Aethiope gern die Grund-
zahl: T.li: iPAfts ti'i^' um drei Uhr Matth. 20, 3. 5. 6. 27,45
(doch auch fl^^*^^: A'iH'' in der ersten Stunde Jud. 7, 19),
ebenso wie man auch sagen kann d^f^'t' §? ^^ Jahre 500
Hen. 60, 1.
B. Der Bau des einfachen Satzes.
§ 192 Nachdem gezeigt ist, wie die Grundglieder des Satzes, Sub-
ject und Prädicat, sich zu längeren Wortgruppen erweitern können,
soll von diesen Grundgliedern selbst und ihrer Zusammenfügung
zu einem Satze gehandelt werden.
1. Das Subject. Jeder Satz, der nicht unvollkommen ist,
muss ein Subject, d. h. einen Gegenstand enthalten, von dem etwas
ausgesagt wird. Ein solches ist in der Regel ein Substantiv (auch
§11)2. I>;iii {[('^ ciiiCaclicii S;ii/,('M. ioo
ein Infinitiv, z. B. Mattli. 15, 20. 17,4. 1 Cor. 9, 15) oder ein ein
Substantiv vertretendes Pronomen^, auch ein Adjectiv, wenn es
zur Substantivkraft erhoben wird, und sogar ein Adverbiuni, wenn
es von der Sprache neu belebt zu einem Nomen substantivum
erhoben wird, wie z. B. p-jP"; Marc. 8, 2. Auch können ganze
Sätze die Stelle des Subjects vertreten, namentlich Relativ- und
Bedingungssätze, z. B. ^hYlii'/J M^h'flVl*' H^lfi' es genügt mir,
dass ich Gnade gefunden habe Gen. 33, 15; h^f iliU^h'l' ' h'^tl-
'>/#»II>— !•: kümmert es dich nicht, dass (wenn) ivir sterben? Marc.
4, 38 ; wie in andern Sprachen.
Da nach § 101 das Verbum finitum neben der Aussage immer
auch schon die Person in sich schliesst, so hat eigentlich jeder
Satz, der durch ein Verbum finitum ausgedrückt ist, schon sein
Subject, auch wenn dieses nicht ausdrücklich genannt ist. In-
des.sen ist die im Verbum enthaltene Subjectsbezeichnung, wenn
das Verbum in der dritten Person steht, noch sehr mangelhaft,
weil das im Verbum enthaltene Pronomen nur auf etwas, eine
Person oder Sache oder einen Begriff, hinweist, es also immer
noch unbestimmt bleibt, was das so angedeutete Subject sei. In
weitaus den meisten Sätzen wird darum das Subject noch aus-
drücklich genannt, oder es wird wenigstens aus dem Zusammen-
hang mit andern Sätzen klar, wer mit der im Verbum steckenden
Person gemeint sei. Gleichwohl giebt es Sätze, wo ein Verbum
in der dritten Person ganz für sich steht, ohne dass ein Subject
dazu genannt wäre oder sich aus dem Zusammenhang ergänzen
Hesse, und diese Fälle sind hier besonders zu besprechen.
a) Es giebt eine unbestimmte Redeweise, in der der
Redende das Subject einer Handlung, obwohl es ein Lebendiges,
eine Person ist, nicht ausdrücklich nennt, weil er es entweder
nicht kennt oder nicht nennen will und weil es ihm mehr auf die
Handlung (Aussage) als auf die handelnde Person ankonnnt. In
diesem Fall gebraucht der Aethiope, wenn er für die unbestimmte
i^erson nicht gradezu {\'iO\* oder 'iX'hfi^' Leute oder einer setzen
will, meist die dritte Person m. PL: athS^y:Ö^ ' iiC'ü,'^ ' nnd
man sagte der Eebehka au Gen. 27, 42 ; h^jf,^^:o^' : m-'/^fl :
man giebt nicht zuerst Gen. 29, 20. 31, 20. Hen. 14, 19. 22, 3.
31,3. Jud. 10, 2 u. s. f.; selten die dritte P. S. m., z. B. h^: f.h
^CXi' dass er (man) dich binde Hen. 13, 1.
' Dies kann sogni- felilcn und ist daini dein Riimn nach zu or'i'äir/e^ii,
v-1 / n 1 ,1 10, 12: hhn^" 'j\w*i\\.' }if\tn»: h^rf^hii^fi' n^
UilJniann, Aetbiop. Sprache, 2. Antl. 28
434 § 192. Bau des einfachen Satzes,
b) Sodann giebt es eine unpersönliche Redeweise, die
dann gebraucht wird, wenn es dem Redenden bloss um die Aus-
sage, nicht um das, von dem er aussagt, zu thun ist und er darum
die Aussage in der dritten Person Sing. m. hinstellt, ohne irgend-
wie zu verstehn zu geben, wen oder was er mit dem im Verbum
steckenden Fürwort meine. Tm Deutschen gebrauchen wir in diesen
Fällen das unpersönliche es. Solche unpersönliche Verba kommen
im Aethiopischen manche vor, und zwar immer in der 3. P. S. m.
(nicht fem.) : jK.li'3'i'"-" es regnet Matth. 16, 3 ; tr^fi^: es ivird Abend
16, 2; \\'i'' rli^f-' es ist Abendrot geworden 16, 2; Y\\\ti' es reicht-,
ViV-' es ist erlaubt und es genügt^ Deut. 3, 26; J^^Ä'fl'fls es ist
enge u. s. f. Auch giebt es unpersönliche Sätze, in denen gar kein
Verbum finitum enthalten ist, wie Ö'l^f] ' Arfi'iß^- • und als es
gegen die Zeit ihres Hingehens hin tvar Jud. 1, 14. Treten solche
anpersönliche Sätze in den Infinitiv, so lassen sie das Suffix der
dritten Person Sing. masc. als Subject erscheinen (s. § 181, b,a a. E.),
z. B. (Dff'^'idA"- AtA/l'-" h'e'T-' und als es Mitternacht geworden
luar Ruth 3, 8.
Endlich wird im Aethiopischen sehr häufig die schwach-
persönliche Redeweise angewandt, in welcher ein Verbum zwar
auch zunächst scheinbar unpersönlich auftritt, dazu aber sofort
ein gewisser Ersatz des fehlenden Subjects in einem eigenen Satze
nachgebracht wird, den man im Deutschen gewöhnlich durch den
Infinitiv mit ^u oder durch dass, wenn und andere Conjunctionen
ausdrückt. So werden namentlich gebraucht: M'- es ist erlaubt,
'flffl.rh" dass., M: es genügt, ir'^^'fiO's es ist notwendig, f^^^t^'
CS schickt sich (mit Acc. für einen), j^^'VÖ' es ist recht, f^'f'AA-"
es ist leicht, y,h,.K'9'''' es gefällt (Jos. 9, 23), y.lVP'-Ö'' es nüt^t,
S^''bf»fl' es ist besser, jf^'^J oder ia»VJ?^" es ist gut, hM' es
genügt, avilO' es ist Sitte (Vit. Ad.), J&«J*^,'9"'" (mit Acc. einem)
es kommt zuerst ^u (Ruth 4, 4), J?.<^ftA-" es scheint, ^tl'l'Cii^'
dass., flA^W: rs steht bevor (mit folgendem Subjunctiv) u. a. *. Wie
solche Verba den die Stelle des Subjects vertretenden Satz bald
im Accusativ des Infinitivs (§ 182, a, a) oder im Nominativ des
Infinitivs (ebendas.), bald im Subjunctiv in unmittelbarer Unter-
ordnung (§ 182, b,^) oder durch h^^- verbunden (§ 182, b, /) zu
^ Dagegen gebraucht der Aethiope für unser es peht mir so und so
immer \\'g : in persönlicher Auffassung, z. B. 1\tm : h#W»1f : YxXlOh'i '
ivenn es mir so gehn ivird Gen. 25, 22.
2 Hierher gehören auch Wendungen wie JI"'J'|«: ti/^'gh^'' ^"'"
rill er f eam fccit?; vgl. m. l.ex., col. 188 und 4 Esr. 9, 39 (Laur. 40).
§ 192. Hau des ciDfaclicn Satzes. 't'>'^
sich nehmen, ist schon oben gezeigt worden. Sie können ihn aucli
noch iiuf andere Weise einführen, z.B. /i.JiMfl-'>h •■ (^Ä-rt - 4\^.'
'"Ah- i\h'i'l'' Ü)'}\'U' il\^'i' es dünke dir nicht hart (in Betrell'
jenes Kindes) die Angelegenheit jenes Kindes Gen. 21, 12; oder mit
Y\l\t'*^', z. B. JLMfl-'JJri'*'*--" Ah^**"' }\l\("*' es genüge euch, dass
Nimi. 16,3; oder durch H, z. B. hj\hf{\0'' li^ihi}'/." 9''^^'
ist es dir nicht genug, dass du mir meinen Mann genommen hast?
Gen. 30, 15. 33, 15. Zu solchen halbpersönlichen Sätzen gehört
auch: inAl'"'3'''h- ^i'^h" A.'/'" htU^^' und tvozu soll es mir nun,
dass ich lebe? Gen. 27, 46.
Ganz besonders aber gehören hierher die ausserordentlich
häufig gebrauchten Wörter fl-' es gieht, ^lAO" es gieht nicht (oder
fl-|:." und ^lAfl'l-) §§ 167, 1, b, 176, h. Im Unterschied von p:
er hat (§ 176, h) nimmt das hier zu besprechende fl= seine Er-
gänzung im Sinne eines Subjects in der Regel im Nominativ zu
sich: {\*P ^:"lAh '' j^ AO •' ^'V'^A^"!" - vor ihm gieht es kein Auf-
hören'^ Hen.39, 11. 41,2. 49,2. 58,3, und so immer, wenn man
dafür gradezu es ist, es ist nicht sagen kann. Wo dagegen 0'
mehr den Sinn von nuin findet, man trifft hat, kann es sein Subject
auch im Accusativ zu sich nehmen (vgl. § 176, h): fls rHiÖ^PV '
es gieht Verschnittene Matth. 19,12; fl'l:: '^d^- 'HÖ^' CöhhASL--
es gieht hei uns Stroh und auch Futter Gen. 24, 25. 42, 1 u. s. w.
Dieses ps und ^AO" ist so gewöhnlich geworden, dass man es
häufig auch zur Einleitung einer Frage gebraucht, entweder allein,
z. B. Jud. 4, 20, oder mit einem Fragewort, z. B. flV- -" (1/^fl.ll' '
i\l' hin ich sein Wächter? Gen. 4, 9, wo es Stütze des Frageworts
ist (s. auch § 198); oder man wendet es mit folgendem H oder
h^^s im Sinne von es ist der Fall, dass an: hh^O- Mtf'A.^/h-'
ivenn es der Fall sein sollte, dass du zeugest Gen. 48, 0; h'^fl«"
hf"^'- Jfi'/-" yy'ld' wenn es später geschieht Jos. 22, 28. Gen. 42, 38;
oder man umschreibt dadurch mit folgendem Relativ den Begriff
etwas, einige, etwelche (§ 173), auch 0= h^^' hald — hald Matth.
17,15. — Endlich wird auch (ähnlich wie das hebr. \"1^1 und ^^^*l)
fl'lfiV* oft unpersönlich gebraucht in der Bedeutung 2md es geschah,
worauf das, was geschah, besser ohne als mit (D angefügt wird:
fl'3n>: d^h'lV Öti'h ftKVh.' Gen. 26, 32. 27, 1. 41, 1 Hen. 52, 7;
^ Hie lind da Hndet sich statt des iieutrischeii o in p: und ^AP*
ein persönliches Suff, im Sinne eines Dativs, /,. li. fll<|»*/^lP': ^lAP****"'.
eigx'ntlich: und Steh n ist nicht in ihnen, das heisst: und StcJm (jicht es nidil
für sie Hen. 41, 2.
26*
436 § 192. Bau des einfaclien .Satzes,
(Dhy- Ö(\' flJAR'h Wffo'}^: U^(Ds Ohti't'' hOT- Gen. 38,27;
oder auch durch h^f^ ' und den Subjunctiv: fliM : ?iJ^.P/'V^'M ••
iliTD: 'H-hn-i- ^l^M?' Hen. 71,1.
c) Wenn das handelnde Subject verschwiegen wird, so wird
statt der Activconstruction häufig das Passiv angewandt, wodurch
das Object der Handlung zum grammatischen Subject wird. Die
Passivconstrnction ist im Aethiopischen ziemlich häufig, z. B. 'f'Cß
A-S-s A^'f-s 9 Ä'fe4's es ivurden ihm 40 Söhne geboren Jud. 12, 14;
5\A-f-ö»--" AH,P,"J*'>-" i'Al^O-' das Gehet der Gerechten wurde er-
hört Hen. 47, 4; h^^' 'i'Mh' A^s dass Lea gehasst werde Gen.
29,31; ?il^"'H|-'l'rt -• Y\\\' h'^ll! H'["?'n/,-" vor alters that man
nicht so Matth. 19, 8. Hen. 48, 2. 50,2. 57,2; obgleich das Passiv
anderer Sprachen öfters auch durch die unbestimmte Redeweise im
Activ (s. oben a) ersetzt wird : fll^^lLA?*-' AÄ'fl^-S'"' xal t^^tth]
TO) 'Aß^adju Gen. 15, 13; J&4"["AJ'*s äno&avhoo Jud. G, 30 u. s. f.
Auch wird ein passives Verbum unpersönlich oder schwachpersön-
lich gebraucht (s. oben &), z. B. 'l'^flUA' es ivird gesagt Luc. 4, 12;
y,'l'd.^y^' es ivird erfordert, J&'VhliAs ^'.9 ist möglich (wird ge-
konnt), 'l'tlM' es ist unmöglich', an solche Verba fügt sich dann
der Satz, der als ihr Subject dienen niuss, in denselben Wendungen
wie an die übrigen schwachpersönlichen Verba, z. B. fll^iAfl ' H
f»'V\\Ü^' j&'V'Vn?!' lt\9^YM' nichts Jcann vor dir sich verbergen
Hen. 9, 5. Da nun ein Passiv in der 3. Person S. m. in schwach-
persönlicher Auffassung genau so viel aussagt als ein Verbum
activum in der 3. Person PI. m. in unbestimmter Redeweise (z. B.
'l'-flUA' und ji'flA* •' man sagt)^ und da auch andere schwach-
persönliche Verba eine nachträgliche Ergänzung ihres Subjects im
Accusativ zu sich nehmen können (§ 182, a,a), so ist es nicht auf-
fallend, dass im Aethiopischen bei der passiven Ausdrucks weise
das Object einer Handlung, statt als grammatisches Subject im
Nominativ, auch im Accusativ^ stehn kann, z. B. 'f'{i9^^ ' tlT^ '
i\3p*9^^ es tvurde genannt seinen Namen d. i. man nannte seinen
Namen Edom Gen. 25, 30. Deut. 28, 10; je.'T[-tL4*A: Vf-A*--" es aird
gestraft werden alles Hen. 25, 4; Sap. 11, 4 (A). 14, 7 (A). Deut.
28, 10. 4 Esr. 2, 22 var. 4 Esr. G, G5 (Laur. 75). 4 Esr.9, 24 (Laur.
27). 4 Esr. 10, 51 (Laur. 65); sogar beim Part. pass. : H/^F-1^*': A*-"
ix'üf'l'' 4 Esr. 7, IG (Laur. 24).
Seltner ist im Aethiopischen die Passivconstrnction, wenn das
handelnde Subject zugleich genannt ist. In diesem Falle muss
1 Vgl. für das Hebr. Ewald § 295, b.
§ 103. Bau des einfachen Satzeii, 437
das Subject durch eine Präi)Ositioi), die ein Ursächlichkeitsverliiiltnis
bezeichnet, cin^j^eführt werden : seltner durcli A , /-. B. 'l'hiO''} :
r'm.h' A-'l:- C/nrst. ]> l;>, 1 22; rilJLV>A.nfl>-- Art^Vl^jP'J- Und.
45,24; aiJ?^fl*-Wi: tiMh'Vh' ibid. 44, 1; häutiger durcli 11
zum Ausdruck des Mittels und einer unpersihiliclien Ursache, aber
auch von Personen gesagt = durch, z. 13. US^»'l'l(\C' H'i'A-'l" -"
tvas durch die Hirten angerichtet wird lien. 89, 62. Matth. 14, 2
(vgh2, 17. 21,4), und durch ?il^>: (und }\*F) zum Ausdruck des
Urhebers, z. B. -f-HAd- " Wr^ ' VfA"«^- h^'H'l' I^T - sie
ivurden (jcfresscn von allen ivilden Tieren Hen. 89, 57 (vgl. § 1()4,
Nr. 3), hf^^hWi'- nrt'^jpih: lüi!^''' (Dhr'h(\(o-'v nrj^-r:-
r^-njP'iv- hf:A'/:^'.''Th- ?iAh= j&hH.: ^V'iinjL'.: (o^Mfix''
ehrest, p. 78, 1. 25ff. ; hie und da auch durch Zusammensetzungen
mit Yi^, A. B. h9"^!^f^' bei 'f-aMiR-- Hen. 37, 4, oder hiP'iffl:.
2. Das Prädicat eines Satzes ist gewöhnlich ein Verbum § 1^3
oder ein Adjectiv (Participium). Gewisse Adjeetiva müssen, wenn
sie als Prädicat gebraucht werden, immer oder wenigstens in ge-
wissen Fällen durch ein Sufdx ergänzt werden, s. §§ 156, 191.
Und dieselbe Construction wie die gewöhnlichen Adjeetiva haben
in diesem Falle auch solche Adjeetiva und Participien, welche
durch das Pron. relativum umschrieben sind (§ 202), z. B. (Df^il
fl^'>-• Ä:'»/?*.- n?M\.'' h^i>fi"li:'' und das spätere Schicksal
desselben ivird schlimmer sein als sein früheres Matth. 12, 45;
ebenso auch die durch das Genitivzeichen H gebildeten : z. B. fli
A'flA*-' HK'/^^' l'^A« itnd sein Kleid tvar (von Kameelshaaren)
kameelshären Marc. 1, (3, ?iA<^! htf»-T"[J.' H^P' denn sie sind
sterblich (Fleisch) Gen. 6, 3, und die § 150 beschriebenen Pronomina
possessiva, z. B. H,ÄV ■' '^^' unser ist das Wasser Gen. 26, 20,
M'l"' Ä.JnVl'-" M^hiro^"' die nicht die ihrige ist 15, 13, auch
wenn sie vorn noch durch das Pron. relativum verstärkt sind, wie
W-A*-" H^4i3h^' liM.M' (O'h'U' alles, tvas du siehst, ist mein 3\A'^^
oder durch die Wiederholung des Verbums, Gen. 26, 13. F]benso
können die § 186, a, y beschriebenen, mit AdjectivbegrifFen ver-
wandten Genitive zum Prädicat werden: hlr't'f'^''' nilCtt'f'il' ihr
seid Christi 1 Cor. 3, 23.
Sodann können aber auch alle anderen Arten von Wörtern
die Stelle eines Prädicats versehn, vor allem Nomina substantiva
(Infinitive) und Zahlwörter, wie (Dlr^A*■ V^A«" ia»AA-' Ö^iA'AA'f-'
^ Dagegen wird im Act. A7Ä • A constriürt.
438 § 1U4. Hau des einfuclicii Satzes.
und alle Seelen waren 33 Gen. 46, 15. Substantiva drücken den
Prädicatsbegriif oft stärker und umfassender aus als ein Beschreibe-
wort, z. B. fyltxh'l*' (O'h'l'' M' es ist eilte Schmach für uns Gen.
34, 14; W-A-- T^ld/r'^V' Ö^Oa'l-' alle ihre Werke sind Ab-
trünnigJceit (nichts als Abtrünnigkeit) Hen. 93, 9 ; auch wird das
Substantiv gebraucht in Ermanglung eines Adjectivs, das genau
denselben Begriff ausdrückte, wobei dann in manchen Fällen auch
der Genitiv des Substantivs stehn könnte: flJJI^J^'^. : H^^Ä" : und
sein Boden war Kry stall {= Hfl^i.^'-" hry stallen oder: von Kr t/stall)
Hen. 14, 10: fllrt^f-ö»-.- a^y,: und ihr Himmel war Wasser V. 11;
^'d>0'' ^r^ltl' T'l'' t\C'hS^*i seine Frucht ist ergötdich anzusehn
(wo mit dem für ein Adjectiv gebrauchten Substantiv sogar ein
Adverbium verbunden ist) Hen. 24, 5. 88,1. 21,8. 22,2. Ferner
dienen auch Nomina mit Präpositionen als Prädicat, z. B. Gi'Tx'l''
-'in.e- er (ist) mir (zugethan) Gen. 29, 34; JilP'V : 0?xT'^ • Wh
ijn^. ^^'p^: ti'i'l": von meinem Fleisch und Blut bist du Gen.
29, 14; h9^Ö0"ü' üM-' ^'J"//^-/' : ettvas Schweres ist sein
Eingehn in das Reich Matth. 19, 23 (vgl. § 173); hlif^' h^ih'r'
T^h\^'\*' denn auf ewig (ist) seine Barmherzigkeit Ps. 135 und oft;
{la^»^' {^"A^'V ! O^M*' ?iÄ,l>" •' ein gezogenes Schwert (war) in
seiner Hand Jos. 5, 13; V^A••■ "hü^t^' 9^h^• ^-^Al' all sein Thun
(war) bei den Heiligen Hen. 12, 2. Und demgemäss können sogar
eigentliche Adverbia Prädicat werden, sofern auch sie dieselben
Verhältnisbestimmungen vs^ie ein Nomen mit Präposition ausdrücken,
z.B. hA*-" Ö?^(0-' hlh' }\0^'1'\'' l^"rtA.^: diese Männer sind
(im Frieden) friedlich mit uns Gen. 34, 21. 42,19; ?iir>: <w>^-|-:
.''■/Th'/'" 'Vhi^l^'' yyJQ emeXeoTeQa fj einig amov Sap. 15, 10. End-
lich dienen auch ganze Sätze als Prädicat, namentlich Relativsätze
und abgekürzte Relativsätze, wie in andern Sprachen.
Zu bemerken ist hier der eigentümliche Gebrauch von 'fiy.A'
sagen als Prädicat eines kurzen Satzes: liiD'Ti'U' 'H'/^A' das ist
sagen ist die stehende Formel für das heisst, das bedeutet, z. B.
Matth. 27,47; auch in nh^rhd'^ ' 'fl'/,A -■ ivas „von meinein
Vater^' sagen ist (oder: das heisst: von meinem Vater) Gen. 19, 37.
Es wird dann meist abgekürzt zu 'flY.A", z. B. in ^»fl\^i\' Otl'Ci'
•n'/.As Isaschar („Lolm^' sagen) d. i. Lohn Gen. 30, 18. Marc. 3, 17.
5, 41, und überall da angewandt, wo Fremdwörter erklärt werden,
/. B. in den äthiopisch-amharischen Wörterverzeichnissen.
§ 11)4 3. Die Verbindung von Subject und Prädicat.
a) Ist das Prädicat nicht ein volles Verbura, sondern ein
Nomen irgendwelcher Art, so gebraucht man in unsern Sprachen
§ l!)l. I!;iii des (Miiraclicii Salzes.
ir.9
zur Verbindung des Subjects mit dem Prädicat oder zur Kinfulnuug
des Prädicats das Hilfszeitwort sein. Im Aethiopischeu, wie iu
den übrigen semitischen Sprachen, ist ein solches Verbindungs-
wort zunächst nicht nötig: Subject und Prädicat können unmittel-
bar zusammengestellt werden, wobei dann der Sinn und Zusammen-
hang von selbst ergiebt, welche Bedeutung jedem von beiden in
dieser Verbindung zukomme, z.B. h^-" ''i'H-' dtUC' 'ülll'^"'
ivie Sand des Meeres (ist) ihre Menge Jos. 11, 4; ^i-i/''-^!'!'-" hl'"
(oy/ii höy/yilü'"' heiter von Wein (sind) seine Äugen Gen. 49, 12.
Am gebräuchlichsten ist diese verbindungslose Zusammensetzung
von Subject und Prädicat dann, wenn das Subject ein Pronomen
ist und nachsteht; denn in diesem Fall kann ein Missverständnis
um so weniger obwalten, als das Prädicats wort, wenn es nur Ap-
position sein sollte , hinter das Pronomen gestellt sein müsste ;
daher sagt man: f^'^/Jl'' hl'l' Staub bist du Gen. 3, 19; 'tlO^'H'
^'j-Tf-i/o-: selig seid ihr Matth. 5, 11; 'Ült:*''}' 'iM' viel sind wir
Marc. 5, 9; nh1\lh'(\il^O M' ich bin Gottes Gen. 50, 19; 'liA
^>'l'' "JrhV' tüir sind Fremdlinge Jud. 19, 18; hy''U' h'i'i'"' ivo
bist du? Gen. 3, 9; T'i'l"- 'V^iXCho^'- tvas ist euer Geschäft?
46, 33. Hingegen würde in manchen andern Fällen dieser Sinn
der Verbindung nicht immer sogleich in die Augen springen, und
es wäre eine Verwechslung des Verhältnisses beider Wörter mit
dem Appositionalverhältnis möglich ; in solchen Fällen wird Sub-
ject und Prädicat durch ein beigesetztes persönliches Pronomen
der dritten Person, das im Genus und Numerus mit dem Subject
congruirt, zugleich getrennt und verbunden. Dieses Pronomen, die
Copula, soll nämlich anzeigen, dass das Subjectswort und Prädicats-
wort nicht unmittelbar mit einander zu verbinden seien, aber doch in
einer wesentlichen persönlichen Beziehung zu einander stehn, und
dass das Prädicatswort nichts anderes als die Aussage zum Subjects-
wort als der Person sei. Mit andern Worten: dem Prädicatswort
wird ein persönliches Pronomen beigegeben, um es vollständig zum
Prädicat zu machen, ganz ebenso wie das flectirte Verbum immer
schon das Personenzeichen und damit das Bindeglied zwischen
Subject und Prädicat in sich schliesst. So sagt man ?ift<^" d^vü'
f'h't ' 5^'J^'C •' ^J^'^^iPc^' • denn das Land ist weit vor ihnen
(während der Satz ohne j^h'h' bedeuten würde: denn ein weites
Land ist vor ihnen) Gen. 34, 21. Notwendig ist der Gebrauch
dieses Bindeworts auch dann, wenn (aus besondern Gründen, § 196)
das Subject voransteht, z. B. in hür = ho^'l'l- ' A*-!' : h.A»'^ '
dies sind die Kinder der Oholibamah Gen. 36, 14. Aber von den
440 § 194. Bau des einfachen Satzes,
Fällen aus, in denen die Copula für die Klarheit des Sinnes wesent-
lich war, hat sich im Aethiopischen ihr Gebrauch auch auf viele
andere Sätze, wo sie entbehrt werden konnte, verbreitet. Dabei
steht die Copula entweder vor oder nach dem Prädicat, am liebsten
in der Mitte zwischen Subject und Prädicat: '(Wt:*»! '' h^'^'^i^
?x(IK'i'i' viele sind berufen Matth. 20, 1(3; -f'^JK-V-' hin.h'(\fh,C
y^hiZ' H-/;-' dies ist das Lager Gottes Gen. 32, 3; c^'h' l»-?i'|J
iVi-U'- wer ist dieser P Matth. 21,10; H±-' y.h±'' /^'CO't'?' dies
ist mein Bündnis Gen. 17,10; hti'' i^titl'U' ÄfthA-" lA'Aft-' ^^^
^<)A: h'^'i'P'' diese 3 Trauben sind 3 Tage Gen. 40, 12. Not-
Avendig ist sie auch, wenn das Subject ein Fron, relativum ist
na^M*' iro^.'^ifao^s rvelcher ihr Führer ist Hen. 72, 1; Mt
jP-^-fc" Ih-üGlf' welche Hebron ist Gen. 35, 27; niO-h-f-^^ ' tl.'/"
fllhlT: (Dfd^^i ivelche sind Sem, Harn, Japhet Gen. 5, 32. Genus
und Numerus des Bindepronomens können sich, wenn Subject und
Frädicat hierin nicht übereinstimmen, sowohl nach dem Subject
als nach dem Prädicat richten ; aber die letztere Art ist das ge-
wöhnliche: \}f^1l' (B'h'P' hfl^illPf'^"' so lauten ihre Namen
Gen. 46, 8; 9^1^' ro-h* : ht^' ?i<^'>*s was sind diese da?
Hen. 52, 3; ^V"" (O^h-f'f^'' hti"' 6 1^": wer sind diese 4 Ge-
sichter? Hen. 40, 8. Natürlich kann die Copula auch dann stehn,
wenn das Subject ein Fronomen der ersten oder zweiten Person
ist: h'i^f^"- (0*h'P'' 'üCVi-' A'JAS'"-- ihr (es) seid das Licht
der Welt Matth. 5, 14; h'O"' O^h'P'' '^AOf*'' du bist Esau Gen.
27, 21; Ixl' a>-?iiJ: (ich es) ich bin's Matth. 14,27; M" fl^M-'
^i^'Ah- h'aC'/9^'' ich bin der Gott Abraham' s Gen. 26, 24. 45, 3;
M-- a^h'l'' ^AWn: M" Ol-h-i:: "Ihh-A- G. Ad. 138, 2-6;
doch kann statt dessen nach dem Prädicat jenes Pronomen auch
noch einmal wiederholt werden, z. B. htl^"*' M' '%C' M' denn
ich (d. h. was mich betrifft) gut ich (so bin ich gut) Matth. 20, 15,
sodass das Subject absolute vorausgesetzt erscheint ; ebenso JiT'T
f^' KMa^n- M'^<^••• Matth. 15, 16. Jud. 12, 5; fl)W'A>--
Ä**: 6 -nhrt..- Ihil' Gen. 42, 11.
Dagegen werden die beiden Verba Üfi(D: und \^^- noch nicht
so häufig als Bindewort zwischen Subject und Prädicat gebraucht.
Oh(0: hat meist seine volle Bedeutung vorhanden sein, da sein,
sich befinden, z. B. Mit' Mi*' H'M)^' Üh(D'l'i so lange eine
jüngere da ist Gen. 29, 26, Mi"- UAfl)'>: (D^tl'h ft-fl/j tl^^hV-
ivelche auf dem Gebirge Kanaan liegt Gen. 33, 18, Üti^' IDA^'«'
lies es ist hier ein Knabe Job. 6, 9, IJf : «iA-Vl-" M- ^hha^"^'
da bin ich (anwesend) unter ihnen Matth. 18, 20; und ebenso hat
§ 105. Bau des einfachen Satzes. 441
hV' meist den vollen Sinn von werden, cntstcliHy (ßcscJiehn, im
Werden becjrijfen (künfti<^) scin^ z. B. Ps. 37, 15. Marc. 5, 14. Gen.
21), 36; aucli ViV= für sich = es ist geschebn d. i. vorbei Gen. 38, 23.
Gleichwohl kamen beide Wörter auch als Bindevs^örter zwischen
Suhject und Prädicat in Gebrauch, entweder deshalb, weil das
Prädicat zugleich als in den Kreis der Vergangenheit oder Zukunft
fallend dargestellt werden sollte, was durch das pronominale Binde-
wort nicht scharf genug ausgedrückt werden kann^: IDIM**' Itx**}
\\.t\'i[t\\.il' 'rl\h' P-rt.^-- und Gott ivar mit Joseph Gen. 39, 2,
(nf.M^i W-A--' fl>-A-Rs fi'(\}\' HJ^*>-' und es sollen (künftig)
alle Menschenkinder gerecht sein Hen. 10, 21 ; oder um das Prädicat
zu verneinen (als nüisste dies immer ausgedrückt werden durch :
es ist einer das und das nicht geworden) : ^i'^-P ' ä-^C ' fl>*?i'fr '
(0}\'}fl : ^JiT-h- s M^^ ' mein Bruder ist haarig, ich aber hin
nicht haarig Gen. 27, 11. 21. 42, 11. 31. Matth. 10, 20, hj)(t"'
fl'A.^'-" fl^•rt'^•' 0H4''^= es ist kein Knabe in dem Brunnen (vor-
handen) Gen. 37, 30. In allen andern Fällen, in denen die beiden
Verba als Bindewörter gebraucht sind, haben sie fast immer noch
einen bedeutungsvollen Nebensinn, z. B. HÜAfl'" J^"AflJ' der bereit
ist (steht) 1 Petr. 4, 5, hü' Üt{(D,'' a^A-^ : Q. 'I" •" die im Hause
(anwesend) ivaren Gen. 39, 14. Lev. 10, 7. 21, 12.
b) Ist das Prädicat ein volles Verbum oder ein Adjectiv, so § 1*^5
niuss es im Genus und Numerus mit dem Subject con-
gruiren. Jedoch machen sich alle die Schwankungen in Be-
handlung des Gechlechts und der Zahl, welche § 188 beschrieben
sind, auch hier wieder geltend. Hienach wird, wenn das Subject
ein persönliches Nomen oder Pronomen ist, auch die Ueberein-
stimmung des Geschlechts und der Zahl am genauesten gehand-
habt, z. B. ild'ilf' hi-t-tiu'' selig seid ihr^^ K^th^P' M*7A.
l/'im- : nlclit trauerten ihre Jungfrauen Ps. 77, 69; hh^'^ - 'flH*
M"' h'ifllyO"' Jud. 8, 30; i-lDA^: A*«^-" h^^f^'- w^f'l"
fl^AUj?'!"«' Hen. 6, 1. Ist das Subject ein Sach- oder Begriffswort,
so herrscht zwar in vielen Fällen Congruenz, wie in jRTrhV" • 'flC
yV'ih' es werden Lichter ! Gen. 1, 14 (weil 'flCVJ" meist masc. ist),
^ Obgleich auch in diesem Fall die pronominale Copula <^'ebraucht
wird: oij'öiisüa, tl eorai xa evvjivia aviov; (D'\ClY\^>' ^'^'IT' fl^?l'|^' rh
tSy^Ü** Gen. 37, 20. Jud. 13, 12. Sogar ohne Copula kommen Sätze vor,
die in den Kreis der Vergangenheit oder Zukunft fallen: YxifO ' ffhfi'l* :
^^fh^'i' tllfi*' *"0 hiii(/e du unter den Mundschenken wärest Gen. 40, 13;
y\y,'U' ^'^^^' l^Ti\'}' '1^0 wird dann die Wohnung der Sünder sein?
llen. oS, 2. Deut. 15, 15.
442 § 195. Hau dos eiiifaclicn Öcatzos.
J&l'hi^;'': 1fn-Ai'l:(röi>-: A^^^-^T^J es werden geoffenharet tverden
die GeJieimnisse der Gerechten Hen. 38, 3, Ch^' i\Öf»lr'\'^' meine
Augen sahen Hen. 39, 5; oft aber behält auch das Prädicat zu
einem fem. Subject im Singular sein nächstes Geschlecht bei: (O
\\'i' ,^4"1"= 0{\S' ^nd sein Fall ward gross Matth. 7, 27, CDh
V-V- M'l"' (Dm'i- hr^'P'lV.' öli'h G. Ad. 42, 11, hfi^'^' /^'vr-
fl>-ri'['" AflöD-: ?iVi/>: flVf-A^-" 7Jis denn Böses ruht in ihrem
Herren jederzeit Gen. 8, 21, (D^: ^ö^'l-f-o^"- OiiS' T4'' Gen.
50, 9, oder es tritt zu einem Subject im Plural fem. das Prädicat
im Plural masc, Avie ^'h^H'' ^ij\>?' CJ^-«!»: Gesichte fielen auf
mich Hen. 13,8; oder der Plural des Subjects wird als weibliches
Einheitswort aufgefasst, wie 'V^fl>*/ul/'tf^"-" O'ü?^' ihre Sünden
sind gross Gen. 18,20; oder, was das gewöhnlichste ist, das Prä-
dicat zu einem Plural steht im Singular masc, und zwar besonders
häufig, wenn es voransteht: 'TiA^. •" <^*PM.O" s Jos. 23, 1. 2. Ps.
77, 37 (gegen Ps. 89, 9); (D(Dfih' ft«^'^*-- Matth. 4, 24; 00(0"-
nß>d.d' Gen. 1, 11; /?,^A,(lA " hH/H'- 9,^^!' Ps. 74, 10
(obgleich dies auch nach § 192, c erklärt werden kann); J&Vb'J '
^'loi: oD^l^iiiao^i Luc. 12, 35; J&^n/.!n : VfA-' hctiHi}' T
^:0 dhlizMl'- Gen. 12, 13. Folgen jedoch auf ein pluralisches
Subject noch mehrere weitere Prädicate, ohne dass das Subject
noch einmal ausdrücklich wiederholt wird, so tritt statt des nächst-
liegenden Sing. masc. häufig wieder die volle Congruenz in Genus
und Numerus ein; man bemerke also Fälle wie: fid' ff^?Ct\' J\
^n'H^' hniö- ^nif' ^o'}^- Gen. 30, 38, (Dfia- t^^h- (da
19' 01^' V. 39; oder (D-M' (D-h-U' ih^l- lA'^Ä- hÖl\^4*Jh''
lDh(0-?:h^' (nicht (Dha^-^'h-) h(lh^' Gen. 40, 10. Ex. 16,22.
Umgekehrt werden singularische Collectivbegriffe gerne mit dem
Plural des Prädicats verbanden^: hÖ9"h*' rTfiTf'flf ' höret, mein
Volk! Ps 77, 1; ß-h: hh/^h,^' f'rDhA-: Ps. 1 13, 17. 18 ; JP.'I'^
/:(b' UChh' Gen. 22, 17; (Ddiw- WA*' ÜlO fA^^H^P^- Matth.
8, 34. Marc. 1, 33.
Enthält ein Satz mehrere durch Verbindungspartikeln ver-
knüpfte Subjecte, so kann das Prädicat, wenn es voransteht, ent-
weder nur mit dem ersten oder mit allen zusammen congruiren
(wie in § 172, c); steht es nach, so tritt es gewöhnlich in den
Plural, obwohl auch in diesem Fall der Singular vorkommt: ^h'
hlf'l'' mtlhfl/lh' u. s. f. Gen. 8, 16; (DiDöh'. S"'l- (D-aM/U'
^ Ein Aiialogon bildet die Umschreibung des ArtikoU, § 17'J, c: '^/ll.
Jl^-tf»-: A'in-IJ." ÜIC' (^ien 19,15.
§ l'.K). Üiiii tli's (Miiraclicn Sni/.cs. 11-)
11. s [\ Gen 8, 18. 9, 2; fl)>/*'h.: rt//": fllj?^-: Gen. 9, 2;]; ü)
V/*'h.- Än^'/'- fllVJU:: h'iM'J' A-^'»-: 11,29; Jf?i'H]A- .('.
'IV^.riU:-- Oli,C-.- W'iyir'C' llen 48 3; rtAl^"" fl>i:-|()- rt-'Mv-
.e.hfl>->-" llen. 11.2; ^.r:«;!': r/l/.«JJ^-: >/^Attf»-: Hen. 13, 3; '"l
»/'>• öMfi*^'/"-- fli;^''?- flir/»c]['j^.q>>: Ä,J?.7 /*"/'<"»•= Hen. 25, 0.
Hierbei kommt viel auf den Sinn an: ist das erste Wort Hauptsubject
und die folgenden ihrem Werte nach diesem untergeordnet, sodass
flJ eher unserem mit entspricht, wie in den oben angeführten
Fällen Gen. 8, 16. 18 oder in fll'-iA^" R.n/.- IDD/.*-- Jud. 5, 1,
so richtet sich das Prädicat in der Regel nur nach dem ersten der
Subjecte, auch wenn sie alle persönliche Wesen bezeichnen.
Oefters richtet sich auch das Prädicat nicht nach dem gram-
matischen, sondern dem logischen Subject des Satzes^, z. B. in
'/*7-T|-V-- rhH'V^-- l^'h«'"-- V'9^'' ivarmn ist euer Angesicht heute
traurig? Gen. 40, 7; f^^h' fl'/"h-' ivas ist dein Name? Gen. 32,28
(s. § 198); f>?xCih'' >^-<^'l'-' die Seelen (der Menschen) schreien
Hen. 9, 10.
c) In Beziehung auf die Satzstellung ist das Aethiopischo § l'^*^'»
freier als jede andere semitische Sprache: es kann fast jeden
griechischen Satz mit ziemlich genauer Beibehaltung der Wort-
stellung ausdrücken. Die ganze Entwicklung der Sprache strebte
während einer langen Bildungszeit darauf hin, eine möglichst grosse
Freiheit des Satzbaues und die Fähigkeit zu erzielen, den mannig-
faltigen Gestaltungen und Schattirungen eines Gedankens ent-
sprechenden Ausdruck zu verleihen. Deshalb sind grade die Ver-
hältniswörter überaus reich ausgebildet und der mannigfaltigste
Gebrauch der Suffixa sowie die verschiedenen oben beschriebenen
Ausdrucksweisen für die Casus entwickelt. Hinter diesen Formen
und Sprach mittein aber lebt eine gewisse Geistes- und Denkkraff,
welche auch länger gedehnte und verschobene Sätze zusammen-
zufassen und den abgetrennten und fernerstehenden Gliedern des
Satzes ihre richtige Beziehung anzuweisen weiss. Wie sich hier-
nach die Wortstellung innerhalb der einzelnen Wortgruppen des
Satzes gestalten könne, ist im allgemeinen schon oben angegeben :
im Folgenden soll nur von der Wortstellung der Hauptglieder des
Satzes die Rede sein.
a) In der gewöhnlichen, ruhig dahinfliessenden Rede steht
1 Ebenso bei der Umschreibung des Artikels, 4? 172, c: '|"|/hrr'"*' ■
t\Y\f\±- h^nC'l'M' (Lit); n^.9^(lo^: Ml/.' VfA •• iU^(D'i:'i"'
Gen. 11,9.
444 § 196. Bau des einfaelien Satzes.
das Prädicat an der Spitze des Satzes ; ihm folgt das Subject und
diesem das Object: (DiüM' P-rt.^ • 'Flfi'- n^'Ä"'^ •• ^•7^t^l• =
Gen. 39, 4. Ist das Object ein Pron. sufF., so geht es natürlich
dem Snbject voran. Sind mehrere Objecte vorhanden, so steht das
von der Handlung zunächst betroffene vor den andern. Bildet aber
das Object mit dem Verbum zusammen einen einzigen Begriff, so
steht es vor dem Subject: Ol CöAÄ'Th = CöAR : ^Ml' 'ühfl^^ -
Jud. 13, 24, (D(Df^?^: hÖf^l'llV' AM" P-rt.^ • -flhrtj' • hl
lljfi*' Gen. 39, 7; ebenso wird das Subject gerne nachgestellt,
wenn sich daran noch andere Bestimmungen anreihen, wie in Kfcu-
^UJ&^J&nV! ^«T^d'^-: -nCyVl-- Ha^f|'^: rt^^/Z.: Hen. 2, 1,
oder wenn es zugleich Subject zu einem Relativsatz sein soll: ti
C'\a): #/»nyl;^■ A;^n^- 'Tlf- h'ii'' l-ü/i'' Gen. 8, 6. Regel-
mässiger tritt das Subject vor das Prädicat nur dann, wenn das
Prädicat ein Substantiv ist (s. einige Beispiele § 193), und in
Nebensätzen, die zu einer Haupthandlung die näheren Umstände
oder den Zustand fügen, in welchem eine bei der Haupthandlung
beteiligte Person oder Sache während derselben ist (Zustandssätze) ^
mögen sie mit oder ohne (D mit dem Hauptsatze verbunden sein.
In diesem Falle wird immer die Person oder Sache, deren Zustand
und Umstände näher beschrieben werden sollen, an die Spitze des
Satzes gestellt, oft auch durch beigefügtes rt- noch besonders
hervorgehoben und, indem dadurch alle Aufmerksamkeit auf sie
gelenkt wird, der Fluss der Erzähkuig von Begebenheiten gehemmt:
er brachte dem Egion seine Gabe, flJAi,*'M*?"rt -' lim.T -' 'ühii,''
a^li'P- T*!* = Eglon aber tuar ein sehr feiner Mann Jud. 3, 17.
Hen. 14, 25; er sah einen Mann vor sich sieJm, (Dfyfj^: l^"A*'i'
(0*t\'i*i h^lh' indem ein gezogenes Schwert in seiner Hand tvar
Jos. 5, 13. Hen. 39, 5; hxffD*'- P-rt.^-" Ol A.^'h •' (OOf-'h'^i /w>A
t\\\' AArh.^- *7-nK': Gen. 45, 26. Jud. 3, 27; V/^K- : ^-fl^ '
hlM" h'^' iituMv PC4'' (Dh'^: u. s w. Ruth 1, 4. So zieht
öfters auch das Wort ^^^ siehe, wenn es, an die Spitze des Satzes
gestellt, auf einen bestimmten Gegenstand hinweisen soll, diesen
an sich und vor das Prädicat, z. B. Gen. 33, 1. 41,5. Jud. 14, 5. 8,
während es, wenn es mehr auf die Handlung als auf das Subject
hinweist, die ursprüngliche Wortstellung nicht alterirt, z. B. Jud.
20, 40. Hen. 85, 3.
ß) Diese gewöhnliche Satzstellung wird immer durchbrochen,
wenn dem Sinne des Gedankens gemäss irgend ein Wort des Satzes
vor den andern hervorgehoben werden soll : die höhere Wichtig-
' «. Ewald, IJebr. Spr. § 306, b; Gr. Ar. § G70.
s? 11)(). Iliiii des i'iiitachcii Sat/ea. '*'*^^
keit des betreffenden Wortes wird gerne durch die Stellung aus-
gedrückt, indem man es an die Spitze des Satzes treten lässt, und
so kann jedes Wort des Satzes durch Voranstellung hervorgehoben
werden. Z.B. hat das Subject den Nachdruck in: h^llLti'dtluC'
Äölinh^""' UÖti'l"' rt^H'!"! Gott (selbst) hat euch diesen Sabhath-
icu) gegeben Ex. 16, 29, oder: und es ivurde nicht stinkend, tnöTuL'
/i,'['<^/r^ •■ iWÖti^O' ' auch Würmer erzeugten sich nicht daran
V. 24; oder das Object in : .'''A-' WjMh'- 'ii\9^^Ö' sein Wort ivollen
ivir hören Jos. 24, 24; '\a\i\'V^' hUMO ?'9^' an meine Sünde
denke ich heute Gen. 41, 9; (nUf^dJnO A/l'-' ''l^Mb' aber einen,
der mir deuten könnte, habe ich nicht 41, 15; li'l**l(\^*' iMö'h
f'^'' *7fl4-' ivas ihr thun müsset, thnt Ex. 16,23; oder irgend eine
andere Bestimmung in: ^.''bf^/iVj Ml'- hO'ü'' h9''^' üU^h' 'ü
hflj es ist besser, dass ich sie dir gebe, als einem andern Mann
Gen. 29, 19; f[öii»^' ^\\''i ' ^ill9^^ll' auf mich komme dein
Fluch! Gen. 27, 13; h'/^rt-' h'^lfs ÜAfl^ir: ?iVb'>: wenn es mir
so gchn sollte 25, 22; h'/'-Hllrt -• h\i' h^li- nHüd' vor
alters that man nicht so Matth. 19, 8; sie sammelten jeden Mor-
gen u. s. f., aH\öM^' OC'Ü'' jPft'l'/J-nh- Uöd'l^'' -iTO aber am
Freitag sammelten sie ein doppelt Maass Ex. 16, 22; rt-S-rt" Öti'V'
;i'rt-|*/i»flh«s sechs Tage lang sollt ihr sammeln, aber u. s. f. V. 26.
Bildet ein vorangestelltes Subject eine Wortgruppe für sich,
so wird es gerne unmittelbar vor dem Prädicat noch einmal durch
ein Pronomen zusammengefasst und hervorgehoben : (0*}\'\i' 'flJirt.'
US. f. Gen. 44, 17; "Vüi,^- (DlÜCri,^' <-4-^i,A: CD4.V-h.A-
fl).?i^.0O-: fff.'iöP^i^'i Hen. 54, 6. Ein mit Nachdruck voran-
gestellter Acc, Dativ oder Genitiv eines durch den Artikel bestimmten
Wortes kann nncli § 172, c durch ein Fron. suff. und A umschrieben
sein : CDA'Mhi-Jl ' A'I'A}'' ' und jenen hinwiederum hängten sie
Gen. 41, 13; M'- ti}i1\\.h'(\(h»C' 'l'ACO-P'-" sondern dem Herrn
folget ! Jos. 23, 8 ; fllA'n?irt/'f">.-' j^rtiAs und zum Weibe ihrerseits
sprach er Gen. 3, 16; flIA-öo-A: «P^^fl>-i'*ö»".' AV/'A"^"*"-" sie selbst
aber rotteten sie sämmtlich aus Jos. 11,14; hfl^'^' ühlU^h' ^^
V'i-A'l"'" 'l'C?if •' 'flC/V--' denn das Licht des Herrn der Geister
ist erschie7ienEen.3S,4; AHJ^.^'^rt- AA^-' ß^l'üC'- A"^--" Hen.
1, 8. Sodann kann aber auch jedes Wort, welchen Rang es auch
im Satze einnimmt, emphatisch in einem Nominativus absolutus
an die Spitze des Satzes treten, wobei es genügt, an der Stelle
des Satzes, an der es ohne Nachdruck zu stehn hätte, darauf zurück-
zuweisen: hhi^'- h^"' t\^' '^Cy9^' ist nicht seiner Mutter
44b § 19G. Bau des einfachen Satzes.
Name Maria? Matth. 13, 55 ; (Dyö4''üfi' f1\n'-9'''' l.^'h^' JacoVs
Gesicht aber war hässlich Gen. 25, 27; IDflJC4*lri^-rts Mfl-f-' 'i
/^h* ' 9^t\tifYl''^' ' was aher euer Geld heirifff, so nehmet das
doppelte davon mit euch Gen. 43, 12; (O^'h't^ ' ^'iUlrfl' A-Ofr-'
MM-nfl" n^Td' 7^A- Matth. 3, 4; (Dh'y't-o^d'' hAfls HJ&
'V^O}oo\\a^'i ß^cJi cü)er kann niemand ividerstehn Jos. 23, 9;
\{^-' Ob' nK^d,d' ^^- lA^Vf- j&TH'rP'" Matth. 7, 19; An*
^\J^Ü'' 'td.^'^' ;l-?i9"C?*- Judith 8,14. Ja selbst das rück-
weisende Suffix kann unter Umständen fehlen : flJVf'A'" MCYi' Wf»
n^'h' -^.O.'/: hilvh' ir^l\d.CH"' 'tiaC' hA^.-- Hen. 10, 19 1.
Ausser durch die Stellung kann indessen das Aethiopischo
einzelne Wörter vor andern auch durch das Anhängsel fi' (§ 168, 5,
z. B. f^^öü' flij&fli'lf rt • Gen. 47, 9, htlf^ ' f^idAat^ifl :
Hen. 15, 7), durch *0 cmch^ '/^' himviederum und noch andere der-
artige Wörtchen hervorheben.
Um Nomina hervorzuheben, dient auch der emphatische Zu-
satz des Pronomens der dritten Person oder gewöhnlich die Um-
schreibung durch ein Suffixum und A ; eine genauere Betrachtung
aller vorkommenden möglichen Fälle lehrt, dass diese (schon § 172,c
beschriebene) Wendung häufig nicht nur zum Ersatz des fehlenden
Artikels, sondern auch zur Verstärkung des Nachdrucks dient,
z.B. in r/iA' A"^'''*^ tihl'üC'tlh' ferne sei es von ihnen, deinen
Knechten, dass u. s. f. (sie können so etwas nicht thun) Gen. 44, 7.
Um Verba emphatisch hervortreten zu lassen, dient besonders
die § 181, d beschriebene Verstärkung durch ihren eigenen Infinitiv;
seine Stelle vertreten hie und da auch andere Begriffs Wörter, z. B.
H.V*" H.VöJ,3^= W'A-' U1(\C\\J man hat mir erzählt alles, was du
f/ethan hast Ruth 2, 11; *f*''/' : 'J//»!!!-'!": sterben müssen tuir
Jud. 13, 22. Hen. 98, 15.
Wie persönliche und andere Pronomina im Satze hervor-
gehoben werden, ist im wesentlichen schon in §§ 150 und 148, a
gezeigt worden. Im allgemeinen dient auch die Wiederholung des
Pronomens zu seiner Hervorhebung. Ist ein Pronomen suffixum
an ein Nomen oder Verbum angelehnt, so wird ihm, um es hervor-
zuheben, in der Regel noch das entsprechende Pronomen separatum
beigefügt, und zwar meist in dem Casus, den es im Satze einzu-
nehmen hat: flChJr : h^^f 3: •' segiw auch mich Gen. 27, 34; Üd
X?' \^9"f'' gieb mir sie 29,18; h.JPM- JPrhJK.flJ.h..' dich aber
1 Vgl. auch das Beispiel eines absolute vorangestellten ll.JPll' '
oben, S. 303 a. E.
§ 1!)(). 15:111 (Icis einfaflien Satzos. 447
werden sie am Lehen lassen Gen. 12, 12; 'hdMj A//"rt-" fl^Oj»^«"
mir ist mein Geld zurückgegeben ivorden 42, 28; /*'/^>-" UW.M'
nnser eigener Leih 47, 18; seltner im Nominativ, wie: fß'l'y.'^^'^h'
'l'il\9^^9^'' h'i'l'' dir Icommt die Schivagerehe zuerst zu Ruth 4, 4;
hrhM\\V:'\\\' M'\-' ehrest, p. 42, 1. 8; -n^' h'iti' nri-V ich
habe ja viel Gen. 33, 9. Steht das persönliche Pronomen im
Nominativ, so wird gerne AA.Ü"* u. s. w. (§ 150) beigesetzt: Ms
ti\S'' ^AlP'i' ich hin Pharao Gen. 41, 44; (DiD'h'U'' AA.I)-' f*
/b'HHll.-* lind er wird dir befehlen Ruth 3, 4. Zum Ausdruck des
Begriffes auch er gebraucht man immer fl>*?i'li '/.•', z. B. (Dl'(\^'
Üi'h'l'V/' «^"'HAO' ^ind auch er bereitete ein Gericht Gen. 27, 31;
selbst bei der ersten Person: a^M^U.' hYL- h^^^^:0\\o^"' so
sage auch ich euch nicht Matth. 21, 27.
y) Meistens bildet also die nachdrückliche Hervorhebung eines
Satzgliedes den Grund zur Vertausch ung der gewöhnlichen Wort-
stellung mit einer andern. Oft aber bewirkt auch die Aneinander-
reihung verschiedener Sätze oder ihre Verschlingung in einander
eine Störung der regelmässigen Satzstellung. So wird namentlich
jedes Wort, das durch einen längeren, nicht in den Hauptsatz ein-
zuschiebenden Relativsatz bestimmt ist, womöglich unmittelbar vor
diesen Relativsatz, also an das Ende des eigenen Satzes gestellt,
auch abgesehn von den eigentümlichen Wortstellungen in Folge
von Attraction (§§ 190 und 201). Als Beispiel der Wortstellung
in Sätzen mit einem im Infinitiv untergeordneten Verbum diene
Ex. 16,28: htlh' "IhU.' thü?'' '1'hH'W - fl"lO' (n^hl^',
wo i'ÄHTif'" zwar zunächst von rt"?.Ö% aber mittelbar von 'l*h
•n?-' abhängt und darum zwischen beide gesetzt ist. Endlich ist
auch die Rücksicht auf den Wortfall und die gefällige Abrundung
des Satzes massgebend, wie z. B. in fl)V^^•" Mö'l'' rt'ß-l"-" Olli''
"hT"!' hrh-S." /*'Cfl>-- 'V4-r>' (Diß^^,y}'' Gen. 41, 5, was im
einzelnen hier in Kürze nicht erschöpfend beschrieben werden kann.
Besonders beliebt ist es, zwei verschiedene Casusformen eines und
desselben Wortes zusammenzustellen: Ö(D,C' MOi^C' A?i<^" ^^
Cih: Matth. 15, 14; ?i6": J&hA" rtj&^'> : AAjZ-^'J • hOi-Öh-f-s
Marc. 3, 23; fro^fi^^-. fW^Q^q^: J&fllA.^.'-- Hen. 43, 2; 'V.^'>-• A
'U'lr- y?y:0'' K-.P,*- 81,7 oder 81, 8. 83, 4; 'Vat-^y:- hT'
'1-IO-A.^/: 'l'/b-nA' Hen. 107, 1.
448 § 107. Negativsätze.
C. Besondere Arten von Sätzen.
1. Negativ-, Frage- und Ausrufe-Sätze.
§ 107 1. Negativsätze. Zur Negation hat das Aethiopische die
drei Wörter Si^' hh' h^O' in gewöhnlichem Gebrauch.
a) Die nächstliegende und häufigste Negation ist h^. Sie
kann ein einzelnes Wort verneinen und entspricht dann oft unserem
im-, z. B. At'T'fl>*AÄ' •• h^h''li/t' ' o du ungläubiges GeschlecJd !
Matth. 17, 17; Kh^iS-f'^"- ihr Unglaube 13, 58; aKfh9^(^'
'^aM'-'l"-- durch NichtJcennen der Schrift 22,29; i}hJfh9''G'
in Umvissenheit Gen. 26, 10; h^U9**9^' Nicht -huren (Keuschheit)
2 Petr. 1, G; flÄ,4-hOj5 durch Nicht- Beischlaf d. i. ohne Beischlaf.
In diesem Falle bildet sie mit dem Nomen, dem sie vortritt, ein
zusammengesetztes Wort. Viel häufiger aber dient h^ dazu, um
einen ganzen Satz zu verneinen. Es muss dann immer dem
Prädicat vorangehn und hat seine nächste Stelle vor dem Prädicat
selbst: "J/lhV' ^,'JhA' di^d' ivir können nicht gehn Gen. 44, 2(3;
fllfllj?,>: W^^fi'' Ai,J&ri'l"j&'* und Wein und Süsswein darf er nicht
trinken Jud. 13, 14; ?il^'A,'[-^ni<W' M^'h^^'- t^^^Ö'f-^' CD
^CM'i't' so hätte er von uns unser Opfer und unsere Gabe nicht
angenommen Jud. 13, 23^; so auch zur Verneinung von Infinitiv-
sätzen, Matth. 19, 18. Ist kein Verbum im Satze, so tritt A, lieber
an die Spitze des Satzes, z.B.: fllÄ,Ä'70-' rt'^JK.-' ^dü>0"' indem
kein Himmels gctvölbe über ihm war Hen. 18, 12; doch wird nach
§ 194 in derartigen Negativsätzen gewöhnlich das Hilfszeitwort
VlV" oder OACö:, welchem Ä^ dann vortritt, gebraucht, oder es
wird JiAn^ zu Hülfe genommen (s. unten). Soll aber ein einzelnes
Wort im Satze, das nach dem Prädicat steht, mit besonderem
Nachdruck verneint werden, so muss gleichwohl auch das Prädicat
die Verneinungspartikel haben, z. B. es blieb auch nicht einer übrig
a}h^'i'C^.'' (Dh^hih'^'-' Jud. 4, 16. Hen. 84, 3; steht das negirte
Einzelwort vor dem Prädicat, so wird auch in diesem Fall beim
Prädicat in der Regel die Negation wiederholt : Ü^Kj'lhx^ix' Ü
•^d' Ä.flAdVl-' ?il'"Äfl*7'V.h' nicht einmal ein Böcklein habe ich
von deiner Heerde genommen Gen. 31, 38; (OhJ\i\t\v\l} ^'^' MV'
K'i'ü^' 0/^res/f. p. 76, 1. 1 ; (Dh^öÜ/^P'' ÄAn* (nicht OO /^A
^l'i' h^"'" J&*7A^= und kein einsiger Sterblicher hat die Macht,
' Kiiie Ansnahnio bildet Sir. HO, 10: h^'h^^'^'V- • jK-flAC/-'' IWA.
§ 197. Neo-ativslltze. 449
ihn an^uriikren Hen. 25, 4. Daraus ergiebt sich zugleich schon,
dass eine doppelte Negation keine Affirmation bewirkt, sondern die
Verneinung eher verstärkt.
Ä^ wird aber auch prohibitiv (als subjective Negation = ^K,
//^/) gebraucht und dann mit dem Snbjunctiv verbunden: }\/["'h
a^h-' glaubt es nicht! Matth. 24, 23; hJ\'^'['^*' Wt^' tödet ihn
nicht Gen. 37, 21, und in längeren Sätzen gewöhnlich vor jedem
neuen Verbum wiederholt, z. B. Jud. 13, 7 (s. auch unten). Ebenso
steht es in abhängigen finalen Negativsätzen mit oder ohne h^^'-
Wo \\f^' nicht entbehrt werden kann, heisst demnach damit nicht
h^- K 0?)- h^- K^'(\h^' Matth. 26, 41; h^ • MflA ■
Gen. 14, 23. 26,7. 29; Xiaoi hAA.htf»-: /^J^rM-A: damit ihr
beide nicht umkommt 27, 45; zuweilen lässt es sich auch mit es
möchte sonst übersetzen , z. ß. in h'^ -' /i.'/'ChflJ^ • lt\\\J\* '
Gen. 19, 19.
h) Stärker und zugleich selbständiger negirend ist Y\\^' keines-
wegs, nicht (§ 162), das häufig auch in Fragesätzen steht (^i3riV-'j
Y\\^0* ') und hauptsächlich dazu dient, um einzelne Satzteile zu
verneinen, wobei ihm meistens Y\f{' sondern {nicht das — sondern
das) gegenübersteht : M^ ' Alf •" 'l'flJ^AJ^' •" hA •' nicht für dieses
Geschlecht, sondern u. s. f. Hen. 1, 2; sie werden Riesen mengen
auf Br den, h\^' Ut^^'id.tl' M' ii^P ' nicht geistige, sondern
fleischliche Hen. 106, 17; hY^' dflS^^h- Wh^: M^ll^h- Jos.
24, 12. 22, 26. 28 ; und so fast immer in abgekürzten oder un-
vollständigen Sätzen: (Dhh' Cfh*^ ' aber nicht weit davon Hen.
30, 1 ; ihr solltet für die Menschen bitten, (D}\h ' fi'üh ' dM'b
M}(i^s aber nicht die Menschest für euch Hen. 15, 2 ; M^' I*»VJ&"
hay'flßi da ist nicht gut heiraten Matth. 19, 10; fl^Th'f^ = MYh'-
nn^A-" indessen nur nicht am Fest! 26, 5; h\^' <^¥'lhfl>- •' J&
rh-4-= es ist nicht nötig, dass sie gehn 14, 16 {h^tf^^'tlD' s ist
mehr = unnötig). Daher beständig (Dliiros j\lis oder CDji'^s h
Jflrt* (z. B. Gen. 18, 21) tvo aber nicht, ohne folgendes Verbum.
Ferner wird }\\^' häufig angewandt, wenn in einem im übrigen
vollständigen Satz ein einzelnes Wort (aber nicht zugleich der
ganze Satz) verneint werden soll; da nun h\^'^ wenn es nur dem
betreff'enden Worte vorgesetzt, der übrige Satz aber in seinem Baue
unverändert gelassen würde, sich doch zugleich auf den ganzen
Satz erstrecken würde, so wird das betreff'ende Einzelwort mit }\\^'
vorangestellt, dann aber der ganze Satz unterbrochen und durch
ein Pron. relativum fortgeführt (wie im Französischen), z. B. M^'
Yi'fi"' }iyir*C'' nicht jeder (ist's, der) begreift Matth. 19, 11
Dill mann, Actliiop, Spraclie, 2. Aufl. 29
450 § 197. Negativsätze.
(während h\^' Yi'dr' yi9^C', wenn man sich überhaupt so aus-
drücken könnte, bedeuten würde: nicht irgendiver hegreift); htl^^'
hY^' l^M' ahtl^dC^h' denn Glicht ivir (sind es, die dich ver-
abscheut haben) haben dich verabscheut Gen. 26, 29 ; ?iJ^'l"hT
fi' M^' h^^ll' ll't'l'Üd.' vor aliers hat man so nicht gethan
Matth. 19,8; Y\\\' l]K"J^-4'." ^hT^ltxXX' nicht in Gerechtigkeit (ist
es, dass du gebracht hast) hast da gebracht Gen. 4, 7; M^' fl'V
'üilH'' Yl^^' lifrhP"* 'ühfL' nicht vom Brod allein (ist es, dass
der Mensch lebt) lebt der Mensch Matth. 4, 4; hh'- hlr^f^ ' HS.
Vll>-höi>'5^5 nicht ihr habt mich geschickt Gen. 45, 8; ebenso Gen. 8,4.
Jos. 22, 24. Matth. 7, 21. 16, 11. In derselben Weise wird auch
ein Verbum mit Emphase negirt: h\^' UH^'l^'l'' rhf^' keineswegs
(ist es der Fall, dass das Kind gestorben ist) gestorben ist das Kind
Matth. 9, 24; fifl'- Wfl : nd^Öh' H'>'^ - Ö0' wenn du wirklich
nicht gegessen hast von diesem Baum Gen. 3, 11. Und so kann
Ml 5 schliesslich auch unmittelbar vor ein Verbum treten, wenn
nämlich dieses selbst als in einem abgekürzten Relativsatz stehend
angesehn werden kann: Y\\\' "X^'V'h'üYx:^ ' Uii(DY}C^' ' nicht euch
zu verbergen habt ihr nötig (eigentlich : nicld dass ihr euch ver-
bergen müsstet, steht euch bevor) Hen. 104, 5.
c) Die Negation }i AP • bedeutet eigentlich es giebt nicht,
es ist nicht vorhanden (§§ 167, 1, b und 192, b) und kann nur da
gebraucht werden, wo diese Wendung möglich und denkbar ist.
Sie wird ganz selbständig gesetzt für nei72 (im Gegensatz zu
?iCD: ja) im Sinne von es ist nicht der Fall, Matth. 5, 37; oder
in der Antwort auf eine Frage, Matth. 13, 29. Joh. 1, 21; oder um
etwas abzuwehren und sich zu verbitten, Ex. 10, 25. Ruth 1, 13.
In Sätzen, denen ein Verbum finitum fehlt, wird KAP' gebraucht
im Sinne von es ist nicht vorhanden: (D}\^^fyS hAH^ AdA»lH =
und Wasser ist nicht über ihm Hen. 18, 12; (Oh^öll/^P' h^(\'
/^A^'Js h'^' ^1t\Ö' und dass ein Sterblicher ihn berühre, nicht
ist Vollmacht (dazu) Hen. 25,4; ^lAO-' K'J^'*- (D^tli"- M'V'O^'-
nicht ist Gerechtigkeit in ihrem Munde Ps. 5, 10 (Accusativ nach
§ 192, b) u. s. f. Ebenso dient es (wie ]^^), einem Einzelnomen
vorgesetzt, zur Bildung negativer Adjectiva, z. B. j^AO • ^•'V'fl '
nicht breit Hen. 26, 3 und im Plural AiAfl'J' l>*'h'ü' V. 5 {nicht
an ihnen breites), ÄAfls V-^ ' (nicht ist Höhe) es ist nicht hqch
V. 4. Auch wird durch j^AO' und folgendes Pron. relat. keiner
und nichts (eigentlich : nicht ist, iver oder was) umschrieben : Y\
AOs Hf'h^Ö' f'^'h^U nicht soll es irgend jemand hören Jos. 6, 10;
ÄAfl: n-tCd.' niemand blieb übrig 8, 17; löhAji » JiAfl -" li?»
§ 197. Negativsätzc. 451
'1"Af''' und er verbot: niemand soll ihm folgen Marc. 5, 37; hA
fl-' M'VO{\'/J nichts sollst du mir gehen Gen. 30, 31; fll^i>: h<^-'
HhAH-" Wh' (O'M"' hCT/'^'^'-' und es war, als wäre nichts in
ihren Bauch gekommen Gen. 41, 21; und ebenso bedeutet JiAn -
tximi {nicht ist, wann) niemals, z. B. Jud. 19, 30. Mit folgendem
H dient ^AO' zur nachdrücklichen Verneinung ganzer Sätze: t\
An= H'Th'l'.^^iFh' n^S"'l" streitet ja nicht mit einander auf dem
Wege Gen. 45, 24. üeber ^A'flf -' u. s. f. ich habe nicht s. § 176, h.
Diese Negation muss nun in ihren beiden Bedeutungen es gieht
nicht und ich habe nicht oft auch fehlende negative Adjectiva um-
schreiben : Oti^^' fh^tl' fl^ÄAn'fc-" ^?'' ein neuer und wasser-
loser Brunnen (eigentlich: und Wasser hat er nicht) Gen. 37, 24;
hO^^^C'- tUf^h^' hAs t\^(\oo"' 'fl'^h'f'-" neue unbeschädigte
Sehnen (Saiten) Jud. 16,7; 'h^fl'- '>^A4'^-- /lAOö^-- unzählige
Auserwählte (Zahl ist nicht an ihnen) Hen. 39, 6 ; ich sah Zehn-
tausende ID^AO^'^ •• 'V-A4*^ -• (Odi^'ü ' und unzählig und un-
berechenbar viele (und nicht ist an ihnen Zahl und Rechnung)
Hen. 40, 1.
d) üebrigens kann nichts und keiner auch ausgedrückt werden
durch Vf'/V*s mit einer Negation oder durch h^ mit folgendem flJ/i.
i^'ht' oder (Dh^9'"i^i,' (§ 173), z. B. /u^-flA'^: Vf-A«' nOl-il'
Jud. 13, 4 (vgl. Hen. 93, 14 in einer Frage mit negativem Sinn);
hAH- nCh^' (Dh^OD^f. Matth. 17, 8. Jos. 8, 17. Hen. 14, 21;
ai}l<7D: (Dh^9^'i'ts ^ly." (O-tl-t'- hf^O'-' und wie gar nichts war
es in seiner Hand Jud. 14, 6; löAi^h<^- 9"lf^' Wi,' und (nicht
wie irgend etwas) wie nichts sind sie mir Gen. 47, 9; (Dhjn^^'
r^lr^t' Sir. 17, 28; WhM^' 9^1^' d)? ovdev Sir. 40,6; (D^^
(l^'i^Y^s Am. 6, 6; s. auch § 198. Den Begriff gar in Negativ-
sätzen drückt noch besonders *^ß^^i aus (§ 163, 2), z. B. h^"^
f^'h' t)r(i^'s ^ ß' '^(/^"ii'S sie Hessen gar kein Fleisch von ihnen
übrig Hen. 90, 4 ; *qau'^,: Ä,^'>fl'flh'^-V-" habt ihr gar nie ge-
lesen? Marc. 2, 25. Nicht einmal wird durch A. — T*f*s ausge-
drückt (sofern T*!* • § 163, 1 eigentlich genau, dann auch sogar
Gen. 44, 8 bedeutet), z. B. K.^fll[\i\o^' T*-" }\9^^'h^' ihr habt
nicht einmal nachher Busse gethan Matth. 21, 32. Vgl. auch (D
hJL' AuJ&hA"s ovds yoLQ dvvarai Rom. 8, 7 (Platt). Nicht nur
ist hh' h<^ 5, z. B. Matth. 4, 4. Nicht mehr, nicht ferner kann
durch h^—Mh' ausgedrückt werden: (Oh^f^lfO: ?|'>h ' Jud.
13, 21. Hen. 92, 5. Ueber M'ü? '- ich mag nicht s. § 162, über
y\'i^\i ich weiss Glicht § 163, 3.
Für tveder — noch wird immer h^ — Oih^ oder (Dh^~(D}i^
29*
452 § 198. Fragesätze.
{neque — neque) gebraucht, wobei beim Verbum, wenn durch weder
— noch einander Nomina entgegengesetzt werden, die Negation
wiederholt werden muss (s. oben, a) : (Dh^^hiO*'} : A*^"*" • 9"fh
d't"- (Dh^fi^9*^' und sie werden Jceine Gnade finden noch Frieden
Hen. 12, 6; h^^^hh' (Dh^-ühfL- K^'l-'^mO^ '- iveder Engel
noch Mensch erhält Hen. 68, 5; (DhJ\9^fq^ '. Ol/i^^nP« •" Ä^hü
AVb ' 'i^G ' weder seine Ausdehnung noch seine Grösse Jcomite
ich sehn Hen. 21,7. Luc. 9, 3; K^d^Ö' 'üC't"' (Dh^tlöi}' K
m^ö" Hen 52, 8; h^' K^'i'^h' K^H'ii' mYx^^thy. hr
hl' Gen. 14, 23. So wird &Yv^ 13 Male wiederholt Jud. 1, 27.
Vgl. auch § 206, 1 ^
§ 198 2. Fragesätze. In der Frage drängt sich der Begriff, über
dessen Sein oder Nichtsein der Fragende sich unterrichten möchte,
an die Spitze des Satzes ; und schon durch die auf solche Weise
herbeigeführte eigentümliche Wortstellung im Satze, zusammen mit
der Art der Betonung, kann die Frage gebildet werden. Indessen
sind im Aethiopischen solche nackte Fragen ziemlich selten, z. B.
Matth. 12, 28. Gen. 26, 9 (an beiden Stellen durch Wörter ein-
geleitet, die auch sonst gern in der Frage stehn) ; und will man
ja kein Fragewort gebrauchen, so leitet man die Frage lieber
durch n-' H ist's, dass ein, z. B. fl-" Wh(0' Iffs 'flhA.-" ist je-
mand hier? Jud. 4, 20. Gewöhnlich aber gebraucht man Frage-
wörter.
a) Das gewöhnlichste Fragewort ist das enclitische V-* (§ 161,a),
wodurch der Fragesatz, da sowohl eine bejahende als eine verneinende
Antwort folgen kann, noch keine bestimmte Färbung erhält: •^'^
7^-= Kfl-hö»-: Tih-: h^.P'^' fl>je.n,Ap: f\"ll ' ist euer Vater,
der alte Mann ivohl? und sie scgfen: ja Gen. 43, 27. 28; lUffi''
IdCtlJ hast du das gethan? Gen. 3, 13. Es braucht nicht immer
dem ersten Wort angehängt zu werden : }\9^^Y' rt'flK' Xljs^'h' h
l'\* ' hO}* ' 7x9^^ ' QCt ' gehörst dti zu unsern Leuten oder zum
Feinde? Jos. 5, 13, und dabei kann sogar (D und andere Con-
junctionen wie ?ift<^! an der Spitze des Satzes stehn: flJJ&hA*^"'
^<fe«|j: A^»C9^' Ä'E*^! Marc. 2, 19; auch kann V«:, wenn der
Satz aus mehreren Sätzen besteht, wiederholt werden : ^"Itl^
o^^s flJ/u;*VhP'V- = Gen. 18, 24. Soll nicht ein einzelnes Wort,
sondern der ganze Satz von der Kraft der Frage betroffen werden,
so tritt häufig fl mit V-' verbunden, flV-s (= isfs der Fall?) an
die Spitze des Satzes: fl^-: h'HV' J&li'fl" wird er ihm einen Stein
1 Auch ]iY\H\iii wird immer durch fll/i fortgesetzt.
§ 198. l<^!igesiltze. 453
ijehen? Matth. 7, 9; PV- • 0.^'{\^h'^ M -• Ah'Tf-P -" Gen. 4, 9. Jos.
22,20; oder, noch voller, O'h' \\ (ist's der Fall, dass?), z. B.
nV-s IZ-nln«^'--" h'V'-- //a^/f V/^r ez7?m Bruder? Gen. 43, 7; flV-s If
'Oh-* hast du? Gen. 19, 12; OV--" hl\t\' l/'>rt.6"-" 5otoi m;«> emm
andern erJioffen? Matth. 11, 3 (wo hAKv weil es von der Frage
besonders betroffen wird, vorangestellt ist).
Negative B^ragen, auf welche eine bejahende Antwort er-
wartet wird, können zwar durch h^ — V-' ausgedrückt werden, z. B.
/uJ^'^n-nh^^-V--" habt ihr nicht gelesen? Marc. 2, 25, doch steht
dafür auch fxM" ' mit oder ohne folgendes )/ zu Gebote : M^'h '
üh'i'l^' ^'ih,^' '/'*l'>P'h- •■ habe ich nicht um Rahel gedient?
Gen. 29, 25; h\\*i'' h'h'PM' (O-tlt"- tl,\h9'*'' Gen. 37, 13, und h
Y^'h' muss angewandt werden, wenn kein Verbuni im Satze ist
oder das Verbum nicht am Anfang stehn kann, weil ein anderes
Wort den Nachdruck hat. Auch können Sätze wie j^AO« 'flh
A.'/'s es gieht kein Weib in die Frageform gebracht werden durch
Anhängung von ^' an ^lAO • oder durch Vorsetzung von 0^ • j
0^! KAP- flM.'i"' Jud. 14, 3.
Ziemlich gleichbedeutend mit V"' ist Ih- (§ 161, a), das mit
jenem oft gradezu promiscue gebraucht wird, in der Regel aber
noch die Nebenbedeutung des Zweifels und der völligen Ungewiss-
heit und Ratlosigkeit (des Fragenden oder Angeredeten) zu haben
scheint: J&hfl>-'>l>! ist es wohl erlaubt? Matth. 19, 3; ^*h9"C0'''
weisst du wohl? Nisitth Ab, 12; ß^'f^f^O-: h9'*h^'Vln'' h{\U^'
liest man wohl von Dornen Trauben? 7, 16; h'i'l'O'' (andere Les-
art: hl't'l''') njf^OD^Cltx' bist du der da kommen soll? 11, 3. In
Ps. 93, 9 erscheint es mit >- verbunden: Hl-hAli"-" tOx'W'i' K,f»
ii9^Ö*h' der das Ohr gepflanzt hat, der sollte nicht hören? !. Es
wird, wie V-', auch mit Y\\^- und AAP' zusammengesetzt: M^ih'
^^-n^iO-yV//' h'lü"' M-n^' Matth 5, 46; hhü"- Wil- -t
Od' hr*fLtL^' 6, 25; h\n)'' W^^'- MCh' li/^hh' 13, 27 (vgl.
^hV-- Matth. 5, 48. 6, 27); h APü« ' h^ • hTrü-ülnf^"' (ist's
nicht, wann ihr gelesen habt?) habt ihr nie gelesen? 21, 16.
b) Das Fragewort für die abhängige Frage ist "h^^' ob
oder ^'hf^' (§ 170, 1), hie und da verkürzt hll", z. B. h*^-" J&C
h^' h^s i-V^'7- ^ß»' h9^^' 9^ß:Ci um zu sehn, ob das
Wasser auf der Erde abgenommen habe? Gen. 8, 7; TrlC^' Mi
ao : nli ' "l'hß^ ' (L'[" •• Äfl'Vl. • Ai ' sage mir, ob es für uns
Wohnung giebt bei deinem Vater? 24, 23; J&'l'(l'l*'flP' •" t\}\^ '
ß>d„a)'fi'' Marc. 3, 2; auch durch >- und li-' verstärkt: h^- h
454 § 198. Fragesätze.
li-lh' InCMh' Matth. 26, 63; 'iCh^' h^' ß^f^K'h'h' h.A
ytl' 27,49; A?i^: fi'h^^'i'h' h-^Vh- Gen. 37, 14.
c) In der disjunctiven Frage ist zwar ^ifl>*! 06?er (§ 168, 2)
möglich, Jos. 5, 13. Jud. 20, 28; doch wird dafür in unabhängigen
Sätzen gewöhnlich W'^ao : gebraucht (§ 161, a), z. B. (D^oo z
hSibhi' oder Jesum? Matth. 27, 17; lt\9^'M\' (D-ti-F^an^^'- CD
^od: li^^'^ds >U.C-" 17,25. Auch kann einem spätem Wort
der disjunctiven Frage noch V" • angehängt werden : }i9^fi^^'h '
03^00: JiJT'rt'flhV-: Matth. 21, 25; Mi^^' Vt^^^h- (D^im:
(l'h' U^h' lilffhG' bist du der kommende, oder gieht es einen
andern, auf den wir hoffen können? Luc. 7, 19 (in der entsprechen-
den Stelle Matth. 11,3: (Dii'i*^ h^Yx'). In abhängigen disjunctiven
Fragen wird gewöhnlich (Dltitf*: oder (DiOiff^s gebraucht: liCh
Gen. 18,21; i\h^' hl-t^^' O^hi:: '^fiOh: wMtif^' K^'ih'
Gen. 27, 21; K^' je-^iCrh' hlH.h'üfh.O ^T-f^' (OMi^t" h
Afls 24, 21; (Dh^'- ÄAn-- oder oh nicht? Jud. 2, 22. Hen. 89, 63.
Hierher gehört auch die Stelle 9^'}^: ß.^'AA: hJ^-flVLA-" — öl
lt\9^'i\th' Matth. 9, 5. Marc. 2, 9 (wo h9^ für K^-" steht, vgl.
§ 170, 2, und der Accusativ nach § 182, a, a).
d) Um der Frage noch bestimmtere Färbungen zu geben,
werden gebraucht ^^s, worüber schon § 162 a. E. gehandelt worden
ist; ferner "hlfP' äga wohl? doch wohl nun? § 169, 3; auch P"7.s
(§ 169, 10) kann zweifelnde Fragen, die der Ausfluss von Befürch-
tungen sind, einleiten, z. B. P"T,5 'ühtU't'll ' ^h'b' sie ist doch
wohl dein Weib? Gen. 26, 9. Nur um der Frage Kraft und Nach-
druck zu geben, wird auch fk' angewandt: hth't't'' Yl^^' Mlil'
ÜÜl't'll' h(\- ist denn dein Segen nur einer, o Vater? Gen.
27, 38.
Als Antwort auf Fragen wird für die Bejahung hCD: (§ 162),
für die Verneinung hAP- (z. B. Jud. 4, 20), oder, wenn die Frage
eine Aufforderung enthielt, für die Einwilligang hlP'^ für die Ab-
lehnung "hlfü^ s gebraucht, oder das Hauptwort des Fragesatzes,
das speciell in Frage gestellt war, wird wiederholt. Gen. 43, 28.
Jud. 13, 11. Matth. 16,13. 14.
e) Von den bestimmteren Fragewörtern ist zunächst das Pron.
tf^'h' anzuführen, das immer persönlich ist; man sagt zwar auch:
<^V-s fl?"hs was ist dein Name? Gen. 32, 28. Marc. 5, 9. Jud.
13, 17 (wie 'T]ÜV^ ^p), aber doch nur deshalb, weil der Sinn ist:
wer bist du dem Namen nach?. <w>^. : bildet einen Accusativ,
§ 198. Fragesätze. 455
aber keinen Plural (§ 147, b); es kann auf einen Stat. constr. in
der Function des Genitivs folgen: IDA'I"-" ^^V-" Mil' wessen Tochter
bist du? Gen. 24, 23. Mattb. 22, 42; n<^»flr1h'|--" '^V-" mit wessen
Vollmacht? 21, 23; oder der Genitiv kann umschrieben werden
durch H<^>-', wie Hen. 22,G; hl'V' ^V- H'l" (Dti^" iv essen ist
dieses Mädchen? Kuth 2, 5; der Dativ durcb A^V-, z. B. Matth.
22, 28. Auch mit allen andern Präpositionen kann if^'i'i verbunden
werden: h^^'W' ^'h' von wem? Matth. 17, 25; Mxl'V' ^'h-
ivegen ivessen? Hen. 21, 5 u. s. w. Es steht in der Regel an der
Spitze des Satzes ; hat aber zugleich ein anderes Wort im Satze
den Nachdruck, so kann dieses auch voranstehn : "hti^lfl*' o^([Ö
^'f": A^^V-" ytl'l'^^iD'yti^i diese Werkzeuge, für iven bereiten
sie sie? Hen. 53, 4; 'Mf^l^M' li^'l'- (D'h'P'' dieser Geist da,
wem gehört er? Hen. 22, 6. Die Verbindung wer irgend, wer immer
kann ausgedrückt werden durch die Umschreibung wer ist irgend
einer, der u. s. w., z. B. ^V- : fl>*?i+ •" Vf-A- " (0*t\rM-' fi-üh'
HJ&hAs ivelcher Mensch vermöchte immer? (wo ist irgend ein
Menschenkind, das vermöchte?) Hen. 93, 11.
Das entsprechende neutrische Fragewort 9^'i't'' (§ 147, b)
wird sehr häutig gebraucht, wenn nach Dingen gefragt wird. Es
kann einen Accusativ bilden, sich mit Präpositionen verbinden und
dieselben Stellungen im Satze einnehmen wie ^^V-', z. B. H'i'U'
9^'}^^s Oh'h'l:' was ist dies? Hen. 23, 3. Zu bemerken ist die
Redensart 9^'i't* ' Ifi'Jlri«' (was bist du geworden?) was ist dir?
Jud. 1, 14. Obgleich ursprünglich bloss substantivisch gebraucht,
kann es doch auch Adjectiva und Substantiva im Appositions-
verhältnis zu sich nehmen: ühlft"' 9^'i't"' ^-h^' wegen welchen
Gesichts? Hen. 60, 5; 9^'ii"' OM- 'fllßf^'' was für Lohn habt
ihr? Matth. 5, 46; i^'J'f-: Ml'?'- was Böses? Matth. 27, 23. Da
9^'i't' ' das Prädicat schon in sich schliesst, so kann es, wie die
Verba des Seins, auch ein Suffix im Sinne eines Dativs zu sich
nehmen (§ 178): 9^'i't'h' htir ' was sind dir diese? {wozu dir
diese?) Gen. 48, 8; 9^1^\\' fl^hi^ •■ IM'^' W-A--" (was ist dir)
wozu dir alles dieses? Gen. 33, 8. Ausserdem wird ein solcher
Dativ mit A auch zur Verstärkung hinzugesetzt: t\9^'i'V ' Ah"
^iuh^' wozu (dir) fragst du? Gen. 32, 30. Num. 14, 41.
9^'i'l'' nimmt gerne noch das Fragewort ^-s zu sich, z. B.
9^1'[-'l-' '%C' ivas ist das Gute? Matth. 19, 16. Ferner wird
sowohl an <^V« ' als an 9^'i't' ' häufig ein Verbum als Prädicat
nicht unmittelbar, sondern durch Vermittlung des Pron. relat. an-
geschlossen: 9^'i't"' iii'Cd^X- was (ist's, das mir übrig bleibt?)
456 § 199. Ausrufesätze.
hleiU mir übrig? Matth. 19, 20; ^V- •' HJ&ÄAP' ." iver (ist's, der
dessen würdig ist?) ist dessen würdig P 10, 11. Beide können so-
wohl in der directen als in der indirecten Frage stehn und können
durch angehängtes VL", Y^' oder in Negativsätzen durch vorgesetztes
(Dh^ indefinit werden (§§ 147, b; 197, d), und h^9^1^i,'' kann
dann wie das interrogative 9^1r'}r' auch mit appositionalen Sub-
stantiven und Adjectiven verbunden werden: (DK^9^^i']rX' 0^^^'
Gen. 19, 8; (DhjP*'}'\*X' ^ti' mcht irgend ein Wort Hen. 14, 7;
UMi' 9^'i^'i^' irgend etwas anderes Hen. 78, 17.
üeber '^ s. § 147, b, über h^'- § 147, c.
Ueber hß^'t:' ivo?, h^.'- wie?, ^?iH,: wann? und J^'Jl---,
^l-l^', hTl^' warum? vgl. § 161, a. Auch h^' steht, wie
die andern Fragewörter, mit folgendem H oder \\o^' häufig selb-
ständig, z. B. h^,' h<^-' hXX/l*' ^A,^^\' wie kommt' s, dass ihr
mir Böses vergeltet? Gen. 44, 4; hC' }\h/^ti>'i\OK' tvie ist's, dass
ihr nicht einsehet? Matth. 16, 11.
Ueber '^<^m*>-" wie viel? wie gross?, l\^^' und hh^l'ii'
ivie viel? wie oft? s. § 157, 1.
Mehrere selbständige Fragewörter verschiedenen Sinnes können
auch ohne (D an einander gereiht werden : KC " ^^Ifi* * 'Ih'ih'i'
14«' ^ojg fj TL la^07]re Matth. 10, 19.
§ 199 3. Ausrufesätze, a) Im Ausruf kann ein einzelnes Nomen
stehn, nnflectirt und abgerissen, z. B. ^"hli' 'l*'flA*' fehlerlos! sagt
ihr Matth. 23, 18; W^^'- gut! Ruth 3, 13; rtAS^-" K-flA." A*^C
f9°' Gruss! sage ich su Maria; thß'(D't' iLCP'i' Leben Fharao's!
d. i. beim Leben Pharao' s Gen. 42, 15. 16. Auch der Vocativ,
§ 142, ist nichts anderes als ein solches einzeln gerufenes Wort.
Diesem kann noch das Pronomen der zweiten Person vorangeschickt
werden: K'i'i'' h'Y-ps du! mein Bruder! Gen. 33, 9. 14. üeber
hQ! Vater! vgl. oben, S. 284, § 142.
b) Das Verbum eines Ausrufesatzes steht bei der Anrede im
Imperativ, mit Negation dagegen im Subjunctiv, z. B. 't'9^(h ' (O
h^'i'h'üfb ' zürnet, aber sündiget nicht Ps. 4, 5 ; Ä^'lh'Th'^rlhAfl*' •
^'tl- Sir. 41,21. Muntert jemand sich selbst auf oder befiehlt er
einem andern, so steht A (§ 169, 7) mit unmittelbar folgendem
Subjunctiv : 'h9^^1tilLfi ' AK*'^*'!' •" 'h'ih ' nun aber will ich gerne
sterben! Gen. 46, 30; Cho^ '- AJ&Vh'J •' irog^tn»-: verflucht sei
ihr Zorn! Gen. 49, 7; Aj&Vl-'}' -üCn - 1, 3; ahh-p - A.e.l>'^'fl •
Chrth.s 3, 15; tif.d.^9"'' er fasse es! Matth. 19, 12; A l^'.'/'rtft •
Gen. 17, 14; T.?-?-" A?iVl-^-" Al>A.h.- 44, 32. Hat der Satz mehrere
Verba, so steht A entweder nur beim ersten, Gen. 9, 27, oder auch
§ 11)9. AusnifüsiU/,0. 457
bei mehreren, Ruth 1, 17. In Negativsiitzen steht nicht A/i., weil
A durch Ä. vom Verbuni getrennt würde, sondern vielmehr h^^'
Ä, , Jud. 21, 1. Indessen ist diese Einführung des Subjunctivs
durch A oder h^' nicht notwendig: jPlO-A-n-" Matth. 22, 24; p.
*-T[-AJ"! 26, 66. Gen. 9, 26. Ruth 4, 11. Ps. 102, 1. 2; Ji-^ILh-O
iluC'' jP,d'["flh." ?i'/VA-! hVbJ?.! Ps. 120, 7. 5. Exhortativ
wird häufig J^: gebraucht, z. B. '>£!•-■ '>'>J^'4' -• Gen. 11, 4. 7,
das auch für sich stehn kann: "}%' Iff ' Melier! Ruth 2, 14
(s. § 160, a). Im Falle eines strengen und sehr nachdrücklichen
Befehls, gegen den man keinen Widerspruch erwartet, steht statt
des Imperativs oder Subjunctivs das Imperfect; sehr häufig z. B.
in den Gesetzen des Pentateuch. — Infinitive sind in Ausrufe-
sätzen selten; doch sagt man im gemeinen Leben: yWyh' h'ßf '
was geschehn ist, sein Geschehnsein! d. h. es ist nun einmal ge-
schehn. Auch Yilr^ ' 1 Reg. 19, 4 genug! (ich habe genug!) ist
offenbar ein alter Infinitiv mit Suffix: Genüge meiner!; denn M^
bedeutet öfters es genügt, Deut. 2, 3. 3, 26. Num. 16, 3.
c) Auch ganze Sätze, ohne Verbum (§ 193 f.), können im
Ausruf stehn : in ihnen steht in der Regel das Prädicat voran, und
die Copula zwischen Subject und Prädicat fehlt ^, z. B. tl'üth
^'' tihnn^h-üd^O Lob (sei) Gott!; ft^9^'' Ah-" Friede dir! Jud.
6, 23; hlllh'üfh.C' 9^ht\>Y}f^'' Gott mit euch! Ruth 2, 4; fl-
4.h.- n^OD^h' ütXf^' ltx'nnJ^'i{i\^,0 Matth. 21, 9. 23,39. Hen.
9, 4 ; ^'^h ' ^'^'l\ ' ^'^l\ ' txIXi.h ' ^«T^fl > ' heilig, heilig,
heilig der Herr der Geister! Hen. 39, 12 ; -Iffl' l^^hj 9^n(\hJU'
nach deinem Mann sei dein Verlangen! Gen. 3, 16. Daher die
Schwurformel: fh^fD-'- M' (D^x^Oh' 1x9^^' Num. 14, 21. 28 (mit
folgendem lt\f^' hSfi:). Deut. 32, 40 ; rli^a>-: M^ (B^^tÖ- (1.: (D
K-^OO ^'J'^/^'l-f : Judith 2, 12; hx^Oh'. hnnJfx-üdi^C' (mit
folgendem h^ 0 Jud. 8, 19. Ruth 3, 13.
d) Besondere Wörter im Ausruf sind: Orh" Heil!'^^ wie es
scheint, ein Accusativ, 2 Job. 11; flr/i«" liÜJ Heil! Rabbi! Matth.
26,49; Qih'' ll-W' h^O-^'- Heil! Jiidenkönig! 27,29; auch
mit Suffixen: flrThh'J -" Heil euch! (xaiQETe) Matth. 28, 9. Das
Gegenteil ist (Df^i und Y\ii>' wehe und Aj&As ^ wehe! ach! (§§ 61
und 167, 1, a), die beiden ersteren immer mit folgendem A, z. B.
1 Hen. 22, 14 ist (D'ltx'ti' Subject.
2 Arabischem -^«3 entsprechend und seiner Abkunft nach noch unklar,
3 Die Grundform scheint Aj& ' ^u sein.
-158 § 199. Ausrufesätze.
(Df,M\J oder ÄA.: Ah.-- Matth. 11, 21 (alte Ausg. und Platt) ;
hü>'' Ahtf»-: Matth. 23, 13 ff.; das letztere immer mit Suff.: z. B.
rtiAP" tveJi mir! Ps. 119, 5. Um etwas von sich abzuwehren oder
sich gegen etwas zu verwahren, wird fhfi ' ('hA •) § 163, 3 ge-
braucht; alleinstehend: rhA ' hlHJx'' /i/lh'^nC-' H^-f's ^l/i'-
Gen. 18, 25, oder häufiger mit folgendem Dativ: rhA • A.'f'" h*7
Ü^h' ferne sei es von 9inr, o Herr! Act. 10, 14; *iiA" Ah' ^i'^
H.Ai.- Matth. 16, 22; rhA-" A^-' Jos. 22, 29; rhA- A-<»«»--- Gen. 44, 7.
Soll davon ein Verbum abhängen, so wird dieses entweder durch
den Subjunctiv untergeordnet: Matth. 16, 22. Jud. 19, 23. Gen.
18,25, oder durch ?iAh'" und das Imperfect : dxii' M' hMX' ^"h
Ä"*7" ferne sei es von uns, zu verlassen Jos. 22, 29. 24, 16; rhA'
A.i's ?iAh- Yxl-nC' ATfJiJ- 'nO Gen. 44, 17. Zur Verstärkung
des Imperativs werden gebraucht: A" (§ 162) und hAh*' (§ 162);
ferner 'Ü^OX' (§ 163, 3), z. B. -Ü^OX' ü^^'- CK' ^^ite, Meister,
sieh! Luc. 9, 38, 'Ü^OX' h'lXLh' h'iitUX' ^iUe, Herr, erlaube
mir! Gen. 44, 18, und im Plural 'i{^0-X% 2 Cor. 10, 1. Gen. 19, 18
'ü^thX' hPhM'?' bitte, meine Herren!. Eine Interjection der
Freude und des Hohnes ist Ttilf^Ö' ei!^ s. § 162.
e) Zum Ausdruck des Wunsches kann das Verbum eben-
falls in den Subjunctiv gesetzt werden; doch ist, wie in den Be-
dingungssätzen (§ 205), die mit den Wunschsätzen verwandt sind,
auch das Perfect möglich: ^h-Ah*-* 9^P'' ü^ß:^\\'' evQoifxi Gen.
34, 11. Ruth 2, 13; J&U-^ : A'Hrlvh -' M^h •" (aMomoav) Gen.
49, 8. Sir. 36, 4. Tob. 11, 16. Besondere Wörter zur Einleitung
eines Wunschsatzes sind "hco'- wenn! und ?il^" (§ 170), z. B. 7x9^
J'^hh s si siimsisses = debebas sumere Matth. 25, 27, sowie die
Conjunction Afl' wann, welche wie 17 für o dass doch! gebraucht
wird: AH' ^'t^ : o dass wir gestorben wären! Ex. 16, 3; Afl '
'IrRCV' fl'^flC^-" wären wir doch geblieben! Jos. 7, 7. Ferner kann
ein Wunsch auch durch die Fragewörter werP was? wann? wo?
wie? eingeleitet werden: <wV-' (DÜ(\^' d^^'f" o dass uns jemand
Buhe gäbe! Hen. 63, 5; </»V-' ^Ü'dX' o dass mir jemand gäbe!
95, 1; auch mit }\9^ = äv vor dem Verbum: </»>-: h9^ild.tiX'
0 dass mir jemand zuteilte!, oder mit hf^' (s. oben): <w>^-: YiOO:
hlilh' Alfhi^s /hlf'fl'" (O'tl'l'' ?iÄ,?'" ivenn mir nur doch je-
mand jenes Volk in meine Hand gäbe! Jud. 9, 29. Num. 11, 29.
f) Für wie! wie sehr! im Ausruf gebraucht man '^ (§ 147,b),
z. B. 'XM^^' tvie lieblich! Gant. 4, 10, ferner hW.' (§ 161, a)
und sogar h^^s, z. B. h''^' i*»VJ&-" fll^i/'-A-' Ch?'P' wie schön
und erfreulich ist sein Anblick! Hen. 32, 5. Steigerndes wie viel
§ 200. Copulativsätze. 459
nic/ir! ist hUl' <<.Ä"*{-R ' (§ 161, a); für tvie viel weniger! kann
auch ?i6"" oder YiWjnt' tvie nun! f^ebraucht werden: sogar unser
Geld haben wir surückgehracht, m'txG'M» ' litiC^ ' ?il^ft.'l'h -" (O
^^«^! wieviel weniger werden wir Geld stehlen aus deinem Hause!
Gen. 44, 8.
2. Angelehnte Sätze,
a) Copulativsätze.
1. Um Wörter an Wörter, Sätze an Sätze anzureihen, dient § 200
die Conjunction (D oder das enclitische *L' auch (§ 168, 3). Dass
auch ohne die Vermittlung solcher Verbindungswörtchen die Rede
durch mehrere coordinirte Glieder fortgeführt werde, ist zwar mög-
lich, z. B. A(hA: (in.J&-- (D^'%h' Hen. 10, 1. 15, 4, aber nicht
gewöhnlich, und auch in Aufzählungen werden lieber die einzelnen
Glieder durch besondere Wörtchen verbunden. Soll ein Wort oder
ein Satz an einen vorhergehenden nicht nur angereiht, sondern
zugleich als etwas neues hervorgehoben werden, so wird (D — VL"
oder fli — 3r: (§ 168, 3. 4) zusammengesetzt und unter Umständen
beliebig oft wiederholt. — Wenn an ein Nomen, welches nicht
ausdrücklich genannt, sondern nur im Verbum oder in einem
Pron. sufif. angedeutet ist, ein neues Nomen angereiht werden soll,
so wird das angedeutete Nomen vorher gerne noch einmal durch
ein selbständiges persönliches Fürwort hervorgehoben, wie \\(^ '
S^li\C' fl^hiJ- CDnhrt.*- fl>Ä**- Ruth 1, 1. Jud. 19, 9 Matth.
25, 9. Ein auf mehrere durch und aneinandergereihte Nomina
bezügliches Verbum, Adjectivum oder Pronomen kann, wenn es
der Reihe vorangeht, sich in seinem Genus und Numerus entweder
nur nach dem nächsten und wichtigsten derselben oder nach allen
zusammen richten, wobei bei gemischten Geschlechtern das Mas-
culinum den Vorzug hat, z. B. (DlD^f^i 09^(^1' (Dhi^rÜ*' (Ohf^'-
Jud. 14, 5; fllVltr^-: tihUlh'- (Düh^"- Jud. 14, 2 (s. auch
§ 172, c) ; wenn es der Reihe nachfolgt, muss es in der Regel in
den Plural treten. Andrerseits kann auch ein und dasselbe Nomen
Object zu zwei oder mehreren durch (D verbundenen Verben sein;
in diesem Falle wird, wenn das zweite Verbum nach dem Object
steht, letzteres gewöhnlich durch ein Pron. suff. aufgenommen;
doch vgl. z. B. auch i\9"'i^^'' '^f^T- ^A<^ ' (Diro^'ih'' (nicht
Wao^'iYi:) ehrest, p. 45, 1. 21 f.
Um Sätze an Sätze zu reihen, genügt im Aethiopischen das
allgemeinste Verbindungswörtchen (D selbst in denjenigen Fällen,
460 § 200. CopulativsiUze.
wo andere, die logischen Verhältnisse genauer ausdrückende Sprachen
andere Verbindungswörter oder Partikeln anwenden. Für das
griechische fortschreitende de steht im Aethiopischen gew^öhnlich
ID, und selbst für das gegensätzliche aber genügt in vielen Fällen
CD, z. B. Matth. 7, 3. 16, 26; nur wo ein einzelner Begriff des
angereihten Satzes einem einzelnen Begriff des vorhergehenden
entgegengesetzt werden soll, wird ii ' und noch häufiger fl> — (i :
(§ 168, 5) gebraucht. Auch kann ein Infinitiv durch ein Verbum
finitum fortgesetzt werden, wie in "h^"^' ?i*7H,/t •" Oi'Afllh ^
Ghrest. p. 42, 1. 9 f. Koh. 8, 16, und umgekehrt ein Verbum finitum
durch einen Infinitiv, z. B. Ühl-f"' M'^öXxX' A.'^ • (O'frO^P
^\\' Mxr^Ml' G Ad 57, 9; hin- f-lr/^/^ = ^^^d^' (D^*
^h-f^' lt\9^Mfh'' 1^' 9^^C'' ebend. 78,24. — Ebenso pflegen
auch Zustandssätze^, die in den Fluss der Rede hineingeworfen
werden, um einen vorher genannten Gegenstand, einen Umstand
oder ein Verhältnis näher zu beschreiben, durch (D an die Haupt-
sätze angereiht zu werden, z. B. [ih' Ü>i' = Av.P"ftrnrt " CDQi'li-"
"J^ ' 9^\t'/^'i\ ' fjXd^EV stg olxiav "Iovotov, ob fi olxia fjv ovvo-
jLioQOvoa Tfj ovvaycoyfj Act. 18,7. Jedoch muss, wie schon § 196, c, a
gezeigt ist, in solchen Beschreibesätzen das Subject in der Regel
voranstehn und wird im Aethiopischen ausserdem gewöhnlich noch
durch angehängtes fi' hervorgehoben, z. B. die Engel harnen Abends
nach Sodom, IDA^tA-" Ütl^: ^'^'ÜO a^ft'^.■ hT'^K"-' während Lot
eben im Thore sass Gen. 19, 1. 20,4. 21,5. 24, 62. Num. 22, 22.
Jud. 13, 2. Immerhin sind solche durch (D eingeleitete Beschreibe-
sätze im Aethiopischen bei weitem nicht so häufig wie im Arabi-
schen; viel häufiger gebraucht das Aethiopische zur Einführung
von Zustandssätzen die Conjunction "hTfÜ' (§ 170, 5), z. B. Gen.
18, 1. Jud. 8, 11. Ex. 12, 11. Hen. 32, 3. Aber auch ohne MH'-
und (D ^ nur in asyndetischer Beiordnung, kann dem Hauptsätze
ein Zustandssatz angefügt werden ; vgl. § 189, 3, c und Fälle wie
Hen. 14, 24 wM- MO^Vb" hlth- 117+ • ^0- lK"f: l^dd-,
ehrest, p. 31, 1. 17 f. CDjnO' a>•A'^ : 1^9": K?^^^"i' h^
^^'-V' C»Au^Alin>5 rh;^JK"". — Endlich wird im Aethiopischen
auch , um Sätze aneinanderzureihen , die im Verhältnis einer
zeitlichen oder logischen Folge zu einander stehn, CD in sehr aus-
gedehnter Weise gebraucht. Das Aethiopische kennt kein beson-
deres Waw consecutivum wie das Hebräische, noch auch ein o
im Unterschied von ^ wie das Arabische; im Erzählungs- wie im
1 S. darüber Ewald, G)\ Ar. § 670, Hebr, Sjrr. § 306, c und § 341.
§ 200. Copnliitivsilt/e. 461
Weissagiingsstil werden die einzelnen Aussagen immer durch das-
selbe Verbindungsvvörtclien fli aneinandergereiht, und wenn die
Zeit- oder Gedankenfolge genauer ausgedrückt werden soll, so
müssen für diesen Zweck besondere Wörtchen beigefügt werden,
wie a)h9^"}l'' und dann, Jud. 16,25. 19,8, oder fl)- h'Jh-- (§ 169, 2).
Gleichwohl kann kein Zweifel sein, dass dieses Öl, obschon es in
Aussprache und Form von der gewöhnlichen Verbindungspartikel
(D nicht zu unterscheiden ist, doch oft genug einen kräftigeren
Sinn als diese trägt. Nach Zeit- und Bedingungssätzen, deren
Nachsatz gewöhnlich ohne Vermittlung einer Conjunction an den
Vordersatz angeschlossen wird, kann es mit besonderer Kraft an
die Spitze des Nachsatzes treten, z. B. (DÖfi'- JiJiK'C - O^f^^h^'
und als er aiifhlickt, da sieht er Gen. 29, 2 ; ivenn er inich wohl-
behalten ^urüclcbringt, (Dß,il(lh^^: h9^^\\S' so soll er mir mein
Gott sein Gen. 28, 20 f.; und ähnlich nach einer Frage : ^^^m^'
'l'Ü'd'V,' (DM^ M}f^"' hl'üh' ivas geht ihr mir?, so werde ich
ihn euch verraten Matth. 26, 15. V^^enn ferner einem Hauptsatze
Nebenbestimmungen vorangeschickt sind, wird (D gern gebraucht,
um den Hauptsatz selbst kräftig einzuführen, z. B. "hh^^^ ' 9'^'
rtfl^d* ff^^b^' (Diitn»^}^: ^q^i^i ^qqJ^ sind es sieben Tage, da bringe
ich Gen. 7, 4^. Endlich können sogar zwei Handlungen, von denen
die erste Bedingung und Voraussetzung der zweiten ist, durch
dieses kräftigere fl> mit einander verbunden werden, wie: ich habe
von dir erfahren, 1t^: {i^b\\' rTfiA^^-* (OdMCXl' dass du einen
Traum nur su hören brauchst, um ihn auch sogleich zu deuten
(dxovoavzd os evvnvia ovyxQTvai amd) Gen. 41, 15. — Mit fol-
gendem Subjunctiv wird (D sehr häufig angewandt, um die beab-
sichtigte Folge zu einer vorhergehenden Handlung nachzubringen,
besonders nach Aufforderungen : 'i'P'üh' ' (Dh^^öYl^'^' • ver-
sammelt euch, dass ich euch verMlnde oder so will ich euch ver-
künden Gen. 49, 1. Deut. 32, 1. Jud. 14, 13. Ps. 49, 8. 80, 8; oder
nach Fragen, z. B. Matth. 26, 53. Ebenso kann ein Wunsch oder
Befehl, der als Folgerung aus einer vorhergehenden Handlung
abgeleitet wird, durch (O mit folgendem Imperativ oder Subjunctiv
an den vorhergehenden Satz angeschlossen werden, z. B. auch dies
Mal hast du mich belogen, (0}i^^Oi^' so sage mir denn (ävdy-
yedov drj /uoi) Jud. 16, 13; wer hat euch erlaubt, Hass zu üben?,
Öl j&Ch'fllri^- : Vf-U-- so treffe euch denn das Gericht! Hen. 95, 2.
1 Während in andern Fällen der gleiche Zweck durch asyndetische
Beiordnung erreicht wird: ftVhO •' \\l\i*' flfl.*! Ch^' ft^hji -'
ich schlief in seinem Hause, da sah ich ein Gesicht Hen. 83, 3.
462 § 200. Copulativsätze.
Kann hienach also das Aethiopische zum Ausdruck ver-
schiedener Verhältnisse die Partikel CD mit besonderer Kraft ge-
brauchen, so stehn ihm doch in den meisten Fällen auch Partikeln
und Conjunctionen zu Gebote, welche diese Verhältnisse noch be-
stimmter ausdrücken : der Gebrauch dieses kräftigeren (D ist darum
auch nicht so häufig wie in andern Sprachen. So wird z. B.,
um nur eines anzuführen, das hebräische 1 ^n^l im Aethiopischen
viel häufiger durch (DM ' h*^ ' und es geschah, dass als durch
(D\\^i (D ausgedrückt.
Dem stärkeren Verbindungswörtchen auch entspricht äthio-
pisches *L' (§ 168, 3) und etwas stärker X' im Sinne von auch —
seinerseits. — Auch in negativen Sätzen werden dieselben Ver-
bindungswörtchen gebraucht, also: CD/^, (D}\^ — VL^? CD^ — j^s,
Yi^ — y.! u. s. f. und nicht, noch, noch auch. Um eine Aussage zu
verbessern und einer Sache eine andere als ebenso möglich an die
Seite zu stellen, dient gewöhnlich Y\(0*' oder, selten (D und (§ 168, 1);
häufiger (Dlt\f^*L' {(O'hooY^i) sive, oder auch und OlAh^^^ (DYx
tro s (§170, 1)^ Für das ausschliessende oder dient (Dh^hY^'
(§ 170, 1). Ueber die Wiederholung dieser Partikeln, um auszu-
drücken entiveder — oder, sei es dass — oder, s. § 206, über oder
in der Gegenfrage § 198, c.
2. Gegensätze werden ausgedrückt durch fli (s. oben, Nr. 1)
und stärker durch das enclitische fi- oder durch (D — rt:, vgl.
§ 168, 5. ■
Um nach einer Negation das Gegenteil einzuführen und zu
bejahen, dient h^' sonderyi (§ 168, 6), auch hT-flA' und Wlt\'}i\ti'
(§ 168, 7), doch haben die letzteren beiden ihrer Grundbedeutung
gemäss fast immer mehr den Sinn von sondern nur, z. B. Ch^-f*'
hJlKM'^'' HhT'flA^ ^A*s seine Gestalt habt ihr nicht ivahr-
genommen, sondern nur seine Stimme Deut. 4, 12; oder: nicht be-
dürfen die Gesunden des Arztes, Wtxliüti' txti' ^th^*^'' sondern
nur die Kranken Matth. 9, 12. Joh. 6, 38. 9, 31. Ps. 117, 17. 130, 3;
an vielen Stellen entspricht gradezu unser ausser (et juij)^ z. B.
Matth. 5,13. Gal. 1, 19. Hen. 69, 11. Verbessernd und bejahend
1 Dieses fllh^^VL", (Düh^^t'- (Otih^"*' usw. kann ähnlich
wie ^(D*i in den Satz eingefügt werden, ohne die begonnene Constniction
im mindesten zu stören, z. B. Ah'^^O • liCld*t* ' AU<^ - (DIK^^H,- fl
*'lO' Ex. 21,37; kann aber auch als Bedingungspartikel mit dem von ihm
an das Vorhergehende angeschlossenen Wort zusammen einen selbständigen
Satz bilden, z.B. (D<^'\*ti' 'i\'hiU' iDÜh^*/.' 'fl?iA/1["-" Ex. 21, 29. 2?, 6.
§ 200. Copiilativsät/e. 463
findet sich häufig auch ^tlfi^'^' • vielmehr (§ 168, 9), z. B. Jud.
15, 13. Gen. 35, 10.
Das einschränkende (\il\'U' nur (g 168, 8) wird sehr oft im
Sinne von jedoch, d2.Xd, dt:, fjiälXov gebraucht, nicht nur mitten
im Satz, wie 1 Joh. 2, 19, sondern auch zur Verbindung von Sätzen,
wobei dann meist (Xi(\i\v\*'- oder fl) — n/llii-= zusammengesetzt wird,
z. B. ich könnte dir böses anthun, ÖlOrTh'!-' h9"^i}' J&fliA^s jedoch
Gott hat zu mir gesagt Gen. 31, 29; (D}x'f\M\o^"' fl/li'fj •• ich
sage euch jedoch (aber) Matth. 17, 11. — Gleichivohl, trotzdem
kann ausgedrückt werden durch (D — ti', z. B. Ps. 49, 17. 18, durch
l^ftAlf-' hei dem, trotzdem, z. B. 1 Cor. 14, 21. Hen. 90, 11,
oder durch Hlnf'A-'Ws hei alle dem, z. B. Hen. 89,46; in negativen
Sätzen auch durch T^* ' {sogar § 163, 1) und A., z. B. obgleich
ich allezeit bei euch war, lt\^\\f'^"' T'J»-" h^tii-hx^l^'' habt ihr
doch eure Hände nicht ausgebreitet Luc. 22, 53. Matth. 21, 32.
Uebrigens wird doch im Nachsatz von Bedingungssätzen, die
durch wenn auch eingeleitet sind, in der Regel nicht ausgedrückt,
s. z. B. Matth. 26, 35.
Die Steigerung wird durch die Adverbien T4* ' sogar
(§ 163, 1) und 4L^4'^' gar sehr, noch mehr ausgedrückt; nament-
lich in negativen Sätzen, wo K^ — T4' ' oder T4* ' — h^ einem
ne — quidem entspricht, z. B. Exod. 11,7, und in Frage- und Aus-
rufe-Sätzen, wo liG' h'ih' <{.Ä'4-Rs nach einem positiven Satz
um wie viel mehr nun? und nach einem negativen tuie viel weniger?
bedeutet, z. B. Matth. 6, 30. Hebr. 12, 25. Auch das oben, § 163, 3
erklärte 'Vj^'Jrts wird in solchem Zusammenhang angewandt.
Das rein einschränkende nur kann zwar durch fl/h'fr '
(§ 163, 2) ausgedrückt werden, z. B. Gen. 34, 15; da dies aber
häufig schon im Sinne von doch, jedoch gebraucht wird, so ist
für nur auch flrlh't'^" (§ 163, 2) gebräuchlich geworden. Ausser-
dem steht dafür auch h^'" s zu Gebote, vgl. § 162, und nach
negativen Sätzen auch h'^dh', nMdii' ausser (§§168, 7 u. 170, 4).
Wie jedoch in den classischen Sprachen die Einschränkung nicht
nur durch Adverbien, sondern auch durch flectirte Adjectiva (juovog,
solus) ausgedrückt wird, so zieht auch das Aethiopische diese mehr
persönliche Ausdrucksweise in vielen Fällen der adverbialen vor
und gebraucht hiezu das § 157 beschriebene (Iflx't'l' ' mit ange-
hängten Pronomina sufF., z. B. nur ihn h^^li"' Qfh'h'f'' Matth. 4,10.
3. Zur Begründung dient insgemein die Conjunction Tfitl^^'
(§ 169, 4), die ausserordentlich häufig angewandt wird und zu-
nächst unserem tveil, weiterhin auch unserem denn entspricht, wo-
464 § 201. Attributive Relativsätze.
für das Aethiopische kein anderes Wort hat. Da sie relativen
Sinn hat, so kann sie nebst dem durch sie eingeleiteten Satze dem
begründeten Satze auch vorangestellt werden, z. B. (Ohtl^^ ' h.
Afls /*'C<D= f'flrt^ und weil es nicht Wurzel hatte, verdorrte es
Matth. 13, 6. 22, 25. Jud. 15, 2. Ebenso wird die Vergleichungs-
conjunction ({\\0^' oder Hh*^' ivie oft auch im Sinne von was-
massen, dieweil angewandt, z. B. Hen, 81, 3. Gen. 34, 7; stärker
ist Hh'i't'' H darob dass, deswegen weil § 170, 10.
Um Folgerungen auszudrücken, hat das Aethiopische zu-
nächst das enclitische \h' also und das fast immer nachgesetzte
?i'}h' nun; ItxliP' nun wohl denn ist mehr zweifelnd und fragend;
s. oben, § 169, 1-3. Stärker ist Mxii^'' 'n'}'P'' oder dMi^li'-
deshalb, darum, z. B. Jud. 15, 19. In der Bibel ist auch das
einem nnyi entsprechende fllJ&?iH,3r : und nun denn ziemlich häufig,
z. B. Gen. 31, 29. Jud. 13, 7. 14, 2. 20, 9. Hen. 94, 1. 3.
b) Attributive Relativsätze.
§ 201 Ein Relativsatz im engeren Sinne wird in der Regel durch
das § 147, a beschriebene Pronomen relativum eingeleitet; andere
persönliche Relativa hat das Aethiopische nicht, wohl aber ein
besonderes relatives Ortsadverbium 'TfO" (§ 161, b) wo, wobei, wo-
hin, wozu^ und h^"^' wann oder da (§ 161, b), das wenigstens oft
die Stelle eines relativen Zeitadverbiums vertritt. Relativsätze,
welche ohne Vermittlung eines Pronomen relativum an ein Wort
des Hauptsatzes eine Nebenbestimmung fügen, sind im Aethio-
pischen zwar möglich, aber seltner als in andern semitischen
Sprachen und erscheinen fast nur noch wie Reste aus einer alter-
tümlicheren Sprachperiode ; dabei ist es gleichgültig, ob das näher
zu beschreibende Wort definirt ist oder nicht: /^T^?i* /^-P ' h
9^äO'f'll • tilge aus das Fleisch, das dich erzürnt hat Hen. 84, 6 ;
ühCfx^ ' ÄCh^Vbh • nach dem Bilde, das ich dir gezeigt habe
Ex. 26, 30. 36, 5; flj)A^-' K.'Vd\)i^' an einem Tage, da er (ihn)
nicht erwartete Matth. 24, 50; h-f-V- f^^^^' (Varr.: W^h^^',
KiW' f^^^^') '^tid.' 1 Esr. 2, 48. Am entbehrlichsten gilt, auch
noch in späterer Sprache, ein Pron. relat. dann, wenn von einem
im Stat. constr. stehenden Nomen ein ganzer Satz abhängt, z. B.
in ([fro^öh' ß'^^Tfi'' <^^¥'>'Th! in den Tagen (dessen, dass) da
die Richter richteten Ruth 1, 1. Gen. 24, 11. Lev. 7, 15. 38. 13, 14.
14,1. Num. 6,13; h^" K^C19"' ÖM"- iaiAJ^'h" (Var.: li
-f'CDAJ^hO Sir. 23, 14; a-üdi.^.' 'l'L(D(D'\b'' (Var.: a-Hih^C- H
§ 201. Attributive Relativsätze. 465
'l-^fllfll-Vl-:) Tob. 3, 15 11. s. f.; auch in fia- ^>-" %\L'' f^Öüü'
O'hf'- als es Zeit war, dass die Sonne unter gehn sollte Gen. 15, 17.
Und es ist schon oben, § 168 bemerkt worden, dass manche halb-
leere Wörter, die sich auf diese Weise ganze Sätze unterordnen,
zu Conjunctionen geworden sind.
1. Wird aber das Pronomen relativum gebraucht, so braucht
es sich nicht notwendig an ein ausdrücklich genanntes Nomen
anzulehnen, sondern kann auch mehr selbständig oder substantivisch
stehn und ist dann correlativ, d. h. es schliesst, nach unserer Weise
zu reden, sein Demonstrativ in sich, z. B. wer (d. i. derjenige,
welcher) glaubet, wird selig Marc. 16, 16; ÄAn^*^'-' H^fl AO- •"
sie hatten nicht (etwas), was sie essen konnten Marc. 8, 1 ; H kann
hienach bezeichnen : tver, was, einer ivelcher, ettvas was, der welcher,
das was. Aus diesem Grunde pflegt dieses einfache Pronomen
relativum auch im Sinne von wer nur immer, was nur immer zu
genügen, und nur, wenn es zugleich distributiven Sinn haben soll,
wie z. B. in V^A-«^'-" HlfrliAP-^' •" AO«^- -" ^l^Ä'h- -■ sie alle
sollen darbringen, was nur immer ihr Herz denkt Ex. 35, 5, wird
es häufig auch verdoppelt (vgl. § 159, g). Was hier von H gesagt
ist, gilt auch von 'Tffl ' und ti^^ • (s. unten). Zwar kann der
Deutlichkeit wegen und namentlich, wenn mit H auf ein schon
entfernter liegendes Nomen zurückgewiesen werden soll, dem Pro-
nomen relativum das Demonstrativum noch ausdrücklich vorangehn,
wie (D'lti^' liVÄ'rh ' jener, der rein geworden war Lev. 14, 19.
Gen. 15, 17; JiA-s ?iA-- diese, welche Jud. 6, 10; Ifh*." ni\9^?:i\'
Lev. 1, 4; notwendig ist dies aber durchaus nicht. Steht hingegen
der Relativsatz voran, so wird, namentlich wenn er nicht ganz
kurz ist, häufig an der Spitze des Hauptsatzes durch ein Pron.
demonstrativum darauf zurückgewiesen, z. B. Jxti' Y\i' KfLAh s
ho^l'ii' Jirh-4-' Jud. 7, 4. Matth. 24, 13. Bei einem solchen
für sich allein stehenden Pron. rel., das sein Demonstrativum in sich
schliesst, werden Genus und Numerus genau unterschieden, und
die Casusverhältnisse, die ein solcher die Stelle eines Nomen sub-
stantivum vertretender Relativsatz innerhalb des Hauptsatzes ein-
nimmt, werden ebenso bezeichnet wie bei jedem andern Nomen,
z. B. nY\9'^'t' f^^'hl' Marc. 16, 16; K\\'i\\o^"' hl^t^^- hii-
1-1'*S"I4- •■ nicht ihr seid die Redenden Matth. 10, 20; ChM*- H
A^^: CJiA-' ff^^Ö^* ich sah einen, derein betagtes Haupt hatte
Hen. 46, 1. Num. 23, 8. Jud. 17, 6; H"l-^p(^'' A?iA " f OÖ^ '
Ruth 2, 3. Luc. 9, 11 (nach § 172, c); ^^ '- n'^'t^' das Blut
dessen, den er getödtet Num. 23, 24. Hen. 49, 3; J^rtA-' ?iA-- H^'t:-
Dillmaiin, Aethiop. Sprache, 2. Aufl. 30
466 § 201. Attributive Relativsätze.
mit denerij die gestorben sind Ruth 1, 8 u. s. f. Bemerkenswert
ist, dass sich ein Pron. relat. der dritten Person auch auf eine
erste Person beziehn kann, z. B. (DhiiahTfi tt^f*^' (= Ä'Aal:)
Sap. 9, 12.
Auch auf ein Pronomen separatum, das virtuell im Genitiv
steht, kann das Relativum mittelst A bezogen werden, z. B. Asc.
Js. 7, 20, ebenso auf einen Dativ (wie iÜ^^^'i'' — A^iAO, 7.. B.
Asc. Js. 8, 26. 9, 21. 7, 21. 10, 16. 11, 16 (vgl. Trumpf, GGA 1877,
S. 1544 fr. z. d. St.).
Bezieht sich hingegen das Pronomen relativum auf ein aus-
drücklich genanntes Nomen des Hauptsatzes, das es, ähnlich wie
ein attributives Adjectiv, näher bestimmt, und geht dieses Sub-
stantivum dem Relativsatz voran, so ist es nicht unumgänglich
notwendig, dass das Pronomen relativum mit dem Nomen im Genus
und Numerus congruirt, sondern das Relativ H bleibt als allge-
meines Relativzeichen (§ 147, a), auch auf weibliche oder Mehr-
heitswörter bezüglich, öfters in seiner nächsten Gestalt, z. ß. <w>
fllniO*'' O^'h n}\9^^V"i' offene Fenster, aus welchen Hen. 72, 7;
K'>ft'l"JP' H'V^?"' Weiber, welche sie gerne wollten Gen. 6, 2. Ist
das Nomen, an das sich das Relativum schliesst, ein Pron. suff.,
so wird die Beziehung durch ein dem Relativum vorgesetztes A
vermittelt: 9^l\M' AhA- ^CV' mit iins^ die wir getragen haben
Matth. 20, 12. — Indessen braucht das Nomen, auf das sich
das Relativum bezieht, nicht notwendig vor diesem zu stehn,
sondern kann vielmehr, wie nach § 188 das Adjectiv, auch nach-
folgen, z. B. K.^-hC^ ' HflJJ^'* -• hilii ' leset das Getreide, das
ausgefallen ist, nicht auf Lev. 19,9. Deut. 33, 11; und wenn das
Nomen den Beisatz Vf"A*' hat, so wird sogar gewöhnlich der
Relativsatz zwischen W'A*' und das Nomen eingeschoben, z. B.
W-A-! MJ&TlinC" nhO>! l'Pf^' Num. 21,13; W-A-' Hl^l-fl^-s
^A' Deut. 1, 18. Ja sogar die Attraction des Nomens, auf das
sich das Relativum bezieht, aus dem Hauptsatz in den Relativsatz,
wie in den classischen Sprachen ^, ist im Aethiopischen beliebt, z. B.
(D^h'f'' h^i's OMlo^'' ÜlC' in welche ihr nur immer kommet
Matth. 10, 11; Wh^ß' Uf: li^ii±'' '^f' Ex. 17, 1; h^dil-üXl'-
H'^niVlf ! ^f^^^'V' ich habe keinen so grossen Glauben gefunden
Matth. 8, 10; ^AA' nß>(0^'li'' ^-^fl ' (DOd^- Ä'^'Vft^-.- mit
dem Heiligen und Grossen, welcher aus seiner Wohnung treten ivird
Hen. 1, 3. Oder es wird wenigstens ein Beiwort des Hauptnomens
1 Vgl. auch Ewald, Ilehv. Spr. § 334, a.
§ 202. Attributive Relativsätze. 46?
in den Relativsatz gezogen, wie in llVUs Ä'flC«' UChM'' VR'V"
dieser hohe Berg, tvelchen du gesehn hast Hen. 25, 3. Auch ge-
hören hieher Fälle wie (D9,^^fii HJR-VlR^s ^l.CÄ*Vl••■ Ps.3(3,2G;
Vf-A-- a^^w^A-' nK'^^'t' Ä\h*d.' (O-tll-- lliU' //«KVh^.- ^
^^»Ä'?i-- ^Öii>ll' Deut. 28, 61. So sagt man auch h^ ' Öii'l '-
ivelchcs Tages Gen. 3, 5. Besonders wird 1rf"A*s, wenn es dem M
unmittelbar vorangeht, gerne mit dem Relativum eng zusammen-
genommen und richtet sich dann in seiner Construction nach dem
Relativ-, nicht nach dem Hauptsatze, z. B. -l'*^fl<-' W"A--' HK'rli-^-s
thuet alles, was (= was nur immer) geschrieben ist Jos. 23, 6.
Num. 18, 15. Deut. 6, 1. 20. 11, 3. 34, 12.
Was insbesondere das Ortsadverbium 'Vfl ' betrifft, so kann
dieses, wie H, correlativ gebraucht werden und bedeuten : da ivo,
dahin wo, da ivohiii, dahin wohin, z. B. A^^' '^Q' J&'f'CÖ- Gen.
31,19; hl{[C' -TlH: Üm\\"' Jud. 17, 9; 'Jhti'l'P'fih' l^r-h^i-
h^lt/i(0*ll' du sammelst von da, wo du nicht gesäet hast Matth.
25,24; rwiAlJA'h 'W' Üü^: rThn« Matth. 2, 9 ; h^Ml'- 'Vfl*
^'OC^' "hlli*' sie fand nicht (einen Ort), ivo ihr Fiiss ruhen
konnte Gen. 8, 9; rli^A -" fl^X* -" "hd' ÜA(0*^' Wüste ist's, wo
wir sind Luc. 9, 12. Es kann sich aber auch an ein vorher aus-
drücklich genanntes Nomen anschliessen, zunächst an Nomina des
Orts, wie <^hT-' "^d' ^o^' ÜP-' seinen Ort, wo er schlief Ruth
3, 4. Luc. 10, 5, aber auch an Sachwörter und Personennamen,
und vertritt dann die Stelle des Pron. rel. H mit einer entsprechen-
den Präposition des Orts, z. B. rt^7A^-" ii'W' f (IC*7- die Wagen,
worin er aufsteigt Hen. 72, 5. 73,2; ^Ahh'Th.' {{'hü' Ü^aK' ?"
T*PV' die Engel, an tvelche sie übergehen waren Hen. 63, 1, ähnlich
wie in solchen Fällen auch Üf s mit vorhergehendem W gebraucht
werden kann, z. B. htM'H' Itxti' 'Thflfl^?!-' liP-' die Völker, m
welchen du kommst Deut. 12, 29.
2. Die Casusverhältnisse des Pronomen relativum § 202
innerhalb des Relativsatzes können auf mehrfache Weise
ausgedrückt werden.
Die gewöhnliche Ausdrucksweise ist die, dass das Pronomen
relativum, obwohl nach Genus und Numerus flectirt, nur als all-
gemeines Relationszeichen behandelt wird, das der Ergänzung durch
persönliche Fürwörter bedarf. Allerdings ist, wenn das Relativ
im Relativsatze die Stelle des Subjects vertritt, eine solche Er-
gänzung durch ein persönliches Fürwort nicht notwendig, weil die
Ergänzung im Verbum selbst enthalten ist, z. B. 'ilhfl^' U?fli(0'C'
der Mann, welcher geht. Ebenso kann die Ergänzung entbehrt
30*
468 § 202. Attributive Relativsätze.
werden, wenn das Relativ nach unserer Ausdrucks weise in den
Objectscasus (Accusativ) treten soll, weil sich seine casuelle Be-
ziehung meist aus dem Zusammenhang versteht, z. B. 9^^C' hlr'f''
(DÜdil' das Landj welches er dir gegeben hat; doch wird in diesem
Fall die Ergänzung schon ebenso häufig beigefügt, wie in txhxH'ü'
WYxY^a^i ^-1-fll^^fPtfiH: ^i^ VölJcer, welche ihr beerben iverdet
Deut. 12, 2 ; und besonders nötig ist dies, wenn das Pronomen
relativum sich auf ein Pronomen der ersten oder zweiten Person
bezieht. — Soll das Pronomen relativum zu einem Nomen des
Relativsatzes im Genitivverhältnis stehn, so wird dies nicht am
Relativum, sondern durch ein dem Nomen angehängtes Suffix aus-
gedrückt : ÜIO "hlff*' ll^'' flJhO eine Stadt, deren Name Sikar
Job. 4, 5; HJ&nKVTfi-" Chfrs dessen Gipfel reicht Gen. 11,4; hü'-
^^'H'i' JiÄ'eiftf»-.- deren Hände gefüllt sind Num. 3, 3; oder,
falls der Genitiv durch Präpositionen auszudrücken ist (§ 186),
durch ein der Präposition angehängtes Suffix : die Kirche^ Klr't' '
^"t' 'ti^>?9^\\'' Ahhs ^u deren Diener ich gesetzt bin Col. 1, 25;
^wei Diener^ tlhth^'' hy^iVf^' ' deren einer. — Ebenso ist, wenn
dem Pronomen relativum sein Verhältnis im Relativsatz mit Hülfe
einer Präposition angewiesen werden soll, im Aethiopischen die
gewöhnliche Wendung die, dass die Präposition mit einem ent-
sprechenden Pron. sufF. dem Relativum nachgesetzt wird, und zwar
entweder unmittelbar oder durch einige Wörter davon getrennt,
z. B. ÜIC' 7\lri"' "ixTVl' die Stadt, aus welcher Jos. 20, 6; 9^
Ä'Cs Tx'i'l*' {[(0*t\'}s^' •f'CDAÄ! das Land, worin er geboren
wurde Gen. 11, 28; hö"^^' hü- ^(\.V"i - ^^(0^9^'' Tf}*-'
n,!*: Jud. 16, 26; Utf^^htU' '^fl^(^ " ^u dem du gekommen bist
Ruth 2,12; -ahfl,' HÄ,'V«A*- Dr-p' hnilh'üih.C' -^auh-f^'-
Ps. 31, 2. — Nur sehr selten wird in einem solchen Falle durch
ein dem Pronomen relativum vorgesetztes A (§ 172, c) die Be-
ziehung desselben auf das folgende Pron. suff. besonders angedeutet,
z. B. in AÄA ' m-ft't-P^- -■ Üti^h s für blosses ?iA •• Ex. 34, 10.
Aber das Pronomen relativum kann im Aethiopischen, ähnlich
wie in den indogermanischen Sprachen, auch als ein wirkliches
Pronominaladjectiv behandelt werden ; hierauf gründet sich die
zweite Art, dem Relativ seine Casusverhältnisse innerhalb des Relativ-
satzes anzuweisen, welche darin besteht, dass ihm die Casuszeichen
und Präpositionen einfach vorgesetzt werden, z. B. Geld, flH" 'J*^
fTs M}A' mit tvelchem wir Korn einkaufen ivollen Gen. 43, 22;
er erfragte die Zeit, flH ' tyM'Ch?*^'^* ' Vtl'ü ' in ivelcher ihnen
der Stern erschienen war Matth. 2, 7; Vl/^h-" flH= fttth'tl}'' er hat
§ 202. Attributive Relativsätze. 409
dir ctiras gesagt, womit er dich verführen tvird Deut. 13, 6. Ex.
34,35. Gen. 31,32. Pix. 28, 4; W-A-- (D-h'V' MröJ^'^»: (1,^/^^'"
jeder, auf welchen ihre Leiche fällt Lev. 11, 32. 35; -^Jls UClh^'
f'(DC.^'' ff^'idM' ^'^'l\' aufweichen du den heiligen Geist herah-
Jcommen siehst Job. 1,33; hh9"(l' iill'Vl'tlC' yvcbdi rivi jzoieTg
Sir. 12, 1; ^lAfl-' liH ' hliH' er hat niemandem befohlen 15, 20;
/{"hin»: 'i\l\: (\U'i'(\^''/'' wenn du ettvas hast, ivomit du ihm nützest
13,4; (DUOf^"' An-' nW-" JK.'V.AP-! xaQÖiav edcoxs diavoelodai
nvTio 17, 6; Ob' HH ' J&'HnC • Sap. 14, 7; ÄAH • AHf -V^CT •
CD^An' Alf J?'<^-Cirs niemanden scheut er (Gott) und niemanden
furchtet er (während ohne A der Sinn sein könnte : niemand scheut
ihn und niemand fürchtet ihn) Clera. 204 b.
Hie und da werden beide Constructionsweisen so mit einander
verbunden, dass man sowohl dem Pron. rel. die Präposition vor-
treten als auch im Relativsatz selbst die Präposition mit Pron. suff.
noch einmal nachfolgen lässt, wie: glücklich die, tihü' h^thÜil'
A-OO-: \i^([^'. IP^at^: Ps. 31,1; Wfls AnCDÜtl'- '^9^t\'t: ao\\
Mr- Matth. 25, 15; ([^^M' flMfl* • HflTh ■ Ex. 17, 5. 30, 4.
36. 39,17. Lev. 11, 34 u. s. w.
Indessen werden längere Präpositionen nicht gerne vor das
Pronomen relativum gesetzt: das Aethiopische hat die sehr be-
merkenswerte Freiheit gewonnen, sie nachzusetzen^: 9^^C.' Itxi'f*'
'llfl.' f'^^'M' das Land, zu dem wir gekommen sind Gen. 47, 4;
hd"}' H-Tlfl-' Steine, an welchen Lev. 14, 40; ''/°A*-" llh9^^'' ^(D
^h*' 'h^'hOi' ich zählte die Thore, aus denen sie herauskamen
Hen. 33, 3; '\9'hahi ^A ■ lt\9^'\(\' ^(DÖh- B'h^' die Thore,
aus denen die Sonne herauskommt Hen. 72, 3; 'flH*'^ s \l'h9^'['^
thd.' \ih^' ^'üh' AdA' Ir'h^' mehr als (hier) geschrieben ist,
sind die Kriege, die der König zu führen hatte Cod. Bodl. XXIX,
f. 15 b, B.^ Ganz kurze, einsilbige Präpositionen werden aber,
soviel bekannt, dem Pron. rel. auf diese Weise nie nachgesetzt.
Die Stellung der Präposition vor dem Relativ, dessen Ver-
hältnis innerhalb des Relativsatzes sie anzeigt, hat in den Fällen,
wo das Pron. rel. sich auf ein vorhergenanntes Nomen bezieht,
keinerlei Undeutlichkeit zur Folge. Wird hingegen das Relativum
mehr substantivisch und correlativ gebraucht (§ 201), wie in dem
Satze: -^n.- HChJil' f'fDC^s a^l^h' ^H-tl- auf wen du den
heiligen Geist herabkommen siehst, so ist diese Ausdrucksweise nur
dann erlaubt, wenn über die Beziehung des Pron. rel. innerhalb
^ Wie quocum oder womit, worunter u. s. f.
2 [Vgl. Perrüchon, Histoire des guerres (V' Amda Syon, Paris 1890, p. 113.]
470 § 202. Attributive Relativsätze.
des Hauptsatzes kein Zweifel sein kann. — Am häufigsten findet
sich die Voranstellung der Präposition, wenn diese vom Verbura des
Hauptsatzes und des Relativsatzes zugleich abhängt: "Mxd' WflA'
'TrH ■ hA ■ ^h'flVh ' *r*lrt ' ich will ÄeJiren lesen hei denen^ bei
ivelchen ich Gnade finde Ruth 2, 2.
Vermöge des in § 174 f. beschriebenen freieren Gebrauchs
des Accusativs kann das Pronomen relativum in manchen Fällen,
in denen andere Sprachen ihm eine Präposition vortreten lassen
müssen, einfach im Accusativ untergeordnet werden ; so namentlich,
wenn es sich an einen Temporalbegriff anschlicost, wie in: HhA
^^": 'ioD^: \i(DfyY\^: im ziveiten Jahre, dass sie ausgezogen waren
Num. 1,1; hJT'^/W'Ths Hi^^^fH : von dem Jahre an, in dem er
es gekauft hat Lev. 25, 50. Ps. 89, 17; aber auch sonst, wie: 4*'fl
"h- llßf'l'4*'üli*' das Oel, womit sie gesalbt werden Ex. 35, 28.
38, 25 (wofür Ex. 40, 7 HO*! J&^+'flh- 0 ; und noch freier:
5^7'lh " IJ^J&f ' li^l'yhi^ ' was ist meine Schuld^ wegen der du
mich verfolgst? Gen. 31,36 (doch s. § 203, 1, a).
3. Die Relativconstruction ist im Aethiopischen sehr
beliebt und häufig angewandt.
Vor allem werden in der Sprache fehlende Participien (§ 123)
und Adjectiva durch Relativsätze umschrieben, z. B. IfJ&VÄ'Ä"'
brennend Hen. 14, 12; HÄ^^h*^^-' unwissend Gen. 20, 4; HJ&<w>
^h' oder HJ&hcö-7-" Jcünftig; HfiA*s gegemvärtig Rom. 8,38; H
p.'H7C2 sogenannt Hen. 17, 4; n^ttCh' Säemann Matth. 13, 3;
HJ&AlJ^': der ältere, n^lrhtl' der jüngere Gen. 10, 31 ff.; HA9
ti9" : eivig; H^^f/^'s der frühere Deut. 10, 4. Namentlich Ad-
jectiva, die ein Können oder Nichtkönnen ausdrücken, werden so
umschrieben: HJ&^'ThA s tödtlich Ps. 7, 14, HJ^^^fl^^ : sterblich,
H/l,^<^fl^''^5 unsterblich, HJV.J& Thö^mT" uner messlich, UKf'^
'^ii^ ' unzählig, Uh^ytl'f'Ch^' unsichtbar u. s. w. ; ebenso die
privativen und die aus mehreren Wörtern zusammengesetzten Ad-
jectiva unserer Sprachen, z. B. 'h^^l' {Ttxh') '>^A4^«' ti^fy^*-
unzählige Auserwählte (§201a. A.); Hw^AAi^' 'J^^iJs dreijährig
Gen. 15,9; HÄAn«' ^^' ivasserlosVs.l^)^, 4.; ^TO/h^"-" hl-):''
hAh.'fj: hd^HiV' ein zweischneidiges Schivert Jud. 3, 16; HhAO^
ÄCö-A' unheilbar Deut. 28, 27; HÄAn-' IP^- unschiddig Ex. 23, 7.
Selbst wenn ein entsprechendes Adjectiv in der Sprache vorhanden
ist, wird die Umschreibung durch einen Relativsatz oft als kräftiger
oder feiner vorgezogen, wie: Heofl." 'üCV'}' (DUf^lf'htl' -ilCVi''
das grosse und das kleine Licht Gen. 1,16; "htS* 'i'C^-s die übrigen
Joh. 6, 12. Jos. 21,26; Hfhhj (für hh-Ji:) Matth. 12, 45. Auch
§ 20L>. Alh-ilMiiivo ];(-l;il.ivsiU/o. 471
wird häutig ein x\djectiv seinem Substantiv mit Hülfe des Pron. rel.
angefügt, nicht nur wenn es einen adverbialen Zusatz bei sich hat,
wie l/r7iJPfl>"" A^Al^"« CT der ewig lebende Hen. 5, 1, sondern auch
wenn darauf ein Nachdruck ruhen soll: hT^'t' tx'iM' H'JK-rlfi'
von dem reinen Vieh (im Gegensatz zum unreinen) Gen. 7, 2;
flJAÄ'.- Mfllrf-^' ihr erstgehorner Sohn Mattli. 1, 25. Gen. 25, 25.
27, 19 (gegen Gen. 38, 6)^. Dass das Pron. possess. II.Äf' u. s. f.
häufig durch H mit seinem Substantiv verknüpft wird (z. B. Gen.
37, 7. 31, 18. 21), ist schon oben, § 150, b bemerkt worden.
Ferner dient die relative Redewendung öfters dazu, um an
ein Nomen allerlei Nebenbestimmungen anzureihen, z. B. mf^'
Vf-A-s U(0'{\'l' rt*^^" 1'üd' ich beobachtete alle Werke am Himmel
Hen. 2, 1 ; h^(\C' nh^^h-ül'- hd'O Berge aus Edelstein Hen.
18, 6. Und fast immer wird unsere Präposition ohne^ für die sonst
nur K'JflA' (S. 356 f.) zu Gebote steht, durch HJ^AO- umschrieben,
z. B. hdlö' HhAfl! TA'ß." Schafe ohne Hirten Num. 27, 17.
Endlich wird, wie schon oben § 197, c gezeigt worden ist,
besonders häufig auch nach den Negationen M^' und j^APs teils
das unpersönliche und adverbiale Relativ U quod, teils das persön-
liche Pron. rel. gebraucht, z. B. Wi: W'A* •' H/i-nAi -" ?i*7H,^ '
li^(\(0-h ' fl^ft'^ •■ a^'i'^^^ ' nicht jeder, der ^u mir „Herr''
sagt, (ist's, der eingehn wird) tvird in das Beich eingehn Matth.
7, 21. Ebenso finden sich in § 197, c Beispiele dafür, dass bei
der Umschreibung von niemand, nichts u. s. f. durch KAH- H
das Verbum in jedem ihm nach dem Zusammenhang zukommenden
Modus, namentlich auch im Subjunctiv stehn kann: ^lAH' H^fiA*'
niemand soll sein Lev. 16, 17. Jos. 6, 10. Matth. 16, 20.
4. Die Stellung der Worte im Relativsatz weicht von der
Wortstellung des gewöhnlichen Satzes nicht wesentlich ab. Nur
steht, wenn das Pronomen relativum durch eine Präposition mit
Pron. suff. ergänzt wird, diese Präposition sehr häufig unmittelbar
nach dem Relativum; s. die Beispiele oben. Und wie nach § 196
in jedem Satz ein Wort dadurch einen besonderen Nachdruck er-
halten kann, dass es an die Spitze des Satzes gestellt wird, so
können auch in Relativsätzen das Wort oder die Wörter, die her-
vorgehoben werden sollen, dem Pron. relat. vortreten, z. B. ID/i,
^d\\Ci'' 09^^' ^hil' (D^^9^i n^öM' Jericho aber war ver-
1 Dass grade fllnf'C ' so häufig durch das Pron. relat. mit seinem
Substantivum verbunden wird, erklärt sich übrigens wohl daraus, dass es
eigentlich Erstgehurt, nicht Erstgeborner bedeutet.
472 § 203. Conjimctionale Relativsätze.
schlössen und wohlvermauert Jos. 6, 1 ; tr^h'i ' hl^'H •" lif>l,C9^ '-
ein Ort noch furchtbarer als dieser Hen. 21, 7; fllVf-A** • Hl'ü^'
'i"h9^^' und welcher alle die Wunder gethan hat Jos. 24, 17; H
VfUi&" Hi^flUA' ^t'as (?wrcA den Propheten gesagt ist Matth. 21, 4;
-ühtU' -in- W-A-» rt-nh-- a^^^PO'- n^lKD-'}' K^dh- ein Mann
soll ^u keinem Verivandten und zu heinem, der sein Fleisch ist,
hineingehn Lev. 18, 6. In einigen Fällen scheint ein Wort nicht
sofast des Nachdrucks wegen, als vielmehr zum Zweck einer schönen
Abrundung des Satzes vorangestellt zu sein ; dies ist somit Sache
des feineren Stils.
c) Conjunctionale Relativsätze.
§ 203 1. Wenn das Subject oder Object eines Satzes nicht durch
ein Nomen ausgedrückt werden kann, sondern durch einen ganzen
Satz umschrieben werden muss, so kann dieser das Subject oder
Object erklärende Satz durch relative Conjunctionen angeknüpft
werden, die im allgemeinen unserem erklärenden dass entsprechen.
a) Wenn auf den erklärenden Satz schon im Hauptsatze
durch ein Pronomen demonstrativum oder durch das im Verbum
steckende Pron. pers. hingewiesen ist^, so genügt für die Ein-
führung des erklärenden Satzes das Pron. relat. H, nach unserer
Ausdrucksweise neutral gefasst, das tvas, das dass, ich meine dass.
So sagt man: ^^l^'h- ahM?' TfJ* " \lY\^(nl\\' ÜX^Ü' tvas
ist dies, dass du so schnell gefunden hast? Gen. 27,20; ti^^'i't'-
liTf'P' \ih(f>*^M}^'^^ ' wozu das, dass ihr uns herausgeführt habt?
Num.20,5. Jud. 13, 18. Marc. 1, 27. Gen. 12, 18; 9^'ii"' l(\C\l"'
^^f^'f' : U't^'h'Vhi^ ' was habe ich gethan, dass du dich heim-
lich mir entziehst? Gen. 31, 26 (über die Stellung von ^9^'^'t'-
s. unten). Ferner wird nach halbpersönlichen Verben (§ 192, b)
H gebraucht, um einen Gedanken als ihr logisches Subject anzu-
schliessen, z. B. a^ilfi^o^^i H'^rhfl^■C' es schien ihnen, dass sie
gehe Joh. 11, 31. Matth. 20, 10. 26,53. Gen. 31,31; häufig auch
nach fls, hAH', hh-, s. §§ 197, 198; dagegen kann zu f^{[^Ö'
es nützt das logische Subject auch durch hltxf'^' eingeführt werden,
Matth. 16, 26. Gen. 37, 26 (wie im Griechischen). Auch kann H
mit seinem Satze einem Hauptsatze vorangestellt werden im Sinne
von was das betrifft, dass oder das, dass, z. B. IDHJ&n» ' und
(was das betrifft,) dass er sagt Hebr. 12, 27. 4 Esr. 6, 51.
^ Dies ist aber gewöhnlich nur dann der Fall, wenn der erklärende
Satz das logische Subject des Hauptsatzes darstellt.
1
§ 203. Conjunctionalo Relativsätze. 4*3
h) Süll aber durch den Satz mit dass nicht nur ein im
Hauptsatze schon an<^edeuteter Begriff nachträglich erklärt, sondern
eine notwendige Ergänzung zum Verbum des Hauptsatzes neu
hinzugefügt werden, wie z. B. nach Verben des Sagens, Wahr-
nehmens, Denkens, Befehlens, Fürchtens, Anfangens u. s. f. das
Object dieser Verba, so werden andere Conjunctionen und Wen-
dungen gebraucht, meistens h^^^ ' und hil^"^'-
a) Nach den Verben des Wahrnehmens, Erkennens,
Denkens, Scheinens, Meinens u. s. f. erscheint zunächst h*^'
(wie) dass: CM ' h^^ ' H'lf'lf s er sah, dass viel ivar Gen. 6, 5.
Jud. 16, 27; f,^l\t\X' \\^ ' es scheint mir, dass Hen. lOG, 6;
Ktx^^.' h^s i-VThls n^' Gen. 8, 11. Ps. 4, 4; auch •^OC-
A.'!"-' i'ÄJ'"^' \iO^' Kh'\r' (S^'h'^' thie mir ein Zeichen [woran
ich erkenne), dass du es bist Jud. 6, 17. — Damit wechseln aber
auch andere Conjunctionen, welche tvie (c5g) bedeuten, wie Hh'^'j
nh^^'j ?iC-, und zwar nicht nur in Fällen, wo es mehr auf die
Art und Weise des Hergangs als auf das dass ankommt, z. B.
Matth. 18, 31. Ruth 3, 16, sondern auch dann, wenn wir sie mit
dass übersetzen können, z. B. Hen. 9, 6. Ps. 9, 13. Hen. 5, 1. —
Seltner wird liti^^ ' weil, dann auch dass (öri) gebraucht, z. B.
hh^O hhi^' Hen. 98, 8. — Schon oben, in § 190 wurde
ferner erklärt, dass nach den genannten Verben der als ihr Object
dienende Satz auch ohne Vermittlung einer Conjunction unter-
geordnet werden kann, wie: Chf' i'rtT*' {\^fr- flllö^R: <W)'J
d*h ' ^^tl ' er sah den Himmel sich spalten und den heiligen Geist
herahkommen Marc. 1, 10. Hen. 83, 3; oder mit vorangestelltem
Objectssatz: (D^lhi Yt'ü^aO': liit^/^.'ys ChJ(\'' und siehe, sie alle
sah ich gebunden Hen. 90, 23; ferner, dass in diesem Fall das
Subject des untergeordneten Satzes auch durch ein dem Verbum
des Hauptsatzes angehängtes Pron. suff. im Hauptsatze besonders
hervorgehoben werden kann, wie dilt^' ^'^(0*9^' er fand ihn stehn
Num. 23, 6 ; oder auch, dass der untergeordnete Satz durch das
zur Umschreibung der Participia und zur Einführung von Zustands-
sätzen dienende "h'ili ' eingeleitet werden kann, z. B. ChJO* ' W"
/V-tf»-: ^^h'}: ItxlW' J&rtR'^-' ich sah alle Sünder iveggetrieben
werden Hen. 41, 2, wo "hlrW' ߻flf^^-' einem griechischen Part,
entspricht und Yi'ii^c^' s ^TÄ7 •' , das Object von Chjd* ' sein
und im Accusativ stehn sollte, durch Attraction als Subject in den
Nebensatz gezogen ist (s. unten); oder auch durch flH, z. B. in
flHi'flJrtVbs ehrest, p. 19, 1. 1. lieber den Acc. c. Infin. nach
solchen Verben s. § 190, 2.
474 § 203. Conjunctionale Relativsätze.
ß) Nach den Verben des Sagens, Erklärens u. s. f. wird
der ihr Object enthaltende Satz in der Reorel durch h*^ ' ange-
knüpft (§ 169, 6), z. B. i^A\^' h^' K^i^^C- er schvur, dass
er nicht wisse Matth. 26,72; seltner durch htl^''*', z. B. <^rhA'
hh^' er helräftigte, dass Hen. 98, 6; JK.'fl A s "hlx^^ ' Ti^i:-"
CDA,^'- ^AkD-I' li^^i 'V^-f- ehrest, p. 37, 1. 26 i. Werden die
gesprochenen Worte in directer Rede angeführt, so folgen sie in
der Regel ohne Anknüpfung durch eine Conjunction; doch kann
zur Einführung der directen Rede, wie im Griechischen oVi, so im
Aethiopischen auch h'^ •' oder 'hh^'^ ' dienen, z. B. Lev. 14, 35.
Jos. 5, 6. Matth. 2, 23. 21, 16. Hen. 83, 7. Chrest. p. 29, 1. 27.
Hexoem. p. 32, 1.24; bisweilen auch H, z.B. mj^Q,/!-: Hh\^' 7
^CW(^"' AÄ**! hh^h.^' Judith 5, 23. Hie und da wird
auch, wenn der in directer Rede angeführte Satz kurz ist, das
einführende /ifliS er sagte u. s. f. erst an das Ende der Anführung
gesetzt, z. B. hil^'^ ' h'üf^ ' ß>ih^P ' denn „er ist verrücJct^^
sagten sie von ihm Marc. 3, 21. Gen. 39, 17. Jud. 21, 5. Hen. 55, 3,
oder JB.n>s u. s. f. wird, wenn es schon vor der Anführung stand,
am Schlüsse derselben wiederholt, z. B. Gen. 3, 3.
y) Der Objectssatz nach Verben des Fürchtens und Sich-
hüten s kann nach § 182, a im Infinitiv untergeordnet werden, wie
h^' ^d.CÖ'' n/h-fc^h" (D/^f^: Jud. 7, 10; oder im Infinitiv mit
A (§ 183, a), z. B. W-A--' J^A-- l)4"fl-- MÜX' ^äv Qfjjua (pvXd^n
noiEiv Deut. 13, 1; oder auch durch \\f^' h^ mit folgendem Sub-
junctiv (sofern man von dem, was man befürchtet, wünscht, dass
es nicht sei), z. B. hd.CV' hr^iO"- h^-" K^9^^}i' ich fürchte
mich vor ihm, er möchte kommen Gen. 32, 12. 24, 9. Hen. 106, 6;
oder auch durch blosses h^ mit Subjunctiv, z. B. (h^ s ChAh '
K^l'üh' Gen. 24, 6. 31,29; oder endlich, und zwar häufig,
durch P-T.! (^§ 169,10) mit folgendem Indicativ*, z. B. hiLCÜ '-
?'%' h^'t'dn^^' ich fürchte, ihr iverdet nicht ivollen Hen. 6, 3.
Jos. 9, 5. P'7.5 wird auch ohne Verbum gebraucht und entspricht
dann unserem dass nur nicht!, Deut. 4, 19. Lev. 10, 19. Ex. 34, 15.
Ist der Begriff des Fürchtens etc. negirt, so steht stets h*^ ' mit
dem Subjunctiv, z. B. h:VO^i\i Xioo -. J&^C •" 4 Reg. 10, 31.
^ Sehr selten durch den Acc. c. Infin., § 190, 2, oder gar durch den
Accusativ und folgenden Subjunctiv, § 190, 6.
2 Der Indicativ erklärt sich aus der Grundbedeutung von ^t^', viel-
leicht; der dadurch eingeleitete Satz ist also immer als directe Rede auf-
zufassen.
§203. ('(.njuiiclioiiiilc l\('l:iüvs;l(,/,t\ ^175
(5) Die Verba des Anfaiigens und Aufliörens können /war
den Objectssatz im Infinitiv oder auch im Subjunctiv (ohne h*^")
zu sich nehmen, z. B. Marc. 1, 45; gewöhnlicher aber ist, nament-
lich nach den Verben des Anfangens, die Construction mit li'iiU
und folgendem Tmperfect (entsprechend dem Particip im Griech.):
h'^\t' h'ili' y'(0*^h- AAhAh«' sie fingen a7i, einander zu stossen
Hen. 87,1. 89,15. 72.
e) lieber die verschiedenen Arten, wie andern Verben, z. B.
denen des Könnens, Verstehens, Gewohntseins, Befehlens, Ver-
bietens, Erlaubens, Wollens und NichtwoUens, Bittens, Forderns,
Mahnens, sowie den halbpersönlichen Verben ihre Objects- und
Subjectssätze angefügt werden, s. oben, § 181 flf.
2. Wenn das entferntere Object einer Handlung oder deren
Ursache, Folge, Ziel u. s. f. durch einen ganzen Satz auszudrücken
ist, so steht hiefür nach § 183 zwar auch die Construction mit
dem Infinitiv und vorgesetzten Präpositionen und in gewissen
Fällen die Unterordnung durch den Subjunctiv zu Gebote, daneben
aber findet sich auch die Verbindung der Sätze durch Conjunctionen,
und in gewissen Fällen ist diese letztere ausschliesslich zulässig.
a) Für die Finalsätze dient, sofern sie nicht durch den
Infinitiv mit A oder (was sehr häufig ist) durch den unvermittelten
engangeschlossenen Subjunctiv untergeordnet werden, h<^' mit
dem Subjunctiv (s. oben § 183 c), z. B. Jt^-' hh9^C', Var. von
tihh^^G' Sap. 7, 17; oder (ähnlich wie im Lateinischen qtii mit
dem Subjunctiv) das Pron. rel. H mit folgendem Subjunctiv, z. B.
sie suchten falsche Zeugen, HH ' f'^'t^P ' um durch sie (oder :
um dadurch) ihn zum Tod zu bringen Matth. 26, 59. Gen. 4G, 5.
Ruth 4, 14. Selbst A wird = h<^ -" gebraucht, z. B. IthlfV/' '
A^7*7/^-' Jer. 37, 1 Frcf. Dabei ist der Subjunctiv in jedem
angelehnten Satze, in welchem eine Absicht, ein Wunsch, ein
Sollen und Wollen enthalten ist, so notwendig, dass er sogar nach
Verben des Sagens und Wahrnehmens stehn muss, z. B. f^YiU, '
tiK'^a ' h<^ ' Irfi'üt^ ' nun haben ivir erkannt, dass tvir ihn
preisen sollen Hen. 63, 4; ß,H*(\Ü^' a^^fi"} '- h^ ' J&'V/^i*»- •"
es ivird zu den Heiligen gesagt tverden, dass sie suchen sollen
Hen. 58, 5; und so immer, wenn sagen = befehlen ist (§ 182, b, ß);
ja selbst wo sagen nur die Aeusserung einer Meinung bedeutet,
steht der Subjunctiv, wenn auch selten : tr"^^ .' j&'fl AP* •" ^\\*'i '
fi'ü'h' ti(D^^s Mli'- h^h\^0^' wen sagen die Leute des
Menschen Sohn (d. h. von des Menschen Sohn), dass er sein soll?
Matth. 16, 13. Vgl. auch: hSh^^'l' J&9"K'?t- • ?"AA.l/'<^ •
476 § 203. Conjunctionale Relativsätze.
G. Ad. 62, 8; -t-^lia' ,eÄ"VT-" 6, 18 (wo das von Trumpf bei-
gesetzte h<^-" nicht nötig ist); M^h^'^^Yl^'^* ' \\f^' ^d^^^'i
Rom. 15, 14. Hebr. 6, 7; Ä.'/'Hh^! J&'7nD Ps. 108, 14.
b) Consecutivsätze werden angeknüpft a) durch ^tflll '
(§ 169, 8) bis dass d. i. sodass^^ meist mit folgendem Indicativ,
z. B. er antwortete nichts, hhil' S^YlC' ^"^^hil' sodass der
Statthalter sich verwunderte Matth. 27, 14. Marc. 1, 15, selten mit
dem Subjunctiv, z. B. Gen. 16, 10^; oder noch häufiger durch "h
h\\' M', § 169, 8. Ueber hfth." nach d\(\' s. § 199, d. ß) Auch
X\tW' kann die Folge einleiten, nimmt aber auch in diesem Fall,
wie bei einem finalen Verhältnis, den Subjunctiv zu sieb. Daher
steht es für sodass überhaupt nur dann, wenn die Folge zugleich
als eine beabsichtigte oder erzwungene dargestellt werden soll, wie:
Abraham nannte den Ort so und so, \\o^' J^fl/V* ' ?"9^ ' sodass
man noch heute sagt Gen. 22, 14 (wo schon der Grieche tva eTjicooi
hat); giebt es kein Weib in deinem Volke, h^"^' "ihrh-C' sodass du
gehn müsstest? Jud. 14, 3; 4 Esr. 1, 28. 2, 6; daher denn nament-
lich nach den Verben des Machens, Bewirkens u, s. f. immer der
Subjunctiv mit oder ohne h*'"' folgen muss (§ 196, 6). Sodass
nicht kann durch die genannten Conjunctionen mit folgendem h^
ausgedrückt werden; wo aber sodass nicht so viel als ohne dass
ist, entspricht im Aethiopischen TilfdA' und \lYi'i(\A' mit dem
Imperfect, z. B. kein Sperling fällt zur Erde, Hh'^nA ' ft\9^C '
ha^Yia^: ohne dass (es sei denn dass) euer Vater es tveiss Matth.
10, 29 ; auch mit dem Subjunctiv, z. B. wie bist du hereingekommen,
tlMdii' 'l'Aflfts A'flrt-" ^^CJ" ohne dass (ehe) du ein hoch-
zeitlich Kleid anzogst P Matth. 22, 12; oder aber die Zustands-
bestimmung wird in derselben Weise wie andere Zustandssätze
angeknüpft durch "hlflt ' h^ oder durch asyndetische Beiordnung
des Nebensatzes mit h^ (s. § 200) oder sogar durch blosses (Dh^,
wie: fliJ&Ä-s /^ÖCi"- (Dh^ß^tlfh'P ' sie treffen ein Haar, ohne
zu fehlen Jud. 20, 16.
c) Causalsätze werden durch die Conjunction "hh^^' weil
angeknüpft, s. schon § 200. So wird auch nach Verben der Ge-
mütsbewegung der Grund und Anlass des Affects im Aethiopischen
gewöhnlich durch hh^'^ ' eingeführt, z. B. 'i^d.^th' hft*^ •' '/'fl
AH-s er freute sich, dass sie gefressen wurden Hen. 89, 58; rh
HV' hfl^^' er wurde traurig darüber, dass Hen. 102, 5. 89, 67 u.s. f.
Statt hliO^' kann auch Mxl'l^' H oder Mvi'V' mit dem Infinitiv
eintreten, s. z. B. Gen. 6, 6. 7.
^ Vgl. /c-Xä*. 2 Uebrigens nicht in allen Handschriften.
§ 204, Conjunctionale Relativsätze. 477
In den verschiedenen durch relative Conjunctionen einge-
leiteten Sätzen, welche oben unter Nrr. 1 und 2 besprochen sind,
kann (ähnlich wie in den attributiven Relativsätzen, § 202, 4) das
eine oder andere Wort, das einen Nachdruck haben soll, vor die
den Satz einleitende Conjunction gestellt werden, z.B. Ch^\\'' h
Öd' h^^ ' htlvU' ich sah, dass sie wieder irrten Hen. 89, 51.
Gen. 47, 19 u. s. f. Ebenso muss, wenn der durch die Conjunction
eingeleitete Satz Teil eines Relativsatzes ist, ein Teil der zu jenem
gehörigen Worte der Conjunction vorausgehn, z. B. JT'JP^'C Tti'i'V'
'^rhAVb •■ h<^ = hÜ'üYlf'^' -• das Land, welches euch zu gehen
ich geschworen habe Jud. 2,1; rlilf-fl -" Ttiti' h(L' hf^ ' VxiO'b
/^tf»- : Jud. 2, 3 u. s. f. — Ausserdem soll hier noch einmal an
§ 190 erinnert werden: wenn nach Verben, welche einen doppelten
Accusativ regieren können, wie die Verba des Erkennens, Er-
klärens, Machens n. s. f., das zweite Object durch einen eigenen
Satz mit einer relativen Conjunction ausgedrückt wird, so ist es
feiner, das erste Object nicht als Subject in den abhängigen Satz
zu ziehn, sondern als Object in den Hauptsatz zu stellen, wie C
?if : «T'V •■ 9"^^:^ ' h^ ' h^'i'l'i' ' JSfoah sah, dass die Erde sich
neigte Hen. 65, 1. 83, 4; oder aber, wenn es als Subject in den
abhängigen Satz gezogen wird, es wenigstens der Conjunction voran-
gehn zu lassen, wie C/i,Vh -' Vf-A-^- -" '^'^Vyl - ?i7H -' j/^tiM^'
Hen. 41, 2. 89, 40. 95, 1 u. s. w.
3. Vergleichungssätze. Um eine Vergleichung einzuleiten, §204
dienen die Conjunctionen Xv^ot^ Hh'^ ^ Hh<^*, vor Nomina fem.
auch XlODi ^l^'^:, z. B. Joh. 1, 32. Ps. 143, 14. Die Vergleichung
kann einem andern Satze angefügt werden, wobei es nicht nötig
ist, dass in diesem auf die relative Conjunction durch ein Demon-
strativum hingewiesen werde, z. B. Hrt'l'fs Xitm i Jirt-fc: h A'fl :
welcher trinJct, wie ein Hund trinkt Jud. 7, 5. 16, 9. Gen. 6, 22.
Matth. 20, 27 f. Hen. 27, 5. Geht aber der Satz mit der relativen
Conjunction voran, so wird in der Regel ein ihr entsprechendes
Demonstrativum an die Spitze des folgenden Satzes gestellt, s. unten
§ 206. Es versteht sich von selbst, dass die Vergleichungscon-
junction auch andern Conjunctionen vortreten kann, z. B. n^^" •
^n ' tvie wann Jud. 15, 14. Unser deutsches wie wenn dagegen
ist im Aethiopischen oft persönlich gewendet ivie ivelcher, z. B.
(O^Ö'^'- AMfl«^-' h^-' HJR.VÖ'V-- '^''i^h' niA.-" und er zerriss
den Löiven, tvie wenn einer ein Böchchen zerreisst Jud. 14, 6. Gen.
41, 21. 42, 30.
In der Vergleichung der Steigerungssätze genügt in der Regel
478 § 204. Conjunctionale Relativsätze.
dasselbe ?ii^V" (und ?il^), das wir schon § 187, 3 als zu diesem
Zwecke dienend kennen gelernt haben, und zwar nicht nur dann,
wenn das Verbum des verglichenen Satzes im Infinitiv ausgedrückt
werden kann, wie in J&'i.je.rt : 'Ihf^'f ' dh'nW.h'üth.C' h^^-t
h9^^' (\Mti' h^ihfa^' es ist besser auf Gott ^u trauen als
auf Menschen Ps. 117, 8. 9. Ruth 1, 12, wobei es nicht einmal
nötig ist, dass 'h9^'i ' unmittelbar vor dem Infinitiv stehe, z. B.
es ist leichter, dass ein Kameel durch ein Nadelöhr eingehe, "M^
ndA- a^ix' ao-i^^^i txin.h'üiluC' als dass ein Reicher in
das Reich Gottes eingehe Matth. 19, 24, und möglicher Weise auch
der Infinitiv überhaupt ausgelassen werden kann, z. B. S^'%f»{\X'
Ah-" IxÜ'^' "hf^h- AhAhs 'flKrt.-' es ist mir hesser, sie dir mi
gehen, als einem andern Mann Gen. 29, 19; — sondern auch dann,
wenn das Verbum des verglichenen Satzes im Tempus finitum aus-
gedrückt wird. 'h9^'i' ist dann nach § 168 als Status constructus
aufzufassen, von dem der ganze folgende Satz abhängt^, z. B.:
A^hrt" f^'\f^ii\' ^^Th: ^ilP'JZ.Thflrh»^- ir"li'7'i'f- l Cor.9,15;
IJEI-: Jud. 18, 19. Job. 11, 50. 12,43. Auch in diesem Fall ist es
nicht nötig, dass das Verbum direct auf lti9*^^' folge, sondern es
können einzelne Wörter und Sätze dazwischentreten : fß'^^Ml '
Xiao, je.lvh7«A: bh9^'i' hHAh- Yx^XiH-' r'Ph' ^^(oy.^:
ay'tl'l*' lVi9^- es ist dir hesser, dass eins deiner Glieder um-
komme, als dass dein ganzer Leib in die Gehenna geivorfen werde
Matth. 5, 29. 30; es ist dir hesser, dass du lahm eingehest u. s. w.,
h9^h'in'' -nh- hAh.- hA- "M-fljRje.: ahtit-- M^- als dass
du als einer, der ^ivei Hände hat, in's Feuer geworfen werdest
Matth. 18, 8.
4. Temporalsätze. Die Haupthandlung begleitende oder
ihr vorausgehende Nebenhandlungen können im Aethiopischen durch
das Gerundium ausgedrückt werden, mag ihr Subject das gleiche
wie im Hauptsatze sein oder nicht, mag der Temporalsatz vor oder
nach dem Hauptsatz stehn und mag die Handlung vollendet oder
unvollendet sein; vgl. § 181. Diese Wendung ist aber nicht immer
bequem, am wenigsten dann, wenn die Nebenhandlung einen
längeren Satz umfasst; das Aethiopische hat darum auch relative
Conjunctionen zum Ausdruck derselben Zeitbeziehungen ausgebildet,
die das Gerundium ausdrücken kann, namentlich der Beziehungen:
^ =-- hi^>H-' = H?li^">-" (§202,2), was gleichfalls vorkommt, wenn
auch selten, z. B. Gen. 4, 13.
§ 204. Coiijinictionalo Relativsätze. 479
nachdem, als, indem, tvährend. Die übrigen Beziehungen wie bis,
ehe, seif, so lange als u. a. können ohnehin nur durch Conjunc-
tionen ausgedrückt werden. Alle durch solche Conjunctionen ein-
geleiteten Temporalsätze sind als an den Hauptsatz angelehnte
Sätze aufzufassen, obgleich sie nicht notwendig nach diesem stehn
müssen, sondern sich auch in ihn hineinschieben oder sogar ihm
vorangehn können. Manche von ihnen, namentlich die mit ivann,
sobald als, so lange als eingeleiteten enthalten bisweilen schon
den Sinn eines Conditionalsatzes (s. § 205), Von den temporalen
Conjunctionen, die in § 170 aufgezählt sind, werden ^il'*'^"'^^ s,
h^h^"^', h9"tt'^ welche etwa unserem nachdem und seit ent-
sprechen, naturgemäss mit dem Perfect verbunden, z. B. Gen. 5, 4 if.
Matth. 2,13. Gen. 11, 10. 24,32. Ex. 19, 1. 40, 15. Deut. 2, 16 u.s.w.
^n«^ und h^^' für wann oder als können je nach dem Zusammen-
hang das Verbum im Perfect oder Imperfect zu sich nehmen, z. B.
Gen. 6, 1. 39, 15. Ps. 2, 5. Hen. 10, 12. Gen. 11, 10. Hen. 25, 4;
ebenso 'h9^h^'^ ' sobald als (auch ivann)^ z. B. : mit dem Perfect
Gen. 30, 42. Num. 21, 9; mit einem auf die Zukunft bezüglichen
Perfect (Fut. exact.) Gen. 12, 12. Lev. 14, 34. Deut. 2, 25. Matth. 9, 21.
21, 24; mit dem Imperfect Matth. 5, 23; ebenso auch "htill' h^"^'^
^m^', h9''^^'' so lange als, Hen. 93, 3. Cant. 3, 5. Matth. 9, 15.
Lev. 13, 46. Jud. 18, 31. Marc. 2, 19. Gab 4, 1. — Dagegen wird
die Conjunction Yi'iH' (unser indem und während)^ da sie fast
immer einen in die Zeit der Haupthandlung fallenden Zustand ein-
führt, nach § 89 meist mit dem Imperfect construirt und in dieser
Verbindung ausserordentlich häufig gebraucht, beinahe so häufig wie
im Griechischen das Particip und im Deutschen indem oder während^
z. B. Matth. 9, 35. 13, 13. 17, 3. 14. 18, 1. Luc. 9, 29. 56. 11, 27.
Gen. 29, 9. Fast nur solche Verba, welche an und für sich den
Sinn eines zuständlichen Seins tragen, wie z. B. ÜtiiD ' selbst,
können nach h'ill' im Perfect stehn, z. B. Ps. 21, 9. Dieses Ti'in'
kann öfters auch mit obgleich übersetzt werden, z. B. Luc. 22, 53,
zumal wenn eine Negation vorhergeht oder nachfolgt, oder mit
ohne dass, z.B. ovdkv öiacpeQEi dovXov, hlH' ?i*7H.?i= (0*lt\'\'' A
W'/V*! obgleich er der Herr von allein ist Gal. 4, 1. 4 Esr. 8, 67;
'h'iW' h^^iL*^^' obgleich er nicht ivill {ohne dass). In ähnlichem
Sinne wie Ji'JH* wird wohl auch fllfs gebraucht, s. § 170, 9; doch
hat dieses mehr den Sinn von bei dem dass d. h. trotzdem dass,
^ Im Synaxarion wird nach ^fls der Nachsatz häufig mit 01 ein-
geführt; s. die Beispiele (Uirest. pp. 24, 20.
480 § 205. Conditionalsätze.
ohwoJil. Im übrigen ist hierzu § 200 zu vergleichen, wonach Zu-
standssätze auch durch asyndetische Beiordnung ausgedrückt oder
durch (D eingeleitet werden können. — Die Conjunctionen 'h'i
flA-", Hh'^nA=, ?i?"4'Ä"^s ehe, bevor werden nach § 90 mit
dem Subjunctiv verbunden, z. B. Gen. 11, 4. 19, 4. Jud. 14, 18;
Gen. 24, 15. Matth. 6, 8. 26, 34. Ps. 38, 17. Hen. 9, 11. 48, 3; Gen.
2, 5. Hen. 48, 6 ; doch ist auch die Construction mit dem Infinitiv
möglich, z. ß. Matth. 15,20. — Endlich kann ItxMX' bis je nach
dem Zusammenhang das Verbum im Perfect, z. B. Matth. 12, 22.
Gen. 8, 7. Hen. 13, 7, oder im Imperfect, z. B. Matth. 5, 18. 12, 20.
Hen. 10, 12. 17. 19,1 zu sich nehmen, ebenso hilh' h^"^' oder
htlil' fid'- bis wann, bis, z. B. Matth. 2,9. 13. 16, 28. Gen. 39, 16.
Jud. 13, 7. 18,30. Ps. 122, 3. Dass die Bedeutung der drei letzt-
genannten Conjunctionen schon oft in den Sinn von sodass über-
geht, ist schon § 203, 2, b bemerkt worden.
3. Reeiproke Sätze und ^A^orte.
a) Conditionalsätze.
205 Die Conditionalsätze sind ihrer Natur nach Doppelsätze, deren
einer eine Voraussetzung ponirt, unter welcher die Aussage des
andern Satzes eintrifft. Zwar giebt es auch bedingte Aussagen,
deren Bedingung nicht ausdrücklich angeführt wird ; aber dies sind
unvollständige und abgekürzte Sätze, die immer zu vollen zwei-
gliedrigen Sätzen entwickelt werden können ; und irgend eine An-
deutung, dass die Aussage nur bedingt zu verstehn sei, müssen
auch sie immer enthalten. — Unter diesen Doppelsätzen geht in
der Regel der die Voraussetzung ausdrückende dem die Folge ent-
haltenden voran ; doch ist auch die umgekehrte Stellung der Sätze
möglich, wenn sie durch anderweitige Umstände im Zusammenhang
erfordert wird: die Hauptaussage wird dann zuerst gesetzt und
nachgehends durch die Beifügung einer Bedingung von etwas
anderem abhängig gemacht. — Die Bedingtheit der Aussage wird
durchwegs durch besondere Bedingungspartikeln bezeichnet. Dass
ein Bedingungssatz ohne solche äussere Bezeichnung vorkommt,
ist zwar möglich, aber im Aethiopischen nicht häufig. Die Voraus-
setzung kann ponirt und die Folge durch das (D der Folge oder
durch asyndetische Beiordnung angeschlossen werden ; für die
erstere Art s. Beispiele in § 200, für die letztere: /uliA^Vl*-" fl
^^' liA^Vh" fl^^'iäM' bin ich nicht leiblich da, so doch geistig
§ 205. Conditionalsätze. 481
(Org.); Itx^^^o^' h9^T^'' jK-nif-Tf-s ^äJde ich sie, so sind sie
mehr als Sand Ps. 138, 17. Gewöhnlich aber gebraucht man die
Bedingungspartikeln, und zwar für die Protasis "ho^ ' (AK^^O
und {^ü ' ; jenes für Bedingungen, in denen etwas ohne Rücksicht
auf seine Wirklichkeit oder Möglichkeit einfach als Voraussetzung
hingestellt wird, dieses für Bedingungen, in denen der Redende
etwas ihn unmöglich oder unwahrscheinlich dünkendes als Voraus-
setzung ponirt. Je nachdem die Voraussetzung mit der einen oder
andern dieser Bedingungspartikeln eingeleitet wird, wird auch der
Nachsatz verschieden eingeleitet. Daher sind für unsere weitere
Darstellung zwei Arten von Conditionalsätzen zu unterscheiden. —
Dem Sinne von Conditionalsätzen nähern sich bisweilen auch
Relativsätze, z. B. AHhARS:-" ?i!f)rlh/^ •" hYL' wer mich (wenn
mich jemand) verleugnet, den werde ich (so werde ich ihn) auch
verleugnen Matth. 10, 33, und Temporalsätze, z. B. a^'i^fitn»': ^^
Id' fid' Ch^P'- A'^<-f-" HJifs ihr Geist ivird stark werden,
wann sie meinen Auserwählten sehn werden Hen. 45, 3. Gen. 38, 9;
wie denn nicht nur t^{\' zugleich temporale Conjunction ist, sondern
auch Tty^^' wenn mit J%<^s wann zusammenhängt (§ 170, 1). —
Sowohl in den realen Bedingungssätzen als auch in denen, die nur
annäherungsweise real sind, muss in der Regel die in der Protasis
genannte Handlung vollendet oder wenigstens begonnen sein, wenn
ihre Folge eintreten soll; und deshalb wird grade im Vordersatz
eines Conditionalsatzes gewöhnlich das Perfectum gebraucht, inso-
fern es nicht nur, wenn die bedingende Handlung wirklich in die
Vergangenheit, sondern auch wenn sie in die Gegenwart und Zu-
kunft fällt, (als Fut. exact.) angewandt wird. Gleichwohl ist im
Vordersatz nicht nur das Perfectum, sondern nach Umständen auch
das Imperfect oder auch ein Satz ohne Verbum (§ 194) möglich.
Im ganzen stimmt das Aethiopische in der Behandlung der Tempora
solcher Sätze viel mehr mit dem Hebräischen als mit dem
Arabischen überein.
1. In den einfachen Conditionalsätzen, d. h. solchen,
in welchen ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit oder Möglichkeit
eine Voraussetzung ponirt und davon eine Folge abhängig gemacht
wird, wird die Protasis eingeführt durch TxO^' oder Ah*^' wenn
(§ 170, 1), negativ durch ?i<w»: (oder A?i<^"') h^ oder M^'. Der
Nachsatz kann durch das (D der Folge (z. B. 1 Cor. 5, 3 ; s. auch
§ 200) oder durch öl — h^h-" so — denn (nun) (z. B. Jud. 16, 7)
oder durch "MXl' allein (z. B. Jud. 16, 11) bezeichnet werden;
aber nötig ist dies nicht, und weitaus in den meisten Fällen wird
Dill mann, Aethiop, Sprache, 2. Aufl. 31
482 § 205, Condifcionalsätze.
er ohne jede äussere Bezeichnung eingeführt. Für wenn auch,
obgleich kann h^^ ' genügen ; doch steht dafür auch genauer h
o^X' oder Ji^X-'S z. B. Ps. 22, 4. Jes. 49, 15. Hen. 100, 5. Matth.
26, 35, ohne dass im Nachsatz eine gegensätzliche Partikel (doch)
gebraucht würde (§ 200, 2). Fällt nun, was bei diesen einfachen
Conditionalsätzen das gewöhnliche ist, die bedingende Handlung in
den Kreis der Zukunft, so steht sie gewöhnlich im Perfect (das
hier die Bedeutung eines Fut. exact. hat, § 88) ; die Handlung der
Apodosis fällt dann ebenfalls in die Zukunft oder höchstens in die
Gegenwart und wird in beiden Fällen durch das Imperfect aus-
gedrückt, z. B. h^"^' "^M' fßOD(j[h^z wenn er ihn verlässt (ver-
lassen wird), so stirbt er (wird ersterben) Gen. 44, 22. 28,20. 21;
(\9^'i^ s -j^oD s tifi^ii : 'ThÄhl^ -" wodurch du schwach tccrden
tvirst, tvenn man dich damit bindet Jud. 16, 6. Matth. 18, 3. 26, 35;
h<^ih- ha-^i,' jK-i-fiCs Ah<^" h^' K'^f.'io^' Aft.K-h<^--
so wird auch mein Vater euch thun, tuenn ihr eurem Nächsten
nicht vergebet Matth. 18, 34; j^^i- : f^Ü^P ' hii-üh' Ah<^ «'
Vf'A** " "lii^^ ' d'üih • tvas nützt es dem Menschen^ wenn er die
ganze Welt geivinnt (gewonnen haben wird).^ Matth. 16, 26. Gen.
38, 16. Jedoch ist im Vordersatz auch in diesem Fall ein Imper-
fect möglich, z. B. Ah<^ -* ItxhXl' A'^p.-" M-A^OA.-" lt\h\\' H
^^i ^(DC\i Matth. 11, 23,- wo offenbar die Hyperbel des Aus-
drucks den Uebersetzer veranlasste, nicht das Tempus des wirklich
Geschehenen, sondern das des Möglichen und nur Gedachten zu
setzen (fast im Sinne von : wenn du auch erhoben würdest) ; h^'i
hA- Ah^^- A.J&lhP'flK«' wir vermögen das nicht, tvenn nicht
(die Hirten) zusammenkommen Gen. 29, 8 (wo Mi^'^ ' h^ fast so
viel als Uhlfd/i' ist). Fällt aber die bedingende Handlung in
die Vergangenheit, so steht auch hiefür nur das Perfect zu Gebote,
z. B. iiht^' i'AOi: A-flf ■ '(ihfL-i"' 'ühfL' (D/ti^- fl^rhJ&Vh"
-r^i-- fl.;^■ -ühtL^^i,' i-hÄ-r- AhAh- -ühfL' Job 31, 9;
doch gebraucht man dann statt ?t<^ s lieber h^^rt = im Sinne
von wenn tüirUich, z. B. hf^ii' h^lf-* IflCVb-" — A.^fl>*J^*3:-'
ÄA?i'T"f s Ps. 7, 3. 4. Fällt auch die Handlung des Nachsatzes in
die Vergangenheit, so wird sie gleichfalls durch das Perfect aus-
gedrückt, z.B. ho^Mh' Ä*4'h- ^nfr- *Ä"^(i-! (D^^iDi n
?ift= 'hiTiJfx'f'^'^ ' tvenn also (tvirJclich) deine Kinder vor ihm sich
verschuldet haben, so hat er sie den Folgen ihrer Sünden über-
gehen Job 8, 4; ebenso Job. 18, 23. Rom. 6, 5. Col. 3, 1. Endlich
1 lieber MWz 3i^ obgleich s. § 204, 4.
§ 205. Coiulitionalsätze. 1^»'^
stellt, wenn die bedinj^ende Handlung dem Kreise der Gegenwart
angehört, im Vordersatz das Iniperfect oder ein präsentischer Zu-
standssatz und für ?i<w>: auch in diesem Falle häufig "h^^^A', z. B.
}iffi^fi: ,C,'l"hl/A'' — jL'.'VA^-' tvenn es möglich ist^ — 50 gehe er
vorüber Matth. 26, 39; jP.P/'V'i''." hf^' f'd.^F-' er rette ihn, wenn
er Gefallen an ihm hat Matth. 27,43; hf^il- fliAÄ-" h^Wj^'ü
,h,0 h'yi"' /X^' h(f^M*^\\' Matth. 27,40. 42; (Dhf^iiz -J^
-h'>: ft*h-- h^^hlM'- Aj&'flAO-' 1 Sam. 21, 5; obwohl ein
Verbum inchoativum auch im Perfect stehn kann: }\0^- C^'flVb'
Ai.J?^ft?iAh' tvenn ich (hungrig geworden bin) hungere, iverde ich
es dir nicht sagen Ps. 49, 13. Selbst wenn die Handlung des
Vordersatzes öfters wiederholt und "ha^i = so oft als ist, ist das
Perfect besser, z. B. "hao: Chjtl- rt^-*-" '>^a>-K"-- S^'ftA.li-" ivenn
du einen Dieb siehst, läufst du mit ihm Ps. 49, 19. 45, 2. — Dem
gleichen Zwecke wie das hie und da an "hf^^ angehängte ti' dienen
manchmal auch die in den Vordersatz aufgenommenen Frage-
partikeln Ü«! und V*' (§ 161); indem dadurch die Bedingung zu-
gleich als Frage hingestellt wird, soll der Zweifel daran angeregt
und unserem tvenn tvirJdich Ausdruck verliehn werden, wie in:
txo^ii' hTr-tlh' hin^h' htini^- h9^i{h'' -^O.h-- Herr, tvenn du
es (wirklich) bist, so heisse mich mi dir kommen Matth. 14, 28;
hf^'- p.Äfl>•£^hV• •■ ^Ä'h-s hä"' fi-nh'- i-'}/*'?i! tvenn diese
Männer (wirklich) dich zu rufen gekommen sind, so stehe auf!
Num. 22, 20; vgl. auch A?i^D- = Act. 16, 15.
Selten wird 7x00-. zu TiiT verkürzt, z. B. 9^1^'h' 'XC'
H?i9"7ncVh- /hje-öJ-/'- HA^Al^: nw- haiCh- was ist das
Gute, tvodurch, tvenn ich es thue, ich das etvige Leben ererbe?
Matth. 19, 16.
Folgen zwei Bedingungssätze aufeinander, deren zweiter die
Voraussetzung, die im ersten bejahend gesetzt war, negirt, so ist
es nicht nötig, im zweiten den ganzen Vordersatz zu wiederholen,
sondern es genügt (D}\aoi ^^i: (oih^h^O oder (D'h^'i\\\l\' tvo
nicht, im andern Fall, sonst, z. B. (DMx^'^fi' 'Th7'fl4- = 9^it\d'f''
AdA" hinh?'- 'J'74-5:-- (Dh'^ltih'' ?i'><^eT-" tvenn ihr nun
(wirklich) gegen meinen Herrn die Gnade thun tvollet, so saget es
mir, tvo nicht, so kehre ich um Gen. 24, 49. Ex. 32, 32. Jud. 9, 16 — 20.
Und diese Redewendung kann nach jeder beliebigen Aussage (nicht
nur nach Bedingungssätzen) gebraucht werden, um das anzuknüpfen,
was im Falle des Nichteintreffens der vorher genannten Handlung
stattfinden wird, z. B. hütet euch, eure Almosen öffentlich zu geben-.
48-4 § 205. Conditionalsätze.
(D}\^^t\)^f\ • hA-fllT^^ • Oild' ico liidii, SO habt ihr keinen Lohn
dafür Matth. 6, 1. Marc. 2. 21. Lac 14, 32. Jos. 22, 22.
Es sei denn oder ausser heissi, wenn kein neues Verbom
folgt, nM(\^' (§ 170. 4V z. B. Matth. 19, 9: folgt aber ein neaes
Verbum. so steht Hh'HlA • h^^ ' es sei denn dass oder ausser
ireym, z. B. Matth. 12, 29, oder Hh'JflA-" mit dem Sabjanctiv, z.B.
Matth. 5, 32. — Ueber wie wenn s. § 204, 3. — Weim auch no(k
so viel ist h^' ^^^mV". z. B. Koh. 8, 17, wenn mar nidU.' als
Partikel der Ungewissheit und Furcbt ?^%' . s. § 203. 1. a. ;•. —
Ueber (A 'h'^O* si quis mit folgendem H oder l}^^' vgl. m. Lex.,
col 481.
2. In den irrealen Conditionalsätzen wird die Protasis
immer durch fiÜ' eingeführt, eine Partikel, die erst in Folge ihres
häufigen Gebrauches im Wunsche^ o wann .', o dass doch .' (§199. e)
als Bediugungspartikel in solchen Conditional^tzen, die einen Fall
gleichsam nur wunschweise setzen, ii: Aufnahme gekommen sein
kann. Auch kann fragendes Ih' und V"= oder hervorhebendes rt*
nach fit\' angewandt werden, im gleichen Sinne wie nach K^'^s-
Da aber ^fl ' auch temporale Conjunction ist (§ 204, 4), so kann
dadurch allein ein Conditionalsatz nicht Ton einem Temporalsatz
unterschieden werden, und darum muss die Apodosis immer durch
die Partikel hT"^ är (§ 170, 2) eingeleitet werden. Dieses hf*-
das eigentliche Zeichen der hTpothetischen Aussage, tritt immer
unmittelbar Tor das Verbum des Nachsatzes und kann, wenn der
Nachsatz mehrere Verba hat. mehrmals wiederholt werden; weg-
gelassen wird es bisweilen dann, wenn der bedinge Satz Tor dem
bedingenden steht. z.B. -^frtV' Öa- "P^y- (l-Arh.^- '^-flX': h
^^: '}cn>-'ti nii'}'!^' l^T- es (war) wäre uns hesser geweseth
icenn wir in Aeg. ' : ben) gestorben wären^ als dass wir in
dieser Wüste .r Xum. 14. 2: hhtl^-f-- Ödfl- f^^\\
l)f{*>tn^i ü'^^^'ii^i um zu verfuhren, wenn anders es mögiich
uäre, auch die Äusenca'^'-:" }5\''h 24. 24 (wo X^ fehlt, weil
es zwischen der Präposini^ uli dr^ Infinitiv nicht stehn kann);
Tgl. auch G. Ad. 48, 7.
Was die Tempora der irrealen Conditionalsatze betrifft, so
ist zu bemerken, dass in der Protasis sowohl als in der Apodosis
das Perfectum fast durchwegs herrschend geworden ist. Der
1 Wie "t^, J.
^ Ursprünglich Yit^ s . das dann und wann noch vorkommt, r. B.
■4 Esr. 3, 54 (auch Y. 55 in einer Handschrift). 7. 20. Tob. 10. 5.
§ 205. Comlitional Sätze. 485
Aethiope sagt: wemi du das thatest, so that ich das^ und drückt
durch die Gleichheit des Tempus im Vorder- und Nachsatz zu-
nächst nur aus, dass sich die beiden Sätze genau entsprechen, der
zweite unzweifelhaft aus dem ersten folgt. Da aber dieser Art
von Bedingungssätzen immer die Ueberzeugung anhaftet, dass der
Fall in Wirklichkeit nicht eintritt, und diese Ueberzeugung zu-
meist nur bei Dingen, die in den Kreis der Vergangenheit oder
der vollendeten Gegenwart fallen, begründet ist, so erklärt sich
hieraus der Gebrauch des Perfectums, das eben da steht, wo es
sich um die Vergangenheit oder die vollendet vorliegende Gegen-
wart handelt (§ 88). Ob aber ein solches Perfect eines irrealen
Conditionalsatzes wirklich dem Kreise der Vergangenheit oder der
Gegenwart oder der Zukunft angehört, und ob der Vordersatz in
derselben Zeitsphäre liegt wie der Nachsatz, kann nur aus dem
Zusammenhang entschieden werden. Dafür genügt aber der Zu-
sammenhang auch in den meisten Fällen für diese Entscheidung:
nur selten wird man im Zweifel sein, ob man in der Uebersetzung
den Optativ der Vergangenheit oder Gegenwart gebrauchen soll,
und zumeist nur dann, wenn der betr. Satz in der Sphäre der
Vergangenheit ebenso wahr ist wie in der Gegenwart und um-
gekehrt. Hienach sagt man äthiopisch: /ifls ^iChX' M^dJlO^
Yhh ' wenn du mir es gesagt hättest^ so hätte ich dich entlassen
Gen. 31,27. Matth. 23, 30. Gen. 31,42. Jud. 14, 18. Matth. 11, 21.
Num. 22, 29. 33^; aber auch: {^{{0-- -ha^üH- Ihl' HJ^-hAs K
th^P' ([(O^hi:' fh*!' h9^W'' ^f^^i ivenn ivirUich ein Gesetz,
das lebendig machen kann, gegeben iväre, so gäbe es eine Gerechtig-
keit aus jenem Gesetz Gal. 3, 21; hS^hV-" ^tid' /t"*' so wollte
er ihm vergeben G. Ad. 90, 18; fitl' h!h?(0-i}9^Pf^ ' h9^K^
'PMV'Ylf'^ ' wenn ihr sie hättet leben lassen, so ivürde ich euch
nicht (hiemit) tödten Jud. 8, 19. Matth. 26, 24. Ps. 50, 17; lauter
Fälle, in denen die Voraussetzung in die Vergangenheit, die Folge in
die Gegenwart fällt; oder: fia' iL^^'- ji+l'AV ' — hr'K't'^
m0'' ive7in er uns (jetzt oder künftig) tödten tvollte, so hätte er
es nicht angenommen Jud. 13, 23, wo das umgekehrte Verhältnis
eintritt; oder endlich: fid'- hYlO"- H-^Ä^' h'^l-p' ^<P<JA s
ÄAO' }i}\9^^'h^' f^'h*L' wenn jene (künftigen) Tage nicht ver-
kürzt ivürden, so würde kein Mensch selig Matth. 24, 22, wo das
^ An den drei letztgenannten Stellen ist (D^h- nicht gebraucht,
um das ganze der Vergangenheit zuzuweisen (etwa wie öJf), sondern ist
nur Uebersetzung von :xd/.ai, ^jörj, vvv.
486 § 205. Conditionalsätze.
ganze in die Zukunft fällt. Dagegen ist es an Stellen wie Ps.
80, 12 f. 43, 22 f., wo die Protasis der Vergangenheit angehört,
allerdings zweifelhaft, ob auch die Apodosis von der Vergangenheit
oder von der Gegenwart zu verstehn sei.
Nur sehr selten erscheint im Vordersatz ein Imperfect statt
des Perfects, im Nachsatz aber gleichwohl 7x9^ mit dem Perfect,
z. ß. in einem Satze allgemeiner Wahrheit, der für jede Zeit
gültig ist: fia- yh9^co"' (\ö^'' a.^- lu,- jr^ä^- rt^*'
}i9'''l1Ü'' a)hjir"'l^l' i&Tl"h/.J&! n,*" tvenn der Hausherr
die Stunde, da der Dieb kommt, (wirklich) wüsste, so tvürde er
ivachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen Matth. 24, 43 ;
vgl. auch M' M^' yh9^^' ivenn sie nicht tuüssten G. Ad. 97, 19.
Ein Nominalsatz als Protasis findet sich z. B. Chrest. p. 6, 1. 13 ff.:
^n- h\i' -nhfL' AY.*- Mi"' ?irÄOAV!-h: /^n- hYi- Hh
^-H- Itir'hil' und G. Ad. 97, 12 f.: Wfia'. h\i'' hli"- fl-llßf:
Häufig wird in irrealen Conditionalsätzen die Bedingung, als
aus dem Zusammenhang selbstverständlich, verschwiegen und nur
angegeben, was unter einer gewissen (verschwiegenen) Voraus-
setzung hätte geschehn sollen. Um so notwendiger ist die Ein-
führung einer solchen nur hypothetisch gegebenen Aussage durch
lt\9^^ zugleich immer ein sicheres Zeichen, dass in unsern Sprachen
mit dem Optativ oder Conjunctiv zu übersetzen ist, z. B.: Oif^tx
üSl' lt\T\\\)M\*' 7(l.^-' hVbf • f\öM\' und nun könnte ich dir
böses anthun Gen. 31,29; tro^s ?iir»H,>}P : üh'i\CV9^ '- wer hätte
das dem Abraham gemeldet! Gen. 21, 7; ^ih^^i^i^ß^m' fl-fl
H*^' was teuer hätte verkauft tverden können Matth. 26, 9. 16, 26.
25, 27 u. s. f.; und sogar: ^ft: lt\9^Y\Ö^d^\' wenn er auch Buhe
hätte (was nicht der Fall ist) Sir. 34, 4.
Da somit tx^^ die Kraft hat, einem Satze hypothetische
Färbung zu geben, so wird es auch häufig in Wunschsätzen ge-
braucht (§ 199, e); ebenso ständig in der Redensart rlh^* • \\^^'
\a\9^ mit dem Perfect, ivenig nur, dass — wäre, d. i. beinahe wäre^
z. B. h\^' i}^^' ll}\9^M\([' beinahe hätte einer sich gelegt Gen.
26,10. Ps. 72, 2. 118, 87.
§ 206. Wechselsiltze. 487
b) Wechselsätze und Wechselwörter.
Einzelne Wörter oder Wortreihen und Sätze können durch § 206
verschiedene Wendungen und Formeln in eine solche gegenseitige
Beziehung gebracht werden, dass jedes das andere fordert und
durch sich selbst darauf hinweist. Solche Formeln sind :
1. sowohl — als auch, verneinend weder — noch. Dafürsteht
im Aethiopischen selten (D — (D — fli, z. B. Gen. 33, 1 ; häufiger
VL: öl, z. B. hf^'i-t^t' fliW-A-- ÄrT(iHn.(i'^ -• Jos. 10, 5; X-
fli-y.:, z. B. >nnY.- (dcm*/.- Matth. 12, 22; i- m — jr.-, jos.
11, 4. Ps. 48, 2. Joh. 2, 15. Hen. 28, 2. Gen. 24, 25. Marc. 3, 32. 35
(dreimal). Rom. 1, 14 (viermal); ^: (O , z. B. Matth. 12, 3; V,:
(D — 3^:, Gen. 42, 35. Alle diese Verbindungen können auch mit
Negationen gebraucht werden. Vgl. oben, § 197 a. E.
2. ivie — so. Durch flll^-', \i^', Hh^-', \\oo ' Mi"-
einerseits und h^llh' oder h^^H' andererseits werden im Aethio-
pischen meist nur ganze Sätze auf einander bezogen, z. ß. Jud.
15, 11. Num. 5, 4. Deut. 8, 5. Matth. 12, 40. 13, 40. Hen. 98, 4.
Matth. 24, 17; selten einzelne Wörter, in welchem Falle das zweite
Glied (h'^^^0 auch fehlen kann, z. B. h^ = oollti' ?C(\hi'
o^lltK' 0^'ü' Hen. 28, 2. Auch Hh^ -• — Ol — S^s kommt
vor, Matth. 6, 10. — Durch nhl^^V •■ (vgl. § 166, 35) mit fol-
gendem h^lü*' wird je mehr — desto mehr ausgedrückt, z. B. (\h
9^^^' äd^h'- h'^l^•■ h^hi^' Chfih' (nach dem Maass deiner
Grösse, so demütige dich) je grösser du bist, desto mehr demütige
dich Sir. 3, 18; nhJ^^V' ^'^^ß^Pou'- h'^li--" ^dlf-lh'' je mehr
sie sie plagferij desto stärker vermehrten sie sich Ex. 1, 12. Auch
Jliw>: mit einem folgenden Ausdruck für Menge und h^lO*' können
dies ausdrücken, wie h^ •" 'flH-'lf-" (O^Ö?- /^PlT^^' h^ll- H
tf»-: 'tOhfi'Y: airD'}^fi: jß jyiehr ihr Leib brennt, desto stärkere
Veränderung geht in ihrem Geiste vor sich Hen. 67, 9.
3. juev — de^ wofür das Aethiopische keine besondere Formel
hat, wird teils gar nicht übersetzt, teils durch 5^ s im zweiten
Gliede; am entsprechendsten ist A im ersten Gliede und (D zur
Einführung des zweiten (s. § 200, 2).
4. Entiveder — oder im Sinne von sive — sive ist äthiopisch
l^OD'j^s — (D'h^'^i,: oder "h^f^V,' — (Dh^'^V,', und beide werden
häufig gebraucht, nicht nur um einzelne Wörter in gegenseitige
Beziehung zu setzen, z. B. lt\(^\' ih^Oi'l' i (Dh^X ' 'p-jf- •*
1 Cor. 3, 22 (sogar achtmal wiederholt). Lev. 3, 1. Matth. 5, 37,
488 § 206. Wechselsätze.
sondern auch um zwei vollständige Conditionalsätze einzuleiten,
die sich wechselseitig auf einander beziehn sollen, Luc. 20, 5 f.
Ps. 138, 7, Sollen sich dagegen die beiden Sätze ausschliessen
(aut — aut), so wird h'^hY^'- oder h^^M^A'' und iDh^^hYis
oder iDh'l'Mifl' gebraucht, z. B. Gen. 13, 9. 24, 49. Lev. 1, 14.
Jos. 24, 15. Matth. 6, 24. 12, 33.
Als ein Beispiel besonders verwickelter Satzperioden diene
der Brief des Cyrillus an Johannes; vgl. Ghrest. p. 75, 11. 2 — 7.
21—25; p. 76, il. 15—21.
il
Tafel I.
Schrifttafel des äthiopischen Alphabets.
U-haltige Kehl- und Gaumenlaute.
Niuuun der /.vicheii iiath
iNamen
form
mit Ä
zu spre
eben
II.
IM.
IV.
V.
VI.
mit r
oder
VII.
Miiiüo
Lautwert
Kntapr.
hebr.
l«»iit.>
im röm.
N.T.
mit ü
mit i
mit ä
mit c
auch
ohne
Vocal
mit ö
bäisch
und Transscription
reap.
arab.
1.
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emphatisches t {t)
emphatisches p (p)
emphat. explosiver
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22.
23.
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Af.1-« Päit
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X.
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X-
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Zischlaut, ts (s)
ursprünglich Stumm-
laut (d), später wie
25.
20.
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Ti Pa
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T
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No. 23 gesprochen
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leicht angezischtes
vj
«■hal-
tiges
L
mitiJ
IL
mit i
IIL
mit ö
IV.
mit e
mit !•
AusspracUu
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«
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^
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qu&, 9111, guü, qiü, qiiS.
-1
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-v.
A
>
t-
htiä, hin, hua, hui}, huH.
h
h-
»!•■
V\
*>.
»^
k-iiii, kill, kiiä, kuc, kulf.
•i
7-
T-
=1
>
i"-
(jiiti, gut, giiä, gue, guÜ.
Zahlzeichen.
äthio-
pisch
grie-
rnisch
äthiopisch
Äthiopisch
grie-
chisch
1 h
A
11
Xö oder besser
ifoH
20 '/?
A
2 g
B
12
AI - -
Xffl«
30 (fi
.1
•^ r
r
13
Xr - .
Xfflr
40 i-j
.1/
4 ö '
A
14
Ji» ' '
Xfflfi
50 H
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5 g
E
15
XÄ • '
Xfflfe
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100 ü
J'
10 I
I
200 KK
1000 XJ!
10000 (f
100000 Xff
i
starkes Verbum
J transitiv
intransitiv .
inediae giitturalis, trans. u.intrs.
tertiae gutturalis, trans. u. intrs.
. . f intransitiv .
niediae gfniinatae
I transitiv
I mit T( . .
\ mit ?
inediae infinnae
tertiae iiifirniae
liintenvocali
mit « .
mit t
transitiv
( intransitiv .
u. niittelliauclilant.
3ra.
A-nrt-
»'CO-
vnn-
ch?-
transitiv . i
intransitiv . j
iiediae gutturalis, trans. u. intrs.
rrtiae gutturalis, trans. u. intrs.
intransitiv .
transitiv
starke Bildung . .
■scliwache Bildung
mediae gutturalis .
tertiae gutturalis . .
mit » • ■ 1
mit t . .
transitiv . . .
intransitiv
oder mediae gut-
turalis . . .
transitiv . . .
intransitiv . .
' I oder mediae gut-
l turalis .
l'rimae W , v.iediae gutturali.«,
tertiae infinnae (Ohö?') ■ .
starkes Verbum
Iiediae geininatae
(11
'diae infirmae
mit
tertiae
infinnae
mit
Tafel II.
Uebersicht über die Bildung der Verba.
A. Das dreiradicalige Verbum.
1. Einfacher Grundstamm (I, 1).
a) Perfect.
3 f.
A-nrt-l"-
ipCOI"-
vnnii"
Ch?1"-
f-llC-
-1'>"JC '
J&Anf):
■lAnft-
^rihc>
-l-{n>,hC
f.r'l^b-
^•nb
^'JAÄ--
1?RÄ- =
^^-n-n-
l-'j-n-d'
f.at-'^O
■>fl»-1C
^hf:-
-1-AJt-
FWiTf»
l-rh-M»
fA\'
•1-9?.»
f^.'fV-
•lV-9"-
f,"tf-
^nr-
^1-A-:
1-1A-:
^T.+fl»-(-f)
•l•¥•^fll
^.IflOfl»-»
■i-hofl»-
f.\\&-
•lh<{.-
f.b^^--
■|*n^-
f.C09.-
'(•f-)
Singular.
2 m.
Anrih:
wib\\-
f'lAflJ-h! I
1-l-A-h: )
•lAüA-
^ri-b
•lAÄ-:
HA--
2 f.
Annti.:
vn-nh.'
flAa»-h.
I+A»h/
CA,»!.-
Ic.
Anfth--
vn-nvi--
l-IAflJ-tl--
CA.*»- ••
b) Subjunctiv.
^ZOf.--
'W
l-Anrt.:
Ivel.'
■ilA^-
l-iA'e-
?iAnfi-
h^ib-
Mf-K' •■
?iAÄ- ••
?»??.■•
hV-iat-
hiioto"
hbtt^-
hCOf!.--
ho f.'
■■w
f.Aflrt"
^r'co--
^AS--
nh''
^'1-Afll.
p.hoflJ. ••
^hcp--
i!
3 m.
3 f.
>74.'
V1<{.»
A-nfr:
A-n'i'
rM--
rA^'
wCO---
wC"f-
>•{■'
ifi'
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^nn-
«{•«n»-:
S°"V'
"töo-:
"t"7i
■I-Atn.-
i-fW-
h<:f. •
i\d!f-
o-nP'
0-üf-
C?iP-
ChSf-
^.An«^-
jf.'inn-
^A>J'
f r/iH :
^•1A«P !
S!.COf'
fOf-
Plural
2 m.
V7Chö"-'
Atiftho»- '
u'i.b\\oo- •■
vn-nho»"
"tj»"jfl(n». :
|-J-Afl)-h«»-'l
|/"A-yifl"-= I
-I-Aflfr •■
■lA S. =
17h.-
IV.OD- :
l"lAflJ.
VV'l-ffl.
'\'C01--
■lov--
2 f.
Anrth^'
'r/iich'}:
a'^b^ni'
on.P.h'}-
lAll^:
■i-r,h/.- ■■
l'if.f,-
ivnn-
•lIAfl-
•■(••7.'^!
-1- lAT ••
Ihce»
■ibnf-
1'coy-
■loy-
1 c.
iicy-
MM'
n-Aby-
■itt-ny-
Tiry
'%rY- .
(■IAflJ-»-l
M-A-V: I
0Ü¥'i-
CK"/-
'i'ilC-
■ir.hi:-
lf^i.b-
'iio-'-IC.'
7AÄ--
Wh»-
ilh'
■i^i.'J"'
J-l-A- i
'iiioai-'
■iTrni-
-ibtn'.-
ICO^-
(-f-)
starkes VerbuDi, transitiv .
mediae guttiiralis ....
inediae geminatae, intransitiv
primae (D, transitiv
tertiae intirniae, mit «
, .. I mit «, transitiv .
infirmae
mit u, intransitiv
metliae gntturalis
Tafel III.
Uebersicht über die Bildung der Verba.
A. Das dreiradicalige Verbum.
1. Einfacher GrundstamiTi.
c) Imperativ.
Singular.
2 m.
IC-
ho«»"'
2 f.
Plural.
■l-Ain. •
hOffl.'
2 f.
l-AV:
ho*?'
intransitiv
tertiae gutturalis
transitiv . .
{intransitiv
tertiae gutturalis
1 mit T . . . .
I mit t, transitiv .
i) mit », intransitiv
I mediae gutturalis
Singular.
2 m.
2 f.
2 m.
2 f.
Anfi-
AnA.:
AHA--
An<^-
ri^b-
/»"Ci.'
/^CO' •
/"CJ-
^-nn'
-jn,' onn,-)
-in-'Cj-nn-:)
ja-CJ-nn
A.^'
M,-
AS.'
A^:
?h'
9^-
9h.-
Hh:
'%r-
■^"1=
"f_in»-:
•i.<"i ■
\\6-
hcp.!
hcp-
hc.e:
i)n?.-
dnp.=
Anp-
dn,e ■
<:o.e.!
<:oP. =
/.OP -
<:o.e-
(1) Iiiiperfect.
Starkes Verbum, trans. n. intrs
primae gutturalis ....
mediae gutturalis ....
mediae geminatae, trans. u. intrs,
primae P
primae fli
zugleich meiliae gutturalis .
mit H
l mit i
Imit a . . . .
7Aigleicli med. gutt.
iufirmae j mit t . . . .
1 zugleich med. gutt.
mediae infirmae
3 m.
J&J1C'
J&rAC ■
^f -nrt -
Ji-I'A- :
^ho- -
3 f.
ih>^C'
ihf-nft -
•/•aivTh'H :
■l-iffl-jn* .-
-Vipjftj»" .-
■1-/-A--
1-ho- :
■Tl-h<i-
Singular.
2 m.
•vnc '
-VrAc
■l-p'flft '
->flJA.<i- :
'l-rD-ATi
-l-iaJ-9" :
■l-u-J?.'/"
■VhO--
•loi-'i. .-
2 f.
•1-r A<{ ■•
■Ve-iirt. !
■Y-fflA-S. ••
■>fl>-All. ■
•VVfli-'T. !
•l-l*'/?."?..
^-/■A«e :
■|-hii'e :
'1-hcp. -
■ll-flj-dp. .-
1 c.
hnc -
tihri •■
h?aii ■■
hm AK- ■■
ho»-/!»-«!
Mfo-r ■■
Mti---
h\\0- ■■
hat'%:
3 m.
phrv-'
.ftVS.-
f.wAS- ••
^'.W^ao. :
^•»-Affl. :
^hcp -
3 f.
i&fl)A^ -
^■/•A«? -
Plural.
2 m.
'l'hn-'
•1-rrM-'
■l-enrt--
■VfllAS. :
•■|-a»-AII-:
•l-l-AöJ.:
-Ihöfl).'
^•hCP.:
-Tl-fli-dp.-
2 f.
./■hJT"?-
-1-9" A<{. -
■ip-n/j ■
-l-flJA^ :
'ThflJvliH •■
-|-Vfl>-"V :
•l-O'^"? !
■V/A'P !
-l-hd'P '
^•hc.e :
1 c.
-»IC!
ih9"'i •■
"Jr AC -
'>P'nft -
•>fl>A.«l" -
'>fl»-A-ll i
-»©•IT -
Vl/i' ■■
■iYtO' ■■
"ilni-
/
Tafel IV.
Uebersicht über die Bildung der Verba.
A. Das dreiradicalige Verbum.
2. Die übrigen Verbalstämme.
, primae niediae
"'■"* ){"tt"rali» guttunilis
tertiae j mediae
gutturalis | gcmiiiatae
priuKi-' iTi.-dint^ iTiHrin:x.' 1 Icitia.' in
iniKH'
I, 2.
Eiiifuclier Steigc-
run^sstamm
Perfect
Subj.
Imperat.
Imperf.
«CR""'
P,hR-A:
,URH •■
)Afh:
J&VAA-
}A;h>
>liAA =
fflAm-
JM»AT =
fl»AT'
p.'BAT'
fnn-
jjp-n-n ■•
p-n-n ■•
f.f-a-tt ■■
hmA •• mP* ••
hffl-A: mj.'.4"
I»'>P =
I, 3.
Einfacher Ein-
wirkungsstamm
Perfect
Subj. 1
Imperf.)
Imperat.
mein'
nch-
HAWi:
^nA;h>
nA;h:
A«J<1-
ACC»
J'.A,I..=
"/•l'P:
PI*'
II, 1.
Caiisativum vom
einfaclien Griind-
stamm
Perfect
Subj.
Imperat.
Imperf
M1^.■^
nic'
fhr'C'
hi-ah'
f-nnh'
h-if-f.'
nsL-sf.-'
htR-X:'
ha»-AR-
^m-AÄ-s
Äfl»-AÄ-:
^fflAÄ-:
Äf.nA =
.epnA:
Aij&nA !
^p-nft '
\n-c- \
|^4.}P-:|
|ÄÄ.f:= 1
hlAfli '
^•lA--
MA--
^-lA"
ÄA-|-P>
PA/: =
hA/: <
^AJ; =
II, 2. Perfect
Causativum vom 1 , .
Steigerungs- ^"^^-
Imperf
hOdV-
fO£'
i^AOA-j
.PAAAs
hAAA-
MAA>
fff-tt^h'
hwmi :
fww-'i 1
ÄfliP«!-'
.eil.«"-: f •%!,,■.
11, 3. Perfect
Causativum vom Subj. |
Einwirkung«- Imperf f
stamm Imperat.
M*A--
A'PhP'
^«PJi.»
hVti.'
III, 1.
I!eflexiv-Pa.ssiv
vom einfachen
li rundstamm
Perfect
Subj. 1
Imperf )
Imperat.
(•/•«"•Am ■•
IIM-otAT :
(-I-V1C:
[•(•0dAt ■■
Hl*«:
i-MOH-
•|-ö"Ah:
Ij&^-iiv/":
1-fllAÄ !
^l-fflAÄ- -•
■l-fl»AÄ- ••
i-l-Ua>'h •■
•l"Vf:p!
III, 2.
ü'-rtexiv-PassiT
vniii Steigerungs-
stanim
Perfect
Subj.
Imperat.
Imperf.
f.l-i.f.r''
■H.%9''
f+ÄÄA»
l-fÄ-ÄAs
JIXÄA:
+ÄhA:
ßX.hA:
ß.W.'^th'
'l<«."/A:
-J-fl»Ah ••
^ilaiAh-
+fflAh ••
^1"BAh-
+Pfl>-W :
^Tip«Pü-
•IP'PU ■•
l-AfflAä •IVIlP+' iMtB'
-»•ip>p>
■|■|^^iy.'
111, 3.
Uellexiv vom Ein-
wirkungsstamm
oder (.iegenseitig-
keitsstamm
Perfect
Subj.
Imperf.
Imperat
1
+"7WiA'
^•Tl»7AA.-
1-"7WiA :
•/•vnn:
ß-Kn-n:
'l-VAm '
ßVVHt"
■tVAV
•I-<5.mR>
iMfiPÄ"«
•l-hPÄ-'
1-;l'Aai :
j^;l-Afl»-«
l^;^A-
l•|•;^Afl»••
l+;l-A-»
•I/'VP'
-tpif.'
Tafel V.
üebersicht über die Bildung der Verba.
A. Oas dreiradicalige Verbum.
2. Die übrigen Verbalslämme.
itir-llee«lii
I (•infachen
indfUmtn
,i>.-ltrfli-si>
>t*i((cninK»-
'■"'"' |/.ftlrtlA ■
Siibj. ftlllVtl <
Imparat hlli'iVtl '
ImjMrf. fllliVh '
P.rfect htllM/i •
Subj. fMf,ih •■
Iraperat ht\lf,iti>
ImperT. \ftli-*,-ib'
IV, :i.
.i.r-IC<'flr:
Pnttci
„mirknnip- Sul.j. 1
) u. ruii««t)V ' Imperf. f
ii^enwitig-
ttjwtniiuu
Itiipenit. htl-tSIC
.fft;»-,1i+i:'
JPft.lt/'V- •
^ft■l•fl»•,1.ft >
^ft/Cli*' ^ftMl+--A- ^ft(-V/"-- MI-flH.l.ft >
>iftl«>»lA-
Sh-i-vua >
ytll—lin-^ ••
M-i-^y-n •
r
ytii-uy.K •
htllM'K •
.ffll-tV- ■
ytiiü/.'
hM-nv>
ytii-n •
B. Oas mehrlautige Verbum.
iiil llim.'hJiiuli-ii
.It biiK
mehrfkcb •cbmu-li
iifarhiT Stamm
Perfcct
Subj
Imperot.
liuparf.
t.y:inb<
"Viv.h >
y.ivi'M >
y.wAh '
y.nhnh
y.rM •
y.y.rM ■■
y.rhti-
y"it\-i
\y.Ti'
\y.-vi'
wie Subjuiictiv
Hf rfect hy.-ilfl >
Subj. yy.viä '
Im,...rnl. hf-llt'
, Iiii|«rf. [ fK»t'
hl-^Oi '
hf^mW ' h/.iHM >
yn-iiii' y""'f\Mi' yim:\t>
\f0'-\n' ./«•IT»' \fiucu>
yim-.hh ■■ yntxi
h""t:tttl ■■ h'lfli
(AR,«'
[yy^fi ■■
\yr^,i,
l/i *'.."/•>■
>'ie äubjuDctiv
III. ».
'•nM!iligkeiU-
•Utnm
IV. 1. 3.
'iutiT-K«llttiT>
»tanin
P«rf«ct +«i>">Rn •
Subj. I i^-T-flo-jR-n .
ImptnL j +a'-iy.-n •
Imiwrf. fi1-«»>R-0 >
y-li-Hot' y.^ir>/>-if,/t • y.=t-i-i)/.-U'
lltZZ^,] ^'-"•w. ^1-.«^«.
l'«rf«i +AVAAI
Subj. 1
Imperf.
Impml. |-HKAA>
^ATAAi
A<H«UkA'
•l-M-JI-7^
y-ui»'
y.-l-ndi ■■
■i'nd-i ■■
1 +m¥+*«
imptrmi. M>r:rf: •
Imperf. T"»*:?"!: '
A'X.COÄ- MAAflO'
.f>(nAA>
/■')n<AA'
»« Subj.
wie öubjuacliv
rt">+m .
t-iy.V'
»•■rtH! '
y-i"i>;.
tiVI:-
■»••■}'!.>
SMMf
jüi->^.'
J. ■»•■•> S.-
y.xn/j'. '
•ixri'y. >
y.taoiAat-1 I y.%ii"uy.:
y.-1-'"''i/iii>-
fnf>
In- Ad"
l.i'.;,7..
Ij-.rt-A-'
I7.I.'
lA-A-'
I wie tiubj.
yvi. •
hVI. '
Koim I
I lim- ('(III
|.t','trti-oi-
Wliaif'
IHdi-tfi-i
l(«ii-t'i
l'll«M' '
/iX.V<" '
yr-i- <
wie .SubjuuctiT
+rt.Af > +n.Hii» I
j'-lA.Ay. > yMUim-
it\.tiy. • iin/w- ■
wie SubjuocUr
yji';haf y.Miiy.' ' y.tiyiat--
AA|-A<.'Aa> 1. Imperfecl tll+AVh-i .
^l.-i-fiy.m •
1 n+0*'
M«f ■ KifiittD I
wie äubjuiiai(
i
Tafel VI.
Uebersicht über die Bildung der Pronomina.
I. Pronomina demonstrativa.
b) jener.
Sing.
(Nora. Tf>
1 Acc. M ••
a) dieser.
f. m.
f.
n: oder TIT'I:'
H-fc.
»1= oder »/>•/•:
H'/-.
p, (Nom. ?,A-- M- oder hn-TrU' JiA'Jl:
m. f. ni. f.
Htt" Ml-Tn-' oder -MW-I:» (llhl::) ri'i:i'M:
Tfh-: - oder 'JIW"I': {iDnl':) hi^M-
>lAVh>
>iAif"|.» Ode, ^Ahl--!
>iAiH-- oder ?iAh-J":
a) tvclcher.
^'"^'- I f. Ki\-.
Flur. c. ?,A'
2. Pronomina relativa und interrogativa.
b) wer? was?
ni. f. II.
Nora. »»>••■ ?"'>-l":
Acc. ff»V> J»"'»'/-!
c) welcher?
Sing. Ä^.«
Noiii h^-1-
Flui
I Acc. h9\'
Singular.
h-ii'
I. Fers.
II. Fers.
III. Fers. f^^°™- "'•^''■•"
\ Acc. fl>-?|-/-:
3. Pronomina personalia.
Fl
Ural.
m.
c.
f.
—
•>A>-
—
Wi^ao-.
—
^-J-l-}:
Nom. oder
?,»7'J'|:
—
oder
OhYi-^O'*''
(D'h-f-'i
4. Suffigierte Personalpronomina.
I- Pers. II. Pers.
c- n). f.
Sing. (^' =*"' Nomen
I i» am Verbum " "•"
Flur. >: Jfjoo-: }rj7 '
III. Pers.
m. f.
i
Tafel VII.
Uebersicht über die Anhängung der Verbalsuffixa.
3 i n g u 1 a I
Plural.
1.
2 m.
2 f.
3 m.
3 f.
1.
2 m.
2 f.
3 m.
3 f.
I. »/. '
Ji^iJ'. '
V7^h:
^l£h,>
MC-
>1^'
vi^v-
V7^h««'-'
V7<:h'> »
V7(Y<n>- :
J7C?'> :
Formen, die .,,pi| .
auf u aus-
VlChJr-
—
-
fj7Ch:
\-ilCW'
>7ChV-
—
—
nciiö»-:
*7C»i'>-
lauten ilCi--
—
>7CS'h»
MCTh.»
•HC^V-:
ilCW'/-
—
ilCWTno^--
V7CVln'J-
V7CVir<n»"
V7cvir'> ■
11. in/.'
»/{Jr-
J^^h ■■
Vl^h.»
'lli'O-.
mV-
V1/!.V =
Vl^höB- :
l7^h'>'
V7<{.iro»':
>7<5in'
Formen, die jf-ili- '■ I
auf ä aus- ^'il^- ' )
^n^Jr.'
J?.V7/5h-
^i^^h.'
^ili'O--
^i1/.V-
JP.i^/JV-
p.V7<{.h«»"ä
f.i'li'W-
^v^^l^ö»•!
j?.n/..ir'>:
lauten lli- =
-»^/..Jr:
—
—
'ili'O".
'il/.'/i
"JI^V'
—
—
^«7<{.irfl»- 1
'J^^l/'J :
V7f:h-'
»Clfl-h:
J7Ch-h.:
nctir-
ilClnV'
—
V7Ch-hff»'!
'ilVM'W-
ilC'i\9*o«-
i7r:h}»''j!
111.
•/'K- '
iKi.-
V7<-h:
n<-h.:
V7CJP-
ilCV ■
V7<-V =
V7<-hö»-!
>7<.3n'} •■
>7C?'ö»-'
>7C?''>:
Formen, die
iniiijav. :
>7f:jT"»->.--
—
—
V7Ch?"?':
"iiCnrv-
ilChö»*!
—
—
V7(:hJ»"?'ö"-!
V7(:»ir?''>
auf M aus-
lauten
1V«7<.:|
^.r/^J'.-
i!.il^i\'
jP.V7<-h.'
^'.V^Cf-
ß-ilCP-
^>'7<.>-
liJ^^-JT"» ••
f.V"j<-h'>'
^ncf'"»''
Jt'.V7(;}"'>:
->-K- •
'>-j<>.=
—
—
•j^cjp-
r/cp =
->•?<.>■
—
-
^'7Cf'w--
-iicp'i-
, '''■,. >7r:i).:
v?(:h>.:
—
— ■
V7ChP- ■
^iciif'
vichV!
—
—
J7ChPff»--
^iclnvi ••
rormen, die st^t-aty,
auf t aus- / ' '" '
•1>"/C>.:
—
—
•1V1CP-:
■1'ilCF-
»"JCV!
—
—
■incp"^- =
-H^cp-J:
lauten ' ^'' *
'nCJr.-
—
—
'J'ICP-'
'ilOf-
-j^o-
—
—
-J^f'p-OD. :
^"»CP-^ =
V7/.1 •■
>7/./-3r:
>^^•^h:
ildi'h,'
i?^:^^'
'lld.J'-
^Id-l-i-
>7<:i'h'"»"
^id'l'Tn-i-
>7<:^'tf»-!
»7<:'f'j'
V.
/2.V7C:
J&V?^».-
^V^^Ih:
ß-il^XK'
js-v^tr ••
J^.V'7^:
^V7/.J-
^V"?<:hö«»'=
if.'i'^^M-i-
IM^f^ö".:
f.^lt^'i-
Formen,
welche con-
sonantisch
•»•7r::
•i-»'?*:^:
•1-V7C '
in*:*'
Mim ■■
auslauten
-j^r:-
'>"?/.>,:
—
—
nc-
"ili--
•j^^iv-
—
70/(^01»-:
-iicri'
>?r:n'> =
— ■
—
—
nciiv"-
ilChV '
—
—
ilChlf'^--'
iicum ■■
JP.'JIC:
Subjunctiv- -l-^^C :
formen ]h'}'lC-\
/in<ii'
Jt-J-JCh»
f-'iiai,-
f.'iie--
^'i1£-'
ß-'ildi'
j&nchö»"'
^•J^ch"}.-
f/ilCo^' ••
^'iia'i-
[riiC'l
i
Tafel VIII.
Uebersicht über die Genus- und Numerusbildung der Nominalstämme.
I. Die Genus- und Numerusbildung der Adjectiva und Participien.
Sing ihfat-: rVfl>">- rh^'.'»" '''^1 "
f.
5.
6. 7. 8. ! 9.
Sing, '^^,'ilö' oBf-llö-l--- ao^Cf.- ao^6^'-- o^'h^' a°'i^6^- «""JÄ^^s <w^<iL'^«e>'
Flur. öD^'J'l?'»: tfO^-ZJ"/?-!-: öD^C^^! «n<H(:^-Tl" , <W-hC^^! o»J,CJP-l" I O^'i^l.fKD'^'i-- OO-HAOh^^':
f.
2. Die Pluralbildung der Substantiva.
a) Die äussere Pluralbildung.
a) mit
Endung
Masuuliu-
des Plurals.
Sin-.
Plur.
1.
Sing.
Plur.
3.
Sing.
Plur.
111 übrigen s. die Ad
jectiva.
ß) inil
Feminin -Endung des Plurals.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Sing. 0H*>-
W-A,!--
^OD'l- :
Tf-nm^s
aolpU>^^' :
^?i9"C^:
Äff"«,-:
Ä-l-
Plur. on^^'
W-A^l-.-
f^ao^^ .
"M-nm;*"!"' 1 oD^if^^'^i
Ihin-C;)-^ •
f.OD*!t-
Äl>''1"»
9.
10.
■ 11.
12. 13.
14.
15.
16.
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17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
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itsnamen. Eigennamen.
25. 26.
Sint
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Tafel IX.
Uebersicht über die Genus- und Numerusbildung der Nominalstämme.
2. Die Pluralbildung der Substantiva.
b) Die innere Pluralbildung.
Plur. Sing.
Lrste Bildung , ^^^, Äfl .
Zweite Bildung
Plur.
1 ÄAnft-
Sing.
Ä-nc»
A-nft-
Dritte Bildung
Plur.
( hh'i.'n-
\ txVl-C-
Sing.
«IC'
Vierte Bildung h-OlC' nlC-
Füi
fte Bildung
Sechste Bildung
1 ÄJ.'hl--
flin-nl-'
mfU-n:
Siebente Bildung
1. 2.
Plur. rtv/iA: h'Ph-n-Th'
Sing. rt'JrtAi Jih-n--
9. 10.
Plur. 'Ufl»"?'!--- h'^fl»-^"--
Sing. '»X.^: h<^Ä-.-
3.
Ä-n-Zv:- :
11.
4.
12.
rth»? ••
.5. 6.
•■ oDtiVi' OD"} AM-
IS. 14.
hA-lil-' hP-i-il-'
7.
15.
8.
3. Die Anhängung der Nominalsuffixa.
a) an Singularstamme,
a) welche auf ä, e, ö auslauten:
1.
2 m.
2 f.
3 m.
3 f.
oni. u. Acc.
f Sing.
l Plur.
/?) welche auf
% auslauten:
Nora.
\ Sing.
1 Plur.
•n?.rt.h-
'nhrt.h'"»- !
-nJirt.h.:
•nhrt.h'}:
•nhrt.«-.-
-nhrt.u''»---
tthfl.7'
■nhfLin
Acc.
f Sing.
t Plur.
'nhrt.e ■■
•nhrt.h ■
•nhrt.h'«'-:
'Wh(\.\\.-
-nhrt.iT>:
•n?irt.ü--
■{X'hdiroo- :
nhfi.'/--
■ahfi.ir'i
/
) welche consonantisch auslaute
i;
Nom.
f Sing.
1 Plur.
/*'C(I-1>-
/"COl-h :
/^-co-lii.'
/^co-lJ ■•
Acc.
( Sing.
1 Plur.
r'CO-l'i»
/^CO/ll,!
/^•CO-ti •
b) an Pluralstämme.
Nom u. Acc. I S'"g '^'^hYl^f: ««>A^h•th•
i Plur. on^Jih-tV •• ""Ahh-fchö"-
'"'Vhh-/:Ji.- o"Ahh-to-s oD^iMi^Y'
«^AhJrfclll- o»i\J,J]-fc(rö»-: o»y\J,h.tu"J i
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